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N. B.

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2021
Liv - Neuanfang mit Hindernissen
Büchle, Elisabeth

Liv - Neuanfang mit Hindernissen


ausgezeichnet

Eine Isländerin im Schwarzwald - interessant!

Liv Benediktsdóttir - geboren in Island und nun in Hamburg sesshaft - möchte den familiären Umständen entfliehen und sich über ihren weiteren Weg Gedanken machen. Um die dafür erforderliche Ruhe und den Abstand zu finden, verschlägt es sie in das beschauliche Schwarzwalddörfchen Vierbrücken. Allerdings bringt sie die Ruhe dort unmittelbar mit ihrer Ankunft gehörig durcheinander. Schnell findet sie Anschluss und wird meist herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen. Ob sich die sechs Wochen Schwarzwald auszahlen und Liv den Weg in die Zukunft zeigen?

Ich muss zugeben, dass ich mit leichter Skepsis das Buch begonnen habe. Schwarzwald und die 60er Jahre sind nicht unbedingt meine Lieblingsthemen. Absolut zu unrecht. Beides ist eher nur am Rande und angenehm dezent eingebaut, stört überhaupt nicht. Auch der üblich Dialekt ist nur gelegentlich aber durchaus gekonnt eingebettet. Das fand ich sehr angenehm.

Die beiden Hauptcharaktere Liv und Ben waren auf Anhieb sympathisch. Aber auch alle anderen Charaktere waren absolut authentisch und gut durchdacht. Jeder hat seine Schwächen und Stärken, aber in der Not halten alle zusammen. Man findet wohl so ziemliche alle Typen Mensch, die man in so einem Dörfchen erwarten würde, wie die Alt-Herren-Runde, die Chefin, den Dorfarzt, muntere Kinder oder zurückhaltende Mitläufer.

Der Schreibstil nimmt den Leser sofort mit in das beschauliche Vierbrücken und man fühlt sich gemeinsam mit Liv dort schnell gut aufgehoben. Durchweg war der Stil sehr flüssig, angenehm leicht und überzeugend. Mir hast es gut gefallen, dass die Autorin sich nie in ausufernden Beschreibungen verloren hat und die Perspektiven zwischen Liv und Ben gewechselt hat. Die Handlung hat eine immer wieder abwechslungsreiche Entwicklung, die aber dabei immer glaubhaft und realistisch wirkt. Auch das recht persönliche Vorwort an den Leser lässt das Buch von der ersten Seite an sehr warmherzig wirken.

„Liv - Neuanfang mit Hindernissen“ war mein erster Roman von der Autorin Elisabeth Büchle. Da mich der Roman rundum überzeugt hat, wird es wohl nicht mein letzter sein. Vielleicht bekommt das Dörfchen ja sogar eine Fortsetzung.

Kurzum uneingeschränkt empfehlenswert!

Bewertung vom 04.04.2021
Flucht nach Mattingley Hall
Vollkommer, Nicola

Flucht nach Mattingley Hall


gut

Mattingley Hall - Licht und Schatten

England im 19. Jahrhundert - die junge Lady Jasmin Devreux hat endlich ihren Traummann gefunden. Sie hat sich mit Hubertus Argyle, dem Herausgeber einer aufstrebenden großen Tageszeitung, verlobt. Blauäugig und verliebt wie sie ist, merkt Jasmin nur langsam, wie sehr der gute Schein trügt. Ihr Verlobter ist ein sehr gefährlicher Mann und als ihr dies klar wird, muss alles sehr schnell gehen. Hals über Kopf wird sie in das entlegene Mattingley Hall gebracht. Eine steinerne Einöde am gefühlten Ende der Welt. Dort scheint Jasmin in Sicherheit - oder etwa nicht?

Der Schreibstil an sich hat mir gut gefallen. Er war flüssig, gut verständlich und lebhaft. Die ersten Seiten haben sehr vielversprechend begonnen, leider wurde die Handlung dann über die nächsten ca. 100 Seiten etwas monoton. Auch später kamen immer mal wieder einige - zumindest für mich - recht langatmige Phasen. Auch die vielen Andeutungen zu Beginn der Geschichte auf frühere Ereignisse haben mir den Einstieg schwer gemacht.

