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Benutzername: 
Thorsten Kneuer [thorlac]
Wohnort: 
Franken
Über mich: 
Rezensionen und Buchbesprechungen sowie Interessantes rund ums Buch auf meinem Weblog: http://exlibrisblog.de

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 17.06.2009
Als ich meine Mutter im Sexshop traf

Als ich meine Mutter im Sexshop traf


ausgezeichnet

„Ich war auf einer Party letzte Woche so betrunken, dass ich mir auf dem Rückweg im Taxi selber in den Ärmel gekotzt habe, damit ich keine Taxireinigung zahlen muss.“
Solche und ähnliche Peinlichkeiten, Absurditäten, Unverschämtheiten oder einfach lustige Geständnisse tummeln sich auf Deutschlands Beicht-Website www.beichthaus.com . Seit mittlerweile fünf Jahren geben Menschen dort anonym Einblicke in ihre intimsten Geheimnisse. Nun sind über 1000 dieser gebeichteten Sünden in einer Buchsammlung erhältlich und für die neugierige Nachwelt festgehalten.

Die eigene Mutter im Sexshop getroffen zu haben, scheint bei all dem nun wirklich harmlos zu sein. So wird den interessierten Leser(innen) ausladend Einblick gewährt in manches bittere, traurige oder urkomische Sexualleben. Ungeniert wird von Mobbingattacken gegen Kolleg(inn)en berichtet oder von wahrlich boshafter Rache an der Ex. Wir erfahren von peinlichen Macken und ungeahnten Freizeitvergnügen. Manch eine(r) bedauert geradezu, auf einige gebeichtete Ideen selbst noch gar nicht gekommen zu sein …

Diese Beichtsammlung ist eine recht unterhaltsame, dreiste und Lachattacken auslösende Lektüre. Bei manchen Geständnissen wird einem jedoch irgendwie unwohl: Was, wenn meine Freundin, mein Vater, mein Kollege, die Verkäuferin grad an der Kasse ganz genau das mit mir gemacht hat? Ist das wirklich alles wahr? Und was hätte ich zu beichten? Manchmal blieb mir auch, bei allem Amüsement, das Lachen im Hals stecken. Menschliches, allzu Menschliches begegnet uns hier. Aber auch wirklich Erschreckendes.

Die von Robert Neuendorf zusammengestellten Beichten sind eine gelungene Unterhaltung und machen zugleich nachdenklich. Es ist weniger die Tatsache, was Menschen ihren Mitmenschen so alles antun, als eher die fast schon unglaubliche Frechheit, auf vieles davon auch noch richtig stolz zu sein. Dass sich diese Leute dann aber nicht mit vor Stolz geschwellter Brust auch namentlich der Öffentlichkeit stellen? Da obsiegt dann wohl doch die Feigheit …

So möchte auch ich nun eine Beichte ablegen:
Ich gestehe, dass mich die Einblicke in die intimen Geheimnisse meiner Mitmenschen äußerst unterhalten, vielmals zum Lachen gebracht und ungeahnten Spaß gemacht haben. Und das eine oder andere Geständnis … es könnte auch von mir sein.
Wer vergibt mir?

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.06.2009
In Auschwitz
Vaisman, Sima

In Auschwitz


ausgezeichnet

Die jüdische Ärztin Sima Vaisman ist 41 Jahre alt, als sie nach ihrer Verhaftung im Dezember 1943 zu Beginn des folgenden Jahres von Frankreich nach Auschwitz-Birkenau deportiert wird. Sie überlebt die erbarmungslose Vernichtungsmaschinerie des Nazi-Regimes. Acht Tage nach ihrer Heimkehr schreibt sie einen erschütternden Bericht ihrer Lager-Erfahrungen nieder, um das Geschehene zu verarbeiten und für die Nachwelt festzuhalten.
Ein eindringliches Zeugnis gegen das Vergessen.
Ein Mahnmal für alle Unbelehrbaren.
Ein Denkmal für alle Opfer.

