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Gwynnys Lesezauber - Bloggerin & Lektorin
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Nüdlingen
Über mich: 
Buchverrückte mit der tiefen Leidenschaft für das geschriebene Wort. Ich lese nicht, ich tauche ein in fremde Welten, erlerne Magie und zähme Drachen! Ich lektoriere nicht, ich höre auf die Melodie eines Textes und fische die falschen Töne heraus.

Bewertungen

Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2024
Ach, wie gut, dass niemand weiß ...
Essig, Rolf-Bernhard

Ach, wie gut, dass niemand weiß ...


gut

»In diesem Buch über Sprichwörtliches im Märchen geht es natürlich hauptsächlich um die schönsten, bekanntesten und rätselhaftesten Formeln in Märchen und deren Erklärung.«

Aus „Ach, wie gut, dass niemand weiß …: Sprichwörtliche Redensarten aus dem Märchenreich“ von Rolf-Bernhard Essig aus dem Duden Verlag


KURZMEINUNG
Ein schöner Fundus, leider sprachlich nicht so zugänglich für jüngere Lesende.


SCHREIBSTIL & MEHR
Das Buch ist eine gute Unterstützung für Leute wie mich, die sich mit der Sprache und ihrer Herkunft auseinandersetzen. Gerade als Lektorin ist das ein schönes Werk für mich, um zwischenzeitlich darin Blättern zu können. Auch wenn man einfach wissen möchte, ob man eine märchenhafte Redensart eigentlich korrekt nutzt, kann man sich an dieses Büchlein wenden.
Wissenswert ist hierbei auch, was wir alles in unseren Sprachgebrauch aufgenommen oder gar abgewandelt haben. Wie alt manch ein Sprüchlein ist und dass es ursprünglich einmal etwas gänzlich anderes aussagen sollte.
Thematisch ein wenig sortiert, kann man sich gut orientieren und auch gezielt lesen. Das Buch muss man aus diesem Grund nicht von vorne bis hinten durchlesen, sondern kann sie je nach Wissbegierde einlesen. Hinten im Werk gibt es dafür auch ein Register, in dem die Sprüche nach dem Alphabet sortiert zu finden sind. Dafür muss man allerdings auch wissen, wie sie wirklich lauten.
Was ich sehr schade finde, wofür ich auch wirklich Abzug geben muss, ist die sprachliche Aufbereitung oder Erreichbarkeit für unsere jungen Leser. Gerade interessierte Kinder im Alter ab 9 Jahren (und ja, die gibt es!) werden sich hier sehr schwertun. Die Sprache ist für mich nicht problematisch, aber für viele Lesende unnötig gestelzt und amtlich. Sehr schade, denn die Lektüre wäre für die Schule gar nicht schlecht. Ich denke da etwa an die 4. Klasse, die hier in Bayern das Thema Märchen durchnimmt und auch selbst eines schreiben muss. Sicher kann die Lehrkraft das aufarbeiten, aber wir alle wissen, wie viel eine Lehrkraft heutzutage leisten muss. Es wäre schön, wenn Wissen wie dieses auch jüngeren Menschen zugänglich gemacht, statt mit einer sprachlichen Barriere ausgestattet werden würde. Natürlich gibt es in jedem Alter Ausnahmen. Einige werden es verstehen, andere daran verzweifeln. Aber im Großen und Ganzen hätte man das Konzept ein wenig anders gestalten können. Denn Märchen begeistern Jung und Alt – und so sollte man an das Thema auch herangehen, finde ich.


FAZIT
Ein schönes Werk für erwachsene Lesende, leider sprachlich nicht gut aufbereitet, so bleiben jüngere Lesende leider auf der Strecke. Dennoch eine schöne Ergänzung für die fachliche Bibliothek.


©Teja Ciolczyk, 21.01.2024

Bewertung vom 19.12.2023
Eine Weihnachtsgeschichte
Dickens, Charles;Aisato, Lisa

Eine Weihnachtsgeschichte


ausgezeichnet

KIDS-Rezension – Eltern und Kinder lesen gemeinsam.


