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seyke

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2023
Unsichtbar
Moreno, Eloy

Unsichtbar


sehr gut

Eloy Moreno greift in seinem Buch "Unsichtbar" das Thema Mobbing auf. Ein Thema das allgegenwärtig ist und schon immer war. Hier wird die Geschichte eines "unsichtbaren" und gemobbten Jungen aus verschieden Blickwinkeln erzählt. Zunächst fand ich den Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig und verwirrend, habe mich dann aber doch ganz gut hereingefunden. 

Ich konnte mich gut in die Personen hereinversetzen. Man kann die Angst des Jungen förmlich spüren und fiebert mit, möchte unbedingt eingreifen, um das Schlimmste zu verhindern. Das Buch sollte in jeder Schule gelesen werden. Vielleicht kann so doch Aufmerksamkeit auf die Lage der Opfer gelenkt und manche Situation verhindert werden. Interessant war hier auch die Aussage des Täters, der irgendwie auch Opfer war. Ein empfehlenswertes Buch für alle Altersklassen, vor allem aber für Jugendliche!

Bewertung vom 01.03.2023
Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat
Boks, Aron

Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat


gut

Der Autor Aron Boks wurde erst nach der Wende geboren und hat die DDR nicht mehr erlebt. Erst im Erwachsenenalter beschäftigt er sich mit seiner Familiengeschichte, zu der auch sein Urgroßonkel Willi Sitte gehört, ein berühmter und einflussreicher Maler in der DDR. Wenn man aus der DDR kommt und den Namen vielleicht nicht kannte (so wie ich), so hat man doch irgendwann eines seiner Gemälde gesehen.

Interessant finde ich, dass sich ein junger Mann so intensiv mit der Lebensgeschichte seines Urgroßonkels und seiner Familie beschäftigt. Willi Sitte ist 1921 geboren. Er hat somit den Nationalsozialmus und die Kriegszeit erlebt, später den Sozialismus in der DDR, eine wechselhafte Geschichte für einen Künstler.

Aron Boks gibt einen guten Einblick in die Familiengeschichte und Geschichte ansich. Ganz ehrlich muss ich sagen, dass mich dass Buch nicht sonderlich gefesselt hat. Sehr gewünscht hätte ich mir im Buch das ein oder andere Werk des Künstlers, denn seine Kunst selbst drückt schon sehr viel über den Menschen Willi Sitte aus. Natürlich kann man auch im Internet recherieren, aber im Buch hätte es bessere Einblicke gewährt. Aron Boks ist recht viel zwischen den Themen gesprungen, so dass es das Lesen für mich etwas schwer gemacht hat.

Gut gefallen hat mir aber trotzdem der Einblick in die DDR-Geschichte und -Kunst. Hier ist dem jungen Autor ein interessantes Buch gelungen.

Bewertung vom 27.02.2023
Die marmornen Träume
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


ausgezeichnet

"Die marmornen Träume" führen uns in das Berlin des Jahres 1939. Die Welt steht kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Noch genießen die attraktive Damen der Nazi-Prominenz ihren Champagner im Adlon-Klub. Doch plötzlich treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Es werden immer wieder übel verstümmelte Leichen von Frauen gefunden, die im Adlon verkehrt haben. Der SS-Offizier Franz Beewen bekommt den Auftrag, sich um Aufklärung unter höchster Geheimhaltung zu kümmern. Im Rahmen der Ermittlungen trifft er auf den Psychoanalytiker Simon Kraus, einen skrupellosen Gigolo. Die Frauen waren seine Klientinnen und Geliebten, die er zudem kaltblütig erpresst hat. Nachdem der Verdacht gegen ihn nicht erhärtet werden kann, hilft er Beewen bei den Ermittlungen. Beewen trifft zudem auf die Psychiaterin Minna von Hassel, die Heimleiterin der Einrichtung, in der sein Vater untergebracht ist. Das ungleiche Trio ermittelt nun mehr oder weniger gemeinsam an der Aufklärung der Morde. Immer tiefer geraten sie in einen Strudel von Gewalt, Lügen und geraten selbst in Gefahr. 

