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Blondschopf
Wohnort: 
Tübingen

Bewertungen

Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2022
Aufbruch / Ein kleines Stück von Afrika Bd.1
Rey, Christina

Aufbruch / Ein kleines Stück von Afrika Bd.1


gut

Problematisch
Ivy, Tochter eines wohlhabenden Engländers kommt mit ihrem Vater zu einer Jagdsafari zum ersten Mal nach Afrika, verliebt sich sofort in das Land und sehr schnell auch in einen der Wildjäger dort. Doch die Hoffnungen auf ein friedliches Leben in Harmonie mit der Wildnis zerplatzt sehr bald. Erst als ihr Mann aus dem Krieg nicht mehr zurückkommt, gelingt es ihr mühsam, eine eigene Vision einer Tötungsfreien Sarari-Veranstaltung zu verwirklichen.
Das Buch beschreibt die Flora und Fauna Afrikas sehr eindrücklich, auch die koloniale Haltung der Zeit wird sehr deutlich. Ivy wird in dieser Szenerie als Gegenbeispiel gezeichnet, das die Tiere und Natur nicht zum Vergnügen ausnutzen und auf Augenhöhe mit den Einwohnern umgehen will. Auf der einen Seite wird an den Gegenparts von Ivy die Widerlichkeit des Kolonialismus sehr deutlich, gleichzeitig kann sie und damit das Buch sich trotzdem nicht bestimmten imperialistischen Eindrücken erwehren.
Trotz der Figur Ivys bleibt das Buch aus einer weißen herrischen Perspektive geschrieben. Die Einwohner Afrikas kommen nur als Nebenschauspieler und Gewährsmänner ins Bild, haben keine eigene Meinung und keine eigene Handlung. Ich denke, dass wir heute im Postkolonialen Zeitalter mehr Bücher benötigen, die die Geschichte und Welt Afrikas aus der Eigenperspektive der EinwohnerInnen beschreiben und nicht noch mehr herrische Eindrücke der weißen Zugereisten benötigen.

Bewertung vom 17.10.2022
Der Faden des Schicksals / Atelier Rosen Bd.2
Lamballe, Marie

Der Faden des Schicksals / Atelier Rosen Bd.2


weniger gut

Im Schlendergang durch´s 19. Jahrhundert
Mit dem 2. Band der Saga kehren wir zurück in das Putzmacheratelier in Kassel. Durch die Aufgegangenen des 1. Bandes scheint sich nicht viel verändert zu haben. Elise kennt jetzt zwar ihren Vater, das ändert aber für sie und ihre Mutter wenig. Er jedoch scheint in seiner Tochter eine neue Verbündete zu meinen und weiß geschickt, ihre Zuneigung zu ihm auszunutzen. So bringt der Vater Elise nicht nur in Kontakt mit einem windigen Studenten, sondern auch dazu, sich auf eine abenteuerliche Reise zu begegnen um einen Diebstahl für ihn aufzudecken. Letztlich begibt der Vater damit das ganze Atelier in Gefahr.
Die Erzählweise ist wie im 1. Band der Sprache des 19. Jahrhunderts angepasst. Das macht es für uns ein bisschen mühsam, aber auch etwas authentischer. Ansonsten verläuft die Erzählung recht fahrig. Man begleitet Elise und ihre Mitstreiterinnen von einem Schauplatz zum nächsten, erfährt aber nicht wirklich warum. Die Beweggründe für das Handeln der Personen werden nicht wirklich klar. Alles scheint gewollt dramatisch und konstruiert. Auch der Titel hat keinerlei Bezug zur Geschichte, was dann doch etwas dürftig ist: Weder erfahren wir viel über die Mode, noch entwickeln sich Träume einer neuen Zeit.
Sympathien zu einzelnen Figuren konnte ich nicht aufbauen, zu fahrig wirken auch sie. Wer demütig werden möchte dafür, dass wir heute Bequemlichkeiten wie Regenschirme, Eisenbahn, Telefon und Zug haben, uns deutlich weniger nach gesellschaftlichen Erwartungen richten müssen und man selbst über sein Leben entscheiden kann – dem hilft dieses Buch. Ein Lesegenuss mit wirklichem Mehrwert ist es eher nicht.