Im Jahr 1990 veröffentlichte Serge Klarsfeld in der französischen Zeitschrift „Le Monde juif“ Sima Vaismans Text zum ersten Mal und versah diesen dort mit Anmerkungen. Nun ist das bewegende Zeugnis jener tapferen Frau zu Recht auch in Buchform erschienen, um uns die grausame Wahrheit neu vor Augen zu führen und das Erinnern wach zu halten.
Schon viel ist aus zweiter und dritter Hand geschrieben worden über die Gräueltaten des Dritten Reiches. Renommierte Historiker, Philosophen, Theologen – sie alle versuchen sich dem zu nähern, was in dieser Zeit an Schrecklichkeit und abgrundtiefer, unmenschlicher Bosheit dem jüdischen Volk und vielen anderen für lebensunwert Erklärten angetan wurde. Aber nichts kann eindringlicher und nachhaltiger Zeugnis davon geben, als der Bericht jener, die unmittelbar in die Lebenswelt der Vernichtungslager hinabgestoßen wurden. So schreibt auch Klarsfeld im Nachwort zu seiner Veröffentlichung: „Kein Reporter der Welt hätte wie Sima Vaisman auf achtzig Seiten, mit hunderttausend Zeichen schildern können, welche Hölle die Juden auf Erden erlitten. Kein Reporter, kein Schriftsteller, kein Historiker – nur ein Zeuge und einer der ersten Stunde …“

Sima Vaismans Text ist von großer Unmittelbarkeit. Sie beschreibt das Lager sehr detailliert, ohne den genauen Plan wirklich kennen zu können. Sie selbst bekam ja nur den Teil Birkenaus zu sehen, der mit ihrem dortigen direkten Lebensumfeld zu tun hatte. Ihr Erinnerungsprotokoll konzentriert die unvorstellbar grausamen Erfahrungen, lässt sie auf diese Weise so ungemein eindrücklich und unvergesslich werden. Sima Vaisman berichtet von den ungeheuerlichen und unmenschlichen Lebensbedingungen und der unbarmherzigen Aussortierung der für die Arbeit wertlosen Kinder, Alten und Kranken. Sie schildert die Kollaboration Mitinhaftierter ebenso wie den unbändigen Kampf aller, das eigene Leben zu retten. Sie lässt die Flammen der Getöteten und Verbrannten aufsteigen als einen Ruf nach Vergeltung und Gerechtigkeit. Zuletzt erzählt sie von der Evakuierung Auschwitz‘, dem furchtbaren stunden- und tagelangen Fußmarsch hin nach Mecklenburg, auf dem noch viele sterben mussten ... Und bei all dem keine klagenden Worte über sich selbst und ihr Schicksal, sondern tiefes Mitgefühl für das Schicksal ihrer Leidensgenossinnen. Welch tapfere Frau!
„Wie können wir danach weiterleben? Nichts als der Haß gibt uns diese Kraft, die Hoffnung, vor unseren eigenen Augen das Naziregime stürzen zu sehen, die Hoffnung, daß wir eines Tages der Welt der Lebenden helfen werden, die Rückkehr dieser Verbrechen zu verhindern!“ So schreibt Sima Vaisman in der Mitte ihres bewegenden Protokolls. Den Sturz des Naziregimes durfte sie mit eigenen Augen erleben. Möge auch ihre Hoffnung erfüllt sein und bleiben, dass das grausame Lebensschicksal dieser Vielen uns ein ewiges Mahnmal ist!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.06.2009
Fleckenteufel
Strunk, Heinz

Fleckenteufel


ausgezeichnet

Dieses Buch ist:
böse, versaut, derb, krank, eklig, obszön, schmutzig, widerlich, fies, unverblümt, abstoßend, gemein, hochgradig pervers und derart lustig, direkt und ehrlich!
Pubertät meets christliche Familienfreizeit - auch irgendwie geil!

Zeit: Ende der Siebziger
Ort: am Arsch der Welt (=Scharbeutz)
Anlass: eine evangelische Familienfreizeit
Wer: Thorsten Bruhn, 16 Jahre, Pubertätshöhepunkt, momentane Verdauungsprobleme

Heinz Strunk gelingt ein Feuerwerk an absurden Ekligkeiten, gepaart mit pubertätsverstörten Träumen und Fantasien, die man keinesfalls selbst haben will (oder doch?), die man aber unbedingt lesen will (oder nicht?).
Auch irgendwie geil!
Die Geister scheiden sich. Man muss es mögen. Ich mag es!
Geil wars!

