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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Helga
Wohnort: 
Worms

Bewertungen

Insgesamt 29 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2012
Fucking Berlin
Rossi, Sonia

Fucking Berlin


schlecht

Es war sicher eine interessante Erfahrung, literarisch hinter die Kulissen eines Puffs zu blicken und ein leicht zu lesendes Buch. Doch reicht das aus, um zu sagen: Ein gutes Buch?

Vollkommen emotionslos schildert Sonia Rossi, wie sie mit den Freiern „auf Zimmer“ geht und sie bedient. Die Sprache natürlich vulgär, aber wie sollte sie auch anders sein? Alles andere wäre nicht authentisch.

Zum Inhalt:
Ladja hätte ich an Sonias Stelle ziemlich schnell in den Hintern getreten und nicht noch seine Faulheit durch die eigene Prostitution finanziert. So muss ich mich fragen: Wie doof ist denn eine begabte Mathematikstudentin, dass sie sich so ausnehmen lässt??? Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass alles, was Sonia Rossi da schildert, sich wirklich und tatsächlich so abgespielt hat. Dazu ist es teilweise zu unglaubwürdig.

Sonia Rossi versucht ernsthaft, den Lesern weiszumachen, dass es keinen anderen Weg gibt, ein Studium selbst zu finanzieren als durch Prostitution. Wie machen das denn die anderen Studenten? Arbeiten die alle im Puff? Ist das nicht vielleicht auch nur die bequemste aller Möglichkeiten? Bequemer als sich etwas einzuschränken, mit weniger Geld auskommen, in einer WG zu wohnen und dem Schmarotzer in den A.....llerwertesten zu treten? Wieso gibt sich eine hochintelligente, hübsche junge Frau überhaupt mit solch einem Versager ab, füttert ihn durch und finanziert auch noch seinen Drogenkonsum????? Halbwegs nachvollziehbar wäre das ja noch gewesen, wäre er tatsächlich ihre große Liebe gewesen, aber dafür gab es ja andere Kandidaten.

Ich kann nicht behaupten, dass mich das „Schicksal“ von Sonia Rossi“ besonders berührt hat. So emotionslos, wie sie ihren Werdegang als Hure schildert, so emotionslos habe ich es gelesen. Ich habe auch nicht wirklich den Eindruck gewonnen, dass sie ihre „Arbeit“ ganz schrecklich fand und da unbedingt raus wollte. Mir bleibt da nur ein verständnisloses Kopfschütteln.

Wozu also überhaupt dieses Buch? Als Abschreckung für andere Studentinnen? Dazu ist es ja wohl nur bedingt tauglich! Um der Welt zu zeigen: „Schaut her, wie bescheuert ich bin. Ich gehe anschaffen, um meinem nichtsnutzigen Freund / Mann sein faules Leben und seinen Drogenkonsum zu finanzieren. Und das obwohl ich eine überdurchschnittlich begabte Mathematikstudentin bin! Mir bleibt keine andere Wahl, weil ich nicht wirklich Lust habe, für wenig Geld richtig zu arbeiten und weil mir keiner Bafög und meinem armen polnischen Typen keiner Stütze gibt!“

Ich glaube, dieses Buch wurde einzig und allein deshalb geschrieben, weil es dafür Kohle gab und es mit Kind einfach nicht mehr in Frage kam, weiter im Puff zu arbeiten! Für mich ein Buch, das die Welt nicht wirklich gebraucht hätte, das aber sicher auch keinem schadet!!

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2012
Drachenläufer
Hosseini, Khaled

Drachenläufer


ausgezeichnet

Gleich vorweg: Ich habe dieses Buch verschlungen, inhaliert, in mich aufgesaugt - dieses Buch hat meine Seele erreicht.

Faszinierend war für mich vor allem, dass ich mich im Laufe des Lesens immer wieder gefragt habe: Wie viel von dem, was da erzählt wird, ist Fiktion, wie viel davon erzählt die Erinnerungen des Autors selbst? Ich hatte während des ganzen Buches das Gefühl, der Autor IST Amir, er hat all das tatsächlich erlebt. Wie sonst könnte er auf diese Art und Weise beschreiben, wie Amir fühlt, denkt, handelt.... so, dass es mich derart gefangen nahm, dass ich jede einzelne Szene mit gelebt habe? Wie ich im Anhang dann lesen konnte, liege ich gar nicht so falsch damit. Khaled Hosseini hat wohl so ähnlich empfunden, als er nach 27 Jahren Kabul erneut besucht und auf den Spuren seines Protagonisten wandelte.