Zum Ende hin hat man so manche Charaktere wirklich ins Herz geschlossen. Mir gefällt auch, dass man besonders bei Jasmin eine positive Entwicklung vom naiven, launischen, verwöhnten Einzelkind zu einer liebevollen und gutherzigen jungen Frau. Leider fehlte mir eine bessere Beschreibung der Charaktere und zu Beginn immer mal kurz ein Einwurf, wo man die Person einzuordnen hat. Bis zum Schluss hatte ich kein wirkliches Bild der Personen vor Auge. Dagegen hat die Autorin sich sehr detailliert in Landschaftsbeschreibungen verloren. Da fehlte mir etwas das Gleichgewicht.

Dies war mein erster Roman der Autorin Nicola Vollkommer, den ich gelesen habe und die Bewertung fiel mir wirklich schwer. Ich habe das Buch gern gelesen, mich rückblickend gut unterhalten gefühlt und auch die Charaktere vermisst, sobald die Geschichte zu Ende war. Aber als ich mich dann an die Rezension gemacht habe, sind mir leider doch eine Schwächen aufgefallen, die ich - besonders bei christlichen Romanen - sonst nur selten finde.

Kurzum, rückblickend wirklich eine schöne Geschichte, die für meinen Lesegeschmack allerdings auch einige Schwächen hatte.

Bewertung vom 04.04.2021
Die kleine Bücherei in der Church Lane
Lucas, Rachael

Die kleine Bücherei in der Church Lane


ausgezeichnet

Genau richtig für den Frühling!

Lucy, Geschichtslehrerin & Workaholic, liebt ihren Job - aber genau dieser wird ihr nun zum Verhängnis. Nach einem Kreislaufzusammenbruch braucht sie unbedingt eine Auszeit. Das Schicksal führt sie in ein kleines Cottage im idyllischen Dörfchen Little Maudley. Einziger Haken - als Gegenleistung für die günstige Miete soll sich Lucy etwas um Bunty, die 96jährige eigenwillige Nachbarin, kümmern. Bunty hat schon viel erlebt in ihrem Leben, also wohl genau das Richtige für eine Geschichtslehrerin. Dies nimmt Lucy als Anlass, mehr über die Zeit während des Zweiten Weltkrieges zu erfahren. Und dann sind da auch noch diese alte heruntergekommene Telefonzelle und der nette Nachbar von nebenan...

"Die kleine Bücherei in der Church Lane" ist das erste Buch der Autorin Rachael Lucas auf dem deutschen Büchermarkt. Meiner Meinung nach ein wirklich wunderbar gelungenes Debüt.

Man findet sehr schnell in die Geschichte rein und ist schnell in den Bann des Dörfchens gezogen. Durch den lebendigen, bildhaften und flüssigen Schreibstil fühlt man sich dort gleich heimisch und schließt die Charaktere unheimlich schnell in sein Herz. Alles wird sehr authentisch dargestellt und man kann alles sehr glaubhaft nachvollziehen und mitfühlen.

Auch der Inhalt ist durchaus vielschichtiger, als man auf den ersten Blick und Klappentext vermuten mag. Viele historische Hintergründe rund um den Zweiten Weltkrieg werden verknüpft mit dem Sinn für die Gemeinschaft und dem Zusammenhalt eines ganzen Dorfes. Und selbstverständlich gibt es auch das herzerwärmende Happy-End.

Kurzum definitiv eine empfehlenswerte Lektüre für entspannte Frühlingstage.

Bewertung vom 20.03.2021
Die Ruhe vor dem Sturm
Blackburn, Lynn H.

Die Ruhe vor dem Sturm


sehr gut

Spannung trifft Romantik

Lake Porter an einem gemütlichen Sommerabend - Anissa Bell und ihre Freunde sitzen gemütlich beieinander. Plötzlich hallt ein Schuss durch die Nacht, dicht gefolgt von dem verzweifelten Hilferuf eines jungen Mädchens. Das perfekt eingespielte Tauchteam startet sofort eine Rettungsaktion. Leider nicht für alle erfolgreich. Dieser Vorfall weckt bei Anissa schreckliche Erinnerungen aus der Vergangenheit, wodurch sie ihrem Kollegen Gabriel Chavez von Tag zu Tag näher kommt. Gemeinsam versuchen sie, den Mörder zu finden. Schnell stellt sich heraus, dass wohl eigentlich Anissa das Ziel ist und der Feind lässt keine Gelegenheit aus, ihr näher zu kommen...

