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Benutzername: 
Luise-21
Wohnort: 
Berlin

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Insgesamt 269 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2024
Aufbruch in eine neue Welt / Savannah Bd.1
Wilke, Malou

Aufbruch in eine neue Welt / Savannah Bd.1


sehr gut

Die Autorin Malou Wilke, erzählt in ihrem neuen Roman „Savannah – Aufbruch in eine neue Welt“ (Die Siedler-Saga, Band 1), die mitreißende Geschichte der jungen, selbstbewussten und willensstarken Nellie Bernstein, die 1733 nach Amerika auswandert und dort zu den ersten Siedlern in Georgia gehört, die unter vielen Entbehrungen und Gefahren Savannah aufbauen.

Inhalt:
Als die junge, unverheiratete Nellie Bernstein im Januar 1733 das sumpfig–wilde Marschland von South Carolina betritt, liegt eine lange entbehrungsreiche Schiffspassage hinter ihr. Ungewollt schwanger, wurde sie vom Vater verstoßen und sah für sich in Preußen keine Zukunft mehr. Wie viele andere war sie dem Aufruf des Visionärs James Oglethorpe gefolgt, der mit mutigen Auswanderern in Amerika eine Kolonie namens Georgia gründen will.

Doch das harte Leben in der Wildnis birgt ungeahnte Gefahren, und Nellie muss für ihr Zuhause in der neuen Welt tagtäglich kämpfen. Vor allem liegen ihr die verwaisten Siedlerkinder am Herzen – und Samuel, der englische Anwalt mit den blauen Augen, der ihr in schweren Stunden beisteht …

Meine Meinung:
Nach einer Vergewaltigung wird die junge Nellie schwanger und ihr Vater hat nichts Besseres zu tun als sie zu verstoßen. Ihre kleinen Geschwister sind traurig, denn von Nellie und dem ältesten Bruder Heinrich, wurden sie versorgt. Dem kleinen Hannes fällt es besonders schwer, seine Schwester gehen zu lassen.

Nellie lässt sich nicht unterkriegen und macht sich zu Fuß auf die gefährliche Reise von Preußen Richtung deutscher Küste zu ihrem Cousin Lawrenz und dessen Familie, die sie herzlich willkommen heißen. Wären da nicht die Dorfbewohner und deren Tratsch. Als Nellie von James Oglethorpe einem Visionär, der mit Auswanderern in den USA die Kolonie Georgia gründen und besiedeln will erfährt, steht für sie fest, sie wird alles tun um mitreisen zu können.

Auf der entbehrungsreichen Überfahrt, verliert sie ihr Kind und ihre Zweifel werden immer größer, ob die Auswanderung der richtige Weg ist. In Savannah angekommen erlebt Nellie viele Schicksalsschläge, viel Pionierarbeit aber auch eine Menge Freude und die Liebe. Nellies Herz schlägt für die vielen Waisenkinder, deren Eltern die Reise nach Savannah nicht überlebten oder vor Ort vom Fieber dahingerafft sind. Tatkräftig bringt sie sich in die Gemeinde ein und findet langsam ihren Weg.

Ein Ende, was mich sehr bewegt hat als Hannes plötzlich nach acht Jahren vor seiner Schwester Nellie steht und sagt: „Ich erkenne dich wieder. Du bist meine Nellie“.

Fazit:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und bildhaft mit den vielen detaillierten Beschreibungen der Landschaft und den Schwierigkeiten vor Ort. Der erste Band der Siedler-Saga ist eine spannende Geschichte, die über die ersten Siedler unter James Oglethorpe und der neuen Kolonie Georgia, erzählt. Gespannt warte ich auf die Fortsetzung und darauf, wie sich Nellies Schicksal weiterentwickelt.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 25.07.2024
Feuerjagd
French, Tana

Feuerjagd


ausgezeichnet

Während es in dem Roman „Der Sucher“, um den zugezogenen Ex-Cop Cal Hooper ging, erzählt die Autorin Tana French in ihrem zweiten Band „Feuerjagd“, von dem wortkargen und willensstarken Mädchen Trey, die auf Rache sinnt als ihr Vater Jonny nach vier Jahren unerwartet ins Dorf zurückkehrt.

Meine Meinung:
Der Autorin gelingt es meisterhaft eine sich langsam aufbauende Spannung mit großartiger Atmosphäre, zu schaffen.

