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pw

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Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 04.01.2024
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Trotz schwieriger Gesamtsituation kein Trübsinn, sondern Spannung

Ich bin beeindruckt und begeistert von diesem Buch. Ich empfinde es als etwas Besonderes und weiß schon jetzt, dass es zu meinen Lesehighlights im gerade begonnenen Jahr 2024 gehören wird.

Eigentlich ist die gesamte Situation, in der sich Tilda und ihre kleine Schwester Ida befinden – mit ihrer alkoholkranken Mutter – ziemlich bedrückend. Dennoch habe ich das Buch keineswegs als traurig oder trübsinnig empfunden.

Schon den Anfang finde ich stark. Da wird ein Spiel beschrieben, welches Tilda bei ihrem stupiden Job an der Supermarkt-Kasse immer spielt: Sie schaut nur auf die Waren, die jemand kauft und versucht zu erraten, was das für eine Person ist, ob männlich oder weiblich, wie alt, wie sie aussieht usw. Dieses Spiel zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Roman.

Überhaupt hat Tilda eine Menge Routinen, wie z. B. die 22 Bahnen, die sie im Freibad immer schwimmt. Nur durch diese Routinen (auch das Spiel am Kassenband) kann sie ihren verantwortungsvollen Alltag meistern. Schnell wird klar, dass die Bürde, die sie trägt, eigentlich viel zu schwer für sie ist.

Ich frage mich die ganze Zeit, wie sie das alles schafft, denn eigentlich studiert sie Mathematik und das sogar sehr erfolgreich, denn sie bekommt eine Promotionsstelle angeboten. Allerdings in Berlin, so dass sie Angst hat, was dann aus ihrer kleinen Schwester Ida wird, wenn sie sie mit der alkoholkranken Mutter allein zurücklässt.

Aber Tilda beklagt sich nie, sondern sucht immer nach Lösungen. Das macht sie mir besonders sympathisch.

Auch die kleine Ida muss man einfach lieb haben. Sie ist für eine Zehnjährige schon sehr weit. Es bleibt auch ihr ja nichts anderes übrig. Ida ist eher künstlerisch veranlagt und introvertiert. Sie zeichnet gerne und geht nur ins Schwimmbad mit Tilda mit, wenn es regnet, damit nicht so viele andere Leute da sind.

Besonders gut gefällt mir die Interaktion zwischen Tilda und Ida. Tilda ist niemals mit Ida böse und „befiehlt“ auch nichts, sondern macht Vorschläge. Besser könnte eine „funktionierende“ Mutter auch nicht handeln.

Auch die anderen Personen, wie z. B. Viktor, aber auch Nebenfiguren, wie Ursula, die ältere Dame im Schwimmbad, werden durch den anschaulichen Schreibstil der Autoren gefühlt real. Die Mutter von Tilda und Ida macht mich zum Teil wütend, aber manchmal tut sie mir auch leid.

Die Geschichte ist sehr spannend. Ich konnte mich kaum davon lösen und habe sie fast in einem Rutsch durchgelesen.

Fazit: Ein absolut fesselnder und stimmiger Roman, trotz der zum Teil traurigen Zustände keineswegs düster. Manche Passagen haben mich sogar schmunzeln lassen.

Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.12.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Alles anders als es scheint

Von Anfang an war ich durch den mitreißenden Schreibstil in die Geschichte hineingezogen. Gleich der erste Satz hatte eine Sogwirkung auf mich:

„Lange bevor Walter aus Versehen Gott wurde, suchte seine Chefin bereits nach Wegen, ihn loszuwerden.“

Es wird die Vorgeschichte erzählt, wie es dazu kam, dass der Protagonist Walter, Postbote, in die Christkindfiliale strafversetzt wurde: Ein Kleinkrieg mit einem Nachbarn, ziemlich absurd und mit Augenzwinkern erzählt. Ich war dabei voll auf Walters Seite.

Er scheint irgendwie fertig mit der Welt zu sein, aber dennoch ist mir gleich vom Anfang an klar, dass er einen großen Gerechtigkeitssinn hat.

Wie ist Walter so geworden? Das wird durch Rückblenden erzählt und manches davon ist ziemlich erschütternd. An manchen Stellen habe ich auch nur den Kopf geschüttelt, und zwar über die Gutmütigkeit des jungen Walter, die ihn letzten Endes in schlimme Situationen gebracht und ihn fast ruiniert hat, zumindest mental.

