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Leselottchen
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Weil der Stadt

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2022
Den Wölfen zum Fraß
McGuinness, Patrick

Den Wölfen zum Fraß


ausgezeichnet

Ein sprachliches Glanzstück
Das ist ein Buch, das ich sehr lange nicht vergessen werde.
Die Geschichte zog mich so intensiv in ihren Bann und das aus vielerlei Hinsicht.
Die Story ist äußerst interessant und extrem erschütternd.
Der Ich-Erzähler namens Ander lässt uns in zwei Zeitebenen eintauchen. In das Früher, als er noch Kind war und Schüler im Chapelton-College und in das Jetzt, wo er als Ermittler einen Mordfall aufzuklären hat. Diese Schule, ein Elite-Internat mit ausschließlich männlichen Schülern hat sein Leben stark geprägt. Der Autor lässt uns tief in eine Schulzeit eintauchen, die schwieriger nicht hätte sein können.
Der heutige Ander muss mit dem Kollegen Gary seinem ehemaligen Lehrer im Vehörraum gegenübertreten. Michael Wolphram wird verdächtigt eine junge Frau namens Zalie Dyer ermordet zu haben. Es ist noch nichts bewiesen, aber die Medien starten eine Hetzkampagne, die den Ruf des pensionierten Lehrers geradezu vernichtet und ihn schon glasklar als Täter abstempelt.
Man spürt beim Lesen eine große Fassungslosigkeit.
Dass Medien so eine Macht haben, das war mir klar, aber dass sie mit allen Mitteln versuchen Menschen zu manipulieren um an falsche Aussagen zu gelangen, die dem Verdächtigen so erheblich schaden, das ist so dermaßen erschreckend. Vor allen Dingen, weil ich vor dem Lesen dieses Buches erfahren habe, dass dieses Geschehen auf einer wahren Geschichte basiert.
Patrick McGuinness versteht es seine Leser sprachlich zu begeistern. Seine Sätze sind so überaus gekonnt formuliert, dass ich viele Male den Satz zweimal gelesen habe, um die Wirkung des Satzes länger nachzuspüren. Selbst Beschreibungen banaler Dinge werden durch seine Worte so interessant, dass ich oft ins Staunen kam.
Ich möchte auch dem Übersetzer ein ganz großes Lob aussprechen. Diese deutsche Fassung ist sicherlich genau so brilliant wie das Original.
Der Mordfall tritt stellenweise in den Hintergrund und bietet vielen anderen Themen Raum.
Und genau das macht dieses Buch so einzigartig und hochspannend bis zum unerwarteten Ende.
Das in schwarz und weiß gehaltene Cover schickt den Leser auf den ersten Blick gedanklich nach Großbritannien und passt somit perfekt zur Einstimmung auf den Inhalt. Der Titel gefällt mir außerordentlich gut.
Ich freue mich sehr, dieses meisterliche Glanzstück ganz großer Erzählkunst entdeckt zu haben.

Bewertung vom 23.02.2022
Tell
Schmidt, Joachim B.

Tell


ausgezeichnet

Äußerst spannend und extrem interessant
Tells berühmte Sage in dieser neuen Version hat mich so richtig begeistert. Die relativ kurzen Kapitel, benannt nach den Namen der Figuren, erzählen uns deren Sichtweise vom Geschehen. Sie setzen diese Geschichte wie ein Lesepuzzle zu einem großen Ganzen zusammen.
Irgendwann möchte man gar nicht mehr aufhören zu lesen.
Wilhem Tell, wortkarg und in sich gekehrt, hat's schwer. Das Leben ist rauh und karg zu dieser Zeit. Es ist nicht einfach die Familie zu ernähren. Die Soldaten des Landvogts Gessler sind harte und äußerst brutale Kerle, die immer wieder in Erscheinung treten und das Volk ohne Grund schikanieren. Auch die Familie Tell erfährt es am eigenen Leib. Es passieren viele unschöne und grausame Dinge, die das Elend dieser Zeit widerspiegeln. Natürlich kommt dabei auch die Armbrust und der Apfel zum Einsatz. Und man erfährt noch viel mehr über das Leben von Wilhelm, das seiner Söhne Walter und Wilhelm, seiner Frau, der Großmütter, seines verstorbenen Bruders Peter bis hin zum Pfarrer.
Die klare, unverschnörkelte Schreibweise des Autors schafft es auch dieses Mal, mir wie schon bei seinem Krimi "Kalmann", die Landschaft beim Lesen bildlich vor Augen zu führen.
Die Ausarbeitung der einzelnen Person ist sehr gelungen.
Die Handlung an sich ist mir in groben Zügen aus meiner Schulzeit noch in Erinnerung.
Allerdings schafft es Joachim B. Schmidt aus dieser alten Vorlage einen äußerst spannenden und extrem interessanten Krimi zu zaubern. Ich bin mir sicher, auch die Schüler könnte man so viel besser fesseln.
Das Buchcover passt sehr gut zu diesem Buch. Jeder wird zu allererst an den Apfel denken, wenn Tell als Titel angegeben ist. Eine meisterhaft geschriebene, neu gestaltete Story, die mich regelrecht in ihren Bann zog. Absolut lesenswert.

