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Sophie95

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


sehr gut

Gesellschaftliche Einflüsse
In "Lügen über meine Mutter" berichtet Daniela Dröscher über das Aufwachsen und ihre Kindheit in den 80ern und über ihre Familie. Vor allem über ihre Mutter, deren Übergewicht vor allem den Vater und damit auch Daniela selbst belastet. Immer wieder fordert Danielas Vater von seiner Frau neue Diäten, vergleicht sie mit anderen Frauen im Dorf und wertet sie ab. Der Roman enthält zwei Arten von Kapiteln. In den Rückblicken wird aus der Sicht einer kindlichen Daniela der Familienalltag und all seine Probleme geschildert. Nach jedem dieser Rückblicke folgt eine Reflektion der nun erwachsenen Autorin. Vor allem diese Reflektionen sind das, was das Buch ausmacht und enthalten starke Aussagen und gesellschaftliche Analysen.
Ich fand es faszinierend zu sehen, wie man selbst während des Lesens in die Realität des kleinen Mädchens abrutscht, dass beginnt die Ansichten des Vaters über die eigene Frau zu übernehmen. Vor allem ließ mich der Roman oft ungläubig und fassungslos zurück. "Lügen über meine Mutter" ist ein wichtiges und aufklärendes Buch über die Gesellschaft der 1980er, wie Fremdwahrnehmung uns selbst beeinflusst und welche Auswirkung sie auf das Innere einer Familiendynamik haben kann.

Bewertung vom 29.09.2022
Anleitung ein anderer zu werden
Louis, Édouard

Anleitung ein anderer zu werden


ausgezeichnet

Der Vergangenheit entkommen

Bewertung vom 04.07.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


sehr gut

„Wo soll man eigentlich hin, wenn man vor sich selbst davon läuft?“ - dieser Satz im Klappentext hat mich direkt gecatched. Das Weglaufen ist auch ein zentrales Thema in Kristina Pfisters Roman „Ein unendlich kurzer Sommer“. Sei es das Weglaufen vor der Vergangenheit, vor der Realität oder vor der Trauer, jeder Charakter trägt sein eigenes Päckchen.
Im Roman geht es um Lale, die kurzerhand in einen Zug steigt und auf einem deutschen Campingplatz mitten im nirgendwo landet. Dort trifft sie auf den wortkargen und grimmigen Gustav, dem der Campingplatz gehört und hilft ihm den Platz auf Vordermann zu bringen. Wenig später trifft sie auf Christophe, der eine lange Reise angetreten ist, um seine Wurzeln zu finden.
In „Ein unendlich kurze Sommer“ geht es um Liebe, Trauer, Familie, Freundschaft, Tod und die Magie des Sommers. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Lale, Chris oder Gustav erzählt. Alle Charaktere sind unterschiedlich und bringen ihre eigene Geschichte mit. Die Atmosphäre des SommerS mit den heißen Tagen, Ausflügen an den See, Lagerfeuern und Natur schwappt vor allem in der Mitte des Romans auf den Lesenden über. An einigen Stellen entwickelt sich die Geschichte allerdings eher seicht und kratzt an der stereotypen Sommer-Liebesromanze. Trotzdem bietet die Geschichte auch den ein oder anderen emotionalen Moment.
Kristian Pfizers Roman ist eine schöne, kurzweilige Sommerlektüre, die an einigen Stellen aufgrund ihrer Emotionalität auf jeden Fall zum nachdenken anregt.

Bewertung vom 04.07.2022
Queergestreift
Köller, Kathrin;Schautz, Irmela

Queergestreift


ausgezeichnet

"Queergestreift" von Katrin Köhler und Irmela Schautz fällt allein schon durch das wunderschön gestaltete Cover ins Auge. In mehreren Kapiteln wird jeder Buchstabe des Akronyms LGBTIQA+ erklärt. Es geht um Selbst- und Fremdwahrnehmung, Stereotype und Vorurteile. Die Sprache ist einfach und gut verständlich, die liebevollen Illustrationen in den einzelnen Kapiteln, machen "Queergestreift" zu einem besonderen Nachschlagewerk. Die einzelnen Textblöcke sind übersichtlich gestaltet, auf einigen Seiten sind die wichtigsten Infos in einzelnen Kästen zusammengefasst.
Besonders schön finde ich die einzelnen Portraits und Interviews mit Menschen der jeweiligen Kapitelkategorie. Das Buch bietet eine Menge wissen über die queere Szene und bietet vor allem Leser:innen, die sich noch nicht intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben einen breiten Überblick.

