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Benutzername: 
Katie
Wohnort: 
Ulm

Bewertungen

Insgesamt 187 Bewertungen
Bewertung vom 08.05.2024
Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1


ausgezeichnet

Agneta ist Ende 40 und bricht aus ihrer Ehe und ihrem Leben aus und zieht nach Frankreich, wo sie sich um einen älteren Schweden mit Demenz kümmert. Ehrlich gesagt hatte ich vor allem einen kurzweiligen, unterhaltsamen Roman ("Chick-Flick") erwartet, wurde jedoch vom Tiefgang positiv überrascht.
Agneta teilt ihre Gedanken mit uns LeserInnen und ist dabei extrem ehrlich und auch selbstkritisch. Ihr plötzlicher Neuanfang wird für mich sehr realistisch beschrieben: mit all seinen Höhen und Tiefen und Selbstzweifeln. Das so etwas nicht eben locker, flockig vonstatten geht und man sich immer wieder überwinden muss seine Komfortzone zu verlassen. Aber dass es eben auch gut gehen kann. Und wie am Ende alles mit und ins uns selbst beginnt. Unterstützung von außen ist dabei natürlich hilfreich, aber man muss eben auch an sich selbst arbeiten wollen, um mit sich im Reinen zu sein.
Und für einen Neuanfang ist es nie zu spät!

Bewertung vom 29.04.2024
Wo die Asche blüht
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


ausgezeichnet

Der Gesang der Berge hat mich bereits tief beeindruckt und auch dieser Roman hat mich sehr berührt. Die Geschichte erinnert ein wenig an Miss Saigon: zwei Schwestern, die während des Kriegs als Bardamen und schließlich Prostituierte arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen. Und die Geschichte der Kinder, die aus den Beziehungen oder dem bezahlten Sex zwischen amerikanischen Soldaten und Vietnamesinnen entstanden wird hier aus den verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Und man spürt wie die Folgen des Krieges für alle Beteiligten auch Jahrzehnte später noch zu spüren sind und ihre Narben hinterlassen haben. Das Leben mag weiter gehen, aber nichts ist wie zuvor.

Das Nachwort der Autorin spricht mir aus dem Herzen: "Ich habe dieses Buch geschrieben als Gebet für eine Welt, in der es mehr Mitgefühl, Frieden, Vergebung und Heilung gibt."
Denn Kriege gibt es immer noch überall auf der Welt und die Folgen werden auch hier noch jahrzehntelang nachhallen.

Bewertung vom 22.04.2024
The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding


ausgezeichnet

April entdeckt eine mysteriöse Skulptur in Manhattan und gemeinsam mit ihrem Freund Andy postet sie dazu im Netz. Was dann folgt, hat sie sicher nicht vorhergesehen. Wie sich herausstellt, sind identische Skulpturen überall auf der Welt aufgetaucht.
Der Roman ist spannend geschrieben. Vordergründig begleiten wir April bei der Detektiv-Arbeit aufzudecken, was es mit diesen Skulpturen auf sich hat. Dabei geht es in dem Roman aber vor allem auch um die Folgen von Berühmtheit in Zeiten des Social Media Hypes. Hank Green's Protagonistin adressiert hierbei direkt uns LeserInnen und teilt dabei ihre Gedanken und Gefühle, deren sie sich zum Teil auch erst rückblickend bewusst wird. Und auch Fragen, wie zum Beispiel was wir als Menschheit gemeinsam positiv bewirken können und der Sog einer Gruppenbewegung und deren negativen Konsequenzen und die Wirkung von und Manipulation durch Angst werden gestellt.
Insgesamt ein interessantes Thema, spannend aufbereitet.

