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Benutzername: 
Blondschopf
Wohnort: 
Tübingen

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 06.02.2024
Zu neuen Ufern / Das Erbe der Greiffenbergs Bd.2
Schönhoff, Isabell

Zu neuen Ufern / Das Erbe der Greiffenbergs Bd.2


weniger gut

Die Familiengeschichte geht weiter. Der 2. Band setzt nahtlos am 1. An, verstärkt aber noch gehörig die Dramatik: Das Feinkostgeschäft läuft nicht, die Familienmitglieder sind sich über den weiteren Weg nicht einig und hintergehen sich dabei gegenseitig. Ferdinand ist durch seinen Unfall lange außer Gefecht gesetzt, kommt aber auch seiner Rolle nicht hinaus und verstrickt sich so von einem Fehlverhalten ins Nächste. Auch die jüngste Tochter des Hauses findet nicht wirklich ins Leben zurück, während ihre Mutter und Großmutter versuchen mit der Ratlosigkeit über das Verschwinden des Ehemanns/Sohnes zurechtzukommen. Im Verlauf der Geschichte häufen sich dramatische Fehlverläufe, die einigermaßen zusammenhangslos schließlich in einem großen Fest münden. Dies soll dann alles Elend erstmal wieder beiseite schieben.
Leider gelingt es diesem Band nicht, die Figuren auf irgendeine Art und Weise sympathisch zu zeichnen. Sie bleiben in ihrem Verhalten seltsam fremd. Durch die Anhäufung der Dramen wirkt die Erzählung merkwürdig konstruiert. Die Schönheit der Gegend kommt leider auch nicht wirklich zur Geltung. So bleibt das Buch vielleicht eine Zwischenposition, der bald der 3. Band folgt.

Bewertung vom 26.10.2023
Zimtküsse und Honigduft / Fräulein Gewürzzauber Bd.2
Marzian, Stephanie

Zimtküsse und Honigduft / Fräulein Gewürzzauber Bd.2


sehr gut

Eine zuckersüße, ein klein wenig kitschige Geschichte über Lena, eine talentierte und erfolgreiche Zuckerbäckerin und über ihre Urahnin, die ebenso talentiert in einer ganz anderen Zeit und unter wesentlich dramatischeren Lebensumständen dafür sorgte, dass die Zuckerbäckerei in der Familie fortgesetzt wurde. In der schön erzählten Geschichte, wohl proportioniert in 24 Einzelkapiteln begleiten wir Lena während der Hochsaison im Advent in ihrer Bäckerei, wie sie einerseits versucht, ihr frisches Liebesglück zu verstetigen, sich mit einer verschrobenen Tante zu arrangieren, den Bedürfnissen aller Freundinnen gerecht zu werden und wie nebenbei noch einen Backwettbewerb zu gewinnen, obwohl die Konkurrentin mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln spielt. Aber am Ende siegt das Gute und Weihnachten kann kommen. Das Highlight am Buch sind ganz wunderbare Keksrezepte, die unmittelbar zum Ausprobieren motivieren.

Bewertung vom 24.10.2023
Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle
Freytag, Anne

Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle


weniger gut

Anne Freytag erzählt in ihrer sehr eigenen Art und Sprachwelt von einer Jugendlichen, die während der Coronapandemie unter den seltsamen Art ihrer Mutter und herausfordernden Geschwistern leidet. Es ist eine Erzählung von familiärer Verbundenheit und Emanzipation, vom "stark" werden und "empfindsam sein".
Wer sich auf etwas langatmige innere Monologe und detaillierte Beschreibungen des Seelenlebens einer Jugendlichen freut, ist hier gut beraten.

Bewertung vom 02.10.2023
Winter und Weihnachten im kleinen Baumhotel / Wilma Walnuss Bd.3
Volk, Katharina E.

Winter und Weihnachten im kleinen Baumhotel / Wilma Walnuss Bd.3


ausgezeichnet

Wunderschöne, kurze Geschichten. Absolut liebevoll erzählt. Die Kids können gar nicht genug davon bekommen. Protagonisten sind verschiedene Waldtiere, die sich in einem Waldhotel zusammenfinden und dort immer wieder neuen Figuren begegnen. Beeindruckend ist, wie sie wertschätzend und liebevoll miteinander umgehen, auch wenn jedem Tier seine Eigenheiten zugestanden wird.
Die Geschichten sind wunderschön illustriert.
Sprachlich ist das schöne Werk etwas herausfordernd: Die Sätze sind recht lang und es kommen pro Geschichte immer recht viele Figuren vor. Diese werden mal mit ihrer Tierart, mal mit ihrem Vornamen, mal mit ihrem Nachnamen oder ihrer Eigenschaft bezeichnet. Das macht es ein bisschen schwierig, nachzuvollziehen, wer wer ist - wenn man nicht ständig auf die Erklärung am Anfang zurückgreifen möchte. Das Papier, auf dem das Buch gedruckt wurde ist ziemlich glänzend und daher eher nicht für Kinderhände geeignet. Aber all das macht Kindern selbst ja bekanntlich gar nichts aus.