Die mittlerweile 15jährige Trey ist alles andere als erfreut, als plötzlich ihr Vater Johnny nach langer Abwesenheit wieder in Ardnakelty mit einem reichen Engländer im Schlepptau, auftaucht. Jonny lässt die sonst so vernünftigen Dörfler glauben, dass es in der Umgebung des Dorfes eine Goldader gibt, in deren Abbau sie investieren können. Johnny versucht für seine Machenschaften auch seine Tochter Trey einzuspannen aber sie durchschaut sein Spiel und verfolgt ihre eigenen Ziele. Cal, der Trey liebt wie ein Vater, ahnt was Trey vorhat und versucht sie zu schützen.

Es ist ruhig in Ardnakelty, aber keineswegs friedlich und Schritt für Schritt entwickelt sich eine fesselnde Handlung, die geschickt durch die Dialoge der Charaktere stetig vorangetrieben wird. Die kantigen und kauzigen Charaktere der Einheimischen werden treffend dargestellt und obwohl sie alle sehr sympathisch wirken, scheint doch jeder mindestens ein kleines Geheimnis zu verbergen.

Die Hitze und das Gold scheinen plötzlich alle Dorfbewohner nervös zu machen und dann liegt ein Toter in den Bergen. Trey findet ihn und ein Ermittler aus Dublin entfaltet ein komplexes Konstrukt aus gefährlichen Fragen für alle Beteiligten.

Die Autorin sorgt noch für die ein oder andere Wendung und präsentiert ein völlig überraschendes Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hätte.

Der Buchtitel „Feuerjagd“ gewinnt erst am spannenden Ende an Bedeutung.

Fazit:
Die Autorin rollt die Entwicklung und Verbindung der Charaktere untereinander Stück für Stück fein säuberlich auf und offenbart ein interessantes Leseerlebnis. Der flüssige aber sehr ruhige Schreibstil ohne Schnörkel oder aufwendigen Satzgebilden, hat mir ausnehmend gut gefallen.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.07.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


gut

Der Autor Javier Zamora, erzählt in seinem ersten Prosawerk „Solito“ eine wahre Geschichte aus seiner eigenen Kindheit, wie er als neunjähriges Kind mit einem Schlepper aus Zentralamerika quer durch Mittelamerika aufbricht, um zu seinen schon geflüchteten Eltern nach Kalifornien zu kommen.

Inhalt:
Javier Zamora wächst in einer kleinen Stadt in El Salvador bei seinen Großeltern auf. Seine Eltern sind vor Jahren vor dem Bürgerkrieg geflohen und leben in den USA, er kann sich kaum an sie erinnern. Eines Tages beauftragen sie einen Schlepper damit, ihren Sohn zu ihnen zu bringen, quer durch Mittelamerika. Als Javier abgeholt wird, rechnet er damit, dass die Reise zwei Wochen dauert. Er freut sich darauf, seine Eltern wiederzusehen – und kann sich nicht vorstellen, was auf ihn zukommt. Er reist allein, inmitten einer kleinen Gruppe fremder Erwachsener, die für ihn auf dem monate-langen Trip zu einer Art Familie wird. Er erlebt lebensgefährliche Fahrten mit Booten, wandert in erbarmungsloser Hitze durch lebensfeindliche Wüsten, lernt, sich als ein anderer auszugeben, wird festgenommen und eingesperrt, steht vor schussbereiten Gewehren, erlebt Einsamkeit, Täuschungen, Gefahren – und, immer wieder, an unerwarteten Stellen auch Freundlichkeit, Hilfe, Liebe.

Javier Zamora hat nach seiner Ankunft in den USA kaum je über seine Erlebnisse gesprochen. Bei der Veröffentlichung wurde das Buch von der Kritik gefeiert – und sofort zum Bestseller.

Meine Meinung:
Dem Autor gelingt es nur bedingt, seine wahre Geschichte durch die vielen spanischen Begriffe und Wendungen, authentisch zu erzählen. Im Anhang gibt es zwar ein ausführliches Glossar mit der spanischen Übersetzung unterteilt zu den jeweiligen Kapiteln, was hilfreich ist aber den Lesefluss, mehr als beeinträchtigt.

Die Geschichte wird aus der Perspektive und der Erinnerung des neunjähriges Javiers erzählt und beschreibt seine gefährliche Reise quer durch Guatemala und Mexiko in die USA, die sieben Wochen die reinste Höhle gewesen sein muss.