Bewertung vom 20.04.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


sehr gut

Wir finden uns in einer Welt wieder, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nebeneinander existieren. Die Einwohner können Anträge, stellen, um als stumme und maskierte Beobachter in die Vergangenheit oder Zukunft zu reisen. Dabei wird streng kontrolliert, dass nicht in die Geschichte eingegriffen wird. Anträge werden gestellt, wenn man trauert: um z.B. eine verwandte Person noch einmal zu sehen, die mittlerweile verstorben ist.
Der Anfang des Buchs hat mich sofort in den Bann gezogen. Der Roman wirft viele Fragen auf und ich habe mich gefragt, was ich wohl tun würde, hätte ich die Möglichkeit in der Zeit zu reisen. Im 2. Teil ist die Atmosphäre sehr düster. Ich fand, dies hat gut eingefangen, wie sich Trauer anfühlt und was Trauer und der Verlust eines Menschen mit uns machen kann. Die Protagonistin ist nun Teil der Maschinerie, die dafür sorgt, dass die Regeln eingehalten werden. Die Regeln sind hier weit wichtiger als Empathie.

Das Ende hat mich etwas enttäuscht. Mir blieben zu viele Fragen offen.
Nichtsdestotrotz fand ich das Buch faszinierend und es wird mich sicher gedanklich noch lange begleiten.

Bewertung vom 08.04.2024
Mit den Jahren
Steenfatt, Janna

Mit den Jahren


gut

Jette ist Single. Eva und Lukas seit 20 Jahren ein Paar, verheiratet mit 2 Kindern. Lukas trifft auf Jette (bisher Lesbe) und beginnt eine Affäre. Durch Zufall trifft Jette etwas später auf Eva und auch hier gibt es eine Chemie.

Der Roman liest sich flüssig und portraitiert wie sich eine Midlife Crisis heutzutage äußern kann. In meinen Augen sehr realitätsnah, allerdings hat mir dabei etwas "Neues" gefehlt. Vieles ist das, worüber "man" sich so im Alltag auslässt: ob Mom-fluencer auf Instagram oder ungerecht verteiltes Mental Load zwischen Eltern. Die Gedankengänge der Hauptcharaktere sind nicht wirklich überraschend oder originell. Wieso sich Jette ausgerechnet in Lukas verknallt als auch das Ende war mir zu schnell und oberflächlich erzählt.

Nichtsdestotrotz unterhaltsam und ein Spiegelbild der heutigen Gesellschaft.

Bewertung vom 25.03.2024
Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
Vedder, Björn

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart


weniger gut

Ich selber bin auf dem Dorf groß geworden und über verschiedene Großstädte wieder in einem (sogar noch kleinerem) Dorf gelandet, daher hat mich das Buch sehr interessiert. Zudem bin ich auch im etwa gleichen Alter wie der Autor. So wirklich warm geworden bin ich dann jedoch nicht damit. Einerseits ist es eine persönliche Erzählung, wie der Autor seinen Umzug als auch seine Kindheit auf dem Dorf wahrgenommen hat/wahrnimmt. Zum anderen versucht er seine Sichtweise durch zahlreiche Quellen zu untermauern. Vielleicht bin ich dafür nicht intellektuell genug, aber ich fand die Zitate nicht hilfreich.
Irgendwann erwähnt er dann auch den Artikel, der über seine Dorfmitbewohner veröffentlicht hat - und da fragt man sich dann schon, in wiefern seine persönlichen Erfahrungen eine Reaktion auf diesen - wie auch das Buch - wenig schmeichelhaften Artikel sind.
Ich fand die Sichtweise zu einseitig dargestellt oder vielleicht passen sie auch einfach nur nicht zu meinen eigenen Erfahrungen. Und ich denke, dass viele der Verhaltensweisen auch in der Stadt zu finden sind (wie z.B. Mobbing).

Ich hoffe für ihn, dass er mittlerweile wieder in der Stadt wohnt.

Bewertung vom 19.03.2024
Wort für Wort zurück ins Leben
Miller, Beth

Wort für Wort zurück ins Leben


sehr gut

Pearl hat seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater. Als sie die Nachricht erhält, dass er im Sterben liegt, entschließt sie ihn zu besuchen - kommt jedoch zu spät. Er hinterlässt ihr jedoch seine Tagebücher, die in Stenografie geschrieben sind.

