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easymarkt3
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Insgesamt 766 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2024
Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2
Åslund, Sandra

Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2


sehr gut

Spannendes Leben auf Schwedens Schäreninsel
Das Cover ist typisch schwedisch gehalten mit flatternder Nationalfahne und einem stattlichen Holzhaus in blau-weiß gestrichen. Auch der helle Sandstrand mit Bewaldung im Hintergrund bringt Urlaubsstimmung. Nur der wolkige, dunkle Himmel verrät bereits inhaltlich nicht nur wichtige Wetterverhältnisse, die das Leben auf der abgelegenen Schäreninsel Svartöga sehr einschränken. Überhaupt sind die Traditionen wie das Mittsommerfest und das Alltagsleben ohne Strom und fließend Wasser mit ihren uhrigen Sommergästen gut beschrieben. Wie der Aufenthalt in einem Yoga-Retreat aussehen kann, ist ebenfalls gut eingeflochten in die verdeckte Aufklärung. Die Hauptfigur Kriminalinspektorin Maya Topelius ermittelt erfolgreich under cover in ihrem Urlaub, teils ohne Handy-Empfang, während eines gefährlichen Sturms ohne Fluchtmöglichkeiten – ein spannendes Szenarium. Auf die vielen emotionalen Befindlichkeiten vieler Beteiligter mit interessantem diversem Charakter wird eingehend eingegangen. Neben der Aufdeckung einer persönlicher Geheimnisse kommt die finale Auflösung mehrerer Morde doch überraschend in angenehmem Schreibstil.

Bewertung vom 29.10.2024
Unversehrt. Frauen und Schmerz
Biringer, Eva

Unversehrt. Frauen und Schmerz


gut

Informativ aus weiblicher Sicht.
Das Cover ist unglücklich ausgewählt mit dem weiblichen, jungen Körperausschnitt, kaum bekleidet, auf das Becken zentriert. Es geht schließlich nicht nur um Menstruationsschmerzen. Auch der Buchtitel greift nicht umfassend. Neben Schmerzerfahrungen aus dem persönlichen Umfeld der Autorin, fallen auch Namen berühmter Frauen aus den Bereichen Sport, Kultur etc. Internationale Wissenschaftsstudien bis in die Neuzeit zeigen die positive Entwicklung im Umgang mit weiblichem Schmerz auf in starkem Kontrast zu historischen, sogar biblischen Hintergründen, stets abwertend frauenfeindlich. Auch fehlt nicht die subjektive Meinung im Sachbuch der Autorin, die mit umfangreicher Recherche mit Literaturangaben je Kapitel anhängend einen weiten Bogen spannt mit Schmerz-Themen wie Menstruation, Schwangerschaft und Geburt, Selbstverletzung und Gewalt, PMS, Endometriose, chronische Krankheiten, emotionaler Schmerz, Femizide, verletzende Verhaltensweisen in der Gesellschaft, weibliche Genitalverstümmelung etc. Der Mann wird in seinem Umgang mit Schmerz nicht total ausgeblendet. Die machtvolle Bevorzugung des männlichen Geschlechts in unserer Gesellschaft, das Patriarchat wird verflucht. Bei den vielen Fakten geht bisweilen der rote Faden etwas verloren. Dieser umfassende Überblick über die Behandlung des breit gefächerten weiblichen Schmerzes ist interessant.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2024
Ab ins All!
Ziems, Anne-Dorette

Ab ins All!


sehr gut

Doch nicht nur alles Science Fiction?
Das Cover zeigt eine Tankstelle mit einem Raumfahrzeug, bereit zum Auftanken und ist damit bereits hinführend zur Energieproblematik für eine lange Reise ins All zu weit entfernten Planeten der anderen Art als die Erde. In vielen Details und anschaulichen Vergleichen geht es entlang einer Checkliste zu den vielen Problematiken in der Weltraumforschung, die auch geschichtlich international aufgezeigt wird. Zeichnungen und Aufnahmen von umkreisten Planeten bereichern den jeweiligen Sachverhalt. Wie viele nicht nur technische Überlegungen für eine Crew zum Überleben tatsächlich notwendig sind, wird umfassend auch sprachlich in einer flotten, die Jugend ansprechenden Art nahe gebracht. In Physik sollte man vielleicht auch ein wenig Vorkenntnis haben, um z.B. Gedankenspiele zum Terraformen von Planeten genießen zu können. Die Kunst, ein solch komplexes Thema der Weltraumforschung rundum klar gegliedert und allgemein verständlich zu schreiben, ist hier gelungen, wenn man z. B forschungsethische. rechtliche Konsequenzen zum eventuellen Rohstoffabbau auf anderen Planeten, Denkmalschutz, Finanzierung und Politik etc. nicht eingehend thematisieren möchte.

