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wanderer.of.words

Bewertungen

Insgesamt 225 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2024
Absturz
Newman, T. J.

Absturz


sehr gut

Wow, das ist mal ein Pageturner! Die Geschichte beginnt ohne lange Einführung direkt mit dem Szenario des explodierten Triebwerks und geht bis zum Ende rasant weiter. Mir hat das hohe Erzähltempo sehr gut gefallen, auch wenn es natürlich ein wenig auf Kosten der Charakterentwicklung geht, die weniger Raum in der Geschichte erhält. Trotzdem konnte mich die Story ans Buch fesseln und ich habe es nach gerade mal zwei Nachmittagen beendet. Zur Spannung trägt auch die wechselnde Erzählperspektive bei, mal erlebt man den Überlebenskampf im Innern der Maschine, dann wieder die Versuche des Rettungsteams.

Die Story ist clever durchdacht und das Setting kam mir durchaus realistisch vor. Natürlich gehört eine große Portion Zufall dazu, dass bei einem Absturz ins Meer ein Szenario entsteht, bei dem die Insassen überleben und eine Rettung versucht werden kann. Aber für mich war alles noch im glaubhaften Bereich. Alleine dass eine Nichtschwimmerin mal eben nebenbei die Grundlagen des Schwimmens lernt fand ich etwas seltsam. Bei den übrigen Protagonisten sind zwar ein paar Stereotypen vorhanden, darüber kann ich bei einem Thriller aber hinwegsehen, solange sich die verwendeten Klischees in Grenzen halten.

Fazit
Ein rasanter Pageturner, der viel Kopfkino hervorruft und sich wie ein Blockbuster liest. Mich hat das Buch mit einer kurzweiligen und spannenden Story in seinen Bann gezogen!

Bewertung vom 05.04.2024
Der Stich
Winter, Thilo

Der Stich


gut

Verliert sich in Nebensächlichkeiten, zu wenig Fokus auf die Moskitos

Grundsätzlich hat mich das Buch zwar gut unterhalten, insgesamt hätte ich mir von der Story aber mehr erwartet. Hauptsächlich lag das daran, dass ich mir einen größeren Fokus auf die Killer-Mücken gewünscht hätte. Die vielen zusätzlich aufgegriffenen Themen und Nebenstränge der Geschichte haben davon einfach zu sehr abgelenkt. Die illegale kubanische Einwanderin und ihr unglücklich verliebter Begleiter, der etwas verrückte Vietnam-Veteran, der Konkurrenzkampf auf der Polizeiwache – auf mich wirkten diese vielen Zusammenhänge an manchen Stellen zu sehr ablenkend und insgesamt auch etwas zusammengewürfelt. Die Charaktere blieben über weite Teile eher oberflächlich, auch hier hatte ich das Gefühl, dass aufgrund der Menge an vorkommenden Figuren keine so recht Platz für eine Entwicklung hatte.

Absolut überzeugen konnten mich dagegen die sehr gut recherchierten wissenschaftlichen Aspekte über die Mücken und die, leider viel zu wenigen, Szenen, in denen sie „Jagd“ auf die Menschen machten.

Fazit
Ein geniales und sehr beängstigendes Szenario und ein starker Beginn. Leider verirrt sich die Story dann in den vielen Wendungen und Nebensträngen und das Potential der Hauptstory wird nicht ausgeschöpft. Positiv möchte ich noch das umfangreiche Nachwort hervorheben, das bei mir viele Aha-Effekte erzeugen konnte.

Bewertung vom 01.04.2024
Höllenjazz in New Orleans / City-Blues-Quartett Bd.1 (eBook, ePUB)
Celestin, Ray

Höllenjazz in New Orleans / City-Blues-Quartett Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

New Orleans 1919: Der mysteriöse „Axeman-Mörder“ hält die Stadt in Atem, er verübt brutale Morde und hinterlässt am Tatort Tarotkarten. In einem Brief an die Zeitung kündigt der Killer weitere Morde an, nur wer an einem bestimmten Abend Jazz hört wird von ihm verschont.

Detective Michael Talbot verzweifelt langsam an dem Fall, niemand kennt den Killer, niemand hat ihn gesehen, die Meschen sprechen schon davon, dass er ein Geist ist. Auch Pinkerton-Sekretärin Ida ermittelt, sie möchte zur Ermittlerin aufsteigen, an ihrer Seite ist niemand Geringeres als der noch unbekannte Louis Armstrong. Und dann ist da noch der ehemalige Polizist Luca, gerade wegen Korruption aus dem Gefängnis entlassen, und nun schon wieder für die Mafia unterwegs.

