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seyke

Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2023
Simone
Reich, Anja

Simone


ausgezeichnet

Anja Reichs Buch "Simone" hat sofort mein Interesse geweckt, da ich im gleichen Alter in Ostberlin aufgewachsen bin. Sie beschreibt hier auch ein Stück meiner Kindheit und Jugend und weckt Gefühle einer vergessenen Zeit.

Simone war eine Freundin der Autorin. Sie nahm sich im Alter von nur 27 Jahren das Leben. Anja Reich begibt sich auf die Spurensuche der für alle schwer begreiflichen Tat. Wie konnte es soweit kommen? Hätte man ihr helfen können? Anja Reich führt Gespräche mit Simones Eltern, ihrem Bruder, ihren Verwandten und (Ex-)Freunden. Sie liest Simones Tagebücher und befasst sich eingehend mit dem Thema Suizid, spricht mit Experten, welche Gründe es gegeben habe könnte. Ist es vielleicht doch ein Unfall gewesen oder war jemand beteiligt, so wie es ihre Eltern lange glaubten?

Mich hat dieses Buch unheimlich gefesselt und wühlt mich immer noch sehr auf. Anja Reich ist hier ein sehr tiefgründiges und bewegendes Buch gelungen, das ich gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Eine ganz klare Empfehlung!

Bewertung vom 05.06.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

T. C. Boyle ist ein großer Geschichtenerzähler und ich bin ein großer Fan von ihm. In seinem neuen Roman steht in naher Zeit die Welt am Abgrund, die Klimakatastrophe schlägt so richtig zu. Ottilie und Frank leben mit ihren erwachsenen Kindern in Kalifornien. Hier herrscht Dürre und Brände bedrohen das Land. Die Tochter und ihr Verlobter Todd leben in Florida. Hier schlägt die Natur mit Unwettern und Überschwemmungen zu. Die Familie gerät von einer Katastrophe in die andere.

T. C. Boyle beschreibt vielleicht etwas überspitzt, aber durchaus nicht völlig unrealistisch, wie es in naher Zukunft aussehen könnte. Er hat einen tollen Schreibstil und beschreibt die verschiedenen Charaktere sehr lebendig. Sein Buch ist eine Gesellschaftssatire, die einen einerseits schmunzeln und andererseits erschaudern lässt. Mir hat es große Spaß gemacht, das Buch zu lesen und ich kann es nur wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 03.05.2023
Mit dem Mut zur Liebe
Lind, Hera

Mit dem Mut zur Liebe


ausgezeichnet

In ihrem neuen Roman "Mit dem Mut zur Liebe" schreibt Hera Lind nach wahren Begebenheiten. Die Geschichte führt uns zunächst zurück nach 1945. Dresden wurde zerbombt. Der kleine Dieter flieht mit seiner Mutter und seinem Bruder. Der Vater ist nicht aus dem Krieg zurückgekehrt und so kämpft die Mutter ums Überleben in dieser schrecklichen Zeit. Später wird aus "Dieto" ein Artist, er erfüllt sich damit seinen Kindheitstraum. Er lernt seine große Liebe Johanna kennen. Beiden gelingt eine spannende Flucht aus der DDR. Als Artistenpaar können sie nun die Freiheit genießen und die Welt erkunden.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich habe bisher nur die älteren lustigen Romane von Hera Lind gekannt und war überrascht über diesen Tatsachenroman. Hera Lind kann toll und sehr anschaulich schreiben. Man kann sich sehr gut in die Geschichte reinfühlen und möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Mich hat dieses Buch sehr berührt und ich kann es nur empfehlen. 

Bewertung vom 03.05.2023
Solange wir leben
Safier, David

Solange wir leben


ausgezeichnet

David Safier kannte ich bisher nur durch seine sehr lustigen Bücher. Deshalb ist es zunächst ungewöhnlich, ein ernstes Buch von ihm zu lesen: In "Solange wir leben" schreibt David Safier die Geschichte seiner Eltern. Sie beginnt 1937 in Wien. Gut gefallen hat mir, dass Safier abwechseln über das Leben seines Vaters und seiner Mutter schreibt, bis sie sich schließlich kennenlernen und einen gemeinsamen Weg einschlagen. Ihre Leben sind durch die Höhen und Tiefen der schwierigen Zeit geprägt. Es gibt viele Schicksalsschläge, trotzdem führen sie ein erfülltes Leben. 

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. David Safier kann einfach toll schreiben und es macht Spaß seine Bücher zu lesen. Es ist schön, dass ich nun mehr über ihn erfahren konnte. Dieses Buch lässt einen noch einmal einen anderen Blick auf seine bisherigen Bücher bekommen. Von mir eine klare Empfehlung!