Als er dann beginnt, durch einen Briefwechsel, in dem er den lieben Gott spielt, dem kleinen Ben zu helfen, bin ich gerührt darüber, was Walter auf die Beine stellt. Mir kam es fast so vor, als sähe er in Ben einen Teil seines jüngeren Ichs.

Das Ende war für mich sehr überraschend, zwar recht traurig, aber zum Teil auch tröstend. Mehr kann ich nicht verraten, ohne zu spoilern. Ich fand es jedenfalls sehr passend.

Fazit: Großartig erzählte Geschichte mit ungewöhnlichem und unterschätztem Protagonisten. Obwohl insgesamt eher traurig, gibt es auch Stellen zum Schmunzeln.

Bewertung vom 16.12.2023
Monsteranwalt / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.2
Buckingham, Royce

Monsteranwalt / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.2


ausgezeichnet

Mitgefiebert, amüsiert und ein wenig gegruselt

Ich hatte bereits den ersten Teil dieser Reihe gelesen und mich nun gefreut, dass es mit diesem Buch eine Fortsetzung gibt.

Eigentlich fängt es jetzt mit dem „Monsteranwalt“ Daniel Becker erst richtig an, denn nun hat er seine eigene Kanzlei und vertritt vor allem sogenannte Monster. Bei vielen davon ist diese Bezeichnung nicht gerechtfertigt, denn es sind einfach nur Wesen mit zum Teil magischen Kräften, die sie vor der Allgemeinheit verborgen halten.

Der Hauptheld Daniel Becker ist mir zwar schon im ersten Teil ans Herz gewachsen, aber in diesem Buch ist meine Sympathie noch gewachsen. Der Typ hat wie jeder seine Schwächen, aber nimmt sich selbst oftmals nicht ganz ernst. Für seine Mandanten läuft er jedoch zu Höchstform auf.

In diesem Buch hat mir die Vielfalt seiner Fälle besonderen Spaß gemacht. Oftmals habe ich mich amüsiert gefragt: Wie kommt man denn nur auf so etwas? Beispiel: Ein Mann, der in Abbeizer gefallen ist und seitdem als glibberige Masse weiterlebt und mit toten Katzen gefüttert wird. Au weia!

Ich will nicht verraten was dahintersteckt, aber das ist nur einer von den skurrilen Fällen, um die sich Daniel Becker kümmert, und die das ganze Buch besonders witzig und abwechslungsreich machen.

Der Hauptstränge der Geschichte – die Sache mit den Hexen und der Fall der Bürgermeisterin, wie er bereits im Klappentext angekündigt ist – sind äußerst dramatisch, twistbehaftet und zum Teil brutal.

Ich bin da ziemlich empfindlich und sollte dieses Buch einmal verfilmt werden, möchte ich den Film nicht sehen. Aber als Lesestoff ist es in Ordnung.

Außerdem gefallen mir die Dialoge sehr und ich hoffe, dass es noch weitere Fortsetzungen geben wird.

Bewertung vom 11.12.2023
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


ausgezeichnet

Story und Schreibstil: überwältigend!

Was für eine Idee! Die Zwischenwelt als eine Art Einwanderungsbehörde darzustellen. Dort findet sich der Hauptheld dieses Buches, Maali Almeida, plötzlich wieder. Er hat keine Ahnung, wie er dahin gekommen ist. Er muss wohl tot sein, irgendjemand hat ihn umgebracht.

Nun hat er nur eine Woche Zeit, um die Hintergründe herauszufinden. Das ist bei seinem umtriebigen Leben als Kriegsfotograf und Zocker gar nicht so einfach.

Ich war sofort überwältigt vom Schreibstil dieses Autors. Schon nach der Leseprobe hätte ich am liebsten einfach weitergelesen. Aber ich musste warten, bis ich das ganze Buch hatte.

Neben der überaus spannenden Lektüre um diesen ambivalenten Charakter habe ich noch eine Menge über Sri Lanka und den dortigen Bürgerkrieg gelernt.

Ich lese gern ungewöhnliche Bücher über mir bis dato sehr fremde Kulturen, sofern sie auch noch eine mitreißende Story erzählen. Bei diesem Buch bin ich voll auf meine Kosten gekommen.

Fazit: Tolles Buch! Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.12.2023
Der Spurenfinder Bd.1
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder Bd.1


sehr gut

Hab mich köstlich amüsiert

Ein neues Werk von Marc-Uwe Kling! Ich mag seine Art von Humor und hier haben wir den gleich hoch drei, denn seine Töchter Johanna und Luise haben auch mitgemacht. Ich kann mir vorstellen, dass den dreien das Ausdenken der Geschichte und der zugehörigen Details sehr großen Spaß gemacht hat und sie sich gegenseitig mit Ideen übertroffen haben.