Bewertung vom 23.01.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


ausgezeichnet

Mörderisch genial
Ein Thriller mit einem äußerst geheimnisvollen Cover und einem Klappentext, der es absolut in sich hat.
Ja, der Autor dieses Buches hat meine volle Aufmerksamkeit.
Sarah und Marc lieben sich, es scheint die ganz große Liebe zu sein. Alles würde wunderbar laufen, wäre da nicht Marcs Freund Henning. Marc braucht ihn, Sarah mag ihn nicht. Zu dritt leben sie in einem Loft in Hamburg. Bis zu dem Tag, an dem die Küche des Lofts zum Tatort wird. Wurde Henning brutal ermordet?
Und nun bin ich mittendrin im Geschehen. Das Ermittlerteam Bianca Rakow und ihr Kollege Peter Höger vom Polizeipräsidium Hamburg übernehmen den mysteriösen Fall. Mein Kopfkino läuft auf Hochtouren. Mal bin ich dabei wie Sarah vernommen wird und ich erfahre durch sie wie das Leben zu dritt aus ihrer Sicht lief. Beim nächsten Kapitel bin ich bei Marc und sehe alles aus seinem Blickwinkel. Und dann war da noch dieser Urlaub. Alles geriet vollends außer Kontrolle. Mehr möchte ich auf keinen Fall verraten.
Ein richtig starker Aufbau, der mich in seinen Bann zieht.
Der Autor verschafft mir ein hochspannendes Lesevergnügen, bei dem ich gedanklich intensiv dabei bin.
Alles andere wird beim Lesen ausgeschaltet.
Doch kaum denkt man in die eine Richtung, kommt man schon wieder ins Zweifeln.
Eine absolut geniale Story mit unvorhersehbaren Wendungen, raffiniert bis zum Schluss.
Wow, ein großartiges Leseerlebnis.
Der Titel, das Cover und seine Farbgestaltung, alles passt perfekt.
Linus Geschke hat mich auch dieses Mal wieder ausgesprochen gut unterhalten.

Bewertung vom 10.10.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


sehr gut

Kluftingers Bescherung
Hätte Kluftinger doch lieber seiner Erika beim Schmücken des Weihnachtsbaums geholfen, aber zu Hause helfen war noch nie seine Stärke.
Jetzt hat er die Bescherung. Erika verletzt sich und muss, wie sich später herausstellt, für zwei Tage ins Krankenhaus.
Auf die Schnelle konnte auch der gleich herbeigerufene Dr. Langhammer nicht viel machen.
Kurz davor hat sich Besuch aus Japan für Heiligabend angekündigt. Joshi, der Vater von Kluftingers Schwiegertochter, ist auf Geschäftsreise in Bayern und möchte bei den Kluftingers ein traditionell Allgäuer Weihnachtsfest erleben.
Vierundzwanzig Kapitel oder besser gesagt Katastrophen bietet dieses Weihnachtsbüchlein den Lesern. Kluftinger versucht sein Bestes, schließlich hat er von Erika genaue Anweisungen bekommen, aber wie soll's auch sein, er stolpert mir nichts dir nichts von einer aussichtslosen Situation in die nächste.
Doch Kluftinger wäre nicht Kluftinger, wenn er trotz äußerst misslicher Lagen nicht beherzt weitermachen würde. Mit viel Enthusiasmus und Allgäuer Stolz meistert er die Stunden mit Joshi. Und egal wie hanebüchen seine Ausreden und die weiteren Erklärungen auch sind, er hat den lieben Joshi auf seiner Seite.
Der Leser ist mittendrin im Geschehen und so geht man Kapitel für Kapitel auf eine abenteuerliche Weihnachtsreise und begleitet den Herrn Kluftinger bei seinen Weihnachtsbemühungen, auch wenn man hin und wieder befürchtet, dass das Ganze kein gutes Ende nehmen könnte. Dabei kommt der Heiligabend doch schneller als gedacht und hält so manche Überraschung für alle Mitwirkenden bereit.
Ha,ha, ich glaube, bei meinem ersten Glühwein in der Weihnachtszeit muss ich an den Herrn Kluftinger denken.
Ein ganz und gar nicht ernstes Lesevergnügen, dass die Kluftinger Fans auf keinen Fall verpassen sollten. Kriminalistisch wird's dabei überhaupt nicht, eher spaßig und amüsant.
Mir hat dieses Buch mit dem bunten Cover sehr gut gefallen. Wer in der Weihnachtszeit statt besinnlichen Geschichten lieber Lesestoff zum Schmunzeln sucht, der sollte es sich mit dieser vierundzwanzig Katastrophen Weihnachtsgeschichte auf dem Sofa gemütlich machen.

