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wanderer.of.words

Bewertungen

Insgesamt 231 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2024
Ihr wollt es dunkler
King, Stephen

Ihr wollt es dunkler


ausgezeichnet

Nach den zuletzt erschienenen Romanen gibt es nun wieder eine Kurzgeschichtensammlung von Stephen King. Insgesamt zwölf Storys, zwischen 20 und 200 Seiten lang, sind in seinem Buch enthalten. Bei Stephen King denkt man jetzt vielleicht zuerst an Horror, Grusel und viel Blut, das ist aber gar nicht der Fokus dieser Kurzgeschichtensammlung. Zwar wird es mal übersinnlich, mal leicht gruselig, aber nie zu brutal oder zu blutig. Ein reines Horror-Buch ist das also keinesfalls. Stattdessen sind es oft einfach die Menschen und ihr verwerfliches Verhalten oder ihre Ängste die im Fokus stehen.

Mir hat diese Abwechslung richtig gut gefallen. Man weiß nie, in welche Richtung sich eine Geschichte entwickelt, ob es übersinnlich wird und ob einen zum Schluss ein Happy End oder eine böse Überraschung erwartet. Zwar konnte mich nicht bei allen Geschichten das Ende komplett überraschen, eine wirklich schwache war aber auch nicht dabei. Drei Geschichten haben mir besonders gut gefallen:

„Danny Coughlins böser Traum“:
Schulhausmeister Danny träumt von der Leiche einer jungen Frau, die er dann auch tatsächlich am Ort seines Traums findet. Die Polizei ist von seiner Geschichte natürlich wenig überzeugt und tut alles, um Danny als Mörder zu überführen.

„Klapperschlangen“
Vic Trenton hat vor vielen Jahren seinen Sohn durch den tollwütigen Bernhardiner Cujo verloren, nun sucht er im abgelegenen Ferienhaus eines Freundes Erholung. Schon vor seiner Ankunft wurde er vorgewarnt: die einzige Nachbarin sei etwas seltsam. Bald begegnet er der Dame, die einen leeren, quietschenden Zwillingskinderwagen vor sich herschiebt.

„Der fünfte Schritt“
Ein alkoholkranker Mann ist beim fünften Schritt der Anonymen Alkoholiker angekommen, er soll einem fremden Menschen gegenüber seine Fehler eingestehen. Das nimmt eine ganz andere Wendung als erwartet. Kurz erzählt, aber ziemlich böse.

Bewertung vom 15.06.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


sehr gut

Ein Medikament, das die Zellen verjüngt und mit dem das biologische Alter sinkt, die Probanden sind plötzlich wieder fitter, die Haut wird jünger und die Organe arbeiten besser. Nur für den gerade mal 16 Jahre alten Jakob hat das alles dramatischere Folgen, im ersten Jahr wird er um acht Jahre jünger, also wieder zum Kind, – was erwartet ihn im zweiten Jahr?

Neben den direkten Auswirkungen auf die vier Protagonisten und ihr Leben schreibt Maxim Leo auch über die Reaktionen der Öffentlichkeit. Andere Staaten und die WHO gieren nach dem Medikament. Die Kirche verteufelt es. Anti-Aging-Firmen geraten in Panik. Und er wirft auch viele moralische Fragen auf: Wenn die Alten nicht mehr sterben, dürfen die Jungen dann irgendwann keine Kinder mehr bekommen? Wie soll entschieden werden, wer ein solches Medikament bekommt?

Obwohl mir das Buch grundsätzlich gut gefallen hat, hatte ich am Ende das Gefühl, dass es sein Potential nicht komplett ausgeschöpft hat. Das Gedankenexperiment hinter der Story fand ich super, hätte mir aber gewünscht, dass der Autor mehr der aufgeworfenen Fragen im Roman zu Ende geführt hätte.

Fazit
Ein starker Debütroman, der viele ethische und gesellschaftliche Fragen aufgreift. An vielen Stellen kommt ganz unweigerliche die Frage auf, wie man selbst sich entscheiden würde.

Bewertung vom 23.05.2024
Herr Müller, die verrückte Katze und Gott (eBook, ePUB)
Arenz, Ewald

Herr Müller, die verrückte Katze und Gott (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mein erster Ewald-Arenz-Roman ist wohl eines seiner eher ungewöhnlichen Werke, die meisten werden von ihm „Alte Sorten“ oder „Der große Sommer“ kennen. Aber bei manchen Büchern liest man den Klappentext und weiß sofort: das ist genau meins!