So locker und kinderleicht das Ganze auch erzählt wird, trotzdem steckt ein sehr spannender Kriminalfall darin. Der beginnt zwar erst etwas später nach detailreichen Schilderungen eines Jahrmarktbesuches, aber das hat seinen Grund. Letzten Ende stellt sich heraus, dass jede Szene wichtig war. Erahnen oder erraten konnte man die Auflösung vorher jedoch nicht.

Es ist wahrscheinlich etwas schwierig, eine genaue Zielgruppe für dieses Buch zu bestimmen. Als Kinderbuch ist es jedenfalls nicht ausgewiesen. Die Haupthelden sind neben dem Spurenfinder seine zwölfjährigen Zwillinge Ada und Naru.

Vielleicht wird es ja noch eine Fortsetzung geben. Die letzte Szene, die mit dem eigentlichen Krimi nichts zu tun hat, lässt es erahnen.

Insgesamt habe ich mich köstlich amüsiert.

Bewertung vom 06.12.2023
Bevor die Welt sich weiterdreht
Brosch, Luca

Bevor die Welt sich weiterdreht


ausgezeichnet

Neue Perspektive

Ich habe bereits einige Romane gelesen, die zur Zeit des Ersten und auch des Zweiten Weltkriegs spielen. Darunter war aber noch keiner aus Sicht der neutralen Schweiz. Ich mag es sehr, neue Perspektiven einzunehmen, wie hier durch die junge Schweizer Protagonistin Johanna Gabathuler.

Dieser Roman ist schon ein ziemlicher Wälzer und ich bin bei dickeren Büchern besonders gnadenlos. Das heißt, wenn der Autor es nicht schafft, mich schon auf der ersten Seite zu fesseln, hat er seine Chance vertan.

Hier bestand dafür aber keine Gefahr, denn ich fühlte mich gleich von Anfang an in die Szene hineingezogen. Eigentlich kein Wunder, denn das hier ist so etwas wie das Buch zum Film oder wohl besser zur Serie.

Es entwickelt sich ein richtiger Spionagethriller mit der jungen Krankenschwester Johanna mittendrin, der ihr Baby gleich nach der Geburt weggenommen wird. Sie will ihre Tochter unbedingt wiederfinden und dafür lässt sie sich auf Spionage ein und begibt sich in große Gefahr.

Es ist unheimlich spannend und nie weiß man ganz genau, wer hier welches Spiel spielt. Es gibt immer wieder Überraschungen.

Erstaunlich fand ich auch, dass der Autorenname Luca Brosch ein Pseudonym von Sebastian Stuertz ist. Den kenne ich von einem eher lustigen Buch (Ruslan aus Marzahn). Wahrscheinlich hat sich der Autor deshalb für dieses für ihn wohl neue Genre das Pseudonym gewählt.

Auf jeden Fall ist ihm dieses Werk sehr gelungen. Nervenkitzel und ein paar lehrreiche historische Hintergründe gibt es auch. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.12.2023
Nur Hilde küsste wilder
Wood, Dany R.

Nur Hilde küsste wilder


ausgezeichnet

Für alberne Cosycrime-Fans

Es war wieder ein großer Spaß, den neuen Band der Dorf-Krimireihe „Familie Jupp Backes ermittelt“ zu lesen.

Schon am Cover lässt sich erkennen, dass es sich um einen eher lustigen Krimi handelt. Trotzdem gibt es Morde, die überhaupt nicht zum Lachen sind.

Das Drumherum ist jedoch ziemlich witzig bis albern. Der saarländische Dialekt, der da ab und zu eingeflochten wird, ist zu niedlich. Hinten sind zwar Übersetzungen für einige Ausdrücke angegeben, aber das erschließt sich auch so beim Lesen.

Diesmal war der Mordfall besonders vertrackt. Der Autor hat mich ganz schön hinters Licht geführt. Das liebe ich. Es war – obwohl insgesamt witzig – nicht ganz so klamaukig wie der vorige Band, sondern eher zum Schmunzeln.

Fazit: Der inzwischen schon siebte Band dieser Reihe hat mich wieder sehr gut unterhalten und erheitert. Wer Cosy Crime mit kleinen Albernheiten mag, für den ist das Buch, oder besser die ganze Reihe, goldrichtig.

