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Leseratte
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Berlin

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Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 07.08.2017
Und dann kam Mr. Willow
Saalbach, Anna

Und dann kam Mr. Willow


gut

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar enthalten und mich sehr auf eine heitere und unterhaltsame Lektüre gefreut. Leider wurde diese Vorfreude nur teilweise erfüllt.
Die Idee der Geschichte ist dabei durchwegs nett: Frau bekommt statt eines Heiratseintrags die bitterböse Wahrheit serviert. Dass dabei wohl ein wenig übertrieben wird (welcher Schuft würde shcon derart krass vorgehen) ist geschenkt. Jedenfalls schäumt man beim Lesen noch vor Wut und versteht dann nicht, warum die Hauptfigur Mirka (die beste Freundin heißt Rieke, zwei für süddeutsche Leser grauenhafte Namen) nicht völlig austickt, heult, ihn verflucht, seine Sachen zerschneidet. Hier klingt bereits an, dass die Autorin ihre Figuren nicht wirklich gut kennt und es eher beim Flachen belässt. So etwas kann seinen Reiz haben, bes. wenn man erschöpft nach der Arbeit ist und einfach was Nettes, Flottes lesen will. Leider hakt auch der Stil, es ist mehr ein "und dann, und dann, und dann" als eine sich schön entwickelnde, dahinfließende Geschichte. Sehr ärgerlich sind auch viele logische Fehler, wie z.B., dass der Welpe die ganze Nacht in London und Zugfahrt lang weder bellt, noch was trinkt und isst und auch nicht aufs Klo muss, sondern erst in Deutschland. Nun ja ...
Für absolute Hundeliebhaber ist es eine sicherlich ganz nette Lektüre.

Bewertung vom 26.07.2017
Das Vermächtnis der Familie Palmisano
Nadal, Rafel

Das Vermächtnis der Familie Palmisano


gut

Der Roman „Das Vermächtnis der Familie Palisano“ wird unter Frauenunterhaltung gelistet; dabei ist gehört das Buch nicht in diese Kategorie. Frauenunterhaltung zeichnet sich durch eine Identifizierung mit einer oder mehreren weiblichen Hauptfiguren aus, damit einhergehend mit der (gezeigten oder nur behaupteten) Vermittlung bzw. Einblick in ihr Innenleben. Genau das aber versucht Nadel nicht.
Wenn man den eher schwierigen Einstieg (immerhin mehr als 1/10 des Textes) über die Abhandlung der 20 Toten geschafft hat, erhofft man sich, nun ganz in die Erzählwelt einzutauchen und in die Haut eben einer Figur zu schlüpfen. Die Geschichte des Fluchs wird jedoch ebenfalls sehr knapp gerafft, man springt von einem für den Plot wichtigen Ereignis zum nächsten, ohne dabei Tiefe zu entwickeln. So leidet die Liebesgeschichte darunter, weil sie sehr einfach gestrickt und vorhersehbar ist. Dabei hat die Geschichte sehr viel Potenzial, bes. die Einbettung in den historischen Kontext des Faschismus in Italien ist sehr interessant, aber eben auch der Versuch, ihr den Mantel des Magischen Realismus überzulegen. In der Tat erinnert nicht nur die Sprache, sondern auch der entrückte Blick und eben der Fluch (an den „aufgeklärte“ Menschen ja nicht glauben) an Marquez et al., ebenso wie die Tatsache, dass kein klares Urteil über Gut und Böse gefällt wird. Erst zum Ende hin gewinnt die Geschichte an Spannung und hinterlässt, trotz der genannten Widrigkeiten, insgesamt einen guten Eindruck.
Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar erhalten und bedanke mich beim Verlag für die Bereitstellung.

Bewertung vom 25.07.2017
Die Tänzerin von Paris / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.3
Abbs, Annabel

Die Tänzerin von Paris / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.3


ausgezeichnet

Die Tänzerin
Ist eines meiner persönlichen Lese-Highlights des Sommers. Gerne würde ich mehr als 5 Sterne vergeben und merke dabei, wie inflationär man oft damit umgeht.

