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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sophie H.
Wohnort: 
Rastede

Bewertungen

Insgesamt 145 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Selbstfindung
Oscar und Moni Kosinsky begegnen sich das erste Mal in einer Vorlesung. Moni ist deutlich Ü30, verheiratet, hat bereits drei Enkel und entspricht damit so ganz und gar nicht dem Bild einer Mathematikstudentin. So verwundert es auch nicht, dass Oscar denkt, dass sie entweder an der Uni als Sekretärin oder als Kantinenfrau in der Mensa arbeitet. Auch Moni selber ist nicht ganz so überzeugt davon, dass sie sich am richtigen Ort befindet. Hat man ihr in ihrer Kindheit doch eingebläut, dass sie für alles zu dumm ist. Mit dem Studium erfüllt sie sich einen Kindheitstraum und zwar ohne es ihrer Familie zu beichten.
Auch Oscar ist alles andere als der typische Mathematikstudent. Er ist hochbegabt und besucht bereits mit 16 Jahren die Uni. Er trägt einen Adelstitel und ist mehr als arrogant unterwegs. Seine autistischen Züge machen ihm das Leben nicht gerade leichter, aber für den Leser die Lektüre des Buches umso lustiger.
Es kommt, wie es kommen muss: Oscar und Moni freunden sich an. Oscar hilft ihr in allen erdenklichen Situationen und dafür nimmt Moni ihn unter ihre mütterlichen Fittiche. Dummerweise tritt Oscar voll ins Fettnäpfchen und verrät Monis Familie ihr Geheimnis. Doch das Mathestudium ist nicht das einzige Geheimnis von Moni: Wer ist Moni Kosinsky wirklich?
Mit dieser Geschichte ist Alina Bronsky wieder ein großer Wurf gelungen. Sie kommt so leichtflüssig daher, dass es für mich die perfekte Sommerlektüre war. Mit Moni und Oscar hat Bronsky zwei herrliche Protagonisten erschaffen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Die Geschichte wird aus der Sicht von Oscar erzählt, der mich sehr an „Young Shelton“ erinnert. Ein Buch, das ich gar nicht mehr aus der Hand legen konnte und das von mir die volle Punktzahl bekommt!

Bewertung vom 26.07.2024
Die schönste Version
Thomas, Ruth-Maria

Die schönste Version


gut

Anders

„Ich hatte mir alles anders vorgestellt“, heißt es in dem Roman. Ich mir auch.

Jella wächst in den Nullerjahren in der Lausitz auf. Dort macht sie als Jugendliche ihre ersten Erfahrungen mit Männern, die alles andere als positiv sind. Bis sie Yannick kennenlernt. Yannick ist 10 Jahre älter als Jella. Er verkörpert genau den Mann, den Jella sich immer gewünscht hat: zuvorkommend, sehr gut erzogen, hervorragende Umgangsformen und intelligent. Jella tut alles, damit die Beziehung gut gelingt, ja, damit sie die schönste Version dessen wird, was sie sich vom Leben so vorstellt. Dazu gehört auch, dass Jella nicht mehr Jella ist. Sie verstellt sich, damit Yannick sie weiterhin liebt und mit ihr zusammenbleibt. Doch der Alltag holt die beiden ein. Sie streiten sich immer öfter und geraten dabei auch körperlich aneinander. Und dann geschieht das Unfassbare: Yannick erwürgt Jella fast. Jella erstattet Anzeige und zieht zurück zu ihrem Vater. In ihrem Kinderzimmer macht sie sich Gedanken, warum alles so kommen konnte, wie es nun einmal geschehen ist.

Und genau die Frage hätte mich interessiert: Wie konnte geschehen? Irgendwie bekommt man als Leser schon eine Antwort, aber die war so ganz anders, als ich mir das nach dem Klappentext so vorgestellt hatte. Zwar ist der Schreibstil flüssig und leicht zu lesen, mir aber viel zu vulgär. Jella ruft sich alle ihre sexuellen Beziehungen ins Gedächtnis zurück. Dabei hatte ich das Gefühl, eher einen Porno zu lesen. So etwas hatte ich nicht erwartet. Der Inhalt konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen, aber vielleicht bin ich in meinem fortgeschrittenen Alter auch einfach nicht die Zielgruppe.