Javiers Eltern beauftragen einen Schlepper damit, ihren Sohn zu ihnen zu bringen, der kleine Junge freut sich auf die Reise doch sie wird ihn ein Leben lang prägen. Er wird mit Angst und Verlust, Hunger und Kälte konfrontiert. Diese einschneidenden Erlebnisse müssen doch auf einer Seite, so eine kleine Seele traumatisieren und auf der anderen zeigt Javier tapfer wiederum viel Mut und Ausdauer.

Am Ziel angekommen, heißt es, sich von liebgewonnen Menschen zu verabschieden und die eigenen Eltern erst mal kennen zu lernen.

Fazit:
Aus meiner Sicht gelingt es dem Autor, mit leisem Wehmut über seine traumatischen Erlebnisse aus seiner Kindheit, zu erzählen. Wird er dieses dunkle Kapitel aus seiner Kindheit je überwinden? Ich wünsche es ihm.
Von mir 3 von 5 Sterne!

Bewertung vom 10.07.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Der Autor Chris Whitaker, erzählt in seinem neuen Roman „In den Farben des Dunkels“ eine ergreifende Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verlust, die den großen Bogen über mehrere Jahrzehnte und quer durch die Vereinigten Staaten spannt und mit einem dicht gewobenen Ende aufwartet.

Inhalt:
Es ist gleißend heller Hochsommer, als der dreizehnjährige Patch entführt wird. Für seine beste Freundin Saint bricht an diesem Tag die Welt zusammen. Sie isst, schläft und atmet nur noch, um ihn zu finden und nach Hause zu holen.

Patch verbringt unendliche Stunden allein in einem stockdunklen Raum. Bis er eine Hand in seiner fühlt. Das Mädchen sagt, es heiße Grace, und es holt Patch aus dem Dunkel, indem es die Welt mit seinen Worten malt.

Patch wird schließlich befreit, doch nicht erlöst. Denn niemand glaubt ihm, dass es Grace wirklich gab. Er will sie um jeden Preis finden und das Verbrechen sühnen, das ihn nicht loslässt. Auch Saint sucht den Täter und die Wahrheit, aber mit ganz anderen Mitteln als Patch. Selbst wenn das bedeutet, dass sie ihn für immer verlieren könnte.

Die Geschichte von Saint und Patch ist eine grandiose Odyssee, die den großen Bogen über mehrere Jahrzehnte und quer durch die Vereinigten Staaten spannt. Ein unvergesslich intensiver Roman über die Unausweichlichkeit des Schicksals und die Bedingungslosigkeit der Liebe.

Meine Meinung:
Der dreizehnjährige Patch stammt aus ärmlichen Verhältnissen und wurde nur mit einem Auge geboren, weshalb er eine Augenklappe trägt. Seine beste Freundin, ist die Bienenzüchterin mit der Latzhose und der dicken Brille, die bei ihrer Großmutter lebt. Beide sind Außenseiter in der amerikanischen Kleinstadt Monta Clare (Missouri) aber beste Freunde, die durch dick und dünn gehen.

Patch wird unfreiwillig Zeuge als seine Mitschülerin Misty von einem maskierten Mann im Wald überwältigt wird und klar sieht er nicht zu, er greift ein, damit sie fliehen kann. Der Täter entführt stattdessen Patch an einen dunklen Ort. Erst als er das Mädchen namens Grace bemerkt, dass sich ebenfalls in dem dunklen Raum befindet, gewinnt er einen Teil seiner Zuversicht zurück. Grace kümmert sich um Patch, indem sie ihm Geschichten erzählt und all die Orte bildhaft beschreibt, an denen sie gewesen ist. Patch fühlt und erkennt in der Dunkelheit Grace bildhafte Beschreibungen. Patch verliebt sich in Grace.

Nachdem sich die Spuren nach Patchs verschwinden im Sand verlaufen, gibt die Polizei ihre Suche auf, nur Saint nicht. Sie ist überzeugt, dass ihr Freund noch lebt und will ihn zurück haben. Mit einem unglaublichen Gespür gelingt es ihr, ihren besten Freund zu finden und zu befreien, doch Patch hat sich verändert. Die Dunkelheit während seiner Gefangenschaft, wird er nicht los und er macht sich große Sorgen um Grace.

Von Grace gibt es weder eine Spur noch etwas was ihre Existenz begründen würde und jeder glaubt an eine Fantasie von Patch, doch für ihn wiegt der Verlust so schwer, dass seine Suche nach Grace zu seinem Lebensziel wird, während Saint alles versucht, ihren besten Freund von damals zurückzugewinnen.

