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Bücherwelt1967
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Bücher

Bewertungen

Insgesamt 44 Bewertungen
Bewertung vom 07.04.2021
Der Schneeleopard
Tesson, Sylvain

Der Schneeleopard


ausgezeichnet

"Der Schneeleopard" ist ein grandioses Leseabenteuer. Bereits die Gestaltung des Covers fällt sofort ins Auge, das eher schlichte Motiv und die kühlen Farben harmonieren perfekt mit dem Inhalt des Buches.
Der Reiseschriftsteller Sylvain Tesson und der Tierfotograf Vincent Munier begeben sich auf eine gemeinsame Reise nach Tibet, um den seltenen Schneeleoparden aufzuspüren. Sie nehmen dafür beschwerliche Umstände in Kauf, harren in eisiger Kälte bei - 30 Grad Celsius aus, üben sich in Geduld, um dann tatsächlich im tibetischen Hochland den Schneeleoparden zu sichten. Diese Begegnung beschreibt Tesson in feinsinnigen, poetisch klingenden Sätzen - voller Respekt gegenüber diesem majestätischen Lebewesen. Diese Begegnung war für ihn ein magischer Moment, an der er den Leser teilhaben lässt. Auch seine abschweifenden Sätze über die Natur und den Menschen sind tiefgründig und durchdacht.
Für mich ist "Der Schneeleopard" eines der Bücher, die man in Erinnerung behalten wird.
Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 31.03.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


ausgezeichnet

Cho Nam-Joo hat einen klugen und feministischen Roman geschrieben, der die unterdrückte Rolle der Frauen im modernen Südkorea widerspiegelt und Fragen aufwirft.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Kim Jiyoung, die in einer normalen Familie in Seoul aufwächst, eine gute Schülerin und Studentin ist und doch nur schwer auf dem Arbeitsmarkt eine entsprechende Position findet, weil sie eine Frau ist. Deutlich zeigt die Autorin die alltägliche Benachteiligung der Mädchen bzw. Frauen auf. Immer wieder elebt die Protagonistin Ungerechtigkeiten, Diskriminierung und Sexismus. Kim Jiyoung kämpft, doch irgendwann kann sie nicht mehr und erkrankt psychisch. Der Roman ist aus Sicht des Psychiaters geschrieben, der Kims Lebensgeschichte unaufgeregt und in einem eher kühlen Ton porträtiert.
Zu Recht war dieses Buch in Korea und in vielen anderen Ländern sehr erfolgreich, da es wichtige und aktuelle Themen anspricht und hoffentlich die Menschen aufrüttelt, Dinge zu verändern. Ein empfehlenswertes Buch!

Bewertung vom 09.03.2021
Hard Land
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Benedict Wells erzählt in seinem neuen Roman über einen 15jährigen Teenager, Samuel Turner. Der Sommer im Jahr 1985 verändert das ganze Leben von Sam, er ist zum ersten Mal verliebt und wird mit einem sehr schmerzhaften Verlust konfrontiert.
Sam findet über einen Ferienjob Zugang zu einer Clique, mit der er fortan seine Zeit verbringen wird. Er teilt mit seinen neuen Freunden positive Erlebnisse, aber auch seine Ängste und Sorgen.
Benedict Wells beschreibt eindrucksvoll die Gefühlswelt des jungen Sam. Authentisch schildert er die emotionale Ambivalenz: die Höhenflüge und die Unbeschwertheit der Jugend und andererseits die Verletzbarkeit und den Schmerz. Sam schwankt in diesem Sommer zwischen Euphorie und Melancholie. Glück und Unglück liegen nah beieinander.
Wells lässt mit seiner atmosphärischen und bildhaften Sprache die 80er auferstehen und versetzt den Leser in jene Zeit.
Für mich ist es der bisher beste Roman des Autors und ich empfehle ihn sehr gern weiter.