Bewertung vom 21.07.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

Andere Sicht
Bad Oeynhausen 1945: Der Krieg geht gerade zu Ende. Anne lebt zusammen mit ihrer Mutter im ehrfürchtigen Hotel Margarethenhof. Das heißt, ehrfürchtig war es einmal. Nun dient es als Unterkunft von Flüchtlingen aus den nahen Großstädten. Doch jetzt, wo der Krieg fast vorbei ist, kann es nur noch ein paar Monate dauern, bis Anne das Hotel wieder im alten Glanz eröffnen kann. Aber aus ihren Träumen soll nichts werden. Die britischen Besatzer machen Bad Oeynhausen zu einem Sperrbezirk und richten in der Stadt ihr Hauptquartier ein. Deutsche dürfen die Stadt vorerst nicht betreten. So zieht Anne zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Iris samt Kindern in eine Baracke vor den Toren der Stadt.
Auch Rosalie, ehemals die beste Freundin von Anne, ergeht es nicht viel besser. Sie hat im Krieg ihre gesamte Familie verloren und findet Unterschlupf auf einem kleinen Bauernhof weit außerhalb von Bad Oeynhausen.
Während die ehemaligen Bad Oeynhausener im Dreck leben und kaum etwas zu essen haben, leben die britischen Besatzer im Sperrbezirk in Saus und Braus. Die ersten Deutschen finden bei ihnen einen sehr gut bezahlten Job und können sich nebenbei heiß ersehnte Dinge beschaffen. Doch darf man für den ehemaligen Feind arbeiten? Für den Feind, den man immer noch so hasst? Und was macht man, wenn das Herz ganz eigene Wege geht?

Ich habe schon einige Bücher gelesen, die um die Stunde Null spielen. Meistens spielten sie in Großstädten wie Berlin, Dresden, Hamburg oder Köln. Dieses Buch war ganz anders. Beleuchtet es doch das Verhältnis zwischen Besatzern und Deutschen. Und dass Bad Oeynhausen das Hauptquartier der Briten war und zur Sperrzone erklärt wurde, war mir auch ganz neu. Ich habe viel Neues dazugelernt. Man markt dem Buch deutlich an, dass der Inhalt sauber recherchiert wurde.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Anne und von Rosalie erzählt. Beide erleben das Geschehen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Theresia Graw schildert alles so eindrücklich, dass man meint, den Hunger und die Kälte am eigenen Leib zu erfahren. Ihr Schreibstil ist flüssig und sehr gut lesbar. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Fazit: Eine wärmste Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 15.07.2024
Mitternachtsschwimmer
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


ausgezeichnet

Warmherzige Sommerlektüre

Evan landet in dem Dorf Ballybrady. Nach dem Tod seiner kleinen Tochter, für den er sich schuldig fühlt, braucht er dringend eine Auszeit. Er trinkt viel zu viel Alkohol und in seiner Ehe kriselt es heftig. So mietet Evan ein Häuschen von der sehr eigenwilligen und schrulligen Grace, die mit einem sehr hässlichen Hund alleine lebt. Eigentlich hatte Evan geplant, nur für eine Woche zu bleiben, doch dann ist Lockdown und er kommt aus dem Dorf nicht mehr weg. Ganz im Gegenteil: Seine Frau drückt ihm noch die Betreuung seines Sohnes Luca aufs Auge, zu dem Evan kein sehr gutes Verhältnis hat.
Grace will nur ihre Ruhe haben. Sie lebt zurückgezogen mit ihren Tieren in einem kleinen Cottage. Der neue Mieter in ihrem Ferienhäuschen nervt sie von Anfang an. Von nichts hat er eine Ahnung und so muss Grace ihn gleich in den ersten Tagen vor dem Ertrinken retten. Nur seinen Sohn hat Grace von Anfang an in ihr Herz geschlossen. Luca scheint genauso seltsam zu sein wie Grace und trägt ebenfalls schwer an seinem Päckchen.
Für alle ändert der Somme in Ballybrady komplett anders als erwartet. Nicht nur das Meer ändert immer wieder seine Farbe und Gestalt, sondern die Menschen müssen erkennen, dass auch in ihren Leben auf Ebbe immer wieder eine Flut folgt.
Mich hat die Geschichte über die recht eigenwilligen Charaktere sofort in ihren Bann gezogen. Aber es sind nicht nur die tollen Protagonisten, die das Buch lesenswert machen. Sehr schön fand ich auch den Schreibstil der Autorin. Sie beschreibt alles so bildhaft, dass man selber meint, die See riechen zu können. Wer eine kurzweilige, warmherzige Sommerlektüre mit viel Tiefgang sucht, dem kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 15.06.2024
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


