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Phoebe Caulfield

Bewertungen

Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


gut

Solider Plot - ohne große Überraschungen

Sanne, Gitti und Petra – drei Schwestern, vom Wesen sehr unterschiedlich. Aber alle sind im gleichen (Eltern)haus aufgewachsen. Und somit verbindet eine jede auch ihre eigene Geschichte und ihren eigenen Weg eben mit diesem Haus, was nun seit Kurzem leer steht. Die Eltern sind, nicht ganz so freiwillig, eher gedrängt von Sanne, in eine altersgerechte Wohnung gezogen. Die Frage danach, wie diese neue Situation auf das Verhältnis der Schwestern wirkt und wie jede von ihnen ihr eigenes Leben neu sortieren muss – darum geht es in diesem Familienroman.

Die Autorin lässt die Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven der Schwestern erzählen. Darüber haben die Leser_innen die Chance in den Alltag und das Gefühlsleben der jeweiligen Figur einzusteigen und gleichzeitig entsteht ein mehrschichtiges Familienporträt. Die erste Hälfte des Buchs habe ich gern und zügig gelesen. Zum Ende hin wurde mir der plot allerdings ein bisschen dünne, als ob der Roman hier zügig zum Ende hat kommen müssen, schade.

Ich denke, das gelungene Cover funktionierte prima, um die Zielgruppe des Buchs direkt zu erreichen – der Retrocharm des orangen Porzellans, von Mokka und Blümchenmuster. Für mich ich haben sich meine Leseerwartungen allerdings nicht ganz erfüllt – auf dem letzten Viertel der Geschichte ist dieser irgendwie die Luft ausgegangen.

Bewertung vom 18.06.2023
Wofür wir arbeiten
Prainsack, Barbara

Wofür wir arbeiten


sehr gut

ein wunderschön gestaltetes Buch - ein Hingucker

Hatte mir unter dem Buch etwas anderes vorgestellt. Die Herleitung vom Begriff Arbeit und wie sich diese im Laufe der Zeit verändert, fand ich prima, ein gelungener roter Faden.

Allerdings beschränken sich dann die vorgestellten Alternativen für Arbeit im 21. Jahrhundert auf die 4-Tage-Woche und das bedingungslose Grundeinkommen. Hier hatte ich mir mehr Optionen erwartet. Allerdings fand die jeweiligen Argumentation sehr hilfreich, um mir ein eigenes Bild von diesen neuen Arbeits- bzw. Erwerbsformen zu machen.

Klar gepunktet hat das Buch allerdings mit einer wunderbaren Gestaltungen - von der Schrifttype über den farbigen Schnitt und das Layout im Innern. Kann man sehr schön verschenken.

Bewertung vom 04.06.2023
Wechselhafte Jahre - Schriftstellerinnen übers Älterwerden

Wechselhafte Jahre - Schriftstellerinnen übers Älterwerden


gut

mit Gelassenheit Älter werden

Der Sammelband von Bettina Balaka versammelt die Texte und Sichtweisen verschiedener Künstlerinnen und Autorinnen jenseits von 50+ .

Deren Berichte spiegeln die Vielfalt weiblicher Perspektiven wieder - den eigenen Veränderungen oder den Beobachtungen an anderen Frauen, unterschiedlichster Lebensläufe oder den Erfahrungen des Älterwerdens.

Obwohl ich nicht alle Texte als gleich zugänglich empfand, habe ich bis zum Schluss die Beschreibungen weiblicher Lebenswege einfach sehr spannend, berührend und oft auch tröstlich gefunden. Weil eben alle in ihrem Leben auch durch Täler und harte Zeiten gehen mussten. Und dann für das letzte Lebensdrittel als gereifte und gelassene Frauen oft endlich einen ganz eigenen Weg zu finden und zu genießen.

Bewertung vom 22.05.2023
Anti
Luftvogel, Lisei

Anti


gut

In diesem Buch erzählt die Autorin vom Aufwachsen des Mädchens Maja im Umfeld links-alternativer, studentenbewegter Eltern in den 70er Jahren im Ruhrgebiet. Als Leser_in erfährt man so einiges darüber wie sich Majas Alltag zwischen Schule, Nachbarschaft und den Lebensmodellen der Eltern gestaltet. Definitiv ein Stück deutscher Geschichte, das erzählt werden muss.