Dies ist der dritte - und somit letzte - Teil der Lake Porter-Trilogie von Lynn H. Blackburn. Ich habe mich sehr schnell in die Geschichte eingefunden, obwohl ich die beiden Vorgänger nicht gelesen habe. Ich hatte nicht einmal ein Problem damit. Da mir die Charaktere und der Stil so gut gefallen haben, werde ich mir die anderen beiden Bände trotzdem zulegen.

Der Autorin ist es gelungen, Spannung und Romantik in einer - für mich - ausgewogenen Mischung zu verbinden. Der Aufbau des Falls bis zum Finale ist durchdacht spannend aufgebaut. Einziges Manko im gesamten Buch ist die Auflösung des Falles bzw. besser gesagt der Grund für alles. Da war ich irgendwie enttäuscht.

Der Schreibstil gefällt mir gut, er ist flüssig, leicht und zackig. Genau passend zur rasanten Geschichte. Abwechselnd wird aus der Perspektive von Anissa oder Gabriel erzählt. Ich hatte mit dem Wechsel keinerlei Anlaufschwierigkeiten.

Die Charaktere haben mir alle gut gefallen. Man baut sehr schnell eine Sympathie zu ihnen auf und fühlt sich sehr wohl bei ihnen. Besonders toll hat mit der Zusammenhalt der sechs Freunde gefallen und ihr bedachter, sorgsamer Umgang miteinander.

Das Buch hat mir wirklich gut gefallen und daher von mir eine definitive Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.03.2021
Weiter als der Ozean
Turansky, Carrie

Weiter als der Ozean


ausgezeichnet

Trauriges Thema - warmherziger Roman

England 1909 - Für die 14jährige Katie hat sich innerhalb der letzten zwei Jahre nahezu alles verändert. Der Vater ist unerwartet gestorben, die übrige Familie konnte sich das schöne Häuschen nicht mehr leisten, ihre große Schwester Laura musste weit weg gehen für eine Anstellung und nun ist auch noch ihre Mutter schwer erkrankt. Nun muss sie sich vorerst um ihren Zwillingsbruder Garth und die kleine Schwester Grace kümmern. Aus der Not heraus begeht Garth eine Gaunerei und plötzlich landen alle drei im Heim und sollen nach Kanada emigriert werden. Viel zu spät erfährt Laura davon und tritt nach zahlreichen Zurückweisungen selbst die Reise nach Kanada an. Ob sie doch noch Hilfe findet und ihre Geschwister wohlbehalten nach London zurückholen kann?

„Weiter als der Ozean“ ist der erste deutschsprachige Roman von Carrie Turansky und meiner Meinung ist ihr damit ein toller Auftakt gelungen. Ich habe zwar schon öfter Romane gelesen, in denen Menschen zwangsweise emigriert wurden - aber dieser Roman zeigt, dass dies auch mit Kindern in großem Umfang geschehen ist. Das habe ich vorher in keinem Roman lesen können. Auch die Rechtslage in dieser ganzen Sache wird gezeigt und man ist einfach nur erschüttert. Ich bin froh, dass die Autorin sich diesem Thema angenommen hat und ihr trotz des schweren Themas ein sehr warmherziger und liebevoller Roman gelungen ist.

Der Schreibstil war von Beginn an fesselnd, lebhaft und flüssig. Man war sofort in der Geschichte, es war durchweg spannend und ich fand es an keiner Stelle zu langatmig.

Alle Charaktere sind authentisch und greifbar beschrieben, daher kann man stets gut ihrer und Gefühls- und Gedankenwelt folgen. Auch die Schauplätze und Geschehnisse sind stets bildhaft beschrieben, sodass man sich als Leser sämtliche Situationen sehr gut vorstellen konnte. Zum Ende fiebert man so sehr mit Laura mit, ob sie ihre Geschwister findet und nach Hause bringen kann, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Jedoch gibt es immer wieder Momente die einen wirklich fassungslos machen. Man sollte während des Lesens nicht vergessen, dass diese massenhafte Kinderverschickung damals tatsächlich so passiert ist und vermutlich auch die Leidenswege der Kinder denen im Buch sehr nahe kommen oder vermutlich noch schlimmer waren. Das berührt schon sehr und man sollte zu diesem Thema einfach mal was gelesen haben.

