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pw

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Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2023
Bevor die Welt sich weiterdreht
Brosch, Luca

Bevor die Welt sich weiterdreht


ausgezeichnet

Neue Perspektive

Ich habe bereits einige Romane gelesen, die zur Zeit des Ersten und auch des Zweiten Weltkriegs spielen. Darunter war aber noch keiner aus Sicht der neutralen Schweiz. Ich mag es sehr, neue Perspektiven einzunehmen, wie hier durch die junge Schweizer Protagonistin Johanna Gabathuler.

Dieser Roman ist schon ein ziemlicher Wälzer und ich bin bei dickeren Büchern besonders gnadenlos. Das heißt, wenn der Autor es nicht schafft, mich schon auf der ersten Seite zu fesseln, hat er seine Chance vertan.

Hier bestand dafür aber keine Gefahr, denn ich fühlte mich gleich von Anfang an in die Szene hineingezogen. Eigentlich kein Wunder, denn das hier ist so etwas wie das Buch zum Film oder wohl besser zur Serie.

Es entwickelt sich ein richtiger Spionagethriller mit der jungen Krankenschwester Johanna mittendrin, der ihr Baby gleich nach der Geburt weggenommen wird. Sie will ihre Tochter unbedingt wiederfinden und dafür lässt sie sich auf Spionage ein und begibt sich in große Gefahr.

Es ist unheimlich spannend und nie weiß man ganz genau, wer hier welches Spiel spielt. Es gibt immer wieder Überraschungen.

Erstaunlich fand ich auch, dass der Autorenname Luca Brosch ein Pseudonym von Sebastian Stuertz ist. Den kenne ich von einem eher lustigen Buch (Ruslan aus Marzahn). Wahrscheinlich hat sich der Autor deshalb für dieses für ihn wohl neue Genre das Pseudonym gewählt.

Auf jeden Fall ist ihm dieses Werk sehr gelungen. Nervenkitzel und ein paar lehrreiche historische Hintergründe gibt es auch. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.12.2023
Nur Hilde küsste wilder
Wood, Dany R.

Nur Hilde küsste wilder


ausgezeichnet

Für alberne Cosycrime-Fans

Es war wieder ein großer Spaß, den neuen Band der Dorf-Krimireihe „Familie Jupp Backes ermittelt“ zu lesen.

Schon am Cover lässt sich erkennen, dass es sich um einen eher lustigen Krimi handelt. Trotzdem gibt es Morde, die überhaupt nicht zum Lachen sind.

Das Drumherum ist jedoch ziemlich witzig bis albern. Der saarländische Dialekt, der da ab und zu eingeflochten wird, ist zu niedlich. Hinten sind zwar Übersetzungen für einige Ausdrücke angegeben, aber das erschließt sich auch so beim Lesen.

Diesmal war der Mordfall besonders vertrackt. Der Autor hat mich ganz schön hinters Licht geführt. Das liebe ich. Es war – obwohl insgesamt witzig – nicht ganz so klamaukig wie der vorige Band, sondern eher zum Schmunzeln.

Fazit: Der inzwischen schon siebte Band dieser Reihe hat mich wieder sehr gut unterhalten und erheitert. Wer Cosy Crime mit kleinen Albernheiten mag, für den ist das Buch, oder besser die ganze Reihe, goldrichtig.

Bewertung vom 16.11.2023
Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1


gut

Spannender Krimi, aber der Erzählstil wird immer nerviger

Eigentlich ist es eine witzige Idee, die Geschichte von jemanden mit einer zusätzlichen Draufsicht erzählen zu lassen. Das ist Ernie Cunningham, der Bücher darüber schreibt, wie man gute Krimis schreibt. Diese Lehren setzt er beim Erzählen der Geschichte nun selbst um und weist immer wieder darauf hin, dass er das tut.