„Herr Müller, die verrückte Katze und Gott“ sprüht nur so vor Einfallsreichtum und witzigen Dialogen, ganz im Stile eines Douglas Adams. Das ist mal genial, mal ziemlich schräg, aber immer total unterhaltsam! Die Witze basieren dabei nicht auf peinlichem Slapstick, sondern sind pointiert gesetzt, originell und einfach nur sehr clever. Obwohl Arenz an manchen Stellen die verschiedensten Religionen und deren Gläubige ziemlich auf die Schippe nimmt, macht er sich nie bösartig über sie lustig.

Auch handwerklich ist es ganz großes Kino: Arenz kann ganz wunderbar erzählen und Bilder im Kopf entstehen lassen.

Fazit
Ein Lesetipp für jeden, der sich auf eine schräge, fantasievolle Geschichte einlassen möchte. Schon lange hat mir kein Buch mehr so viel Spaß beschert! Eine perfekt abgestimmte Mischung aus Fantasie, Humor und Tiefsinn. Ich bin begeistert!

Bewertung vom 18.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


sehr gut

Was lauert da im Wald?

Nachdem mir „Wolfskinder“ richtig gut gefallen hat, habe ich mich dieses Jahr sehr auf „Das Baumhaus“ gefreut.

Auch hier entwickelt die Geschichte wieder einen Sog, durch die wechselnden Perspektiven ist man mitten in der Story und bekommt viele Möglichkeiten selbst zu spekulieren was hinter den Geschehnissen steckt. Richtig gut hat mir gefallen, wie man immer wieder an der Aufrichtigkeit mancher Personen zweifelt, sie verdächtigt aber nie ganz sicher ist, ob man damit nun richtig liegt.

Vom Ende war ich dann aber leider etwas enttäuscht. Durch die Menge der Auflösungen wirken einzelne etwas zu gewollt, manche am Rande erwähnte Person hätte dann nicht auch noch in Persona auftauchen müssen. Die Auflösung, was hinter den Geschehnissen steckt, war logisch, aber da sich immer wieder andeutete, dass es noch einen großen Plottwist geben könnte, hatte ich mich auf eine größere Überraschung gefreut.

Fazit
Gut gezeichnete Charaktere, viele falsche Fährten, einziger Kritikpunkt ist das Ende, das mich persönlich nicht komplett überzeugen und begeistern konnte.

Bewertung vom 17.05.2024
Extinction. Wenn das Böse erwacht
Preston, Douglas

Extinction. Wenn das Böse erwacht


ausgezeichnet

Das Coverbild greift leider ziemlich daneben, denn Dinosaurier kommen in dem Buch gar nicht vor und die Geschichte ist auch keinesfalls ein Jurassic-Park-Klon. Wie es also ein Dino-Skelett auf das Cover geschafft hat bleibt mir ein Rätsel. Zum Glück ist das dann aber schon das Einzige das es zu bemängeln gibt, der Rest ist großartige und clevere Unterhaltung, wie man sie von Douglas Preston gewohnt ist.

Die Geschichte wird von Seite zu Seite spannender, Perspektivwechsel bringen viel Abwechslung und zeigen die Sicht der Ermittler, Opfer oder Forscher. Und natürlich fehlt auch der feine, teilweise etwas fiese Humor, des Autors nicht. Auch die Actionszenen sind typisch für Preston, bei genauerer Betrachtung natürlich auch hin und wieder etwas unlogisch, z.B. wenn mit Sturmgewehren nur wenig getroffen wird. Aber kann ich in diesem Genre akzeptieren, solange es sich in Grenzen hält, was es hier absolut tut.

Die Auflösung fand ich sehr gelungen und hatte überhaupt nicht damit gerechnet, lange Zeit hatte ich gar keine Idee was da nun vor sich geht! Noch faszinierender wird es in Verbindung mit dem sehr informativen Nachwort, in dem der Autor beschreibt, wie weit die Forschung tatsächlich schon ist.

Fazit
Kurzweilige und spannende Unterhaltung mit einem rasanten Ende. Meine Erwartungen an das Buch wurden voll erfüllt.

Bewertung vom 04.05.2024
Verraten / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.10
Adler-Olsen, Jussi

Verraten / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.10


gut

Das Finale ist guter, aber nicht herausragender Krimi, der die Reihe zu einem würdigen Abschluss bringt. Viele Figuren aus den Vorgängern tauchen wieder auf, mal ganz nebenbei erwähnt, mal spielen sie bei den Ermittlungen eine Rolle. Man merkt, dass der Autor möglichst viele Handlungsstränge zu Ende bringen will, in der Summe war es dann aber manchmal fast ein wenig zu viel des Guten.

