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Len
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Ich lese gern und liebe Reisen!

Bewertungen

Insgesamt 44 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2015
Niemand liebt November
Michaelis, Antonia

Niemand liebt November


sehr gut

Ein tiefgründiges, aufrüttelndes und doch sehr spannendes Buch

Amber Lark, eigentlich November, ist 17 Jahre alt und ist allein, sie hat nur noch ihre Katze. Kurz vor ihrem sechsten Geburtstag verschwanden ihre Eltern auf unerklärlicher Weise und sind nie wieder gekommen. Amber reißt aus dem Heim aus, um ihre Eltern zu finden, denn sie hat eine Spur. Doch wer ist der Junge im gelben Zelt, der sie überall hin verfolgt? Und kann Katja, der Kneipenwirt ihr bei der Suche nach ihrer Vergangenheit helfen, obwohl er bei seiner eigenen auch Hilfe benötigt?


Schreibstil und Cover:
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Die Geschichte liest sich flüssig und wird durch wundervolle Gedichte bei jedem Kapitelbeginn bereichert. Erzählt wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers.

Das Cover wirkt geheimnisvoll und passt somit wirklich sehr gut zum Inhalt des Buches.


Charaktere:
Viele der Charaktere wirken seltsam, befremdlich und irgendwie nicht von dieser Welt. Dennoch sind sie sehr gut ausgearbeitet und tiefgründig in ihrem Wesen, Denken und Handeln. Auch wenn ich letzteres oft nicht nachvollziehen konnte.


Meine Meinung:

Während des Lesens ertappte ich mich regelmäßig dabei, die seltsamsten Vermutungen über Amber, ihren Eltern, die Katze und auch den anderen mysteriösen Personen anzustellen. Diese änderten sich auch häufig beim Lesen, weil man wie bei einer Schnitzeljagd immer nur ein ganz kleines neues Stück des Ganzen erfährt. Der Verstand und die Kreativität des Lesers wurden, für mich gesprochen, auf jeden Fall gefordert.

Interessanterweise stellte ich schnell fest, dass mich das Leben eines solchen Mädchens außerhalb von fiktiven Büchern in der Realität womöglich gar nicht interessieren würde, weil sie für mich eben auch nur ein Ausreißer und Landstreicherkind wäre. Man hat einfach oft nicht die Möglichkeit oder den Willen hinter die Fassade zu schauen, wenn einem das Äußere schon nicht behagt.
Aber da ich nun Amber immer weiter in ihrem Leben begleitete, hang ich gewissermaßen auch an ihr. Ich wollte dabei sein wenn sich die Geschichte auflöst, Ambers Leben vielleicht in sich zusammenfällt oder sich zum Guten wendet.

Dieser Roman ist wirklich sehr mystisch uns psychisch sehr packend, gerade deshalb ist es auch kein Buch zum Zwischendurchlesen – ein bisschen Zeit und Muße sollte man schon aufbringen, um richtig in Ambers Welt abtauchen zu können und die Grundstimmung fühlen zu können.
Diese ist immer ein wenig zu trüb und melancholisch, um sich in ihr wirklich wohlfühlen zu können. Dadurch leidet und bangt man auch sehr mit der Protagonistin, die wirklich kein einfaches Leben hat, und auch den Leser manchmal an die Schmerzgrenze des Zumutbaren treibt. Definitiv sollte dieses Buch auch tatsächlich erst ab dem empfohlenen Alter von 16 Jahren gelesen werden, weil es doch sehr verstörend wirken kann.

„Niemand liebt November“ sollte man möglichst im November, oder zumindest in den ungemütlicheren Monaten lesen, um das Schicksal richtig an sich ran lassen zu können.

Leider fiel die aufgebaute Atmosphäre auf den letzten 100 Seiten deutlich ab, weshalb mich das Ende nicht vollends überzeugen konnte.

Anzumerken ist, dass die Bücher von der Autorin Antonia Michaelis oftmals als sozialkritisch angesehen werden. Auch in diesem Buch ist diese Bezeichnung meiner Meinung nach sehr passend.
Aber Literatur für Jugendliche sollte nicht immer nur seichte Unterhaltung sein müssen und verträgt auch etwas Gesellschaftskritik mal sehr gut, zumal diese Szenarien ja leider heutzutage häufiger auch in der Realität vorkommen.