sehr gut

Die Liebe ist ein Puzzlespiel

Friederika, genannt Frie, und Robert lernen sich 1988 in der Schule kennen. Robert ist neu an der Schule und noch dazu schüchtern. Er verliebt sich auf den ersten Blick in Frie. Frie ist alles, nur nicht schüchtern. Doch auch sie hat Gefallen an den ruhigen Robert gefunden. Doch für eine Liebesbeziehung reicht es nicht aus. So trennen sich ihre Wege nach der Schulzeit. Frie wird noch während ihres Studiums ungeplant Mutter und Robert hat seinem Leben der Musik verschrieben. Immer wieder laufen sich die beiden über den Weg. Mal wird es eine Freundschaft plus, mal etwas mehr, aber es will einfach nie richtig passen. Wie bei einem Puzzlespiel: Auf den ersten Blick meint man das passende Teil gefunden zu haben, doch dann hakt es doch wieder und passt einfach nicht. Im Sommer 2022 treffen beide ein letztes Mal bei einem Abitreffen aufeinander. Will es nun endlich passen? Oder stehen beide sich wieder nur im Weg?

Das Buch ist eine sehr schöne Sommerlektüre. Nicht zu anspruchsvoll. Man kann sich einfach hineinfallen lassen und es so weglesen. Dazu trägt auch der Schreibstil der Autorin bei. Die Protagonisten sind zwar fast 10 Jahre jünger als ich, dennoch konnte ich mich gut in die alten Zeiten zurückversetzen. Die Geschichte läuft so vor sich hin, wie das Leben nun mal spielt. Und wie im wahren Leben, so hat auch diese Geschichte ihre Längen. Einiges hätte man etwas geraffter erzählen können, dann hätte die Story etwas mehr Pepp bekommen. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Kapitel immer abwechselnd aus der Perspektive von Frie und von Robert erzählt wurden. Wer eine nette Urlaubslektüre sucht, dem kann ich dieses Buch empfehlen.

Bewertung vom 17.05.2024
Die Strandspürnasen 7 - Das Geheimnis der Schmugglerhöhle
Herr, Christina

Die Strandspürnasen 7 - Das Geheimnis der Schmugglerhöhle


ausgezeichnet

Familien sind wahre Schätze

Die Strandspürnasen Albert, Nick, Leni und Marieke verfolgen wieder eine heiße Spur. Dieses Mal geht es darum, einen Juwelendiebstahl aufzuklären, der sich schon vor vielen Jahren ereignet hat. Werden die Vier es trotzdem schaffen? Und hat der Geheimgang etwas damit zu tun, den die Kinder in Alberts Haus entdeckt haben?
Doch nicht nur der Geheimgang und die Juwelen beschäftigen die Kinder, sondern auch das Thema „Familie“. Während sich Alberts geschiedenen Eltern ständig streiten und Mariekes Familie ein Pflegekind aufgenommen hat, steht auch bei der Familie Winter eine Veränderung an. Zum Glück gibt es da noch Onkel Jonathan, mit dem die Kinder alle Sorgen und Nöte besprechen können. Gemeinsam mit Jonathan überlegen sie, wie Gott ihnen bei der Lösung ihrer Probleme helfen könnte.