Bewertung vom 20.09.2021
Was bleibt, wenn wir sterben
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


ausgezeichnet

Schöne Anregungen und bewegende Erinnerungen

Ein Thema, das uns alle irgendwann einholt.
Ich zähle zu der Gruppe 55+ und ich bin glücklich, meine Eltern noch bei mir zu haben. Das ist ein großes Geschenk, dessen bin ich mir bewusst. Allzu gerne schiebe ich das Sterben ganz weit weg von mir. Doch als ich die Vorankündigung dieses Buches las, dachte ich, dass genau dieses Buch ein guter Einstieg für mich sein könnte. Louise Brown schafft es, mit ihrer einfühlsamen Schreibweise, den Leser in eine Gedankenwelt eintauchen zu lassen, die dazu anregt, sich mehr mit diesem Thema zu beschäftigen.
Bei meiner Schwiegermutter und in früheren Jahren bei meiner Urgroßmutter passte die Trauerrede nicht wirklich zu der verstorbenen Person. Bei meiner Urgroßmutter ist das bereits über 40 Jahre her und ich kann mich noch immer gut daran erinnern.
Die Autorin veranschaulicht auf eine bewegende, gleichzeitig äußerst tröstliche Art, wie man mit Trauer auch umgehen kann. Viele schöne Anregungen bleiben sicher lange in meinem Gedächtnis.
Die Erfahrungen als Trauerrednerin kann Louise Brown unheimlich gut in Worte fassen. Von Beruf Journalistin hat sie sicher ein besonderes Geschick dafür.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ihr offenes Wesen und ihre einfühlsame Unterstützung eine überaus positive Bereicherung in diesen traurigen Stunden der Beerdigung sein kann. Denn diese Stunden sind einem ewig im Gedächtnis. Und da kann es schon ein kleiner Lichtblick sein, wenn man den Verstorbenen während der Trauerfeier nochmals in wunderbaren Erinnerungen aufleben lässt.
Die Gestaltung des Covers, frei wie ein Vogel aus der Dunkelheit ins Licht, wirkt beruhigend und macht Mut einen Weg durch diese schwierige Zeit zu finden. "Was bleibt wenn wir sterben", dieser Titel passt wunderbar zu diesem Buch. Das Thema hat mich während des Lesens so sehr beschäftigt, dass ich schon einigen Bekannten und Nachbarn von diesem lesenswerten Buch erzählt habe.

Bewertung vom 17.05.2021
Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7
Eyssen, Remy

Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7


ausgezeichnet

Auf Mördersuche in Südfrankreich

Diese Krimireihe ist mein absoluter Favorit. Wahnsinnig gut geschriebene Bücher, sehr interessante Fälle und eine zauberhafte Gegend, das ist die perfekte Mischung für mich.
Der Autor Remy Eyssen schafft es immer wieder mich auf eine Erlebnisreise in die wunderschöne Provence mitzunehmen. Das Meer, seine Sandstrände, aber auch das faszinierende Hinterland bieten sich als Schauplatz für spannungsgeladene Verbrechen an.
Dr. Leon Ritter, der sympathische Rechtsmediziner bekommt Arbeit. Hinter den Toten, die auf den ersten Blick als Unfall- oder Selbstmord-Opfer erscheinen, steckt so viel mehr.
Besonders an die Nieren geht ihm der Tod eines kleinen Jungen, dessen Leiche am Strand gefunden wird. Was wurde diesem Jungen Schlimmes angetan?
Dr. Ritter ist voll in seinem Element. Er ist ein Zauberer wenn es darum geht den Toten Geheimnisse zu entlocken, dabei lässt er sich durch nichts aufhalten selbst zu ermitteln und sich dabei womöglich in Gefahr zu bringen.
Mit seiner bei der Gendarmerie arbeitenden Lebensgefährtin Isabelle verbindet ihn nicht nur eine große Liebe, sie ergänzen sich auch darin bösen Machenschaften auf den Grund zu gehen.
Dank der tollen, lebendigen Schreibweise hat mein Kopfkino wieder wunderbar funktioniert. Man befindet sich mittendrin im Geschehen. Was mir auch dieses Mal sehr gut gefällt sind die kleinen Nebengeschichten und die amüsanten Begebenheiten der Mitbewohner des Ortes.
Sie würzen die Story auf eine ganz besondere Weise. Auch Lilou, die inzwischen fast erwachsene Tochter von Isabelle darf natürlich nicht fehlen.
Alles in allem entwickelt sich beim Lesen ein höchst spannendes und überaus interessant durchdachtes Lesevergnügen. Ich war beim Lesen gefangen von der tollen Atmosphäre Südfrankreichs und dem äußerst packenden Kriminalfall bei dem ein katholisches Internat eine große Rolle spielt. Ich schaffte es kaum das Buch aus der Hand zu legen.
Diese Reihe hat mich sogar schon zu einem Urlaub in dieser Gegend animiert.
Ich hoffe auch weiterhin sehr auf eine Verfilmung dieser Reihe.
Schon sehr oft habe ich diese Bücher im Bekanntenkreis weiterempfohlen.
Das schöne Cover passt wieder so richtig gut zu dieser Buchreihe und ich mag kurze Buchtitel, die einem gut im Gedächtnis bleiben.
Für Fans von Frankreich-Krimis genau das Richtige.

Bewertung vom 22.04.2021
Die Wahrheit der Dinge
Thiele, Markus

Die Wahrheit der Dinge


ausgezeichnet

Sehr interessant und nachwirkend

Der Hamburger Strafrichter Frank Petersen nimmt seinen längst fälligen Urlaub. Doch anstatt sich zu erholen, beginnt er das Haus zu renovieren und grübelt über sein Leben nach.
Seine Frau hat ihn mitsamt dem erwachsenem Sohn verlassen.
Sie brauchen Abstand vom ihm, nehmen ihm eine berufliche Entscheidung, die auch das Privatleben der Familie streift, sehr übel. Er zweifelt an sich selber und an seiner Arbeit als Strafrichter, überlegt sogar seinen Beruf aufzugeben.
Alles wächst ihm über den Kopf.
Genau zu diesem Zeitpunkt wird Corinna Maier aus dem Gefängnis entlassen.
Die Frau saß jahrelag wegen Totschlags in Haft. Sie erschoss kurz vor der Urteilsverkündung des Strafrichters Petersen den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes im Gerichtssaal.
Auch der Vater ihres Sohnes, ein schwarzer Doktorand aus Südafrika, in den sich die Medizinstudentin Corinna 1989 verliebte, bekam bereits den Rassismus zu spüren und wurde vor der Geburt des Sohnes Opfer einer Gewalttat.
Die Vergangenheit holt den bisher recht nüchtern denkenden Juristen ein.
Er will sich ihr stellen und genau das macht diesen Roman so interessant.

Der Roman nimmt während des Lesens ziemlich an Fahrt auf. Beim Lesen setzt sich die Geschichte wie einzelne Puzzleteile, bedingt auch durch die Erzählung in mehreren Zeitzonen, zusammen und irgendwann wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Empfindet man den Hauptprotagonisten am Anfang als unnahbar und kühl, so zeigt es sich mit der Zeit, dass durchaus ein feinfühliger und mitfühlender Mensch in ihm steckt.
Der Autor verbindet wahre Geschichten mit den fiktiven Handlungssträngen, wobei dann doch alles anders verbunden wird und sie somit für mich nur am Rande einstrahlen . Die kritische Betrachtung auf die Gesellschaft gibt einem sehr zu denken.
Ein anspruchsvolles Buch mit einer hochbrisanten Geschichte, die bei mir sicher noch Tage nachwirkt.
Der klare Schreibstil von Markus Thiele gefällt mir außergewöhnlich gut. Er schafft es ein nicht gerade einfaches Thema überaus gekonnt und doch sehr sensibel darzustellen. Ich spürte sehr die Nähe des Hauptprotagonisten und hoffte immer mehr, dass er gut durch diese für ihn schwierige Zeit kommt.
Es war mir eine Freude das Buch zu lesen und mit ihm interessante und auch lehrreiche Stunden im Justizmilieu verbracht zu haben.