Bewertung vom 22.10.2024
Das Buch der neuen Anfänge
Page, Sally

Das Buch der neuen Anfänge


sehr gut

Besondere Orte für ungewöhnliche Freundschaften mit gewisser Botschaft
Das warme Cover in sommerlicher Farbgebung zeigt in dem offenen, nostalgischen Koffer Objekte wie z. B. ein Tagebuch, Briefpapier, einen Schlüssel und einen Fuchs, die wichtige Bestandteile der im Roman vorgestellten Figuren sind. Die Szenerie spielt hauptsächlich in Londoner Gegenden wie Highgate und Hampstead mit berühmtem Friedhof, Schwimmbecken, kleinen Geschäften. Neben den drei sonderlichen, emotional sehr problembehafteten Hauptfiguren Joanne Sorsby, 39, anglikanischem Reverend Ruth und dem Rentner Malcolm gibt es auch schrullige Kunden, Geschäftsnachbarn, Familie und Freunde, die in einem sympathischen Miteinander die melancholische Atmosphäre des Romans prägen. Rund um das altmodische, von schönen Kindheitserinnerungen geprägtem Schreibwarengeschäft von Onkel Wilbur mit seinem Wahlspruch Ein Platz für alles, und alles an seinem Platz. spinnt sich eine kreative Geistergeschichte um sechs auf dem Highgate Cemetery beerdigte Berühmtheiten, die zu Weihnachten von den drei ungleichen Freunden zum Leben erweckt werden. Schlussendlich finden sie eine neue Richtung mit realistischer Zielsetzung in ihrer persönlichen Lebensphilosophie, eingebettet in einem ansprechenden Schreibstil, von Lyrik romantisch begleitet.

Bewertung vom 20.10.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


gut

Zu wenig Spannung!
Der dritte Teil der Krimireihe mit der Ermittlerin Hanna Ahlander und ihrem Kollegen Daniel Lindskog kommen sehr menschlich, taktvoll und unkonventionell einsatzbereit rüber. Zu langatmig wirken hier die emotionalen Einschübe mit Hannas Verliebtheit in Daniel, Antons problematischem Liebesleben oder auch Daniels Neigung zu Wutausbrüchen, auch wenn Details zum jeweiligen Charakter wichtig sind. Auf zwei Zeitschienen – nämlich 1973 und 2021 - bilden zwei noble Hotelanlagen schaurige Tatorte rund um den verschneiten Skiort Åre in Schweden um die Osterfeiertage. Vor fünfzig Jahren, 1973, geht es um das traurige Schicksal der 17-jährigen, doch sehr naiven Kellnerin Monica, das dramatische Auswirkungen im Jahr 2021 hat. Thematisiert werden Mobbing auf sozialen Plattformen wie z. B. Facebook, Korruption im Behördendschungel und Gewalt gegen Frauen in Form von Vergewaltigung mit traumatischem, generationsübergreifendem Effekt auf weitere Beteiligte. Die Polizeiarbeit verbeißt sich sehr ins Detail bei zu vielen Nebenschauplätzen, wodurch leider Spannung verloren geht.

