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Iamnomorningperson

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2018
Imani
Couto, Mia

Imani


ausgezeichnet

In diesem Roman erzählen Imani und der portugiesische Sargento Germano de Melo einen Ausschnitt aus ihrem Leben in Mosambik 1894/95. Imani in der Ich-Perspektive, Germano in Form von Briefen, die er an seinen Oberen schreibt. Schon von der ersten Seite an, übt dieser Roman eine mächtige Sogwirkung auf den Leser aus und man kann nicht anders, als sich in das damalige Mosambik fallen zu lassen und zu lauschen, wenn Imani uns ihr Leben, ihre Kultur, ihre Sichtweise näher bringt. Überschattet wird all das von den Unruhen und Kämpfen um die Vorherrschaft, die der damalige König der Provinz Gaza, Ngungunyane, mit der portugiesischen Obrigkeit ausfechtet.

Imani ist ein junges Mädchen und vom Autor sehr authentisch beschrieben. Sie ist gutherzig, sympathisch und versucht, sich in einer von Männern dominierten Welt zu behaupten.

Mich fürchteten die Männer und die Frauen. Die Männer fürchteten mich, weil ich eine Frau war. Die verheirateten Frauen fürchteten mich, weil ich jung und schön war. Die unverheirateten Frauen beneideten mich, weil ich zu der Welt der Weißen gehörte. Ich war, was sie niemals würden sein können.

Doch auch für Imani ist es nicht immer leicht, ein Kind zweier Welten, zweier Kulturen zu sein. Sie fühlt sich oft nirgends dazugehörig und fehl am Platz, was ich gut nachvollziehen konnte. Denn geht es nicht allen jungen Menschen an einem bestimmten Punkt in ihrem Leben so? Wie viel schwerer muss diese Emotion sich in einem regen, wenn man tatsächlich auf zwei Drahtseilen zugleich balancieren muss?

Mit Germano hatte ich ab und an meine Probleme, da er zeitweise ein wenig schwierig ist und seine Ansichten mich manches Mal geärgert haben. Aber auch ihn habe ich in mein Herz geschlossen, als ich merkte, dass Imani es längst getan hat.

Die Nebenfiguren wie etwa Imanis Eltern, ihre beiden Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auf die Weise auch die zwei Herzen, die in Imanis Brust schlagen, verkörpern, waren gut ausgebaut. Imanis Großvater Tsangatelo hat es mir ebenfalls angetan. Ich verehre seinen Mut, sich aus dem Leben zu reißen, dass ihm nicht mehr behagt, und ein gänzlich neues zu beginnen. Man kann mutmaßen, ob sein jetziger Wegbegleiter aus Einsamkeit erwählt wurde oder ob Tsangatelo schon immer ein Gefangener war, der nun ausgebrochen ist und sein Glück findet. Ich bevorzuge letztere Theorie.

Die Sprache ist sehr bildhaft und metaphernlastig, was auch Germano einmal anmerkt, als er nicht begreift, was Imani ihm sagen will. Es sind Kleinigkeiten, die einen zum Schmunzeln bringen, denn der Rest des Romans ist eher von Traurigkeit überschattet, doch da ist noch so viel mehr Gefühl zwischen den Zeilen. Es geht um Krieg und Frieden, um Leben und Tod und alles dazwischen. Dabei verliert der Roman jedoch nie an Unterhaltungswert. Er kommt nicht richtend oder belehrend daher, sondern einfach berührend. Mia Couto hat ein Händchen (Federchen) dafür, große Dinge zu Papier zu bringen. Wie die Musik der Marimbas ist 'Imani' eine Ballade über die Schönheit Afrikas, ein Apell gegen die Zerstörung und das Verderben, das wir in unserer Besitz- und Machtgier über die Natur bringen.


Bewertung und mein Fazit zu 'Imani' von Mia Couto

Ein Roman, den man einfach gelesen haben muss, wenn man kein Meisterwerk der Literatur und Geschichte versäumen möchte. Wie die Musik der Marimbas ist 'Imani' eine Ballade über die Schönheit Afrikas, ein Apell gegen die Zerstörung und das Verderben, das wir in unserer Besitz- und Machtgier über die Natur bringen. Ein wundervoller Roman über Krieg und Frieden, Unterdrückung und Freiheit, Liebe und Abneigung geschrieben von der Feder eines wahren Meisters.