Dies ist schon der siebte Band über die Strandspürnasen. Auch wenn man die anderen Bände nicht kennt, kann man diesen Buch ohne Probleme lesen und verstehen. Wie auch schon in den anderen Büchern gelingt es Christina Herr wieder sehr gut, religiöse Themen nebenbei anzusprechen, ohne zu frömmeln. Dadurch, dass Albert und Marieke aus keinem sehr christlichen Elternhaus stammen, fühlen sich von der Geschichte auch Kinder angesprochen, denen es ebenso geht.
Auch bei dem Thema „Familie“ können sich alle Lesenden angesprochen fühlen, da alle Strandspürnasen in unterschiedlichen Familienkonstellationen aufwachsen. Sehr schön auch der Gedanke, dass es auch in der Bibel die wahre, perfekte Familie nicht gibt.

Eine spannende, tolle Geschichte, die ich für kleine Krimi-Fans nur empfehlen kann. Ein wenig traurig bin ich, dass es der Abschlussband dieser tollen Reihe ist.

Bewertung vom 12.05.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


ausgezeichnet

So traurig schön
Ida verlässt für immer ihr Zuhause. Mitnehmen tut sie nur ein paar Lieblingsklamotten und ihr MacBook. Alles verpackt in den alten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, der mindestens genauso viele Schrammen und Beulen hat wie Idas Seele. Idas Mutter ist vor zwei Monaten gestorben. Sie hat sich tot gesoffen und Ida hat sie leblos vorgefunden, als sie von einem Wochenendtrip mit ihrer besten Freundin zurückgekehrt ist. Nun will Ida einfach nur weg. Möglichst weit weg und auf keinen Fall zu ihrer großen Schwester Tilda nach Hamburg. So landet sie eher zufällig auf der Insel Rügen. Auf der Suche nach einem Job lernt sie Knut kennen. Knut und seine Frau Marianne nehmen Ida bei sich auf. Endlich kommt Ida ein wenig zur Ruhe. Sie genießt es, dass Marianne sie so umsorgt und pflegt, als wäre sie ihre Tochter. Und dann ist da Leif, der auch eine schrammige und verbeulte Seele hat. Mit ihm kehrt Leichtigkeit in Idas Leben ein. Doch dann bekommt Ida eine Nachricht, die alles wie ein Kartenhaus zusammenbrechen lässt.
„Windstärke 17“ ist die Fortsetzung von „22 Bahnen“, diesmal aber aus der Sicht von Ida erzählt. Das Buch lässt sich ohne Probleme lesen, auch wenn man nicht „22 Bahnen“ gelesen hat, ist dann aber garantiert ein Kaufanreiz für Band 1!
Caroline Wahl hat einen ganz eigentümlichen Schreibstil. Auf der einen Seite hat er auf mich sehr nüchtern gewirkt, auf der anderen Seite hat er mich in einen Lesesog gezogen, sodass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Der Schreibstil passt auf jeden Fall perfekt zum Innenleben von Ida. Das Buch hat auch Tage nach dem Auslesen noch in mir weiter gebebt. Ein ganz großer Wurf! Bis jetzt mein Lieblingsbuch 2024!

Bewertung vom 30.04.2024
Wie wir eine versunkene Stadt suchten und dabei beinahe das Klima gerettet hätten
Lindner, Anni E.

