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Arachnophobia
Wohnort: 
Leipzig

Bewertungen

Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2016
Mein Herz wird dich finden
Kirby, Jessi

Mein Herz wird dich finden


gut

Es ist so schade: Schon wieder ein Buch, das – zumindest für mich – sein Potenzial nicht entfaltet hat. Vielleicht bin ich auch mit etwas zu hohen Erwartungen rangegangen: Ein wunderschön gestaltetes Cover mit einem in Metallicfarben gehaltenem Herzen und dazu eine Story, die ich so noch nicht gelesen habe. Es hätte ein wirklich schöner Jugendroman werden können.

Grundsätzlich musste ich mich auch nicht durch das Buch quälen. Der Schreibstil jedenfalls hat alle meine Erwartungen erfüllt und war durchweg locker, leicht und gut zu lesen, ohne ins Primitive abzudriften. Eigentlich perfekt für das Genre.

Man lernt gleich zu Beginn die Protagonistin und Erzählerin Mia kennen, zu der ich aber leider keinen richtigen Zugang finden konnte. Ihre Gedanken oder vielmehr ihr schlechtes Gewissen waren an sich nachvollziehbar, drehten sich aber letzten Endes oftmals im Kreis und entwickelten sich lange Zeit nicht deutlich weiter. Ihr Gegenpart Noah blieb für mich recht farblos, da er einfach als zu lieb, nett und perfekt beschrieben wurde. Hach, ein Traumtyp! Mia musste sich ja in ihn verlieben!

Nur: Wo bleibt denn der Konflikt durch Mias Geheimniskrämerei, der im Klappentext angedeutet wurde? Oh, der kommt durchaus … Man muss allerdings recht lange warten. Die Autorin hat sich tatsächlich bis kurz vor Schluss mit Geplänkel und gemächlicher Annäherung von Mia und Noah aufgehalten, um dann endlich etwas Spannung in die Geschichte zu bringen. Dann allerdings folgt auf den letzten 70 Seiten Action Schlag auf Schlag. Und da für ausgiebige Erklärungen so auch kein Platz mehr bleibt (abgesehen von den vielen fast leeren Füllseiten bei jedem Kapitelwechsel), wirkt der Schluss viel zu gequetscht und kurzangebunden, als musste das Buch jetzt ganz schnell fertig werden.

Dieses Unausgewogene hat mir letztendlich gar nicht gefallen, weshalb ich dem Buch auch nur drei Sterne geben kann. Schade. Hier wurde Potenzial verschenkt.

Bewertung vom 02.03.2016
Zwei für immer
Jones, Andy

Zwei für immer


weniger gut

„Zwei für immer“ besitzt so ein Cover, bei dem man dem Buch schon auf den ersten Blick ansieht, welches Genre es bedient. Man erwartet auf jeden Fall Liebe, Emotionen, bestimmt auch eine Portion Tragik, vielleicht kann man sogar ein paar Tränchen wegdrücken… Dann fällt einem auf den zweiten Blick auf, dass der Autor männlich ist, und auch wenn dies sämtliche Klischees bedienen mag: Man merkt es. Leider.

Ja, natürlich können auch männliche Autoren durchaus romantisch, emotional, mitreißend, gar schnulzig schreiben, aber Andy Jones sollte sich vielleicht bei seinem nächsten Buch einem anderen Genre zuwenden. Sein Schreibstil ist per se nicht unbedingt schlecht, das Buch ließ sich grundsätzlich leicht und locker lesen, aber es blieb durchweg eine starke Diskrepanz zwischen Inhalt und Ausdruck bestehen.

Dies fing für mich schon bei den beiden Protagonisten an. Während Fisher, vermutlich auch durch die Ich-Perspektive, zu Beginn noch durchaus sympathisch wirkte, blieb Ivy für mich einfach unnahbar, kalt und unsympathisch. Großteils dachte sie ausschließlich an sich, kaum an ihren Partner. Nur in wenigen Situationen zeigte sie ein weniger egozentrisches Verhalten. Generell war diese ach-so-große Liebe zwischen ihr und Fisher für mich als Leser einfach nicht nachvollziehbar.

Auch Fisher verlor im Laufe des Buches einige Sympathiepunkte. Irgendwann nervte es nur noch, wie er sich von Ivy unterbuttern ließ. Weiterhin ist er ein wandelndes britisches Klischee. Leider nicht die Art, die sich von Tee ernährt, sondern die äußerst trinkfeste Variante. Es war am Ende sehr auffällig, welche Unmengen an Alkohol von Fisher und seinem Umfeld konsumiert wurden.

