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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
MissSophi
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 31.12.2023
Amadeus und Herr Recht
Neuhold, Martin

Amadeus und Herr Recht


ausgezeichnet

Ich habe schon viele sogenannte moderne Märchen gelesen und selten hat mich eines so berührt, wie dieses.
Wir alle leben in einer Welt, in der wir Erwartungen erfüllen sollen und müssen und Dinge tun müssen, um unser (Über)Leben zu sichern. Nicht selten verlieren wir uns immer mehr darin und beginnen uns aufzulösen, ohne es wirklich zu merken.
Dem Autor gelingt es meisterhaft, diese Spannung einzufangen und zu formulieren. Er schildert die Beziehung von zwei Menschen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein können. Da gibt es Herr Recht – ein Mensch, der immer darauf bedacht ist, die Erwartungen der anderen zu erfüllen und sich dadurch beliebt zu machen. Und dann Amadeus, ein Kind voller Phantasie, Kreativität, der aber eine tragische Vergangenheit erlebt hat. Zunächst verläuft das Zusammenleben harmonisch und erst als die Beiden sich entschließen sesshaft zu werden, beginnt sich alles zu verändern. Langsam aber sicher beginnen sie sich zu entfremden und nur durch die Hilfe der weisen Wölfin Aruna finden sie einen neuen Weg der Annäherung.
Ein so tiefschichtiges Märchen, welches viel Spielraum für eigene Interpretationen bietet und welches ermutigt, sich und seinen Wünschen und Träumen zu stellen und sie nicht aufzugeben.
Das Ende ist wirklich gar märchenhaft und doch so unglaublich hoffnungsvoll. Es gibt eine Wendung, mit der man so nicht gerechnet hat und die doch so nachvollziehbar und glaubhaft ist.
Ein Märchen für Menschen, die sich berühren lassen wollen und können und für Menschen, die bereit sind sich und seinen Begabungen zu stellen und sie ausbauen und verwirklichen möchten. Ein Märchen, welches von Menschen spricht, die Krisen kennen und gestärkt aus ihnen hervorgehen möchten. Eine Hommage an die Überzeugung, dass man vom schieren Überleben wieder zum Leben finden kann.
Ich wünsche diesem wundervollen Buch viele, viele begeisterte Leser, die sich an- und berühren lassen möchten und die die Hoffnung brauchen, dass das Leben sich wieder lohnen kann.

Bewertung vom 30.12.2023
Ganzheitlich Gebet
Hammer, Christiane

Ganzheitlich Gebet


ausgezeichnet

Schon alleine das Cover zieht den Leser in seinen Bann. Eine Frau, die auf einem Sprungbrett steht und bereit ist, loszulassen und den Sprung in die Tiefen des Wassers zu wagen.
Es ist ganz liebevoll gestaltet und wunderbar durchdacht und leitet den Leser behutsam an, seinen eigenen Weg zu einem aktiven Gebetsleben zu starten.
Nach jedem Unterkapitel gibt es eine Anleitung zu Reflektion und überhaupt werden Übungen, Anleitungen vorgeschlagen, die einen aktiv ins Umsetzen bringen.
Die farblich abgesetzte Schrift macht es irgendwie lebendiger und frischer und man findet schnell, wonach man sucht.
Ein Buch, welches von einem gelebten Glauben zeugt und nicht von oben herab belehrt, sondern Mut macht und Methoden an die Hand gibt, um seinem eigenen Gebetsleben wieder neue Impulse zu setzen und sich ganz neu einzulassen.
Sehr erfrischend und Mut machend. Eine wirkliche Bereicherung auf dem Gebiet Gebet anzulernen und zu ermutigen. Eine Art Andachtsbuch, welches man immer wieder neu zur Hand nehmen kann, um sich inspirieren, anleiten und ermutigen zu lassen.