Wie wir eine versunkene Stadt suchten und dabei beinahe das Klima gerettet hätten


ausgezeichnet

Aufregung im Urlaub von der ersten Minute an
Die fünf Geschwister Himmelweit sind alles andere als begeistert: Sie müssen die Osterferien auf einer kroatischen Insel verbringen. Auf einer Insel, auf der es keinerlei Attraktionen gibt. Zu einer Jahreszeit, zu der es zu kalt zum Baden ist. Und dafür stundenlang im Auto sitzen. Das muss einfach der ödeste Urlaub schlechthin werden. Gut hat es nur das älteste Himmelweitkind. Sofi ist schon so groß, dass sie alleine zuhause bleiben darf. Schuld an diesen stinklangweiligen Ferien hat Papa Himmelweit, der auf der Insel für eine Woche arbeiten muss. Mama Himmelweit nutzt die Gelegenheit und besucht Freundinnen auf der Insel, die dort ein Ferienhaus haben.
Die Geschichte wird aus der Sicht der 13jährigen Emmi Himmelweit erzählt, der gleich zu Beginn ein großer Fehler passiert: Sie hat ihren Koffer in Deutschland vergessen und damit nichts anzuziehen. Doch kein Problem für die Nachbarin in Kroatien, die kurzerhand bestimmt, dass Emmi sich vom Nachbarsmädchen Neva Klamotten leihen kann. Neva ist davon ungefähr so begeistert wie Emmi – nämlich gar nicht. Von Anfang an können sich die beiden Mädchen nicht riechen. Noch dazu ist Neva eine echte Angeberin und lügt das Blaue vom Himmel herunter. Ehe sich die Himmelweitkinder versehen, sitzen sie zusammen mit noch zwei weiteren Kindern in Nevas Segelboot und suchen eine versunkene Stadt. Dumm nur, dass Neva gar nicht alleine segeln kann, die Kinder auf das offene Meer treiben und in Seenot geraten. Doch dieses Abenteuer schweißt die Emmi und Neva so zusammen, dass sie dicke Freundinnen werden. Und dann wird Emmi auch klar, dass Neva etwas ganz Anderes schwer auf der Seele liegt. Klar, dass die Himmelweitkinder Neva bei der Lösung ihres Problems helfen und schon stecken sie im nächsten Abenteuer.
Dieses Buch ist schon Band 2 um die Familie Himmelweit. Ich kenne das erste Buch nicht, hatte aber überhaupt keine Probleme, der Geschichte zu folgen.

Mir hat das Buch außerordentlich gut gefallen. Das fängt schon beim farbenfrohen Cover an, auf dem es so viel zu entdecken gibt und das perfekt zum Inhalt des Buches passt. Zu Beginn des Buches werden alle Familienmitglieder der Familie Himmelweit mit einer kleinen s/w-Zeichnung vorgestellt. Sonst gibt es keine Illustrationen im Buch, was aber zum Alter der Zielgruppe passt. Auch die Größe der Schrift, Schreibstil und Sprache passen perfekt zur Zielgruppe. Das erste Kapitel liefert einen kleinen Teaser, der auf den Inhalt neugierig macht. Von da ab kann man das Buch eigentlich nicht mehr aus der Hand legen.
Thematisch hat das Buch viel zu bieten. Hier geht es nicht nur um eine spannende Suche nach einer versunkenen Stadt – welches Kind liebt solche Schatzsuchen nicht? -, sondern auch um Themen wie Angeberei, Freundschaft, Zusammenhalt und Klimawandel. Richtig gut hat mir auch gefallen, wie die Autorin den christlichen Glauben verpackt. Sehr unaufgeregt erzählen die Geschwister Himmelweit von Geschichten aus der Bibel, auch kurze Gebete werden gesprochen. Dadurch, dass die kroatischen Kinder offensichtlich nicht aus einer gläubigen Familie stammen, fühlen sich auch Leser angesprochen, denen es ebenfalls so geht. Christliche Praxis wird so verpackt, dass sie nicht peinlich daherkommt.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.04.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