Bewertung vom 10.10.2022
Élises Geheimnis
Druart, Ruth

Élises Geheimnis


ausgezeichnet

Unbedingt zu lesen!
Elises Geheimnis ist ein grandios geschriebener Roman über die wahrscheinlich prägendsten Jahre des Vergangenen Jahrhunderts: Wir lernen eine Pariser Familie in der Kriegszeit kennen, deren Vater schon längst eingezogen wurde, während die beiden Töchter versuchen, trotz aller Einschränkungen durch die Nazi-Herrschaft in ihrer Stadt ihr Leben zu meistern. Sie manövrieren sich zwischen Ablenkung, Essensbeschaffung, Widerstand und Fügung hindurch und man staunt, welch Widerstandsfähigkeit die Menschen damals an den Tag legten.
Als die älteste Tochter Elise einen deutschen Soldaten kennenlernt entspinnt sich eine intensive Auseinandersetzung mit Schuldfragen, Vorurteilen und um die Frage, wie viel Menschsein in einer Diktatur verloren gehen kann. Den wenigen romantischen Momenten stehen Erlebnisse der Brutalität und des Grauens entgegen.
Ein zweiter Strang wird aus den 60er Jahren erzählt. Elise und ihre Tochter finden wir einsam in der Bretagne wieder. Zurückgezogen und irgendwie nicht über die Vergangenheit hinweggekommen. Beide Geschichten sind eng miteinander verflochten und oft vergisst man, dass zwischen ihnen keine 20 Jahre liegen.
Der Autorin gelingt es ganz wunderbar, feinsinnige Menschen zu zeichnen. Sie widersetzt sich dem Streben, jeden Charakter und jedes Tun nur in Schwarz/Weiß bzw. gut/böse zu verorten. Facettenreich wie das Leben lernen wir grübelnde, widerständige und zweifelnde, aber auch gehorsame und sich fügende Menschen kennen, die eigentlich alle nur ihr Lebensglück suchen und gerade darin von der Nazidiktatur und ihrem Grauen brutal gehindert werden.
Ein unbedingt lesenswertes Buch, weil es uns viel lehrt: Über die jungen Männer, die von den Nazis zu Mitläufern gemacht wurden, über die EinwohnerInnen der besetzten Städte, über die psychische und physische Zerstörung des Krieges, über die ebenso grausamen Vergeltungs- und Racheversuche nach der deutschen Kapitulation und über die Frage, was am Ende wirklich bleibt. Feinfühlig geschrieben und gut leserlich geschrieben. Ein Meisterwerk!

Bewertung vom 30.08.2022
Im Licht der Hoffnung / Das Goldblütenhaus Bd.2
Groß, Gabriela

Im Licht der Hoffnung / Das Goldblütenhaus Bd.2


sehr gut

Wohlfühlemotionen
Gabriela Gross entfühlt uns wieder in das Imperium der Glanz-Familie an den Tegernsee. Im Mittelpunkt steht diesmal Ella, erfolgreiche Geschäftsfrau, geliebte Tochter, Schwester und Enkelin, gesegnet mit einem wunderbar fürsorglichen Lebensgefährten. Der allerdings wohnt und arbeitet in Kopenhagen, weshalb wir mit den beiden einige wunderschöne Urlaubstage in Dänemark verbingen und auch dessen Familie kennenlernen. Doch so harmonisch kann das Leben als Romanheldin natürlich nicht verbleiben. Gleich mehrere Herausforderungen warten auf Ella, die ihr Leben und ihre Zukunftsplanung enorm erschüttern. Aber mit der ihr eigenen Lebensenergie und dem Willen, weiterzumachen, besteht sie alle souverän.
Wir lernen eine starke Frau kennen, die Schwäche zeigen kann, die sich für ihre Lieben einsetzt und ihr Leben in die Hand nimmt. Es gelingt Gabriela Gross ganz wunderbar, Emotionen und Atmosphären zu vermitteln. Ja, es ist eine außergewöhnlich schöne Welt, in die sie uns entführt und ja, die Dramen sind in ihrem jeweiligen Erscheinen ziemlich mächtig. Aber so groß, wie sie am Anfang gezeichnet werden, so schnell lassen sie sich am Ende dann doch irgendwie recht problemlos in den Griff bekommen. Für mein Geschmack hätte es der Erzählung gut getan, sich auf 1-2 Dramen/Erzählstränge zu fokussieren und diese viel detailgenauer auszuführen. So bleibt es bei einem herrlichen Wohlfühlroman, der ziemlich schnell vorangaloppiert, dabei durchaus in einzelnen Aspekten wichtige Gesellschaftsthemen (Nachhaltigkeit, Rasissmus) anspricht, im Wesentlichen aber den Wert des Zusammenhalts in der Familie und unter Freunden vor Augen führt.