Ein solides Buch, welches mich mit durchgängiger Spannung und doch teilweise sehr skurrilen Gestalten überzeugen konnte. Es hat sich 4 von 5 Sternen verdient.

Bewertung vom 16.12.2014
Red Rising Bd.1
Brown, Pierce

Red Rising Bd.1


ausgezeichnet

Ein Ausnahmebuch und absolutes Jahreshighlight

Darrow lebt auf dem Mars - er gehört zu den Roten. Die Erde ist für die Menschen nicht mehr bewohnbar. Mit nur 16 Jahren muss er dort hart für sein Überleben arbeiten. Er ist Höllentaucher, diese bohren in unterirdischen Minen um Gase zu fördern, die für die Erschließung der Marsoberfläche nötig sind.

Was Darrow und alle anderen nicht wissen, ist, dass der Mars bereits erschlossen wurde. Die „niederen Farben“ werden von der Oberschicht ausgebeutet, damit diese in luxuriösen Verhältnissen leben können. Darrow bleibt nur eine Wahl: Sich gegen die Unterdrücker aufzulehnen, indem er sich in das sagenumwobene Institut einschleust, in dem eine Elite von „Goldenen“ ausgebildet wird. Denn um die Mächtigen zu Fall zu bringen, muss er selbst erst zu einem aufsteigen…


Schreibstil und Cover:
Der Schreibstil ist genial. Meist kurze prägnante Sätze, die das Lesen angenehm flüssig machen. Der Autor schreibt aus Darrows Ich-Perspektive in der Gegenwart. Dadurch fühlt man sich selbst angesprochen und wird komplett in die Geschichte reingesogen. Der Schreibstil von Pierce Brown ist in jedem Fall sehr mutig und herausstechend anders als bei der Masse der Autoren. Auch die Schriftart (Arial oder ähnliches) ist anders als üblich und sehr angenehm zu lesen. Das Buch ist in vier Teile untergliedert.

Das Cover ist ganz nett und irgendwie auch passend. Aber mit dem viel besseren Cover der Originalausgabe nicht vergleichbar.


Charakter:
Der Hauptcharakter ist ganz klar Darrow. Bis auf die Dialoge, die er mit anderen führt, ist man aufgrund der Ich-Erzählweise ja während des gesamten Buches in seinem Kopf.

Aber auch die anderen Protagonisten sind starke Persönlichkeiten, die im Laufe des Buches folglich auch zu vielen überraschenden Charakterzügen und Wesensveränderungen führen.

Bei der Darstellung und Ausarbeitung der Agierenden gibt es absolut nichts zu bemängeln - alle sind bis ins kleinste Detail nahezu perfekt und authentisch gezeichnet.
Meine Meinung:

„Ich bin ein Schaf im Wolfspelz inmitten eines Wolfsrudels".

Meine Freude war groß, als ich dieses Buch als Testleseexemplar erhalten habe. Bis ich die vorhandenen Rezensionen zu „Red Rising“ gelesen habe…
Diese reichten von Meinungen wie „völliger Schwachsinn“, „eher was für Jungs“, „nichts für Leute die Beständigkeit in Büchern lieben“ bis hin zu „bahnbrechender Erzählstil mit extremen Wendungen“ oder „entweder man liebt es, oder man hasst es…“.
Diese hätte ich nicht lesen sollen. Ich fühlte mich danach doch verunsichert, machte mir Gedanken wie ich 550 Seiten rumkriegen sollte, wenn es mir nicht gefällt und ich es tatsächlich „hassen“ sollte. Dieser Gedanke kam auf, weil ich, wie man meinen anderen Rezensionen entnehmen kann, relativ kritisch urteile und mit guten Bewertungen knausre.

Aber, und jetzt kommt die positive Überraschung, ich werfe alle Vorurteile über Bord: ICH BIN TATSÄCHLICH BEGEISTERT!