Schon die Sprache des Buches hat bei mir ins Schwarze getroffen. Das ist es, genau das! Diese Art der Beschreibung, Aufzählungen einfach aneinander zu hängen, die Eindringlichkeit, die dadurch erreicht wird... genial! Und immer wieder blumige Vergleiche und Erklärungen, Parabeln....Um nur eine davon zu nennen: Die Geschichte von Rostem und Suhrab, dem Vater, der seinen verlorenen Sohn im Kampf tötet.

Die afghanische Mentalität, was wusste man über sie? Nichts oder zumindest nicht viel! Unser Afghanistan-Bild ist geprägt von dem, was über die derzeitige Situation berichtet wird, über den Krieg, über die Taliban. Aber wie viel erfahren wir dabei über die Afghanen selbst? Und wie viel ist von dem, was Afghanistan und seine Menschen ausmachte heute noch übrig? Für mich war dieses Buch eine sprudelnde Quelle von Informationen über eine fremde Kultur, über das afghanische Verständnis vom Leben, ihrer Umwelt und von dem, was sich für einen Afghanen gehört und was nicht.

"Drachenläufer" ist eine Geschichte um Freundschaft, um Schuld und um Wiedergutmachung. Man mag Amir verurteilen dafür, dass er Hassan nicht zu Hilfe geeilt ist, aber man muss sich fragen: Hätte man selbst den Mut dazu gehabt, sich gegen diese drei anderen zu stellen? Viel mehr noch hat mich aber bewegt, wie Amir anschließend mit diesem schlimmen Erlebnis und mit Hassan umgegangen ist. Seine Schuldgefühle, seine Wut über die eigene Feigheit, seine Hilflosigkeit gegenüber der Situation und dem Bewusstsein des eigenen Versagens münden in ein Verhalten, das ihm immer mehr die Gelegenheit nimmt, sich aus dieser Schuld zu befreien und er rutscht immer weiter in eine Spirale aus Lügen, Abwehr und Gemeinheiten gegenüber Hassan. 25 Jahre verfolgt ihn diese Schuld. Dann kommt der Tag, an dem ihm die Chance zur Wiedergutmachung gegeben wird und dennoch zögert er, sie zu ergreifen. Aus Feigheit? Aus der aufkeimenden Erkenntnis heraus, dass es da Menschen gibt, die von dieser Schuld wissen und ihn dennoch nicht verurteilt haben? Aus der plötzlichen Gewissheit heraus, dass sein Vater, dem die Wahrheit über alles ging, ihm so wichtiges vorenthalten hatte? Die Zerrissenheit Amirs ist fast greifbar....

Fazit: Grandios! Dieses war eines der bewegendsten, schönsten, ergreifendsten und sprachlich ansprechendsten Bücher, die ich seit langem oder sogar jemals gelesen habe.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2012
Die Bibel nach Biff
Moore, Christopher

Die Bibel nach Biff


ausgezeichnet

Zugegeben, nicht sehr anspruchsvoll, aber witzig und gut zu lesen. Und das alles, ohne sich die Bibel lächerlich zu machen.

Der eigentliche Held ist nicht Josua / Jesus, sondern sein Kumpel Biff. Allein der Name ist schon genial. Josh kümmert sich um die ganzen Glaubensfragen, Biff erklärt uns den Rest. Josua, der im Studium der unterschiedlichen Lehren der Weltreligionen Erleuchtung sucht und lernen will, wie man Messias ist, während Biff mit dem ganzen Hokuspokus herzlich wenig anfangen kann, sich daher inzwischen eher den praktischen, nützlichen und vor allem angenehmen Aspekten widmet und das Gelernte später gnadenlos anwendet, wenn sich die Gelegenheit bietet. Ich kann mich nicht erinnern, in letzter Zeit einer so durchgeknallten und witzigen Romanfigur begegnet zu sein.

