Institut für gute Mütter

ausgezeichnet

Erschreckend

Frida lässt ihre kleine Tochter für zwei Stunden unbeaufsichtigt zu Hause - nicht unbemerkt von den Nachbarn, die daraufhin die Kinderschutzbehörde alarmieren. Um ihre Chance das Sorgerecht zurückzubekommen zu erhöhen, nimmt Frida einem neuartigen Kurs vom Institut für gute Mütter teil.

Ich habe etwas gebraucht, bis ich mich in die Geschichte eingefunden habe, als ich dann aber mal drin war - wow!
Jessamine Chan schreibt recht nüchtern, manchmal fast "unmotiviert" - aber so fesselnd, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Die Handlung ist kontinuierlich spannend, die Wendungen meistens plötzlich und unerwartet. Mehr als einmal liefen bei mir die Tränen. Obwohl das letzte Kapitel für mich das schwächste war, passt das Ende gut zum Buch.

Ich bin zwar selbst keine Mutter, die Handlung war für mich aber eine erschreckende Weiterführung, der "Ratschläge" und "gut gemeinten Tipps", die sich Schwangere oft anhören müssen.

Nach diesem tollen Debütroman freue ich mich sehr darauf, in Zukunft mehr von der Autorin zu lesen.

Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2

ausgezeichnet

Beharrlich

12 Jahre nachdem Hennakünstlerin Lakshmi Jaipur verlassen hat, schickt sie ihren treuen Begleiter Malik, mittlerweile ein junger Mann, für ein Praktikum bei alten Bekannten zurück in die Metropole. Als am Eröffnungsabend des neuen Kinos das Gebäude über dem Publikum einstürzt und Maliks Chef zur Rechenschaft gezogen wird, können Malik und Lakshmi nicht untätig dabei zusehen, wie ihr Freund zu Unrecht beschuldigt wird.

Als ich sah, dass Alka Joshi ihren Fokus in diesem Buch auf Malik legt hat mich das sehr gefreut. Er war ein Charakter, von dem ich mir nach dem ersten Band definitiv mehr gewünscht habe - und das liefert die Autorin.
Der Schreibstil ist wie im vorangegangenen Band wunderbar flüssig, angenehm zu lesen und durch die vielen Einwürfe der - für mich - fremden Sprache sehr authentisch.

"Der Geheimnishüter von Jaipur" funktioniert durchaus auch als alleinstehender Roman, auch, wenn ich mir vorstellen könnte, dass die vielen Namen und Figuren dann erstmal verwirrend sein können.

Alka Joshi schafft es auch mit dem zweiten Band der Jaipur-Trilogie wieder, mich absolut von ihren Charakteren, der Atmosphäre und ihrem Schreibstil zu begeistern.

Dein Taxi ist da

gut

Irrfahrt

Damani arbeitet als Fahrerin bei einer Taxi-App - und trifft dadurch tagtäglich die verschiedensten Menschen mit den verschiedensten (Luxus-)Problemen. Dabei beschäftigt sie selbst schon genug: finanzieller Struggle und die Frage, wie Privilegien unser Leben beeinflussen zum Beispiel. Eines Tages trifft sie allerdings auf eine Kundin, die ihre Welt auf den Kopf zu stellen droht.

Priya Gun schreibt, als hätte sie nie etwas anderes getan. Ihr Schreibstil ist schnell, offen und ehrlich - passend zu Damanis Charakter.
Obwohl das Buch aus Damanis Perspektive erzählt wird, habe ich keinen Zugang zu ihr gefunden. Oft war sie mir sympathisch, manchmal konnte ich sie absolut nicht leiden. Aber ist das nicht auch das, was einen gut ausgearbeiteten Charakter ausmacht?


Die Handlung war für mich trotz des tollen Schreibstils nicht richtig greifbar: lange passierte nicht viel, dann nahm das Geschehen Fahrt auf, wurde wieder ausgebremst bis am Ende alles Schlag auf Schlag ging.

Ich bin mir meiner Meinung zum Buch unsicher - der tolle Schreibstil, das wichtige Thema, das für mich mehr hergegeben hätte, die realitätsnahe Umsetzung und die schleppende Handlung machen Priya Guns Debütroman für mich zu einem Buch, über das ich noch lange Zeit nachdenken werde.