Ein Meisterwerk, das man nicht aus den Händen legen kann und auch gar nicht soll, ehe man es zu Ende gelesen hat!

Bewertung vom 28.02.2018
Der Nebelmann
Carrisi, Donato

Der Nebelmann


ausgezeichnet

Donato Carrisi hatte mich von der ersten Seite an. Der Schreibstil ist einfach, aber bildlich und einprägsam. Die Art, Personen - insbesondere Frauen - zu beschreiben, war etwas klischee- bzw. schablonenhaft, aber man wurde ausgiebig dafür entschädigt. Der Autor sorgt für eine kalte, düstere Atmosphäre in dem Alpenort Avechot, in dem inmitten von religiösem, bedrückendem Fanatismus und Bergbau, der die einen arm und die anderen reich macht, ein junges Mädchen spurlos verschwindet. Man schickt den Ermittler Vogel los, um den Fall zu lösen.

Die Geschichte wird aus mehreren Sichten erzählt und fesselt den Leser gekonnt. Die Handlung beginnt mit dem Psychiater Flores, bei dem Vogel zweiundsechzig Tage nach Anna Lous Verschwinden mit blutverschmiertem Hemd sitzt. Dann werden wir - niemals chaotisch - durch die Zeiten geworfen und mit anderen Personen bekannt gemacht. Das Geschick, mit dem Donato Carrisi zwischen den einzelnen Kapiteln, Zeiten und Charakteren wechselt, kann man nur als meisterhaft beschreiben.

"Der Kriminalbeamte, der hinter Ihnen her ist, heißt Vogel. Ich würde ihn nicht gerade als erstklassigen Ermittler oder gar Spürhund bezeichnen. Er hat keine große kriminologische Befähigung, und Dinge, wie kriminaltechnische Beweismittel, DNA und so weiter, interessieren ihn nicht. Er ist einer, der sich der Medien bedient, um ans Ziel zu gelangen."

Und genau das - genau dieser Protagonist und dessen hervorstechendster Charakterzug - macht das Buch so besonders und meines Erachtens nach wichtig. Vogel ist zwar ein ziemliches Arschloch, doch in seiner Genialität auch recht bewundernswert. Ich schwankte zwischen Zu- und Abneigung, die sich gegen Ende des Buches in so etwas wie Liebe verwandelte.

Borghi, der junge Polizist, der ihm zur Seite gestellt wird, ist unbedarft und leichtgläubig, was ihn sympathisch hätte machen können, wären da nicht die Gedanken bezüglich seiner Frau, die mich nur den Kopf schütteln ließen. Er war sehr unleidlich, was ich ebenfalls als einen Meisterstreich des Autors, weil jeder andere eine gänzlich andere Figur aus ihm gemacht hätte.

Donato Carrisi schafft es, dass man alles hinterfragt, jede Aussage anzweifelt und jeden Menschen verdächtigt. Er verschweigt nichts, sagt aber auch nicht alles. Ein sehr gekonnter Kniff, um den Leser in seinen Bann zu ziehen und in Atem zu halten, bis sich auf der letzten Seite alles auflöst und man das Buch mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zuklappt.

Das Interessante für mich war allerdings, dass ich ab einem gewissen Zeitpunkt des Rätsels Lösung klar vor Augen hatte und dennoch für keine Sekunde das Interesse verloren habe oder das Buch zur Seite legen konnte. Ich war bloß entsetzt und auch etwas stolz auf mich, da Carrisi ein Meister des Versteckspiels ist und ich ihn dennoch entlarven konnte. Ich habe das Buch sofort an meinen Freund weitergereicht, mit dem Befehl, es zu lesen. Er wiederum hat die kleinen Anzeichen nicht bemerkt, also kann ich euch beruhigen und euch sagen, dass jeder von euch anders mit den Hinweisen umgehen wird, aber jeder sein höchstes, bedrückendes Vergnügen erleben wird.