Der Krimi an sich ist zum Glück wirklich spannend. Ernie hält bei seiner Erzählweise schon die richtigen Gebote ein. Aber meiner Meinung nach fehlt das wichtigste (elfte) Gebot und das verletzt der Autor: Du sollst nicht nerven!

Ich habe mich jedenfalls wiederholt genervt gefühlt, denn anstelle pseudoschlauer Anmerkungen hätte ich mir eine effizientere Erzählweise gewünscht.

Nur die Neugier auf die Lösungen der wirklich vertrackten Rätsel hat mich bis zum Ende durchhalten lassen und mit dem Plot und der Auflösung bin ich sehr zufrieden.

Fazit: Spannender Krimi, aber der Erzählstil ist Geschmackssache.

Bewertung vom 09.11.2023
Mindset
Hotz, Sebastian

Mindset


ausgezeichnet

Fake it till you make it, auch wenn das niemals sein wird!

Ich interessiere mich für (allerdings seriöse) Finanzthemen und auch das Wort Mindset höre ich nicht zum ersten Mal. Aber ich habe es noch nie so witzig und fantasievoll aufbereitet gefunden wie in diesem Roman.

Sebastian Hotz nimmt sie aufs Korn, die selbsternannten Money-Coaches, diese Selfmade Business Typen, und stellt sie in der Person des Maximilian Krach dar. So herrlich übertrieben großkotzig. Aber auch ihre Anhänger, wie Mirko Mihalic, die in punkto Großspurigkeit kaum hinter dem „Leitwolf“ zurückbleiben, bekommen ihr Fett weg.

Ein großer Beschiss, bis ins Kleinste durchorganisiert, nur dass das wichtigste Details fehlt: Wirklich damit reich zu werden.

Hier wird das typische „Fake it till you make it“ gezeigt, nur dass das „till you make it“ niemals eintritt, und sich die Haupthelden in einer scheinbaren Endlos-Schleife aus Fakes befinden, bei denen einer den anderen zu übertreffen versucht.

Das Ganze ist dermaßen witzig aufbereitet, mit scharf beobachteten Zwischenbetrachtungen über die heutige Gesellschaft, dass ich beim Lesen andauernd schmunzeln musste.

Das Ende ist überraschend und stellt einen Aspekt des Mindset-Phänomens dar, den ich so noch nicht gesehen hatte. Es erklärt, warum die Typen sich selbst etwas in die Taschen lügen.

Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen. Es hätte meinetwegen ruhig noch etwas länger sein können. Sehr witzig und besonders zu empfehlen für Leser, die sich ansonsten mit zu viel Finanz- und Persönlichkeitsbildungsliteratur die Birne zuknallen.

Bewertung vom 06.11.2023
Club Las Piranjas
Werner, Mark;Lucht, Marko

Club Las Piranjas


sehr gut

Witzig und total in die heutige Zeit passend!

Bevor ich dieses Hörbuch genossen habe, habe ich mir noch einmal den alten Film von 1995 rausgesucht. Tatsächlich ist dieses Werk eine Fortsetzung davon, die fast 30 Jahre später spielt.

Edwin ist noch immer ein typischer, etwas nerviger Animateur. Schon im Film wurde er super von Hape Kerkeling dargestellt und in diesem Hörbuch bekommt er eine Wiederauferstehung – ebenfalls durch das Vorlesen von Hape Kerkeling.

Im alten Film hatte ich mich über die vielen zwar übertriebenen, aber dennoch allzu wahren Kleinigkeiten gefreut und im heutigen Hörbuch ist es nicht anders.

Die heutige Zeit bietet Stoff für neue Witze und der wurde von den Autoren angemessen verarbeitet. Besonders alles, was mit irgendwelchen technischen Details zusammenhängt, die dann immer irgendwie schiefgehen, weil sie so smart sind, dass da keiner mehr durchsieht – einfach herrlich.

Auch das immer wiederkehrende Auftauchen von roten Piranjas im Touch-Screen-Bewertungssystem aus grün und rot (gut und schlecht). Was für eine grandiose Idee!