Das Cover ist einfach perfekt. Ein absoluter Hingucker, ob mit oder ohne Umschlag. Auch der Titel passt so wunderbar. Besser geht es wirklich nicht.

Alles in allem ein sehr zu empfehlendes Buch, das mir richtig gut gefallen hat.

Bewertung vom 16.03.2021
Tote Vögel singen nicht
Klinger, Christian

Tote Vögel singen nicht


sehr gut

Eine Story nach Wiener Art
Cosinus Gauß, Anwalt von Beruf wacht morgens in einem Hotel neben der Leiche von Maria, seiner Eroberung vom Vorabend, auf. Sein Versuch unerkannt zu flüchten gelingt fürs erste. In den darauffolgenden Tagen bemüht er sich mit jedem ihm zur Verfügung stehenden Mittel die Abläufe der Tatnacht zu rekonstruieren.
Weshalb und von wem wurde die junge Frau ermordet?
Mit viel Wortwitz erzählt der Autor von den Begegnungen mit korrupten Mitgliedern der Wirtschaft und der Wiener Politik. Auch Marias Beruf spielt eine große Rolle. Weitere Taten folgen, dabei gerät der Anwalt in den Fokus der polizeilichen Ermittlungen.
Dass ihn auch noch eine Krankheit namens POTS heimsucht, die ihm in den urkomischsten Momenten Ohnmächte beschert, kommt bei seinen detektivischen Alleingängen erschwerend hinzu.
Die hin und wieder etwas derbe Ausdrucksweise und die eindeutig beschriebenen Szenen störten mich beim Lesen in keinster Weise. Bei österreichischen Kriminalromanen geht's oft etwas handfester und ungeschliffener zu.
Der Schreibstil des Autors gefällt mir außerordentlich gut. Die Story liest sich als ob ich einen Film gucke.
Der in vieler Hinsicht chaotische Hauptprotagonist ist zwar nicht außerordentlich sympathisch, mit ihm wird's einem aber nie langweilig . Ich fieberte beim Lesen die ganze Zeit mit ihm mit und hoffte, dass er es schafft die zwielichtigen Machenschaften unbeschadet aufzuklären.
Ich hatte meinen Spaß beim Lesen und war bis zum Schluss darauf gespannt, wer denn nun letztendlich als Täter präsentiert wird und wie die ganze Geschichte endet.
Das Cover ist farblich ein Hingucker und passt zum Buchtitel. Es verrät auf den ersten Blick allerdings nichts über den Inhalt dieser Story.
Eine Krimisatire für Leser, die einen coolen mit viel Wortwitz gespickten Wien-Krimi zu schätzen wissen. Ich gehöre auf jeden Fall dazu.

Bewertung vom 15.02.2021
Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
Suiter Clarke, Amy

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden


sehr gut

Ein sehr amerikanisches Debüt

Ein intensives Thema, das die amerikanische Autorin Amy Suiter Clark für ihr Debüt ausgewählt hat.
Die Hauptprotagonistin heißt Elle Castillo, eine frühere Sozialarbeiterin, die mit ihrem True-Crime-Podcast Aufsehen in der Stadt erregt. Nun will sie einen spektakulären, unaufgeklärten, bereits zwanzig Jahre zurückliegenden Fall wieder zum Leben erwecken, angetrieben von der Hoffnung den Täter doch noch aufzuspüren.
Die Opfer waren junge Menschen von 21 Jahren abwärts. Der Countdown lief, bis sein elftes Opfer entkommen konnte. Danach hörten die grausamen Morde auf.
Elle macht sich nun auf die Suche. Selbst Gefahren können sie nicht stoppen. Diesen Killer, gibt es ihn noch? Elle ist fest davon überzeugt, nichts schreckt sie ab. Riskiert sie zu viel?
Und dann geschieht das Unfassbare, erneut verschwindet eine Elfjährige.