Ja es stimmt: In diesem Buch gibt es einige Wendungen und es ist sehr innovativ, vom Inhalt und auch vom Stil. Doch wer möchte schon ein geradliniges, durchschaubares Buch ohne großartige Spannung lesen? Die Wendungen sind für mich daher positiv zu sehen und nun auch nicht soooo seltsam oder abstrakt, wie von einigen anderen Rezensenten betitelt.
Nach der Einführung des Buches führt es nicht mehr unbedingt in die vielleicht erwartete Richtung, und man wird recht schnell mit einer dann anderen Ausgangsposition konfrontiert, aber ab dort bleibt die Geschichte sich dann recht treu.

Spannung ist in jedem Fall gegeben, sie wird kontinuierlich aufrechterhalund gesteigert. Auch an brutalen Szenen oder Gossensprache wird nicht gespart. Es wirkte für mich jedoch selten richtig grausam, weil der Schreibstil doch locker beim Leser ankommt. Trotz des kriegerischen Inhaltes des Buches, wirkt es somit aufgrund der Schreibart des Autors oft recht belustigend.

Ich vergebe 5 von 5 Sterne.

Bewertung vom 16.12.2014
Der Hexenschöffe
Schier, Petra

Der Hexenschöffe


sehr gut

Ein Roman über die Hexenverbrennung - Kein Buch für schwache Nerven

1636: Hermann Löher, Kaufmann und Schöffe am Gericht, lebt mit seiner Familie glücklich in Rheinbach, bis ihn die Vergangenheit von vor 5 Jahren wieder einholt - Herr Dr. Möden, ein neuer Hexenkommissar, kommt in die Stadt. Und dieser möchte dort anschließen, wo einst ein anderer aufgehört hat: er möchte die Hexen wieder brennen sehen! Hermann möchte das verhindern, darf aber bei diesem gefährlichen Spiel auch nicht seine Familie in Gefahr bringen…

Cover und Schreibstil:
Das Cover gefällt mir sehr gut, es ist in einer typischen Zeichenart und Farben gestaltet, die häufig bei historischen Romanen zu finden sind.

Der Schreibstil ist wirklich ausgezeichnet. Trotz der zeitgemäßen Sprache im Stil des 17. Jahrhunderts, gelingt es der Autorin einen flüssigen Schreibstil zu erzielen. Dadurch und natürlich wegen des spannenden Inhaltes, fühlt man sich als Leser sehr gut in die Zeit hineinversetzt und emotional auch sehr betroffen.

Charaktere:
Die Charaktere waren authentisch und ihr Denken und Handeln nachvollziehbar. Sie konnten in ganzer Linie überzeugen. Die Emotionen und Gefühle gingen einen oft durchs Mark und Bein.

Mit dem Protagonisten Hermann Löher litt und fieberte man auf seinem Weg durch die Hexenprozesse auf grauenhafte Weise mit.
Die Fürsprecher der Hexenverfolger und vor allem den Hexenkommissaren wünscht man die Pest an den Hals oder besser noch ebenfalls eine peinliche Befragung.


Meine Meinung:

Als erstes möchte ich sagen, dass ich sehr begeistert von diesem Buch bin. Ich muss jedoch zugeben, dass der Klappentext sich für mich anfangs relativ eintönig anhörte. Fünfhundert Seiten über Hexenprozesse? Na hoffentlich langweile ich mich da nicht…
Dass war aber glücklicherweise nicht der Fall!

Der Inhalt und der geschichtliche Hintergrund waren so gut recherchiert und so überaus mitreißend erzählt, dass das Spannungsniveau dauerhaft erhalten blieb und sich zum Ende hin noch spürbar steigerte. Schon der Anfang war so fesselnd, dass mir der Einstieg in dieses doch sehr schwierige Thema sehr leicht viel.

Laut Frau Schier sind ca. 75 % des Buchinhaltes tatsächlich so geschehene Begebenheiten. Wahrscheinlich war es trotz des angenehmen Leseflusses für mich kein Pageturner im eigentlichen Sinne. Nach in etwa einhundert Seiten benötigte ich meist eine Pause, weil mir der Kopf schwirrte, von all dem doch sehr ausführlich beschriebenen peinlichen Befragungen der vermeintlichen Hexen. Diese waren natürlich äußerst brutal und somit ist die Grundstimmung des Buches doch sehr düster und grausam.