Jean-Christophe Grangé ist ein sehr spannender Thriller gelungen. Der Autor führt uns in eine andere Zeit. Sehr gut gefallen haben mir die Beschreibungen des alten Berlins. Sehr interessant fand ich auch die Einblicke in die NS-Zeit. Es tritt so viel Schreckliches und Unmenschliches zutage. Es ist wichtig, immer wieder an diese schreckliche Zeit zu erinnern. Obwohl das Buch mit 680 Seiten doch sehr dick ist, fand ich es nicht  langweilig. Es gibt immer neue Wendungen und Überraschungen, bis der Fall am Ende doch noch gelöst werden kann. Grangé schreibt sehr bildhaft und spannend, so dass ich immer wieder neugierig war, wie es weitergeht. Normalerweise lese ich nicht so gerne Thriller, aber dieser hat mir ausgesprochen gut gefallen und ist eine klare Empfehlung. 

Bewertung vom 20.11.2022
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


ausgezeichnet

Mit "Als die Welt zerbrach" setzt John Boyne seinen Weltbestseller "Der Junge im gestreiften Pyjama" fort. In seinem neuen Roman erzählt die über 90-jährige Gretel aus ihrem Leben und die Geschichte ihrer Familie. Sie ist die Schwester von Bruno aus dem ersten Buch, der auf tragische Weise mit 9 Jahren ums Leben kommt. Gretels Vater war Kommandant in einem Konzentrationslager, in dessen unmittelbarer Nähe die Familie ahnungslos von den grausamen Geschehnissen lebte, über die der Vater nicht sprach. Nach Kriegsende wird ihr Vater als Kriegsverbrecher hingerichtet. Gretel und ihrer Mutter bleibt nur die Flucht. Doch die düsteren Vergangenheit wird sie ihr Leben lang begleiten.

John Boyne ist ein sehr fesselnder Roman gelungen, in dem das Thema Schuld und Aufarbeitung allgegenwärtig ist. Boyne schreibt so klug und gefühlvoll, man kann sich in alle Zeitgeschehnisse und Figuren sehr gut hineinversetzen. Das Buch ist keine leichte Kost, aber toll umgesetzt. Boyne springt abwechselnd in den verschiedenen Zeitebenen hin und her. Die Kapitel sind kurz gehalten, was das Buch für mich sehr gut lesbar gemacht hat. Auch wenn ich vorher schon ein großer Fan von John Boyne war, so hat mich "Als die Welt zerbrach" noch einmal mehr begeistert. Ein wirklich tolles Buch und klare Empfehlung!

Bewertung vom 19.10.2022
Lektionen
McEwan, Ian

Lektionen


ausgezeichnet

Ian McEwan ist ein weltberühter Autor und mit großer Freude habe ich sein neues Werk erwartet. Bisher waren seine Bücher eher immer kürzer gehalten. Umso überraschter war ich, dass sein neues Buch über 700 Seiten umfasst. Eigentlich bin ich kein Freund dicker Bücher, die sich ewig hinziehen. "Lektionen" hat mir aber sehr gut gefallen. 

Roland Baines ist die Hauptfigur des Buches. Die Geschichte beginnt damit, dass seine Frau Alissa von einem Tag auf den anderen verschwindet und Roland mit seinem kleinen Sohn alleine zurückbleibt. Anhand von Postkarten, die sie ihm schickt, verfolgt er ihren Weg. In Erinnerungen schwelgend entspinnen sich viele Geschichten. Roland erzählt von seiner Kindheit in Libyen und seiner Jugend, die sehr einschneidend damit beginnt, dass er von seinen Eltern auf ein Internat in England geschickt wird. Die verstörende Beziehung zu seiner Klavierlehrerin ist eine prägende Erfahrung. Hauptinhalt des Buches sind aber Geschichten zu weltgeschichtlichen Ereignisse ab ca. dem 2. Weltkrieg. McEwan ist ein toller Erzähler und so macht es Spaß, seinen Gedanken zu folgen. Es scheint ein wenig so, als dass er mit "Lektionen" sein Lebenswerk erschaffen hat. Eine klare Empfehlung für jeden Fan seiner Bücher. 