Fazit: Wer damals den Film mochte, dem wird auch dieses Hörbuch gefallen.

Bewertung vom 31.10.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


ausgezeichnet

Etwas Besonderes in eingeschliffenem Genre

Dieses Hörbuch hat mich immer wieder aufs Neue überrascht, besser gesagt überrumpelt.

Zunächst hatte ich nach ein paar Szenen den Eindruck, mich im Genre vergriffen zu haben, denn es schien doch eher Mystery oder Horror zu sein als Krimi oder Thriller.

Obwohl ich so etwas eigentlich nicht lese oder höre, konnte ich hier aber nicht anders als dranzubleiben, denn die Geschichte ließ mich einfach nicht los.

Hinzu kam eine weitere „A-Normalität“, und zwar: Obwohl mir der Protagonist Richard gleich sehr unsympathisch war, hatte der Autor dennoch meine Neugier geweckt, wie es mit diesem Typen weitergehen würde. Sonst lege ich ein Buch oder Hörbuch nach kurzem Hineinhören beiseite, wenn ich den Haupthelden nicht mag.

Mit der Zeit verstand ich Richard dann besser und ich konnte vieles was er tat und dachte sogar nachvollziehen.

Nach dem ersten Teil, der für sich schon eine spannende Geschichte bildet, kam die erste große Überraschung. Der zweite Teil begann mit einem gelungenen Twist, der viele Dinge, die ich beim Hören des ersten Teils angenommen hatte, total über den Haufen geworfen hat. Richard wurde mir nun sogar sympathisch.

Dann kam wieder einiges, das ich nicht erwartet hatte: Der zweite Teil wurde zunächst schleichend und nach hinten rasant noch dramatischer und fantastischer als der erste. Dennoch überlegte ich mir eine plausible Erklärung des Ganzen und lag damit ziemlich daneben.

Im dritten Teil habe ich es dann aufgegeben zu mutmaßen und durch die angenehme Stimme des Vorlesers zwar entspannt, aber auf alles gefasst, zugehört. Mit dem Ende war ich dann überaus zufrieden.

Es ist der Wahnsinn, wie Jo Nesbø es geschafft hat, mich mehrfach dermaßen an der Nase herumzuführen. Ich bin begeistert und empfehle das Buch jedem, der einen ganz besonderen Thriller sucht.

Bewertung vom 17.10.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Pageturner!

Ich konnte mich von diesem Roman schon nach ein paar Seiten kaum lösen.

Die Kurzbeschreibung wird dieser großartig erzählten Geschichte nicht gerecht. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich das Buch nur nach der Kurzbeschreibung abgelehnt.

Aber ich hatte in einem Podcast eine Besprechung dazu gehört und die hat mich neugierig gemacht. Darüber bin ich sehr froh, denn sonst hätte ich etwas verpasst.

Die Autorin hat für mich einen Pageturner-Schreibstil. Meistens gebraucht man das Wort Pageturner bei Thrillern. Dieser Coming-of-Age-Roman ist zwar kein Thriller, aber spannend und fesselnd ist er dennoch. Ich habe sehr mit der Protagonistin Billie mitfühlen können, als hätte ich das alles selbst erlebt.

Der Anfang ist ein Schock. Gleich im ersten Satz erfahren wir, dass ihre Mutter gestorben ist. Dann geht es zurück in die nahe Vergangenheit, die sich auf die Anfangsszene (Tod und Beerdigung) zubewegt. Danach geht es weiter mit einer Art Roadtrip, den Billie unternimmt, auf der Suche nach Antworten. Das Ende des Romans gefällt mir sehr.

Das Ganze ist toll konzipiert, so dass man es direkt verfilmen könnte. In meinem Kopfkino wurde der Film jedenfalls schon gespielt.