Um all diese grausamen Szenen spann Frau Schier aber auch eine fesselnde Nebenstory, in der es netterweise auch ab und zu etwas freundlicher und sogar liebevoll zuging. So konnte ich zwischendurch auch mal aufatmen.

Insgesamt bin ich froh dieses Buch gelesen zu haben, man hat viel Neues erfahren über die Hexenverfolgung, und das alles in einem spannenden Rahmen gepackt. Dennoch ist mir die Geschichte teilweise etwas zu düster, grausam und strotzt vor zum Himmel schreiender Ungerechtigkeit. Es gab Stellen an denen ich gern ein bisschen weniger bildliche Vorstellungskraft gehabt hätte.

„Der Hexenschöffe“ ist für einen historischen Roman relativ grausam, es ist also nicht unbedingt ein Buch für Zartbesaitete. Aber wer sich entschließt, dieses Buch zu lesen wird trotz der melancholischen Stimmung sicherlich in seinen Bann gezogen werden. Ich möchte dafür wirklich gute 4 von 5 Sternen geben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.11.2014
Der Schlüssel von Schielo
Wildner, Hans-Joachim

Der Schlüssel von Schielo


weniger gut

Unausgereiftes Hexenmärchen für Kinder


An ihrem 13. Geburtstag hat Marie einen seltsamen Traum, in dem sie zur Auserwählten gekürt wird. Später, bei Tageslicht, entdeckt sie einen seltsamen Glanz in ihren Augen und kann ab diesem Zeitpunkt Magie anwenden und mit dieser leichte Zauber wirken.
Da diese auch andere Menschen in Gefahr bringen können, ist sie als Hexe sehr unzufrieden, und möchte lieber wieder ein normales Mädchen sein.
Aber es gibt noch weitere Hexen, und diese brauchen Marie auf ihrer Seite, um das Bündnis aufrechtzuerhalten - koste es was es wolle…


Cover und Schreibstil:
Das Cover ist in blau-schwarz gehalten und drückt etwas Geheimnisvolles aus. Ein Mädchen steht mit dem Rücken zum Betrachter und schaut in die Ferne zu einer Burg auf einem Berg. Neben ihr sitzt eine Katze. Mir gefällt es gut, aber leider verspricht es mehr, als die Story halten kann.

Der Schreibstil ist schon nahezu katastrophal. Der Autor versucht wohl mit der jugendlichen Sprache die Zielgruppe besser zu erreichen, leider ist ihm das meiner Meinung nach nicht gelungen. Interessanterweise mischt sich in diese jugendliche Sprache auch altmodische und Umgangssprache. Zudem gibt es noch häufige Wiederholungen und andauernde nervige Phrasen. Ab der Buchmitte wird es ein bisschen besser. Aber alles in allem, wurde mein Lesefluss dadurch erheblich gestört.


Charaktere:
Die Protagonistin Marie war mir sehr unsympathisch. Ihr Handeln und Denken konnte ich nicht immer ganz nachvollziehen. Ich konnte mich schlecht in sie hineinversetzen und deshalb keine Beziehung zu ihr aufbauen. Sie blieb sehr blass.

Anders ging es mir mit den anderen Charakteren leider auch nicht. Ihr Freund Felix ist schon 15, und verhält sich auch noch wie ein Kind.
Von den anderen Hexen erfährt man so gut wie gar nichts. Man merkt recht schnell, dass sie wohl nicht so einen klugen und mächtigen Eindruck beim Leser hinterlassen, wie es wohl geplant war. Zumindest ging es mir so.


Meine Meinung:

Ja was soll ich sagen, insgesamt ist aufgrund des doch sehr lapidaren Schreibstils und der nur oberflächlich gezeichneten Charaktere wohl keine Glanzleistung entstanden.

Die Story für sich genommen ist in Ordnung und recht solide - zumindest für ein 8-jähriges Kind. Ein älteres wird mehr Anspruch haben, die Geschichte als unausgereift und noch sehr ausbaufähig empfinden. Zudem wird sie einfach viel zu schnell und hektisch erzählt. Das Finale wird nur so heruntergerasselt, es bleibt keine Zeit, sich über das Geschehene Gedanken zu machen. Das Ende ist schlüssig, aber nicht befriedigend und lässt zu viel Spielraum.