Der Fall selbst ist ziemlich verwinkelt, mit vielen Handlangern, Beteiligten und natürlich einem großen Drahtzieher. Den Überblick über das Figurengeflecht und ihre Verwicklungen zu behalten war nicht immer einfach. Für mich hätte man ein paar der Figuren und Nebenhandlungen weglassen können, 200 Seiten weniger hätten dem Buch nicht geschadet.

Aber das ist ein Jammern auf hohem Niveau, auch weil man von den ersten Bänden der Reihe einfach sehr verwöhnt ist. Denn trotz aller Kritikpunkte ist es ein über große Teile spannender Krimi mit ein paar sehr nervenaufreibenden Szenen und einem gelungenen Plottwist. Man merkt wie viel Adler Olsen daran lag, den Kreis zu schließen und ein rundes Ende für seine Protagonisten zu schaffen.

Ich habe das Finale, das einen versöhnlichen Abschluss der tollen Reihe schafft, gerne gelesen. Der Autor hat bereits versprochen sich nach einer Auszeit neuen Büchern zu widmen – ich bin sehr gespannt, was da auf uns zukommt!

Bewertung vom 05.04.2024
Absturz
Newman, T. J.

Absturz


sehr gut

Wow, das ist mal ein Pageturner! Die Geschichte beginnt ohne lange Einführung direkt mit dem Szenario des explodierten Triebwerks und geht bis zum Ende rasant weiter. Mir hat das hohe Erzähltempo sehr gut gefallen, auch wenn es natürlich ein wenig auf Kosten der Charakterentwicklung geht, die weniger Raum in der Geschichte erhält. Trotzdem konnte mich die Story ans Buch fesseln und ich habe es nach gerade mal zwei Nachmittagen beendet. Zur Spannung trägt auch die wechselnde Erzählperspektive bei, mal erlebt man den Überlebenskampf im Innern der Maschine, dann wieder die Versuche des Rettungsteams.

Die Story ist clever durchdacht und das Setting kam mir durchaus realistisch vor. Natürlich gehört eine große Portion Zufall dazu, dass bei einem Absturz ins Meer ein Szenario entsteht, bei dem die Insassen überleben und eine Rettung versucht werden kann. Aber für mich war alles noch im glaubhaften Bereich. Alleine dass eine Nichtschwimmerin mal eben nebenbei die Grundlagen des Schwimmens lernt fand ich etwas seltsam. Bei den übrigen Protagonisten sind zwar ein paar Stereotypen vorhanden, darüber kann ich bei einem Thriller aber hinwegsehen, solange sich die verwendeten Klischees in Grenzen halten.

Fazit
Ein rasanter Pageturner, der viel Kopfkino hervorruft und sich wie ein Blockbuster liest. Mich hat das Buch mit einer kurzweiligen und spannenden Story in seinen Bann gezogen!

Bewertung vom 05.04.2024
Der Stich
Winter, Thilo

Der Stich


gut

Verliert sich in Nebensächlichkeiten, zu wenig Fokus auf die Moskitos

Grundsätzlich hat mich das Buch zwar gut unterhalten, insgesamt hätte ich mir von der Story aber mehr erwartet. Hauptsächlich lag das daran, dass ich mir einen größeren Fokus auf die Killer-Mücken gewünscht hätte. Die vielen zusätzlich aufgegriffenen Themen und Nebenstränge der Geschichte haben davon einfach zu sehr abgelenkt. Die illegale kubanische Einwanderin und ihr unglücklich verliebter Begleiter, der etwas verrückte Vietnam-Veteran, der Konkurrenzkampf auf der Polizeiwache – auf mich wirkten diese vielen Zusammenhänge an manchen Stellen zu sehr ablenkend und insgesamt auch etwas zusammengewürfelt. Die Charaktere blieben über weite Teile eher oberflächlich, auch hier hatte ich das Gefühl, dass aufgrund der Menge an vorkommenden Figuren keine so recht Platz für eine Entwicklung hatte.

Absolut überzeugen konnten mich dagegen die sehr gut recherchierten wissenschaftlichen Aspekte über die Mücken und die, leider viel zu wenigen, Szenen, in denen sie „Jagd“ auf die Menschen machten.

Fazit
Ein geniales und sehr beängstigendes Szenario und ein starker Beginn. Leider verirrt sich die Story dann in den vielen Wendungen und Nebensträngen und das Potential der Hauptstory wird nicht ausgeschöpft. Positiv möchte ich noch das umfangreiche Nachwort hervorheben, das bei mir viele Aha-Effekte erzeugen konnte.