Bewertung vom 16.11.2023
Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1


gut

Spannender Krimi, aber der Erzählstil wird immer nerviger

Eigentlich ist es eine witzige Idee, die Geschichte von jemanden mit einer zusätzlichen Draufsicht erzählen zu lassen. Das ist Ernie Cunningham, der Bücher darüber schreibt, wie man gute Krimis schreibt. Diese Lehren setzt er beim Erzählen der Geschichte nun selbst um und weist immer wieder darauf hin, dass er das tut.

Der Krimi an sich ist zum Glück wirklich spannend. Ernie hält bei seiner Erzählweise schon die richtigen Gebote ein. Aber meiner Meinung nach fehlt das wichtigste (elfte) Gebot und das verletzt der Autor: Du sollst nicht nerven!

Ich habe mich jedenfalls wiederholt genervt gefühlt, denn anstelle pseudoschlauer Anmerkungen hätte ich mir eine effizientere Erzählweise gewünscht.

Nur die Neugier auf die Lösungen der wirklich vertrackten Rätsel hat mich bis zum Ende durchhalten lassen und mit dem Plot und der Auflösung bin ich sehr zufrieden.

Fazit: Spannender Krimi, aber der Erzählstil ist Geschmackssache.

Bewertung vom 09.11.2023
Mindset
Hotz, Sebastian

Mindset


ausgezeichnet

Fake it till you make it, auch wenn das niemals sein wird!

Ich interessiere mich für (allerdings seriöse) Finanzthemen und auch das Wort Mindset höre ich nicht zum ersten Mal. Aber ich habe es noch nie so witzig und fantasievoll aufbereitet gefunden wie in diesem Roman.

Sebastian Hotz nimmt sie aufs Korn, die selbsternannten Money-Coaches, diese Selfmade Business Typen, und stellt sie in der Person des Maximilian Krach dar. So herrlich übertrieben großkotzig. Aber auch ihre Anhänger, wie Mirko Mihalic, die in punkto Großspurigkeit kaum hinter dem „Leitwolf“ zurückbleiben, bekommen ihr Fett weg.

Ein großer Beschiss, bis ins Kleinste durchorganisiert, nur dass das wichtigste Details fehlt: Wirklich damit reich zu werden.

Hier wird das typische „Fake it till you make it“ gezeigt, nur dass das „till you make it“ niemals eintritt, und sich die Haupthelden in einer scheinbaren Endlos-Schleife aus Fakes befinden, bei denen einer den anderen zu übertreffen versucht.

Das Ganze ist dermaßen witzig aufbereitet, mit scharf beobachteten Zwischenbetrachtungen über die heutige Gesellschaft, dass ich beim Lesen andauernd schmunzeln musste.

Das Ende ist überraschend und stellt einen Aspekt des Mindset-Phänomens dar, den ich so noch nicht gesehen hatte. Es erklärt, warum die Typen sich selbst etwas in die Taschen lügen.

Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen. Es hätte meinetwegen ruhig noch etwas länger sein können. Sehr witzig und besonders zu empfehlen für Leser, die sich ansonsten mit zu viel Finanz- und Persönlichkeitsbildungsliteratur die Birne zuknallen.

Bewertung vom 06.11.2023
Club Las Piranjas
Werner, Mark;Lucht, Marko

Club Las Piranjas


sehr gut

Witzig und total in die heutige Zeit passend!

Bevor ich dieses Hörbuch genossen habe, habe ich mir noch einmal den alten Film von 1995 rausgesucht. Tatsächlich ist dieses Werk eine Fortsetzung davon, die fast 30 Jahre später spielt.

Edwin ist noch immer ein typischer, etwas nerviger Animateur. Schon im Film wurde er super von Hape Kerkeling dargestellt und in diesem Hörbuch bekommt er eine Wiederauferstehung – ebenfalls durch das Vorlesen von Hape Kerkeling.

Im alten Film hatte ich mich über die vielen zwar übertriebenen, aber dennoch allzu wahren Kleinigkeiten gefreut und im heutigen Hörbuch ist es nicht anders.

Die heutige Zeit bietet Stoff für neue Witze und der wurde von den Autoren angemessen verarbeitet. Besonders alles, was mit irgendwelchen technischen Details zusammenhängt, die dann immer irgendwie schiefgehen, weil sie so smart sind, dass da keiner mehr durchsieht – einfach herrlich.

Auch das immer wiederkehrende Auftauchen von roten Piranjas im Touch-Screen-Bewertungssystem aus grün und rot (gut und schlecht). Was für eine grandiose Idee!

Fazit: Wer damals den Film mochte, dem wird auch dieses Hörbuch gefallen.