Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Katie
Wohnort: 
Ulm

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 19.01.2024
Himmelwärts
Köhler, Karen

Himmelwärts


ausgezeichnet

Toni-Peperoni und YumYum übernachten im Zelt im Garten. Dort wollen sie ihr selbstgebasteltes kosmische Radio testen, um mit Toni's verstorbener Mutter Kontakt aufzunehmen.
Toni ist erst 10, als ihre Mutter an Krebs stirbt. Karen Köhler beschreibt in ihrem Kinderbuch, einfühlsam wie sich Trauer anfühlen kann. Ich war bereits 37 als meine Mutter starb, aber ich konnte mich in vielen Beschreibungen wiederfinden. Auch aus meinem ehrenamtlichen Engagement in einer Trauer-Supportgruppe für Kinder und Jugendliche, weiß ich, wie hilfreich es für die Trauernden ist, zu wissen, dass es anderen genauso geht. Trauer ist nicht nur ein Gefühl, sondern hat viele Facetten und vor allem am Anfang begleitet sie einen ständig.
Auch sehr schön beschreibt die Autorin wie sensibel Kinder für ihr Umfeld sind - z.B. wie Toni die Trauer ihres Vaters erlebt, der glaubt, sie bekommt es nicht mit.

Für mich ist das Buch ein Plädoyer, über Trauer und den Tod mehr zu reden. Dadurch verschwindet die Trauer nicht, aber es macht es ein wenig leichter, sie zu tragen.
Ich denke vor allem für Kinder, die einen nahestehenden Menschen verloren haben, aber auch für deren Freunde ist es ein großartiges Buch.

Bewertung vom 15.01.2024
OUTLIVE
Attia , Peter

OUTLIVE


ausgezeichnet

In Outlive erklärt der Arzt und Autor Peter Attia, welche Faktoren ein gesundes und langes Leben begünstigen. Hierbei betont er, wie wichtig Prävention ist und nicht erst dagegen zu steuern, wenn Krankheiten bereits diagnostiziert wurden.
Er erzählt von Studien - und auch wie Studienergebnisse missverstanden werden können - persönlichen Erfahrungen, Erfahrungen seiner Patienten und geht auf Themen wie Bewegung, Schlaf, Ernährung und mentale Gesundheit ein. Er gibt ganz praktische Tipps, die man direkt umsetzen kann.
Gleichzeitig ist es ein Plädoyer, dass die Gesundheitssysteme überdacht werden müssen. Aus meiner Sicht ist dies natürlich in vielen Bereichen ein Knackpunkt: bestimmte Vorsorgeuntersuchungen werden nicht von der Kasse getragen und generell ist ein Umdenken gefragt, wenn es darum geht, dass sich Ärzte nicht erst mit den Patienten befassen, wenn es um Behandlung von Schmerzen geht, sondern bereits im Vorfeld, um gewissen Krankheiten gar nicht entstehen zu lassen.

Ich war positiv überrascht, wie sich dieses wissenschaftliche Thema, laiengerecht und durchaus unterhaltsam lesen lässt!

Bewertung vom 29.12.2023
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Der Roman erzählt die Liebes- und Lebensgeschichte von Jack und Elizabeth. Der Roman fängt mit der Kennenlerngeschichte an, die so romantisch anmutet, dass man auch als Leser zu spüren scheint, wie sich hier zwei Seelenverwandte treffen. Danach springt die Geschichte zwischen den Zeiten und wir erfahren etwas über die jeweilige Kindheit, als auch die Gegenwart des nun verheirateten Paares mit Kind.
Anfangs hat mich das Herumgespringe in den Zeiten etwas irritiert, aber dann wurde mir schnell klar, wie dies einige für mich absolut unerwartetete Überraschungen genial platziert. Der Schreibstil lässt sich wunderbar lesen und thematisch können sich sicher die meisten von uns in einigen Aspekten wiederfinden. Wer sind wir wirklich? Wer prägt uns? Welche Lügen erzählen wir uns, die wir tatsächlich auch noch glauben? Welche Geschichten helfen uns durch die Unwägbarkeiten des Lebens?
Ein absolut großartiges Werk!

