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Bavvaria123

Bewertungen

Insgesamt 49 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2023
Zwischen Himmel und Erde
Rodrigues Fowler, Yara

Zwischen Himmel und Erde


gut

Diese Geschichte erzählt von Schwestern

Dieses Buch ist in mancherlei Hinsicht ungewöhnlich.

Ungewöhnlich schön ist das Cover. Es ist DER Hingucker im Bücherregal mit der unglaublichen Farbexplosion. Das erregt auf jeden Fall große Aufmerksamkeit.

Ungewöhnlich ist der Hinweis, dass auf den Seiten ein Lied erklingen kann und man sich dieses anhören sollte.

Ungewöhnlich ist die Aufforderung, teilweise mit den Handelnden laut mitzusprechen.

Ungewöhnlich ist der hymnenartige Prolog und auch die immer mal wieder auftauchenden Seiten mit oft nur Zweiwortsätzen.

Mich haben diese Ungewöhnlichkeiten zunächst einmal irritiert und aus dem Lesekomfort gerissen.

Die britisch-brasilianische Autorin Yara Rodrigues Fowler erzählt in diesem Buch die Geschichten der nach Liebe und Zuneigung suchenden Londonerin Melissa und der aus Brasilien stammenden Caterina, die beide zusammen eine Wohngemeinschaft im Mile End bilden.
Die in London studierende Caterina öffnet den Lesenden den Blick auf die Politik in Brasilien, dazu gehört auch eine mehrseitige Auflistung aller in Brasilien lebenden indigenen Gruppen, von A - Z. Und Melissa, die ebenfalls brasilianische Wurzeln hat, bringt zudem britische Geschichte wie die Unruhen rund um den Brexit ins Geschehen ein.

Die von der Autorin aufgegriffenen Themen finde ich durchaus spannend und fesselnd.
Allerdings sollte man vor dem Lesen sich auf jeden Fall ein wenig intensiver vor allem mit der brasilianischen Geschichte auseinander setzen.
Die Handlung ist nicht immer einfach zu verfolgen, da es so viele unterschiedliche Erzählstränge und Zeitebenen gibt. Zudem muss man sich an die diversen stilistischen Komponenten gewöhnen. Da muss man wirklich bereit sein, sich darauf einzulassen. Wenn ich im Lesefluss war, gelang mir das recht gut. Probleme gab es dann beim Wiedereinstieg nach einer Pause. Zudem bleibt für mich die Frage, wie die persönliche Entwicklung von den geschichtlichen Ereignissen der Zeit beeinflusst wird, weitestgehend unbeantwortet.

Wer sich auf ein ungewöhnliches Buch einlassen kann und will, wird sicher einen interessanten Roman in "Zwischen Himmel und Erde" finden. Wem das nicht möglich ist, dessen Buchregal ist auf jeden Fall um ein wunderschönes Cover reicher.

Bewertung vom 27.03.2023
Morgen und für immer
Meta, Ermal

Morgen und für immer


ausgezeichnet

Begegnung im Brombeerhain

Der Brombeerzweig auf dem Cover ist schlicht, aber schön und hat mich neugierig gemacht. Welche zarte oder eher dornige Geschichte mag sich dahinter verbergen?

Es ist die Geschichte von Kajan Dervishi und sie beginnt im Winter 1943 in Albanien. Dort im Bergdorf Rragam lebt Kajan bei seinem Großvater, seine Eltern sind in den Partisanenkrieg gezogen. Der deutsche Deserteur Cornelius bringt Kajan das Klavierspielen bei und dem Bauernjungen gelingt es, damit zu einem großartigen Pianisten heran zu reifen. Er verliebt sich ausgerechnet in Elizabeta, die Tochter eines Regimekritikers. Das kann Kajans Mutter Sadie nicht ertragen, und schafft es, das Paar zu trennen.
Das bedeutet für Kajan eine Flucht über die DDR, nach Westberlin und schließlich nach Amerika.