'Der Nebelmann' ist sehr gesellschaftskritisch. Die Sensationsgier und eine ganze Reihe anderer menschliche Schwächen werden angeprangert und man fühlt sich des ein oder anderen Verbrechens selbst schuldig. In diesem Werk messen alte und neue Meister des Metiers ihre Kräfte miteinander, verwoben in einem perfiden Spiel, das seine Opfer fordern wird. Für mich war das Buch ein absolutes Highlight, das mich mehrere Tage lang nicht losgelassen hat und sofort weitergereicht wurde, was bei mir selten passiert. Mir ist oft der Atem weggeblieben, während ich vor Schock Augen und Mund aufgerissen habe und mein Herz wie verrückt klopfte.

Bewertung und mein Fazit

Ein Meisterwerk, das einem den Atem raubt!

Bewertung vom 28.02.2018
Drachenmann
Disher, Garry

Drachenmann


ausgezeichnet

Wieder einmal hat Garry Disher es geschafft, mich völlig für seine Charaktere und seine Geschichten zu begeistern. Und das Beste daran ist diesmal, dass es eine ganz Reihe um Inspektor Hal Challis und seine Leute gibt, von denen jeder Roman einzeln gelesen werden kann! Aber das wird man nicht wollen, weil man schnell einen Narren an Garry Dishers Büchern frisst!

Garry Disher ist ein Meister darin, seine Kriminalgeschichten mit dem Alltag der Polizisten, Bösewichte und einfachen Leute zu verweben und etwas zu schaffen, in dem man gänzlich versinken kann. Der Autor bringt dem Leser den australischen, heißen Sommer um Weihnachten ebenso nahe, wie die Verbrechen und die Protagonisten, die er beschreibt.

Inspektor Challis selbst ist ein Mann, der auf die 40 zugeht, und mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. In Form seiner Frau, von der er unter schwierigen Umständen getrennt lebt, lässt ihn eben diese Vergangenheit nicht ruhen und wird stetig wieder aufgewühlt, um sein Privatleben zu beeinflussen.

"Weihnachten. Mit etwas Glück würde jemand eine Leiche entdecken und ihm Weihnachten ersparen."

Seine Kommentare zu Weihnachten und dem Single-Dasein sind Gold wert und lockern charmant jede Untersuchung eines Mordfalles auf. Er ist ein Inspektor durch und durch, der in seiner Arbeit aufgeht - oder von ihr verschlungen wird. Man ist sich noch nicht sicher. Auf jeden Fall ist er ein Mann, den man gern hat. Seine Leidenschaft für Flugzeuge und besonders die De Havilland Dragon Rapide, die er restauriert, um sie eines Tages fliegen zu können, ist perfekt eingeflochten. Der Titel des Buches rührt von dem Spitznamen, den man Challis gegeben hat und der auf sein Flugzeug anspielt - Drachenmann (The Dragon Man).

Dann gibt es noch Sergeant Ellen Destry, die mit ihren Familienproblemen zu kämpfen hat, Constable Scobie Sutton, der ständig von seiner kleinen Tochter redet und den Kollegen (und dem Leser) damit fast beide Ohren abkaut. Und da sind noch Pam Murphy und John Tankard, zwei Streifenpolizisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Murphy versucht, aus der Uniform und zur Kriminalpolizei zu kommen, indem sie Spürsinn beweist, hat Tank gänzlich andere Interessen, aber lest selbst... Zahlreiche Nebencharaktere wie die Reporterin Tessa Kane oder Kees van Alphen sorgen zusätzlich für Spannung!

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, wobei auch der Frauenmörder selbst zu Wort kommt, der in diesem Buch sein Unwesen treibt. Ich hatte relativ schnell einen Verdächtigen, doch langweilig wurde mir trotzdem nicht. Vermutlich, weil sich der Autor etwas ganz besonders Dämonisches ausgedacht hat, um es spannend zu machen.