Jetzt ist Sense

sehr gut

Kurzweilig

An Olivias 50. Geburtstag klingelt der Sensenmann bei ihr. Alles nur Zufall, wie Zino (der geheimnisvolle Verkleidete) ihr versichert.
Doch als sich die beiden immer häufiger begegnen und sich in Livs Umfeld die Anzahl der Unfälle auffällig erhöht, ist sie sich nicht mehr so sicher, ob sie noch an den Zufall glauben sollte.

Der Schreibstil ist einfach, aber flüssig und so sehr angenehm zu lesen. Die Charaktere sind alle recht sympathisch, mir hat hier allerdings bei allen - vor allem bei Olivia und Zino - die Tiefe gefehlt. Auch das Ende kam für mich doch sehr plötzlich, trotzdem war es ein passender und schöner Abschluss der Geschichte.

Alles in allem ist das Buch sehr kurzweilig, unterhaltsam und bringt doch auch eine Message mit, die man sich selbst ruhig öfter ins Gedächtnis rufen kann: "Irgendwann" ist irgendwann zu spät.

Ohne mich

weniger gut

Planlos

Nach einer frühen und eventuell überstürzten Hochzeit erzählt die namenlose Protagonistin, wie sie das erste Jahr nach der Trennung von ihrem Ehemann erlebt.

Esther Schüttpelz schreibt schnell, flüssig und angenehm. An die fehlende Verwendung von direkter Rede musste ich mich erst gewöhnen, fand dieses Element dann allerdings sehr passend zum Textfluss.

Dass der Name des Ehemannes nicht genannt wird, schafft eine, für die Erzählerin nachvollziehbare, Distanz zum berichteten Geschehen und fühlte sich während des Lesens befremdlich an - sollte das die Intention gewesen sein, hat dies auf jeden Fall funktioniert.

Die namenlose Protagonistin war für mich leider sehr anstrengend, sprunghaft und absolut planlos - vielleicht so, wie die Autorin junge Menschen Anfang/Mitte 20 zeichnen möchte, die in der Situation der Protagonistin stecken. Für mich war "ihr" Verhalten leider oft nicht nachvollziehbar und ich habe erst auf den letzten Seiten sehr langsam zu ihr gefunden.

Esther Schüttpelz' Debütroman hat mich trotzdem beeindruckt und ich bin gespannt, mehr von ihr zu lesen.

NIGHT - Nacht der Angst

gut

Verschwommen

"Steig nie zu einem Fremden ins Auto" - wer hat diesen Satz als Kind nicht auch gehört? Aber Charlie will einfach nur weg - weg vom Campus, weg aus ihrem Zimmer, weg von dem Ort, an dem ihre beste Freundin starb. Deshalb ignoriert sie die Warnglocken, die klingeln, als sie Josh am Schwarzen Brett kennen lernt und er ihr anbietet, sie mitzunehmen.

Die Geschichte nimmt nach einem einführenden Start schnell Fahrt auf und führt die Lesenden immer wieder dazu, die eigene Intuition zu hinterfragen. Der Autor schreibt geschickt und bringt Wendungen, Erkenntnisse und lässt die Grenze zwischen Realität und Illusion verschwimmen.

Charlie war eine interessante Protagonistin, bei Josh hätte ich mir gegen Ende allerdings etwas mehr Tiefe gewünscht.

Trotz der rasanten Erzählweise hatte die Geschichte für mich immer wieder schleppende Stellen und leider auch ein, für mich, schwaches Ende.

Carrie Soto is Back

sehr gut

Grand Slam

Bereits in ihrer kurzen Rolle in "Malibu Rising" hat mich Carrie Soto fasziniert - ich hatte also hohe Erwartungen an diese Geschichte. Erwartungen, die zum großen Teil erfüllt, aber auch in einigen Punkten enttäuscht wurden:

TJR schreibt gewohnt flüssig, fesselnd und angenehm zu lesen. Außerdem fand ich den Schreibstil diesmal überraschend treibend - kurze Sätze und ein hohes Tempo, das perfekt zur Story passt und die Lesenden durch die Seiten fliegen lässt.

