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Blümchen
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Dresden

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Insgesamt 169 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2024
Die Blumentöchter Bd.1
Collins, Tessa

Die Blumentöchter Bd.1


ausgezeichnet

Viva la méxico!

Mit der Blumentöchter-Reihe folgt Tessa Collins (Pseudonym der deutschen Autorin Silke Ziegler) dem Stickmuster der überaus erfolgreichen 7-Schwestern-Reihe von Lucinda Riley. Nur sind es hier keine Schwestern, die ihre familiären Wurzeln ergründen wollen, sondern Cousinen. Ausgangspunkt ist die Gärtnerei Blooming Hall in Cornwall, wo Großmutter Rose bis zu ihrem Tod die Fäden in der Hand hielt. Ihre fünf Enkelinnen haben alle auf irgendeine Weise noch „Lücken“ in ihrem Stammbaum, die es zu erforschen gilt.

Den Anfang macht Dalia, deren olivfarbene Haut und dunkle Haare nicht wirklich nach Cornwall zu passen scheinen. Kein Wunder - denn ihr Vater ist Mexikaner. Mehr weiß sie allerdings gar nicht über ihn, denn ihre Mutter konnte ihr dazu nichts erzählen - sie starb bei Dalias Geburt. Ihre Großmutter zog das Mädchen auf und erst nach Roses Tod findet Dalia eine Spur zum mexikanischen Teil ihrer Familie. Doch warum hat die Großmutter ihr diese Spur zeit ihres Lebens verschwiegen? Nach dem Tod der geliebten Großmutter wird Dalias Sehnsucht nach familiärer Zugehörigkeit übermächtig und sie macht sich auf nach Mexiko...

Das bewährte Rezept „junge Frau sucht die Wurzeln ihrer Familie in exotischen Ländern“ geht auch hier voll auf. Vor dem Hintergrund der Maya-Kultur erzählt die Autorin eine spannende Familiengeschichte, die natürlich auch eine gute Prise Romantik beinhaltet. Zwar wirkte die Ausgangssituation mit den fünf Cousinen schon ein wenig konstruiert auf mich, aber was solls - ich wollte mehr über ein exotisches Land lesen, und das konnte ich auf diese Weise!

Dalias Spurensuche war zum Glück weniger konstruiert und es wirkte zumeist nachvollziehbar und natürlich, wie sie Stück für Stück ihrem Vater auf die Spur kommt. Lediglich ihre Ankunft in Mexiko mit dem Abstecher in einen Slum (mehr will ich nicht verraten) empfand ich als etwas übertrieben und teilweise auch nicht ganz logisch. Hätte man sich vorstellen können, dass es tatsächlich so abläuft, wenn eine junge Frau von zwei Kriminellen „gekidnappt“ wird? Da hatte ich meine Zweifel... aber das war nur eine kurze Episode und danach hat mir das Buch wirklich gut gefallen. Man konnte sich fallen lassen in die Beschreibungen des Landes und der Maya-Kultur, man konnte dem Roman auch einiges Wissenswertes darüber entnehmen und hat so nebenher auch gleich eine Art Reise- und Kulturführer in der Hand.
Genau diese Mischung aus „Urlaubsbuch“ und Familiengeschichte lieben die Leser (so schon bei Lucinda Riley) und dieses Erfolgsrezept lässt sich auch hier wunderbar lesen. Für mich die (fast) perfekte Ferien- und Sommerlektüre, mit der man den preiswertesten Mexiko-Urlaub aller Zeiten verbringen kann (oder aber man ist so fasziniert, dass man nach der Lektüre sofort Urlaub dort bucht...). In beiden Fällen ein Gewinn für die Leser :-)

Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächsten „Urlaubsziele“, die in dieser Reihe kommen werden - Island (Teil 2 erscheint Ende Oktober 2024) und Sri Lanka (Teil 3 erscheint im Mai 2025).

Bewertung vom 26.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Die Macht der Gemeinschaft

Mehr oder weniger aus der Not heraus finden Benno, Thea und Juli zusammen. Benno betreibt einen Lebenshof für Tiere und häuft Schulden an, denn bisher hat kein Konzept seinen Bauernhof wirklich tragen können. Doch es ist sein Lebenswerk und er hält daran fest. Zwei Wohnungen hat er ausgebaut auf dem Hof, die Miete soll dazu beitragen, dass Geld in die Kasse kommt. So kommt Thea ins Spiel.