Bewertung vom 17.10.2022
Weber's Wintergrillbibel
Weyer, Manuel

Weber's Wintergrillbibel


ausgezeichnet

Webers Grillbücher stehen generell für hohe Qualität. So war ich sehr auf die "Weber's Wintergrillbibel" gespannt. Das Buch hat mich sofort überzeugt. Die Aufmachung ist sehr hochwertig. Die Rezepte sind super erklärt und die Fotobeschreibung rundet das Ganze ab.
Das Buch ist in verschiedene Kapitel gegliedert und beginnt zunächst mit Basics und Tipps zum Wintergrillen und Räuchern. Gut gefallen haben mir auch die Würzmischungen, Dips und Saucen. Die Rezepte sind sensationell. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, eine Weihnachtsgans auf dem Grill zuzubereiten. Die Rezeptauswahl ist sehr vielseitig, hier ist für jeden etwas dabei, ob Fisch, Fleisch oder auch vegetarisch. Für mich waren die Rezepte insgesamt sehr neu und ausgefallen, aber nicht unbedingt alles ist anfängertauglich. Hier hat man über den Winter genug Zeit sich zu probieren. Das Buch ist eine ganz klare Empfehlung für jeden Grillfan!

Bewertung vom 02.09.2022
Die Stimme meiner Schwester
Vieira Junior, Itamar

Die Stimme meiner Schwester


ausgezeichnet

Itamar Viera Junior entführt uns in seinem Roman "Die Stimme meiner Schwester" nach Brasilien. Er greift ein sehr interessantes Thema auf, was mir bisher völlig fremd war: Die Sklaverei in Brasilien.

Die Geschichte handelt von einer Gruppe von Nachfahren ehemaliger afrikanischer Sklaven. Erzählt wird die Familiengeschichte rund um die beiden Schwestern Bibiana und Belonísia, die ein sehr enges Verhältnis zueinander haben. Die Geschichte beginnt damit, dass die beiden Kinder beim Spielen den alten Koffer der Großmutter entdecken. In ihm befindet sich ein Messer. Es ereignet sich ein tragischer Unfall, während sich die eine Schwester nur verletzt, verliert die andere ihre Zunge. Fortan agiert die sprechende Schwester als Stimme der anderen. Aber so eng das Verhältnis der beiden ist, so scheiden sich irgendwann trotzdem ihre Wege. 

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Das Thema ist sehr interessant und man merkt, dass sich der Autor sehr intensiv mit der Geschichte der Sklaverei in Brasilien auseinander gesetzt hat. Das Buch gibt einen guten Einblick in das Leben der Nachverfahren der afrikanischen Sklaven, die noch immer kein leichtes Leben in der Fremde führen und trotzdem ihre Traditionen nicht verloren haben. Interessant ist auch die Entwicklung der beiden Schwestern und die Familiengeschichte. Sehr lesenswert. 

Bewertung vom 12.08.2022
Samson und Nadjeschda
Kurkow, Andrej

Samson und Nadjeschda


sehr gut

Die Geschichte beginnt 1919 in Kiew, es herrschen Kriegs- und Revolutionswirren. Samson ist der Titelheld dieser Geschichte, die grausam beginnt. Sein Vater wird vor seinen Augen getötet, er selbst verliert dabei ein Ohr. Als Waise schlägt er sich so durch. Zufällig bekommt er eine Stelle bei der Polizei und der Krimi kann beginnen. Die patente Nadeschda hilft ihm dabei, einen mysteriösen Fall zu lösen.