Ihr merkt es schon an meiner Zusammenfassung: viele Namen, viele Handlungsstränge. Der Autor greift auch inhaltlich wahnsinnig viele Themen auf (die Axeman-Morde, Rassismus, die Mafia, Blues und Jazz, ….) und streift zusätzlich noch weitere Themengebiete. Ich tat mich manchmal echt schwer mich im Geflecht der Protagonisten, Zusammenhänge und Beziehungen zurechtzufinden. Darauf, dass da dann auch noch irgendwie Louis Armstrong in die Geschichte eingebaut wird hätte ich verzichten können, ich halte wenig davon, realen Personen irgendwelche Geschichten anzudichten.

Davon abgesehen ist die Geschichte aber spannend und atmosphärisch sehr dicht erzählt, vor allem das Feeling der lebhaften und musikverrückten Stadt wird super rübergebracht. Es ist ein faszinierendes Bild des frühen New Orleans, mit einer Mischung aus verschiedensten Kulturen, aber natürlich auch vielen Spannungen und Konflikten.

Fazit
Ein toll geschriebener Roman, der aber an manchen Stellen etwas überladen wirkt. Für meinen Geschmack hätte es gereicht, wenn der Autor sich auf die realen Axeman Morde konzentriert hätte, ohne das viele drumherum. Auch die nächsten Bände der „City Blues Reihe“ sind schon geschrieben: sie führen nach Chicago und New York.

Bewertung vom 01.04.2024
Der Schiffskoch
Deen, Mathijs

Der Schiffskoch


gut

Starker Beginn, mittelmäßiges Ende

Das Feuerschiff „Texel“ liegt weit vor der holländischen Küste vor Anker. Ähnlich wie ein Leuchtturm dient es anderen Schiffen zur Navigation und bewegt sich nie von seiner Position fort. Für die Crew bedeutet das oft einen langweiligen Alltag, meist fiebern sie dem Ende des mehrwöchigen Einsatzes entgegen. Eines Tages bringt Koch Lammert ein Ziegenböckchen mit an Bord, es soll die Hauptzutat seines nächsten großen Menüs werden. Doch das Tier ist bald der Liebling der Mannschaft.

Die Atmosphäre auf dem Schiff ist perfekt eingefangen. Die Männer leben auf engstem Raum, oft mit einem eintönigen und öden Alltag und sind dem Wetter komplett ausgeliefert. Das Feuerschiff kann seine Position nicht verlassen und bei zu hohem Wellengang vom Festland nicht erreicht werden. Gefährlich kann das bei dichtem Neben werden, da schiebt sich dann schon mal ein meterhohes Frachtschiff ganz nah am Feuerschiff vorbei.

Mich hat die kurze Geschichte mit kleinen Einschränkungen gut unterhalten. Nach einem sehr starken Beginn verläuft sich der Spannungsbogen im letzten Drittel etwas. Vieles wird nur angedeutet und die Hintergründe muss man sich zusammenreimen. Passend zur Handlung gibt es auch sehr viele nautische Fachbegriffe, mit den meisten konnte ich nichts anfangen und musste Google bemühen oder aus dem Kontext raten.

Das Ende ließ mich dann sehr ratlos zurück und war nicht nach meinem Geschmack. Wobei ich bei Kurzgeschichten oft mit dem Ende hadere.

Bewertung vom 01.04.2024
Um jeden Preis
Biermann, Christoph

Um jeden Preis


ausgezeichnet

Ernüchternd

Ins unermessliche steigende Gehälter und Ablösesummen, Vereine die von Scheichs und Oligarchen aufgekauft werden und Sender, die sich für ihre Abo-Modelle fürstlich entlohnen lassen. Christoph Biermann erzählt in seinem Buch, wie sich der Fußball über die Jahre hinweg immer mehr zum reinen Kommerz hin entwickelt hat, wie aus einer Sportart eine Industrie wurde.

Es ist eine interessante Zusammenfassung der Entwicklung seit den 1990er Jahren bis heute, die viel Hintergrundwissen liefert und an vielen Stellen sehr ernüchternd ist. Was macht den modernen Fußball aus? Was sind die Gründe für die Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten?

Biermann macht eine Bestandsaufnahme, hinterlegt seine Aussagen mit Zahlen und Fakten. Damit das Ganze nicht zu trocken wird, gibt es viele Anekdoten und skurrile Geschichten. So ist das Buch zwar eher nüchtern geschrieben, aber auch sehr kurzweilig und unterhaltsam zu lesen.

Fazit
Eine auf den Punkt gebrachte Beschreibung, wie aus einer Sportart eine Ware der Unterhaltungsindustrie wurde, die sich immer mehr von den Fans entfremdet.