„Nichts“, sagte Scrooge. „Nichts. Gestern Abend hat an meiner Tür ein Junge ein Weihnachtslied gesungen. Ich wünschte, ich hätte ihm etwas gegeben, das ist alles.“
Der Geist lächelte nachdenklich und machte eine Handbewegung. Dabei sagte er: „Sehen wir uns noch ein weiteres Weihnachtsfest an.“

Aus „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens


ÜBER DAS BUCH
„Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens ist wirklich schon sehr alt. Diese Übersetzung aus der englischen Sprache ist bereits von 1843, ein stolzes Alter, findet Ihr nicht?
UNSER EINDRUCK
Eine traurig-schöne und herzerwärmende Geschichte, die uns die wahre Bedeutung von Weihnachten zeigt.


DAS SAGEN WIR ZUM BUCH
Mein Sohn (10) sagt dazu:
Das Schönste war das Ende, weil es das ist, was Weihnachten für mich ist. Herzliche und gute Taten, ohne dass man etwas dafür verlangt. Aber wer diese Taten begeht, das verrate ich nicht. Der Neffe vielleicht, oder die beiden Männer, die Spenden sammeln? Da müsst Ihr schon selbst lesen. ^^

Diese Geschichte mag schon bald 200 Jahre alt sein, aber es ist ganz erstaunlich, wie wahr sie noch ist. Ich weiß, Ihr freut Euch an Weihnachten am meisten über die Geschenke und das gute Essen. Das dürft Ihr auch, denn es ist schön, dass ihr so leuchtende Augen bekommt und aufgeregt seid! Aber was auch ganz wichtig ist – am wichtigsten: die gemeinsame Zeit mit der Familie, Liebe, warme Worte und ganz viel Harmonie. Findet Ihr nicht auch? Denn was hat man von Geschenken, wenn sich alle streiten?
Und genau das ist es, worum es in diesem Buch geht. Was bringt uns Geld in Hülle und Fülle, wenn wir niemanden haben, für den wir es ausgeben können? Wenn wir allein sind und keinem eine Freude bereiten können? Um das Teilen mit Menschen, die weniger haben. Um Herzensgüte und Mitgefühl.
Die Geschichte ist schon oft sehr traurig und schaurig ist sie zwischendurch auch ganz doll. Deswegen lest sie lieber mit Euren Eltern, wenn ihr erst so 10 Jahre alt seid. Dann könnt Ihr Euch unter der Decke verstecken, während die Person, die Euch vorliest, die Geschichte weitererzählt und Euch ganz schnell die Angst nehmen kann, weil es in diesem Buch eigentlich um etwas ganz Wundervolles geht: Weihnachten!
Die wunderschönen Bilder stammen von der talentierten Lisa Aisato. Wenn Ihr noch ein traurig-schönes Weihnachtsbuch lesen wollt, das mit ihren Bildern lebendig wird, dann lest „Die Schneeschwester“ von Maja Lunde.
Und wundert Euch nicht über die Sprache von Charles Dickens. Es ist ja schon eine ganze Weile – eine enorme Weile! – her, dass er sie geschrieben hat. Damals hat man noch ganz anders gesprochen. Irgendwie geschwungen und schön, finde ich.

Und nun lasst Euch vom Zauber der Weihnacht einhüllen und habt ganz wundervolle Festtage! ♥


©Teja & Fabian Ciolczyk, 19.12.2023

Bewertung vom 19.12.2023
Der Formbrecher / Minen der Macht Bd.2
Hennen, Bernhard;Valentin, Mira;Feuerbach, Sam

Der Formbrecher / Minen der Macht Bd.2


ausgezeichnet

Hörbuch-Rezension


„Oha. Verstehe. Lass mich reden. Hier ist Diplomatie gefragt.“
Diesen Ausdruck hatte Kröte schon mal gehört. Er bedeutete so etwas wie viel reden und wenig handeln.