Bewertung vom 12.06.2022
Die Kinder sind Könige
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


sehr gut

Aktueller als in Delphine de Vigans Roman könnte ein Thema nicht sein. Instagram, der Influencer-Lifestyle, Reality-TV - all diese Dinge sind gerade sehr präsent. Doch was passiert mit den Kindern der Influencer und Reality Stars, die es gewöhnt sind in der Öffentlichkeit zu stehen? Wie viel Mitspracherecht über seine Privatsphäre hat ein Kind, wenn es noch nicht in der Lage ist eigene Entscheidungen zu treffen?
Mit viel Spannung, unterschiedlichen Charakteren und einer wechselnden Storyline erzählt de Vigan die Geschichte von Melanie, ein Instagram-Star, die auch das Leben ihrer Kinder im Netz vermarktet. Doch genau dieses Verhalten kommt mit einem großen Preis, denn wen fremde Menschen über dein ganzes Leben Bescheid wissen, macht das einen angreifbar.
Es ist interessant zu lesen, wie sehr Melanie in ihrer Social Media Welt aufgeht, wie sehr sie glaubt, dass die Menschen vor den Bildschirmen sie bewundern, sie brauchen oder sie sogar lieben. De Vigan schafft es perfekt die Schattenseiten der Social Media Welt aufzuzeigen und gleichzeitig auf ihre Gefahren hinzuweisen, vor allem für die jüngsten Charaktere der Plattform. Einen kleinen Abzug gebe ich, weil der Fall für mich zu schnell aufgelöst wurde und ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte. Trotzdem kann ich De Vigans Roman allein wegen des spannendes Themas auf jeden Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 12.06.2022
Die sieben Schalen des Zorns
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


sehr gut

Jonas und Max verbindet eine jahrelange Freundschaft und die Liebe zum Segeln. Die Wege der beiden verlaufen in andere Richtungen als sie älter werden. Max wird Arzt, Jonas wird Staatsanwalt. Ein schwieriges Thema führt beide wieder zueinander. Max hat seiner todkranken Tante Maria ihren Wunsch erfüllt und ihr Sterbehilfe geleistet. Jetzt droht ihm ein Verfahren wegen des Vorwurfs der strafbaren Tötung. Und Jonas findet sich in einem Dilemma - steht er auf der Seite des Rechts oder auf der seines Freundes?
Markus Thieles Roman "Die sieben Schalen des Zorn" fasst ein schwieriges Thema wieder auf. Wo beginnt und wo endet das Recht auf selbstbestimmtes Leben? Wo liegt der Unterschied zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe? Und was wiegt mehr - Menschenwürde oder das Recht?
Die Kapitel des Romans berichten abwechselnd aus Max und Jonas Perspektive, was meiner Meinung nach eine gute Lösung ist beide Gefühlswelten abzubilden. Einblicke in die Vergangenheit erklären Max enges Verhältnis zu Maria und wie lang Jonas und Max Freundschaft zurückreicht. In manchen Momenten hat sich der Roman durch die Rückblicke ein wenig gezogen, deswegen auch der eine Stern Abzug. Dennoch fand ich vor allem auch die Gerichtsverhandlung und das endgültige Ergebnis super spannend. Man fühlt mit den Protagonisten, überlegt was man selbst in dieser Situation getan hätte.
"Die sieben Schalen des Zorns" ist ein spannender, anspruchsvoller und aufrüttelnder Roman, der auf jeden Fall zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 03.04.2022
Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest
Kehl, Thomas;Linke, Mona

Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest


sehr gut

Alles was man über Finanzen wissen muss

Thomas Kehl und Mona Linke schaffen es das komplexe und eher trockene Thema Finanzen und Anlagen informativ, spannend und reflektiert zusammenzufassen.

Schon die Youtube Videos von Finanzfluss haben mir sehr gut gefallen, da sie die Komplexität gut heruntergebrochen haben und sogar ich danach ein bisschen mehr Ahnung von Aktien und ETFs hatte.
Im Buch von Finanzfluss werden in verschiedenen Kapiteln die unterschiedlichen Anlagemodelle erklärt, sowie generelle Punkte zur Wichtigkeit der Geldanlagen und dem Sparen allgemein gegeben. Am Ende jedes Kapitels gibt es eine Zusammenfassung, was aus meiner Sicht immer sehr hilfreich war. Der Schreibstil von Kehl und Linke ist angenehm und nimmt dem Thema definitiv die Schwere. Besonders gut gefällt mir das Kapitel über die Schritte zum eigenen Investment, da hier wirklich gut und kleinschrittig erklärt wird.