Eine verästelte Familiengeschichte wird erzählt. Vieles hat mir sehr gut gefallen. Ich finde über Entfremdung in Familien wird nicht oft geschrieben. Allerdings fand ich zum Teil, dass es zu viele Nebenstränge gab. Ich glaube es hätte mir besser gefallen, wenn sich die Autorin auf weniger beschränkt hätte, aber dies mehr im Detail beschrieben hätte.
Nichtsdestotrotz fand ich es bereichernd, die Konflikte aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Und vor allem der Anfang war geheimnisvoll und man wollte wissen, wer denn nun Carrie ist und wie das alles zusammengehört.

Bewertung vom 10.03.2024
Tremor
Cole, Teju

Tremor


ausgezeichnet

Tunde stammt aus Lagos und unterrichtet Fotografie an einer amerikanischen Universität. Aber Tremor ist viel mehr als nur seine Geschichte.
Auf den ersten Seiten tat ich mir etwas schwer einzusteigen, aber es hat sich sehr gelohnt dran zu bleiben!
Es scheint nicht so sehr eine Geschichte, als wie eine Ansammlung von Gedankengängen. Und nicht nur Tundes. Der Autor springt zwischen Zeiten, Orten und Blickwinkeln und manchmal war ich mir nicht sicher, wer gerade die Geschichte erzählt. Von der Sklaverei, über Rassismus, die Kolonialzeit, Naturkatastrophen, Krebs, Verlust und Tod. Dem Grauen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden die Schönheit von Kunst, Musik und Liebe entgegengesetzt. Und wir stellen uns die Frage, welche Rolle wir durch unser Tun und Nicht-Tun in dieser Welt spielen.
Es ist wie eine feinsinnige Beobachtung der Welt um uns herum.

Bewertung vom 05.03.2024
i fell in love with hope
Lancali

i fell in love with hope


sehr gut

Ich muss zugeben, dass ich den Hype um das Buch auf TikTok nicht mitbekommen habe, aber das Cover und der wunderschöne Farbschnitt sind mir gleich positiv aufgefallen. Und auch die Geschichte, der todkranken Jugendlichen, die sich im Krankenhaus finden und gegenseitig Halt geben, hat mich angesprochen.
Die Sprache ist sehr poetisch und bildhaft und an vielen Stellen war ich zu Tränen gerührt. Es ist unvorstellbar, welches Leiden so viele Jugendliche ertragen müssen. Das Buch ist an die persönliche Lebensgeschichte der Autorin angelehnt und ich finde man merkt, dass sie vieles wohl selber erlebt hat (zumindest in ähnlicher Weise).
Die vielen Zeitsprünge haben meinen Lesefluss etwas gestört und vieles schien zwischen den Zeilen zu stehen und wurde nicht direkt ausgesprochen. Das fand ich zum Teil auch verwirrend. Trotz der Länge des Buches blieben die Charaktere für mich auf Distanz.
Trotz allem, eine emotionale und berührende Geschichte.

Bewertung vom 25.02.2024
Mutternichts
Vescoli, Christine

Mutternichts


gut

Nach dem Tod ihrer Mutter versucht die Ich-Erzählerin ihre Mutter zu ergründen - besser als sie es zu Lebzeiten im Stande war.
Das Buch hat keine Kapitel und zu großen Teil scheint es wie einer Aneinanderreihung von Metaphern. So viele Gedanken, aber auch so viele offene Fragen - eine extreme Dichtheit schlägt einem entgegen. So wenig auch passieren mag, so fiel mir das Lesen aufgrund dieser Dichtheit sehr schwer.
Im Mittelteil erfahren wir etwas über die Urgroßmutter und Großmutter. Dieser Teil ist anders geschrieben, eher wie eine sachliche Erzählung historischer Tatsachen - wobei auch hier zum Schluss deutlich wird, dass es unter Umständen ganz anders geschah.
Am Ende bleibt ein Gefühl der Fremdheit zwischen Mutter und Tochter. Schlussfolgerungen, die auf Vermutungen basieren und viele Lücken - vielleicht war alles auch ganz anders.

Obwohl ich mir beim Lesen oft schwer getan habe, ist es ein interessanter Stoff, der Fragen aufwirft. Wie gut kennen wir unsere Mütter (Eltern)? Wie oft stellen wir die tiefer gehenden Fragen? Was verbergen wir voreinander und warum?