Das Buch beginnt schon traurig und zugleich aktuell, als sich Kajan mit seinem Großvater über den Krieg unterhält und dieser sagt: " Der Krieg entsteht zuerst in einigen wenigen Köpfen, dann in vielen Köpfen, von den Köpfen wandert er in die Hände und Beine und von dort in die Augen. Und dort, in den Augen bleibt er, auch nachdem er vorbei ist. Halte dich vom Krieg fern, Kajan, sieh nie hin, der Krieg ist furchtbar."

Ermal Meta, selbst 1981 in Albanien geboren, hat einen bewegenden Debütroman, der sich in sechs Teile gliedert, geschrieben. Er lässt seine Leserschaft an schönen und glücklichen Momenten teilhaben. Aber da gibt es viel mehr auch die tragischen, qualvollen und kaum zu ertragenden Szenen.
Durch den empathischen Schreibstil, der durchaus auch seiner Karriere als Musiker und Songwriter geschuldet sein darf, nimmt man direkt teil und ist tief in das Geschehen gezogen.
Die Personen sind detailreich und lebhaft. Zusammen mit Kajan habe ich gelitten und auch geweint.
Und ich habe viel gelernt über Albanien, diesen Staat auf der Balkanhalbinsel, dessen Historie mir bisher nicht so bekannt war. Aber ich wurde immer wieder dazu gebracht, manche Ereignisse nach zu recherchieren.

Mich hat das Buch sehr bewegt und es wird noch eine ganze Zeit Nachhall finden. Ich empfehle es mit allen 5 Sternen eigentlich jedem und jeder Erwachsenen.

Bewertung vom 12.03.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


sehr gut

Der Duft von Siebenbürgen

Das Cover finde ich ausgesprochen schön, leichter Frühnebel über einer hügeligen Landschaft mit einer ansprechenden Burg. Und es passt zum Titel und zur Geschichte.

"Siebenbürgen" ist mir natürlich ein Begriff, nicht nur wegen Transsilvanien und dem dann unvermeidlichen Graf Dracula, sondern aufgrund der Familie meines Mannes, die ihren Ursprung nahe von eben jenem Sibiu hat. Von Hermannstadt habe ich somit schon sehr viel gesehen, wenn auch nicht direkt vor Ort, so dann aber per vielen Fotos und Filmen. Dementsprechend neugierig war ich auf das Buch.

Die Leserschaft lernt den freischaffenden Autor Paul Schwartzmüller kennen, der als 14jähriger Junge mit seinem Vater die rumänische Heimat verlassen hat. Nach dem Tod seiner Tante Zinzi hat er in Siebenbürgen gerade einen Bauernhof geerbt, den er aber eigentlich veräußern möchte und sich so auf den Weg in seine Heimat macht. Dort trifft er nicht nur seinen Jugendfreund Sorin wieder, der als Touristenführer auf Schloss Bran arbeitet, sondern wird in eine mörderische Geschichte katapultiert.

An den Stil der Autorin Lioba Werrelmann musste ich mich zunächst ein klein wenig gewöhnen. Es wird immer mal wieder eine kursiv gedruckte Seite eingestreut, deren Sinn ich erst verstehen musste.
Ansonsten schreibt Frau Werrelmann angenehm bild- und lebhaft. Die Gegend um Hermann ist so beschrieben, dass ich sie direkt vor mir sehen kann. Die Gerüche steigen mir in die Nase und so etwas wie Palukes bzw. Mămăligă macht mir Appetit.

Die Autorin verwebt in diesem Buch die schöne Landschaft mit Aberglauben, Kindheitserinnerungen und Heimatgefühlen. Aber auch dubiose Investoren, ein Umweltskandal und natürlich auch das abgebildete Schloss von Graf Dracula darf nicht fehlen. Das wirkt aber nicht aufgesetzt oder reißend.

Die Entwicklung der Geschichte finde ich gelungen und ich finde sie schlüssig erzählt. Was mir aber nicht gefallen hat, war die große Trinkfreudigkeit der Protagonisten. Der war mir dann doch mindestens einmal zu viel "benebelt".