Ich mochte auch die Einschübe, in denen Challis (oder ein anderer der höheren Cops) vor den Leuten steht und alle auf den neuesten Stand bringt. Hier hat man gemerkt, wie gut Disher recherchiert hat, was jedoch in keinster Weise ermüdend wirkte. Die gelangweilten Bullen und spitzen Bemerkungen so manchen Zuhörers lockerten die Stimmung stets im richtigen Moment.

Viele kleine und große Begebenheiten ergeben ein fein und genial gewobenes Spinnennetz, dem man sich nicht entziehen kann. Ich habe es selten erlebt, dass ein Krimi so dermaßen gut durchdacht ist, und hatte meine helle Freude daran. Kaum hatte ich 'Drachenmann' beiseitegelegt, musste ich 'Flugrausch' in die Finger bekommen, um die Reihe fortzuführen. Und ich sage euch ganz im Geheimen, dass ich auch mit diesem Band schon durch bin und sehnsüchtig auf den dritten Teil warte, der bald eintrudelt!


Bewertung und mein Fazit zu 'Drachenmann' von Garry Disher

Interessante Charaktere, deren Alltag in Australien, eine perfekt durchdachte Handlung und eine Prise Humor machen diesen Krimi zu einem besonderen Highlight, der einen in seinen Bann zieht!

ABSOLUTES HIGHLIGHT!
Garry Disher ist der Meister des Kriminalromans!

Bewertung vom 28.02.2018
Flugrausch
Disher, Garry

Flugrausch


ausgezeichnet

LEICHTE SPOILER ZU BAND 1

Es geht weiter! Diesmal hat unser Inspektor Challis nicht nur mit seinem Liebesleben zu kämpfen, das von den Umtrieben seiner Exfrau gestört wird, sondern mit einigen Verbrechern, die vor nichts zurückschrecken und für ganz schön viel Chaos und Blut sorgen. Wir lernen dabei ein paar Seiten an ihm kennen, die uns im ersten Teil noch verborgen geblieben sind. Sein Charakter gewinnt also zunehmend an Tiefe und er bei mir an Sympathie.

In Band 2 erfahren wir auch mehr über 'Kitty' Casement, die neben Challlis im Hangar an ihrer Kittyhawk schraubt und mit Fotoaufnahmen aus der Luft ihr Geld verdient. Dabei hat sie jedoch etwas fotografiert, was sie nicht hätte sollen, und sticht direkt in ein gefährliches Wespennest...

Sergeant Ellen Destry kämpft um ihre Ehe, während ihre Tochter die erste große Liebe erfährt. Der Vater ihres Freundes ist jedoch ein sehr seltsamer Kauz und sorgt bei Destry für Kopfzerbrechen.

Pam Murphy und John Tankard fahren weiter zusammen Streife und WOW, entwickelt sich diese Sache in eine gefährliche Richtung. Während Pam durch ihre wirklich naive Art an einen Kredithai gerät, dessen Forderungen sie um Kopf und Karriere bringen könnten, schwankt Tank zwischen Verliebtheit und Hass, der beängstigende Ausmaße annimmt. Man kann nicht anders, als mitzufiebern, wie sein Charakter sich formen wird. Kriegt er die Kurve oder kriegt er sie nicht? Ich muss sagen, dass ich die beiden in diesem Teil fast am Spannendsten fand.

Für eine tragikomische Note sorgt 'der Einmischer', der in seiner Freizeit nichts besseres zu tun hat, als seine Nachbarschaft zu beobachten und jeden ihrer Fehler beim dafür zuständigen Amt anzuprangen. Seine Passagen brachten mich oft zum Lachen, bis dann irgendwann der Spaß vorbei war und bitterer Ernst daraus wurde.

Wie immer sind es bei Garry Disher auch die kleinen, schön eingewobenen Alltagsbegebenheiten, die die Protagonisten so authentisch wirken lassen, weil wir sie alle kennen. So ist für genug Gelegenheiten zum Schmunzeln oder Augenverdrehen gesorgt. Es gibt keine strahlenden Helden oder ausnahmslos abgrundtief böse Verbrecher - der Autor versteht es hervorragend, in allen Grauschattierungen der menschlichen Seele zu malen.