Bewertung vom 08.08.2022
Wie ein Stern in dunkler Nacht
Thomas, Violet

Wie ein Stern in dunkler Nacht


weniger gut

Es fehlt an Atmosphäre
Mit ihrem plötzlichen Aufbruch nach Schottland flieht Christina aus ihrem bisherigen Leben, das sie mit einer zweiten Fehlgeburt hart bestraft hat. Ihrem Partner gelingt es nicht mehr, zu ihr vorzudringen, ganz anders die Bewohner der Schottischen Insel, auf der sie für einige Monate eine Hausarztpraxis übernehmen kann. Dort trifft sie auf Aidan, der zunächst unnahbar wirkt und erst in einer großen Notsituation sein Herz für Christina öffnet. Über einen längeren Zeitraum nähern sich die beiden an und wir Leserinnen werden Zeuge davon, wie sie sich stück für Stück einander anvertrauen und durch diese Offenheit ganz langsam alte Wunden heilen können.
Leider gelingt es der Autorin nicht wirklich, uns Leserinnen mit ihre Erzählweise zu bezaubern. Die Charaktere sind zwar facettenreich angelegt und durchaus tiefgründig, mit Fehlern und Kanten behaftet, also sehr authentisch und gar nicht kitschig. Weder die Stimmung eines Lebens im Sommer, Herbst und Winter auf Schottland, noch das Dorfleben in seinen Eigenarten und auch nicht die Atmosphäre einer Hausarztpraxis kommen beim Lesen wirklich rüber. Auch die Emotionen zwischen Christina und Aidan, ihre entflammte Liebe zueinander, wird in den Zeilen (im Gegensatz zur Verletzung der Einzelpersonen) uns nicht wirklich nahe gebracht.
Das Ende kommt dann mit großer Wucht und wird ein bisschen wie ein großer Stein, der all die zarten Anfänge zertrümmert, so dass wir einigermaßen ratlos zurückbleiben. Schade. Anderen Autorinnen gelingt es in diesem Sujet durchaus besser, Atmosphären und Stimmungen rüberzubringen.

Bewertung vom 08.07.2022
Himmel über dem Salzgarten / Salzgarten-Saga Bd.2
Bach, Tabea

Himmel über dem Salzgarten / Salzgarten-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Tabea Bach gelingt es wieder ganz wunderbar uns auf die Insel La Palma in ein verwunschenes und eher unberührtes Fleckchen Erde zu versetzen. Nachdem Julia sich im 1. Band in ein verfallenes Restaurant verliebt hat und es unter abenteuerlichen Umständen kaufte und sich zeitgleich in den früheren Besitzer verliebte, haben sich die ersten Wogen nun geglättet: Julia und Alvaro haben sich im Salzgarten niedergelassen, das Restaurant ist auf Vordermann gebracht und kann mit viel Unterstützung von Julias Freunden und Einheimischen eröffnet werden.
Wie zu erwarten war, funkt ihr Bruder Jens an allen Ecken und Enden dazwischen. In mehrfacher Hinsicht macht er ihr das Leben und den Start des Restaurants schwer, um selbst daraus Profit zu schlagen. Schließlich stellt sich heraus, dass er am Ufer des Salzgartens Felsen sprengen lassen will, um dort eine Tauchschule einzurichten. In seiner widerlichen Art findet er dazu sogar schnell Verbündete, die damit zu Feinden Julias und Alvaros werden.
Nur mit viel Mühen und v.a. Zusammenhalt, der auch mal über alte Traditionen hinwegsieht, gelingt es Alvaro und Julia, diese hinterhältigen Pläne zu boykottieren.
Es ist eine Erzählung, die wiedermal durch ihre detailreichen Landschafts- und Essensbeschreibungen besticht. Ein lesbarer Urlaub, ohne verreisen zu müssen. Die Figuren sind durchaus facettenreich dargestellt und der Kreis der Personen wird um einige interessante Menschen erweitert.