Ansonsten bin ich schon gespannt, was Paul Schwartzmüller in möglicherweise weiteren Bänden noch erleben wird und empfehle das Buch allen, die keine Hochzahl an Opfern brauchen und ein wenig im Kopf nach Siebenbürgen reisen möchten.

Bewertung vom 28.02.2023
Männer sterben bei uns nicht
Reich, Annika

Männer sterben bei uns nicht


gut

"Fang am besten gleich damit an, es zu vergessen"

So ein wunderschönes Cover. Makellos, auf den ersten Blick zumindest. Doch dann fällt die Beschädigung an der Schüssel auf, durch die wohl auch schon der kleine Goldfisch auf dem Tisch gelandet ist. Und auch die Quitten sind ein wenig wurmbefallen.
Das Cover passt ausgesprochen gut zu der Inhaltsangabe. Ein prachtvolles Anwesen, in dem die Frauen einer Familie leben. Aber wenn die Adresse mit "Patriarchat" angegeben werden soll, so scheint auch hier nicht alles so zu sein, wie es zunächst scheint.

Wir Lesenden befinden uns recht schnell auf der Beerdigung jener Patriarchin, der Großmutter von Luise, die diese Geschichte erzählt.
Luise nimmt uns mit in Rückblicke und berichtet über die Schwestern, Mütter, Töchter und Großmütter, die ihr Leben hier zubringen oder zubrachten. Leben, voller Geheimnissen, Verrat, Schuld und Scham. Dabei ist Luise mal als Kind und mal als erwachsene Frau die Erzählerin.
Eigentlich ist das eine gute Idee, allein die Ausführung gefällt mir nicht ganz.
Der Schreibstil ist bildlich, kraftvoll und doch einfühlsam. Die Schilderung des Anwesens ist so klar und plastisch, dass ich das Gefühl habe, mich darauf auszukennen. Zudem baut die Autorin immer wieder einen Spannungsbogen auf und ich musste immer noch ein weiteres der relativ kurzen Kapitel lesen.

Was mir dann aber für ein wirkliches Lesevergnügen gefehlt hat, war ein Verknüpfen all dieser einzelnen Schicksale und Begebenheiten. Ich mag es nicht, wenn offene Enden zum Schluss eines Buches bleiben. Doch genau das ist hier der Fall. Das hat mich ein wenig ratlos zurück gelassen. Wo und wie sind die Zusammenhänge?
Schade, denn von der Idee her und vom sprachlichen ist das Buch wirklich beeindruckend.

So gebe ich drei Sterne und eine Empfehlung für die Leserschaft, die offenen Enden eher positiv gegenüber stehen.

Bewertung vom 04.02.2023
Sibir
Janesch, Sabrina

Sibir


sehr gut

Schto ty lowisch?

Das Cover zeigt eine Regenbogenforelle und im ersten Moment war ich mir nicht ganz sicher, was sie wohl mit der Geschichte zu tun hat. Im Verlaufe des Buches wird das aber klarer. So bedeutet dann die von mir gewählte Überschrift für diese Zeilen auch übersetzt "Was angelst du?"

Die Autorin Sabrina Janesch war mir bis zu diesem Buch unbekannt. Ihre Biografie weist darauf hin, dass sie die Geschichte ihrer Eltern in dem Buch "Sibir" verarbeitet hat. Zudem führte sie Gespräche mit weiteren Zeitzeugen, las deren Tagebücher und reiste auch nach Kirgisistan und Kasachstan . Diese aufwendige Recherche merkt man dem Buch an und macht es in dieser Hinsicht ausgesprochen authentisch. Vertreibung, Verschleppung und Flucht sind leider keine Themen der Vergangenheit sondern absolut aktuell.

