Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Ele
Wohnort: 
xxxxx

Bewertungen

Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2024
Ex-Wife
Parrott, Ursula

Ex-Wife


sehr gut

EX-WIFE, Gesellschaftsroman von Ursula Parrott, 318 Seiten, erschienen im Fischer-Verlag.
Wilde Skandale, misogyne Machtstrukturen und eine vergessene Starautorin: Dieses Buch hat ein fulminantes Comeback verdient. (Mareike Fallwickl)
Es sind die Roaring twenties in denen dieser Roman spielt. Patricia ist 24 Jahre alt, sie war vier Jahre verheiratet, ihr Baby stirbt und ihr Mann betrügt sie, als sie ihm einen One-night-stand gesteht, ist er so tief beleidigt, dass er sich von ihr trennt. Zuerst trauert Pat ihrem Peter hinterher, findet einen gutbezahlten Job und gute Freundinnen, dann stürzt sie sich ins Nachtleben in New York, endlich nach unzähligen wilden, alkoholgeschwängerten Nächten, ist sie so weit, dass sie sich von ihm trennen kann und für eine neue Liebe bereit ist.
Was für ein Buch, es hat Höhen und Tiefen, aufregende und langatmige Abschnitte und ein überraschendes Ende. Es besteht aus 17 Kapiteln die mit römischen Zahlen markiert sind, Liedzeilen, Gedichte Zeitungsausschnitte sind kursiv hervorgehoben, Notenzeilen der Rhapsody in blue, beleben das Schriftbild. Der Schreibstil ist flüssig und in Ich-Form aus Sicht der Protagonistin. Die Figuren sind kristallklar herausgearbeitet, tiefgründig charakterisiert, ganz besonders Patricia, das macht die Handlung authentisch und nachvollziehbar. Den Vergleich mit dem großen „Gatsby“ habe ich nicht entdecken können, einzig es spielt zur gleichen Zeit in den Staaten, während der Prohibition und es ist erstaunlich, wieviel trotz Alkoholverbot getrunken wird, Männer wie auch Frauen beginnen schon frühmorgens mit harten Getränken und beenden den Tag in Flüsterkneipen mit Cocktails. Trotz Schwangerschaft wird geraucht und getrunken. Mir kam es so vor als ob die Menschen im Buch wie Kerzen wären, die an beiden Enden gleichzeitig brennen. Dies ist wohl der Zeit nach dem ersten Weltkrieg zuzuschreiben. Die frauenfeindliche Stimmung der Zeit ist gut dargestellt, das Frauenschicksal klar definiert. Entweder sie werden geheiratet und enden in der Vergessenheit, oder sie machen Karriere und entscheiden sich für Promiskuität, sonst bleibt nur das Kloster. Frauen die mehr als ihre Gatten verdienen – ein no go. Mich hat erstaunt, dass dieses Buch wirklich schon vor über hundert Jahren spielt, einige Ansichten haben sich bis heute nicht geändert.
Es dauerte schon eine Weile bis ich in Lesefluss gekommen bin, eine Zeit lang plätschert es mit Pats Erlebnissen so dahin, viel arbeiten, Klamotten kaufen, ausgehen, sich betrinken, Peter hinterhertrauern. Doch im letzten Drittel eine Veränderung, denn ihr begegnet ein ganz besonderer Mensch, dies gibt Pat am Ende die Gelegenheit über sich selbst hinauszuwachsen, das hat mich beeindruckt. Einziger Kritikpunkt, der Tod ihres Babys, an den Zeitpunkt des Todes und sein Alter kann sie sich gar nicht mehr richtig erinnern, mir kam es fast vor als ob es eine Erleichterung für sie war, dass sie wieder „frei“ war. So handelt keine Mutter. Gerne hätte ich Näheres erfahren z.B. die Todesursache.
Insgesamt ein Gesellschaftsroman der die wilden 20er, aus Sicht einer Frau, gut wiederspiegelt. Einiges hätte ich mir anders gewünscht. Ein Buch das ich gerne empfehlen kann, wer sich für diese Zeit begeistern kann, bekommt interessanten Lesestoff. Von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 21.07.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


