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Benutzername: 
MB
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Rösrath

Bewertungen

Insgesamt 348 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


gut

Recht spannend. Der neue Thriller "Die Burg" von Ursula Poznanski. Was wäre, wenn wir das prickelnde Freizeitvergnügen des Escape-Rooms einer KI überlassen würden? Die dann auch noch so genial konzipiert wäre, dass sie mithilfe der VR-Technologie individuell zugeschnittene Szenarien entwerfen kann.... was ja auch die Möglichkeit böte, seinen größten Ängsten zu begegnen (ein beliebtes Horror-Motiv übrigens)? Und was wäre weiter, wenn die Rätsel sich wider erwarten doch nicht ganz so einfach lösen lassen und das Spielerische am Escape-Room zu einem Überlebenskampf werden würde, weil die 'Künstliche Intelligenz' sich in eine 'Konkurrierende Intelligenz' verwandelt und mit einem Mal ganz eigene Ziele verfolgt? Die Autorin spielt in ihrem aktuellen Thriller in recht unterhaltsamer Weise mit der Frage der Vertrauenswürdigkeit der KI; sie legt die Handlung in eine alte, umgebaute Burg und lässt den Finanzgeber des Projektes mit einer wunderbar diversen Gruppe einen 'Probelauf' starten, der natürlich völlig anders verläuft als erwartet; dabei spielt die Lebensgeschichte der einzelnen Figuren zwar auch eine Rolle, aber der größte Raum gehört einer gefühlt nicht enden wollenden Abfolge zu lösender Rätsel, was der Story, die wirklich gut ist, leider einige Längen gibt. Trotzdem: Sollte man vor der nächsten Teambuilding-Maßnahme, die in einem Escape-Room stattfindet, gelesen haben... ;-))

Bewertung vom 10.03.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Grandios! Absolut grandios. Ich war schon lange nicht mehr so begeistert und fasziniert von einem Roman wie von Gaea Schoeters "Trophäe". Und es ist schon erstaunlich, mit welcher Tiefe und Wortgewaltigkeit die niederländische Autorin in eine eher männertypische Welt einzutauchen vermag... Ich bin mir sicher, dass ihr Schreibprozess auch durch Hemingways Werk angeregt war. Was soll man als weißer, superreicher Amerikaner noch mit seinem Leben anfangen, wenn man alles hat und einen selbst die Affären der Ehefrau nicht kümmern? Man besinnt sich auf die Tradition der Herkunftsfamilie, die Jagd, setzt sich herausfordernde Jagdziele, die 'Big Five' - 5 Tiergattungen, die man mal erlegt haben sollte - und die will 'Hunter White' im wilden Afrika 'voll machen'; zu Beginn noch nicht ahnend, was sich hinter 'Big Six' verbirgt, gerät Hunter in ein Jagdabenteuer, welches irgendwann nicht mehr kontrollierbar ist, fühlt sich den Göttern der Einheimischen ausgeliefert und wird vom Jäger selbst zum Gejagten. Und der Preis für 'Big Six' ist hoch. Die Autorin versteht es, uns mit allen Sinnen ins Geschehen hineinzuziehen - ein Roman, der mit seiner Schrecklichkeit verzaubert und noch lange nachwirkt.