Wir lernen,
- dass Biff Josh vor der fleischlichen Sünde bewahrt hat, indem er sich selbstlos für ihn „opfert“,
- dass der Verkünder des Friedens seinem Kumpel bei Bedarf auch mal eine überbrezelt,
- dass das Kamasutra mit absolut bekloppten Beschreibungen aufwartet,
- wie man einen Elefanten oder Kamele parkt,
- dass der Yeti kein Jude war,
- Yaks sich nur ungern scheren lasen,
- wer dafür verantwortlich ist, dass Blondsein mit Dummheit gleichgesetzt wird und
- dass lange ausdiskutiert wurde, wem in der Bergpredigt was zugedacht werden sollte und dass für die Schwachköpfe eigentlich ein Präsentkorb geplant war!

Auch ein sehr interessanter Gedanke, dass Jesus sich mit anderen Religionen beschäftigt haben könnte!

Fazit:
Ein wirklich unterhaltsames, heiteres und spannendes Buch, mit viel Einfallsreichtum um die biblischen Überlieferungen vom Leben Jesu herumgebaut und mit ihnen verflochten. Unbedingt weiter zu empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2012
Der Joker
Zusak, Markus

Der Joker


weniger gut

Zusak verwendet teils lange, schön umschriebene Sätze, dann wieder kurze abgehackte Passagen und er setzt diese unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten mit viel Gespür für die jeweilige Situation. Hätte Zusak sich darauf beschränkt, hätte ich uneingeschränkt gesagt: WOW! Genial!
Aber was.
Sollten.
Diese halben.
Sätze?
Soll das originell sein? Innovativ? Hätte er dieses nur in Schlüsselszenen verwendet, um Aufmerksamkeit zu wecken, okay. Aber auch an völlig belanglosen Stellen? Was soll das?

Immer wieder legt Zusak den jugendlichen Hauptfiguren Worte in den Mund, die einfach nicht zu diesen gehören wollen. Viele Szenen beschreibt Zusak sensibel und warmherzig und erreicht damit die Herzen der Leser. Aber teilweise trägt er auch einfach zu dick auf und die Geschichte entgleitet in Kitsch und Schwülstigkeit. Schade.

Die Geschichte selbst ist sehr durchdacht in verschiedene Teile gegliedert. Das findet man selten in dieser Perfektion. Erzählt wird, wie ein junger Mensch, dessen Leben ereignislos dahinplätschert, der sich treiben lässt, der nicht die Energie aufbringt, sein Leben in die Hand zu nehmen und sich dafür permanent selbst bemitleidet, durch ein paar Spielkarten mit „Aufgaben“ (?????) aus seiner Lethargie gerissen und ein besserer Mensch wird. Was soll aus solch einer Idee anderes entstehen als eine, zwar hervorragend aufgebaute, in großen Teilen aber unrealistische, pathetische und hanebüchene Geschichte?

Am schlimmsten finde ich, wie Zusak den Einsatz von Gewalt in seiner Geschichte rechtfertigt. Sorry, aber hier hört für mich der Spaß auf, so weit kann und darf schriftstellerische Freiheit nicht gehen, dass dem Leser vermittelt wird, Gewalt ist okay, wenn sie einem „höheren“ (Was ohnehin noch in Frage zu stellen wäre!) Ziel dient, schon gar nicht in einem Jugendbuch!

„Ich bin gar nicht der Überbringer der Botschaft. ich bin die Botschaft.“ Eine schöne Illusion, aber kaum mehr!

Hier ist Zusak naiv. Ein über lange Jahre eingeschliffenes Verhalten ändert man nicht durch kleine Anstöße von außen, durch die Zusendung einer rätselhaften Spielkarte, durch das Lesen seines Buches! So einfach ist das nicht. Verhaltensmuster sind sehr viel komplexer und eine Veränderung kann letztendlich nur von innen kommen. Zusaks Botschaft, dass man auch den größten Versager ganz einfach zum großen Wohltäter werden lassen kann, kann man ihm nicht ernsthaft abnehmen. Der moralisch erhobene Zeigefinger eines Endzwanzigers über ein alltägliches Thema, eigentlich über Selbstverständlichkeiten, wirkt fast etwas grotesk.

Die Methoden, die Zusak beschreibt, um Ed zu dem gewünschten Verhalten zu bringen, sind zum Teil mehr als fragwürdig. Auch wenn er zum Schluss erklärt, dass er als Autor die Geschichte nur erdacht hat, bleibt als unterschwellige Botschaft auch stehen: Gewalt kann ein Mittel zum Zweck sein. Und das geht nun mal nicht! Man stelle sich nur mal vor, selbsternannte Weltverbesserer beginnen nach diesem Muster „Gutes“ zu tun!? Sorry, aber dafür gibt es deutlichen Punktabzug!