Die Aussteigerin, die über 20 Jahre in Portugal gelebt hat und dort die meiste Zeit als Ziegenhirtin ihr bescheidenes Auskommen hatte, zieht es in ihr Heimatland zurück. Zumal sie gesundheitliche Probleme hat, denen sie in Deutschland besser beizukommen hofft. Die Wohnung auf dem Lebenshof scheint für sie und die beiden Ziegen Clara und Aurelia die beste Option.
Und kaum hat Thea als neue Mieterin den Alltag von Benno aufgemischt, findet er bei einem Spaziergang eine junge Frau, die sich am Sprunggelenk verletzt hat. Juli ist aus persönlichen Gründen auf einer Wanderung nach Amsterdam. Doch nun muss sie notgedrungen auf dem Lebenshof von Benno pausieren, bis ihr Knöchel wieder heil ist.

Es dauert nicht lange, bis Thea und Juli mitbekommen, wie schlimm es um den Hof von Benno bestellt ist. Doch sie erkennen auch, wieviel Herzblut er in sein Lebenswerk gesteckt hat und wie tief er an diesem Ort verwurzelt ist. Also versuchen sie ihm – mal subtil und noch viel öfter weniger subtil – wieder auf die Beine zu helfen. Doch Benno ist gar nicht der Typ, der sich helfen lassen will…

Für mich trägt hauptsächlich Benno dieses Buch, obwohl es auch zu einem großen Teil aus Theas Sicht erzählt ist. Ich mochte Benno sehr und wenn ich die Kapitel aus seiner Sicht gelesen habe, kam mir immer wieder das Bild von Adriano Celentano in „Der gezähmte Widerspenstige“ in den Kopf (die Älteren werden sich vielleicht erinnern…). Benno hat diese Bärbeißigkeit, hinter der sich aber ein Herz aus Gold versteckt. Ich habe ihm gewünscht, dass er es mit der Hilfe der beiden so unterschiedlichen Frauen schafft, seine Existenz zu retten.

Thea und Juli empfand ich als gut gezeichnete Figuren, die zwar sehr verschieden sind (schon allein durch ihr Alter und ihre unterschiedlichen Lebenserfahrungen), aber trotzdem beide auf ihre Art Gutes tun wollen. Und wie es so ist mit dem Karma… wenn man Gutes für andere tut, fällt das Gute letztlich auch auf einen selbst zurück.

Ich habe es genossen, dieses stimmungsvolle Buch zu lesen. Bei Romy Fölck habe ich den Eindruck, dass die Balance zwischen Landschaft, Zwischenmenschlichem und Entwicklung des Plots sehr ausgewogen ist und man deshalb besonders gut durch das Buch schmökern kann. Auch wenn mir die Geschichte an sich nicht als besonders außergewöhnlich in Erinnerung bleiben wird und mir irgendwie ein Tick zum 5-Sterne-Buch fehlte, habe ich den Roman doch sehr genossen und kann ihn weiterempfehlen für alle, die stimmungsvolle Geschichten und gut gezeichnete Charaktere mögen.

Bewertung vom 13.05.2024
Unter dem Moor (eBook, ePUB)
Weber, Tanja

Unter dem Moor (eBook, ePUB)


sehr gut

Drei Frauen – drei Geschichten

Gine, Sigrun und Nina. Drei Frauen in Deutschland, zu unterschiedlichen Zeiten, deren Leben doch ein Stück weit miteinander verbunden sind.

Nina ist Ärztin und der stressige Klinikalltag hat ihr einen Burnout beschert. Sie zieht sich mit ihrer Hündin Ayla für einige Wochen ans Stettiner Haff zurück. Bei ihren ausgedehnten Spaziergängen läuft Ayla weg und gerät in ein altes Tellereisen. Während Nina die Hündin befreit, fallen ihr Knochen auf. Knochen, die ihr als Ärztin nicht so erscheinen, als stammten sie von einem Tier…

Gine wird im Jahr 1936 von Berlin ans Stettiner Haff zum „Landjahr“ geschickt. Die Bedingungen für die jungen Mädchen dort sind hart, die Arbeit ist anstrengend, die Aufsicht streng. Gine muss die Zähne zusammenbeißen, denn Aufgeben ist keine Option. Doch als der Sohn der Gutsbesitzer sie bedrängt, wird die Situation unerträglich…

Sigrun lebt Ende der 1970er Jahre das typische Leben einer jungen Frau in der DDR. Ein kleines Kind, Arbeit im volkseigenen Betrieb, die Ungewissheit, mit wem man offen reden kann. Und dann ist da noch die Schwiegermutter – früher, bis zur Enteignung, eine Gutsherrin – mit ihren psychischen Episoden. Wie lange kann das gut gehen?