gut

Das Pfauengemälde, Gesellschaftsroman von Maria Bidian, Ebook , Paul Zolnay Verlag
Ein Familienroman voller „schillernder, stolzer und traurig-schöner Figuren.“
Ana hat den Tod ihres Vaters zwei Jahre zuvor, noch nicht ganz überwunden. Eines Tages fährt sie mit dem Zug nach Bukarest, die Familie soll enteigneten Besitz endlich zurückbekommen. Die Großfamilie interessiert sich hauptsächlich um das große Haus, das Rumänienhaus genannt. Das ist für Ana nicht wichtig, sie will nur, das, ihr von ihrem Vater versprochene, legendäre Pfauengemälde haben.
Der Debütroman von Maria Bidian konnte mich nicht überzeugen. Schon ziemlich am Anfang merkt der Leser, dass mit Ana so einiges nicht in Ordnung ist, sie hat seltsame Empfindungen, Ängste und daraus resultierende Störungen. Besonders neugierig bin ich auf das, von ihrem Vater angepriesene Pfauengemälde gewesen. Ein Bild welches ihn, in seiner Jugend begeistert, begleitet und fasziniert hat. Es sollte Anas Erbe sein. Ihr Anteil am Rumänienhaus, auf das die riesige Familie so fixiert ist, ist ihr nicht wichtig. Seit dem Tod ihres Vaters leidet sie unter Angststörungen, u. a. Flugangst also hat sie sich für eine Bahnreise entschieden. Von da ab, tun sich immer neue Probleme und bürokratische Schwierigkeiten auf, hier wird es sehr politisch, man merkt dass Rumänien noch lange nicht in Europa „angekommen“ ist. Nebenbei wird die ganze Familiengeschichte erzählt, vor allem die ihres Vaters. Das war interessant. Die einzelnen Tanten, Cousinen, Cousins und sonstige Nachbarn und Anverwandte haben mich verwirrt. Es waren einfach zu viele um noch durchzublicken, ein Personenregister wäre hilfreich gewesen, über Rumänien und seine Politik an sich habe ich mich auch noch nie richtig informiert, nähere Hintergründe, Revolution, Krieg, Kommunismus, das Wissen darum wäre hier von Vorteil gewesen. Dazu der Schreibstil, mit Szenenwechseln, Zeitsprüngen hat mich einfach nicht in Lesefluss kommen lassen. Den Faden habe ich nicht verloren, ich habe ich einfach überhaupt nicht gefunden. Es hat schon das halbe Buch gedauert bis ich einordnen konnte wer Nicu, Marius oder Kiki war Einzig interessant für mich war das legendäre Bild, doch selbst das hat mich am Ende nur enttäuscht. Die Nebengeschichte um die Freundin und ihren Mann, die sie dort kennenlernte hat mich nur noch mehr verwirrt und war für mich nicht befriedigend zu Ende erzählt.
Die einzelnen Kapitel sind mit einer Überschrift versehen die das Kapitel inhaltlich zusammenfassen. Erzählt wird aus der Sicht der Protagonistin in der Ich-Form. Fremdsprachliche Ausdrücke sind kursiv gedruckt, die rumänischen Phrasen habe ich nicht verstanden, da wäre eine Übersetzung notwendig gewesen.
Die psychischen Probleme der Protagonistin sind wohl auf den Tod des Vaters zurückzuführen, sicher bin ich mir nicht.
Insgesamt habe ich mich mit dem Buch gequält, ein anderer Schluss, etwas mehr Erklärungen, dann hätte was draus werden können, denn die zugrunde liegende Idee fand ich ganz interessant. Auch die Bräuche, Speisen und Familienfeste in Rumänien, haben mich neugierig gemacht.
Eine Empfehlung für Leser rumänischer Abstammung oder Rumänienfans. Von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 11.07.2024
Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens
Reuter, Gabriele

Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens


sehr gut

Aus guter Familie, Gesellschaftsroman von Gabriele Reuter, 270 Seiten, erschienen im ‎ Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag
Leidensgeschichte eines Mädchens
Agathe ist aus guter Familie, der Roman spielt im „Fin de Siècle“ im ausgehenden 19. Jahrhundert, im Kaiserreich. Wohlbehütet in einem großbürgerlichen Haushalt, stößt die freiheitsliebende Agathe immer wieder an die Grenzen, die für ein „Mädchen aus gutem Hause“ damals schicklich waren. Weder ihre Sehnsucht nach Freiheit, noch nach Glück erfüllen sich. Ihr Bruder verspielt sogar ihre Mitgift und so steht ihr nicht einmal mehr der Weg für eine späte Vernunftehe offen. Darüber verzweifelt die junge Frau und endet schließlich in einer Heilanstalt.
Das Buch besteht aus 2 Teilen, die in diverse Kapitel eingeteilt sind, welche mit römischen Ziffern überschrieben sind. Der Schreibstil ist flüssig, die Sprache der damaligen Zeit angemessen, nur Orthografie und Zeichensetzung wurden modernisiert. Immer wieder erscheinen Phrasen im Dialekt, die nicht übersetzt wurden. Viele Fremdwörter zum Teil veraltet, die ich nachsehen musste, wurden verwendet.
Die Figuren, besonders die Protagonistin sind gründlich charakterisiert und beschrieben, die Handelnden agieren für mich nicht immer nachvollziehbar, was jedoch der damaligen Zeit, in der der Roman spielt, zuzuschreiben ist, eine Innenansicht ganz besonders von Agatha, wie es in ihr drin aussieht kann absolut überzeugen, das ist eine Stärke des Buches. Das beginnt schon ganz am Anfang bei der Beschreibung der Ergriffenheit, die sie bei ihrer Konfirmation erfasst. Letztendlich tut mir Die Protagonistin leid, erleichtert, dass ich nicht in dieser Zeit leben musste. Der Roman wurde in der Schwellenzeit, in der klassischen Moderne verfasst, Es fand ein gesellschaftlicher Aufbruch statt, der hier gut beschrieben ist, der aber Agathe nicht zu Gute kommt. Zu sehr wird sie fremdbestimmt. Schon bei der Konfirmation werden geschenkte Bücher, die nicht für ein feines Mädchen geeignet sind gegen ihren Willen umgetauscht. Als Kind hat man sie um das Wissen von Schwangerschaft und Geburt belogen. Ihr Debütantinnenball war die reinste Katastrophe. Christlich erzogen, angepasst, von den Eltern klein gehalten. Ihre Freundin Eugenie und ihre Kameradinnen im Pensionat waren anders, freier und schon damals zeichnete sich eine Ausgrenzung ab. Sie galt als verklemmt und frömmlerisch. Das steigert sich immer weiter, dabei nicht ganz unschuldig, ihre sogenannte beste Freundin und spätere Schwägerin Eugenie. Das genaue Gegenteil von Agathe, modern, frech und selbstbewusst, von allen bewundert und angeschwärmt, flirtet und flattert sie sich durchs Leben. In ihrem Schatten Agathe. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, sie genießt es geradezu Agathe zu piesacken und zu quälen. Sie war mir durchgehend unsympathisch.
Einige unglückliche Schwärmereien später, die Agathe zerreißen, zwischen, was sich schickt und vornehmer Zurückhaltung, zeichnet sich ab, dass Agathe wohl ein spätes Mädchen ist. Selbst eine spätere Vernunftehe, bleibt ihr verwehrt. Ihr Bruder hat ihre Mitgift verspielt, da habe ich mich schon gefragt warum seine reichen Schwiegereltern und seine extravagante Frau nicht dafür aufkommen konnten, nein auch da musste Agathe zurückstecken.
Ihre Mutter und den Onkel pflegen auch ihr Vater wollte sie nicht gehen lassen. Als sie am Ende noch eine herbe Enttäuschung erlebt, war das Maß voll. Ich kann sie verstehen. Ich bin nicht ganz sicher ob es sich hier um Melancholie oder Hysterie handelt, Agathes Verhalten lässt beides zu.
Ein Buch, das in einer Zeit spielt die zum Glück vorbei ist. Mich hat es gut unterhalten. Eine Leseempfehlung und 3,5 wo nötig 4 Sterne.