Die Versprechungen in den üblichen Buchbeschreibungen, „Der Joker“ hinterlasse den Leser in einer emotional aufgewühlten Stimmung und bleibe fest im Bewusstsein verankert, kann ich in meinem Fall nicht bestätigen. Dazu ist die ganze Geschichte zu konstruiert und realitätsfremd. Um beim Leser etwas erreichen zu können, ist das Ganze zu unglaubwürdig. Und unter „ungeheuer spannend“ verstehe ich auch etwas anderes. Kurzweilig sicher, aber „ungeheuer spannend“? Dann doch nicht!

Fazit:

Ein durchaus lesenswertes Buch, das allerdings kaum dem großen Anspruch gerecht werden dürfte, den es an sich selbst stellt!

8 von 19 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2012
Geschichte machen
Fry, Stephen

Geschichte machen


weniger gut

Das war ein Buch, durch das ich mich hindurch gequält habe, obwohl die Idee, des Buches natürlich seinen Reiz hat und sich daraus hätte durchaus ein fesselndes Buch machen lassen. Die Story an sich hat mir ganz gut gefallen und bestätigt das, was ich auch immer sage: „Wenn es anders gekommen wäre, wer weiß, ob es besser gekommen wäre.“ Aber die Umsetzung ist für meinen Geschmack total misslungen.

Die ersten 300 Seiten hätte man locker auf ein Drittel kürzen können, ohne dass Informationen verloren gegangen wären. Was für ein Geschwafel. So etwas Zähes und Uninteressantes habe ich selten gelesen. Der Autor gefiel sich wohl ganz besonders beim Ausschmücken und Breittreten jeglicher unbedeutender Szenen. Ich mir weniger beim krampfhaften Versuch, nicht einzuschlafen und mit den Gedanken beim Buch zu bleiben. Am Ende einer Seite merkte ich oft, dass ich keine Ahnung hatte, was ich gelesen hatte. Auch auf den restlichen 200 Seiten wäre die eine oder andere Kürzung durchaus möglich und sinnvoll gewesen, obgleich sich diese wenigstens etwas flüssiger lasen.

Was der Autor mit seinen „Drehbuch-Einlagen“ bezwecken wollte, ist mir schleierhaft. Es sei denn, er wollte den ohnehin fragwürdigen Lesegenuss noch weiter trüben. Das wäre ihm dann bestens gelungen.

Für mich ein Buch ohne Spannung, ohne Humor, nicht mal dem Schreibstil kann ich viel abgewinnen. Fazit: Nichts, was man gelesen haben müsste und ganz bestimmt nicht mehr als einmal.

Bewertung vom 13.10.2011
Nichts
Teller, Janne

Nichts


schlecht

Sprachlich gesehen bewegt sich das Buch auf niedrigem Niveau. Trocken, leblos, gekünstelt wirkt die Erzählung in vielen Teilen, hingebastelt und zurechtgebogen, die Hauptfiguren farblos, auf simple Klischees reduziert: Frederik, der Patriot, der fromme Kai, die keusche Sofie, Hussein, der Moslem, der von seinem Vater mehrfach verprügelt wird.... Die Vielschichtigkeit menschlicher Charaktere, insbesondere Jugendlicher, die ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden haben, bleibt auf der Strecke.

„Der Sieg ist süß. Der Sieg ist. Der Sieg“
„Blau. Mehr blau. Am meisten blau.“
„Schlechter Moslem! Kein Moslem! Niemand!“
„Ach herrje! Ach du lieber Gott! Ach Gott!
„An der Zeit! Höchste Zeit! Im letzten Moment!“
„Dafür! Dagegen! Dafür mal dagegen!“
„Die Hilfe ist dein. Die Hilfe ist unser. Die Hilfe sind wir.“
Solche krampfhaften „Kreativitäten“ gab es reichlich. „Wir waren berühmt und nichts konnte uns den Rang ablaufen. Nichts konnte uns den Rang ablaufen, denn wir waren berühmt.“ Der gleiche Satz zwei Mal hintereinander, leicht verdreht? Also ich hatte ihn schon beim ersten Mal verstanden.