Die beiden Außenseiter verbindet die lebenslange Sehnsucht nach einer unerreichbaren Liebe und führt beide durch ganz Amerika bei der unerbittlichen Suche nach Grace, dem Täter und der Wahrheit.

Erst zum Schluss werden die Zusammenhänge durch viele überraschende Wendungen und das ganze Ausmaß der tragischen Wahrheit, offensichtlich.

Fazit:
Der Autor rollt die Emotionale Entwicklung und Verbindung der Figuren untereinander Stück für Stück auf und offenbart ein intensives Leseerlebnis, dass mich total überrascht hat. Der Autor baut mit seinem Schreibstil eine fesselnde Spannung auf, die intensiv aufwühlt und mich tief berührt hat. In die Geschichte konnte ich wie ein Sog tief eintauchen und das Buch bis zum Ende kaum aus der Hand legen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.07.2024
Unter dem Moor
Weber, Tanja

Unter dem Moor


sehr gut

Die Autorin Tanja Weber, erzählt in ihrem neuen Roman „Unter dem Moor“ eine Geschichte über drei Frauen und deren durch Jahrzehnte getrennte Schicksale am Stettiner Haff.
EINE STIRBT, EINE RÄCHT SICH, EINE KANN SICH RETTEN.

Inhalt:
1936 wird die 14-jährige Gine zum Landjahr ans Stettiner Haff geschickt, wo endlose Weite Hoffnung verspricht und salzige Böden die Geheimnisse der Menschen hüten. Als sich dort ein Mann an Gine vergeht, schwört das Mädchen Rache und ahnt nicht, wie sehr es damit den Lauf der Zeit beeinflussen wird. Jahrzehnte später zieht sich die überarbeitete Berliner Ärztin Nina in die endlosen Weiten Mecklenburg-Vorpommerns zurück und macht einen erschreckenden Fund. Im geteilten Deutschland träumt die zwanzigjährige Sigrun vom Ausbruch aus den eng gesteckten Grenzen des DDR-Systems. Ihre Geschichte sickert mit dem Wasser des Haffs in den torfigen Boden, bis sie von Nina aufgespürt wird.

Meine Meinung:
Die Autorin baut ihre Geschichte mit vielen Andeutungen und Geheimnissen auf drei Zeitebenen auf und lässt erst zum Ende des Romans, Raum um hinter die Zusammenhänge der drei Frauen, zu blicken.

1936: Die 14jährige Regine, Gine genannt, wird gegen ihren und den Willen ihrer Eltern für acht Monate zum Landjahr ans Stettiner Haff geschickt. Hier muss sie unter beschwerlichen Bedingungen hart unter der strengen Kontrolle der Aufsehenrinnen auf dem Gut der von Wetzlaffs arbeiten. Als sich ein Mann auf dem Gutshof an Gine vergeht, wird sie unerwartet nach Hause geschickt, doch sie schwört Rache …

1979: Die 20jährige Sigrun ist mit Achim verheiratet und ihre Welt mit Sohn Marco, könnte nicht glücklicher sein, wenn da nicht die eng gesteckten Grenzen des DDR-Systems wären. Sigrun vermisst den Trubel der Großstadt und ihre beste Freundin Christa, die sie hin und wieder in Berlin besucht und gerät dabei ins Visier der Staatssicherheit. Sigruns Hoffnungen scheinen auf den ersten Blick so wenig anspruchsvoll und trotzdem so tragisch.

Heute: Die überarbeitete junge Berliner Ärztin Nina fühlt sich ausgebrannt und nimmt eine Auszeit von ihrer Arbeit. Gemeinsam mit ihrem Hund Ayla fährt sie nach Mecklenburg-Vorpommern, um abzuschalten und wieder zu sich selbst zu finden.
Bei einem Spaziergang im Wald macht Nina eine folgenschwere Entdeckung, die weit in die Vergangenheit reicht.

Geschickt wechselt die Autorin zwischen den Zeitebenen hin und her und zeichnet gekonnt drei Schicksale auf - EINE STIRBT, EINE RÄCHT SICH, EINE KANN SICH RETTEN -.