Gefallen hat mir, dass es sich so nebenbei ganz gut „weglesen“ lässt, und dass mir die Beschreibungen der Orte zugesagt haben. Gerade wenn man wie ich, ein Faible für den Harz und Hexenmythen hat. Dennoch wird dieses Buch wieder schnell in Vergessenheit geraten…

Für mich ist dieses Buch eindeutig ein Kinderbuch für ca. 8 bis 11-jährige Kinder. Ein 12-jähriger wird wohl schon eher „ Die Tribute von Panem“ oder „Harry Potter“ lesen wollen. „Der Schlüssel von Schielo“ kann mit dem Erwähnten nicht annähernd mithalten. Und auch für jüngere Kindern gibt es sicherlich lesenswertere Romane als diesen.

Wenn ich mich versuche in die Lage eines Kindes zu versetzen, hätte das Buch 2,5 Sterne verdient. Von mir, als begeisterter Jugendbuchleser sind es dann eben leider nur 2 von 5 Sternen.

Bewertung vom 21.11.2014
Blut ist dicker als Wasser
Gardner, Lisa

Blut ist dicker als Wasser


gut

Flüssiger, gut zu lesender Thriller


Libby Denbe verbringt mit ihrem Mann Justin, der Leiter eines Bauunternehmens, einen gemütlichen Abend im Restaurant. Doch kaum sind sie zuhause angekommen, werden sie und ihre Tochter Ashlyn überfallen und gekidnappt. Die Entführer sperren alle drei in ein stillgelegtes Gefängnis mitten im Nirgendwo…


Cover und Titel:
Auf dem Cover sieht man ein weglaufendes Mädchen. Leider kann ich es nicht im Einklang mit dem Inhalt des Buches bringen, und finde es deshalb sehr unpassend. Auch der deutsche Buchtitel ist nichtssagend und sehr irreführend.


Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist wirklich sehr flüssig und angenehm schnörkellos zu lesen.

Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht der Ermittler und aus der Sicht der Familie erzählt. Sie sind angenehm kurz, sodass man auch mal zwischendurch ein Paar davon lesen kann, wenn man wenig Zeit hat. Aber mir ging es oft so, dass ich dann mit dem Lesen nicht aufhören konnte und ein ums andere Kapitel las.


Charaktere:
Außer den Ermittlern Tessa und vor allem Wyatt, konnte mich keine andere Person charakterlich überzeugen.

Die entführte Familie war mir von Anfang an sehr unsympathisch. Im Laufe der Geschichte wird das immer prägnanter. Jeder ist mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, ohne die der anderen auch nur zu bemerken. Für mich persönlich waren das nur Probleme von dekadenten und versnobten Personen. Deshalb konnte ich auch zu keinem dieser Person eine Bindung aufbauen - eigentlich hatte ich ihnen ihr Schicksal sogar gegönnt…


Meine Meinung:

Das erste Drittel des Buches empfand ich zwar als leicht zu lesen, trotzdem blieb es in meinen Augen sehr spannungsneutral. So richtig passierte noch nichts. Das habe ich bei anderen Thrillern, die einem viel früher in seinem Bann ziehen, schon viel besser gesehen. Die Spannung baut sich zu gleichbleibend langsam auf.
Auch habe ich das Gefühl auf einige Ungereimtheiten in der Story gestoßen zu sein, über die ich weiterhin nachgrübeln werde.

Die Kapitel, in denen ermittelt wird, sind gut aufgebaut, und dennoch wünschte ich mir weniger von ihnen und mehr, in denen die Familie die Hauptrolle spielt. Das Verhältnis hielt sich zu meinem Bedauern die Waage.

Das Ende habe ich schon ähnlich erahnt, war aber trotzdem über dessen Auflösung positiv überrascht. Insgesamt erhoffte ich mir aber doch ein wenig mehr Wendungen.

Ich bewerte das Buch mit 3,5 von 5 Sternen. Seine größte Stärke liegt darin, dass ich trotz des mir zum Teil fehlenden Spannungsbogens nie den Lesefluss verlor und doch immer weiter lesen wollte. Die Geschichte an sich wäre aber, gerade was die Spannung betrifft, auf jeden Fall noch ausbaufähig.