Ob die Geschichte realistisch ist? Ich habe Zweifel. Eine ganze Klasse soll sich geschlossen von einem im Baum sitzenden Spinner provozieren lassen? Und ausnahmslos ALLE machen dann bei Zusammentragen dieses Berges mit? Opfern Haustiere, Zeigefinger, die eigene Unschuld und buddeln tote Kinder aus? Bei allem Respekt: Das ist bullshit!

Das Ganze gipfelt darin, dass der stinkende Berg zur Kunst erklärt wird und damit den Kids ein Vermögen einbringen soll. Sei es bei „Kunstwerken“ oder Literatur, die Fachwelt ist fast immer geteilter Meinung. Zuerst. Bis irgendjemand erklärt, warum das Kunst ist oder einen Preis verdient. Kunst liegt auch im Auge des Betrachters und ein Werk noch lange nicht Kunst, nur weil irgendein „Experte“ es dazu erklärt und ein Buch noch lange nicht gut, nur weil es einen Preis bekommen hat.

Das Buch erzählt nichts Neues. Es stellt weder hochphilosophische Fragen, über die es sich nachzudenken lohnte, noch gibt es Antworten. Weil es keine Antwort gibt, außer dass Bedeutung etwas Individuelles ist. Dass Dinge eine Zeitlang von Bedeutung sind, diese aber verlieren können. Was nützt der Hamster tot? Die grünen Sandalen im Winter? Oder selbst im nächsten Sommer bei einer 13-jährigen? Die Dinge, die wirklich und für fast jeden von Bedeutung sind, wie Gesundheit, ein Dach über dem Kopf, ausreichend Nahrung und die Liebe anderer Menschen, bekommen bei Janne Keller keinen Raum, nicht mal im Ansatz. Im Gegenteil, sie werden mit Füßen getreten. Vorgeblich soll in dem Buch die Suche nach dem Sinn des Lebens eine große Rolle spielen. Tut sie das? Ich hatte nicht den Eindruck? Eher geht es darum, Pierre Anthon etwas zu beweisen, es besser zu wissen als er! Ab einem bestimmten Punkt gilt es nur noch, den nächsten mit der Forderung mehr zu quälen als man selbst gequält wurde. Soll DAS der Sinn des Lebens sein? Die Bedeutung? Aus einer vorgeblich philosophischen Frage wird ein sadistisches, grausames Machtspiel.

Vollkommen zu Recht haben und hatten Erziehungswissenschaftler, Pädagogen und Eltern Bedenken gegen dieses Buch. Die Gefahr ist groß, dass jugendliche Leser falsche Rückschlüsse ziehen, besonders im Hinblick auf das Ende. Hätte die Geschichte eine Wendung genommen, die die Kids erkennen lässt, was wirklich wichtig ist im Leben, dann hätte das Buch einen Sinn haben können. Und das meine ich ausdrücklich nicht im Sinne eines Happy Ends!

Ein schockierendes Buch? Ja, aber nicht wegen der Grausamkeit der Schilderungen. Schockierend, weil es zu oberflächlich ist. Schockierend, weil Grausamkeiten keine Konsequenzen haben. Schockierend, weil keiner aus der ganzen Klasse „Stop“ schreit. Schockierend, weil nicht mal Ansätze von Lösungen und Antworten vorhanden sind. Schockierend, dass so etwas ein Jugendbuch und Schullektüre ist und Preise bekommen hat!

18 von 24 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2011
Mieses Karma
Safier, David

Mieses Karma


schlecht

Auf einer Buchreinkarnationsleiter würde dieses „Werk“ etwa auf der Stufe einer Laborratte stehen. Das ist ziemlich weit unten, eigentlich noch unter Ameise!

Ich habe den Eindruck, dieses Buch wurde geschrieben ohne Konzept, ohne die geringste und einfachste Recherche und ohne Korrekturlesen. Ständig stolpert man über kleine - oder auch größere Ungereimtheiten. Seite 62: „Ich blickte auf die Kaffeetafel und zählte lediglich fünf Gedeck.“ Als Ameise! Auf dem Boden sitzend! Klar! Seite 68, Zeile 5: „...,während Alex und Nina die heißen Getränke aus der Küche holten.“ Zeile 17: (Alex und Nina sind noch nicht zurück!) „...und führte seine Kaffeetasse zum Mund.“ Okay, die Tasse könnte leer sein! Wäre da nicht Zeile 21: „Carstens verschluckte sich an seinem Kaffee.“ und ein bisschen spät, aber immerhin, 5 Zeilen weiter ist er dann endlich da: „ Alex kam indessen mit dem Kaffee rein,...“ Und das alles auf einer Seite!