Bewertung vom 07.07.2024
Zu schützen und zu dienen
Dicken, Dania

Zu schützen und zu dienen


ausgezeichnet

Zu schützen und zu dienen, Thriller von Dania Dicken, eBook
17. Teil der Libby Whitman-Reihe
Bei FBI-Profilerin Libby Whitman und ihrem Mann Owen, hat sich seit der Geburt ihrer Tochter Gracie, vor einigen Wochen, so einiges geändert. Das erste halbe Jahr haben sie geplant, dass Libby beim Baby bleibt und stillt, während Owen seinen Dienst bei der Polizei wieder aufnimmt. Doch Libby fühlt sich eingesperrt und auch unterfordert, während ihr Ehemann, bei einem Einsatz zusehen muss wie ein Kollege, ohne Not, einen jungen Schwarzen erschießt. Er beschließt gegen den Kollegen auszusagen und steht plötzlich alleine mit seiner Aussage da. Er muss bitter spüren, was es heißt sich gegen den Polizeikodex zu stellen, Owen und seine Familie gehen durch die Hölle.
Dania Dicken war mit diesem Buch wirklich ganz nah am Puls der Zeit, Polizeiwillkür gegen Schwarze ist ein aktuelles und heißes Thema in den Staaten. Damit hat sie es geschafft mich bestens zu unterhalten, da das Buch mit dem Einsatz beginnt, bei dem der junge Schwarze ermordet wird, war ich sofort in der Geschichte drin Lesefluss hat sich unmittelbar eingestellt, befeuert durch die eskalierende Situation, der Owen und auch die Familie ausgesetzt ist, wollte ich das Buch am liebsten gar nicht aus der Hand legen. Zwischendurch ein kurzes Aufatmen, als die Weihnachtstage gefeiert werden und schon ging es weiter und es wurde immer bedrohlicher. Die Autorin geht selten schonend mit ihren Figuren um, doch diesmal gab es Szenen die auch noch meinen Gerechtigkeitssinn getroffen haben, Plottwists und ein absolut aufregendes und unvorhersehbares Ende, hat mich sprachlos gemacht. Spannung auf jeder einzelnen Seite. Am Ende hat sich vieles für Owen und Libby geändert, sodass ich dringend wissen will wie es weitergeht. Die Handlung ist nachvollziehbar, die Figuren sind hervorragend charakterisiert und handeln authentisch. Das Thema ist packend und sehr aktuell, der Erzählstil bildhaft, flüssig und im auktorialen Stil. Szenenwechsel lassen den Leser, stets hautnah am Geschehen dabei sein.
Dazu kommt, dass es diesmal ein sehr persönlicher Band ist, ich kann von Libby und Co. einfach nicht genug kriegen und die persönlichen Fälle mag ich ganz besonders gerne. Das klappt auch am besten wenn man die Libby-Bände in der Reihenfolge hintereinander liest. Das ist für mich Thriller mit Familienanschluss, weil mir alle ans Herz gewachsen sind und ich das Gefühl habe sie alle persönlich zu kennen, Teile ihres Lebens begleitet zu haben.
Rassismus, Polizeiwillkür, Korruption, Polizeikodex, ganz aktuelle Themen, die von der Autorin sehr einfühlsam präsentiert wurden. Auch die Lage von Libby, wie sie sich als junge Mutter fühlt sind ehrlich und kein bisschen beschönigend dargestellt. Das hat mir sehr imponiert.
Bei diesem Band finde ich den Titel und auch das Cover ganz besonders gut gelungen. Wieder einmal nervenzerreißende, brisante Unterhaltung dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 03.07.2024
Die Rebellion der Mystikerin
Hohn, Thomas