Disher greift auch ein momentan wieder aktuelles Thema auf - Flüchtlinge - und schafft es, ohne den Zeigefinger zu erheben, zu kritisieren, wie sehr manche Menschen auf ihr eigenes Wohl bedacht sind, ohne sich um die Bedürftigen zu scheren. Wie viele nach Reichtum streben und dabei auf das gieren, was die anderen ihrer Meinung nach in den Schoß geworfen bekommen. Der Autor zeigt gekonnt Richtung Neid und Missgunst auf die Ärmsten der Armen und macht einen nachdenklich.

"Wir sind eine Gemeinde von Kleingeistern mit leeren Herzen und leeren Taschen, wenn es um die Asylbewerber geht."



Bewertung und mein Fazit zu 'Flugrausch' von Garry Disher

Tja, was soll ich sagen? Garry Disher ist ein Meister seines Fachs. Auch dieser Band der Reihe um Hal Challis ist perfekt geplant und ausgearbeitet, Disher spielt mit den Emotionen des Lesers, wie ein Musiker die Klaviertasten anschlägt, und weiß, wie man Spannung aufbaut und bis zum Schlussakkord hält. Zugabe bitte!

Ein wahrer Genuss für Krimifans. Tolle Charaktere, perfekt durchdachter Plot und ganz viel Spannung aus Garry Dishers Fede

Bewertung vom 28.02.2018
Die Geheimnisse des schwarzen Turms
Bayard, Louis

Die Geheimnisse des schwarzen Turms


ausgezeichnet

Ich gestehe, dass mein erster Leseversuch dieses Romans schwierig war und ich das Buch erst mal für eine Weile beiseitegelegt habe. Man wurde einfach so in das Geschehen hineingeworfen und konnte keinen roten Faden erkennen. Doch beim zweiten Anlauf gab ich Louis Bayard die Zeit, mir diesen Faden an die Hand zu geben und ich wurde mit viel Lesegenuss überrascht!

Der Schreibstil des Autors ist sehr eigen, da der Protagonist der Geschichte - der junge Hector Carpentier - eben seine Sicht der Dinge niederschreibt und den Leser sogar ab und an direkt anspricht.

Die Spannung ist nie so wirklich auf der Höhe, aber dennoch stets unterschwellig präsent. Die Charaktere sind etwas schwer ins Herz zu schließen. Dennoch mochte ich den anfänglichen Charles, der mit seiner kindlichen Art und Hilflosigkeit für einige Überraschungen sorgte, und Hector selbst, der aber nicht in allen Dingen punkten konnte. Ihre Beziehung zueinander war anrührend und trieb mir die ein oder andere Träne in die Augen, sowie das ein oder andere Schmunzeln auf die Lippen.
Vidocq ist ein eigenwilliger Ermittler, der an einen Pariser Sherlock Holmes erinnert, nur weniger gebildet und distinguiert. Und etwas schmutziger... *lach*
Darüber hinaus gibt es noch die kleine Runde im Hause Carpentier, die von Hectors Mutter bewirtet wird, um Geld in die Kassen zu schaffen. Besonders gut gefallen hat mir die Tatsache, dass kein Charakter im Buch unnütz erschien oder als Statist auftrat. Jeder hat seinen Teil zum Plot beigetragen oder wurde wiederverwertet.

Besonders interessant waren die eingestreuten Aufzeichnungen eines Arztes, der einen Gefangenen behandelt und dies bildhaft in seinem Tagebuch festhält. Dabei wurde für einen großen Schock gesorgt, der einige Leser leiden lassen wird. Mich zumindest hat die Erkenntnis mitgenommen.

Die Handlung war anfangs etwas verworren, dröselte sich aber nach und nach auf. Des Öfteren ging mir während des Lesens ein Licht auf und ich konnte Fäden verknoten, noch bevor Hector es schaffte - was ich als sehr befriedigend empfand.

Das Ende ließ mich ein wenig verwirrt zurück, beziehungsweise ließ es mich einige Ereignisse überdenken und in Frage stellen, doch alles in allem hat Louis Bayard einen historischen Krimi geschaffen, den man gerne liest. Ich bin also froh, dass ich dem Autor eine zweite Chance gegeben habe!


Bewertung und mein Fazit

Eine anfangs verworrene Handlung entwirrt sich mit Hilfe des eigentümlichen Vidocq und seines Helfers in diesem Fall, Hector Carpentier. Man darf miträtseln und über den Schreibstil Hector Carpentiers schmunzeln, der einen in das Geschehen miteinbezieht, wenn man es gar nicht erwartet. Der Roman ist stellenweise düster, dann wieder humorvoll. Eine Mischung, die mir gut gefallen hat.

Ein solider Krimi mit interessantem Plot und amüsanten Charakteren!

Bewertung vom 28.02.2018
In Liebe, Brooklyn
Schroeder, Lisa

In Liebe, Brooklyn


ausgezeichnet

Genau ein Jahr ist es her, seit Brooklyn ihre erste große Liebe durch einen schrecklichen Autounfall verloren hat. Als sich der Fahrer des Wagens nach diesem Jahr das Leben nimmt, werden alte Wunden wieder aufgerissen und Brooklyn fängt langsam an, sich dem Schmerz zu stellen. Dabei hilft ihr ausgerechnet Luccas Bruder Nico, der ebenso schwer getroffen ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft, die langsam zu mehr wird. Aber darf das sein? Und was hat es mit den geheimnisvollen Botschaften auf sich, die Nico von seinem toten Bruder zu bekommen scheint?

Meine Meinung

Ich wusste nicht, was mich erwartet und habe einen wahren Schatz gefunden. Schon auf der ersten Seite zog die Geschichte um Brooklyn und Nico und auch Lucca mich in ihren Bann. Die ungewöhnliche Weise, in der die Story erzählt wird, lässt einen nur so durch die Handlung fliegen, auch wenn man ab und an innehalten muss, um schwer zu schlucken oder Tränen aus den Augenwinkeln zu tupfen. Erzählt wird nämlich in winzig kleinen Abschnitten in der Ich-Form, die einen direkt in die Gefühlswelten der beiden Protagonisten eintauchen lassen, genug verraten, um sich hineinzuversetzen, und vor allem genug weglassen, um sich selbst Gedanken zu machen.

Eine schöne Umrahmung bildeten die Leidenschaften der beiden jungen Menschen. Bei Nico war es der Sport, bei Brooklyn das Zeichnen, das sie für lange Zeit aufgegeben hat. Bis Nico ihr vor Augen führt, dass es sich noch immer zu leben lohnt - und wofür.

Die zarte Annäherung zwischen den beiden war schlicht rührend zu lesen. Wie sie sich beide zurück ins Leben geholt haben, war einfach magisch. Wie alte Narben erst aufgerissen und manche davon auch endgültig verschlossen wurden - vor allem bei Nico, mit dem ich durch seine Selbstzweifel und sein Leben im Schatten des charmanten, kleinen Bruders so gelitten und den ich für seine Tapferkeit ins Herz geschlossen habe. Seine freundliche, zuvorkommende und humorvolle Art, die auch Brooklyn bemerkt und liebgewonnen hat, war herzerwärmend.

Die Mystery-Elemente waren zwar durch die geheimen Botschaften und einen kleinen Traum vorhanden, nahmen aber nicht Überhand und fügten sich perfekt in die Geschichte ein. Es kann wohl alles auch logisch erklärt werden, wenn man darauf erpicht ist. Ich habe nicht so viel darüber nachgedacht, weil ich diesen ganz besonderen Zauber auf mich wirken lassen wollte.

Einfach ein wunderschönes Buch, von außen wie von innen. Ihr werdet es nicht mehr aus der Hand legen können, wenn ihr es einmal aufgeschlagen habt.

Bewertung und mein Fazit

Einfach ein wunderschönes Buch, von außen und von innen. Ihr werdet es nicht mehr aus der Hand legen können, wenn ihr es einmal aufgeschlagen habt. Es geht um Liebe, Freundschaft, Trauer und so vieles mehr. Lest es, ihr werdet es nicht bereuen.

Eine bittersüße, außergewöhnlich erzählte Geschichte, die ans Herz geht!