Meerschweinchen werden auch nicht blind geboren, denn sie sind Nestflüchter und darauf angewiesen von Anfang an sehen zu können! Auch das wäre so einfach nachzulesen gewesen!
Und Meerschweinchen sind nicht mit Affen verwandt und können daher weder in Hosenbeinen hinaufklettern, noch unbeschadet aus Lastwägen springen.

Auffällig war auch, dass Safier anscheinend von Reinkarnation zu Reinkarnation weniger Lust hatte. Wurde die Ameise noch in einer Ausführlichkeit breitgetreten, dem Meerschwein auch noch reichlich Seitenmaterial zugestanden, wurde es danach immer hingeschluderter und Kartoffelkäfer, Regenwurm und anderes wurde gerade eben mal erwähnt.

Wieso erinnert sich Kim, nachdem sie endlich als Mensch wiedergeboren wird, überhaupt an ihre vorherigen Leben? War das nicht ausgeschlossen? Und war nicht die Rede von „als Baby“? Alex sei dann 50, wenn sie 18 ist? Ich glaube, Safier weiß schon wenige Zeilen später nicht mehr, was er geschrieben hat und schreibt einfach munter weiter vor sich hin, ohne Plan, ohne Ziel, ohne Nachzudenken!

Als Kim als dicke Maria mit Daniel Kohn im Bett landet, dachte ich ja schon „Jetzt trägt er aber eine Nummer zu dick auf, der Safier!“ Aber er setzt ja noch eins drauf, und am Ende... STOP! Das verrate ich nicht. Nur soviel: Dagegen ist Rosamunde Pilcher ein Psychothriller und ein Groschenroman heißer Anwärter auf den Literatur-Nobelpreis!

Fazit: „Mieses Karma“, eigentlich mit einer originellen Idee als Grundlage, verkörpert meines Erachtens letztendlich doch nur die Auswüchse einer überdrehten infantilen Fantasie und ist dann doch mehr literarischer Slapstick als humoristische Literatur.

Ach ja: Es gab eine Stelle, an der ich geschmunzelt habe (Ich habe leider keine zweite finden können.). Seite 40 „ Diktatoren werden auch als etwas anderes wiedergeboren“, entgegnete Buddha. „Und als was?“ „ Als Darmbakterien.“

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.06.2010
Themenhefte, 6 Tle. / Einstern 4
Einstern

Themenhefte, 6 Tle. / Einstern 4


ausgezeichnet

Da hat sich ja mal jemand richtig Gedanken gemacht! Die KInder lernen frühzeitig eigenverantwortliches Arbeiten, anstatt wie früher jeden Pinselstrich vom Lehrer vorgegeben zu bekommen. Dabei werden das individuelle Lerntempo und die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Kinder berücksichtigt. Stärkere Kinder werden gefördert, schwächere nicht überfordert, sondern in ihrem eigenen Tempo an die Aufgaben herangeführt.

Ungewohnt ist diese Art des Lernens sicher, vor allem für die Eltern, die es aus ihrer eigenen Schulzeit anders gewöhnt sind. Dennoch bringt es die Kinder behutsam dazu, selbst nach Lösungswegen zu suchen, anstatt vorgegebene stur auswendig zu lernen. Das schult selbstständiges Denken und erzieht zur Eigeninitiative.

Die Übungen können für jedes Kind zugeschnitten auf seine Bedürfnisse festgelegt werden und das bietet im Vergleich zum früheren Lernsystem weitaus größer Chancen und Möglichkeiten für Lehrer und Schüler. Endlich weg vom sturen Pauken und hin zum modernen Lernen!

Natürlich wird das eine oder andere Kind damit anfangs nicht zurecht kommen, je nachdem wie sehr es bisher dazu angeleitet wurde, Engagement und Motivation zu zeigen. Hier ist es aber nicht Aufgabe der Eltern, den Lehrer zu ersetzen, sondern das Kind zu ermutigen und zu unterstützen.

Ein ausgezeichnetes Lehrwerk!