Fazit:
Der Autorin ist es wunderbar gelungen mit ihrem flüssigen Schreibstil, ihre Geschichte mit leisen Tönen, packend und nachvollziehbar zu erzählen. Mich konnten diese drei Schicksale, bis zum Ende, überzeugen.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 04.07.2024
Die geheimnisvolle Freundin
Baldelli, Simona

Die geheimnisvolle Freundin


gut

Die Autorin Simona Baldelli, erzählt in ihrem neuen Roman „Die geheimnisvolle Freundin“ eine fiktive Geschichte über Freundschaft und weibliche Solidarität vor dem Hintergrund der „Revolte“ der Tabacchine von Lanciano.

Inhalt:
Abruzzen, 1950er Jahre. Von Geburt an lebt Nina in einem von strengen Nonnen geführten Waisenhaus auf dem Land. Als sie sieben ist, wird Lucia aufgenommen, die gerade ihre Eltern verloren hat. Zwischen den beiden gleichaltrigen Mädchen entwickelt sich über viele Jahre hinweg eine enge Freundschaft. Bis ein dramatisches Missverständnis ihr Vertrauensverhältnis nachhaltig erschüttert und beide getrennte Wege gehen. Nina findet Arbeit in einer Tabakfabrik, erfährt dort Solidarität und schöpft neue Zuversicht für ihr weiteres Leben. Dann steht eines Tages Lucia vor ihrer Haustür. Und vertraut ihr ein für beide weitreichendes Geheimnis an ...

Meine Meinung:
Von der Autorin selbst habe ich bisher noch kein Buch gelesen und war umso gespannter auf ihre Geschichte, die sich laut Klappentext, recht dramatisch und bewegend anhörte.

Das Leben von Nina in dem von strengen Nonnen geführten italienischen Waisenhaus, ist recht ausführlich und oft bedrückend, geschildert. Bisher hatte ich auch noch nie den Gedanken daran verschwendet, dass zwischen Waisenkindern und Findelkinder, Unterschiede gemacht werden könnten.
Zu lesen, wie die Kinder behandelt werden und welche Zustände im Waisenhaus herrschen, lies mich oft innehalten.

Nina ist verzagt, weil bei der Zurschaustellung sie keiner adoptieren möchte, dabei weiß sie ja nicht mal, was das bedeuten würde! Nina kennt nur das Waisenhaus und sehnt sich doch so sehr danach, gemocht und gewollt zu sein …

Nina wird detailliert ausgeleuchtet und steht hier klar im Mittelpunkt der Geschichte.

Als die Waise Lucia ins Waisenhaus kommt, fühlt Nina sich verpflichtet ihr zu helfen und freut sich auf der einen Seite endlich eine Freundin gefunden zu haben aber auf der anderen, beruht diese Freundschaft auf Einseitigkeit, die Nina nicht wahr haben will. Schon mit der Ankunft von Lucia im Waisenhaus, verklingt die rührende Handlung, um Nina …

Dann wechselt die Autorin ihre Geschichte aus heiterem Himmel innerhalb einiger Kapitel plötzlich mit gewaltigen Zeitsprüngen in die Zukunft der plötzlich 20jährigen Nina und umgekehrt wieder so plötzlich in die Kindheit. Diese Sprünge sind wohl die beiden Erzählstränge, die aber erst im Anhang, klar und detailliert von der Autorin erklärt werden.

Fazit:
Nachvollziehen konnte und wollte ich den Erzählstrang der „Revolte“ der Tabecchine von Lanciano nicht, denn meine Erwartungshaltung zu dieser Geschichte, bezog sich auf „Eine bewegende Geschichte über Freundschaft und weibliche Solidarität“ die sich aber aus meiner Sicht durch eine weitere von mir unerwartete Geschichte, aufgelöst hat. Leider sind für meinen Geschmack, die beiden Erzählstränge zwei eigene unterschiedliche Geschichten, die hier nicht so recht zusammen passen wollen.
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 26.06.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Die Autorin Romy Fölck, erzählt in ihrem neuen Roman “Das Licht in den Birken“ eine Geschichte über Freundschaft und Neuanfang auf einem alten Hof in der Lüneburger Heide.

Inhalt:
Thea wagt mit Mitte fünfzig einen Neuanfang und kehrt nach über zwanzig Jahren im sonnigen Portugal zurück in ihre norddeutsche Heimat. Sie zieht mit ihren beiden Ziegen auf einen idyllischen Hof in die Lüneburger Heide. Hier will sie zur Ruhe kommen und Frieden mit ihrer Vergangenheit schließen. Das Ankommen ist alles andere als einfach – der Hofbesitzer Benno hat ein Händchen für Tiere und Pflanzen, aber anderen Menschen begegnet er schroff.