Kurzum - wieder mal ein Buch vom Verlag Gerth Medien, dass ich förmlich verschlungen habe. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.11.2020
Liebe, Lügen, Schneegestöber
Hunter, Denise

Liebe, Lügen, Schneegestöber


ausgezeichnet

Traumhafte Kleine Auszeit

Als wäre der Tag nicht schon schlimm genug, da Layla abends auf die Hochzeit von Ihrer Cousine und ihrem Ex-Verlobten muss, lässt sie nun auch noch ihre Begleitung im Stich. Alternativlos muss sie das Angebot von Seth Murphy als Begleiter annehmen; von dem Mann, der das Brautpaar bekannt gemacht hat und aus Laylas Sicht an allem Schuld ist. Um dem ganzen Fiasko auch noch die Krone aufzusetzen verkündet Seth dann am Abend mal eben die Verlobung von Layla und ihm. Nun ist Layla plötzlich von Interesse bei dem größten potentiellen Auftraggeber für ihr zweites Standbein als Innenausstatterin. Schafft sie es, Seths Haus in ein weihnachtliches Traumhaus zu verwandeln, dann hat sie den Job. Wie wird Layla sich wohl entscheiden...?

Die Romane von Denise Hunter sind stets ein Garant für schöne Lesestunden. Die Autorin hat einen sehr angenehmen, bildhaften Schreibstil. Man kann in diese schönen sanften Liebesgeschichte einfach entspannt eintauchen und es genießen.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Layla sich als Dekorationsmotto richtig klassische Weihnachten ausgesucht hat. Kamin, großer Baum und Schlitten, alles was dazu gehört. Das bringt den Leser in perfekte vorweihnachtliche Stimmung ohne mit sonst oft üblichen Kitsch aufzuwarten.

Die Seiten fliegen nur so dahin und man kann sich in dieser Geschichte definitiv verlieren.

Diese weihnachtliche Lovestory hat mir eine wunderbare Kleine Auszeit beschert. Absolut empfehlenswert, z. B. als kleine Nikolaus-Auszeit.

Bewertung vom 24.10.2020
Das Geheimnis von Belle Island
Klassen, Julie

Das Geheimnis von Belle Island


ausgezeichnet

Cosy Crime auf Belle Island

Benjamin Booker ist aufstrebender Nachwuchsanwalt in London um 1820 und erlebt gleich zu Beginn eine Pleite vor Gericht. Nachdem ein Seniorchef der Kanzlei ermordet wird, schickt ihn sein anderer Chef Mr. Hardy zu Miss Wilder auf Belle Island. Als Verwalter und Treuhänder des Vermögens von Isabelle Wilder, scheint diese allen Grund gehabt zu haben, ihn zu ermorden. Belle Island ist eine idyllische Insel in der Themse, nur durch eine einzige Brücke mit dem Festland verbunden. Doch liegt wohl ein Fluch auf der Insel. Deshalb hat Isabelle angeblich seit 10 Jahren diese nicht verlassen. Also wer war wirklich der Mörder? Lügt Isabelle oder war es jemand der anderen zahlreichen Verdächtigen?

Julie Klassen hat einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil. Ihre Bücher lassen sich immer schnell lesen und man mag sie kaum aus der Hand legen. Die Handlung ist in sich durchweg schlüssig, zum Ende hin wird es mir allerdings etwas zu schnell. Das mindert das Lesevergnügen allerdings kaum. Landschaften und Personen sind wie immer bildhaft und lebendig beschrieben. Man kann sich alles sehr gut vorstellen, wird aber nicht mir Details überladen. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Bis zum Schluss werden stets nur Teile des Rätsels aufgelöst und man wird überrascht bei so mancher Auflösung.

Auch die Charaktere sind absolut authentisch, jeder hat seine Eigenheiten und Schwächen. Das macht es sehr abwechslungsreich. Im Laufe der Story bemerkt man besonders bei Isabelle und Benjamin eine positive Entwicklung. Aber auch die zahlreichen anderen Charaktere haben ihre eigenen Geschichten und finden ihren Platz.

„Das Geheimnis von Belle Island“ hat mir wirklich sehr gefallen. Es war nicht mein erstes Buch der Autorin und bisher waren alle gut. Aber die „Cosy Crime“-Komponente hat dem ganzen mal eine andere Richtung gegeben und das hat mir daran besonders gut gefallen. Uneingeschränkt empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2020
Und auf einmal diese Stille
Graff, Garrett M.