Bewertung vom 04.03.2024
Die Influencerin
Russ, Rebecca

Die Influencerin


gut

Spannend. Influencerinnen scheinen gefährlich zu leben. Weil sich zwischen den bewunderten Influencerinnen und der Schar der Follower eine destruktive Dynamik ergeben kann. Zunächst werden die 'Vorbilder für das eigene Leben' - die einem zeigen, wie man selbst gerne wäre - verehrt und idealisiert; weil, nur wenn man sie auf ein Podest hebt, eignen sie sich als Identifikationsfiguren und dienen damit der Selbstaufwertung der Follower. Macht die idealisierte Identifikationsfigur dann einen 'Fehler', kann sie nicht mehr länger als Identifikation bzw. zur Selbstaufwertung dienen und wird vom Podest gestürzt und aggressiv abgewertet... was wiederum der Selbstaufwertung dient, man habe ja gewusst, dass die vormals verehrte Influencerin einfach nur ein großer Fake ist... Und diesen Mechanismus stellt Rebecca Russ in ihrem hochaktuellen Thriller "Die Influencerin" dar, ein wahrer Pageturner. Aber es geht noch um mehr, denn auch Influencerin Sarah agiert auf ihrem ganz speziellen familiären Hintergrund. Und natürlich gibt es den einen oder anderen unerwarteten Turn - bis zum Schluss übrigens!

Bewertung vom 25.02.2024
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen


weniger gut

Amüsant, aber vorhersehbar. "Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen" von Emily Henry hat mit sehr großer Sicherheit eine ganz bestimmte Zielgruppe ins Visier genommen: Menschen weiblichen Geschlechts, die mit einem leicht lesbaren Buch mit einer vorhersehbaren Geschichte zwischendurch ihren vertrauten Berufs-, Familien- und / oder Beziehungsalltag hinter sich lassen wollen. So weit so gut. Zu dieser Zielgruppe zähle ich offenbar nicht - mich hat der Roman nicht erreicht. Ich hätte es wissen müssen, aber ich habe zunächst gedacht, es wäre unfair, einem Buch nur aufgrund seines Covers keine Chance zu geben. Ich gebe an dieser Stelle nicht die Handlung wider, dafür ist der Klappentext völlig ausreichend. Auf den Seiten findet sich eine Aneinanderreihung von Klischees - nach Beendigung des Romans verfügt die Leserschaft über ein beachtliches Wissen in Sachen 'typisch Mann & typisch Frau. Alte Rollenbilder werden aufgewärmt, damit es aber nicht ganz so rückwärtsgewandt wirkt, gibt es natürlich bei der Protagonistin immer wieder auch eine kleine Spur emanzipatorischen Denkens und Handelns, was ja auch schon wieder zum Klischee geronnen ist, schließlich lebt man ja nicht mehr in den 50-ern. Und auch die Geschichte, dass zwei sich annähern, wo es doch zuerst den Eindruck machte, man möge sich überhaupt nicht, dazu noch ein Schuss Geschwisterliebe, ist altbekannter Stoff und ausreichend erzählt. Aber wie gesagt - durchaus amüsant, mehr aber auch nicht.

Bewertung vom 18.02.2024
Die geheime Gesellschaft
Penner, Sarah

Die geheime Gesellschaft


sehr gut

Äußerst unterhaltsam. Und auch ein ganz klein wenig gruselig. Wer also für ein düster-verregnetes Wochenende eine anregende Lektüre sucht, der ist mit Sarah Penners "Die geheime Gesellschaft" gut beraten. Die Geschichte führt hinein ins London der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Hochphase des Glaubens an Geister und Übersinnliches im Viktorianischen Zeitalter. Das bekannte Medium Vaudeline D’Allaire und ihre Schülerin Lenna Wickes machen sich von Paris aus auf den Weg nach London, um den Tod von Lennas 'kleiner Schwester' aufzuklären, die offensichtlich selbst dem Okkulten sehr zugetan war und intensiven Kontakt zu einer Londoner Geheimgesellschaft hatte, deren Praktiken nicht so ganz koscher schienen. Gleichzeitig kommt der oberste Kopf der spiritualistischen Geheimgesellschaft zu Tode und immer mehr entsteht der Verdacht, dass das eine mit dem anderen wohl in irgendeiner Weise zusammenhängen könnte. Das Buch ist sehr nett geschrieben, überzeugt vor allem durch das Atmosphärische - und es macht viel Freude, den beiden Damen in ihren Nachforschungennzu folgen und zu beobachten, wie sie der Männerwelt nicht nur den Garaus machen sondern auch die kalte Schulter zeigen.