Thea und Benno schaffen es, sich anzunähern als sie einer jungen Frau helfen, die sich beim Wandern den Fuß verletzt hat. Juli bleibt nichts anderes übrig, sie muss ihre Reise aufschieben. Weil es schlecht um den Lebenshof für Tiere steht, werfen Thea und Juli ihre Vorbehalte über Bord und setzen alles daran, Bennos Lebenswerk zu retten.

Meine Meinung:
Die Autorin erzählt auf sehr ruhiger Weise und mit leisen Tönen, wie sich drei völlig fremde und unterschiedliche Figuren auf Bennos Gnadenhof in der Lüneburger Heide begegnen.

Die Geschichte wird aus abwechselnden Perspektiven von Thea, Benno und Juli erzählt, wodurch die Gedanken und Gefühle der einzelnen Figuren, deutlich und nachvollziehbar werden.

Thea ist Mitte fünfzig und beschließt nach zwanzig Jahren Portugal endlich wieder nach Deutschland zurückzukehren. Sie will sich ihrer Vergangenheit stellen und startet einen Neuanfang mit ihren beiden Lieblingsziegen, in der Lüneburger Heide.

Auf dem idyllischen Hof trifft Thea auf ihren Vermieter Benno, ein alter Mann, der mit sich und seinem Leben scheinbar nicht klar kommt, dafür aber ein Herz für Tiere hat. Er versucht auf seinem heruntergewirtschafteten Hof den Tieren eine Chance zu geben, doch seinem Lebenswerk, droht das Aus.

Benno findet im Wald eine junge Frau, die sich auf ihrer langen Wanderung den Fuß verletzt hat, und bringt sie vorerst auf dem Hof unter.

Das Zusammenleben der Drei gestaltet sich zunächst etwas schwierig aber schon bald werden sie zu einem eingeschworenen Team, denn Thea und Juli packen mit an um Bennos Lebenswerk zu retten.

Fazit:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und mit einer Leichtigkeit geschrieben, der mir von Anfang an gut gefallen hat. Eine wunderbare Wohlfühlgeschichte mit unterschiedlichen Charakteren, die ihre Freundschaft zueinander finden und für einen Neuanfang auf dem Lebenshof kämpfen, begleitet mit schönen Landschafts- und Umgebungsbeschreibungen.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 11.06.2024
Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
Heiland, Julie

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt


sehr gut

Die Autorin Julie Heiland, erzählt in ihrem neuen historischen Roman „Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt“ die Geschichte über eine junge Frau in den Wirren der Nachkriegszeit mitten im völlig zerstörten Dresden, um eine Liebe die Hoffnung schenkt und von Geheimnissen die alles überschattet.

Inhalt:
Dresden ist vollkommen zerstört. Die junge Lotte gehört zu den Frauen, die die Stadt mit bloßen Händen wieder aufbauen. So sehr sich Lotte nach einem Neuanfang sehnt, so verzweifelt ist sie auf der Suche nach ihrem Geliebten. Als sie eines Abends einen jungen Mann vor dem Tod bewahrt, kehrt ihre Zuversicht zurück: Jakob weckt in ihr Gefühle, die sie verloren geglaubt hatte. Doch das Schicksal greift auch nach dieser Liebe, und erst Jahrzehnte später wird Lottes Enkelin Hannah die Wahrheit über ihre tragische Familiengeschichte erfahren...

Meine Meinung:
Auf zwei Zeitebenen erzählt die Autorin Abwechselnd und chronologisch, über spannende Fakten Anfang 1945 rund um die Bombardierung der Stadt Dresden und über den grausamen Umgang mit Juden sowohl während als auch nach dem zweiten Weltkrieg. In späteren Jahren folgen die Unterschiede zwischen Ost und West, die ganz natürlich in die Geschichte integriert wurde.

Deutschland 1945: Endlich Frieden. Die Zeit ist geprägt von Armut, Verlust von Familienmitgliedern und Wiederaufbau. Lotte lebt zusammen mit ihrer Tante in einer notdürftigen Wohnung aber diese kann sich mit den neuen Lebensumständen schlecht abfinden und Lotte wird mit dem harten Leben der Nachkriegszeit konfrontiert. Um für sie beide, dass Leben einigermaßen bestreiten zu können, arbeitet Lotte bei den Trümmerfrauen. Mutig und tapfer stellt sie sich den Herausforderungen des Lebens und dieser Zeit. Ihre ständige Sorge gilt ihrer großen Liebe Leon, der Jude ist und von heute auf morgen verschwunden ist. Ihre Hoffnung ihn wieder zu finden, gibt sie nicht auf.