Bewertung vom 24.03.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


sehr gut

Im Mittelpunkt des Romans steht Odile mit ihrem Dilemma, vom bevorstehenden Tod ihres Schulfreundes zu wissen. Von klein auf wurde ihr beigebracht, wie gefährlich eine Einmischung sein kann, doch natürlich zweifelt und grübelt sie nun. Es ist ein interessantes Gedankenexperiment, das Scott Alexander Howard da entwickelt hat, mit dem er auch den Leser zum Nachdenken anregt und zugleich viel Raum für Spekulationen lässt.

Die Sache mit den zeitversetzten Tälern ist sehr komplex, erfordert einiges an Denkarbeit und große Aufmerksamkeit beim Lesen, gerade wenn der Autor auf andere Zeitebenen wechselt. Um alle Zusammenhänge zu erkennen, müsste man das Buch wohl gleich nochmal lesen. Die erste Hälfte der Geschichte fand ich sehr stark. In der zweiten Hälfte wird Stimmung dann deutlich düsterer und die Handlung ist viel träger, das zog sich für mich etwas hin. Zum Glück nimmt die Geschichte zum fulminanten Ende hin dann wieder richtig Fahrt auf.

Howards Schreibstil ist sehr atmosphärisch, manchmal fast poetisch und immer wieder mit philosophischen Zügen. Zum Schluss bleiben viele Fragen offen, ein wenig ist es wie ein Aufwachen aus einem surrealen Traum.

Fazit
Eine sich langsam entfaltende Geschichte, die um ein interessantes, aber sehr forderndes Gedankenspiel herum aufgebaut ist. Trotz kleiner Durchhänger im zweiten Teil der Geschichte ein sehr beeindruckendes Debüt!

Bewertung vom 23.03.2024
James
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

Ein sehr gelungener Perspektivwechsel

„Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ kennt wohl jeder: ein abenteuerlustiger Junge reißt von zuhause aus, schippert mit einem Floß den Mississippi hinunter und meistert, begleitet vom entlaufenen Sklaven Jim, viele brenzlige Situationen. Percival Everett wechselt nun die Erzählperspektive und macht Jim vom Neben- zum Hauptcharakter.

Jim kann Lesen und Schreiben, doch vor den Weißen spielt er den dummen, es wäre zu gefährlich wenn sie wüssten wie gebildet er ist. Er spricht zwei Sprachen: das herkömmliche Englisch und die „Sklavensprache“, eine spezielle Ausprägung des Südstaatenenglisch, die im 19. Jahrhundert von den Schwarzen gesprochen wurde und immer zur Anwendung kommt, wenn ein Weißer in Hörweite ist. Das lässt sich natürlich nicht direkt ins Deutsche übertragen, ich finde aber der Übersetzer hat hier einen großartigen Job gemacht. Ich bin auch froh, dass sich der Verlag entschieden hat, bestimmte Wörter nicht durch Sternchen zu ersetzen und stattdessen den damaligen Sprachgebrauch ungeschönt wiederzugegeben.

Inhaltlich finden sich viele Szenen aus Huckleberry Finn wieder, man hat dabei aber nie das Gefühl eine Nacherzählung des Klassikers in der Hand zu halten, vielmehr ist es ein Puzzleteil, das das Bild komplettiert. Wo Mark Twain einen Abenteuerroman geschrieben hat, ist Percival Everetts Buch ein gesellschaftskritisches Werk, das Themen wie Sklaverei und Rassismus schonungslos und ungeschönt behandelt. Trotz des ernsten Themas bringt der Autor aber auch Humor und feine Situationskomik unter, etwa wenn Jim sich unfreiwillig einer Gruppe von Blackface-Sängern anschließt, also Weiße die stereotypierte Schwarze darstellen. Selbst hier darf er nicht er selbst sein, sondern muss sich als geschminkten Weißen ausgeben.

Fazit
Dass ich ein Buch in wenigen Tagen verschlinge kommt selten vor, doch Percival Everett hat es mit seiner mitreißenden Erzählweise geschafft, dass ich sein Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Er erzählt mit viel Feingefühl, an manchen Stellen ist es zwar keine leichte Kost, aber definitiv lesenswert!

Bewertung vom 10.03.2024
Die alte Garde
Lee, Thomas D.

Die alte Garde


gut

Das Buch hatte ich schon vor Erscheinen im Blick, denn die ziemlich verrückt klingende Idee hat mich neugierig gemacht und die Rezensionen aus dem englischsprachigem Raum waren sehr begeistert. Die große Frage war von Beginn an: kann diese irre Story funktionieren? Für mich persönlich lautet die Antwort leider: nur bedingt.