Die erste Hälfte des Buches hat mich durchaus abgeholt. Danach wurde es mir jedoch zu wiederholend bzw. wurden in meiner Wahrnehmung die verschiedenen Begebenheiten lediglich aneinandergereiht, es fehlte mir einfach ein roter Faden. Die Charaktere blieben für mich alle sehr blass. Dabei wäre es doch gerade das Spannende gewesen, mehr über das Innenleben der verschiedenen Personen zu erfahren. Dann alle kommen doch irgendwoher und haben ihre Vorstellungen und Wünsche ans Leben.

Bewertung vom 13.05.2023
Elternabend
Fitzek, Sebastian

Elternabend


sehr gut

Von Herrn Fitzek hatte ich bislang noch kein Buch gelesen, Psycho/Horror ist irgendwie nicht so meins. Aber schreiben kann der Mann halt. Und daher war das Buch ein Garant für gute Unterhaltung, ohne schlaflose Nächte zu verursachen, ich wurde nicht enttäuscht.

Am Anfang gab es fast ein wenig zu viel des Guten (Humors). Aber das Figuren-Set des Romans ist vielseitig und für jeden was dabei. Natürlich ist der/die/das ein wenig überspitzt, aber wunderbar komisch zu lesen, kicher kicher. Und so gleitet man gut unterhalten recht flink durch das Buch.

Die Botschaft am Ende hätte es für meinen Geschmack nicht unbedingt gebraucht. Aber wenn einige Lesende die ein oder andere neue Info für sich mitnehmen, umso besser.

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Bewertung vom 01.05.2023
Wolf
Stanisic, Sasa

Wolf


ausgezeichnet

Wunderbar skurril, lustig und herrlich andersig

Auf Ferienlager mit Mücken, Bäumen und anderen Kindern hat Kemi so überhaupt keine Lust, denn die „Natur lehnt er ab“. Allerdings bleibt ihm keine Wahl, Mutter muss in der Ferienwoche arbeiten und so ist die Sache beschlossen: 1 Woche Ferienlager im Wald.

Und Kemi ist nicht der einzige Außenseiter. Mit Jörg, in Kemis Augen auch etwas „speziell“, nämlich andersig, teilt er sich die Hütte. Neben diesen beiden verleben es noch eine ganze Reihe andersiger Figuren eine Woche im Ferienlager. Was Kemi und Jörg an Erlebnissen und Herausforderungen in der Wildnis zu meistern haben – oh manno, alles nicht so einfach.

Herrlich unterhaltsam und skurril, was Sasa Stanisic da an Camp-Bewohner_innen aufbietet. Und eine Sprache, wie man sie so wohl nicht häufig in Jugendbüchern findet – verschroben, lustig, ein absolutes Lesevergnügen. Und wäre das noch nicht genug - die tollen und ebenso lustigen Illustrationen von Regina Kehn sind der absolute i-Punkt.

Bewertung vom 03.04.2023
Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1
Bonetto, Andrea

Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1


sehr gut

Commissario Vito Grassi erbt das Haus seines Vaters in Ligurien und entschließt sich, das trubelige Rom für das etwas provinziellere La Spezia zu verlassen. Und bereits an seinem ersten Arbeitstag stolpert er hinein in seinen ersten Fall.

Andrea Bonetto (das Pseudonym eines deutschen Lektors) versteht es, seine Leserschaft schnell und routiniert in den Bann der Geschichte zu ziehen. Das Geschriebene wirkt weder gedrechselt noch hochgeistig verstiegen. Die Figuren sind zwar nicht sonderlich vielschichtig ausgearbeitet, aber sie überzeugen und die „richtigen“ von ihnen wirken sympathisch. Lokalkolorit entsteht durch die Schilderungen bekannter italienischer Szenerien - wie z.B. die Szenen im Café und regelmäßig eingestreute bekannte italienischen Redewendungen oder Formulierungen. Als Leser_in fühlt man sich quasi an der Seite Grassis unterwegs in Ligurien.