Die Rebellion der Mystikerin


ausgezeichnet

Die Rebellion der Mystikerin: Teresa von Avila und die Verwandlung der Welt. Historischer Roman von Thomas Hohn, EBook, abacus-Verlag.
Nachdem ihre Mutter geschwächt von zahlreichen Geburten und Schwangerschaften, nach der Geburt ihrer Schwester Juana, im Kindbett verstirbt, schwört sich Teresa niemals zu heiraten und Kinder zu bekommen, obwohl sie gerne flirtet und das Leben genießt, entscheidet sie sich jedoch, gegen den Willen ihres Vaters, bei den Karmeliterinnen einzutreten. Doch auch im Orden eckt sie an. Ihre Visionen, ihre unzerstörbare innere Stärke und ihr Gottvertrauen. Lassen sie zu einer Ordensgründerin, Mystikerin, Heiligen und letztendlich zur Schutzpatronin Spaniens werden.
Das Buch ist in umfangreiche 27 Kapitel eingeteilt, die mit Überschriften passend zum Inhalt und mit Zeitangabe versehen sind. Der Schreibstil ist sehr flüssig und auch spannend, deshalb hatte ich das Buch auch sehr schnell gelesen, alles ist nachvollziehbar und verständlich geschildert, das Setting ist sehr gut beschrieben, ich konnte mir das Gelesene ausgezeichnet vorstellen. Alle Figuren sind ganz tief charakterisiert, nicht nur die Protagonistin auch Mitschwestern, Weggefährten und Gegenspieler waren so gut beschrieben, dass man meinte sie zu kennen. Das Buch ist im auktorialen Stil verfasst, zu jeder Zeit hat der Leser Überblick über das gesamte Geschehen.
Teresa von Avila war mir als eine große Mystikerin, Kirchenlehrerin und Heilige bekannt, immer schon wollte ich über sie lesen, sie näher kennenlernen. Ich bin von diesem Buch sehr überrascht worden, in keinster Weise frömmlerisch oder verherrlichend wird sie hier geschildert, im Gegenteil eher sehr menschlich. Ihre Art, besonders im Umgang mit Männern hat mich überrascht, eine solche Frau, hätte in der heutigen Zeit vermutlich keine Chance, eine Heilige zu werden. Natürlich weiß man nicht genau, was sich wirklich ereignet hat und was aus der Feder des Autors kommt. Doch T. Hohn hat nach eigenen Angaben, gut recherchiert und auch Aufzeichnungen der Heiligen, ihre Vida aus eigener Hand, sind überliefert und erhalten worden.
Körperliche Malaisen, haben Teresa nicht aufhalten können neue Klöster zu gründen, mich hätte es näher interessiert welche Krankheit ursprünglich ihren körperlichen Beschwerden zugrunde lag. Vermutlich gab es jedoch zu dieser Zeit keine Diagnose dafür. Da Teresa den Orden der „Unbeschuhten“ hauptsächlich gegründet hat, um für sich und einige gleichgesinnte Mitschwestern einen strengeren, entbehrungsreicheren Ort zu finden, hat sie m. M. nach zu viele Reisen, Treffen usw. unternommen, das entspringt jedoch nicht der Fantasie des Autors.
Das Buch ist hervorragend geschrieben, ehrlich und den Tatsachen bewusst, die Visionen und die Kontemplation sind nachvollziehbar geschildert, das hat mich immer wieder tief berührt.
Die Heilige wird für mich dadurch leider entzaubert. Trotzdem bin ich froh dieses Buch gelesen zu haben. Meine Empfehlung für Leser, die sich für das Leben Teresas interessieren, ohne Schnörkel und Verherrlichung. Von mir Eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 25.06.2024
Das kleine Bücherdorf: Sommerzauber / Das schottische Bücherdorf Bd.4
Herzog, Katharina

Das kleine Bücherdorf: Sommerzauber / Das schottische Bücherdorf Bd.4


ausgezeichnet

Das kleine Bücherdorf: Sommerzauber, 4.Band der Bücherdorf-Reihe von Katharina Herzog, 334 Seiten, erschienen im Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Ein Kleid mit einer tragischen Geschichte.
Ann Webster hat so einige Geheimnisse, vor der Dorfgemeinschaft und vor ihrer Familie. Vintage-Mode und Bücher sind ihre Leidenschaft. So bekommt jedes Kleidungsstück in ihrer Secondhand-Boutique auch die Geschichte der ehemaligen Besitzerin beigelegt. Nur das Brautkleid in ihrem Schaufenster nicht, das ist auch unverkäuflich. Das Brautkleid, welches sie an den schlimmsten Tag ihres Lebens erinnert. Eines Tages kommt eine Lektorin eines großen Verlags und möchte, dass sie ein Buch ausgerechnet über die Geschichte des unverkäuflichen Brautkleides schreibt. Sie merkt, dass sie ihre Geheimnisse preisgeben muss, wenn ihr Lebensglück wahr werden soll.
Das Buch ist in 43 Kapitel geteilt, alle in angenehmer Länge. Am Kapitelbeginn sind nette kleine Zeichnungen, die die Leser angemessen einstimmen. Einige Kapitel sind mit den Namen der Charaktere gekennzeichnet, die das Geschehen aus deren Fokus aufzeigen. Schlagfertige Dialoge beleben, den Roman. Emails, Briefe, Zeitungsannoncen, Manuskriptauszüge sind in diversen Schriften gedruckt und werden somit deutlich vom Buchtext abgehoben. Im vorderen Klappumschlag befindet sich eine idyllische Darstellung des Bücherdorfes, eine Karte anhand derer man sich in Swinton zurechtfinden kann.
Ich habe das Buch Sommerzauber in wenigen Tagen auf der sommerlichen Terrasse gelesen. Der Klappentext hat mich sofort gefangengenommen und ich bin nicht enttäuscht worden. Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, hatte ich keine Probleme, ins Buch und durch die Geschichte zu kommen. Katharina Herzog hat es mir leicht gemacht, sie schreibt flüssig und spannend, bis zum letzten Kapitel habe ich gedacht, dass Anns Schicksal und somit das Ende des Buches ganz anders aussieht. So viele Wendungen, das überraschende Ende, die gesamte Geschichte des Brautkleides, es war sehr schön und unterhaltsam und emotional zu Lesen. Eine romantische Sommergeschichte, absolut geeignet als Urlaubslektüre. Auf die Vorgängerbücher bin ich nun so neugierig geworden, dass ich mir Band 1, schon gekauft habe.
Es passiert so viel, prall, atmosphärisch dicht, voller Geheimnisse, romantisch und emotional. Alles was einen unbeschwerten Liebes- und Sommerroman ausmacht, bekommt man hier in einem Buch geliefert. Ich bin begeistert. Jederzeit nachvollziehbar und logisch, die Charaktere sympathisch, eine Lieblingsfigur ist schwer zu finden, alle handeln authentisch und liebenswert. Colin hat auf jeden Fall mein Herz erobert.
Lese- und Kaufempfehlung, Vorkenntnisse aus den Vorgängerbänden sind nicht nötig. Ganz besonders als Urlaubslektüre geeignet. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 20.06.2024
Lebensmitteallergie
Riedel, Susanne M.