Bewertung vom 14.06.2022
Aufbruch voller Sehnsucht / Böhmen-Saga Bd.2
Sonnberger, Gabriele

Aufbruch voller Sehnsucht / Böhmen-Saga Bd.2


gut

Im zweiten Band der böhmischen Saga flieht Erika mit ihrer Tante und einer Freundin von den Tschechen aus ihrer Heimat und landet zunächst in Österreich bei Freunden/Verwandten. Es beginnt eine Zeit der Neuorientierung und Suche, in der der Verlust verarbeitet werden muss und gleichzeitig das Leben wieder neu in Angriff genommen wird. Während die Tante sich in ihrem Griesgram verhängt, knüpft Erika schnell neue Kontakte, findet sich unter den neuen Gegebenheiten zurecht und kann durch ihren Überlebenswillen auch die anderen versorgen. Außerdem finden sich bald sehr viele ehemaligen Hohenfurther in ihrem Umkreis ein. Wir begleiten Erika dann die nächsten 10 Jahre, in denen sie von einer jungen lebenslustigen Frau zu einer pflichtbewussten Mutter wird, die sich nur noch „nebenher“ privates Vergnügen und private Kontakte erlaubt.
Der Ban ist ein Panorama des Lebens in der Nachkriegszeit. Alle im 1. Band angerissenen Biografien, seien sie noch so am Rand gelagert, werden fortgeführt, was ihm nicht nur einen großen Umfang, sondern auch eine Fülle an Einzelerzählungen beschert, was dem Lesevergnügen nicht unbedingt dient. Um den Erzählfortgang zu beschleunigen gibt es immer wieder größere Sprünge und vor allem müssen die Protagonistinnen viele Herausforderungen ziemlich schnell und ziemlich erfolgreich bewältigen, was dem Ganzen einen unglaubwürdigen Anstrich gibt. Wer große Literarische Kunst sucht ist hier eher nicht glücklich. Wer unterschiedliche Einblicke in das Leben der Nachkriegszeit erhalten und gut unterhalten sein will, dem sei das Buch empfohlen.

Bewertung vom 10.05.2022
Wo kann ich bitte meinen Mann zurückgeben?
Bailey, Kristen

Wo kann ich bitte meinen Mann zurückgeben?


weniger gut

Emma ist erfolgreiche Ärztin, Mutter von zwei süßen Mädchen und war bis vor kurzem Ehefrau eines notorisch Sexsüchtigen, der sie über Jahre hinweg mit nahezu jeder Frau betrog, die ihm über den Weg lief. Mittels Unterstützung durch ihre Familie gelingt es Emma, sich tatsächlich von ihm zu trennen. Während er weiterhin mehrere Beziehungen gleichzeitig führt, aber möglichst gut für seine Kinder da sein möchte, versucht Emma, irgendwie wieder ihr Selbstbewusstsein zurückzuerobern. Sie selbst scheint auch nach über einem Jahr noch sehr von der Last des exzessiven Betrugs zu leiden. Ihre Selbstzweifel aber auch ihre Wut gegenüber ihrem Ex zeugen davon, wie abhängig sie von ihm weiterhin ist. Seit der Trennung lebt ihre jüngere Schwester bei ihr, die so das komplette Gegenteil zur rationalen und zurückgezogenen Emma ist: Ohne festen Job, jobbt sie als Animateurin, pflegt einen sehr vulgären Wortschatz und ist sich nicht zu schade, ihr ausschweifendes Liebesleben als Vorbild für Emma zu gestalten. Trotz oder wegen deren ständigen Drängens lernt Emma einen Kollegen kennen und verliebt sich langsam in ihn, jedoch nicht unberührt von zahlreichen kleinen und größeren Tragödien.
Irgendwie scheint alles an dieser Geschichte extrem gesteigert zu sein: Emmas Wut, Simons Sexsucht, seine zeitweiße Reue, das exzessive Leben und Sprechen ihrer Schwester, das Kennenlernen des neuen Mannes und die Aufarbeitung der Trennung. Ohne Drama geht nichts in diesem Buch. Mir ist das zu viel Extreme. Ein paar Grade weniger hätten es auch getan und viel zum Realismus der Geschichte beigetragen. Um das Extreme zu steigen und beibehalten zu können liegen zwischen den einzelnen Kapiteln immer mehrere Wochen, in denen sich zum Teil auch Entschiedenes tut (z.B. Entwicklung der neuen Beziehung), was aber nicht erzählt wird. Stattdessen findet man immer und immer wieder Rückblicke auf die unzähligen Betrugsaktionen des Ex. Erst im letzten Drittel finden sich ein paar wenige Kapitel, in denen es wirklich Menschlich zugeht, man in die Abgründe der Figuren schauen kann, sie versteht und wirklich gerne bei ihnen ist. In allen anderen Kapiteln traut man sich höchsten von der Ferne auf dieses extreme Schauspiel zu blicken. Mir ist das dann doch zu wild.
Und noch ein Manko: Der Klappentext führt ziemlich auf die Irre. Weder geht es im Wesentlichen um Simons Lügen über Emma, noch um Dating-Erfahrungen. Im Mittelpunkt steht eher eine zielich verunsicherte Frau, die tragisches erlebt hat und nun v.a. von ihren Schwestern bis ins Extreme der sexuellen Peinlichkeiten geführt wird.