In dem Buch lernen wie Josef Ambacher kennen, als Kind und als alten Mann. Er wurde als Kind mit seiner Familie nach Sibirien deportiert und verschleppt. Sie lebten in einfachen Verhältnissen und hatten mit Kälte, Hitze, Wölfen und anderen Widrigkeiten zu kämpfen. Aber neben vielen Ängsten haben auch die Freundschaft und die Familie ihren Raum.
Der zweite Erzählstrang führt in die 1990er Jahren nach Mühlheide in Niedersachsen.

Die beiden genannten Erzählstränge wechseln sich ab, aber das geschieht einige Male eher ruckelig, so dass ich dann aus dem Lesefluss heraus gerissen wurde. Den sibirischen Part fand ich sehr intensiv und lebendig geschrieben.
Die Zeit um 1990 war mir teilweise zu zäh und langatmig.
Was mich auch wirklich gestört hat, waren die fehlenden Satzzeichen bei wörtlicher Rede.

Alles in allem würde ich dem Buch 3,5 Sterne geben. Da das so nicht möglich ist, erhöhe ich auf vier Sterne für die wirklich erkennbar gute und üppige Recherche.

Bewertung vom 08.01.2023
Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2
Weinberg, Juliana

Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2


ausgezeichnet

Mit allen Sinnen lernen

Mir hat das Cover gefallen und nach dem Studieren der Inhaltsbeschreibung wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Sehr schön finde ich den kleinen Stammbaum der Familie Lamprecht zu Beginn des Buches. So kann man immer mal kurz nachschauen, wo besonders "die Kinder" einzuordnen sind.

Erst kurz vor dem Lesen ist mir bewusst geworden, dass "Cäcilias Traum" bereits der zweite Band vom Gut Erlensee ist. Aber ich kann vorweg nehmen, dass man die Handlung auch ohne Kenntnisse versteht und nachvollziehen kann.

Hier geht es nun also um Cäcilie Herringer, die gerade ihre Ausbildung zur Lehrerin abschließen konnte. Wir befinden uns in der Nähe von Kiel in den 1920er Jahren, da bedeutete dieses noch, dass sie damit auf Ehe und Kinder verzichten musste. Die junge Frau wurde als Halbwaise von ihrem Patenonkel Hermann Lamprecht und des Familie aufgenommen.

Die Autorin Juliana Weinberg schreibt in einem angenehmen, flüssig zu lesenden und ausgesprochen bildhaften Stil. Die Figuren sind gut und detailliert charakterisiert, wobei mir Cäcilia von Anfang an ausgesprochen liebenswert erschienen ist. Manches Mal hätte ich sie tröstend in den Arm nehmen können. Das trifft auf den jungen Physiker Jakob Kaltenbrunner ebenfalls zu.
Auch die anderen Personen konnte ich mir direkt vorstellen.

Die Geschichte, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs spielt, ist ein wenig vorhersehbar. Aber so nachhaltig hat mich das nicht gestört, denn es gab auch einige spannende und dramatische Handlungsstränge.

Insgesamt ist das Buch eine gelungene Unterhaltung für verregnete Nachmittage mit einer guten Tasse Tee. Manchmal braucht es dann genau diese Art von Literatur. Und so kann ich "Cäcilias Erbe" auf jeden Fall weiter empfehlen. Ich werde gerne den in 2023 erscheinenden dritten Teil lesen und mir möglicherweise auch den ersten Band " Margaretas Traum" gönnen.

Bewertung vom 26.11.2022
Das offizielle Sturm der Liebe-Kochbuch
Bavaria Fiction GmbH

Das offizielle Sturm der Liebe-Kochbuch


ausgezeichnet

Wenn die Liebe durch den Magen stürmt

Die deutsche Telenovela "Sturm der Liebe" wird seit 2005 in den TV Sendern des Ersten ausgestrahlt. Mittlerweile geht die 18. Staffel dem Ende entgegen.

Und nun gibt es also auch ein offizielles Kochbuch dazu. Das bietet sich an, den die Küche des Fürstenhofs ist seit Anfang an einer der Drehorte.