Lebensmitteallergie


ausgezeichnet

Lebensmitte-Allergie von Susanne Riedel, E-Book im SATYR-Verlag
Die Autorin erzählt Anekdoten aus ihrem Leben.
Die Zeit zwischen 99 Luftballons und Q10 Faltencreme verging schneller als erwartet. Die Autorin macht sich zwischen Corona, Krieg, Klimakrise und Klimakterium auf die Suche nach den guten Momenten und sie ist sehr erfolgreich dabei. Nach ihrem Buch „Ich habe mit Ingwertee gegoogelt“, präsentiert sie hier wieder lustige, tiefsinnige und menschliche Dinge. Susanne Riedels Blick auf die Welt, mit einem Augenzwinkern.
Das Buch besteht aus 46 Kurzgeschichten, in angenehmer Länge, in lockerer Folge über die Zeitspanne eines Jahres. Selbst die Advents- Weihnachts- und Silvestererzählungen, haben mich, jetzt im Sommer, amüsiert. Jeder Teil der Anthologie ist mit einer Überschrift versehen, um auch später das Buch noch einmal zur Hand zu nehmen und passend zum Anlass eine Geschichte hervorzuholen. Dazwischen an drei verschiedenen Stellen im Buch, Abschnitte mit dem Titel „Gute Momente“, ein inneres Archiv, ein überraschendes, amüsantes oder erfreuliches Geschehen jeweils zu einem Wochentag. Kleine Lichtblicke im Alltag
Susanne Riedel scheut sich auch nicht sich selber und ihre Familie liebevoll auf die Schippe zu nehmen. Ich habe bei der Lektüre geschmunzelt, bejahend mit dem Kopf genickt oder amüsiert gekichert. Ich habe mich regelrecht festgelesen, denn auch mein persönliches Krafttier ist die Gewitterziege. Das Buch hat mich fröhlich gemacht, denn die Autorin, jenseits der 50, scheint ähnliche Erlebnisse bzw. Probleme wie ich zu haben.
U.a. bei den Beiträgen „Schäfchenzählen“, „ Komm lieber Mai“ oder „Silvester “musste ich ein innerliches und kräftiges Ja abgeben, genauso empfinde ich in gewissen Situationen, Riedel schreibt mir von der Seele. Auch ich denke am 6. Januar nicht freudig, juhuu Dreikönigstag, sondern Mist in elf Monaten ist schon wieder Nikolaus.
Der Schreibstil ist flüssig, modern und urkomisch. Ein Beweis dafür, dass das Leben auch jenseits der 50 noch vergnüglich sein kann. Ihre Wortspiele sind witzig und genial.
Eine Lese- und Kaufempfehlung, die Leserinnen jenseits der 50 werden es lieben, als Geschenk für Damen zum 50. Geburtstag. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 12.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