Bewertung vom 02.12.2023
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


ausgezeichnet

Maali ist Kriegsfotograf und findet sich im After Life wieder - nur weiß er nicht mehr, wie genau er dort hin gekommen ist. Und wie es aussieht, gibt es noch etwas, was er erledigen muss - aber wird das vom Jenseits aus noch möglich sein?
Der Roman spielt 1989/1990 in Sri Lanka und erzählt die blutige Geschichte des Landes, gemischt mit einer Vorstellung, was uns nach dem Tod erwartet.
Ich muss sagen, dass ich vor dem Buch nichts über Sri Lanka wusste. Die beschriebene Willkür, die Gewalt, das Leid der Zivilisten, alles in einer sehr bildhaften Sprache beschrieben - es ist schwer zu lesen, vielleicht (aber sicher nicht nur) auch gerade vor dem Hintergrund der derzeitigen Situation in Gaza. Es macht fassungs- und sprachlos. Und war bzw. ist die grausame Realität.
Ein bewegendes Buch, grandios geschrieben.

Der Anhang ist übrigens sehr hilfreich - die Namen und Personen haben mich zum Teil verwirrt und ich musste immer mal wieder nachschauen, wer wer ist.

"Ich weiß nicht, warum Menschen zerstören, wenn sie auch erschaffen könnten. Solche Verschwendung." S. 532

Bewertung vom 06.11.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


gut

Mit den Ämtern, Beamten und deutscher Bürokratie machen wir zwangsläufig alle unsere Erfahrungen und die Vorurteile sind bekannt. In ihrem Buch bestätigt Conny from the Block diese nun. Ich kannte Conny vor diesem Buch noch nicht. Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen. Ich könnte mir vorstellen, dass ihre Stand Up Comedy die Themen lustiger rüberbringt als in dieser Buchform. Vieles ist in berlinerisch geschrieben, was meinen Lesefluss deutlich erschwert hat. Zwischendrin gibt es immer mal wieder versöhnliche Töne und sie scheint mir betonen zu wollen, dass sie ja doch ganz nett ist (als sie sich zB um die Kundin kümmert, die im falschen Amt gelandet ist).
Alles in allem sind vieles Szenen, die wohl fast jeder kennt, der im Büro arbeitet, vor allem in eher konservativen Branchen. Zum Lachen hat sie mich damit leider nicht bringen können.

Bewertung vom 30.10.2023
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


ausgezeichnet

Clover ist Sterbe-Doula - ein Begriff, der vermutlich vielen noch unbekannt ist: sie begleitet Menschen beim Sterben. Clover selber ist schon früh mit dem Tod konfrontiert worden, als sie als Kind ihre Eltern verloren hat. Zum Selbstschutz verkriecht sie sich und vermeidet es Menschen zu nah an sich rankommen zu lassen. Gleichzeitig sehnt sie sich jedoch sehr nach persönlichen Verbindungen.

Ein toller Roman über ein Thema, über das die meisten nicht gerne reden. Dabei wird nichts schön geredet: Sterben ist oft schmerzhaft, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Menschen bedauern, sterben oft allein und hinterlassen "unfinished business".
Ich habe großen Respekt vor der Arbeit die Sterbe-Doulas sowie alle haupt- und ehrenamtlichen im Bereich Sterbebegleitung leisten.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, und ich finde es werden viele Themen aufgegriffen, die mit dem Sterben verbunden sind. Dabei ist Clover eine sympathische Protagonistin.
Interessant finde ich übrigens wie sehr der deutsche Buchtitel "Dieses schöne Leben" vom Originaltitel "The Collected Regrets of Clover" abweicht.

Bewertung vom 17.10.2023
Diamantnächte
Rød-Larsen, Hilde

Diamantnächte


ausgezeichnet

Diamantnächte ist eine Art Coming of Age Geschichte, aber rückblickend erzählt. Und vieles kann überhaupt erst richtig im Rückblick verstanden werden. Anfangs wusste ich nicht so recht, wo die Geschichte "hinführen" soll. Aber es war auf alle Fälle wert, dran zu bleiben. Wie eine Beobachterin schaut die Ich-Erzählerin auf ihr Leben. Und dabei wird klar, dass sie bestimmte Erlebnisse versucht zu meiden. Und gleichzeitig ist das der Wille, sich endlich diesen Erlebnissen zu stellen, um zu beginngen sie zu verarbeiten.
Der Roman behandelt dabei Fragen zu unserer Identität. Wir existieren nicht in einem Vakuum und werden von unserem Umfeld geprägt. Und im Kinder-, Jugend- und auch noch jungen Erwachsenenalter sind wir dabei sehr verletzlich. Wir wollen geliebt werden und dies wird leider oft ausgenutzt.
Der Roman wird einerseits mit einer fast emotionslosen Distanz erzählt und berührt dabei doch das tiefste Innere.