Bewertung vom 01.04.2024
Höllenjazz in New Orleans / City-Blues-Quartett Bd.1 (eBook, ePUB)
Celestin, Ray

Höllenjazz in New Orleans / City-Blues-Quartett Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

New Orleans 1919: Der mysteriöse „Axeman-Mörder“ hält die Stadt in Atem, er verübt brutale Morde und hinterlässt am Tatort Tarotkarten. In einem Brief an die Zeitung kündigt der Killer weitere Morde an, nur wer an einem bestimmten Abend Jazz hört wird von ihm verschont.

Detective Michael Talbot verzweifelt langsam an dem Fall, niemand kennt den Killer, niemand hat ihn gesehen, die Meschen sprechen schon davon, dass er ein Geist ist. Auch Pinkerton-Sekretärin Ida ermittelt, sie möchte zur Ermittlerin aufsteigen, an ihrer Seite ist niemand Geringeres als der noch unbekannte Louis Armstrong. Und dann ist da noch der ehemalige Polizist Luca, gerade wegen Korruption aus dem Gefängnis entlassen, und nun schon wieder für die Mafia unterwegs.

Ihr merkt es schon an meiner Zusammenfassung: viele Namen, viele Handlungsstränge. Der Autor greift auch inhaltlich wahnsinnig viele Themen auf (die Axeman-Morde, Rassismus, die Mafia, Blues und Jazz, ….) und streift zusätzlich noch weitere Themengebiete. Ich tat mich manchmal echt schwer mich im Geflecht der Protagonisten, Zusammenhänge und Beziehungen zurechtzufinden. Darauf, dass da dann auch noch irgendwie Louis Armstrong in die Geschichte eingebaut wird hätte ich verzichten können, ich halte wenig davon, realen Personen irgendwelche Geschichten anzudichten.

Davon abgesehen ist die Geschichte aber spannend und atmosphärisch sehr dicht erzählt, vor allem das Feeling der lebhaften und musikverrückten Stadt wird super rübergebracht. Es ist ein faszinierendes Bild des frühen New Orleans, mit einer Mischung aus verschiedensten Kulturen, aber natürlich auch vielen Spannungen und Konflikten.

Fazit
Ein toll geschriebener Roman, der aber an manchen Stellen etwas überladen wirkt. Für meinen Geschmack hätte es gereicht, wenn der Autor sich auf die realen Axeman Morde konzentriert hätte, ohne das viele drumherum. Auch die nächsten Bände der „City Blues Reihe“ sind schon geschrieben: sie führen nach Chicago und New York.

Bewertung vom 01.04.2024
Der Schiffskoch
Deen, Mathijs

Der Schiffskoch


gut

Starker Beginn, mittelmäßiges Ende

Das Feuerschiff „Texel“ liegt weit vor der holländischen Küste vor Anker. Ähnlich wie ein Leuchtturm dient es anderen Schiffen zur Navigation und bewegt sich nie von seiner Position fort. Für die Crew bedeutet das oft einen langweiligen Alltag, meist fiebern sie dem Ende des mehrwöchigen Einsatzes entgegen. Eines Tages bringt Koch Lammert ein Ziegenböckchen mit an Bord, es soll die Hauptzutat seines nächsten großen Menüs werden. Doch das Tier ist bald der Liebling der Mannschaft.

Die Atmosphäre auf dem Schiff ist perfekt eingefangen. Die Männer leben auf engstem Raum, oft mit einem eintönigen und öden Alltag und sind dem Wetter komplett ausgeliefert. Das Feuerschiff kann seine Position nicht verlassen und bei zu hohem Wellengang vom Festland nicht erreicht werden. Gefährlich kann das bei dichtem Neben werden, da schiebt sich dann schon mal ein meterhohes Frachtschiff ganz nah am Feuerschiff vorbei.

Mich hat die kurze Geschichte mit kleinen Einschränkungen gut unterhalten. Nach einem sehr starken Beginn verläuft sich der Spannungsbogen im letzten Drittel etwas. Vieles wird nur angedeutet und die Hintergründe muss man sich zusammenreimen. Passend zur Handlung gibt es auch sehr viele nautische Fachbegriffe, mit den meisten konnte ich nichts anfangen und musste Google bemühen oder aus dem Kontext raten.

Das Ende ließ mich dann sehr ratlos zurück und war nicht nach meinem Geschmack. Wobei ich bei Kurzgeschichten oft mit dem Ende hadere.