Bewertung vom 07.11.2014
Zeit der wilden Orchideen
Vosseler, Nicole C.

Zeit der wilden Orchideen


sehr gut

Sehr berührend und aufwühlend

Singapur 1840: Die kleine Georgina lebt mit ihrem Vater in einem Haus mit großen Garten am Meer. Nach dem Tod ihrer Mutter fühlt sie sich oft einsam.
Eines Tages entdeckt sie am Strand einen verletzten Jungen, Raharjo, vom Volk der Orang Laut, der „Meeresmenschen“. Im Laufe ihres Lebens sehen sie sich immer wieder, aber diese Liebe, die nicht sein darf, steht immer zwischen ihnen und verändert ihrer beiden Leben...


Cover: Das Cover gefällt mir gut, sehr bunt mit kräftigen Farben, die Reisesehnsucht wecken.
Nur leider passt es meiner Meinung nach nicht unbedingt zur Stimmung des Buches - es wirkt fast zu freundlich.


Schreibstil: Die Geschichte ist in der Vergangenheitsform erzählt. Die Autorin Frau Vosseler, hat eine sehr schöne Art Dinge zu beschreiben. Diese Art ist extrem bildgebend und regt die Vorstellungskraft stark an. Doch mir persönlich war es ein bisschen zu viel des Guten - ein paar Adjektive weniger wären mir lieber gewesen, es wirkt hier und dort ein bisschen überladen und aufgezwungen.


Charaktere: Die Handelnden in diesem Roman haben alle Herz und Verstand. Ich konnte zu jedem eine eigene Beziehung aufbauen, die es mir ermöglichte, ihr Handeln nachzuvollziehen und mich auf ihre Gefühle einzulassen. Die Charaktere sind alle sehr stark ausgeprägt, sie sind aber nicht nur gut oder böse, sondern „verschwimmen“ und wandeln sich im Laufe des Buches. Selten haben meine Sympathien in einem Buch so geschwankt und sich neu geformt.

Auf die einzelnen Personen möchte ich hier nicht eingehen, weil es zu viel vom Inhalt des Buches verraten würde und die Spannung nimmt.


Meine Meinung:

Nach den ersten einhundert Seiten des Buches, kam mir die Geschichte schon fertig erzählt vor, und ich machte mir Gedanken, was auf den anderen vierhundert Seiten wohl noch passieren soll.
Zu Unrecht, denn die Erzählung nimmt noch viele Wendungen und hat da erst mit der Vorgeschichte begonnen. Das Schicksal meint es nicht immer gut mit den Protagonisten, und das hält den Spannungsbogen weit oben.

Die „Zeit der wilden Orchideen“ hat mich sehr berührt, die Geschichte ist sehr spannend erzählt und man kann nicht anders als mitzufiebern. Man ärgert sich, man leidet und freut sich, aber man hasst und liebt auch mit den Agierenden. Ich wurde eingesogen von dieser farbenprächtigen Welt und konnte auch selbst meine Seele beim Lesen baumeln lassen.

Lange Zeit habe ich kein so emotionales Buch mehr gelesen, in dem mir sogar in zwei Szenen die Tränen kullerten.

Weshalb ich es nicht mit der Höchstanzahl der Sterne bewerten kann, liegt daran, dass mir die bildhafte Erzählweise zu stark ausgeprägt war, was meinen Lesefluss etwas störte, gerade zu Beginn des Buches fiel es mir deshalb sehr schwer in die Geschichte einzusteigen. Auch die wenigen Abschnitte, in denen es um die Entwicklung der Stadt, des Landes und die Wirtschaft ging, waren für mich nicht ganz so interessant.

Ich möchte ich Ihnen, Frau Vosseler, meinen Dank aussprechen, dafür, dass ich dieses schöne Buch mit Ihnen zusammen in einer Leserunde lesen konnte!

Ich bewerte dieses Buch mit von Herzen kommenden 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 17.10.2014
Die Berufene
Carey, M. R.