Bewertung vom 29.12.2023
Erinnern, Strukturieren, Schreiben
Schikorsky, Isa

Erinnern, Strukturieren, Schreiben


ausgezeichnet

Viele Menschen tragen sich im Laufe ihres Lebens mit der der Idee, ihre Geschichte aufzuschreiben. Es gibt vielfältige Anlässe und Auslöser und meist bleibt es bei diesem unausgegorenen Gedanken.
Sollte die Umsetzung aber mit dem Wunsch einhergehen, dass man es in Angriff nehmen möchte, dann kann ich diesen Ratgeber nur aller wärmstens empfehlen.
Die Autorin nimmt einen liebevoll an die Hand und hat ihren Leitfaden perfekt strukturiert.
Zunächst werden die verschiedenen Gattungen erläutert und erklärt: soll es ein Roman werden, eine (Auto)Biografie oder was auch immer. Die Vor- und Nachteile werden auch anhand von Beispielen dargestellt und am Ende wird nochmal alles kurz und knapp zusammengefasst.
Man sollte sich auch der Frage stellen, für wen man es eigentlich aufschreiben möchte und realistisch einschätzen, dass es viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen wird.
Im Grunde liefert dieser Ratgeber alles, was man für sein ureigenes Projekt an Wissen und Unterstützung braucht. Von der Idee bis zur Vollendung wird alles beleuchtet und erklärt.
Sehr hilfreich fand ich auch die verschiedenen Schreibübungen, die einen nochmal mehr ins Tun und Umsetzen bringen.
Klar strukturiert – am Ende jedes Kapitels nochmal kurz zusammengefasst – ist es ein Ratgeber, den man dann immer wieder zur Hand nehmen kann, um Dinge nochmal nachzulesen und sich in seinem Prozess begleiten zu lassen.
Ich bin begeistert und ich finde, es ist der Autorin mit fundiertem Fachwissen und Know-How gelungen, Menschen zu ermutigen ihre Idee Gestalt werden zu lassen.
Von mir eine ganz klare Empfehlung, denn alle Möglichkeiten werden angesprochen und ausgeschöpft, sodass man wirklich Lust bekommt, endlich anzufangen. Genau das habe ich gesucht und in diesem wunderbaren Werk gefunden.

Bewertung vom 28.12.2023
Crescendo: Im Echo der Stille. Life is a Story - story.one
Rosner, Bianca (Philomena)

Crescendo: Im Echo der Stille. Life is a Story - story.one


ausgezeichnet

Das Buch kommt in einer sehr hochwertigen Ausführung daher und schon das Cover verrät, dass es um Musik, um ein Orchester, eine Band geht, aber das kann man ja auch aus dem Titel erahnen.
Es gibt so eine empfohlene Playliste am Anfang des Buches, die die Intensität noch einmal mehr steigert.
Wir werden von einer Ich-Erzählerin mit hineingenommen: in Proben, in Auftritte. Sie, wobei es natürlich auch ein Er sein könnte, scheint die Komponistin und Songtexterin zu sein und muss damit leben, dass sich nicht alle Mitglieder des Ensembles an die Vorgaben halten.
Im Laufe der Zeit verschwinden einzelne Musiker mitsamt ihren Instrumenten. Es muss improvisiert werden – das Publikum verlangt nach Unterhaltung.
Die Sprache ist sehr eindrücklich und mitreißend. Gegen Ende löst sich dann auf, für was die einzelnen Charaktere standen, aber es lässt auch viel Spielraum für eigene Interpretationen.
Sehr gelungen und sehr treffend umschrieben. Der Autorin ist wirklich gelungen eine Story zu Papier zu bringen, die einen in den Bann zieht und die dazu anregt, über das eigene Leben nachzudenken.
Auch wenn ich der Songwriter und Komponist meines Lebens bin, so bin auch ich immer wieder gebunden an die einzelnen Musiker, die das Werk umsetzen sollen. Von manchen muss und sollte man sich im Laufe seines Lebens verabschieden und neue Wege ausprobieren. Aber man sollte nie die Melodie im Herzen verlieren.
Ich muss zugeben, dass ich mehrere Anläufe gebraucht habe, um in dieses Werk einzutauchen und es zu mir sprechen zu lassen. Aber dann hat es mich erreicht und begeistert. Es ist sicher nichts, für mal schnell zwischendurch, auch wenn es kurze Kapitel sind. Die Sprache und Metaphern sind sehr anspruchsvoll und müssen und wollen wirken.