Der Wechsel zwischen dem Podcast, bei dem selbst die Geräusch-Einspieler beschrieben werden und der eigentlichen Story ist sehr ungewöhnlich.
Am Anfang hat mir diese Idee der Autorin sehr gefallen. Mit der Zeit empfand ich diese Podcasttexte etwas unwirklich und unübersichtlich.
Die Hauptprotagonistin steht für mein Empfinden viel zu sehr im Vordergrund. Alles dreht sich um sie. Andere Erzählstränge bleiben dabei etwas auf der Strecke.
Die Zusammenarbeit mit den Ermittlern bleibt dabei auch eher oberflächlich.
Gerade im Mittelteil flachte meine Spannung ab, bis dann einige Wendungen wieder Schwung ins Lesen brachten.
Insgesamt ein gutes Buch mit einigen Schwächen. Mir fehlt bei diesem Thriller die Tiefe, vieles ist zu vorhersehbar. Auch die undurchdachten Alleingänge der Hauptfigur störten mich zeitweise. Nachdem ich ich es zu Ende gelesen habe und die ganze Geschichte kenne, möchte ich mir im Rückblick nochmal einiges durch den Kopf gehen lassen. Man merkt die ganze Zeit, dass es sich um einen amerikanischen Thriller handelt. Da spielt sich manches doch anders ab, als wir das kennen.
Alles in allem ein interessanter Thriller, der mich leider nicht vollständig überzeugen konnte.
Ein Hörbuch würde ich im Nachhinein bei diesem Thriller bevorzugen.
Dabei hätte die Wirkung des Podcasts sicherlich eine größere Chance.
Ein Minuspunkt ist für mich aber, dass der Klappentext nicht ganz stimmt.
Ein elfjähriges Mädchen ist keine junge Frau. Diese Fehlinformation bitte korrigieren.
Das Cover und auch der Titel passen sehr gut zum Buch.
Diese Buch bekommt von mir schwache 4 Sterne.

Bewertung vom 21.12.2020
Verletzte Seelen
Baumgartner, Sabine

Verletzte Seelen


ausgezeichnet

Sehr interessant und absolut fesselnd
Dieser Psychothriller hat gleich mein Interesse geweckt. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir extrem gut. Es hat auch nicht lange gedauert bis ich in die Story eingetaucht bin, mein Kopfkino hat wunderbar funktioniert. Kapitel für Kapitel wird der Spannungsbogen oben gehalten.
Meine Neugier wuchs zusehends und die ersten Fragen kamen mir in den Sinn, so dass ich immer weiterlesen wollte. Die mich aufwühlenden Damals-Kapitel, in denen das Thema Mobbing im Vordergrund steht, wurden sehr gefühlvoll und authentisch geschrieben.
Ich freute mich immer auf diesen Handlungsstrang, der mich in eine zeitweise sehr traurige, aber auch in eine überaus ereignisreiche Jugendzeit eines Mädchens entführte.
Des öfteren war das Lesen dieser Kapitel sehr emotional und nachwirkend.
Man könnte meinen das Leben von Lisa , der Hauptfigur des Buches ist in jeder Hinsicht perfekt, aber die Ereignisse, die dann über sie hereinbrechen sind dramatisch und fesselnd zugleich.
Da ist kein Handlungsstrang zu viel und ich hatte das Gefühl immer mittendrin im Geschehen zu sein. Man freut sich, fiebert und und trauert die ganze Zeit mit.
Die Kapitel haben genau die richtige Länge. Das wechselnde Schriftbild erleichtert das Lesen.
Auch Liebesbeziehungen spielen in diesem Buch eine große Rolle, aber genau diese Liebeleien geben der Geschichte noch eine zusätzliche Würze.
Vom Anfang bis zum überraschenden Ende ist alles richtig gut durchdacht.
Für einen Debütroman finde ich das klasse.
Die Charaktere wurden interessant ausgewählt und wirken überaus lebendig.
Der Ablauf der Geschichte und die Mischung von früher und heute ist höchst spannend.
Der Titel passt hervorragend, ich mag kurze Titel, die meines Erachtens dem Leser länger im Gedächtnis bleiben. Das gut ausgewählte Cover ist für mich ein richtiger Hingucker.
Alles im allem ein absolut gelungenes Erstlingswerk der Autorin Sabine Baumgartner.
Ein Buch, das ich liebend gerne weiterempfehlen möchte, da es mir viele lesevergnügliche Stunden auf dem Sofa beschert hat. Ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.