5 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.06.2009
Silbertod
Higgins, F. E.

Silbertod


sehr gut

Urbs Umida ist eine wahrlich gruslige, düstere Stadt. Im Norden leben die Reichen, im Süden die Armen, streng getrennt vom gewaltig stinkenden Fluss Foedus, der die Luft der gesamten Südstadt Tag für Tag aufs Übelste verpestet. Während die Reichen ihren Wohlstand in vollen Zügen genießen, lebt es sich im Süden von Urbs Umida höchst gefährlich! Allerlei zwielichtige Gestalten treiben hier ihr Unwesen.
Eben dort lebt auch der junge Pin Carpue. Pins Mutter ist vor nicht allzu langer Zeit verstorben. Sein Vater ist kürzlich verschwunden, nachdem man Pins Onkel ermordet im Elternhaus aufgefunden hat. Der Junge ist vom Schicksal recht wenig gesegnet. Um sich seinen Lebensunterhalt notdürftig zu verdingen, nächtigt Pin für Mr. Gaufridus, einem Sargbauer und Bestatter in der Südstadt, mit den jeweiligen Verstorbenen in der „Cella Moribundi“ des Beerdigungsunternehmens. Die Toten müssen dort drei Tage lang ruhen, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich tot sind.
Eines Nachts erlebt Pin während seiner Leichenwache etwas Unheimliches: Ganz offenbar hat man ihm ein einschläferndes Mittel verabreicht, aus dem er nur ganz mühevoll erwacht. So kann er drei Gestalten beobachten, die sich an der verstorbenen Sybil zu schaffen machen und diese, Pin traut seinen Augen und Ohren kaum, für einige Minuten zum Leben erwecken. Nur kurze Zeit später wird Pin dem Knochenmagier Benedict Pantagus und dessen Assistentin Juno begegnen. In ihnen erkennt er jene Gestalten, die die tote Sybil für kurze Zeit zum Leben erweckt hatten. Tatsächlich scheint Mr. Pantagus ein Magier zu sein, der Verstorbene für geraume Zeit ins Dasein zurückholen kann.
Eines Nachts schließlich macht Pin die Bekanntschaft des berüchtigten Silberapfel-Mörders, der in Urbs Umida seit Wochen sein Unwesen treibt. Dieser stößt seine ermordeten Opfer in den Foedus, nachdem er ihnen einen versilberten Apfel in eine Tasche gesteckt hat. Als bislang einziger überlebt Pin den Anschlag des Mörders, der jedoch entkommen kann.
Zusammen mit Mr. Pantagus und anderen neu gewonnenen Freunden, vor allem aber mit Juno, die ihm besonders ans Herz wächst, versucht Pin das Geheimnis um den grausamen Mörder zu lösen …

Eine schaurig-schöne Geschichte! Die ganze Atmosphäre des Buches ist düster und geheimnisvoll. Mit „Silbertod“ gelingt F. E. Higgins ein mysteriöser und fantasievoller Kriminalroman für jung und alt, der durch liebevoll dargestellte Charaktere und gänsehautzaubernde Gruselatmosphäre überzeugen kann. Pin Carpue ist vom ersten Augenblick an äußerst sympathisch. Durch die besondere Begabung, seine Umgebung mit der Nase ganz intensiv wahrzunehmen, sogar Gefühle der Menschen um ihn herum erriechen zu können, erinnert er kurzweilig an Grenouille aus Patrick Süskinds „Das Parfum“, mit dessen mörderischen Charakter Pin jedoch glücklicherweise nichts gemein hat. Vielmehr ist er ein liebenswürdiger Kerl in einer grausamen Stadt, ein aufgeweckter Junge, mit dem man mitfühlt und dem man eine gute Zukunft wünschen mag.
Wie die Zukunft von Pin aussehen wird, bleibt am Ende offen. Ob der Mörder gefunden wird, soll hier noch nicht verraten werden. Aber seien Sie versichert: Ein schaurig-schönes Lesevergnügen erwartet sie. Und die Geschichte von Pin Carpue muss und wird – hoffentlich – eine Fortsetzung finden!