Hinzu kommen einige Situationen, die eher in ein plattes Humorbuch für Männer (sorry!) gepasst hätten: Ein in die Länge gezogener Junggesellenabschied samt überflüssiger Verletzungen, das Pinkeln in die Spüle mit schmutzigem Geschirr, diverse manuelle Dehnübungen von für Geburten essenzielle Körperregionen Ivys … you get the idea.

Am emotionalsten war noch die Nebenstory über Fishers Freund El. Die wenigen Stellen waren doch recht gut geschrieben, aber hier wurde ich das Gefühl nicht los, dass mal wieder eine schwere Krankheit in eine ansonsten öde Story gequetscht wurde, um das Buch aufzuwerten.

Letztendlich las sich das Buch wie eine Ansammlung kurzer Episoden und war für meinen Geschmack zu nüchtern erzählt. Daran konnte auch die reingeklatschte tragische Wendung gegen Ende nichts mehr ändern. Der Stil und vor allem auch Ivys Persönlichkeit passten einfach vorne und hinten nicht zu der Story, aus der eigentlich ein gutes Buch hätte werden können. So zog es sich wie Kaugummi und ich war froh, es hinter mir zu haben. Trotzdem knappe zwei Sterne – es hätte vom Stil her noch schlimmer kommen können.

Bewertung vom 20.02.2016
Hinten sind Rezepte drin
Bauerfeind, Katrin

Hinten sind Rezepte drin


gut

Spoiler: Hinten sind übrigens keine Rezepte drin.

Wer darüber hinwegsehen kann und mindestens so viel Humor mitbringt wie jene Buchläden, die Katrin Bauerfeinds Ansammlung kurzer Alltagsstorys tatsächlich unter „Sachbücher Psychologie“ bzw. „Lebenshilfe“ anstatt einfach „Humor“ einsortieren, der kann mit diesem Buch einige kurzweilige Stündchen verbringen.

Der Schreibstil ist recht umgangssprachlich, locker und lässt sich wirklich leicht lesen. Vor allem die ersten Kapitel haben mich dank einiger wunderbar trockener Sprüche mehrmals laut auflachen lassen. Man merkt hier, dass die Autorin sich selbst und auch die ganzen erwähnten Klischees nicht bierernst nimmt. Ja, man hat in den letzten Jahren zur Genüge diese Typisch Mann/Typisch Frau-Thematik auf die Nase gerieben bekommen, aber das Buch ist dennoch unterhaltsam.

Zumindest in der ersten Hälfte.

Leider ließen spätestens ab der Mitte die wirklich lustigen Stellen nach. Ich hatte das Gefühl, dass sich der Humor mit der Zeit regelrecht abnutzte. Manche Kapitel habe ich letztendlich nur noch überflogen, ohne jedes Detail bewusst wahrzunehmen, weil es tatsächlich ein wenig langweilte. Der Stil blieb zwar weiterhin locker, aber der Inhalt konnte mich nicht mehr so gut unterhalten wie noch zu Beginn.

Hinzu kommen einige Stellen, an denen sich die Autorin für meinen Geschmack einfach zu gewollt pseudolustige Storys ausgedacht hat. Das beginnt schon bei neuen Geboten (Was wäre, wenn Gott eine Frau wäre?) und findet seinen unlustigen Höhepunkt in einer Beschreibung, wie sie während eines Urlaubs zum Mann mutiert. Diese Stellen hätten für mich gerne komplett wegfallen können; dann hätte ich vor allem auch das Buch durchgängig vermutlich besser genießen können. Eventuell hätte ich das Buch auch weniger in einem Rutsch, sondern lieber portionsweise lesen sollen – auf dem stillen Örtchen beispielsweise. Dann nutzt sich der Humor bestimmt nicht so schnell ab.

Letztendlich ist „Hinten sind Rezepte drin“ ein durchaus kurzweiliges, unterhaltsames Buch für Zwischendurch, bei dem aber noch Luft nach oben bleibt.

Bewertung vom 03.01.2016
Die Nacht schreibt uns neu
Atkins, Dani

Die Nacht schreibt uns neu


gut

Nach "Die Achse meiner Welt", von dem ich sehr angetan war, hatte ich recht große Erwartungen an "Die Nacht schreibt uns neu".