Das Buch kommt sehr edel daher, so wie es sich für ein gehobenes Restaurant gehört. Der Umschlag sieht nicht nur schön aus, er fühlt sich auch gut an. Und ebenso generös geht es dann auch weiter. Die Seiten sind aus hochwertigem Papier und so kommen auch die Fotos richtig gut zur Geltung. Es gibt ausgesprochen viele Fotos. Nicht nur die jeweiligen Gerichte sind anzuschauen, auch aus den dazu gehörenden Staffeln gibt es jede Menge Bildmaterial.

Die Rezeptauswahl ist sehr vielfältig. Über Suppen, Salate, Fleischgerichte, Vegetarisches, Kuchen bis hin zu Konfekt und Cocktails ist alles dabei.
Serienfans werden bei "Süßes Küssen", "Parfait Charlotte" oder "Hildegards Schweinebraten" sofort einige Szenen im Kopf haben.

Ich habe einige Rezepte ausprobiert, darunter "Werners Mousse au Chocolat" und das ugandische Bananencurry. Die Angaben zur Zubereitungs- und Garzeit passen. Die Zutaten sind nicht so verrückt, dass man sie nur in einem Spezialitätengeschäft finden würde und die Rezeptbeschreibungen gut nachvollziehbar.
Bei der Zutatenliste vom fruchtigen Garnelensalat ist jedoch ein Fehler passiert, da werden einige Zutaten doppelt aufgeführt.

Vielleicht hätte man noch die Angaben für Nährstoffe und Kalorien preisgeben können. Aber ehrlich gesagt, wenn die Liebe stürmt, was soll man sich da mit solchen Werten beschäftigen.

Es ist ein ganz wunderbar gelungenes Kochbuch für Fans der Telenovela. Andere werden sicher zuviel am Seriendrumherum finden.

Ich freue mich über diese besondere kulinarische Zeitreise und empfehle das Kochbuch gern mit allen 5 Sternen.

Bewertung vom 18.11.2022
Der Horror der frühen Chirurgie
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Chirurgie


ausgezeichnet

Unter schwierigen Bedingungen

Da ich selbst in der medizinischen Branche arbeite, hat mich dieses Buch sehr interessiert. Vom Vorgänger, der sich allgemein mit der frühen Medizin befasst, habe ich bisher nur gehört (aber das wird sich ändern). Beide Cover sind sehr ähnlich, eines mit blauer, eines mit roter Schrift.

Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich schon ziemlich hohe Erwartungen und diese sollten auch nicht enttäuscht werden.

Lindsey Fitzharris, die Medizingeschichte studiert hat, beschreibt vorwiegend die Vita von dem Chirurgen Harold Gillies, der von 1882 bis 1960 gelebt hat. Er trat beim Ausbruch des ersten Weltkriegs dem Roten Kreuz bei und kam in die Abteilung für Kieferverletzungen. Solche Verletzungen wie Schießwunden im Gesicht waren Neuland in der Medizin.

Die Autorin hat zwar ein Sachbuch in 13 Kapitel geschrieben, es liest sich aber so lebhaft und spannend wie ein Krimi und hat mich absolut gefesselt. Teilweise waren die Schilderungen schockierend, so schockierend, wie diese Art der Verletzungen sein können.

Ich konnte extrem viel Lernen, ohne dabei auch nur ansatzweise gelangweilt zu sein. Somit kann ich das Buch jeden empfehlen, der sich allgemein für die Medizin und auch für die plastische Schönheitschirugie interessiert.

Sehr gern vergebe ich alle 5 Sterne.

Bewertung vom 24.10.2022
Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3
Blum, Antonia

Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3


sehr gut

Marlene und Emma in Tagen des Lichts

Unverkennbar. Das Cover von "Tage des Lichts" zeigt sofort, dieses Buch gehört zur Reihe der Kinderklinik Weißensee. So einen Wiedererkennungswert finde ich gut. Und mir gefällt außerdem, dass es nun einen dritten Band gibt.