Die Geschichten dieser drei Frauen verknüpft Tanja Weber in diesem atmosphärischen Roman. Die Herbststimmung bei Ninas Auszeit ist förmlich mit Händen zu greifen. Aus meiner Sicht gelingt es der Autorin sehr gut, für jede der angesprochenen Zeiten ein passendes Setting zu entwerfen und die Stimmung der jeweiligen Zeit zu transportieren.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich auf eine größere Verbindung der Geschichten und Zeitebenen untereinander gehofft hatte. Mir erschien der Zusammenhang dann letztlich doch sehr lose. Hauptsächlich zusammengehalten wird die Story vom Schauplatz, diesem kleinen namenlosen Ort am Stettiner Haff. Auch wenn sich die Frauen des Romans untereinander nie begegnen, sorgt das Setting dafür, dass ihre Geschichten miteinander verbunden sind.

Die Figuren waren meiner Meinung nach gut gezeichnet, ich konnte mich in jede der Frauen hineinfühlen, auch wenn ich nicht alle gleichermaßen sympathisch fand. Aber das ist mit Figuren wohl so wie im richtigen Leben – nicht zu jedem hat man sofort eine besondere Verbindung.

Aufgrund der vordergründigen Geschichte von Nina mit der herbstlichen Atmosphäre hätte ich dieses Buch eigentlich lieber in der passenden Jahreszeit gelesen. Dahin passt es für mich einfach besser. Wen es nicht stört, jetzt in der beginnenden Sommerzeit in eine raue Herbststimmung einzutauchen und wer Romane auf mehreren Zeitebenen mag, der wird an diesem Buch auf jeden Fall seine Freude haben und eine spannende Spurensuche am Stettiner Haff erleben.

Bewertung vom 10.05.2024
Bedrohliche Provence / Commissaire Leclerc Bd.10
Lagrange, Pierre

Bedrohliche Provence / Commissaire Leclerc Bd.10


sehr gut

Politische Verwicklungen im 10.Fall

Der 10. Fall von Albin Leclerc und seinem Mops Tyson hat einen politischen Touch. Angedeutet werden Unstimmigkeiten in der Außenpolitik Frankreichs in Bezug auf frühere französische Kolonien in Afrika. Inwieweit ist Frankreich in Rebellenkriege, und Geiselnahmen verstrickt? Die Zusammenhänge sind komplex und haben mich ein wenig schockiert (ich habe lieber nicht gegoogelt, ob das, was hier zur Sprache kommt, einen realen Hintergrund hat!). Aber Pierre Lagrange alias Sven Koch bereitet die Zusammenhänge in seinem Krimi so auf, dass man sie auch verstehen kann, wenn man keine Affinität zu Politik oder diplomatischen Zusammenhängen hat.

Im Privatleben des Ermittlers im (Un-)Ruhestand geht es mittlerweile ruhiger zu - mir in diesem Band etwas zu ruhig. Denn Albin und seine Familie ist mir mittlerweile so ans Herz gewachsen, dass ich auch immer mit Spannung verfolge, wie sich sein Privatleben entwickelt. Zwar gönne ich Albin die ruhigen Fahrwasser seiner neu geschlossenen Ehe, aber ich freue mich doch auch immer, wenn es in der Familie ein wenig chaotisch zugeht und das mit einem Augenzwinkern erzählt wird. Diesmal wurde ich - und da ist wohl der Klappentext schuld - etwas enttäuscht.

Denn auf dem Buchrücken wird extra erwähnt, dass Albin ja Nachwuchs in Form eines Wurfs Mopswelpen bekommen hat, wofür sein Tyson verantwortlich ist. In der Annahme, die quirligen Welpen würden sein und Castels Privatleben aufmischen, hab ich mich sehr auf das Buch gefreut. Doch außer ein paar Erwähnungen am Rande (die gute Botschaft, dass alle Welpen vermittelt werden konnten), spielen sie leider überhaupt keine Rolle in diesem Buch. Okay, nun kann man sagen, es ist ja auch ein Krimi und kein Hunderoman. Stimmt. Aber es hätte dem Buch aus meiner Sicht die perfekte Mischung aus Kriminalgeschichte und Komödie gegeben.

Trotzdem bin ich natürlich nach wie vor Fan von Albin, wenn auch nach 10 Bänden erkennbar ist, dass die Muster der Bücher sich wiederholen (es passiert ein Verbrechen, Albin findet Mittel und Wege, immer „zufällig“ am Ort des Geschehens aufzutauchen und gerät mit seinen eigenständigen Ermittlungen mit den offziellen Kommissaren Castel und Theroux aneinander, trägt aber immer maßgeblich zum Ermittlungserfolg bei). Die Reihe wird immer einen Platz in meinem Herzen haben, auch wenn ich mir mal einen etwas unkonventionelleren Aufbau wünschen würde, der wieder etwas mehr Pep in die Reihe bringt.