In erster Linie lag es für mich am Tempo, das Lesen zieht sich teilweise recht hin. Nach einem guten Start geht es ab der Mitte nur noch langsam weiter und bis die Geschichte dann endlich wieder Fahrt aufnimmt dauert es eine geraume Weile. Auch Kays oft ausschweifende Gedanken und Erinnerungen treiben die Story nicht so recht voran. Schade fand ich auch, dass man aus dem Drachen nicht mehr gemacht hat, da hatte ich mir einen epischen Kampf erhofft, aber am Ende war es mir zu leicht und nebensächlich gelöst.

Dazwischen gibt es dann aber immer wieder großartige Situationskomik, wenn die gut 2.000 Jahre alten Ritter auf die moderne Welt treffen. Für mich war auch immer wieder amüsant, wie diverse Könige oder Personen aus der englischen Geschichte erwähnt wurden – wobei man da auch ein gewisses Hintergrundwissen braucht, um zu wissen, was es mit Maud und Stephen, John I. oder Cromwell auf sich hatte.

Fazit
Ich habe das Buch mit gemischten Gefühlen beendet. Es hat viel Potential, die Idee ist super, aber die Umsetzung konnte mich nicht zu 100% abholen. Man muss einfach selbst probieren, ob es etwas für einen ist.

Bewertung vom 28.02.2024
Survivor
Tudor, C. J.

Survivor


ausgezeichnet

Der Klappentext lässt einen normalen Thriller vermuten, aber die Story bietet viel, viel mehr. Ich möchte nicht spoilern, also nur so viel: was ihr bekommt ist kein herkömmlicher Thriller, sondern eine postapokalyptische Geschichte mit Horror-Elementen. Damit hätte man gerne werben können, für mich hätte es das ohnehin große Interesse am Buch nochmal gesteigert!

Nun aber zum Buch selbst: Was für ein irrer Ritt! CJ Tudor legt ein Wahnsinnstempo vor! Sie hält sich nicht mit Vorgeschichten oder einer Einführung auf, sondern beginnt gleich mitten in der Handlung, man ist ab Seite 1 voll dabei und es gibt bis zum Ende kaum Zeit um Atem zu holen.

Abwechselnd begleiten wir Hannah, Meg und Carter in einer Story, die einen komplett ans Buch fesselt. Dabei wurde ich lange Zeit extrem gut an der Nase herumgeführt, bis ich dann endlich kapiert habe WAS da eigentlich abläuft. Schon lange konnte mich ein Plottwist nicht mehr so begeistern!

Einziger Wehrmutstropfen: Die Übersetzung ist vereinzelt etwas seltsam geraten, z.B. sind manche Adverbien überflüssig, was mich beim Lesen an mehreren Stellen kurz irritierte. Auch die Bezeichnung „finsterer Tann“ anstatt „Wald“ kommt so übermäßig oft vor, dass es irgendwann zu nerven beginnt.

Fazit
Spannung pur, ein toller Schreibstil, einige Verstrickungen und noch mehr Wendungen. CJ Tudor ist ein wirklich außergewöhnlicher Thriller gelungen, bei dem man beim Lesen nur so durchs Buch fliegt!

Bewertung vom 24.02.2024
Hope's End – Du kannst niemandem trauen (MP3-Download)
Sager, Riley

Hope's End – Du kannst niemandem trauen (MP3-Download)


gut

Das Buch wurde so begeistert gelobt, dass wohl auch meine Erwartungen zu hoch angesetzt waren. Dabei geht die Geschichte so vielversprechend los: Das alte Haus am Rande der steilen Klippe, die rätselhaften Bewohner und die brutalen Morde, die hier vor Jahren passiert sind, ergeben ein tolles Setting. Dazu eine etwas düstere Atmosphäre und über schwebt immer wieder die Frage, wer die Familie von Leonora Hope getötet hat.

Großteils hat mich das Hörbuch also gefesselt, am Ende gibt dann aber so viele Wendungen, dass es einem dabei fast schwindlig wird. Die Autorin hat den Punkt übersehen wo es dann einfach mal gut ist und dadurch, dass sie bei jeder Figur noch eine überraschende Enthüllung einbaut wirkt es für mich zu konstruiert und unrealistisch.

Auch beim Einspielen des Hörbuchs muss irgendetwas gewaltig schiefgelaufen sein: Wenn man die Geschwindigkeit nicht hochstellt klingt die Sprecherin wie eine Sprachlern-App, betont die Wörter ganz überdeutlich und zieht sie unnatürlich in die Länge. Erst mit 1,2-facher Geschwindigkeit werden Sprachrhythmus und Wortbetonungen normal.

Fazit
Das Buch wurde oft als Highlight gefeiert, ich empfand es leider nur als durchschnittlichen Thriller, dem das überzogene Ende schadet.