Bewertung vom 28.03.2022
Super Gefühle
Vuorisalmi, Emilia

Super Gefühle


weniger gut

Die Autorin, eine in Finnland offensichtlich gut bekannte Allgemeinärztin, Beraterin, Bloggerin und Podcasterin hat ein weiteres Werk ins Regal der Beratungsliteratur für ein Glückliches Leben gestellt. Es zielt auf das allgemein gültige Optimierungsbedürfnis und gleich von seiner Diktion dem üblichen Muster: Eine sehr erfolgreiche, gebildete Frau erlebt offensichtlich zum ersten Mal in ihrem Leben eine Phase, in der nicht alles glatt läuft. Sie entdeckt verschiedene Techniken „für sich“ und wird dann innerhalb kürzester Zeit zu einem glücklichen Menschen, der sich selbst voll im Griff hat. Als Begründungsmuster wird im vorliegenden Werk die Biochemie herangezogen. Entsprechend gliedern sich die Aufforderungen darin, Serotonin, Oxytocin und Dopamin gleichzeitig zu fördern und in ein gutes Maß zu bringen. Die Techniken sind nicht neu: Finde Ruhe, finde dich selbst, hab dich und andere lieb, sei präsent, ernähre dich gut und bewege dich viel. Fazit: Nichts Neues unter der Sonne.

Bewertung vom 28.03.2022
Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
Mattera, Julia

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach


gut

„Robert liebt die Menschen. Von ganzem Herzen. Und gerade deshalb hat er sich immer von ihnen fernzuhalten versucht.“ (S.194) So das Fazit der Autorin selbst. Der 1. Teil des Buches führt uns in die bezaubernde Idylle einer auberge im Elsass. Robert wird uns als hochsensibler Gärtner und Koch vorgestellt, der in über 50 Jahren niemanden neben seiner Schwester und deren Kindern neben sich dulden konnte. Sein einziger Kontakt sind seine angebauten Gemüse und die Hoftiere. In beinahe autistischer Manier sondert er sich in seine eigene Welt ab. Erst einer Ferienaushilfe gelingt es, das Eis zu brechen. Dem jungen Hassan vertraut er in kürzester Zeit sein Wissen an und findet in ihm einen Seelenverwandten.
Als dann im 2. Teil eine englische Touristin auftaucht und ihm den Kopf verdreht, geht es ganz schnell: innerlich weigert er sich zwar, aber tatsächlich lässt er in wenigen Tagen all seine Prinzipien fahren und stürzt sich in ein rudimentär erzähltes Abenteuer.
Zwar wird deutlich, dass das Buch genau auf diese Transformation zielt, sie ist aber keineswegs stringent erzählt. Die zunächst sehr feingliedrig erzählten Figuren erscheinen nur noch in Holzschnitten, ihre Motive bleiben im Unklaren, zusammenhängende Handlungsstränge findet man nicht mehr.