Bewertung vom 26.12.2023
Wir ... denke ich
Volant, Verba

Wir ... denke ich


ausgezeichnet

Mit großem Interesse habe ich begonnen dieses Buch zu lesen. Eine Gruppe von Menschen, die gemeinsam ein Verbrechen begehen, finden sich nach der Verurteilung nicht etwas in einem Gefängnis wieder: nein, sie werden an einen merkwürden Ort gebracht, an dem strenge Regeln herrschen. Ein Ort, eher ein Gebäude, welches so bildhaft beschrieben wird, dass man es sich wirklich gut vorstellen kann, wenngleich es nichts in dieser Art in der Realität gibt. Auch die Regeln muten unzumutbar und die Gegebenheiten, unter denen sich die Insassen befinden, scheinen teilweise unmenschlich.
Ich habe bisher nichts Vergleichbares gelesen und war auf der einen Seite fasziniert von den Gedankengängen, die sich schon philosophisch anmuten und die so manche eigenen Fragen im Leben aufkommen lassen, aber auf der anderen Seite hatte ich manchmal einfach das Gefühl, dass ich nicht richtig folgen konnte und vielleicht die Zusammenhänge nicht verstanden habe. Und dann wieder waren Sätze, Gedankengänge, die mich einfach tief im Inneren angesprochen haben. Sehr berührend.
Es ist ein Roman über das Hier und Jetzt – und dadurch bleibt manche Frage bis zum Schluss offen. Man wird sich der Geschichte kaum entziehen können und doch bin ich etwas unglücklich zurückgeblieben, weil ich zum einen nicht wirklich alles erfassen konnte und mir zum anderen etwas mehr Auflösung gewünscht hätte.
Dennoch ist es eine lohnende Lektüre, die so viel Tiefe in den Sätzen verbirgt.

Bewertung vom 07.12.2023
Wollwut / Der Handarbeitsclub ermittelt Bd.2
Kramer, Leonie

Wollwut / Der Handarbeitsclub ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Wer schon den ersten Band „Maschenmord“ so begeistert gefeiert hat, wie ich, hat sicher auch schon sehnsüchtig auf eine Fortsetzung gewartet.
Nun ist es endlich wieder soweit. Die Autorin nimmt uns wieder mit nach Madlfingen und wir dürfen alle liebgewonnen Charakteren wiedertreffen.
Diesmal hatte es die Mitglieder des Clubs in ein nahegelegenes Hotel verschlagen, in dem sie einen Workshop zum Thema Wolle färben abgehalten haben. Während sie über Farben, Pflanzen sinnieren und dabei den einen oder anderen Bikini häkeln, kommt in einem der Räume des Hotels ein Mensch ums Leben. Er wird in einem Moorbad entdeckt und nachdem man ihn geborgen hat, stellt sich heraus, dass er in eins der für die Wolle vorgesehenen Farbeimern getaucht wurde und das wohl mehrmals.
Schnell wird die Polizei dazu gerufen und so treffen wir wieder auf den smarten Kommissar Tim Wallenstein, der den ersten Tag aus dem Urlaub zurück ist und gerade Besuch von einem alten Kollegen und Freund hat. Da er tags darauf verunfallt war, ist er etwas gehandikapt und auf die Unterstützung seines Freundes angewiesen.
Natürlich lassen sich die Damen des Handarbeitsclubs nicht nehmen, voll und ganz umfänglich in die Ermittlungen einzusteigen. Die alte Kommandozentrale wird wieder installiert und alle stürzen sich in die Aufklärungsarbeit, um den Todesfall des ortsansässigen Versicherungsvertreters voll und ganz aufzuklären und Licht ins Dunkle zu bringen.
Es ist ein sehr heiterer Krimi, bei dem einem ab und zu wirklich ein Lachen entschlüpft. Aber auch sehr spannend und ereignisreich. Mich begeistern auch immer wieder die Kapitelüberschriften, die immer irgendeinen Bezug zu Wolle und Handarbeiten haben, wirklich sehr gelungen.
Ich habe das Buch mit großer Begeisterung gelesen und mich wieder in das idyllische Dorf entführen lassen und fieberhaft mitermittelt. Die Mischung aus Fall und den persönlichen Geschichten rund um die Dorfbewohner hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe sehr, dass es irgendwann weitergeht. Ich bin ein großer Fan dieser Reihe und man wird sogar zwischendurch mit Strickmustern und Anleitungen versorgt. Was braucht eine Krimi- und Handarbeitsbegeistere mehr?