Aus „Minen der Macht II: Der Formbrecher“ von Sam Feuerbach, Bernhard Hennen, Mira Valentin, Greg Walters und Torsten Weitze


SCHREIBSTIL & MEHR
Zum Buch
Band 1 war schon sehr genial und man wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das lag nicht allein an dem Thriller-Anteil, der natürlich eine ordentliche Portion Spannung bereithält. Vielmehr sind es die vielschichtigen Protagonisten.
Man merkt einfach, dass jeder von einem anderen Autor/einer anderen Autorin geschrieben wurde. Aber nicht etwa so, dass es beim Lesen stört. Nein, sie haben einfach alle ihre ganz eigene Einfärbung, die das Ganze lebendig und authentisch wirken lässt. Mein Liebling ist noch immer Rami, aber ich mag auch Kröte und den Hauptmann sehr gern. Am wenigsten werde ich mit Nasiima warm, doch es ist nach diesem Band schon ein bisschen besser geworden.
Ich finde einfach, es ist eine Meisterleistung, 5 AutorInnen auf diese harmonische Art und Weise in einem Buch unterzubringen. Vermutlich erkennt man die einzelnen AutorInnen als KennerIn der eigenen Lieblinge wieder. Kröte habe ich sofort wiedererkannt und hernach Rami. Bei den anderen habe ich mich ein wenig schwerer getan. Es war auch ein kleines Abenteuer, herauszufinden, wer wen geschrieben hat. Genau das verleiht noch einmal eine extra Würze, wie ich finde. ^^
Die Storyline ist nicht so ganz unvorhersehbar, nur in kleinen Teilen. Aber genau diese kleinen Mosaike sind es, die dem Thriller-Element die Fähigkeit verleihen, an die Seiten zu fesseln. Die fantastischen Elemente sind fließend eingewoben und ergänzen sich hervorragend mit den mysteriösen Morden. Dazu kommen eine Prise schwarzer Humor, Witz, spritzige Dialoge und Facettenreichtum bei den Charakteren. Einfach gelungen!

Zum Sprecher
Robert Frank hat bisher jedem Buch seinen eigenen Charakter gelassen, den verschiedenen Figuren ihre persönliche Note gegeben und jede Geschichte damit einzigartig lebendig werden lassen. Dabei bleibt er sich jedoch innerhalb einer Reihe stets treu.
Seine Intonation ist grandios und verhilft zu einem auditiven Erlebnis, das mich als Hörerin mitten ins Erlebnis hineinzieht, einbezieht und miterleben lässt. Auch bei diesem Werk hat er sein stimmliches Können wirken lassen und mir zu einem besonderen Hörvergnügen verholfen.


FAZIT
Ich verneige mich auch diesmal vor allen AutorInnen und Robert Frank, für ihr fulminant-grandioses Zusammenwirken bei einer Geschichte, die auch im zweiten Band auf vielen Ebenen beeindruckt und durch intelligenten Witz und facettenreiche Charaktere überzeugt.

©Teja Ciolczyk,19.12.2023

Bewertung vom 17.11.2023
Fairytale gone Bad 4: Die Schwefelbraut
Steinmetz, M. H.

Fairytale gone Bad 4: Die Schwefelbraut


ausgezeichnet

Die Welt verschwamm vor Bredicas Augen, wurde von Tränen verschleiert, die ihren salzigen Weg über ihre geschundenen Lippen fanden. Ihr Atem ging jetzt kurz und stoßweise.
Butcher wischte sich mit dem gleichen Lappen den Schweiß von der Stirn, mit dem er oben die Gläser polierte. „Tut mir sehr leid um dich, Mädchen, aber wie schon gesagt, hättest gehen sollen, solang noch Zeit dafür war …“

Aus Fairytale Gone Bad IV: Die Schwefelbraut“ von M.H. Steinmetz


FAKTEN
Es handelt sich um den vierten von insgesamt 4 unabhängig voneinander lesbaren Bänden.


KURZMEINUNG
Brutal realitätsnah wie fiktiv – kein Märchen für schwache Nerven und erst recht nicht für LeserInnen unter 18 Jahren!