sehr gut

Stolz und Vorurteil, nach Jane Austens Klassiker als Graphic Novel, EBook aus dem Loewe Verlag.
„Es ist eine anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau.“
Lizzy Bennet hat vier Schwestern im heiratsfähigen Alter. Da die Bennet Familie nicht gerade mit Reichtümern gesegnet ist, ist es ein Anliegen der Mutter ihre Mädchen „vorteilhaft“ zu verheiraten. Am benachbarten Anwesen Netherfield, läßt sich der wohlhabende Mr. Bingley und sein ebenfalls vermögender Freund Darcy nieder. Mit aller Macht versucht Mrs. Bennet ihre Töchter nun an den Mann bzw. unter die Haube zu bringen. Doch Elizabeth, Lizzy findet, dass ihr der spöttische Mr. Darcy unter keinen Umständen gefährlich werden könnte….
Die wunderschöne Geschichte von Jane Austen und die Personen brauchen hier vermutlich nicht erklärt werden. Das besondere bei dieser Ausgabe ist die Gestaltung als eine Graphic Novel. Und ich finde diese aufregende Geschichte ist geradezu prädestiniert dafür gezeichnet zu werden. Die schönen Kleider, Hüte und hübschen Mädchen, die stolzen Männer in Uniformen und Kleidern der damaligen Zeit, die beeindruckenden Häuser und Salons, dadurch ist eine weitere Dimension, diesen Klassiker zu genießen eröffnet worden.
Die Illustration von Tara Spruit ist gelungen, mir haben die Zeichnungen sehr gut gefallen. Leider habe ich das Buch in Form eines Ebooks erhalten, die Darstellungen sind nur schwarz/weiß zu bestaunen. Jedoch habe ich es mir gegönnt, es auf meinen Laptop herunterzuladen und kam somit doch in den gesamten Genuss. Ob es Sinn macht, eine Graphic Novel als Ebook zu lesen ist dahingestellt. Das muss jeder für sich entscheiden. Persönlich finde ich hier ein Printexemplar geeigneter.
M. M. nach wird das Graphic Novel, der wundervollen Geschichte von Jane Austen nicht gerecht, viel zu viel bleibt ungeschrieben und ungesagt. Ich bin froh, dass ich diese Geschichte schon kannte. Jedoch als weitere Interpretation, ist es allemal geeignet. Die Graphic Novel z.B. neben einer weiteren Schmuckausgabe z.B. im Regal stehen zu haben wäre sehr reizvoll. Wer den Roman liebt, gönnt sich sicher neben Buch und Film auch diese Ergänzung. Ich könnte mir auch vorstellen, dass mit der Graphic Novel Version auch das jüngere Publikum angesprochen werden könnte. Sicher wird die eine oder andere Leserin trotzdem auf die Roman-Version Lust bekommen. Die Geschichte ist dem angegebenen Lesealter angemessen.
Ganz besonders geeignet finde ich dieses bezaubernde Werk auch zum Verschenken. Eine absolute Leseempfehlung, auch für die, die den Klassiker schon kennen. Von mir 4 Sterne

Bewertung vom 07.06.2024
Jeder Schuss ein Treffer (eBook, ePUB)
Ramstetter, Regina; Graf, Edi; Wieland, Veronika; Lehmkuhl, Kurt; Ehlers, Jürgen; May, Ina; Böhme-Mehner, Tatjana; Hettlage, Bernd; Bieling, Matthias; Schnurbusch, Andreas; Weigold, Christof

Jeder Schuss ein Treffer (eBook, ePUB)


sehr gut

Jeder Schuss ein Treffer, Krimi-Anthologie diverse Autoren, Hrsg. Lutz Kreutzer, EBook, Gmeiner Verlag.
Ein kriminelles Fußballfest.
Schon auf dem Cover ist deutlich zu sehen, um was es geht. Ein Spielfeld – also Fußball. Zehn Kriminalgeschichten zu den Spielorten der Fußball-EM 2024 zusammengefasst von Lutz Kreutzer. Zu jedem der Spielorte bei der Fußball-EM 24 in Deutschland eine passende Geschichte. Allesamt von bekannten Krimiautoren. Von einem Fan der das Frankfurter Waldstadion nie verlassen hat, von einem Ehemann der den Fußball mehr liebt als seine Frau, von drei Schalker Juden, die die Radioübertragung vom Endspiel 1941 zur Flucht nutzen wollen und viele mehr, es ist wirklich für jeden etwas dabei. Die einzelnen Kurzgeschichten haben eine auf den Inhalt hindeutende Überschrift, darunter der Autor des jeweiligen Krimis und der Handlungsort.
Die einzelnen Beiträge sind spannend, unterhaltsam und zum Teil auch witzig, manche mit einem Augenzwinkern zu genießen. Wie in einer Geschichtensammlung im Allgemeinen so üblich, haben mir einige weniger, andere mehr und ein paar ausgezeichnet gut gefallen. Insgesamt gesehen ist für jeden Krimiliebhaber etwas dabei. Ganz besonders gut fand ich den Stuttgart-Fall, die Schalke-Erzählung, der München-Krimi hatte eine besonders spannende und unterhaltsame Geschichte.
Die Idee anlässlich der Fußball-EM in Deutschland eine Krimi-Sammlung zu präsentieren finde ich sehr reizvoll. Jeder der Austragungsorte und der damit verbundene Kriminalfall haben einen verlockenden Anreiz zur Lektüre. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen um mich auf die Europameisterschaft einzustimmen, ebenso gut könnte ich mir vorstellen, in den Halbzeitpausen sich jeweils an einen Fall zu erfreuen. Geeignet auch für den Partner von Fußballfreaks, die sich neben dem Spiel ebenfalls mit Fußball beschäftigen mögen. Ich fühlte mich gut unterhalten.
Von mir eine Leseempfehlung an alle Fußballverrückte oder die, die keinen Fußball aber unterhaltsame Krimis mögen. Von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 16.05.2024
Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1