Bewertung vom 13.11.2023
I refuse to let you die
Gerhard, Marc

I refuse to let you die


ausgezeichnet

Stella, die attraktive Barkeeperin einer Liverpooler Rockbar hat ihre Gäste im Blick und bemerkt, dass ein Stammgast immer häufiger betrunken ist. Anfänglich versucht sie die Gemeinschaft der Gäste auf dem Weg einer Lösung miteinzubeziehen, was aber nicht auf viel Gegenliebe stößt. Sie beginnt eine Affäre mit dem Gast, den sie liebevoll Jonnyboy nennt. Sie ist wild entschlossen, ihm zu helfen und schafft es tatsächlich, ihn in eine Entzugsklinik zu vermitteln.
Doch schon bald merkt sie, dass er ihr wesentlich mehr bedeutet, als sie sich zunächst eingestehen will. Aber die anfängliche Euphorie nach dem Klinikaufenthalt währt nicht lange und er wird rückfällig. Aus lauter Verzweiflung und Enttäuschung begeht sie einen folgeschweren Fehler. Wird sie es schaffen, diesen Fehltritt aufzuarbeiten und ist ihre Liebe stark genug, um eine Sucht zu besiegen?
Es ist ein unglaublich intensives Buch. Ein Buch, bei dem man spürt, dass der Autor weiß, wovon er schreibt und welches so authentisch ist, dass es fast schon unheimlich ist.
Ein Buch, welches von Einschüben lebt, die Stella verfasst. Ihre Art das Leben zu bewältigen ist es geworden kurze Texte zu verfassen. Diese sind so eindrücklich und so reflektiert, dass es wirklich eine Freude ist, diese mitverfolgen zu dürfen. Es ist ihre Art Dinge zu verarbeiten und es ist so bereichernd, dass der Leser daran Anteil nehmen darf.
Ein Buch, welches realistisch beschreibt, dass Sucht eine Erkrankung ist, die in professionelle Hände gehört. Ein Buch, welches die Grenzen der Angehörigen aufzeigt: denn auch wenn eine Begleitung und Unterstützung da ist, ist es doch die Entscheidung des Erkrankten, sich letztendlich helfen zu lassen.
Ein Buch voller Tiefe und Wärme. Und ein Buch, welches trotz der Schwere des Themas, irgendwie eine Leichtigkeit mitbringt. Mir hat gut gefallen, dass aufgezeigt wird, dass es keine Schande ist, sich professionelle Hilfe zu holen. Ebenso die Dramatik einer Suchterkrankung, die tatsächlich zum Tode führt, wird nicht verschwiegen.
Der Autor hat einen sehr eindringlichen Sprachstil, dem man gut folgen kann und er baut auch immer mal die Lieder ein, die die Protagonisten gerade hören, sodass man fast geneigt ist, sich diese auch anzuhören. Das hat mir gut gefallen. Er holt den Leser ab und entführt ihn in das Seelenleben seiner Protagonisten. Warmherzig, einfühlsam und doch erschütternd offen.
Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen, denn ich habe das Gefühl, dass der Autor wirklich eine Begabung hat Menschen eine Stimme zu geben, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens standen und die mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen haben. Auch dieses Buch ist sicher eins, welches noch lange nachwirkt und die angestoßenen Gedanken bewegt.

Bewertung vom 08.11.2023
Simsons Tränen
Krüger, Bodo

Simsons Tränen


sehr gut

Dies ist das fünfte Buch des Autors – für mich war es das erste, was ich von ihm gelesen habe.
Gleich zu Anfang lernen wir einen Mann kennen, dessen Vater gerade verstorben ist und der sich nun um sein Erbe kümmern muss. Beim Sichten der Unterlagen stößt er auf eine ihm verborgen gebliebene Seite seines Vaters. Gab es da tatsächlich eine weitere Frau, neben seiner Ehefrau, die im Leben des Verstorbenen eine große Rolle gespielt hat?
Der Sohn macht sich auf die Suche, um Antworten zu bekommen und dabei kreuzen sich die Wege mit zwei weiteren Protagonistinnen. Seinen Recherchen ist es zu verdanken, dass nun alle irgendwie miteinander verwoben sind und ihre gemeinsame Geschichte in sich tragen.
Der Schreibstil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Da es sich bei den im Buch vorkommenden Personen meist um Künstler – Kirchenmusiker – handelt, erfahren wir viel über diesen Beruf, was mir manchmal etwas zu detailiert beschrieben wurde.
Alles in allem ist es ein zarter Roman über die Liebe. Die Liebe, die ihre eigenen Wege geht und die vielleicht manchmal zur Besessenheit und Obsession werden kann. Die Liebe, die unerwidert wird, weil die Beteiligten mit ihren eigenen Geistern zu kämpfen haben.
Der Untertitel dieses Buches lautet: ein literarisches Oratorium – und das trifft es wirklich gut. Es ist ein opulentes Werk – eines, welches sich nicht mal eben so nebenbei zur reinen Unterhaltung gelesen werden mag.
Es hat mir Freude gemacht, in diese Geschichte voller Geheimnisse und voller Liebe einzutauchen. Es waren interessante Menschen, die man dort kennenlernen durfte und deren Lebensweg man in diesem Roman begleiten konnte.