6 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2009
Kalte Asche / David Hunter Bd.2
Beckett, Simon

Kalte Asche / David Hunter Bd.2


ausgezeichnet

Runa, eine kleine Insel der Äußeren Hebriden, ist Schauplatz des zweiten, düsteren und geheimnisvollen Mordfalles von Simon Beckett und seines Helden David Hunter. Der forensische Anthropologe David wird mit einer grässlichen Entdeckung konfrontiert: In einer verlassenen, heruntergekommenen und weit abgelegenen Hütte wird eine fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche entdeckt. David ist an einem besonders sensiblen Punkt in seinem Leben, als er in diesen mysteriösen Fall verwickelt wird. In den vergangenen achtzehn Monaten lebte er in London und arbeitete am Forensischen Institut der Universität. In den vergangenen Wochen war er jedoch wesentlich häufiger außerhalb Londons an Tatorten gewesen, sehr zur Enttäuschung seiner Freundin Jenny. Fest entschlossen, endlich wieder mehr Zeit auf seine Beziehung zu verwenden, trifft David der Anruf von Detective Superintendent Graham Wallace vom Polizeipräsidium Inverness, als er sich gerade auf dem Rückweg nach London befindet. Dieser bittet ihn, einen Blick auf diesen seltsamen Feuertod vor der nordwestlichen Küste Schottlands zu werfen. Bislang gäbe es zwar keine Anzeichen für ein Verbrechen. Es könnte vielmehr ein Selbstmord oder gar ein Unfall gewesen sein. Der pensionierte Detective Inspector Andrew Brody, der dort jetzt auf Runa lebt, hatte den Leichenfund aber als möglichen Mord gemeldet. Bevor Wallace jedoch ein Team der Spurensicherung schicken will, hätte er gerne eine Expertenmeinung von David.
Inmitten eines verlassenen, muffigen Hauses, setzt Simon Beckett seinen Helden David auf einen Kurs von Mord und Chaos, abgeschnitten von der Außenwelt und gezwungen, sich auf seine Überlebensinstinkte zu verlassen. Der Gestank von verbranntem Fleisch und Knochen und ein eisiger Wintersturm, der über die Insel hereinbricht, sie werden Runa für immer verändern. Welche Geheimnisse auch immer hier verborgen liegen, David ahnt, dass sie so leicht nicht zu entwirren sein werden.
Wie schon in "Die Chemie des Todes" versteht es Beckett wieder gekonnt, Davids Talente zum Leben zu erwecken. Faszinierend sind Davids Ruhe und Professionalität, seine starke analytische Begabung, ebenso wie seine emotionale, einfühlende Art, wenn er nach und nach in das Leben der Menschen von Runa verwickelt wird. Simon Becket ist ein weiterer spannender Thriller gelungen - mit Gruselgarantie!
Welch düsteres Geheimnis ist hier auf Runa für immer eingeschrieben in kalte Asche?

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2009
Das Fest, m. Adventskalender
Grisham, John

Das Fest, m. Adventskalender


ausgezeichnet

Luther und Nora Kranks Tochter Blair fliegt für ein Jahr nach Peru und daher sind die Kranks an diesem Weihnachtsfest allein. Zum ersten Mal. Wird das überhaupt wirklich Weihnachten sein können? Da kommt Luther auf die Idee, wo Weihnachten doch jedes Jahr so irrsinnig teuer ist, das Fest einfach ausfallen zu lassen und lieber eine (noch dazu billigere) Kreuzfahrt in der Karibik zu buchen. Geld sparen - und Spaß haben! Einziger Haken eben: Nichts, aber auch gar nichts was irgendwie mit Weihnachten zu tun hat, darf stattfinden: keine Deko, keine Karten, keine Glückwünsche, keine Geschenke, kein Baum, keine guten Taten … Und mit dieser Aktion ziehen die Kranks den Unmut der ganzen Nachbarschaft auf sich.
Doch wie so oft im Leben kommt es anders als man denkt: Am Hl. Abend kündigt sich Blair kurzfristig mit ihrem neuen Verlobten an, dem sie gerne das typisch amerikanische Weihnachten zeigen möchte – nunja, und dann geht natürlich alles drunter und drüber ...
Ein wunderbares und amüsantes Weihnachtsbuch, in dem alles dabei ist, was man sich so wünscht: viel Gefühl, Humor, Lichterketten, Weihnachtskitsch - und vielleicht sogar ein Christmas Happy End? Wer weiß ... ;)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2009
Dem Tode nah
Barclay, Linwood