Bewertung vom 05.04.2023
Ich, ein Sachse
Meffire, Samuel;Kittstein, Lothar

Ich, ein Sachse


ausgezeichnet

Samuel Meffire schreibt in "Ich, ein Sachse" seine Lebensgeschichte. Zugegebenermaßen habe ich vorher noch nie etwas von ihm gehört, obwohl es sicherlich viele Schlagzeilen zu seiner Person gab.

Samuel wird 1970 in der DDR geboren. Seine Mutter verliebt sich in den 60-iger Jahren in seinen Vater Samuel, einen kamerunischen Gastarbeiter auf Zeit. Eine Verbindung, die in der DDR nicht gerne sehen war. Sein Vater verstirbt am Tag seiner Geburt unter nicht komplett geklärten Umständen. Seine Mutter kommt über den Tod niemals wirklich hinweg und hat psychische Probleme. So wächst der kleine Samuel teilweise bei seinen Großeltern auf. Sein Lebensweg ist von Anfang an durch diese Umstände überschattet. Trotzdem meistert er sein Leben. Allerdings wird es nach der Wende immer schwieriger, die zunehmende Ausländerfeindlichkeit setzt ihm zu und sein Leben gerät irgendwann auf die schiefe Bahn. 

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, der Schreibstil ist locker und flott, es kommt keine Langeweile auf. Meffire schreibt sehr ehrlich und es macht Spaß sein Buch zu lesen. In seine Geschichte und ostdeutsche Vergangenheit konnte ich mich gut hineinversetzen, bis er dann kriminell und zu Recht verurteilt wurde. Auf jeden Fall ein sehr lesenswertes und interessantes Buch, das ich empfehlen kann!

Bewertung vom 24.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Ich bin ein großer Fan von Daniel Glattauer und habe mich auf ein neues Buch von ihm gefreut. Mit "Die spürst du nicht" ist ihm wieder ein tolles Werk gelungen.

Die Geschichte handelt von zwei wohl situierten Familien, die ihren Urlaub gemeinsam in der Toskana verbringen. Die Familie der 14-jährigen Sophie-Luise hat außerdem ihre Schulfreundin Aayana als Spielgefährtin mitgenommen. Nicht alle sind begeistert von der Entscheidung. Aayana ist ein somalisches Flüchtlingsmädchen. Gleich zu Beginn kommt es zu einer Katastrophe, die das Leben aller Beteiligten komplett verändern wird. Hier beginnt nun eine Geschichte voller Tragik, die alle Familien miteinander verbinden wird. 

Das Buch beleuchtet ein sehr interessantes Thema. Sind alle Menschenleben gleich viel wert? Es geht um Schuld, Verantwortung, Egoismus, Ignoranz und die Rolle von Social Media. In allem, was Glattauer schreibt, kann man sich im Alltag wiederfinden. Er schreibt wie immer mit Wortwitz und Ironie, aber auch mit einem kritischen Blick auf unsere heutige Gesellschaft. Manchmal gefriert einem das Schmunzeln im Gesicht. Mir hat das Buch sehr gefallen und wird mir stark in Erinnerung bleiben. Eine klare Empfehlung. 

Bewertung vom 24.03.2023
Unsichtbar
Moreno, Eloy

Unsichtbar


sehr gut

Eloy Moreno greift in seinem Buch "Unsichtbar" das Thema Mobbing auf. Ein Thema das allgegenwärtig ist und schon immer war. Hier wird die Geschichte eines "unsichtbaren" und gemobbten Jungen aus verschieden Blickwinkeln erzählt. Zunächst fand ich den Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig und verwirrend, habe mich dann aber doch ganz gut hereingefunden. 

Ich konnte mich gut in die Personen hereinversetzen. Man kann die Angst des Jungen förmlich spüren und fiebert mit, möchte unbedingt eingreifen, um das Schlimmste zu verhindern. Das Buch sollte in jeder Schule gelesen werden. Vielleicht kann so doch Aufmerksamkeit auf die Lage der Opfer gelenkt und manche Situation verhindert werden. Interessant war hier auch die Aussage des Täters, der irgendwie auch Opfer war. Ein empfehlenswertes Buch für alle Altersklassen, vor allem aber für Jugendliche!

Bewertung vom 01.03.2023
Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat
Boks, Aron

Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat


gut

Der Autor Aron Boks wurde erst nach der Wende geboren und hat die DDR nicht mehr erlebt. Erst im Erwachsenenalter beschäftigt er sich mit seiner Familiengeschichte, zu der auch sein Urgroßonkel Willi Sitte gehört, ein berühmter und einflussreicher Maler in der DDR. Wenn man aus der DDR kommt und den Namen vielleicht nicht kannte (so wie ich), so hat man doch irgendwann eines seiner Gemälde gesehen.

Interessant finde ich, dass sich ein junger Mann so intensiv mit der Lebensgeschichte seines Urgroßonkels und seiner Familie beschäftigt. Willi Sitte ist 1921 geboren. Er hat somit den Nationalsozialmus und die Kriegszeit erlebt, später den Sozialismus in der DDR, eine wechselhafte Geschichte für einen Künstler.