Carrie Soto, die mir in "Malibu Rising" sehr leidenschaftlich und emotional vorkam, war eine solide, aber wenig überraschende Protagonistin. Auch die anderen Protagonist:innen waren, für mich, wenig ausgearbeitet.

Das ist auch der Punkt, der mich etwas unzufrieden zurück lässt: ich hatte die von TJR gewohnten Emotionen, das Drama und die großen Momente erwartet - und eine nette Geschichte über Tennis bekommen.

Meine Erwartungshaltung an "Carrie Soto is back" war vielleicht zu hoch, trotzdem hat die Autorin wieder einen guten Roman geliefert.

Sanfte Einführung ins Chaos

gut

Schwebezustand

Marta und Dani sind Anfang 30, leben in einer kleinen Wohnung in einem annehmbaren Viertel und haben Jobs, die beiden zwar Spaß machen, aber nicht ganz das sind, was sich das Paar vom Leben wünscht. Eines Abends bringen ein positiver Schwangerschaftstest und Martas Wunsch, das Kind nicht zu bekommen, ihre Leben zum Wanken.

Die Lesenden folgen Marta und Dani in den Tagen, vor dem Termin des Schwangerschaftsabbruches. Spannend fand ich, dass die beiden einzeln erzählen, wie sie die Zeit bis zum Termin erleben, dabei ihre Gefühlswelt offen legen und Geschehnisse aus ihrer Vergangenheit verarbeiten.
Nachteilig daran finde ich allerdings, dass durch diese Perspektiven keine Dynamik des Paares dargestellt wird. Argumente und Streitigkeiten erleben wir nur aus Sicht der gerade erzählenden Person und eine gemeinsame Entwicklung ist leider kaum gegeben.

Die Sprache der Autorin sowie der nüchterne Schreibstil passen für mich gut zur Geschichte.

A Psalm of Storms and Silence. Die Magie von Solstasia / Das Reich von Sonande Bd.2

gut

Willkommen zurück!

Seit dem tragischen Ende von Solstasia haben sich Malik und Karina nicht mehr gesehen, doch ihre Schicksale sind weiterhin miteinander verknüpft - nun vielleicht stärker als zuvor. In einem Kampf zwischen Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit müssen die beiden zeigen, wie sie aus den Fehlern ihrer Vorfahren für eine bessere Zukunft sorgen können.

Wie bereits im ersten Band haben mir der Schreibstil und die bildliche Sprache gut gefallen. Die Geschichte geht nahtlos weiter, sodass man sich schnell wieder in die Handlung einfinden kann.
Trotzdem muss ich auch hier wieder anführen, dass für mich zu viele Ereignisse zu wahllos auftreten, was die Handlung, meiner Meinung nach, manchmal unnötig überdramatisch macht.

In dieser Fortsetzung wurde nun auch Maliks Charakter und Vergangenheit etwas mehr beleuchtet - trotzdem ist er für mich neben Karina eher ein schwacher Protagonist. Karinas Charakterentwicklung gefiel mir, im Vergleich zu Band 1, recht gut.

Alles in allem war Band 2 eine passende Fortsetzung.

Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1

sehr gut

Göttin der Schönheit

Lakshmi, benannt nach der Göttin der Liebe, Schönheit, des Glücks, Reichtums und Wohlstandes, macht ihrer Namensgeberin mit ihren Hennakunstwerken alle Ehre. Als sie jedoch mit einem ihr bisher unbekannten Teil ihres früheren Lebens konfrontiert wird, ändert sich ihr Leben komplett.

Lakshmi hat mir als Protagonistin gut gefallen, ich hätte mir jedoch etwas mehr Tiefe zu einigen Aspekten ihrer Vergangenheit gewünscht, da diese ihr Verhalten zum Handlungszeitpunkt maßgeblich beeinflussen.
Auch die anderen Charaktere fand ich sympathisch und spannend gezeichnet.

Die Autorin schafft mit ihrem flüssigen und fesselnden Schreibstil eine bildliche Atmosphäre, die der Phantasie der Lesenden trotzdem viel Spielraum gibt. Der Glossar zu Beginn des Buches und die regelmäßige Verwendung von indischen Sprichwörtern und Kosenamen gibt der Geschichte nochmal zusätzliche Tiefe.