Wir begeben uns in die Jahre 1929 und 1930, natürlich mit den beiden Schwestern Marlene und Emma.
Marlene ist Kinderärztin und mit dem Klinikdirektor Maximilian von Weilert verheiratet.
Emma ist mittlerweile Oberschwester geworden und hat neben ihrem Sohn Theodor mit ihrem Mann Kurt eine Tochter namens Lissi.

Auch ein paar andere "alte Bekannte" tauchen in diesem Buch wieder auf. So richtig gefreut habe ich mich über Willy Pinke, den ehemaligen Pförtner mit dem Herz am richtigen Platz.

Ein großes Thema in diesem Buch ist neben dem Freud und Leid der Protagonistinnen die Entdeckung des Penicillins. Mutig gehen Marlene und Professor Czerny diesem Antibiotikum eine Chance. Das ist gut recherchiert dargestellt.
Auch sonst trifft die Autorin gut die Zeit am Ende der Weimarer Republik und dem Aufsteigen der NSDAP.
Schon etwas schlucken musste ich bei den Parallelen zu der heutigen Zeit in Sachen Inflation, hohen Energiekosten und der allgemeinen täglichen Unsicherheit.

Der Sprachstil ist wieder sehr bild- und lebhaft und macht so wirklich Lesespaß. Ein paar Längen haben sich in diesem Buch eingeschlichen und das Ende finde ich persönlich etwas zu übertrieben glücklich, aber die 487 Seiten bieten eine ausgesprochen angenehme Unterhaltung.

Wer gerne historische Tatsachen eingebettet in eine fiktive Geschichte liest, wird hier bestens bedient.
Ich habe alle drei Bände gelesen und würde das auch so empfehlen, auch wenn man sicher "Tage des Lichts" auch ohne diese Vorkenntnisse lesen kann.

Ich vergebe gerne 4 Sterne und freue mich schon auf den vierten Band, auch wenn ich da noch bis zum Februar 2024 warten muss.

Bewertung vom 19.10.2022
Gespräche auf dem Meeresgrund
Leeb, Root

Gespräche auf dem Meeresgrund


sehr gut

Sind wir auserwählt?

"Gespräche auf dem Meeresgrund" ist ein schmales Buch mit 147 Seiten. Das Cover und der Titel weisen darauf hin, dass es ins Wasser geht und das sehr tief.
Das Papier fühlt sich gut an, ein Lesebändchen ist vorhanden (was ich schätze) und innerhalb der Geschichte befinden sich einige gemalte Bilder.

Den Gedanken, dass sich drei sehr unterschiedliche Leichen auf dem Meeresgrund unterhalten finde ich zwar ein wenig speziell, aber auch ausgesprochen interessant.

Der Beginn ist dann auch mit einem ordentlichen Sog behaftet. Wir Lesenden lernen einen Flüchtling, eine Feministin und einen Kreuzfahrttouristen kennen. Das hat ein großes Potential, wie ich finde.
Und so geht es dann im weiteren Verlauf auch um sehr viele Themen. Flucht, Rassismus, Umweltvergiftung, Kolonialismus, Ausbeutung im Allgemeinen oder auch Sexismus. Ehrlich gesagt sind das nur einige der Themen. Das ist leider ziemlich viel für ein so dünnes Buch. Für mein Empfinden wurde da etwas überzogen. Und so bleiben die Gedanken und Ausführungen der Autorin eher an der Oberfläche.

Ich hätte es besser gefunden, eben in diese verschiedenen Sachverhalte konkreter einzutauchen. So bleibe ich oft mit meinen Grübeleien, die beim Lesen aufkommen, allein. Dafür könnte das Buch dann ruhig etwas umfangreicher ausgefallen sein. Oder aber Root Leeb hätte die Episoden rund um Poseidon und seine Meeresnymphen gekürzt oder gänzlich ausgespart.

Alles in allem vergebe ich vier Sterne, denn das Buch regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und ist in einem meist wunderbaren Ton geschrieben.