Der Fall an sich: nun ja, ein groß-komplexes Meisterwerk an falschen Fährten, mit tiefenpsychologisch ausgestaltet Figuren und unerwarteten Wendungen, ist es nicht. Wer eine solide italienische Krimistimmung für ein paar Stunden im Sonnenstuhl oder auf dem Sofa sucht, wird nicht enttäuscht sein.

Bewertung vom 01.04.2023
Mein PMS und ich
Wagner, Mirjam

Mein PMS und ich


ausgezeichnet

Gut verständlich und ganzheitlich betrachtet

Was hätte ich drum gegeben, wenn es in meiner Jugend so ein Buch gegeben hätte: eines, dass einen an die Hand nimmt (oder besser in den Arm, während der ganz schlimmen Phasen), erklärt und viele hilfreiche Tipps jenseits von Schmerztabletten und Wärmflaschen bietet. Witziger weise habe ich daher das Buch auch mit dem letzten Kapitel gestartet („Mit den gesellschaftlichen Tabus brechen“).

In Kapitel 1 und 2 betrachtet und erklärt Mirjam Wagner das Thema eher aus einem medizinischen Blickwinkel. Dies hilft auf jeden Fall schon einmal bei der Einordnung bietet der Leserin sicher wertvolles Wissen dazu, was und warum während er Zyklus im Körper eigentlich so passiert.

Die drauffolgenden Kapitel widmen sich dann dem Thema PMS aber mit einem ganzheitlichen Blick, welche Faktoren eine Rolle spielen und welche Schritte Frau selbst gehen kann, um Beschwerden zu lindern, loszuwerden und mit sich selbst besser und selbstbewusst durch die „Jahreszeiten“ des Zyklus zu kommen.

Bewertung vom 05.03.2023
Siegfried
Baum, Antonia

Siegfried


gut

Kälte kriecht aus jedem Spalt

Am Anfang der Geschichte steht die Überforderung der Protagonistin, überfordert eigentlich gerade mit allem – als Autorin, Mutter, Partnerin und Tochter und Stieftochter. Und so verbringt die Hauptfigur diesen Tag im Wartezimmer einer psychiatrischen Ambulanz in der Hoffnung, hier endlich Entlastung und Ruhe zu finden.

Während der Wartezeit schweifen ihre Gedanken in Rückblenden teils weit in die Vergangenheit und ihre verschiedensten Beziehungen – zum Stiefvater und seiner Mutter, zu ihrer eigenen Mutter, zu ihrem Partner Alex, seinen Eltern und nicht zuletzt zu ihrer Tochter Johnny. Ein für meinen Geschmack gut konstruiertes und glaubhaftes setting.

In diesen Rückblenden wird deutlich wie beschädigt eigentlich alle diese Figuren sind – entweder als Kriegsüberlebende (Stiefoma), Kriegskinder (Stiefvater und Mutter) und Kriegsenkel (die Protagonistin) oder Wendegeprägte (Alex‘ Eltern und Alex selbst). Und hier wurde es für mich auch irgendwie zu düstern und beklemmend. Keine dieser Figuren schien mir in irgendeiner Form Zugang zu ihren eigenen Gefühlen zu haben, wirklich ausnahmslos alle agieren kalt und distanziert, funktional.

Dies war für mich beim Lesen auf Dauer nur schwer auszuhalten und hinterließ am Ende einen Eindruck von Kälte. Mit keiner der Figuren, nicht einmal der Hauptfigur, konnte ich mich irgendwie identifizieren oder einen Zugang zu ihr finden. Die Beziehung zur Stiefgroßmutter empfand ich einfach nur als furchtbar, die Beziehung zur Mutter total unerklärt und die Beziehung zu Siegfried (immerhin der Buchtitel) ließ mich absolut ratlos zurück.

Mein Fazit ist daher eher gemischt:
Die minimalistische Sprache und ausgeprägten Beobachtungsfähigkeit von Antonia Baum ist absolut die Lektüre wert. Die Botschaft des Buches bleibt mir allerdings komplett verschlossen.