Was macht dieses Buch so herausragend?
Antwort: Alles

Da ist zum einen das Figurenensemble, das viele große Persönlichkeiten der 1920er vereint, darunter natürlich der Vater James Joyce, sein Zögling Samuel Beckett und Dr. Jung.
Während der gesamten erzählten Zeit schreibt Joyce-Vater (Bappo) in seinem Pariser Exil an seinem großartigsten, wenngleich weitgehend unlesbaren Finnegans Wake. Ein Prozess, der sich über ein Jahrzehnt hinzog und während der Lucia in den Wahnsinn abdriftete, ganz wie es ihre Namenspatronin Lucia Lammermoor tat.
Viele Autoren scheitern an der Handhabung mehrere Zeitebenen, Abbs jedoch lässt die beiden pfeilförmig aufeinander zu laufen, sodass man am Ende der früheren Zeitebene (1927-1931) die äußeren Anzeichen für ihre Einweisung kennt. Genau an der Stelle erfährt man etwas, das weit früher geschah und was der, psychoanalytisch erklärbare, Auslöser für Lucias gesamte Störung war.
Als Leser spielt diese ekelerregende Szene jedoch nur mehr eine untergeordnete Rolle.
Denn was so scheinbar heiter und unbeschwert begann, verdichtet sich rasch zu einem klaustrophobischen Lebensform, bei der völlige Abhängigkeit der Tochter von den Wünschen der Familie gefordert wird. Diese will sie auf ihren ständigen Reisen und Umzügen bei sich haben obwohl sie Mitte zwanzig ist und eigene Interessen hegt. So ist es ihr unmöglich, ein eigenes Leben aufzubauen oder auch nur einen einzigen ihrer Wünsche umzusetzen. Da ihre Mutter ihre eigenen Ängste, Ekel etc. auf ihre Tochter projieziert, ist die Beziehung zwischen den beiden Frauen von Unverständnis, Abneigung und Neid geprägt. Vielleicht idealisiert Lucia ihren Vater deswegen blind. Sie lobt Ulysses in den Himmel, ohne eine Zeile des wegen Perversion fast überall auf der Welt verbotenen Buches gelesen zu haben. Und es ist genau dieses Wegschauen, dieses Nicht-Wahrheben wollen, dass ihr Vater fehlbar sei, dass sie ihre psychische Gesundheit kostet und das sie, wahrscheinlich, dazu veranlasst, sich immer in die Falschen und Beziehungsunfähigen zu verlieben.

Wie in den Büchern Joyces wird die Beklemmung beim Lesen körperlich spürbar. Man fühlt sich wie die Fliege im Netz, die hilflos zappelt und dem Untergang unentrinnbar geweiht es.
Auch noch sei angemerkt, dass der Erzählton und die Wortwahl wunderbar ins Deutsche übertragen wurden.
Wahrlich ein Lesegenuss, wenn auch mit harten Brocken.

Bewertung vom 19.07.2017
alias Grace
Atwood, Margaret

alias Grace


ausgezeichnet

Die Frage, ob und wenn ja, in wie fern die Magd Grace Marks mitschuldig am Tod ihres Dienstherren ist, beschäftigte lange Zeit die kanadische Bevölkerung und ist Thema des Romans von Margaret Atwood. Selbstverständlich wird die Frage nach der Mitttäterschaft auch hier nicht beantwortet.
Das Werk zieht einen von der ersten Seite an in seinen Bann, so spannend ist die Geschichte erzählt, so handwerklich geschickt werden historische Dokumente und Fiktion verwoben, so lebendig und überzeugend gestaltet Atwood ihre Figuren.
Dabei spürt sie, in dem Versuch den Fall zu klären, der Subjektivität von Wahrheit nach und die darin stets inhärente Unsicherheit auf; , ein Thema, das heute aktueller denn je ist.
Zu jedem Roman von M. Atwood kann man entweder tausende von Seiten an Sekundärliteratur verfassen oder schlicht und ergreifend sagen: „Grandios. Unbedingt lesen!“

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.07.2017
Wildblumensommer
Taylor, Kathryn

Wildblumensommer


ausgezeichnet

Wildblumensommer ist die perfekte Sommerlektüre, eine wunderbare Mischung aus Dramatik, Spannung, schönen Schauplätzen und viel Romantik. Die Figuren sind sehr lebensecht entworfen, sodass man sich leicht in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen kann. Neben den zwei Liebesgeschichten geht es vor allem um die Aufklärung des Todesursache von Zoes Bruder, die in ihrer Jugend in den Bruder der anderen Hauptfigur, Rose, verliebt war. Beide Protagonistinnen verschweigen den Männern ihres Herzens etwas Entscheidendes, ob und wie alles gut wird, ist sehr glaubhaft erzählt und wird gewiss viele Leserinnen begeistern.
Ich danke Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.