Der Anfang des Buches hat mir gut gefallen, die Situation scheint so aktuell. Nach dem spektakulärem Start, plätschert die Geschichte eher so vor sich hin und hat sich für meinen Geschmack zu sehr in die Länge hingezogen. Hier sollte man keine spannenden Krimi erwarten. Gut fand ich den Schreibstil von Andrey Kurkow. Man kann sich gut in Zeit und Historie des damaligen Kiew hineinversetzen. Deshalb fand ich es ein durchaus lesenswertes Buch.

Bewertung vom 25.07.2022
Der Mann, der vom Himmel fiel
Tevis, Walter

Der Mann, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Wie aus dem Nichts taucht 1985 ein Mann in Kentucky auf. Thomas Jerome Newton nennt sich der geheimnisvolle Mann, der vorgibt, aus England zu stammen. Tatsächlich kommt Newton vom Planeten Anthea. Seine Mission ist es, sein Volk und seinen Planeten zu retten, welcher unter extremer Dürrer leidet und dringend Wasser zu Überleben benötigt. Newton wurde ausgebildet, sich wie ein Mensch zu verhalten und ist mit allen Geflogenheiten auf der Erde vertraut. Körperlich bereitet der fremde Planet ihm allerdings sehr große und unlösbare Probleme.

Um seine Mission umzusetzen braucht Newton zunächst Geld, sehr viel Geld, denn er benötigt nicht nur ein neues Raumschiff, um nach Anthea zurückzukehren. Auf seinem Planeten ist die Wissenschaft wesentlich fortgeschrittener als auf der Erde. So ist es ein leichtes für ihn, neue Sachen in seiner neuen Heimat "zu erfinden" und sehr gewinnbringend zu verkaufen. Innerhalb kurzer Zeit baut er ein Wirtschaftsimperium auf. Natürlich weckt das auch das Misstrauen seiner "Mitmenschen".

Es ist erstaunlich, dass dieser Roman bereits im Jahr 1963 erschien. Der Autor Davis Tevis ist in der heutigen Zeit wohl wieder sehr bekannt geworden durch die Erfolgsserie "Das Damengambit". Auch "Der Mann, der vom Himmel fiel" wurde 1976 sehr erfolgreich mit David Bowie verfilmt. Tevis hat einen Roman verfasst, der für mich zur Weltliteratur zählt. Auch wenn ich keine Science-Fiction-Fan bin, war das Thema sehr interessant und macht in der heutigen Zeit mit vielen Naturkatastrophen sehr nachdenklich. Das Buch sollte man gelesen haben!

Bewertung vom 19.04.2022
Wo die Wölfe sind
McConaghy, Charlotte

Wo die Wölfe sind


ausgezeichnet

Charlotte McConaghy entführt uns mit ihrem Roman "Wo die Wölfe sind" nach Schottland. Inti Flynn, die Romanheldin, ist Wissenschaftlerin. Sie kommt aus ihrer Heimat Australien nach Schottland. Es ist ihr mutiges Vorhaben, Wölfe in den Highlands wieder anzusiedeln, um das natürliche Gleichgewicht der Landschaft und Lebensräume zu retten. Bei den Einheimischen stößt Inti damit auf heftigen Widerstand und Anfeindung. Die Farmer haben Angst um ihr Vieh. Inti ist eine sehr mutige Frau und lässt sich nicht unterkriegen. Ihre außergewöhnliche Gabe, die Gefühle anderer Lebewesen körperlich zu spüren ist Segen und Fluch zugleich. 

Der Roman hat mich sehr beeindruckt. Charlotte McConaghy schreibt wunderschön. Man fühlt sich mitten im Geschehen. Inti ist eine tolle und starke Persönlichkeit. Man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Natur ist ein großes Thema, über welches man viel mehr nachdenken sollte. Dieser Roman regt auf jeden Fall dazu an. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!