Finanzfluss hat ein super informatives Buch geschaffen, das jeden Leser und jede Leserin definitv mit einem breitern Wissen über die Finanzwelt zurücklässt.

Bewertung vom 31.03.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


gut

Schleppende Geschichte

Dror Mishanis Vertrauen behandelt zwei verschiedne Kriminalfälle, die beide in Tel Aviv spielen. Ein Baby, dass in einem Krankenhaus ausgesetzt wurde und ein Mann, der spurlos aus seinem Hotelzimmer verschwindet bilden das Hauptgeschehen im Roman.
Beide Fälle beginnen spannend und werden vom Autoren gut erzählt. Jedoch ging es mir immer wieder so, dass mich die Geschichte verloren hat, da sie an einigen Stellen doch recht langwierig war. Vertrauen ist Mishanis vierter Roman, der den Kommisar Avi Avraham als Hauptfigur hat. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich teilweise Mühe hatte in die Story reinzukommen. Zu viele Figuren wurden erwähnt, die auf vergangene Geschichten hinweisen, aber mich zum größten Teil im Unklaren darüber gelassen haben, in wie weit sie in die Geschichte passen.
Auch das offene Ende konnte mich nicht überzeugen, da es für mich mehr Abschluss gebraucht hätte.
"Vertrauen" ist ein Kriminalroman, der in Tel Aviv spielt und interessante Fälle behandelt, aber dem ein bisschen das spannende Tempo eines Krimis fehlt.

Bewertung vom 31.03.2022
Erschütterung
Everett, Percival

Erschütterung


sehr gut

Wenn das Leben erschüttert wird
Percival Everetts Roman beschreibt das Leben eines Universitätsprofessors und Paläontologen, dessen Leben von einem auf den anderen Moment "erschüttert" wird, als bei seiner einzigen Tochter eine seltene, unheilbare Krankheit diagnostiziert wird.
Beim Lesen des Buches wird klar, dass der Titel des Buches perfekt gewählt wird, weil das, was Zach Wells und seine Frau erleben sich nicht anders beschreiben lässt. Zu Beginn des Romans musste ich mich erst an den Schreibstil von Everett gewöhnen, der oft aus langen, schachteligen Sätzen besteht. Das erlaubt ihm jedoch Situationen und Gefühle sehr detailliert und treffend zu beschreiben. Mit einer großen Emotionalität entführt Everett die Leser in Zach Wells Gefühlswelt, der sich mit der ständig schlechter werdenden Gesundheit seiner Tochter auseinanersetzen muss.
Was mir auch gefallen hat, sind die drei verschiendenen Storylines, die von Everett beschrieben werden. So wird neben dem Familienleben auch Zach Wells Unialltag aufgegriffen, sowie eine weitere Story, die schon fast einem Thriller anmutet.
Erschütterung ist ein ergreifender, emotionaler Roman, der mich vor allem durch die detaillierte und gefühlvolle Sprache des Autoren beeindruckt hat.

Bewertung vom 26.03.2022
Chopinhof-Blues
Silber, Anna

Chopinhof-Blues


sehr gut

Einblicke ins Leben

In ihrem Roman Chopinhof Blues erzählt Anna Silber die Geschichte von vier unterschiedlichen Charakteren. Da ist Esra, die Krisenjournalistin, die gerade aus Honduras zurückgekehrt ist und mit dem normalen Alltag in Deutschland kämpft. Katja versucht nach dem aufwachsen im Heim ihr eigenes Leben zu navigieren, ohne sich in die Liebesdramen ihres älteren Bruders reinziehen zu lassen und Ádám, der mit seiner Frau aus Ungarn nach Wien gezogen ist, versucht seine Ehe zu retten.
Mir hat es gefallen, wie Anna Silber die verschiedenen Charaktere aufgebaut hat. Ihr Schreibstil ist locker und angenehm und sie hat es geschafft viele Motive im Buch unterschwellig, zwischen den Zeilen zu vermitteln. Das Thema des Buches ist das Leben mit Mitte/Ende 20, wo man sich manchmal mehr verloren und nicht angekommen fühlt, als zu anderen Zeitpunkten und wo sich so viele Dinge auf einmal ändern können. Zum Ende des Buches treffen alle Charaktere im Chopinhof zusammen. Einen Stern Abzug gibt es, weil das Ende des Buches ein bisschen schnell und holprig wirkte. Trotzdem hat mich Anna Silbers Debütroman begeistert und berührt, da die Charaktere so liebevoll beschreiben wurden.