SCHREIBSTIL & MEHR
Unglaublich, wie hoch der Realitäts- und Wahrheitsgehalt in einem Märchen sein kann. Doch wenn man sich das dieser Geschichte zugrunde liegende Original anschaut, nämlich „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ von Hans Christian Andersen, findet man auch dort kein Märchen à la Disney.
Und was soll ich sagen? M.H. Steinmetz hat die ohnehin schonungslose Story noch einmal mit aller Härte vor die gewalttätige Kulisse des Hell’s Kitchens im späten 19. Jahrhundert gezerrt. Heraus kommt eine blutige und grausame Welt, die dem damaligen Istzustand höchsten in einem Punkt nachsteht: der Fiktion. Doch selbst da kann man Dämonen auf Zuhälter umlegen, Rache auf Hoffnung.
Die Geschichte ist weder in der Wortwahl noch in ihrer Erzählung an sich für schwache Nerven oder Menschen, die es lieber seicht mögen. Dieses Büchlein rüttelt auf – und zwar gewalt(tätig). Ich finde nicht, dass es ein negativ zu bewertender Kritikpunkt wäre, denn wenn man sich den Titel der Reihe vor Augen hält, sollte man mit etwas in dieser Art rechnen. Für mich war das ein Märchen, wie es sich in der Realität finden lassen würde. Mehr wie die Originale der Gebrüder Grimm, mehr von der Gesellschaftskritik und dem vorgehaltenen Spiegel von Hans Christian Andersen.


FAZIT
Für mich schonungslos und brutal, auf die finsterdunkelste Art und Weise – aber richtig gelungen!


©Teja Ciolczyk, 17.11.2023

Bewertung vom 17.11.2023
Solang du nicht vergisst zu lieben
Baumgarte, Frederike

Solang du nicht vergisst zu lieben


sehr gut

"Die zwei Wochen, nachdem mir … gesagt hatte, dass er auf Männer steht, waren grausam. Meine Strategie. Dinge zu verdrängen, mit denen ich nicht klarkam, funktionierte nicht mehr."

Aus „Solang du nicht vergisst zu lieben“ von Frederike Baumgarte


FAKTEN
Es handelt sich um den zweiten Band einer Reihe, bei der sich alle Bücher unabhängig voneinander lesen lassen.


KURZMEINUNG
Eine leicht zu lesende Geschichte, wie direkt aus dem Leben gegriffen. Ruhig und emotional.


SCHREIBSTIL & MEHR
Das Buch ist einfach gehalten in Wortwahl und Stil, so kann man es auch einfach zwischendurch lesen, wenn man eine Pause von schwerer Kost braucht – es sei denn, man ist emotional empfänglich. Dann liebt und leidet man nämlich mit. ^^
Was ich an der Geschichte mag, ist die ruhige und unaufgeregte Art der Autorin, sie zu erzählen. Sie fühlt sich an, als wäre sie direkt aus dem Leben gegriffen. Nicht überkandidelt oder aufgebauscht, einfach so, wie es wirklich geschehen könnte. Ab und an habe ich mich ein wenig an den Klischeekeulen gestört, die die Autorin aufgegriffen hat, aber meist konnte Frederike Baumgarte dann im Nachhinein damit aufräumen.
Nun habe ich bereits ein paarmal gelesen, dass die Leute das Ende der Geschichte nicht mögen, gerade das hat mir sehr gut gefallen. Ich kann nicht viel dazu sagen, weil ich sonst spoilere, aber ich finde es authentisch und passend.


FAZIT
Mit viel Witz, Charme und emotionaler Ehrlichkeit hat mir dieses Buch insgesamt gut gefallen.


©Teja Ciolczyk, 17.11.2023

Bewertung vom 20.09.2023
Der letzte Baum
Hawker, Luke Adam

Der letzte Baum


ausgezeichnet

»Seit Olivia denken konnte, sehnte sie sich danach, einem Baum zu begegnen.
Aber der letzte Baum war schon vor langer Zeit gestorben.«

Aus „Der letzte Baum: Ein Samen der Hoffnung“ von Luke Adam Hawker


KURZMEINUNG
Ein bildgewaltiges Kleinod, dass direkt unter die Haut geht!


SCHREIBSTIL & MEHR
Zuerst hat mich der Titel gefesselt und diesmal auch das Cover. In diesem einen Bild steckt schon so viel drin, so viele Gefühle, eine klare Botschaft von Dringlichkeit, Sehnsucht und mehr.
Dieses Werk lebt von den Illustrationen des Autors. Ein wenig Text steht dabei, der dabei hilft, sich zu orientieren, doch im Grunde braucht es ihn gar nicht. Betrachtet man die Bilder nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen, versteht man eigentlich alles.
Dieses Kleinod ist etwas ganz Besonderes, ein Buch für Herz und Seele, mit einer verdammt wichtigen Botschaft!