Bewertung vom 18.10.2024
Nach uns der Himmel
Buchholz, Simone

Nach uns der Himmel


gut

Ein rätselhafter Roman
Das Cover zeigt acht Flugzeugfenster mit Blick auf Wasser bei klarem Himmel, wegweisend für acht Passagiere auf dem Flug zu einer sonnigen Urlaubsinsel. Auf zwei sich annähernden Erzählebenen geht es zunächst um die zweite Landung desselben erneut aufgetankten Fliegers auf einer Insel in malerischer Urlaubsidylle, in der sich die charakterlich verschiedenen Akteure vorstellen und sich näher kommen als Gruppe. Auf dem zweiten Erzählstrang sorgen die Dialoge des Ich-Erzählers mit Sitz in Los Angeles zunächst für Verwirrung beim Lesen, denn seine Gesprächspartner – die Sonne und die Inspektorin – wirken vermenschlicht, wie in einer anderen Realität, porträtiert in einem witzigen, teils derben und mehrdeutigen Schreibstil. Bis zur Romanhälfte bleibt leider die Rolle des Ich-Erzählers, und des schwarzen Lochs unklar, während die zwischenmenschlichen und ganz persönlichen Probleme der acht Urlauber eine Wandlung erfahren wie ihre schrumpfende Umgebung. Das kreative Ambiente vom schwarzen Loch mit dem Lappenmann in die gewechselte Welt, in den Tod, gefällt. Dieser rätselhafte Roman offenbart vage die letzte Gelegenheit zu einem lebendigen Glücksgefühl vor dem Tod.

Bewertung vom 16.10.2024
Ein anderes Leben
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


gut

Eine besondere Patchwork – Familie
Das Cover lässt eine gewisse kindliche Leichtigkeit und heile Welt erahnen in der bildlichen Darstellung einer großen Seifenblase, entpuppt sich dieser Eindruck aber vielleicht auch symbolisch als fragile, leicht zerbrechliche Familienbande, von denen die Ich-Erzählerin, jüngste von drei Töchtern Hannas, erzählt. Auf zwei Erzählebenen führt zunächst die Beerdigung ihres Vaters Bow dazu, ihr Leben von ihrer Kindheit ausgehend Revue passieren zu lassen. Bis zurück zu den Großeltern im 2. Weltkrieg mit der Flucht von der Neiße über Hannas Studienfreunde und deren Vaterschaft reichen die detaillierten Erinnerungen mit der berufstätigen Mutter als Übersetzerin und Bibliotheksangestellte. Im nächsten Schritt beleuchtet sie besonders die stets ambivalente Beziehung zu ihrer Mutter Hanna. Deren drei Ehemänner mit ihrer jeweiligen Tochter, Hannas Rolle als Mutter, Hausfrau und Zuhörerin stehen im Mittelpunkt. Vier Ereignisse in der dritten Ehe mit Bow, die Familie zu verlassen, werden kurz erwähnt. Leider werden Hannas Beweggründe nicht tiefer beleuchtet. Sie wollte gehört werden. Sie wollte hinein in eine Welt ihrer eigenen Wörter mit Gedichten, Lesungen etc. in ihrer eigenen Wohnung, nur zum Mittagessen mit der Ich-Erzählerin als Teenager. Der kurze dritte Teil behandelt Hannas Leben mit einem Tumor im Kopf mit allen Begleiterscheinungen und ihrem Tod. Insgesamt sind diese unchronologischen, fragmentierten Erinnerungen um Hanna, ihren drei Töchtern und deren Vätern ohne markante Abgrenzung vom Jetzt eingefügt, was etwas verwirrt. Der Schreibstil hat eine poetische Note, passend zu Hannas Charakter als selbstbewusste, schlagfertige, depressive, promovierte, schreibende Gattin neben ihrer eher ungeliebten Mutterrolle, die sich auch nicht in das gesellschaftliche Korsett von Erwartungen zwängen lässt. Das andere Leben von Hanna kommt insgesamt zu kurz.

Bewertung vom 13.10.2024
Die Abende in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Abende in der Buchhandlung Morisaki


sehr gut

Eine Hommage an die Macht von Büchern
Das Cover wirkt in seiner bunten, gegenständlichen Darstellung den Mittelpunkt der warmherzigen Geschichte wieder und führt ohne Umschweife in die Wohlfühlatmosphäre hinüber. Der liebevolle Schreibstil mit dem sehr emotionalen Ende gefällt. Die besondere Welt der Bücher und ihre meist ältlichen Interessenten werden liebevoll beschrieben. Auch das Engagement der jungen Hauptfigur Takako um die Buchhandlung, ihre familiären, eigenwilligen Besitzer und Freunde hat eine sehr positive Ausstrahlung. Neben so viel Mitmenschlichkeit finden. Takako und ihre jungen Freunde auch Wege zur Problembewältigung. Thematisiert wird Trauerbewältigung, Selbstfindung, Freundschaft und natürlich die besondere Beziehung zu meist alten Erstausgaben. Tatkräftig Versprechen einzulösen und Verantwortung zu übernehmen werden ebenso hervorgehoben. Diese Bücherei punktet als Ort des Trostes und der Hoffnung. Das Bücherviertel Jinbocho wird sehr einladend beschrieben im Wandel der Jahreszeiten und Events.