Bewertung vom 13.02.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


sehr gut

Man ahnt das Ende nicht. Und eigentlich fängt auch alles recht harmlos an in Lana Lux neuem Roman "Geordnete Verhältnisse". Philipp, eher der Außenseiter in der Schule, abwesender Vater, alkoholkranke Mutter, nimmt sich der neuen Schülerin Faina, aus der Ukraine kommend, an. Faina lässt sich gerne auf Philipp ein, hat er sich doch bereiterklärt, ihr die deutsche Sprache und auch die deutsche Lebensart beizubringen. Was beide verbindet, sind zudem ihre roten Haare. Phillip kann nicht sonderlich gut mit anderen Menschen umgehen und ist von daher sehr dankbar über den Kontakt zu Faina. Die beiden freunden sich an, ohne aber ein Paar zu werden, vielmehr ein Zweckbündnis gegen die Welt; eine Beziehung mit 'Zusammenwohnen', aber weitgehend ohne Körperkontakt. Faina trennt sich von Philipp und geht nach Berlin. Philipp versucht sich in einer 'normalen Beziehung', allerdings mehr 'weil man es so macht', als dass es von Liebe getragen wird - denn seine Liebe gehört scheinbar weiterhin Faina, die nach drei Jahren Abwesenheit eines Tages vor seiner Tür steht - wohnungsuchend und schwanger. Für Philipp ist sofort klar, dass er Faina die Priorität vor seiner Freundin einräumen wird, obwohl er seit einiger Zeit mit der Freundin in einer Eigentumswohnung lebt. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf und das Toxische in der Beziehung zwischen Philipp und Faina wird immer offensichtlicher - Philipp liebt 'geordnete Verhältnisse' und Faina benötigt zwar zunächst Philipps Unterstützung, braucht aber in dieser Abhängigkeitsbeziehung ihre Freiräume und versucht immer mehr, sich seiner pathologischen Kontrolle zu entziehen. Bis es dann schlussendlich eskaliert. Lana Lux versteht es, ihre Leserschaft in extrem herausfordernde Beziehungsdynamiken eintauchen zu lassen und ein Gefühl dafür zu vermitteln, welche Tragik zuweilen in sich kreuzenden Lebenswegen ruht. Eigentlich hätte das Buch 5 Sterne verdient... wenn die Autorin nicht hin und wieder ins sehr Klischeehafte abgedriftet wäre. Auf jeden Fall eine empfehlenswerte Neuerscheinung!

Bewertung vom 11.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Wie alles mit allem zusammenhängt. Aus der kosmischen Perspektive heraus betrachtet ist unser Leben kaum der Rede Wert, ein Nichts im Verhältnis zur Lebensdauer einer Galaxie. Und verbindet man die Sterne am Firmament miteinander, so ergeben sich die Sternbilder, bei denen wir Orientierung für unser Leben suchen. Und wenn Lebenswege sich kreuzen, Menschen sich begegnen, oder auch nur Nachbarn sind, auch da bedingt das eine das andere, hängt das eine mit dem anderen zusammen; und auch das Vergangene wirkt sich in die Gegenwart hinein aus und bestimmt das Zukünftige. Genau das ist die bemerkenswerte Grundidee von Dani Shapiros aktuellem Roman "Leuchtfeuer". Bei einem Ausflug mit dem elterlichen Wagen sitzt der für die Fahrerlaubnis noch zu junge Theo Wilf am Steuer, weil seine ältere Schwester Sarah wegen vorangegangenen Bierkonsums nicht fahre möchte; die Freundin auf dem Beifahrersitz kommt bei der Kollision mit der alten Eiche vor dem Elternhaus ums Leben. Jahrzehntelang wird bei den Wilfs der Mantel des Schweigens über dieses Ereignis gelegt. Und doch bleibt das Ereignis nicht ohne Wirkung auf die Mitlieder der Familie. Benjamin Wilf wird zum Retter in der Not, als er den benachbarten Shankmans in seiner Profession als Arzt hilft, ihren Sohn Waldo mit einer Hausgeburt auf die Welt zu bringen. Um die Ehe der Shankmans steht es nicht gut - Alice trinkt und Shankman ihat nur seinen Heimtrainer im Kopf. Sohn Waldo wird Einzelgänger und beschäftigt sich lieber mit den Sternen, statt mit irdischen Dingen; Waldo freundet sich mit Benjamin Wilf an, weiß aber nicht, dass dieser ihn auf die Welt gebracht hat. Sarah und Theo Wilf tragen die Erinnerung an den tragischen Autounfall mit sich und das vergangene Trauma prägt ihren Lebensweg auf seine ganz eigene Weise. Dani Shapiro macht nichts anderes, als 'das Leben' zu erzählen, aus wechselnden Perspektiven; und man möchte ihr ewig weiter folgen. Ein gutes Buch!!!