FAZIT
Ein großartiges und intensives Bilderbuch für Erwachsene, wunderschön und wichtig!


©Teja Ciolczyk, 01.09.2023

Bewertung vom 17.08.2023
Herzklangstille
Dessalles, Julia

Herzklangstille


ausgezeichnet

"Es hatte mich verunsichert, dass sie auf einmal unglücklich gewirkt hatte, mit mir zu lachen. Deshalb war ich weggerannt wie ein Feigling. Und um dem Ganzen das Prinzessinnenkrönchen aufzusetzen, hatte ich ihr Handy wieder mitgenommen. Wegen dem ich extra hergekommen war. Ich Vollpfosten! Deutlicher hätte ich kaum zeigen können, dass sie mich durcheinanderbrachte."

Aus Herzklangstille von Julia Dessalles


KURZMEINUNG
Herzklangstille … treffender könnte ein Titel nicht sein. Herzklangworte in und zwischen den Zeilen machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem!


SCHREIBSTIL & MEHR
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich beschreiben kann, was ich beim Lesen dieses Buches empfunden habe. Es ist so schwer zu greifen, was die Geschichte mit mir gemacht hat. Eines weiß ich jedoch ganz sicher: Sie hat mich berührt. Ganz tief in meinem Innern hat sie verursacht, was der Titel verspricht.
Herzklangstille.
In und zwischen den Zeilen, Herzklangstille in meinem Körper.
Diese Stille hat ein Geräusch für mich, so seltsam es Euch erscheinen mag. Wie ein Rauschen, ein tosender Wasserfall, der Klang eines Wassertropfens, der in das endlose Meer eintaucht. Es ist laut und leise, still und alles zugleich.
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn Euch etwas emotional so erwischt, dass ihr glaubt, Euer Herz schweigt einen Wimpernschlag lang, um Euch Raum zu geben, zu begreifen, nachzuspüren und einzusortieren? Und genau das macht dieses Buch.

Ein ganz anderes Lesegefühl beschert Julia Dessalles – das hat sie schon bei ihrer Rubinsplitter-Reihe gekonnt. Sie schreibt so dermaßen tief in die Seele, dass es manchmal wehtut, Tränen laufen, man unwillkürlich grinst und weder Emotionen noch Mimik unter Kontrolle hat.

Diese Geschichte ist ein Kleinod, sucht ihresgleichen und hat einen speziellen Platz in meinem Herzen. Sie wirkt lange nach, beschäftig auch in den Lesepausen und hallt in mir wider.
Deshalb nenne ich die Autorin seit Rubinsplitter immer die Autorin meiner Herzklangstille.


FAZIT
Dieses Buch dringt in Herz und Seele, um dort zu bleiben. Ein wundervolles Kleinod, das sich so echt anfühlt, wie es selten eine Geschichte vermag. Julia Dessalles – Autorin meiner Herzklangstille.


©Teja Ciolczyk, 17.08.2023

Bewertung vom 23.07.2023
GERMAN KAIJU - verDAMNt!

GERMAN KAIJU - verDAMNt!


ausgezeichnet

Die Frage nach dem Monster ist wohl doch nicht ganz so leicht zu beantworten, wie man im Angesicht einer überdimensionierten Echse zunächst denken mag … Geschichten rund ums Monster – mitten in Deutschland – und doch werden meist die Falschen gejagt.

„Die Fangemeinde ist gewachsen, ja und das ist etwas Gutes. Es fühlt sich wundervoll an, in einer Zeit zu leben, in welcher dieses Genre eine Art Wiedergeburt erlebt“ – aus dem Vorwort von Timo Rose

Zu der Anthologie „German Kaiju: verDAMNt!“ – Hrsg. von Markus Heitkamp


Vorher lesen kann man die Anthologie „German Kaiju“ und anschließend die Novelle des Herausgebers „German Kaiju: Operation M.E.L.B.A.“.


KURZMEINUNG
Eine sehr geniale Mischung aus Monsterjagd und Monsterwerden. Geschichten mit viel Witz, Tiefgang und ordentlich Monstern und Zerstörung!


SCHREIBSTIL & MEHR
Bevor ich zu jeder Geschichte etwas schreibe, geht es mir erst einmal um die Kurzgeschichtensammlung als Ganzes.