Bewertung vom 06.11.2023
Im Prinzip ist alles okay
Polat, Yasmin

Im Prinzip ist alles okay


ausgezeichnet

Miryam ist dreißig Jahre alt und gerade Mutter geworden. Eigentlich sollte doch alles gut sein. Aber sie leidet an einer postnatalen Depression und hadert mich sich selbst und vor allem mit der Mutterrolle. Sie bemüht sich sehr, alles so normal wie möglich wirken zu lassen, aber die Geister der Vergangenheit stehen wieder vor der Tür.
Die Autorin arbeitet mit Zeitrückblenden und so tauchen wir ab in das Leben Miryam vor der Mutterschaft und erfahren somit von viel Gewalt in der Kindheit. In jungen Jahren flüchtet sie sich in eine Beziehung zu einem viel älteren Mann, der ihr auch wieder mit Gewalt begegnet.
Wir erfahren von der Ehe der Eltern und von der Beziehung zu ihrem Bruder. Und wundern uns als Leser nicht, dass sie noch immer mit diesen auch generationsübergreifenden Traumata zu kämpfen hat.
Der Autorin gelingt es fabelhaft das Wesen einer Depression einzufangen und findet deutliche Worte für all das, was ihr wiederfahren ist. Sie schildert drastisch, wie Miryam immer wieder auf der Suche nach Beziehung und Liebe ist und immer wieder gegen die Wand läuft. Immer wieder gibt sie ihrer Herkunftsfamilie eine Chance, möchte aufarbeiten und findet einfach kein Gegenüber.
Die Beziehung zu dem Vater ihres Kindes ist zwar nicht gewalttätig, aber dennoch irgendwie lieblos und sie schafft es auch nicht, die Bindung zu ihrem Kind aufzubauen, die sie sich eigentlich wünscht.
Dies Buch ist ein Zeugnis eines Lebens, welches zunächst auf Trümmern aufgebaut wurde, aus denen sie sich im Erwachsenenalter nun langsam befreien muss. Sie ist es, die das Muster zu durchbrechen vermag, die Verantwortung für sich und ihre Familie übernimmt und eine für sie bahnbrechende Entscheidung trifft. Eine Entscheidung zum Leben.
Es macht Mut, sich seiner Geschichte zu stellen und die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Es ist möglich die Verkettung von traumatischen Erlebnissen zu überwinden und sich zu lösen.
Es ist keine leichte Lektüre, aber eine ehrliche und schonungslose. Mir hat das Buch sehr gefallen, da ich es als sehr realistisch einschätze und ich im Anschluss Hochachtung vor dieser Protagonistin hatte, die mühsam, aber stetig ihren Weg geht.

Bewertung vom 05.11.2023
Die eiskalte Kammer: Thriller
Shepherd, Catherine

Die eiskalte Kammer: Thriller


ausgezeichnet

Endlich gibt es eine Fortsetzung rund um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz. Ich habe mich wahnsinnig auf diesen Fall gefreut und bin – wie auch nicht anders zu erwarten war – nicht enttäuscht worden.
Julia ist inzwischen Mutter, versucht aber dennoch trotz ihrer neuen Pflichten und Aufgaben, wieder beruflich tätig zu werden. Ihr Beruf ist einfach auch ihr Leben und dank ihrer Eltern, die sich um die kleine Sophia kümmern, ist dies auch wieder möglich. Sehr zum Leidwesen von Florian, dem Vater des Babys, der es lieber sehen würde, wenn Julia sich noch schonen würde.
Und dann wird in einem Industriegebiet die Leiche einer jungen Frau gefunden, die schon seit zwei Jahren vermisst gemeldet war. Erst bei der Autopsie stellt sich heraus, dass diese nicht bei dem Autounfall gestorben ist – wie die Auffindsituation vermuten ließ – sondern über Monate tiefgefroren wurde.
Schnell stellt sich heraus, dass dies nicht ein einmaliger Fall ist, sondern dass es mehrere Opfer gibt. Nun sind sie also auf der Jagd nach einem Serienkiller, der nach einem gezielten Plan zu handeln scheint und es liebt, seine Opfer und Taten zu inszenieren.
Die Autorin bleibt ihrem Stil treu: es sind kurze Kapitel, in denen sich die Spannung merklich aufbaut und die meist mit einem fiesen Cliffhanger enden. Man kann sich dem Sog der Geschichte kaum entziehen und möchte immer, immer weiterlesen. Auch hier führt sie Verdächtige ins Feld und man ermittelt automatisch auf dem Sofa mit.
Auch in diesem Fall ist die Mischung aus Fall und Privatleben sehr ausgewogen und es ist schön, wie es der Autorin gelingt, Julias Zerrissenheit darzustellen. Wird sie beiden Rollen gerecht oder zerreibt sie sich dazwischen?
Ich habe mich glänzend unterhalten gefühlt und einmal mehr wird die Verfasserin ihres Status „Lieblingsautorin“ gerecht. Atemlose Spannung und lückenlose Aufklärung am Ende. Grandios.