Bewertung vom 18.02.2021
Unter Wasser Nacht
Hauff, Kristina

Unter Wasser Nacht


sehr gut

Kristina Hauff hat einen unterhaltsamen und fesselnden Roman über das Verschwinden eines Kindes geschrieben. Aaron ist der einzige Sohn von Thies und Sophie, sie wohnen zusammen mit dem befreundeten Paar Bodo und Inga sowie deren Kindern Jella und Lasse im idyllischen Wendland. Der unaufgeklärte Tod von Aaron wirft viele Fragen auf, führt auch zu einem Bruch der Freundschaft. Negative Gefühle wie Neid, Mißgunst und Schuld kommen zum Vorschein. Erst als eine Fremde auftaucht, finden die Paare wieder zueinander. Um diese fremde Frau entwickelt sich eine eigene Geschichte, die wie auch der Tod des Jungen zum Schluss aufgeklärt wird.
Der Roman ist zugleich Familiendrama, Beziehungsgeschichte und Kriminalroman. Der Spannungsbogen hält bis zum Schluss. Die Figuren sind authentisch beschrieben und doch erscheint die ein oder andere Handlung unlogisch.

Bewertung vom 08.02.2021
Big Sky Country
Wink, Callan

Big Sky Country


sehr gut

Callan Wink hat einen unterhaltsamen Entwicklungsroman geschrieben, in dem das Heranwachsen von August erzählt wird. Als Sohn eines Farmers in Michigan lernt August schon früh das landwirtschaftliche Leben und die damit verbundene harte Arbeit kennen.
Die familiäre Situation ist nicht gerade rosig, denn seine Eltern leben getrennt auf einem Grundstück. Nach seinem Schulabschluss zieht er mit seiner Mutter nach Montana und besucht seinen Vater fortan nur noch in den Ferien. August versucht seinen eigenen Weg zu finden, weiß aber nicht so recht, was er will. Er arbeitet auf einer Farm, lernt neue Leute kennen, doch echte Freunde findet er nicht. Auch bei den Frauen hat er nicht wirklich Glück. Nach einem Unfall landet er wieder bei seiner Mutter.
Der Roman ist gut geschrieben und konnte mich in weiten Teilen fesseln, aber etwas mehr Spannung hätte es sein dürfen. Leider war mir nicht eine einzige Figur des Buches wirklich sympathisch, das lag vor allem daran, dass Tiere nur als Fleischlieferanten gesehen wurden. Das ist ein sehr konservatives Bild und nicht gerade zeitgemäß.

Bewertung vom 28.01.2021
Vati
Helfer, Monika

Vati


ausgezeichnet

Monika Helfer erzählt in ihrem neuen Roman mit viel Wärme und niemals wertend über ihren Vater und geht dabei auf Spurensuche nach ihrer eigenen Vergangenheit.
Helfer erzählt kurz und knapp, aber intensiv und mit viel Feingefühl. Sie gibt viel Persönliches preis, zeichnet eine ungeschönte Vaterfigur mit Ecken und Kanten.
Der Vater kann aufgrund der schwierigen Umstände in seinen jungen Jahren nicht studieren, im Krieg verliert er das halbe Bein, wird zum Invaliden. Er redet nicht viel, ist schweigsam, die schwere Zeit hat Spuren hinterlassen. Der Vater steht stellvertretend für eine ganze Generation Väter- gezeichnet vom Krieg.
Monika Helfer springt in den Zeiten, setzt eigene und fremde Erinnerungen schemenhaft zusammen, es entsteht ein gewollt unvollständiges, aber authentisches Bild des Vaters.
Helfer hat ein Buch der leisen Töne geschrieben, nur knappe 173 Seiten lang und doch kommt es mit einer emotionalen Wucht daher. Eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.01.2021
Essen gut, alles gut
Niemeier, Heike

Essen gut, alles gut


ausgezeichnet

In diesem Ratgeber erfährt der Leser viel Neues über gesunde Ernährung, wird aber auch motiviert, das theoretisch erlangte Wissen in die Praxis umzusetzen, das liegt an dem undogmatischen Schreibstil der Autorin und auch daran, dass es keine Verbote gibt.
Niemand möchte sich seine Ernährungsgewohnheiten vorschreiben lassen, die Ernährungswissenschaftlerin Heike Niemeier hat dies zum Glück erkannt - im Gegensatz zu anderen Autoren.
Niemeier geht auf wichtige Themen der Ernährung ein, klärt über Bestandteile unserer Nahrung auf, baut ein paar gesunde Rezepte ein und lässt auch persönliche Erfahrungen miteinfließen. Ihr Buch ist nicht nur ein Nachschlagewerk, sondern eine gut lesbare, fast schon unterhaltsame Lektüre, die Spaß macht. Besonders gelungen ist die Mischung aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen.
Für alle, die sich mehr mit dem Thema gesunde Ernährung beschäftigen wollen, ist es eine Empfehlung.