Bewertung vom 05.05.2024
The Hike
Clarke, Lucy

The Hike


sehr gut

Jeder trägt eine Wildnis in sich...

Lucy Clarke hat schon oft bewiesen, dass sie spannende Plots mit mehreren Protagonistinnen schreiben kann. Auch in ihrem neuesten Roman geht es um die Spannung, die von Spannungen erzeugt wird.

Denn zwischen den vier Freundinnen Liz, Helena, Maggie und Joni ist bei weitem nicht alles ausgesprochen, was sie bewegt und ihre Gefühle füreinander beeinflusst. Bei der einsamen Bergtour in der Wildnis Norgwegens brechen dann alte Konflikte auf und gleichzeitig müssen aktuelle Schwierigkeiten der anspruchsvollen Wanderung gemeistert werden.

Während Liz sich seit langem auf die Wanderung freut und sie diese trotz schlechter Wettervorhersage auf jeden Fall durchziehen will, hat Helena ganz andere Sorgen, denn sie hat kurz vor Aufbruch einen Schwangerschaftstest gemacht... Maggie tut sich unheimlich schwer, ihre kleine Tochter für einige Tage allein zu lassen und ist konditionell absolut nicht vorbereitet auf das, was sie bei einer Bergtour erwartet. Sängerin Joni stößt kurzfristig zu den drei anderen Frauen - wie immer mit dem Kopf in den Wolken und einer auf den letzten Drücker in einem Outdoorladen zusammengewürfelten Ausrüstung. Schon die Ausgangssituation birgt also einiges an Konfliktpotential zwischen den Frauen.

Es hat mich in diesem Buch etwas gewundert, dass es doch recht lange dauerte, bis die eigentliche Wanderung startet. Die Autorin verwendet viele Seiten, um die Ausgangssituation zu kreieren und so waren schon mehr als 1/3 des Buches vorbei, als die Damen die ersten Schritte Richtung Blafjell machten...

Das hat der Spannung am Anfang etwas Abbruch getan, auch wenn die danach folgenden Eregnisse dafür wieder entschädigt haben. Das Buch ist ja kein Thriller, sondern wird richtigerweise vom Verlag als „Roman“ bezeichnet - allerdings hat er viele und gute Spannungselemente, so dass ich ihn auch Thrillerfans durchaus empfehlen kann, wenn sie nicht Gänsehaut sofort ab Seite 1 brauchen :)

Noch ein kurzes Wort zum Cover: ich denke, dass damit ein Gleichklang zu „One of the girls“ aus dem letzten Jahr hergestellt werden soll, was mit der Farbwahl weiß-blau auch gelingt. Aber ich finde das Cover trotzdem absolut unpassend... auf den ersten Blick denkt man bei blau-weiß definitiv nicht an Norwegen und um das Bild vom Fjord zu erfassen, muss man schon genauer hinschauen. Das Originalcover der englischen Ausgabe war um so viel gelungener! Dort spürt man schon auf den ersten Blick den düsteren, dichten Wald und die Stimmung des Romans kommt viel besser rüber. Wenn ich mir also etwas wünschen dürfte, dann wäre es, dass in weiteren Auflagen ein passenderes Cover verwendet wird!

Davon abgesehen hat mich Lucy Clarke auch mit diesem Roman wieder gut unterhalten, auch wenn ich zugeben muss, dass er für mich weder an „One of the girls“ noch an mein absolutes Highlight „Der Ozean unserer Erinnerung“ (neu aufgelegt als „The Castaways“) herankommt. Aber er hat Spannung, gute Wendungen und viele Emotionen, die zwischen den Protagonistinnen schwingen. Ein empfehlenswerter Spannungsroman, nicht nur für Wanderfreunde.

Bewertung vom 19.04.2024
Verraten / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.10
Adler-Olsen, Jussi

Verraten / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.10


sehr gut

Ganz schön viel los in diesem Finale!

Seit dem ersten Band verfolge ich die Reihe um Carl Mørck und das Sonderdezernat Q und war deshalb natürlich besonders gespannt auf das große Finale. Ich wurde nicht enttäuscht, bin aber nach dem Lesen auch nicht euphorisiert. Irgendwie hatte ich nicht mit einem Plot gerechnet, in dem Carl zu 80 % im Gefängnis sitzt und zur Untätigkeit verdammt ist.