Bewertung vom 10.10.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


sehr gut

Menachem Kaiser's Großvater stirbt noch vor seiner Geburt. Er weiß nur wenig über ihn. Und so macht er sich auf Spurensuche in Polen, der Heimat seines Großvaters. Einerseits eine persönliche Spurensuche und andererseits ein Einblick in die historische Vergangenheit. Seine Suche nimmt so einige Abzweigungen, die wohl auch der Autor nicht erwartet hatte.
Dabei stellt er sich immer wieder selbstkritische Fragen auf die es oftmals keine eindeutige Antworten gibt. Es geht um den Holocaust, Enteignung, Umgang mit Geschichte, die Wahrung von Erinnerungen.
Es ist kein einfaches Buch, aufgrund des Themas als auch der intellektuellen Gedankengänge.

Manche Übergänge fand ich etwas holprig und einige Ausführungen etwas langatmig. Aber es ist ein interessantes und ungewöhnliches Buch, dass stellenweise auch noch spannend wie eine Detektivgeschichte ist. Vor allem, aber ist es ein Thema, dass auch Jahrzehnte nach dem Holocaust nicht vergessen werden darf.

Bewertung vom 02.10.2023
Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden
Konrad, Maja

Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden


ausgezeichnet

Henry verbringt seine freie Zeit damit verlorene Gegenstände wieder mit seinen Besitzern zusammen zu bringen. Nachdem eine neue Familie ins Haus zieht, hat er nun Gesellschaft von deren Tochter Pippa und gemeinsam macht das Ganze noch mehr Spaß.
Und dank ihr, beschäftigt sich Henry auch mit der Frage, wieso er das eigentlich tut und woher die Dringlichkeit, die er dabei empfindet eigentlich kommt.

Ein wunderschönes Kinderbuch. Zum einen finde ich es wichtig, dass Kinder sich repräsentiert fühlen - Henry hat seine Mutter in sehr jungen Jahren verloren. Dieses Thema wird behutsam thematisiert ohne dabei den kompletten Fokus einzunehmen - zumindest vordergründig. Gleichzeitig ist es auch eine spannende Geschichte, mit detektivischen Elementen. Und nicht zuletzt geht es um Freundschaft und darüber, wie gut es tut, sich anderen zu öffnen.

Die Auswirkungen, die ein Todesfall und Trauer auf Kinder haben können werden einfühlsam beschrieben.

Bewertung vom 02.10.2023
Die Wahrheiten meiner Mutter
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


sehr gut

Johanna hat seit Jahren keinen Kontakt zu ihrer Mutter und Schwester. Vor vielen Jahren ist sie nach Amerika ausgewandert - eine Entscheidung, die ihre Familie nicht verstehen konnte. Und nach einigen Jahren ist der Kontakt komplett abgebrochen, nachdem Johanna nicht zur Beerdigung ihres Vater erscheint.
Johanne möchte dies nun jedoch ändern, allerdings werden ihre Kontaktversuche abgewehrt.

Der ganze Roman wird aus Sicht von Johanna erzählt und in weiten Teilen, handelt es sich um Gedankengänge und Fantasievorstellungen. Da sie ja keinen Kontakt mit Mutter und Schwester hat, stellt sie sich vor, was diese wohl denken und tun. Dies finde ich stellenweise sehr langatmig.

Andererseits finde ich auch, dass es ein eindrückliches Bild davon zeichnet, wie wir uns die Realität oftmals selber zusammenreimen.
Diese Mutter-Tochter Beziehung ist kompliziert und um eine Versöhnung zu erreichen, bedarf es beider Seiten. Dabei wirft der Roman auch die Frage auf, wie (und vielleicht sogar ob) man seinen Frieden finden kann, wenn die andere Seite Kommunikation verweigert.

Auch wenn im Außen eher wenig passiert, ist es ein interessanter Roman über ein Thema, zu dem sicher viele LeserInnen einen persönlich Zugang haben.