Bewertung vom 08.02.2024
Etomi. Erwachen
Rosenberg, Jol

Etomi. Erwachen


gut

Unterhaltsame Lektüre. Irgendwann in der Zukunft hat sich das Leben der Menschen stark verändert. Lea lebt in der Kuppelstadt Eos und erlebt, wie für ihre Freundin Marie ein 'begleitetes Ausscheiden' arrangiert wird, was nichts anderes bedeutet, als dass die Menschen von Eos mit dem Beenden des 44. Lebensjahres sterben müssen, um 'Ressourcen' zu sparen. Offenbar ist die Kontrolle der Menschheit einer KI übertragen worden, die sämtliche Lebensbelange der Einwohner reguliert. Das Leben in Eos wirkt wie in einem 'goldenen Käfig'. Und genau das ist dann auch sehr früh im Buch der Plan von Lea, nämlich nicht auch schon bald sterben zu müssen, sondern aus dem Käfig auszubrechen... was auch gelingt. Sie kommt in einige Außenbezirke und ist mit vollkommen anderen Lebensweisen konfrontiert, muss auch feststellen, dass eine der Hauptaufgaben der Sektoren ist, die Kuppelstadt Eos zu versorgen - so gibt es die privilegierten Städter und die Unterprivilegierten in den Sektoren; für die ganz niederen Tätigkeiten (Schlachthof) werden Klone verwendet. Was Lea auch antreibt: Ein Bild auf einer Parfümflasche - welches zu ihrem Sehnsuchtsort generiert - Etomie. Die Suche beginnt. Neugierig gemacht, was sich hinter der Fassade von Eos verbirgt, darf man Leas Entdeckungsreise folgen. Ein durchaus interessanter Versuch über eine mögliche Zukunft, die zum einen ängstigt, weil wir unsere Seelen an ein KI verkaufen, zum anderen aber Mut macht, weil es den unbändigen Drang nach Freiheit doch noch zu geben scheint. Eine durchaus unterhaltsame Lektüre. Man darf gespannt sein auf Band 2... und man darf ein wenig sauer sein, lässt uns doch Jol Rosenberg mit einem Cliffhanger allein...