Die Aufgaben des Ermittelns müssen seine Kollegen Rose, Assad und Gordon übernehmen, auch sein alter Freund Hardy bringt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten ein - geht es doch darum, endlich herauszubekommen, was sich wirklich im sogenannten „Druckluftnagler-Fall“ abgespielt hat, bei dem Hardy schwer verletzt wurde und der frühere Kollege Anker ums Leben gekommen ist.

Die Geschehnisse liegen zwar viele Jahre zurück, doch als bei Carl auf dem Dachboden ein Koffer mit Bargeld und Drogen auftaucht, der damals verschwand, rückt Carl ins Visier der Ermittler aus den eigenen Reihen und findet sich als vermeintlicher Mittäter in Untersuchungshaft wieder.

Im Laufe des umfangreichen Buches wird die Geschichte des damaligen Falls aufgeklärt und die Leser können verfolgen, welche Mächte auch heute noch alles daran setzen, dass die wahren Hintergründe nicht ans Licht kommen. Das klingt nicht nur kompliziert, das ist es auch! Zumindest bei mir entstand im Kopf ein ganz schönes Durcheinander von Namen und Zusammenhängen, nicht nur einmal habe ich bei den vielen handelnden Personen und (früheren) Zusammenhängen den Faden verloren. Deshalb kann ich beim besten Willen nicht sagen, ob es in diesem Roman Logikfehler gibt oder alles komplett sinnvoll aufgebaut ist... ich war das eine oder andere Mal raus.

Vielleicht wollte der Autor ein besonders furioses Finale zaubern - für meine Begriffe wäre etwas weniger hier mehr gewesen.

Besonders gut geschildert fand ich allerdings Carls Eindrücke von der Untersuchungshaft. Wie es auf einen Menschen einwirkt, wie er psychisch leidet, wenn er plötzlich nur noch 8 qm zur Verfügung hat und einmal täglich Hofgang bekommt... das ist bedrückend, aber nachvollziehbar zu lesen.

Ich habe mich sehr gefreut, ein letztes Mal zusammen mit Carl, Rose, Gordon und Assad auf Mörderjagd zu gehen und die liebgewonnenen Charaktere zu begleiten (auch wenn mich der Handlungsstrang mit Assads Sohn etwas verwirrt hat - wofür war der da und warum wird letztlich nicht aufgeklärt, was für seine Wandlung verantwortlich war? Oder habe ich das überlesen?).

Das für mich Beste waren tatsächlich die letzten 20 Seiten, weil mit ihnen die Geschichte von Carl “rund“ wurde und ein schöner Bogen zurück zum ersten Buch geschlagen wurde. Dieses Ende hat mich mit dem (für mich) zu umfangreichen und verschachtelten Finale versöhnt und sorgt dafür, dass ich Carl gern in sein „neues“ Leben nach dem Sonderdezernat Q entlasse.

Bewertung vom 08.04.2024
Der Traum von Freiheit / Die Hofreiterin Bd.1
Stadler, Franziska

Der Traum von Freiheit / Die Hofreiterin Bd.1


sehr gut

Ein historischer Blick in die Spanische Hofreitschule

Das historische Wien hat einen ganz besonderen Reiz als Kulisse für Filme und Romane. Natürlich fällt einem zuerst die österreichisch-ungarische Monarchie und die berühmteste Kaiserin Europas ein: Sisi. Dass sie eine Pferdenärrin war, ist allgemein bekannt. Und so verwundert es auch nicht, dass die Herrscherin in diesem historischen Roman ebenso präsent ist wie ihre liebsten Vierbeiner.

Die edlen Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule sind neben der jungen Irma Rehberger und dem Ausbildungsleiter Stephan Gowalka die Hauptfiguren in diesem historischen Roman. Irmas Hengst Novio macht in der Steiermark von sich reden - so werden Vertreter der Spanischen Hofreitschule Wien auf das Pferd aufmerksam und machen Irmas Mutter ein Angebot, das sie nicht abschlagen kann - zumal es sie von all ihren Geldsorgen befreit und die Zukunft ihres Gestüts sichert. Auch Irma ist bewusst, dass das Kaufangebot ein Glücksfall ist - doch für sie persönlich ist es eine Tragödie. Denn um nichts in der Welt würde sie sich von Novio trennen. Und so ersinnt sie einen gefährlichen Plan. Da die Ausbildung zum Bereiter ausschließlich Männern vorbehalten ist, begleitet sie den Hengst als Pferdepfleger Konrad nach Wien. Ihre Mutter hatte vorher dem Verkauf des Pferdes unter der Bedingung zugestimmt, dass „Konrad“ einen Ausbildungsplatz erhält.