gut

Bonjour Agneta, Roman von Emma Hamberg, Ebook , dtv-Verlag-
Ein Neubeginn in der Provence.
Agneta ist 49 Jahre alt, sie lebt, mit Magnus ihrem Gatten, in Schweden. Die Kinder sind aus dem Haus und melden sich nur, wenn sie Geld brauchen. Agneta hat einen öden Job, Magnus und sie sprechen nicht die gleiche Sprache. Für ihn und auch ihre Mitmenschen ist sie unsichtbar. Magnus hat Spaß an Sport, ernährt sich spartanisch und schläft getrennt von ihr. Doch eines Tages liest Agneta eine Annonce, in der Provence wird eine Aufsichtsperson für einen gewissen Einar gesucht. Voraussetzung, die Person sollte schwedisch sprechen. Hals über Kopf macht sich Agneta auf, einen Neuanfang zu wagen.
Das Buch besteht aus 54 Kapiteln in angenehmer Leselänge. Emma Hamberg schreibt humorvoll, außerordentlich bildmalerisch, flüssig und im auktorialen Stil. Besonders zu Anfang musste ich immer wieder über die Gedankengänge der Protagonistin schmunzeln. Das Kloster mit seinen künstlerisch gestalteten Interieur, konnte ich mir sehr gut vorstellen und auch das Dorf ist gut beschrieben. Zu jeder Zeit ist es dem Leser bewusst, dass die Handlung sich in der Provence zuträgt. Ein farbenfrohes Kopfkino entsteht.
Die Charaktere sind tiefgründig gezeichnet, ganz besonders natürlich die Protagonistin, was sie denkt und spricht ist zu jeder Zeit präsent. Vor ihrem Aufbruch in das neue Leben, noch in Schweden, da wurde ihre Situation sehr gut geschildert, dies konnte ich hervorragend nachvollziehen und verstehen. Doch die Veränderung, die mit Agneta geschieht fand ich extrem abgedreht, stellenweise sogar peinlich. Die Autorin nimmt in erotischen Dingen kein Blatt vor den Mund, dies hätte ich nicht unbedingt so ausführlich beschrieben benötigt. Die Figuren, besonders Einar sind absolut skurril, lebendig geschildert und in Szene gesetzt. Dabei wirkt er tatsächlich authentisch und liebenswert. Seine beginnende Demenz ist plausibel geschildert. Meine Lieblingsfigur, quasi der einzig gefühlt „normale“ Mensch im Buch ist Bonnibelle, von ihren Koch- und Nähkünsten konnte ich gar nicht genug lesen.
Der gesamte Plot ist atmosphärisch extrem dicht beschrieben. Das Ende hat mich überrascht, das hätte ich so nicht erwartet. Insgesamt gesehen ist die Geschichte noch nicht auserzählt, bei einer eventuellen Fortsetzung wäre ich auf alle Fälle dabei.
Ein opulenter Roman voller Lebenslust, eine Autorin die kein Blatt vor den Mund nimmt, eine dichte humorvolle Erzählung. Exzentrische, kapriziöse Figuren, wem das gefällt, der wird das Buch mögen. Dafür eine Leseempfehlung, wie es weiter geht, möchte ich gerne erfahren, da würde ich einer Fortsetzung eine Chance geben. Von mir dafür 3 Sterne.