Bewertung vom 30.08.2023
Das Versprechen der Oktoberfrauen
Santana, Lea

Das Versprechen der Oktoberfrauen


weniger gut

Frauendramen
Der Roman erzählt von einer Handvoll Frauen unterschiedlichen Alters, die in einem Dorf an der Ostseeküste leben und sich dort in unterschiedlicher Intensität begegnen. Im Vordergrund stehen Hanna, die unter einer psychischen und Gehörerkrankung leidet, die sie immer wieder an den Rand des Lebenswillens führt. Und Frieda, die zunächst als unerkannte Musikerin vorgestellt wird. Auch die anderen Frauen scheinen weder mit sich noch mit den anderen Damen wirklich im Reinen zu sein, so dass der Roman im Wesentlichen darin besteht, zu erzählen, wie die Frauen aneinander geraten, dann doch feststellen, dass sie in dem kleinen Dorf aufeinander angewiesen sind, sich wieder gegenseitig enttäuschen und zanken. Die Dramatik, mit der die einzelne Szenen beschrieben werden, ist nicht immer ganz nachvollziehbar. Die Figuren und ihre Emotionen bleiben einigermaßen abstrakt. Am Schluss wir versucht, doch noch den Wert der Freundschaft und des Vergebens zu betonen, aber auch dies kann von der Leserin nicht ganz nachvollzogen werden.

Bewertung vom 14.08.2023
Sterne über Berlin
Aring, Daniela

Sterne über Berlin


ausgezeichnet

Unglaublich sensibel
Ja, es sind viele Zufälle, die die beiden Künstler Indie und Rene zusammenführen und immer wieder einander näher bringen, aber die realistische Beschreibung ihrer Biographien hält die Geschichte weit von jeglichem Kitsch fern. Trotzdem ist sie unglaublich schön erzählt. Durch die Lichtkunst Indies entstehen immer wieder ganz zauberhaft beschriebene Momente, sei es ein großes Hochzeitsfest oder der kurze Moment beim Zubettbringen eines Kindes. Diese zart modulierten Momente ziehen sich durch das ganze Buch hindurch. Mit großer Detailkunst wird uns die liebenswerte Hausgemeinschaft vorgestellt, die ganz wesentlich zu Indies und Renes Glück hinzugehört. In aller ehrlichen Dramatik wird uns das Zerstörerische Element des Krieges vor Augen geführt. Da es der Autorin aber gelang, immer wieder Hoffnungslichter einzubauen, bleibt es nicht bei diesem Schrecken stehen. Daneben stehen immer wieder sehr zärtliche Momente des Aufeinander Acht Gebens und der Rücksicht. Ganz sachte Vorsicht bestimmt die Begegnung der beiden und ihre Bewegung aufeinander zu. Ein wunderschönes Buch, das nichts beschönigt und doch den Blick auf das Licht lenkt.

Bewertung vom 10.07.2023
Das Leben, das uns bleibt
Steinlechner, Tanja

Das Leben, das uns bleibt


gut

Tanja Steinlechner präsentiert und wiedermal einen intensiven Nachkriegsroman. Der Hauptteil der Erzählung spielt in Freiburg, wo Ruth mit ihrer Familie nach abenteuerlicher Flucht anlandet, aber nie wirklich heimisch wird. Intensiv bearbeitet Steinlechner das Thema Antisemitismus und dessen Folgen auch im Privatleben der Betroffenen. Dies ist tatsächlich eine neue und wichtige Perspektive. Insgesamt schwingt sich der Roman aber auch die übliche Erzählweise ein: Ruth ergreift die Chance des Wirtschaftsaufschwungs, macht eine Lehre, lern einen charmanten Jungen kennen, der sie, als sie kurz darauf schwanger ist, heiratet. Dieser entpuppt sich als Untertan eines patriarchalen Vaters, der Ruth nie akzeptiert und ihr entsprechend das Leben schwer macht. Ihr Weiterentwicklung zur Goldschmieden wird nur noch rudimentär erzählt, auch das Schicksal ihrer Geschwister und ihres ersten Freundes aus der alten Heimat bleibt nur angerissen. Die Beweggründe der Personen werden uns Leserinnen nicht recht deutlich gemacht, so dass die Erzählung wenig einnimmt und ihr Verlauf nicht unbedingt überzeugt, weil oft nicht klar ist, warum einzelne Personen so handeln, wie es erzählt wird. Was am Ende bleibt ist die Dankbarkeit, in besseren Zeiten und unter Möglichkeiten der Gleichberechtigung aufzuwachsen.