Lotte entdeckt auf der Elbbrücke einen verwahrlosten Mann, der sich anscheinend in die Elbe stürzen will. Mit viel Feingefühl und Geduld schafft sie es, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Gegen den Widerstand ihrer Tante gibt sie ihm sogar ein Zuhause. Lotte gelingt es nach anfänglichen Schwierigkeiten, Jakob in seiner Trauer zu trösten und schafft es, dass er sich ihr gegenüber öffnet. Sie nimmt ihn sogar mit zur Arbeit, hofft dass die Enttrümmerung Dresdens, bei der sie täglich hilft, seinem Leben wieder einen Sinn gibt. Das Leben nimmt seinen Lauf und Lotte wird auf äußerst bittere Art und Weise, um ihre Liebe betrogen …

Dresden 1993: Die Denkmalpflegerin Hannah findet in den Trümmern der Dresdner Frauenkirche das Foto einer jungen Frau, die ihr auf den ersten Blick bekannt vorkommt und ihre Neugier ist geweckt, sie beginnt zu recherchieren. Schnell wird Hannah klar, dass Lotte ihre Großmutter ist, nur warum besteht keine Verbindung? Hannahs Mutter Marlene, weigert sich über ihre Mutter Lotte, zu reden. Erst als Hannah auf die dramatische Liebesgeschichte ihrer Großmutter Lotte stößt, erfährt sie mehr über die Vergangenheit ihrer Familie, die ein dunkles Geheimnis umgibt …

Fazit:
Der Autorin ist es gelungen mit ihrem flüssigen Schreibstil, ihre historische Geschichte mit fiktiven Details, packend und nachvollziehbar zu erzählen. Besonders von dem Schicksal der jungen Lotte, war ich zuerst tief berührt doch zum Ende hin, wirkte ihre Geschichte plötzlich sehr konstruiert erzählt.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 10.06.2024
Wir waren nur Mädchen
Jackson, Buzzy

Wir waren nur Mädchen


ausgezeichnet

Die Autorin Buzzy Jackson, erzählt in ihrem Debütroman "Wir waren nur Mädchen", nach wahren Begebenheiten die Lebensgeschichte der niederländischen Widerstandskämpferin Hannie Schaft, die ihr Leben für die Freiheit aller während der Besatzung der Nationalsozialisten, riskierte.

Inhalt:
Amsterdam, 1940: Hannie Schaft studiert Jura, und ihre Träume für die Zukunft sind ehrgeizig und voll Hoffnung. Doch es herrscht Krieg, und es sind die Träume, die zuerst sterben. Hannie sieht keine andere Möglichkeit mehr, als sich dem Widerstand anzuschließen. Und sie entdeckt ihre gefährlichste Waffe: ihr Frausein. Getarnt von Schönheit und Jugend kommt sie jenen Männern nahe, die so viel Unheil stiften – und tötet sie. Bald ist »das Mädchen mit den roten Haaren« die meistgesuchte Frau Hollands. Die Welt um sie herum verliert alles Menschliche, Hannie indes ist fest entschlossen, menschlich zu bleiben. Aber dann beginnt sie, Gefühle für den Widerstandskämpfer Jan zu entwickeln, mit verheerenden Konsequenzen ...

Meine Meinung:
Im Vorwort des Buches ist eine kurze historische Anmerkung zu lesen, die schildert, wie am 10. Mai 1940 Nazideutschland in den Niederlanden einmarschierte. Nachdem der Krieg andauerte, engagierten sich viele Niederländer am Widerstand.

Aus der Ich-Perspektive der Hannie Schaft erzählt die Autorin ihre gut recherchierte Geschichte und räumt dabei tiefe Einblicke in ihre Beweggründe und Motivation, ein.

Die Einzelgängerin Hannie studiert Jura und lernt die beiden Jüdinnen Sonja und Philine kennen und hat endlich Freundinnen gefunden. Hannie schätzt sich glücklich mit ihnen befreundet zu sein. Als sich die Situation an der Uni verschärft, keine Juden mehr studieren dürfen und die niederländischen Studenten sich schriftlich dem Deutschen Reich, verpflichten sollen, eskaliert die Situation und die Studenten, werfen ihr Studium hin. Um den Schikanen der Nazi-Besatzer zu entfliehen, flüchtet Hannie mit ihren Freundinnen aus Amsterdam nach Haarlem, um sie in ihrem Elternhaus zu verstecken.