Und auf einmal diese Stille


ausgezeichnet

Imposant und Berührend

Noch nie ist es mir so schwer gefallen eine Rezension zu schreiben wie nach diesem Buch.

Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern. Plötzlich schalteten so ziemlich alle Sender um auf die Breaking News, man stierte wie gebannt auf den Fernseher und ahnte schon, dass da gerade der Beginn von einer bisher nie dagewesenen Tragödie gezeigt wird.

Dies ist bei weitem nicht mein erstes Buch zu diesem Ereignis und ich dachte nicht, dass man dazu noch so viel Neues schreiben kann - aber da habe ich mich gehörig getäuscht.

In diesem Buch wurden viele neue, bisher unbekannte Dokumente, Interviews und Berichte von Überlebenden, Einsatzkräften oder Zeugen gesammelt. Viele Blickwinkel, viele Perspektiven und Sichtweisen. Phasenweise zerreißt es einem fast das Herz, geht unter die Haut und wirkt noch lange nach.

Der Stil von Garrett M. Graff ist durchweg präzise und flüssig. Teilweise ist es erschreckend genau, man hat wieder die imposanten Bilder vor Augen und muss als Leser stellenweise erst einmal durchatmen.

Es ist wirklich beeindruckend, dass der Autor es schafft, einem den 11. September wieder so nahe zu bringen, als wäre es gestern gewesen und nicht fast 20 Jahre her ist. Es wird einem verdeutlicht, wie sehr Opfer und Hinterbliebenen noch immer damit zu kämpfen haben.

Definitiv kein Buch für leichte Sommerabende oder als unbeschwerte Strandlektüre, aber uneingeschränkt empfehlens- und lesenswert.

Bewertung vom 25.07.2020
Die Lavendelfarm
Hannon, Irene

Die Lavendelfarm


ausgezeichnet

Must-Read mit Tiefgang

Hope Harbor bekommt Zuwachs. Gleich zwei Familien treffen kurz nacheinander dort ein und versuchen, ein neues Leben aufzubauen. Auch wenn beide große Verluste ertragen mussten.

Logan West ist plötzlich noch der Einzige, der seiner kleinen Nichte ein zu Hause geben kann. Die fünfjährige Molly tut sich schwer, sich in der neuen Situation wohlzufühlen, obwohl ihr Onkel alles für sie tut.
Die Familie Shabo musste aus ihrer Heimat flüchten und hat viele geliebte Familienmitglieder verloren. Besonders Familienvater Thomas leidet darunter und entfremdet sich immer mehr von seiner kleinen Elisa.
Mollys Nachbarin Jeannette, Inhaberin der Lavendelfarm, bringt beide Familien zufällig zusammen. Endlich findet Molly die langersehnte Freundin...Elisa. Aber auch Jeannette selbst baut eine Bindung zu den Familien auf. Besonders zu Logan - obwohl sie sich geschworen hatte, die Einsamkeit ihrer Lavendelfarm nicht mehr zu verlassen.

Durch so manche tragische und wunderschöne Ereignisse fügt sich alles zusammen und alle finden ihren Platz in Hope Harbor und in ihren Familien.

Dies war nun nicht mein erstes Buch rund um Hope Harbor, aber ich bin nach wie vor ganz bezaubert von der Autorin und der idyllischen Hafenstadt sowie deren Bewohner. Definitiv lohnt es sich für Neulinge, die anderen vier Bücher der Reihe zu lesen, auch wenn alle unabhängig voneinander gelesen werden können.

Der Schreibstil von Irene Hannon ist leicht und flüssig. Das Buch liest sich unheimlich schnell…schade eigentlich. Wie in den anderen Bänden verliert sie sich nicht zu sehr in Orts- und Personenbeschreibungen. Das ist aber absolut positiv gemeint. Alles ist ausreichend bildhaft geschrieben, man bekommt von Hope Harbor und seinen Einwohnern einen sehr sympathischen Eindruck. Dafür widmet sie sich auch sehr der emotionalen Ebene der Charaktere, beschreibt ihre Gefühle und Gedankengänge. Das macht ihre Bücher so rund und ausgeglichen. Es bleibt bis zum Ende spannend und nicht wirklich vorhersehbar.