Dem Tode nah


sehr gut

Was spricht mehr für ein Buch als die Tatsache, dass ich es in einem Tag mit Begeisterung verschlungen habe? Neben der Spannung, die das Buch erzeugt, und meinem schnell geweckten Interesse an der Geschichte rund um die Familie von Jim ist es wohl auch dem sehr einfachen Schreibstil von Linwood Barclay zu verdanken, der das Buch zu einem wahren Pageturner macht. Der Autor versteht es, mit klaren Worten meine Vorstellungskraft zu wecken und gewinnt mit angenehm kurzen Kapiteln (was ich grundsätzlich sehr zu schätzen weiß) stets meine Lust am weiterlesen. Aus der Sicht von Jim Cutter entfaltet sich eine spannende Suche nach dem Mörder der Familie Langley. Cutters eigener Sohn gerät - wie man schon von Beginn an weiß - unschuldig in Verdacht. In die Haupthandlung hinein verwoben sind die Schicksale verschiedener Menschen. Diese Lebensschicksale bereichern nicht nur die Story, sondern sind Grundlage für die Lösung am Ende des Buches. Dabei schafft es Barclay, den Leser keinesfalls zu verwirren, sondern immer geschickt an der Geschichte entlang zu führen. Es hat mir einfach Spaß gemacht, die Rätsel um den Mord und die Lebensgeschichten der beschriebenen Personen mitzuentschlüsseln. Gut, ich habe die Lösung tatsächlich bald geahnt. Mag sein, dass dies für manch einen ein Grund sein kann, "Ohne ein Wort" eher enttäuscht zur Seite zu legen. Ich persönlich finde aber, dass dies der Spannung dennoch keinen Abbruch tut. Wer einen kurzweiligen, spannenden Thriller sucht, landet bei Linwood Barclays Buch sicher keinen Fehlgriff!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2009
Mehr als du denkst
Prinz, Alois

Mehr als du denkst


ausgezeichnet

Eine Tür öffnet sich ... und der Leser darf eintreten in die Lebensgeschichten zehn außergewöhnlicher Menschen. Zugegeben, es ist jeweils ein recht kurzer Besuch, eher eine Stippvisite als ein langer Aufenthalt. Das tut der Freude an den Einblicken in diese 10xLeben aber keinen Abbruch. Die einzelnen Porträts sind eher erzählerischer als historischer Natur. Besonders auffallend ist dies schon beim Lebensweg des Jesus von Nazareth. Alois Prinz beschränkt sich hier ausschließlich auf die biblischen Zeugnisse. Historisch-kritische Bibelforschung lässt er dabei völlig außer Acht. So versteht er die einzelnen Lebensgeschichten, von denen er erzählt, wohl oft auch eher wirklich als erzählende Deutung denn als historische Information. Dies tritt in allen der zehn Lebensporträts zu Tage. Letztlich sind es aber eben auch Glaubensgeschichten, in die wir einen Einblick erhalten. Glaubensgeschichten haben einen viel tieferen Wahrheitskern, als auf historischem Weg zu ermitteln und vermitteln ist. Und gerade diesen verbindenden Wahrheitskern arbeitet Alois Prinz so gut heraus: Es geht um Wendepunkte im Leben, die zum Eigentlichen führen, zum Inneren Kern, eng verbunden mit dem Traum von einer schöneren, besseren, gerechteren Welt. Prinz nennt dies die "zweite Geburt". An diesen beispielhaften Menschen verschiedener Epochen und ihrer Geschichten wird der Leser angeregt, über seine eigene Lebensbestimmung nachzudenken. Besonders erfreut mich dabei der in unsrer Zeit fast schon mutige Versuch, die christliche Perspektive dafür aufzuzeigen, einen christlichen Antwortversuch zu wagen. Keinesfalls aufdringlich missionarisch, sondern philosophisch durchdacht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.