Die Berufene


sehr gut

Innovative Story, die leider mit zu viel Längen umgesetzt wurde

In nicht allzu ferner Zukunft: Die 10-jährige Melanie lebt den ganzen Tag eingesperrt in einer Zelle, nur zum Schulunterricht wird sie an einem Rollstuhl angeschnallt in das Klassenzimmer zu den anderen Kindern gebracht. Sie weiß nicht woher sie kommt und ob sie von der Zukunft etwas erwarten kann. Denn die Menschen von Großbritannien wurden von parasitären Pilzen befallen und leben nun als „Hungernde“, die jeden der überlebt hat, fressen wollen…

Schreibstil:
Die Geschichte ist im Präsens geschrieben. Die Kapitel werden abwechselnd aus unterschiedlicher Sichtweise der Protagonisten erzählt. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Nur ein Kapitel zu Anfang (12.), in welchem aus Sergeant Parks Sichtweise erzählt wurde, machte mich doch stutzig und las sich sehr holprig. Es waren zu viele Kraftausdrücke, und zu viel Umgangssprache darin.

Charaktere:
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und entwickeln sich im Buchverlauf stetig auf ihre Weise weiter. Sie konnten mich zu fast jeder Zeit überzeugen.
Leider erfährt man nur spärlich etwas über das Leben der Charaktere vor dem Parasitenbefall.

Den größten Entwicklungssprung macht Melanie, weil sie viel lernt und sich ständig neu anpassen muss. Sie ist sehr selbstbewusst und auch streng mit sich damit sie ihre Instinkte unter Kontrolle bekommt. Doch seltsamerweise hat sich Melanie zum Schluss auf einmal sehr schnell sehr gut unter Kontrolle halten können, was mich nach der Vorgeschichte dann doch wunderte.


Meine Meinung:

Das Buch beginnt wirklich spannend, und mir fiel es sehr leicht in die Geschichte einzusteigen. Es hat mich sehr neugierig gemacht und ich wollte unbedingt wissen wie es Melanie weiterhin ergeht und was sie und die anderen Kinder noch alles erleben.

Leider waren diese Seiten nur rar gesät, schon nach ca. 150 Seiten kommt es zu einigen Längen in der Story, die mir das Lesen erheblich schwer machten. Irgendwie schleift die Geschichte sich so durch, ohne dass ich weitere storyrelevante Erkenntnisse erhalten habe oder überhaupt etwas anderes geschieht als Verstecken, Weglaufen und der Nahrungssuche der Protagonisten.
Was vielleicht auch daran liegt, dass die Idee des Buches ursprünglich aus einem Kurzroman entstanden ist, wie man in der Danksagung des Autors M. R. Carey erfährt.

Die Idee des Buches hat mir gut gefallen, es wurde ein Ausschnitt einer dystopischen Welt aufgezeigt, in der nur noch ein paar Hände Menschen leben, dessen Untergang so gut wie sicher ist. Und trotzdem kämpfen diese Menschen ums Überleben und versuchen den Pilz zu bezwingen und ein Heilmittel herzustellen. Für sich genommen, hat die Geschichte innovative Gedanken - ich persönlich konnte aber auch einige Parallelen zu dem Film „28 Days Later“ entdecken.

Gelegentlich muss sich der Leser allerlei biologisch-chemische Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Parasit von Dr. Caldwell erklären lassen. Dem zu folgen, ist mir nicht immer hundertprozentig gelungen.

Das Ende war für mich nicht unbedingt überraschend, aber es konnte mich doch auf seine Art überzeugen.

Dadurch, dass bei der Buchbeschreibung von diversen Internetanbietern und auch auf der Verlagshomepage kein Lesealter angegeben ist, gehe ich davon aus, dass es sich um Erwachsenenliteratur handelt. Diese Einschätzung kann ich nicht teilen. Für mich fühlte es sich eher wie ein Jugendbuch an. Die Dramatik und die Brutalität der Hungernden, konnten mich während des Lesens nicht in dem Maß überzeugen, die ich mir für Horrorszenarien gewünscht hätte...