Der Einstieg fiel mir auch sehr leicht; Dani Atkins' Stil und auch die Spannung um den Autounfall sorgte dafür, dass sich die Seiten fast von alleine umblätterten. Der Schreibstil selbst blieb auch über das gesamte Buch auf diesem sehr gut lesbaren und flüssigen Niveau und wirkte auf mich auch ein wenig gereifter im Vergleich zum Vorgänger.

Leider konnte mich der Inhalt nach dem wirklich guten Anfang nicht mehr begeistern und ich musste mich manchmal zum Weiterlesen zwingen. Die Figuren sind großteils doch recht flach und die Handlung sehr vorhersehbar. Dabei versucht die Autorin ständig, den Leser auf eine falsche Fährte zu locken. Das geschieht aber so auffällig, dass es schon lächerlich wirkt; vor allem, wie schwer von Begriff die Protagonistin manchmal ist...

Gerade im direkten Vergleich mit dem Vorgänger habe ich mir etwas erhofft, das letztendlich außergewöhnlicher als nur der nächste durchschnittliche Liebesroman mit den ewig gleichen klischeehaften Charakteren ist. Eine kleine Überraschung gab es zwar am Ende, die auch großteils zur restlichen Story gepasst hat, aber auch diese konnte das recht gewöhnliche Buch nicht mehr viel besser machen. Dennoch drei Sterne, weil es sich wirklich gut lesen lässt und wer mit der Erwartung an eine letztendlich eher seichte Liebesgeschichte herangeht, wird bestimmt auch gut unterhalten.

Bewertung vom 21.12.2014
Das Blubbern von Glück
Jonsberg, Barry

Das Blubbern von Glück


ausgezeichnet

Die 12-jährige Candice Phee bekommt in der Schule die Aufgabe, zu jedem Buchstaben des Alphabets etwas über ihr Leben zu berichten. „Das Blubbern von Glück“ verkörpert nun diesen Aufsatz, indem jeder Buchstabe einem Kapitel entspricht – von „Aufsatz“ bis „Zeitenwende“. Bereits im Verlauf der ersten Kapitel wird deutlich, dass bei Candice‘ Familie und auch in ihrem weiteren Umfeld so einiges im Argen liegt. Nachdem sie selbst dies auch erkennt, macht sie es sich zu ihrer Aufgabe, etwas Glück zurückzubringen und kommt hierbei auf die absurdesten Ideen…
Candice ist ein sehr spezieller Charakter. Sie mag zwar ihre Probleme haben, mit anderen Menschen zu kommunizieren, aber nimmt dennoch kein Blatt vor den Mund, sondern sagt auch, was sie denkt. Auch analysiert sie die Welt um sie herum sehr genau und wirkt für ihr Alter sehr erwachsen, was sich auch am Schreibstil erkennen lässt. Dieser ist weitestgehend flüssig und leicht verständlich, ohne primitiv zu sein. Gelegentliche Wiederholungen sind eher als stilistisches Mittel zur Verdeutlichung von Candice‘ Gedankengängen zu erkennen.
Dennoch würde ich es tatsächlich, auch vom Stil her, weniger als Kinderbuch klassifizieren. Passend zu Candice‘ Lieblingsbuch – einem Wörterbuch – nutzt sie sehr gerne und exzessiv Fremdwörter. Diese und die ebenfalls erwähnten wissenschaftlichen Theorien könnten auf Leser der Zielgruppe wohl eher langweilig, langatmig oder gar gänzlich uninteressant wirken. Auch kann ich mir vorstellen, dass einige der dezenten, hintergründigen Witze vielleicht nicht komplett verstanden werden. Mir, mit Ende 20, hat genau das allerdings äußerst gut gefallen.
Insgesamt ist das Buch eine gefühlsmäßige Achterbahnfahrt: In einem Moment wischt man noch die Lachtränen aus dem Augenwinkel, im nächsten benötigt man das nächste Taschentuch, weil die Geschichte wieder so tieftraurig wird… und wieder von vorn. Candice ist ein unglaublich aufmerksames und interessantes Mädchen, das ich richtig gerne nochmal in einer Fortsetzung begleiten würde. „Das Blubbern von Glück“ ist auf jeden Fall ein ganz besonderes Buch und stellt für mich noch einmal ein richtiges Highlight zum Jahresende dar. Volle Punktzahl! :)

Bewertung vom 26.11.2014
Wer weiß, was morgen mit uns ist
Brashares, Ann

Wer weiß, was morgen mit uns ist


weniger gut

„Wer weiß, was morgen mit uns ist“ von Ann Brashares ist ein Jugendbuch mit Zeitreisethematik vor einem dystopischen Hintergrund. Ich mag eigentlich alle drei Dinge, und hier sind alle in einem Buch versammelt? Das kann doch echt gut werden! Leider wurde ich eines Besseren belehrt…

Doch um mit etwas Positivem zu beginnen: Das Cover gefällt mir persönlich sehr gut. Ich mag diesen schlichten, grafischen Stil. Die Schrift und Silhouetten heben sich zudem glänzend vom Hintergrund ab. Hübsch, hübsch, auch wenn man auf den ersten Blick eher eine „normale“ Liebesgeschichte vermuten würde.