Bewertung vom 08.02.2024
Wie ein Fisch auf dem Trockenen
Tanzella, Cinzia

Wie ein Fisch auf dem Trockenen


ausgezeichnet

Ein wunderbares kleines Büchlein mit zauberhaften Geschichten. Cinzia Tanzella, im Jahre 1998 von Italien nach Bayern übersiedelt, lässt die Lesenden in ihren kurzen und eingängigen Texten teilhaben an den eigenen Erfahrungen, sich zwischen zwei Sprachwelten zu bewegen, an ihren Beobachtungen der Menschen, an ihren Gedanken zur Bedeutung der Poesie. Die Geschichten fügen sich gut ineinander und erhalten ihre enorme sprachliche Qualität gerade dadurch, dass sie in einer Sprache verfasst sind, die nicht die Muttersprache der Autorin ist. Wie geht es einer Dozentin mit den Deutschen, wenn sie das Italienische unterrichtet? Was das Finnische in Italien auslösen kann. Wie sehr eine gute Nachbarschaft die Lebensfreude beeinflussen kann. Und wie eine Liebesgeschichte endet, bevor sie überhaupt begonnen hat, weil sich über Geschmack wohl doch nicht streiten lässt. Wie schön doch auch das Single-Leben sein kann, wenn man für sich verstanden hat, zunächst dasjenige zu genießen was man hat, bevor man sich wünscht, was man nicht hat. Dass Sexyness in Beziehungen nur von relativer Bedeutung ist und wie sich das Ganze auch sprachlich niederschlagen kann. Auch, dass manche Liebesgeschichten immer nur beginnen, wo der ganze Rest der Welt sich trennt und neu verbindet. Dass Zeiten des Nachdenkens zwar manchmal schwer sind, gleichzeitig aber auch den Anstoß für Veränderungen geben können, die mit unerwartetem Gesang ihren Anfang nehmen. Und das Gute an einem 'schlechten' Therapeuten kann sein, dass er uns motiviert, weiter zu suchen, bis wir Besseres gefunden haben. Und über allem schwebt doch letztendlich die Wirkmacht der Fantasie und die Verschriftlichung als Poesie.

Unbedingte Empfehlung. "Wie ein Fisch auf dem Trockenen" enthält nicht nur 11 bereichernde Texte, sondern ist mit seinem Cover und seinem Format ein richtiger 'eye-catcher'.

Bewertung vom 07.02.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


ausgezeichnet

Lesen mit Anspruch.
Wer Michael Köhlmeier und seine Bücher mag, der wird auch seinen neuen, eher kurzen Roman "Das Philosophenschiff" mögen. Und man muss ihn mit einer Spur Humor lesen, treibt Köhlmeier doch ein wenig Schelmentum mit der verehrten Leserschaft, weiß man doch schlussendlich nach der letzten gelesenen Seite nicht, was historischer Fakt und was frei erfunden ist. Aber so ist es halt in der Literatur. So erzählt der Autor über einen anderen Autor, der mit Vornamen ebenfalls Michael und dessen Ehefrau ebenfalls Monika heißt; und ebendieser Autor wird von der 100-jährigen Architektin Anouk Perleman-Jacob gebeten, dass er ihr Leben neu erzählt; auf die Frage warum gerade er, antwortet sie wohl augenzwinkernd "Sie sind der, dem man glaubt, wenn er lügt, und nicht glaubt, wenn er die Wahrheit sagt." Und auch an den Tagen, an denen der Autor den Lebenserzählungen der alten Dame lauscht (14-jährig mit den Eltern und anderen 'Unerwünschten' auf dem 'Philosophenschiff', auf dem Weg von Russland in die Verbannung und auf dem Oberdeck den gealterten Lenin treffend), stellt sich stets die Frage nach der ganzen Wahrheit. So erfahren wir ganz nebenher eine Menge über eine bewegte Zeit in der Geschichte Russland doch geht es im Kern auch um die Frage, was denn Wahrheit bedeutet. Und je nachdem, welcher Diktator die Wahrheit verkündet, ist sie eine andere. Und gerade das macht den Roman dann auch zu einem Statemant für unsere Gegenwart; so lässt Köhlmeier kurz vor Lenins Ermordung einen Mann (Stalin) mit den folgenden Worten, an Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin) gerichtet, auftreten und über das Volk sagen: "Sie vertrauen mir ihre Fäuste und ihre Freiheit an. Die Freiheit bedeutet ihnen nichts... Und wenn ich die schrecklichsten Dinge tue, die Millionen werden mich dafür nicht verurteilen und nicht weniger lieben, denn ich tue es in ihrem Namen. Auch sie werden die schrecklichsten Dinge tun, aber sie werden dabei kein schlechtes Gewissen haben, denn sie tun sie in meinem Namen... Volle Bäuche gegen ein leeres Gewissen. Dann kommt das Reich der Ruhe." Unbedingt lesen!!!