Aron Boks gibt einen guten Einblick in die Familiengeschichte und Geschichte ansich. Ganz ehrlich muss ich sagen, dass mich dass Buch nicht sonderlich gefesselt hat. Sehr gewünscht hätte ich mir im Buch das ein oder andere Werk des Künstlers, denn seine Kunst selbst drückt schon sehr viel über den Menschen Willi Sitte aus. Natürlich kann man auch im Internet recherieren, aber im Buch hätte es bessere Einblicke gewährt. Aron Boks ist recht viel zwischen den Themen gesprungen, so dass es das Lesen für mich etwas schwer gemacht hat.

Gut gefallen hat mir aber trotzdem der Einblick in die DDR-Geschichte und -Kunst. Hier ist dem jungen Autor ein interessantes Buch gelungen.

Bewertung vom 27.02.2023
Die marmornen Träume
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


ausgezeichnet

"Die marmornen Träume" führen uns in das Berlin des Jahres 1939. Die Welt steht kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Noch genießen die attraktive Damen der Nazi-Prominenz ihren Champagner im Adlon-Klub. Doch plötzlich treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Es werden immer wieder übel verstümmelte Leichen von Frauen gefunden, die im Adlon verkehrt haben. Der SS-Offizier Franz Beewen bekommt den Auftrag, sich um Aufklärung unter höchster Geheimhaltung zu kümmern. Im Rahmen der Ermittlungen trifft er auf den Psychoanalytiker Simon Kraus, einen skrupellosen Gigolo. Die Frauen waren seine Klientinnen und Geliebten, die er zudem kaltblütig erpresst hat. Nachdem der Verdacht gegen ihn nicht erhärtet werden kann, hilft er Beewen bei den Ermittlungen. Beewen trifft zudem auf die Psychiaterin Minna von Hassel, die Heimleiterin der Einrichtung, in der sein Vater untergebracht ist. Das ungleiche Trio ermittelt nun mehr oder weniger gemeinsam an der Aufklärung der Morde. Immer tiefer geraten sie in einen Strudel von Gewalt, Lügen und geraten selbst in Gefahr. 

Jean-Christophe Grangé ist ein sehr spannender Thriller gelungen. Der Autor führt uns in eine andere Zeit. Sehr gut gefallen haben mir die Beschreibungen des alten Berlins. Sehr interessant fand ich auch die Einblicke in die NS-Zeit. Es tritt so viel Schreckliches und Unmenschliches zutage. Es ist wichtig, immer wieder an diese schreckliche Zeit zu erinnern. Obwohl das Buch mit 680 Seiten doch sehr dick ist, fand ich es nicht  langweilig. Es gibt immer neue Wendungen und Überraschungen, bis der Fall am Ende doch noch gelöst werden kann. Grangé schreibt sehr bildhaft und spannend, so dass ich immer wieder neugierig war, wie es weitergeht. Normalerweise lese ich nicht so gerne Thriller, aber dieser hat mir ausgesprochen gut gefallen und ist eine klare Empfehlung. 

Bewertung vom 20.11.2022
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


ausgezeichnet

Mit "Als die Welt zerbrach" setzt John Boyne seinen Weltbestseller "Der Junge im gestreiften Pyjama" fort. In seinem neuen Roman erzählt die über 90-jährige Gretel aus ihrem Leben und die Geschichte ihrer Familie. Sie ist die Schwester von Bruno aus dem ersten Buch, der auf tragische Weise mit 9 Jahren ums Leben kommt. Gretels Vater war Kommandant in einem Konzentrationslager, in dessen unmittelbarer Nähe die Familie ahnungslos von den grausamen Geschehnissen lebte, über die der Vater nicht sprach. Nach Kriegsende wird ihr Vater als Kriegsverbrecher hingerichtet. Gretel und ihrer Mutter bleibt nur die Flucht. Doch die düsteren Vergangenheit wird sie ihr Leben lang begleiten.

John Boyne ist ein sehr fesselnder Roman gelungen, in dem das Thema Schuld und Aufarbeitung allgegenwärtig ist. Boyne schreibt so klug und gefühlvoll, man kann sich in alle Zeitgeschehnisse und Figuren sehr gut hineinversetzen. Das Buch ist keine leichte Kost, aber toll umgesetzt. Boyne springt abwechselnd in den verschiedenen Zeitebenen hin und her. Die Kapitel sind kurz gehalten, was das Buch für mich sehr gut lesbar gemacht hat. Auch wenn ich vorher schon ein großer Fan von John Boyne war, so hat mich "Als die Welt zerbrach" noch einmal mehr begeistert. Ein wirklich tolles Buch und klare Empfehlung!