Bewertung vom 07.06.2010
Frühstück mit Kängurus
Bryson, Bill

Frühstück mit Kängurus


schlecht

Gäääähn, tödlich langweilig war es, schwer beim Lesen bei der Sache zu bleiben (meine Gedanken waren wenig kooperativ, die wollten immer woanders hin) und nicht einzuschlafen.

Als unterhaltsamer Roman ist dieses Buch gänzlich ungeeignet. Viel zu viele unnütze Informationen über australische Premierminister, Eroberer und Geschichte. Als Reiseführer aber auch, denn dazu bietet es viel zu wenige Informationen, die man als Tourist brauchen kann. Zudem enthält es offensichtlich viele falsche Aussagen, wie man im Internet Beschreibungen Australienreisender entnehmen kann, die das Buch mit Australien verglichen haben.

Zitat: „... nachdem ich einen 6-monatigen Australien Aufenthalt hinter mir hatte, war ich nur enttäuscht von dem Buch, denn fast gar nichts, was Bryson beschreibt, oder erzählt stimmt mit dem überein, was ich erlebt habe.“

Zitat: „ Dampfplauderer Bryson über die Insel, die ein Kontinent ist. Ich vermute, er hat den Wikipedia-Artikel gelesen, dito ein Buch "333 Fakten über Australien, die Sie garantiert noch nicht kannten", das ganze verwurstet und mit ein paar Schenkelklopfern versetzt - et voila: dies Buch war geboren.“

Zitat: „Allerdings darf man nicht jedes Wort für bare Münze nehmen, der Autor geht mit den Fakten faszinierend um. Einige Sachaussagen sind schlicht falsch, ...andere umwerfend ahnungslos. “

Bryson hat einen unübersehbaren Hang zu Übertreibungen. Zu vieles in seinen Erzählungen klingt einfach zu unwahrscheinlich, als dass es wahr sein könnte. Allein die Beschreibung des Service in einem Hotel in.... Darwin? Natürlich wird hier das berühmte Körnchen Wahrheit darin stecken, aber von Bryson wurde dieses derart aufgebauscht, dass es schwer fällt zu glauben, dass sich diese Begebenheit tatsächlich so abgespielt haben soll.

Nimmt man nun dieses zu den Aussagen der Rezessenten, die das Land bereist haben dazu, addiert noch seine Neurose, was die – wie er bis zum Erbrechen betont ach so giftige und gefährliche - australische Tierwelt angeht dazu, muss man sich doch fragen, was dieser Bryson für ein Wichtigtuer ist.

Sicher ist in seinen Formulierungen hier und da ein gewisser Wortwitz erkennbar, der immerhin bewirkt, dass sich die Augenlider kurzzeitig mal wieder von ¾-Schließstellung auf „halbgeschlossen“ bewegen. Dennoch ist das Buch größtenteils das Einschläferndste, was ich in den letzten Jahren gelesen habe.

Halbwegs gut lesbar wird das Ganze nur in den beiden Passagen, als Bryson seine gemeinsamen Ausflüge mit Freunden beschreibt. Hier wird aus langatmigen Landschaftsbeschreibungen und politischen Weiterbildungsversuchen direkt mal fast so etwas wie eine lesenswerte Erzählung. Das entsprechende Aha-Erlebnis bot sich mir dann auf Seite 349 als Allan keine Lust hat, Bryson auf seiner Erkundungstour durch Alice Springs zu begleiten. Und dort bestätigt mir Allan genau das: „Gut, dann treffen wir uns später und du kannst mir alles erzählen. Was du ja garantiert auch in allen quälend langweiligen Einzelheiten tun wirst.“ „Worauf du dich verlassen kannst.“ Meine Rede! Und von Bryson selbst so geschrieben! Übrigens die einzige Stelle, an der ich geschmunzelt habe!

Und es kommt wie es kommen muss: Kaum ist Bryson wieder allein unterwegs, Allan abgereist, driftet das Buch wieder in gähnend langweiliges Geschwafel ab und verharrt dort bis zum bitteren Ende nach genau 400 Seiten!

Fazit: Nicht Fisch, nicht Fleisch, witzig findet sich wohl in erster Linie der Autor selbst. Schade ums Geld! Ein Buch, das die Welt nicht braucht! Und wir grillen auch noch mit Gas – auf einem australischen Gasgrill! So taugt es nicht mal als Grillanzünder.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.