Der Leseratten Verlag ist bei mir DER Verlag für Anthologien, sie verlegen den krassen Stoff, der sonst schwer zu finden ist. Und genauso verhält es sich auch mit dem ganz eigenen Genre „German Kaiju“. Mit dieser zweiten Anthologie haben sie wieder mitten ins Schwarze getroffen. Zudem merkt man, dass der Herausgeber Markus Heitkamp dieses Genre mit Leib und Seele liebt, feiert und absolut ernst nimmt.

Alle Geschichten waren in ihrer Art gelungen. Einige hatten mehr Tiefe, dafür konnte ich bei anderen mehr lachen. Insgesamt war es jedoch eine sehr geniale Mischung, die auch innerhalb des Buches einem Roten Faden folgt. Ich wurde nicht nur bestens unterhalten, sondern auch auf mehreren Ebenen angesprochen: emotional und gedanklich.

Zu den Geschichten im Einzelnen:

"Killing.exe" von Andreas Zwengel
Eine echt gute Geschichte, die nicht ganz so versteckt aufzeigt, wie es zu der Riesenechse kam.


"Falsch gemischt ist halb gestorben" von Claudia Rapp
Wenn aus Sagen Tatsachen werden. Ein Körnchen Wahrheit steckt eben in jeder Geschichte. Die wohl fantastischste Geschichte in dieser Anthologie.


"Free Meggie – Gefräßiger Schrecken aus dem See" von Sarah König
Diese und die nächste Geschichte verbindet etwas, aber lasst Euch überraschen. Jedenfalls zeigt sie sehr deutlich, dass jedes Wesen fühlt und empfindet. Und nicht jeder mag Coldplay, das merkt man hier auch. ^^


"Der Meggie-Heist" von Ralf Kor
Zwischen Kunst-Raub und Monsterfang – und welche Prioritäten man setzen sollte. ^^ Sehr amüsant. :)


"Bruderliebe - Blut ist dicker als Meerwasser" von Carolin Gmyrek
Wo Menschen wandeln fließt Blut, selbst wenn es Monster sind, die den größeren Schaden anrichten könnten, es aber nicht tun – bis man sie dazu treibt. Das zeigt diese Geschichte sehr gut.


"Krebirah - Terror aus der Tiefe" von Markus Heitkamp
Wer German Kajiu und Operation M.E.L.B.A. gelesen hat, wird hier sicher noch mehr schmunzeln als andere. Und ein wenig Science-Fiction kann auch nicht schaden! Super Geschichte! ^^


"Saat des Verderbens" von Rafaela Creydt
Nimm einem Menschen alles und beschreitet Pfade, die sich unserem Verständnis entziehen. Dieses Gefühl hat diese Geschichte bei mir hinterlassen. Das Seltsame ist, dass man sie versteht …


"Die freundlichen Tentakel aus der Nachbarschaft" von Isa Theobald
Das ist die Geschichte, bei der ich mir immerzu gedacht habe: Der meint es doch nur gut, wieso merkt das niemand? Sie zeigt besonders gut die Kluft zwischen monströser Erscheinung und monströsen Absichten. Das war meine Lieblingsgeschichte!

"Love Hurts" von Marina Heidrich
Wo die Liebe hinfällt. Oder eben anderes … Was sich Fortpflanzen will, findet einen Weg! Eine amüsante Story.


"Falter Royale" von Tanja Kummer
Wer James Bond mag, wird hier auf seine Kosten kommen. Achtung, die Wortspiele sind nicht eben unauffällig. ^^ Es gab aber auch andere Schmunzler, ich mag die Geschichte.


"Sie werden alle sterben ..." von Thorsten Küper
Diese Geschichte zeigt so richtig mit dem Finger auf das wahre Monster. Eher humorvoll aber nicht weniger deutlich.

"Wahre Monster" von Thomas Williams
Menschliche Abgründe tun sich hier auf, richtig widerliche. Die letzte Story hat es auf ihre ganz eigene Art in sich.


FAZIT
Eine überaus geniale Anthologie aus dem Monster-Versum. Mit viel Witz, Tiefe und wirklich gelungenen Charakteren konnte jede Geschichte auf ihre Art überzeugen.

©Teja Ciolczyk, 23.07.2023