Obwohl das Buch im Jahr 2014 spielt, ist die Protagonistin, Prenna, eine Zeitreisende aus der Zukunft, die vor einem verheerenden Virus in unsere Zeit geflohen ist. Sie und ihre Gemeinschaft weiterer Zeitreisender leben aufgrund strenger Regeln weitgehend isoliert und vermeiden übermäßigen Kontakt zu anderen Menschen. Doch leider verliebt sie sich in ihren Mitschüler Ethan… Von der grundlegenden Idee fand ich die Story sehr interessant: die Flucht vor der Zukunft und immer die Hoffnung im Blick, die drohende Katastrophe vielleicht verhindern zu können. Leider habe ich das Gefühl, als hätte die Autorin ihre eigene Geschichte nicht recht durchdacht. Die Handlung wirkt einfach nicht stimmig. Wenn überhaupt einmal Spannung aufkommt, wird diese fast im nächsten Augenblick wieder zunichte gemacht, indem einfach die simpelste Lösung aufgetischt wird. Scheinbar ausweglose Situationen? Kein Problem! Sollte es überhaupt so weit kommen, wird das innerhalb weniger Sätze geklärt.

Mit den Protagonisten, Prenna und Ethan, bin ich über das ganze Buch hinweg leider nicht warm geworden. Sie blieben mir einfach zu blass, zu nichtssagend. Vor allem Prenna ist entweder naiv, völlig doof oder weist einen leichten Mangel an Empathie auf. Die restlichen Charaktere, auch Prennas Mutter, spielen weitestgehend nur mickrige Nebenrollen.

Die Handlung ist also spannungsarm und unlogisch, die Protagonisten gleichsam unspektakulär? Perfekt, dann kann ja der Schreibstil ein ähnlicher Reinfall sein. Ganz ehrlich: ich habe schon lange kein so primitiv geschriebenes Buch mehr gelesen. Gut, ohne mit der Originalausgabe vergleichen zu können, kann man natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, welche Stilblüten vielleicht auch auf dem Mist der Übersetzerin gewachsen sind – dass die 17-jährige Prenna „Pipi machen“ muss, gehört eventuell dazu. Oder dass sie laut ihrer eigenen Aussage eine „illegale Außerirdische“ ist. Ich gehe davon aus, dass im Original „alien“ stand, und das ist immer noch eher ein Ausländer oder Fremdling, ganz sicher niemand aus dem Weltall.

Dann gibt es jedoch noch eine ganze Menge aus relativ kurzen Sätzen bestehende Dialoge und Beschreibungen, die eben auch bereits im Original recht flach sein können. Einfach wunderschön:

„Plötzlich werde ich von einem blassen Gesicht überrascht, das von oben hereinschaut. Das Gesicht kommt näher heran. Es ist das blassrosa Gesicht von Ethan.“

Ja, ich weiß, dass es sich um ein Jugendbuch handelt und ich schon eine Weile aus der Zielgruppe herausgewachsen bin, aber ich habe eindeutig als Kinderbücher herausgegebene Bücher gelesen, die ausgefeilter und ansprechender formuliert waren. Man mag es kaum glauben, aber Jugendliche sind nicht so beschränkt, etwas anspruchsvollere Sätze nicht zu verstehen…

Einen Vorteil hat der Stil allerdings: Wenn man nicht zu viel Zeit mit Kopfschütteln verbringt, lässt sich das Buch doch recht flott durchlesen und artet noch nicht zur Qual aus. Ein weiterer positiver Aspekt war auch die Betonung darauf, dass die Menschheit nachhaltig mit den gegebenen Ressourcen und unserer Umwelt umgehen sollte, wenngleich die Erwähnung häufig einem sehr kräftigen Holzhammer glich und daher doch recht platt wirkte.

Insgesamt muss ich sagen, dass die Autorin es einfach geschafft hat, sämtliches in der Story vorhandenes Potenzial gekonnt in den Sand zu setzen. Sehr schade.