Hannie schließt sich den bewaffneten Widerständler an und scheut sich nicht, sich den Umgang mit den Waffen, anzueignen. Sie verliebt sich unsterblich in ihren Ausbilder Jan Bonekamp, der ebenfalls dem Widerstand angehört und zeitweise sogar ihr Partner wird. Hannies Ziel ist es, den Nazis so viel Schaden wie nur möglich zuzufügen und dabei schreckt sie auch nicht davor zurück, die Waffe gegen die, die so viel Unheil stiften – zu richten und tötet sie. Bald ist »das Mädchen mit den roten Haaren« die meistgesuchte Frau Hollands …

Besonders hervorheben möchte ich das gelungene und ausführliche Nachwort, welches diese historische Geschichte, hervorragend abrundet.

Fazit:
Der Autorin ist es wunderbar gelungen, ihre historische Geschichte mit fiktiven Details, packend und nachvollziehbar zu erzählen. Das Schicksal der jungen niederländischen Widerstandskämpferin Hannie Schaft, konnte mich bis zum Ende, sehr berühren.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.06.2024
James
Everett, Percival

James


sehr gut

Der Autor Percival Everett, erzählt in seinem neuen Roman „James“ eine eindringliche Neuinterpretation des Klassikers der amerikanischen Literatur "Huckleberry Finn" und zwar aus der Perspektive des Sklaven Jim, der im Missouri der 1840er Jahre lebt..

Inhalt:
"Huckleberry Finn" wird zum Roman der Freiheit – in "James" erfindet Percival Everett den Klassiker der amerikanischen Literatur neu. Fesselnd, komisch, subversiv Jim spielt den Dummen. Es wäre zu gefährlich, wenn die Weißen wüssten, wie intelligent und gebildet er ist. Als man ihn nach New Orleans verkaufen will, flieht er mit Huck gen Norden in die Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Blackface-Sängern. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten. Percival Everetts „James“ ist einer der maßgeblichen Romane unserer Zeit, eine unerhörte Provokation, die an die Grundfesten des amerikanischen Mythos rührt. Ein auf den Kopf gestellter Klassiker, der uns aufrüttelt und fragt: Wie lesen wir heute? Fesselnd, komisch, subversiv.

Meine Meinung:
Im Mittelpunkt des Romans gibt der Autor einen tiefen Einblick in die Sklaverei der Südstaaten Amerikas im 19. Jahrhundert sowie die spezielle Ausprägung des Südstaatenenglisch, die von Schwarzen gesprochen wurde.

Der Ich-Erzähler James, der Jim genannt wird, ist mit Frau und Kind einer von Mrs. Watsons Sklaven. Jim weiß aber, wie er die Vorurteile der weißen Bevölkerung für sich nutzt und obwohl er ihre Sprache perfekt beherrscht, bedient er sich des ausgeprägten Südstaatenenglischs, denn als Sklave muss er sich dumm stellen, obwohl er klüger als so mancher Weißer ist. Außerdem darf niemand wissen, dass er sich heimlich Lesen und Schreiben selbst beigebracht hat.

Als man Jim verkaufen will, flieht er von der Farm auf eine kleine Insel. Am Mississippi trifft er auf Huck, der ebenfalls von zu Hause vor seinem gewalttätigen Vater weggelaufen ist. Gemeinsam schlagen sie sich entlang des Mississippi durch. Jim wird gesucht, nicht nur als entlaufener Sklave, sondern auch als mutmaßlicher Mörder von Huck, denn keiner weiß, dass der Junge noch lebt.

Eine Abenteuerreise, mit vielen Gefahren und Wendungen lauern an jeder Ecke auf Jim und Huck, die sie aber waghalsig, meistern. Manche Situationen wirken skurril, andere nur traurig und menschenverachtend. James hat nur ein Ziel vor Augen. Er möchte Frau und Tochter freikaufen und mit ihnen ein gemeinsames Leben führen …

Fazit:
Dem Autor ist es gelungen, ein sensibles und ernsthaftes Thema, auf feinsinnige und doch stellenweise humorvolle Art mit einer Leichtigkeit zu erzählen. Mit seiner Neuinterpretation und der Balance zwischen Fakten und Fiktion, ist dem Autor ein hoffnungsvolles Ende gelungen.
Von mir 4 von 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!