Umso erstaunter war ich, als ich erfuhr, dass das hier ein Debüt-Roman ist. Diese Autorin werde ich mir merken.

Ich bin sehr glücklich, dieses Buch gelesen zu haben, und gleichzeitig ein wenig traurig, dass es so schnell zu Ende war.

Bewertung vom 11.10.2023
Der Adventskalender zum Glück
Østli, Siri

Der Adventskalender zum Glück


ausgezeichnet

Köstlich amüsiert und berührt

Schon der erste Satz dieses Buches ist ziemlich gelungen:

„Merkwürdigerweise war es ein Weihnachtsmann, der sie aus dem Loch herauszog.“

Dann wird eben jenes „Loch“ beschrieben – eine Depression, in der die Hauptheldin Fie bis dahin steckt. Aber von Anfang an wird klar, dass es bergauf geht.

Das passiert auf sehr witzige Art und Weise. Fast jeden Tag bekommt Fie dazu von ihrer Schwester Sara eine Aufgabe – eben wie die Türchen in einem Adventskalender.

Es ist sehr amüsant zu verfolgen, wie Fie diese Aufgaben angeht, vor allem wie sie bei fast jeder davon übers Ziel hinausschießt.

Sie soll ihre neue, bisher trostlose Wohnung ein wenig dekorieren. Sie sucht sich jemanden mit einem Transporter und sie holen mal eben, als ihr Ex-Mann zur Arbeit ist, aus dem vorher gemeinsamen Haus eine Menge Möbel, denn schließlich stehen die ihr zu.

So ähnlich geht es weiter, z. B. bei der Aufgabe sich ein Haustier anzuschaffen. Wenn Fie etwas macht, dann immer absolut gründlich…

Ich musste an vielen Stellen herzhaft lachen. Es macht richtig Spaß, Fie zu begleiten und zu sehen, wie sie nach und nach „auftaut“. Sie hat dabei einen feinen Sinn für Humor.

Auch lernt Fie eine Menge neuer Freunde kennen, sehr unterschiedliche und interessante Charaktere. Natürlich verliebt sie sich auch neu. Es macht richtig Spaß, ihre Entwicklung und auch die der anderen Personen zu beobachten.

Es gibt dabei witzige und rührende, aber auch empörende Begegnungen. Das Buch ist von Anfang bis Ende abwechslungsreich und spannend.

Es ist eine gelungene leichte Freizeitlektüre und ganz sicher ein schönes Mitbringsel in der Adventszeit.

Bewertung vom 05.10.2023
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2


ausgezeichnet

Coole Mischung aus Miss Marple und Sherlock Holmes

Beim ersten Buch dieser Reihe dachte ich noch: Miss Marple, nur in modern!

Dieses Buch ist noch eine Steigerung davon: Mischung aus moderner Miss Marple und Sherlock Holmes.

Die Geschichte ist wieder sehr witzig und liest sich nur so weg. Der Mordfall scheint diesmal besonders vertrackt – ja fast schon unmöglich – zu sein.

Die Auflösung am Ende hat mich ein wenig an die alten Sherlock-Holmes-Krimis erinnert.

Das Zusammenspiel der drei Hobbyermittlerinnen und Freundinnen hat mir wieder sehr gefallen. Sie ergänzen sich einfach ganz wundervoll: Judith mit ihrem Witz und Scharfsinn, Becks mit ihrer Genauigkeit und Suzie mit ihrem Pragmatismus.

Zwischendrin habe ich herrlich lachen können. Ich sage nicht, worüber genau, denn ich möchte nichts verraten, nur so viel: eine eigentlich peinliche Situation, die Judith Potts aber locker mit einem Winken auflöst.

Als Formel ausgedrückt: Cosy-Crime = lustig bis albern + spannend bis vertrackt

Wer diese Formel mag, sollte dieses Buch lesen.

Obwohl es auch eigenständig funktioniert, vielleicht doch lieber erst nach dem ersten Teil (Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar).