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Traeumerin109

Bewertungen

Insgesamt 221 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2020
Wenn man vom Teufel spricht
Kunze, Heinz R.

Wenn man vom Teufel spricht


ausgezeichnet

Eines meiner Highlights des Jahres

In den 200 Zeitgeschichten dieses Buches spricht Heinz Rudolf Kunze nicht nur vom Teufel, sondern auch von Gott, von Wahrheit und Lüge, Liebe, Ignoranz und Toleranz, vom Leben und vom Sterben. Die Themen sind so vielfältig wie man es sich nur wünschen kann. Was immer wieder auftaucht, ob direkt oder indirekt, ist das Älterwerden mit allem was dazugehört. Hinter jedem Text steht das Entstehungsdatum, denn oft liefern politische oder gesellschaftliche Ereignisse den Zündstoff für philosophische oder auch scharfzüngig ironische Gedanken.
Dieses Buch zu lesen war wirklich ein Genuss! Nicht etwa weil die Texte den Leser umschmeicheln und einlullen, sondern weil es herrliche Geschichten und Gedichte voller Witz und Tiefgang sind, dabei ein Text besser als der nächste. Ich habe mich auf jeden neuen Text gefreut und wurde selten enttäuscht. Es handelt sich sowohl um Fließtexte als auch um solche in Gedicht- oder Liedform. Manche wirken wie Gebete an einen Gott, von dem der Autor sich selbst nicht so ganz sicher ist, ob er zuhört (einer meiner persönlichen Favoriten: „Ohne jedes Risiko“). Zum Inhalt kann und möchte ich nicht mehr sagen, denn ich finde die Texte muss man einfach selbst gelesen haben. Nur so viel: Da ist jede Menge dabei, ob tiefgründig, augenzwinkernd, kritisch, politisch oder einfach nur nachdenklich. Viele geflügelte Worte, Sprichworte, Wortspielereien, Metaphern, und oft überrascht die letzte Zeile dann doch wieder. Es ist meistens eine feine Art von Sarkasmus bzw. Ironie, die mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht hat. Viele Texte habe ich mehr als einmal gelesen und bei jedem Lesen etwas Neues entdeckt.
Wenn man Zeit und Muße hat, kann man versuchen herauszufinden, welches wie auch immer geartete öffentliche Ereignis oder Geschehen Kunze zu dem entsprechenden Text inspiriert haben könnte, aber oft wird es auch einfach ein persönliches Erlebnis gewesen sein.
Fazit: Die Texte in diesem Buch sind von einer Sprachgewalt und Ausdruckskraft, die ihresgleichen sucht, aber auch voller leiser Untertöne. Man kann sie gut zwischendurch lesen, aber wenn man nicht aufpasst bleibt man hängen, weil man neugierig auf den nächsten Text ist. Ich war traurig, als das Buch zu Ende war. Absolute Empfehlung für jeden!

Bewertung vom 29.06.2020
Mach doch, was du liebst
Allen, Jennie

Mach doch, was du liebst


ausgezeichnet

Ein wunderbares, ermutigendes Buch

Kennst du es auch, dieses Gefühl, dass da noch mehr sein muss in deinem Leben? Eine meistens unbestimmte Sehnsucht nach etwas, das du nicht genau benennen kannst? Vielleicht kennst du auch Gedanken wie diese: Mein Leben ist nichts Besonderes, wozu soll das alles gut sein, was fange ich nur mit all meinen angefangenen Lebensfäden an? Dann ist dieses Buch von Jennie Allen genau das Richtige für dich. Und auch wenn du denkst, dass dein Leben eigentlich ganz in Ordnung so ist, wie es ist: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es besonders viele Menschen gibt, denen man dieses Buch nicht ans Herz legen sollte.
Für mich war es mal wieder eins von den Büchern, die erst lange ungelesen im Regal stehen, mich aber dann, kaum dass ich angefangen habe zu lesen, so begeistern, dass ich es bereue sie nicht schon viel früher gelesen zu haben. Der Titel klingt wie der eines ganz normalen Ratgebers für Frauen, den man zur Hand nimmt und ohne großen Gewinn hinterher wieder ins Regal stellt – und brauchen wir überhaupt so etwas, Ratgeber für Frauen? Nun, zunächst einmal denke ich, dass dieses Buch auch von Männern gelesen werden kann. Da steckt so viel drin, dass wahrscheinlich jeder das ein oder andere daraus ziehen kann. Und ich persönlich bin sehr dankbar für dieses Buch, das mich immer wieder überrascht und bereichert hat.
Jennie Allen schreibt sehr warm, offen und einfühlsam. Ihr Thema ist groß und sehr allgemein, und doch hat sie es geschafft, dass es alles andere als allgemein wirkt. Im Gegenteil, es wirkt immer wieder sehr persönlich und intim, aber nicht aufdringlich. Ja, was macht man nun mit seinen Lebensfäden, mit seinen Talenten und Sehnsüchten, und noch viel wichtiger: Welche Talente und Sehnsüchte habe ich überhaupt und erlaube ich ihnen auch, sich zu zeigen? Was ist meine Aufgabe an genau dem Ort, mit genau den Voraussetzungen und den Menschen, die ich um mich habe, genau für mich? Auch wenn die Antwort darauf beim ersten Nachdenken vielleicht lautet: Nichts Besonderes, ein ganz normales Leben eben, ist Jennie der Meinung, dass es kein Leben und keine Aufgaben gibt, die man einfach so abtun sollte. Es geht natürlich schon darum, wie der Titel des Buches sagt, das was man macht zu lieben. Aber das fängt im Kleinen und Alltäglichen an und bedeutet nicht für jeden etwas Großes, weithin Sichtbares.
Fazit: Es ist nicht so leicht, Worte für den Inhalt des Buches zu finden, deshalb überlasse ich es euch, es einfach selbst zu lesen. Ich kann nur sagen: Lasst euch vom relativ harmlosen Äußeren nicht täuschen. Ich war und bin immer noch sehr begeistert von dem Buch. Es steckt so viel Weisheit und so viel Wahres darin, so viel Ermutigendes, dass es definitiv einen festen Platz in meinem Bücherregal bekommen wird. Und ich bin Jennie sehr dankbar dafür, dass sie ihre Aufgabe, die unter anderem darin bestand, dieses Buch genau für mich und hoffentlich viele andere zu schreiben, so gut und liebevoll gemeistert hat. Wenn ich könnte, würde ich dem Buch mehr als fünf Sterne geben.

Bewertung vom 29.05.2020
Choose
Teichen, Tobias

Choose


gut

Entscheidungen begleiten uns alle unser Leben lang. Doch wie treffen wir gute Entscheidungen? Woher sollen wir wissen, wohin sie uns führen? Tobias Teichen, Pastor des ICF München, beschäftigt sich in diesem Buch mit genau solchen und noch vielen weiteren Fragen. Vor allem aber möchte er seinen Lesern näherbringen, wie sie göttliche Entscheidungen treffen können. Dazu stellt er ihnen das göttliche Filtersystem vor, welches aus verschiedenen Filtern wie bspw. Bibel oder Gebet besteht.
Zunächst zum Äußeren: Es handelt sich, wie auch bei „Roots“ und „Move“, hierbei um ein etwas größeres Format, das wirklich schön daherkommt. Nicht nur das Cover, auch die einzelnen Kapitel sind sehr schön ausgestaltet, und das ganze Buch ist sehr gut strukturiert. Auch der Untertitel („Weil Vielleicht keine Entscheidung ist“) und das Thema haben mich neugierig gemacht.
Allerdings bin ich vom Inhalt alles andere als überzeugt. Ja, es gibt einige gute praktische Tipps zur Entscheidungsfindung, wie wir uns oft selbst dabei betrügen usw. Doch vieles fand ich, auch ohne mich vorher mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt zu haben, nicht besonders spannend oder neu, sodass die versprochenen Aha-Effekte meistens ausblieben. Und es gibt noch einen weiteren großen, für mich sehr entscheidenden Kritikpunkt, welcher seine Theologie betrifft: Tobias Teichen hat einen sehr klaren, griffigen Schreibstil, dem man gut folgen kann. Er wirkt auch als Mensch absolut offen und sympathisch, aber seiner Theologie, wie er sie in diesem Buch zeigt, kann ich nicht viel abgewinnen. Vieles ist zu wenig durchdacht, oder zu einseitig interpretiert und lässt auch keinen großen Diskussionsspielraum. Der Bibel wird viel Raum eingeräumt, wogegen ich nicht grundsätzlich etwas habe. Jedoch ist Bibellesen nicht für jeden so leicht zugänglich, wie Tobias es beschreibt, und ganz gewiss findet nicht jeder den gleichen Zugang dazu. Darüber hinaus gab es auch einige Stellen, an denen Bibelzitate auf eine Art und Weise interpretiert wurden, die ich theologisch und sachlich für falsch halte. Wenn z.B. die Stelle „Gott will, dass ihr ganz und gar ihm gehört. Hütet euch deshalb vor einem sexuell unmoralischen Leben“ (1. Thessalonicher 4,3) so ausgelegt wird, dass Sex innerhalb einer heterosexuellen Ehe ausgelebt werden soll, kann man mindestens darüber streiten. Aber wenn jemand sagt, das sei eine ganz deutliche Aussage Gottes an dieser Stelle, kann ich ganz gewiss nicht zustimmen. Und als explizite Entscheidungshilfe würde ich diese Stelle schonmal gar nicht beschreiben.
Fazit: Mir hat das Buch weder besonders geholfen noch gefallen, aber das kann bei anderen anders aussehen. Für mich ist die Zielgruppe des Buches einfach eine sehr spezielle, denn nicht alle Christen können davon berichten, dass sie in ihren Herzen Gottes Zusagen spüren, oder dass „ihnen Bibelstellen zugesprochen werden“. Es ist auf jeden Fall ein Buch, das sich gut lesen lässt, aber weiterempfehlen würde ich es nicht.

Bewertung vom 20.05.2020
Der Schattendoktor - Der weiße Stein
Plass, Adrian

Der Schattendoktor - Der weiße Stein


sehr gut

Was steht unter dem Strich

Die Geschichte von Jack und dem Schattendoktor geht weiter: Auch nachdem Jack schon einige Zeit mit Doc verbracht hat, gibt er ihm immer noch Rätsel auf. Noch immer scheinen die Fragen des älteren Mannes oft völlig zusammenhanglos zu sein, doch führen sie meistens zu erstaunlichen Entwicklungen. Im zweiten Band lernt Jack nicht nur den Schattendoktor, sondern auch sich selbst besser kennen.
Den zweiten Band fand ich nicht ganz so gut wie den ersten. Hin und wieder schienen mir die Beschreibungen recht umständlich, die Handlung etwas holprig und die Dialoge ein wenig gekünstelt und langatmig zu sein. Doch auch in diesem Buch hat mir die Art und Weise des Autors, mit dem Thema Glauben umzugehen, sehr zugesagt. Es geht um einen Glauben ohne leere Hüllen, Schubladendenken und Vorurteile. Ein Glaube, der viele Fragen offenlässt und nicht behauptet, sie alle beantworten zu können. Ein Glaube, der gelebt statt nur gepredigt wird. Ein Glaube, der voller Hoffnung ist und unser Leben und das der Menschen, denen wir begegnen, positiv verändern kann.
Auch gibt es immer wieder zwischendurch sehr interessante Dialoge zwischen Jack und Doc, in denen essentielle Fragen auf den Tisch kommen, wie beispielsweise: Was steht unter dem Strich? Was ist sicher? All das ist gewürzt mit der sehr speziellen Art des Schattendoktors: Klug, humorvoll und immer direkt stellt er seine Fragen oder gibt Antworten, die weitere Fragen aufwerfen. Dabei ist für ihn immer der Mensch der wichtigste auf der Welt, der ihm gerade gegenübersteht. Eine sehr inspirierende Einstellung, die Doc auch sehr authentisch verkörpert.
Fazit: Ein wenig schwächer als der erste Teil, aber immer noch gut, vor allem dank der Figur des Schattendoktors. Viele gelungene Dialoge und interessante Frage-Antwort-Spiele. Ein Buch, das es schafft, als Roman sehr gelungen das Thema Glaube aufzugreifen, ohne dabei allzu aufdringlich zu werden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2020
Schön ohne Aber
Eva-Maria Admiral, Annette Friese

Schön ohne Aber


sehr gut

Wie ich mich mit meinem Körper anfreunde

Dieses Buch ist eine Sammlung wahrer Lebensgeschichten und –berichte, überwiegend von Frauen, die sich und vor allem ihren Körper aus den verschiedensten Gründen abgelehnt haben. Es berichtet von Scham, Essstörungen, Selbsthass und Selbstzerstörung, aber auch davon, wie man es schaffen kann, seinen Körper lieben zu lernen.
Body shaming ist ein ziemlich weit verbreitetes Problem, welches wahrscheinlich die allermeisten Frauen kennen. Eine kleine unbedachte Bemerkung kann manchmal ausreichen, um die Selbstwahrnehmung zu trüben und uns zu unseren eigenen Feinden zu machen. Dann bekämpfen wir unseren Körper und das, was wir mit ihm verbinden. Daher behandelt dieses Buch ein sehr wichtiges Thema, und das aus christlicher Sicht. Alle, die in diesem Buch berichten, haben eine mehr oder wenige intensive Beziehung zu Gott, welche ihnen auf dem Weg zur Selbstannahme geholfen hat. Es sind authentische Geschichten, die auf jeden Fall auch helfen können, wenn man selbst mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat und beim Lesen denkt: „Ja, genau so ist es!“ Zwischendurch meldet sich immer wieder die Herausgeberin und Mitautorin Eva-Maria Admiral zu Wort, um ihre persönlichen Taktiken in dieser Beziehung darzulegen. Besonders zugesagt hat mir unter diesen der „Dekalog der Gelassenheit“, den ich so noch nicht kannte und wunderschön finde.
Es ist ein Buch, was man gut lesen kann, weil man die einzelnen Geschichten immer für sich lesen und zwischendurch eine Pause machen kann. Die Aufmachung ist auch schön, jede/r der Autor/innen ist mit einem oder mehreren Bildern vertreten, damit man weiß, wer da gerade zu einem spricht, das hat mir gut gefallen. Alle wirken auf jeden Fall gelöst und scheinen ihren Frieden mit sich selbst gemacht zu haben. Dennoch muss ich sagen, dass das Buch mich nicht berührt hat. Vielleicht gehöre ich nicht zur Zielgruppe (obwohl auch ich Body Shaming kenne). Doch es hat mich einfach nicht angesprochen, weil es für mich nichts Neues enthielt, nichts was ich für mich daraus ziehen konnte. Ich möchte aber betonen, dass das nur für mich gilt und bei anderen anders sein kann. Daher: Ein gutes Buch, aber nicht für mich.

Bewertung vom 30.03.2020
Der Schattendoktor (1): Der letzte Brief
Plass, Adrian

Der Schattendoktor (1): Der letzte Brief


ausgezeichnet

Ein wunderbares, tiefgründiges Buch

Jack und seine Großmutter standen sich immer sehr nahe. Nachdem sie gestorben ist und in ihrem letzten Brief an ihn von ihrer Begegnung mit dem Schattendoktor berichtet hat, nimmt Jack Kontakt mit dem rätselhaften Mann auf. Doc, wie er genannt wird, hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich den Schatten im Leben anderer Menschen zu widmen. Doch seine Therapieansätze sind oft merkwürdig, unorthodox und sehr geheimnisvoll, manchmal auch provokant. Aber erstaunlich oft hat er mit seiner Art Erfolg. Auch für Jack werden durch die Begegnung mit dem Schattendoktor die Weichen neu gestellt und er erhält die Chance, diesen zukünftig bei seiner Arbeit zu unterstützen. Doch was steckt hinter dem Mann, der anderen so gut zu helfen versteht?
Nachdem ich eigentlich christliche Romane nicht so gerne lese, hat mich doch der Klappentext dieses Buches überzeugt, es nochmal zu versuchen, und ich wurde nicht enttäuscht. Von Anfang an hat mich das Buch fasziniert und begeistert. Es ist wunderbar geschrieben und behandelt auf sehr charmante Art und Weise wichtige Themen: Wohin wenden wir uns, wenn wir Heilung benötigen? Was hilft, wenn wir verletzt sind? Gleichzeitig widersteht der Autor konsequent der Versuchung, mit religiösen Plattitüden um sich zu werfen. Obgleich es sich um ein christliches Buch handelt, welches auch den Glauben als Thema hat, drängelt dieser sich keinesfalls in den Vordergrund. Nichts von dem, was ich normalerweise in christlichen Romanen oft lese, und was mich immer stört, habe ich hier wiedergefunden. Und doch ist das Thema sehr subtil immer präsent. Ich fand es angenehm authentisch, dass Glaube nicht als etwas Selbstverständliches dargestellt wird, sondern gerade auch in seiner Ambivalenz und in seiner Verletzlichkeit, dass es auch darum ging, was starre Ansichten mit uns machen. Jack macht sich Sorgen um die Seele seiner Großmutter, gleichzeitig ist er selbst in seinem Leben zutiefst unzufrieden und fühlt sich leer. Das, was er zu haben meint, reicht nicht. Ganz besonders gelungen finde ich die Figur des Schattendoktors: Jemand, der in jeder Situation etwas völlig Unerwartetes sagen kann, das nicht nur Jack, sondern auch den Leser aus der Bahn wirft und zum Nachdenken bringt. Jemand, der gleichzeitig sehr kindlich naiv und doch unglaublich ernst und weise wirkt.
Ich kann all die negativen Rezensionen zu diesem Buch wirklich nicht nachvollziehen. Ja, man muss öfters über das Gelesene nochmal nachdenken, und Manches wird sich einem ähnlich wie Jack erst später erschließen. Aber gerade solche Feinheiten machen für mich ein gutes Buch aus. Ich denke nicht, dass es bei diesem Buch darum geht, herauszufinden, was genau der Autor/der Schattendoktor einem sagen will. Vielleicht geht es eher darum, zum einen die kritische Herangehensweise des Schattendoktors an den Glauben und zum anderen seine Art, auf Menschen zuzugehen, als Anstoß zum Nachdenken zu nehmen. Dann können wir wahrscheinlich alle viel von ihm lernen, z.B. den Menschen, der uns gerade gegenübersteht, als wichtigsten Menschen auf der Welt wahrzunehmen.
Fazit: Ein wunderschönes Buch, brilliant geschrieben und voller tiefgehender Erkenntnisse und witziger Dialoge. Ich habe die Lektüre sehr genossen und werde auf jeden Fall weitere Bücher des Autors lesen.

Bewertung vom 27.02.2020
Unverschämt schamlos
Bolz-Weber, Nadia

Unverschämt schamlos


ausgezeichnet

Beeindruckendes Plädoyer für mehr Offenheit

Nadia Bolz-Weber bringt in ihrem neuen Buch ein sehr wichtiges, aber auch nicht gerade einfaches Thema zur Sprache: Sexualität, insbesondere der Umgang vieler Christen mit dieser und die damit einhergehende Scham, begegnet ihr in ihrem Leben als Pastorin immer wieder. Viele Menschen leiden unter Engstirnigkeit, falschen Vorstellungen, Schuldgefühlen und Unsicherheit, welche die kirchliche Sexualmoral in ihnen wachruft. Die Autorin plädiert für nichts weniger als eine sexuelle Reformation, einen gänzlich neuen und anderen Umgang mit der ganzen Thematik.
Die Idee, das Problem so anzugehen, wie Nadia Bolz-Weber es hier tut, finde ich sehr gut. Es ist (leider) immer noch ein hochaktuelles Thema, welches zu oft marginalisiert oder gleich ganz totgeschwiegen wird. Die Art der Autorin, wie ich sie auch aus ihren anderen Büchern kenne, ist an dieser Stelle genau die richtige: erfrischend, offen, direkt, feinfühlig – jemand, der nicht theoretisch über das Thema philosophiert bzw. theologisiert, sondern von ganz alltäglichen Beispielen berichtet, welche sich erschreckend ähnlich sind. Sexualität war schon immer ein schwieriges Thema für Kirche und Christentum. Es ist eine Geschichte voller Scham, Vorwürfe, verquerer Vorstellungen und Selbstgerechtigkeit. Mit dem Sex bis zur Ehe warten, Homosexualität ist gleichzusetzen mit Besessenheit, eine gute Frau/ein guter Mann hat so und nicht anders zu sein…diese Aussagen bzw. Ideen kennen wir wahrscheinlich fast alle, tun sie aber als veraltet ab. Nadia Bolz-Weber zeigt, dass das keinesfalls so ist, sondern anscheinend immer noch viel zu oft gepredigt wird.
Die Autorin hat hier ein absolut lesenswertes Buch geschaffen, das sich mit diesem so wichtigen Thema befasst, und zwar auf eine sehr ansprechende Weise. Ansprechend nicht in dem Sinne, dass sie keine unbequemen Wahrheiten aussprechen würde, sondern einfach weil sie das voller Liebe und Glauben tut und sich trotz allem bemüht, nicht zu verurteilen. Es muss einen Weg geben, auch erfüllendes Glück beim Sex erleben zu können, und diesen möchte Nadia zusammen mit ihren Lesern beschreiten.
Fazit: Für mich ein sehr gutes Buch, das bestimmt gerade für Menschen, die Ähnliches erlebt haben wie in Nadias Geschichten, wohltuend und heilend sein kann. Aber auch wenn man das Glück hatte, davor verschont zu bleiben, ist es eine Bereicherung. Zudem kann man das Buch auch gut lesen, es ist nicht langweilig, auch nicht zu theoretisch, sondern wird immer wieder von eigenen Erfahrungen der Autorin aufgelockert. Klare Leseempfehlung von mir!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2020
Thomas - Leben auf die harte Tour
Kofmehl, Damaris

Thomas - Leben auf die harte Tour


gut

Eine krasse Lebensgeschichte

Thomas hat eine harte Kindheit: Sein Vater schlägt ihn, die Mutter schenkt ihm keine Zuneigung, stachelt den Vater sogar noch gegen ihn auf. Schon früh will Thomas sich das Leben nehmen, doch der Versuch misslingt. Je älter er wird, desto härter wird auch er selbst. Prügeleien sind bald an der Tagesordnung, er wird Neonazi und steigt in die Rockerszene ein. Gewalt und Rücksichtslosigkeit kennzeichnen seinen Alltag, mehrmals wird er fast zum Mörder. Doch dann geschieht etwas Außergewöhnliches, das sein ganzes Leben auf den Kopf stellt.
Damaris Kofmehl hat schon viele solcher Bücher geschrieben, die auf wahren Lebensgeschichten basieren und sich als Roman tarnen. Es sind immer krasse Geschichten und verfahrene Leben, scheinbar ohne Hoffnung, die am Ende doch Mut machen und ein eindrucksvolles Bild eines liebenden Gottes vermitteln. Auch die Geschichte von Thomas ist beeindruckend, voller Gewalt und Lieblosigkeit und wendet sich doch am Ende zum Guten. Ich mochte diese Bücher von der Autorin immer sehr gerne, sie schreibt spannend und ihre Protagonisten sind mir schon oft ans Herz gewachsen. Dieses Buch allerdings hat mir nicht so gut gefallen. Hinsichtlich der Art, wie das Ganze geschrieben ist, wäre noch viel Steigerungspotenzial gewesen. Mir fehlen die feinfühligen Einblicke in die Tiefen der Psyche, die ich aus den anderen Büchern von Damaris Kofmehl kenne. Thomas bleibt beim Lesen fremd und unnahbar, deshalb fällt es mir als Leser auch schwer, mich mit ihm zu identifizieren. Die Ereignisse folgen einfach Schlag auf Schlag, ohne näher beleuchtet zu werden. Das finde ich schade, denn die Geschichte hat auf jeden Fall das Potenzial, viele Menschen zu erreichen.
Fazit: Ich kann dem Buch leider nur drei Sterne geben. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte an sich lesenswert. Sie steckt voller Hoffnung und zeigt eine sehr eindrückliche Gotteserfahrung trotz der nicht gerade idealen Voraussetzungen.

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