Aufgrund der erwähnten Längen und der damit getrübten Lesefreude, kann ich dem Buch, obwohl der Anfang und das Ende sehr gut waren, nur 3,5, also knapp 4 von 5 Sternen geben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2014
Das Flüstern der Stadt / Ana Martí Bd.1
Ribas, Rosa;Hofmann, Sabine

Das Flüstern der Stadt / Ana Martí Bd.1


gut

Barcelona zu Zeiten der Franco-Diktatur – Mariona, eine wohlhabende Arztwitwe aus der feinen Gesellschaft wird tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Journalistin Ana wird mit diesem Kriminalfall betraut, über den sie berichten soll. Leider ist die Kriminalpolizei nicht gewillt, den Vorfall lückenlos aufzuklären. Ana ist besorgt um ihre Karriere und versucht es somit im Alleingang. Doch ein Strudel aus Macht und Intrigen droht, sie mit sich zu reißen…


Cover:
Auf dem Titelbild sitzt seitlich eine Frau im Modestil der 50er Jahre und raucht. Es ist in schwarz-weiß gehalten. Das Cover hat mich sehr angesprochen, macht neugierig und ich fühlte mich gleich in die Zeit versetzt.


Schreibstil:
Der Schreibstil ist recht flüssig. Die Emotionen der Protagonisten konnten mich jedoch nicht immer erreichen. Kleinere Rechtschreibfehler waren vorhanden.

Den Vergleich zu Zafóns Büchern in Hinblick auf die Sprachgewandtheit und die Liebe zu Wörtern konnte ich nicht teilen. „Das Flüstern der Stadt“ kann, trotz der poetischen Verse, die sich hier und dort auftun, damit leider nicht annähernd mithalten.


Charaktere:
Am überzeugendsten und nachvollziehbarsten haben meiner Meinung nach der Polizist Isidro Castro und Anas Cousine Beatriz gehandelt. Diese Persönlichkeiten waren am besten entwickelt und ausgearbeitet.

Die Hauptperson, Ana, war mir zu naiv, zu vertrauensvoll und zu sehr auf sich selbst bezogen. Im Laufe des Buches fing sie an mich zu nerven.

Beatriz Neffe, der Anwalt Pablo Noguer blieb auch leider zu oberflächlich. Anfangs war er noch charmant und sympathisch, im Verlauf der Geschichte lässt das leider stark nach.

Beste Nebenakteure sind Abel Mendoza und Beatriz´ Hausmädchen Encarni. Von diesen Charakteren erfährt man auch zur Abwechslung mal ein bisschen mehr Persönliches.


Meine Meinung:

Alles in allem habe ich mich mit diesem Buch sehr schwer getan. Die ersten einhundert Seiten passiert, außer der Vorstellung der agierenden Personen, fast überhaupt nichts. Zu viele spanische Namen, zu viele Personen in Behörden oder Firmen. Es zieht sich wie Kaugummi.

Die Aufklärung am Ende war mir zu dürftig. Was anfangs kein Ende nahm, flog dann rasend schnell an einem vorbei und kam mir überstürzt vor. Hier hätten sich die Autorinnen mehr Zeit nehmen sollen und vielleicht sogar ein Epilog in Betracht ziehen sollen, um den Leser nicht ganz so ahnungslos zurück zu lassen. Auch die Familie von Ana spielte eine so untergeordnete Rolle, dass man sie gleich außen vor hätte lassen können.

Der Kriminalfall, um den das Buch herum aufgebaut ist, war mir leider zu belanglos. Spannung konnte erst im letzten Drittel erzeugt werden.

Trotz der gefühlten Anspannung, den Lebenseinschränkungen der Bevölkerung und die politische Macht des Landes, kam das Gefühl einer Epoche zu Zeiten der Franco-Diktatur bei mir leider nicht an. Auch Barcelona konnte keine Sehnsüchte wecken, ist es doch nur nebensächlicher Schauplatz. Wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich es für einen modernen Roman gehalten, der in der heutigen Zeit spielt. Dem erwartungsvollem Cover wird das Buch leider nicht gerecht.

Gewünscht hätte ich mir in jedem Fall ein fundiertes Hintergrundwissen zur Franco-Epoche, welches Daten und Fakten aufzeigt, um den Roman und die Lebensweise der Protagonisten verstehen zu können.

Aufgrund des guten letzten Drittels bewerte ich das Buch noch mit 2.5, aufgerundet auf 3 von 5 Sternen.