Die Kapitel sind abwechselnd auf Logan, die Familie Shabo und Jeannette ausgerichtet. Aber irgendwie sind trotzdem alle miteinander verbunden. Somit bekommen alle wichtigen Akteure ihren Raum um die Probleme zu bewältigen und sich zu finden. Dabei nehmen sie den Leser bei ihren emotionalen und tiefgründigen Gedanken mit. Diese sollte man stets gut nachwirken lassen. Es macht die Charaktere sehr liebenswert und man kann ihre Handlungen und Reaktionen viel besser nachvollziehen und mit ihnen mitfühlen. Man spürt auf jeder Seite, wie durchdacht die Autorin ihre Protagonisten gestaltet hat.

Auch dieser Teil der Hope Harbor Bücher hat mich rundum überzeugt. Was für ein Lesevergnügen. Die Reihe ist definitiv ein Must-Read!

Bewertung vom 20.07.2020
Nur noch ein bisschen Glück
Ahrnstedt, Simona

Nur noch ein bisschen Glück


sehr gut

Skandinavische Sommerromanze

Stella Wallin, fast 30, wird betrogen und verlassen, steht ohne Wohnung und Job da.
Innerhalb von nur einem Tag scheint ihr Leben ruiniert. Kurzerhand fasst sie den Plan, sich in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurückzuziehen. Für einen Großstadtmenschen wie Stella, ist das beschauliche Örtchen Laholm und das abgelegene Häuschen eine Herausforderung. Vielleicht kann sie ja dort wieder zu sich kommen, anschließend die Hütte gewinnbringend verkaufen und in New York als Designstudentin durchstarten. Noch gar nicht richtig angekommen, trifft sie auf Biobauer Thor. Grummeliger aber gutaussehender Nachbar, Vater und Witwer. Er steht ihr aber immer wieder hilfsbereit zur Seite und wer weiß…vielleicht ändert Stella ihre Zukunftspläne noch einmal.

Man findet sich gut in die Geschichte ein und ist schnell in der Story. Der Schreibstil ist leicht und flüssig, genau passend zu der Handlung. Was wiederum auch gleichzeitig das Problem ist. Die Story ist halt leider recht leicht, könnte ruhig etwas mehr Tiefe haben. Sie ist nicht kitschig oder langweilig, aber halt recht seicht. Ein paar mehr ereignisreiche Szenen hätten gut getan. Was hingegen ausreichend vorhanden war, war die Erotik. Vermutet man nicht, wenn man Cover und Klappentext liest. Manchmal war das etwas zu viel des Guten. Davon etwas weniger und mehr andere ereignisvolle Momente wären die bessere Mischung gewesen. Das Ende kommt dann er etwas übereilt. Es scheint so, als ob sie die Autorin vorher in der Leichtigkeit der Erzählung verloren hat und nun noch so vieles in die Geschichte packen will, aber die Seiten dazu kaum reichen.

Stella und Thor sind die Hauptcharaktere in diesem Buch. Die Kapitel legen abwechselnd den Schwerpunkt der Perspektive auf Stelle oder Thor. Thor ist einfach so, wie man sich einen skandinavischen Bauern vorstellt. Stella dagegen ist ein typisches Großstadtmädchen und erfüllt zu Beginn so ziemlich jedes Klischee diesbezüglich. Positiv fand ich die spürbare Entwicklung von Stella, das machte sie immer sympathischer und es war für die Story auch wichtig.

Aber auch die Nebencharaktere haben mir gefallen und passen in die Geschichte, allerdings hätte Beziehung von Stella und den Kindern von Thor hätte etwas mehr Raum finden können.

Sowohl die Charaktere als auch das Setting waren nicht bis ins letzte Detail beschrieben, aber das fand ich recht angenehm. Ausschweifende Schilderungen dieser Art hätten nicht in die Story gepasst. Es war alles authentisch und gab beim Lesen eine idyllische und heimelige Atmosphäre.

Kurzum ein locker, leichter Sommerroman, der trotz Schwachstellen durchaus als idyllische Urlaubslektüre empfohlen werden kann.


Eine Anmerkung außerhalb der Bewertung muss ich noch loswerden:
Die Papierqualität hat mir so gar nicht gefallen. Es fühlt sich sehr dünn an und bietet nicht die angenehme Griffigkeit, die man sonst von Büchern kennt. Ich hoffe nicht, dass das der neue Standard wird.