Mehr schlecht als recht schlägt sich Irma alias Konrad an der Schule und im Alltag als Mann durch - und es dauert nur wenige Wochen, bis ihr Lügenkonstrukt zusammenzubrechen droht. Doch mittlerweile hängt ihr Herz nicht nur an Novio, sondern auch an ihrem Ausbilder Stephan Gowalka. Doch nicht nur Irma, auch Stephan trägt ein Geheimnis mit sich herum...

Franziska Stadler alias Bestsellerautorin Martina Sahler hat mit diesem Roman eine spannende Geschichte erschaffen, die alles hat, was einen historischen Schmöker ausmacht - ein interessantes Setting, viele Geheimnisse und eine Liebesgeschichte voller Hindernisse. Man merkt, dass die Autorin gute Plots stricken und wendungsreiche Geschichten erschaffen kann.

Besonders gut konnte man in die Zeit des ausklingenden 19. Jahrhunderts eintauchen, denn die Schilderungen der Stadt, des Praters und vor allem der Hofreitschule scheinen auf sehr intensiven Recherchen zu basieren. Auch der Umgang zwischen Mensch und Tier wird (in den meisten Fällen, von einigen dramaturgischen Abweichungen mal abgesehen) als sehr liebevoll beschrieben - und das machte ja seit jeher den Unterschied in der Spanischen Hofreitschule. Während Pferde im Alltag vorrangig Arbeitstiere waren, waren die Lipizzanerhengste der Hofreitschule kleine Könige und wurden entsprechend behandelt - nicht zuletzt von der Kaiserin persönlich, die auch im Buch ab und zu nach dem Rechten schaut.

Das allerdings ist mein kleiner Kritikpunkt am Buch. Nach allem, was ich bisher über die Kaiserin in ihren späten Jahren gelesen habe, erschien mir ihr Handeln in diesem Roman nicht ganz plausibel. Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich tatsächlich mit dem Fall einer bürgerlichen „Betrügerin“ so wohlwollend auseinandergesetzt hätte, auch wenn ich es durch die Parallelen zwischen den Frauen (besondere Verbundenheit zu Pferden) durchaus erklärbar fand.

Das hat aber mein Lesevergnügen nicht wesentlich getrübt. Vielmehr bietet dieser Roman die Möglichkeit, in das kaiserliche Wien einzutauchen und die besondere Atmosphäre der k.u.k-Monarchie und der Spanischen Hofreitschule zu spüren, die tatsächlich eine ganz besondere Institution war und ist. Ein spannender Ausflug!

PS. Und wer nicht genug bekommen kann von der Hofreiterin, darf sich schon auf den 2. Teil freuen, der für Herbst 2024 angekündigt ist.

Bewertung vom 03.04.2024
Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


gut

Rampenlicht und Revolution

Das Jahr 1849 steht im Mittelpunkt des zweiten „Opernhaus“-Romans von Anne Stern. Und dieses Opernhaus ist kein geringeres als die Semperoper in Dresden. Wie immer hat die Autorin bis ins Detail recherchiert und kann damit auch in diesem Roman wieder ein stimmiges Porträt des gesellschaftlichen und des Alltagslebens zu dieser Zeit zeichnen. Dies ist ihre große Stärke und das gelingt auch in diesem Buch wieder sehr gut.

Doch um was geht es in diesem zweiten Band der Trilogie?

Wir begleiten weiterhin das Leben von Elise Spielmann, jetzt Elise Jacobi. Nach ihrer Heirat mit dem Komponisten Adam Jacobi führt sie ein relativ privilegiertes Leben in Dresden und zieht ihre Adoptivtochter Annette („Netty“) auf. Im ersten Teil der Reihe war ihre aufkeimende Liebe zu dem Kulissenmaler Christian maßgebendes Thema – und auch Jahre später scheinen beide noch aneinander zu denken, denn eine zufällige Begegnung mischt die Karten des Schicksals neu.

Doch die Situation in Dresden ist im Jahr 1849 alles andere als ruhig. Die Bürger sind unzufrieden und immer wieder bilden sich Unruheherde. Durch die ganze Stadt wabert das Gerücht, eine Revolution wäre im Gange, es würde blutige Aufstände geben. Kann eine Liebe, die ohnehin schon unter keinem guten Stern steht, in einem solchen Umfeld gedeihen?

Nun, Elise und Christian versuchen mehrfach, der Situation zu trotzen und dem Leben ein kleines bisschen privates Glück abzuringen. Doch Christian wird mitten hinein gezogen in das Umfeld der Aufständischen und auch für ihn persönlich wird es äußerst gefährlich.

Ich muss zugeben, dass mir diesmal die politischen Entwicklungen und die Beschreibungen dazu zu sehr im Mittelpunkt standen (dafür kam die Semperoper selbst und ihre Künstler ziemlich kurz in meinen Augen). Nicht, dass dies uninteressant gewesen wäre, aber ich bin leider auch einer dieser Menschen, die – wenn um sie herum in der Gegenwart so viele politische Entwicklungen stattfinden – dessen in der Unterhaltung etwas überdrüssig ist. Ich möchte dann bewusst abschalten und mich damit weniger beschäftigen.

Natürlich kann die Autorin absolut nichts für meine Einstellung, ich möchte damit nur begründen, warum ich diesmal von dem Roman nicht ganz so begeistert war wie sonst von Anne Sterns Büchern. Dennoch finde ich es gut, dass sie diesen Aspekt aus der Dresdner Geschichte aufgegriffen und den Maiaufständen 1849 ein Denkmal gesetzt hat.

Wem würde ich das Buch also empfehlen? Allen, die mehr über ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Geschichte Dresdens erfahren möchten, die an Geschichte und Politik interessiert sind und die trotzdem mit einem Unterhaltungsroman aus dem Alltag entfliehen wollen. Hier kann man beides haben.

Bewertung vom 27.03.2024
Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
Heiland, Julie

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt


sehr gut

Nachkriegsjahre in Dresden

Drei Frauen – Großmutter, Mutter und Tochter - stehen im Mittelpunkt dieses historischen Schmökers von Julie Heiland. Ihre Geschichten erzählen von der wechselvollen Historie Deutschlands ab 1945 und den Schwierigkeiten, mit den Traumata der Vergangenheit umzugehen.

Den größten Raum nimmt Lottes Geschichte ein, die in den Nachkriegsjahren als Trümmerfrau arbeitet und in einer schicksalhaften Nacht den Juden Jakob davon abhält, Suizid zu begehen. Sie gibt ihm ein Zuhause und versucht hartnäckig, ihm wieder Freude am Leben zu vermitteln. Nach und nach entwickeln Lotte und Jakob Gefühle füreinander. Doch auch in der jungen DDR steht zu befürchten, dass es immer noch Antisemitismus gibt.

Lottes Enkelin Hannah arbeitet 1993 beim Wiederaufbau der zerstörten Dresdner Frauenkirche mit. Ihre Großmutter kennt sie nicht, doch ein Foto, das auf den Trümmerbergen der Nachkriegszeit aufgenommen wurde, weckt ihre Aufmerksamkeit. Sie versucht tiefer in ihre Familiengeschichte einzudringen und das bringt letztendlich die tragischen Entwicklungen zutage, die für die Zerwürfnisse in ihrer Familie verantwortlich sind. Denn Hannahs Mutter Marlene hat den Kontakt zu ihrer Mutter Lotte früh abgebrochen und seitdem ruhen die Familiengeheimnisse unter einer dicken Schicht Schutt und Asche…

Julie Heiland setzt in diesem Roman in den Bombennächten im Februar 1945 an, in denen die Dresdner Altstadt völlig zerstört wurde. Sie erzählt von den harten Jahren danach und dem beginnenden Sozialismus, aber auch von der turbulenten Nachwendezeit, in der vieles bunt, aber bei weitem nicht alles gut war.

Das Hauptaugenmerk und der größte Erzählanteil liegt auf Lottes Geschichte. Recht wenig Anteil an der Geschichte hat Marlene, Lottes Tochter, die das Bindeglied zwischen den beiden Zeitebenen darstellt. Ihrer Geschichte werden vergleichsweise wenige Seiten ganz am Ende gewidmet.

Julie Heiland erzählt so packend, dass man jederzeit dranbleibt und mehr über Hannah und Lotte erfahren möchte. Da aber die Figuren so stark im Zentrum des Romans stehen, wird der Rahmen – hier also der Wiederaufbau der Frauenkirche und die Nachwendezeit in Dresden – weniger beleuchtet als ich erwartet hatte. Ich hätte gern noch mehr darüber erfahren, insbesondere über den Wiederaufbau. Das hätte für mich noch mehr mit geschichtlichen Details angereichert sein können, so dass das Buch dann auch wirklich eine Art „Lerneffekt“ gehabt hätte. Dass die Frauenkirche mit Spendengeldern aus aller Welt wieder aufgebaut wurde und hierfür auch die in den Ruinen noch vorhandenen Originalsteine mit verwendet wurden, ist ja allgemein bekannt – viel tiefer geht der Roman hier nicht.

Auch kam bei mir das Lebensgefühl der frühen 1990er Jahre nicht so an. Für viele Menschen war es eine extrem schwierige Zeit, da sämtliche bekannten Strukturen weggebrochen waren und durch ein neues, vielen absolut fremdes System ersetzt wurden. Man schwebte permanent zwischen Aufbruchsstimmung und riesigen Existenzängsten. Vielleicht bin ich in diesen Punkten aber auch überkritisch bzw. habe als Dresdnerin eine zu hohe Erwartungshaltung an den Roman gehabt.

Letztlich ist es trotzdem ein Roman, der sehr gut unterhält und die Verhältnisse insbesondere der Nachkriegszeit plastisch beschreibt. Wer gern Romane auf mehreren Zeitebenen liest, die Familiengeschichten aus mehreren Generationen aufgreifen, ist hier goldrichtig.

Bewertung vom 04.03.2024
Wer zuerst lügt
Elston, Ashley

Wer zuerst lügt


sehr gut

Verzwickt!

Die Bücher, die Reese Witherspoon in ihrem Buchclub vorstellt, sind fast immer Garanten für filmreife Unterhaltung. Und auch bei diesem Buch kann ich mir vorstellen, dass eine Verfilmung (die lt. Danksagung im Übrigen schon geplant ist) richtig spannend wäre! In Buchform aber hat mich das Werk nicht komplett überzeugen können – denn es war mir ein wenig zu überladen mit Wendungen und Kniffen.

Doch worum geht’s überhaupt?
Zuerst lernt man Evie Porter kennen, die gerade mit dem wohlhabenden Ryan zusammengekommen ist und nun auf Partys seinen Bekanntenkreis kennenlernt. Auf einer dieser Partys wird ihr eine junge Frau namens Lucca Morano vorgestellt – doch das kann eigentlich gar nicht sein, denn Lucca Morano ist Evies tatsächlicher Name. Evie ist nur der Name, den sie sich zugelegt hat als sie den Auftrag bekam, Ryan auszuspionieren.

Evies Auftraggeber ist der mysteriöse Mr. Smith. Seine Identität kennt niemand, auch Evie kommuniziert nur in Ausnahmefällen direkt mit ihm und dann übers Telefon mit einem Stimmverzerrer.

Als Leser erfährt man Stück für Stück von früheren Aufträgen, die Evie (unter weiteren Pseudonymen) für Mr Smith erledigt hat und es wird deutlich, dass er seinen eigenen Mitarbeitern nicht vertraut und ihnen immer wieder Fallen stellt, mit denen er sich ihrer Loyalität versichern will. Doch Evie ist nicht länger bereit, diese Spielchen mitzuspielen…

Ashley Elston hat mit Evie (bzw. Lucca) eine Figur erschaffen, der man ebensowenig trauen kann wie ihrem mysteriösen Boss. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man nicht mehr weiß, wer hier eigentlich wen jagt und wer in der Geschichte welche Rolle spielt. Dieses „Katz-und-Maus-Spiel“ ist für einen Thriller grundsätzlich ein Spannungsgarant. Doch die Autorin treibt die Spielchen (und für den Leser die Enthüllungen in der Rückschau) so auf die Spitze, dass man extrem aufmerksam lesen muss, um den Faden nicht zu verlieren und sich in dem Gewirr von Machtspielchen nicht zu verheddern. Mir ist das gegen Ende recht schwer gefallen und ich war nicht mehr in der Lage zu beurteilen, ob die von der Autorin Stück für Stück aufgezeigten Enthüllungen logisch sind. So richtig folgen konnte ich der Logik der Geschichte stellenweise leider dann nicht mehr (ich habe einfach darauf vertraut, dass das schon so passen wird).

Ich denke, dass Reese Witherspoon Bücher eher unter dem Aspekt liest, ob und wie sie sich für eine Verfilmung eignen würden und das könnte ich mir bei diesem Stoff sehr gut vorstellen – allerdings eher als Serie denn als Film, denn sonst müsste man die Handlung so sehr straffen, dass sie wieder zu undurchsichtig wird. Als Serie allerdings wäre es sicherlich super spannend und ich würde definitiv reinschauen.

In Buchform empfehle ich den Roman eher „geübten“ Thrillerlesern, da andere Leser (die sich vielleicht nur gelegentlich von einem Thriller unterhalten lassen möchten) von der dichten, verzwickten Handlung, die zudem in Rückblenden erzählt wird, überfordert sein könnten. Deshalb: Für Kenner top, für Neulinge eher Flop…