gut

Verworrene Geheimnisse
Der siebzigste Geburtstag von Adam Gardner steht kurz bevor. Das muss natürlich gebührend gefeiert werden, denn Adam Gardner ist nicht irgendwer. Adam ist bzw. war Professor und hat sein Leben dem Wal verschrieben. So träumt er immer noch davon, den Gesang der Wale zu entziffern. Sind die Walgeräusche nur bloße Grunz- und Rülpsgeräusche oder singen Wale ganze Opern? Adam glaubt fest an Letzteres und den Beweis möchte er pünktlich zu seinem Geburtstag antreten, um damit endlich die Berühmtheit zu erlangen. Sein Problem: Er leidet unter einer bipolaren Störung. Nimmt er immer brav seine Medikamente, ist alles in Ordnung. Aber die Medikamente machen ihn müde, sodass er nicht arbeiten kann. Also lässt er sie weg und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Aber die Geschichte handelt nicht nur von Adam, sondern auch von seinen Kindern Ken und Abby, die Adam alleine großgezogen hat, weil seine geliebte Frau kurz nach Abbys Geburt plötzlich verstorben ist. Aber hat Adam seine Frau wirklich so sehr geliebt? Oder wie kommt es, dass plötzlich ein weiteres Kind auftaucht, von dem bis dato niemand gewusst hat?
Das Buch strotzt nur so von verworrenen Geheimnissen. Niemand hat kein Geheimnis in petto. Schade, dass man als Leser sehr schnell die Geheimnisse durchschaut. Auf ein Überraschungsmoment wartet man vergebens. Die einzelnen Kapitel werden jeweils aus der Sicht einer Figur erzählt. Aber die Spannung, die üblicherweise aufkommt, wenn eine Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, blieb hier aus. Das Buch ist zwar nett zu lesen, aber die Protagonisten konnten mich nicht überzeugen. Sie blieben alle blass und ich konnte mich mit keiner Figur identifizieren. Eine Entwicklung der Figuren findet nicht statt.
Sehr gut gefallen hat mir das Cover: zwei spielende Kinder am endlosen Strand. Die Farbgebung weißt schon darauf hin, dass sich etwas zusammenbraut. Der Titel „Treibgut“ hat sich mir überhaupt nicht erschlossen. Von mir daher leider nur 3 Sterne.

Bewertung vom 13.04.2024
Was das Meer verspricht
Blöchl, Alexandra

Was das Meer verspricht


gut

Meerjungfrauen küsst man nicht
Vida lebt auf einer kleinen Insel im Norden. Nie hat sie sich Gedanken darüber gemacht, diese Insel zu verlassen. Hier gehört sie einfach hin. Ihr Bruder Zander dagegen hat gleich nach der Schule die Insel verlassen und hat eine Ausbildung in einer Großstadt begonnen. Das heißt für Vida, dass sie ihren Eltern im Laden und im Lokal helfen muss und dass sie irgendwann das Geschäft ihrer Eltern übernehmen wird. Jetzt ist ihre Hochzeit geplant. Vida wird ihren Freund aus Kindheitstagen heiraten. Jannis wohnt bei seinen Eltern nur 300 Meter entfernt von Vidas Elternhaus. Vidas Leben ist also klar und strukturiert. Bis Marie in das Nachbarhaus zieht. Marie ist so ganz anders: spontan, frei und von einer geheimen Aura umgeben. Marie wird vom Wasser magisch angezogen. Das Wetter kann noch so schlecht und kalt sein, Marie steigt in ihr Meerjungfrauenkostüm und muss schwimmen. Vida und Marie freunden sich an und schnell wird daraus mehr als eine ganz normale Freundschaft zwischen Frauen. In wenigen Wochen stellt Marie die Gedanken von Vida auf den Kopf. Und dann kommt plötzlich Zander zurück auf die Insel und noch einmal wird alles durcheinandergewirbelt.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Vida erzählt. Man kann so richtig in ihre gesamte Gefühlswelt eintauchen, was mir sehr gut gefallen hat. Die anderen Charaktere dagegen bleiben irgendwie blass und farblos – schade eigentlich. Das Buch hat sehr kurze Kapitel und ist recht groß gedruckt, sodass man es sehr schnell lesen kann. Auch der Schreibstil ist sehr flüssig. Bis zum Auftauchen von Zander fand ich die Geschichte an manchen Stellen etwas langatmig. Hier hätte man raffen können. Dagegen waren die letzten Kapitel eher zu knapp beschrieben und sehr, sehr düster. Ich hatte mir von dem Buch etwas mehr versprochen.