Bewertung vom 14.12.2020
Uri Buri - meine Küche
Jeremias, Uri;Mangold, Matthias F.

Uri Buri - meine Küche


ausgezeichnet

Uri Buri ist in Israel ein berühmter Koch und sein gleichnamiges Restaurant genießt einen erstklassigen Ruf - nicht nur in seiner Heimat.
Bekannt geworden ist er vor allem für seine hervorragenden Fischgerichte und natürlich stehen diese daher im Mittelpunkt, jedoch handelt es sich nicht nur um eine Sammlung von Rezepten, Uri Buri bringt vielmehr seine eigene Geschichte und Lebensphilosophie mit ein. So verwundert es nicht, dass fast die Hälfte des Buches keine Rezepte enthält. Dafür erfährt der Leser viel über Uris Welt und erhält nützliche Tipps für die Küchenpraxis.
Auch wenn vor allem Fischrezepte präsent sind, finden sich auch einige andere exzellente Rezepte von Uris Spezialitäten oder auch Salat- und Dessertrezepte.
Hervorzuheben sind unbedingt noch die ansprechenden und wundervollen Fotos, die motivieren, die Rezepte nachzukochen.
Fazit: ein tolles Kochbuch für jeden Fischliebhaber.

Bewertung vom 20.10.2020
Jahresringe
Wagner, Andreas

Jahresringe


ausgezeichnet

Andreas Wagner hat einen bewegenden Debütroman darüber geschrieben, was es bedeutet, seine Heimat verlassen zu müssen und eine neue Heimat zu suchen.
Er erzählt die Lebensgeschichte von Leonore Klimkeit, die allein als Heranwachsende aus Ostpreußen fliehen muss. Sie findet in einem kleinen Ort zwischen Köln und Aachen Zuflucht, bleibt aber doch für die Einheimischen eine Fremde. Der nahegelegene Wald wird für sie zu einem Stück Heimat in der Fremde, er spendet Trost, gibt Halt, doch der Wald muss dem Braunkohle- Abbau weichen. Das gesamte Dorf wird umgesiedelt. Leonore muss wieder ihre vertraute Umgebung verlassen, sie zieht mit ihrem Sohn in eine neue Siedlung. Der Wald wird immer weiter gerodet. Die Generation der Enkelkinder von Leonore ist tief gespalten hinsichtlich der Rodung des Waldes: während Sarah als Aktivistin den Wald schützen möchte, befürwortet ihr Bruder dessen Abholzung, da er aufgrund seiner eigenen Beschäftigung davon profitiert.
Neutral und leicht verständlich beschreibt Andreas Wagner diesen Konflikt, der eine umfassende Bedeutung hat: darf man die Natur zugunsten von Arbeitsplätzen und Gewinn immer weiter zerstören? Es sind wichtige Fragen zu aktuellen Themen, die der Autor aufwirft. Besonders hat mir der Schreibstil gefallen, bildhaft, ruhig und klar strukturiert schreibt Wagner. Hoffentlich folgen noch weitere Bücher.

Bewertung vom 01.10.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Die sechzehnjährige Stefania arbeitet in einem Geschäft der jüdischen Familie Diamant. Sie haben ein liebevolles und familiäres Verhältnis zueinander. Als die Deutschen in Polen einmarschieren, unterstützt Stefania die Diamants und bringt sich selbst und ihre kleine Schwester oft in Gefahr. Schließlich versteckt sie 13 Juden auf dem Dachboden ihrer Wohnung und versorgt sie mit dem Nötigsten. Stefania ist eine wahre Heldin, sie leistet Widerstand und handelt menschlich in sehr schwierigen Zeiten.
Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten und wird authentisch und bewegend erzählt. Obwohl die Geschichte an sich traurig und melancholisch ist, wird dem Leser durch die starke Hauptfigur auch ein Stück Hoffnung vermittelt, dass es auch in den dunkelsten Zeiten immer Menschen gibt, die Schwächeren helfen werden und Mut beweisen.
Sharon Cameron erzählt eindringlich und bildhaft über ein dunkles Kapitel unserer Geschichte. Ihr Roman ist eine klare Leseempfehlung.