Bewertung vom 13.10.2024
Coco und die Revolution der Mode
Johannson, Lena

Coco und die Revolution der Mode


sehr gut

Einiges über Coco Chanels Leben – interessant!
Das Cover dieses historischen Romans über die Modeschöpferin Coco Chanel zeigt eine junge Frau in einem zeitgemäßen Matrosen-Look. Die gesamte Aufmachung dieses 27. Bandes der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ gefällt in seinem Wiedererkennungswert dieser Serie. Die Lebensgeschichte von Gabrielle Chasnel, bekannt als Coco Chanel, erstreckt sich leider nur über ihre karge Kindheit mit ihren doch unterschiedlichen Schwestern bis zum Aufbau ihres Modeimperiums, von der anfänglichen Hutmacherin zur Mode-Ikone in Paris um 1916. Über den Umgang mit Nadel und Faden im Waisenhaus der Nonnen geht es weiter zu Tante Louise und der Herstellung kreativer Hutschöpfungen in Moulins um 1901. Mit ihrer fast gleichaltrigen Tante Adrienne versucht sie Geld zu verdienen über Näharbeiten, Gesang und Tanz, lernen Absolventen einer Militärakademie wie Ètienne Lefevre und Boy Capel kennen, ihre zukünftigen Sponsoren. Erst in Paris ab 1910 entwickelt sie Bademoden für Frauen und aus der englischen Männermode La Mode à la garçonne, wie ihn auch Marlene Dietrich in Filmen trägt. Berühmte Namen wie der Modeschöpfer Paul Poiret oder der französische Karikaturist Georges Goursat etc. werden eingeflochten. Der 1. Weltkrieg lässt sie nicht nur die Krankenschwesterntracht überarbeiten, auch ihr Chanel-Jersey-Modell, preiswert, praktisch und schlicht wird erfolgreich vermarktet. Das Charakterbild einer mutigen, ehrgeizigen, kreativen Frau wird aufgebaut, leider nur bis zum Höhepunkt ihrer Karriere. Ihre Beziehungen zu den wichtigsten Familienmitgliedern lassen sie besonders in ihrer Einsamkeit menschlich erscheinen. Der Schreibstil mit der chronologischen Kapitelaufteilung ist angenehm, hilfreich. Ein interessantes Lesevergnügen!

Bewertung vom 11.10.2024
Immortal Longings
Gong, Chloe

Immortal Longings


gut

Immortal Longings
Unsterbliche, unvergessene Gelüste oder Sehnsüchte – darum geht es in diesem Fantasy-Science Fiction-Roman voller moralisch komplizierter Charaktere, voller Intrigen, Gewalt, Schmutz, Hunger, Elend und Überbevölkerung. Nicht nur das Beziehungsgeflecht der Hauptfiguren Anton und Calle bis hin zum rätselhaften Kronprinzen Augustist komplex, inspiriert von Shakespeares Antonius und Cleopatra. Auch die Szenerie der Zwillingsstädte San-Er erinnert an Kowloon Walled City im britischen Hongkong, voller dicht bebauter Slums, gesetzlos, einem Leben in chaotischen Zuständen ursprünglich von China als Militärfort begründet. Neben dieser Stadt voller Extreme entfaltet sich die komplizierte Magie des Körperspringens, Science-Fiction-Elemente vermischt mit der chinesischen Mythologie des „Qi“ als Lebenskraft, einer Seele im Menschen, die bewegt werden kann. In dieser Welt voller Bösewichte und Unordnung, voller Rache, Intrige und Obsession in schnellen Action-Szenen entfaltet sich zwar auch verdrehte Romantik, hinterlässt aber vielleicht auch den Wunsch nach weniger Klaustrophobie und Chaos. Tolle Kreativität und Tiefe in Charakterstudien und Szenerie bei gutem Schreibstil. Doch die Beschreibung all dieser Brutalität, dieser endlosen kriminellen Energie in San-Er muss nicht unbedingt zu einem Lesevergnügen führen.