Bewertung vom 16.05.2023
So viele Paradiese
Giordano, Giovanna

So viele Paradiese


weniger gut

Antonio macht sie auf den Weg aus seiner spießigen italienischen Heimat ins abenteuerliche Amerika.
Das Buch erzählt von einer fremden Zeit, einer fremden Familie, und einer fremden Welt. Letztlich bleibt uns leider auch Antonio fremd. Es gelingt dem Buch nicht, uns zu packen, weder sprachlich noch logisch. Immer wieder wundert man sich über die Entscheidungen, Irrungen und Wirrungen. Man muss schon sehr leseengagiert sein, um dieses Buch zuende zu lesen.

Bewertung vom 30.03.2023
Die Bahnhofsmission
Rusch, Veronika

Die Bahnhofsmission


gut

Mit Veronika Rausch reisen wir mitten Hinein in das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts im Berliner Osten. Alice und ihre Schwester Constanze sind gutbehütete Töchter eines Charite-Arztes und sollen nach dem Willen ihrer Eltern genau dieses gut behütete Leben auch als Ehefrauen fortführen. Am Bahnhof treffen sie zufällig auf eine ganz andere Welt und erstmal scheint insbesondere Alice ein Licht auf zu gehen. Die Erlebnisse mit Menscenhändlern, Kriminalität, Bedürftigen aller Art, um die sich die Bahnhofsmission kümmert, lassen sie nicht mehr los. Heimlich beginnt sie ein Ehrenamt dort und erweist sich als äußerst geschickt. Die Bahnhofsmission wird geleitet von Nathalie, einer ähnlich jungen Frau mit einer völlig anderen Biografie. Sie musste sich im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Dreck herausarbeiten. Nach und nach lernen wir verschiedene Biografien kennen und staunen, wie unterschiedlich Lebenswege in dieser Zeit verlaufen können. Wir erhalten ein bisschen Einblick in die Arbeit der Bahnhofsmission, viel mehr aber noch in das gehobene Bürgerleben und auch in die illegalen Unterwelten von Prostitution, Drogenhandel und Kriminalität.
Letztlich handelt der feinsinnig geschriebene Roman nur am Rande von der Bahnhofmission. Im Mittelpunkt steht vielmehr eine Kriminalgeschichte. Beeindruckend ist, wie es Veronika Rausch gelingt, die einzelnen Figuren bis in die kleinesten Details ihrer Biografie hinein zu zeichnen. Schubladendenken und Klischees werden beiseite gewischt und wir ahnen, dass hinter Fassaden immer mehr und deutlich tiefgründigeres steckt.

Bewertung vom 06.03.2023
Liebe ist schön, von einfach war nie die Rede
Poppe, Sandra

Liebe ist schön, von einfach war nie die Rede


gut

Evi wird vor dem Erhalt eines großen Erbes von ihrer verstorbenen Tante für 3 Wochen mit ihrer Teeny-Tochter zum Campen geschickt. Es geht nach Rügen. Mit im Gepäck die anstehende Scheidung, das lange Singelleben, und eben die Tochter mit all ihren Macken.
Wie immer auf dem Campingplatz kommt sie sofort mit anderen Menschen in Kontakt: ein Nachbar, der sich zunächst als attraktiver Singel-Papa vorstellt, schwule und nicht so schwule Männer, ein alter kautziger Dauercamper, eine Esoterikgruppe und die ruppig-herzliche Besitzerin. Alles humorvoll und herzlich dargestellte Personen.
Nebenbei erkunden wir mit Evi die Insel, kommen an den Hotspots und Geheimtipps vorbei, erleben die üblichen Wetterkapriolen der Ostsee und die bekannten Beschwerlichkeiten des Zeltens.
Eigentlich ringt die ganze Geschichte jedoch mit Evis unbeabichtig-beabsichtigter Männer suche. Ein Kandidat nach dem anderen fällt aus, bis erst in den allerletzten Kapitel einer ihr Herz erobert. Doch kaum gewonnen lässt sie ihn auch schon wieder fallen.
Im 1. Drittel erhält sich das Buch eine gewisse Spannung, weil die verschiedenen Männer aufkreuzen. Dann ist eigentlich klar, auf wen es hinausläuft, aber es kommt immer was dazwischen.
Fazit: eine heitere Sommerlektüre, leicht geschrieben, in schöner Camping-Ambiente, ohne großen Tiefgang mit Happy End.