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Lu

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2022
Ich verliebe mich so leicht
Le Tellier, Hervé

Ich verliebe mich so leicht


sehr gut

Schwer verliebt

Eine kurze Geschichte über einen schwer verliebten Mann in den 50ern, der zu einer 20 Jahre jüngeren Frau nach Schottland fliegt, von der nicht klar ist, ob sie ihn überhaupt sehen will.
Auf etwas über 100 Seiten taucht man in das irrationale Gefühlsleben des namenlosen Helden ein. Der Erzähler macht von Anfang an deutlich, dass er das Unterfangen des Helden für aussichtslos hält. Auch wenn der Held das selbstverständlich ganz anders sieht. Und genau darin besteht der Reiz dieser kurzen Geschichte. Man taucht ein in die irrationale Gefühlswelt einer Person, die sich zu schnell verliebt hat, die nach jedem noch so kleinen Zeichen der Gegenliebe sucht, die die Unsicherheit der Situation nicht erträgt.
So werden die Dialoge unwichtig und fast gänzlich ausgespart, denn es geht viel mehr um die Bewertung des Helden und seine Gefühlswelt. Auf höchst unterhaltsame Weise kommentiert der Erzähler die emotionalen Entscheidungen und Ansichten des Helden.
So entsteht eine kurzweilige Geschichte mit viel Humor, die allerdings keinen all zu großen Spannungsbogen aufbauen kann.

Bewertung vom 20.08.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


ausgezeichnet

Bedrückende Zeitreise

Der Retro-Look des Buchcovers hat mich gleich angesprochen und auch, die Science-Fiction Geschichte, die sich dahinter verbirgt, ist großartig.
Das erste Kapitel liest sich erstmal anstrengend, da es voll ist von Erklärungen und Rückblenden. Aber kein Wunder, es braucht ein paar Seiten, um in die dystopische (gar nicht mal so weit entfernte) Zukunft einzutauchen.
Sobald man den Wissenstand der Protagonistin Yada erreicht hat, liest sich die Geschichte spannungsvoll und zügig. Der Schreibstil ist nüchtern und sachlich, in zügigen Schritten schreitet man durch die Geschichte, ohne, dass sich unnötige Längen auftun. Ich mag auch, dass die Geschichte in zwei Perspektiven erzählt wird. Wie die beiden Protagonistinnen zusammenfinden und die Geschichten verwoben sind, ist ein spannungsvolles Moment.

Ich freue mich über diese Geschichte mit weiblichen Hauptpersonen, in der klar wird, dass Männer zur Weltrettung wohl nicht gemacht sind. Gescheiterte Utopien treffen auf die harte Realität.

Endlich eine Dystopie, die das weibliche Erleben in den Mittelpunkt stellt und ohne überhöhende Technisierungs- und Digitalisierungskritik auskommt. Stattdessen stehen Neoliberalismus, Kapitalismus und die verehrende Umweltzerstörung im Zentrum dieses Romans.

Bewertung vom 06.02.2021
Career Suicide
Kaulitz, Bill

Career Suicide


ausgezeichnet

Schon der auffallende Titel "Career Suicide" weckt hohe Erwartungen. Was hat dieser Mensch, der ja quasi vor den Augen der Öffentlichkeit erwachsen wurde, dessen gesamtes Leben schon vor Jahren von der Yellow Press ausgeschlachtet wurde, noch Neues zu erzählen? - Wie sich herausstellt eine ganze Menge! Bei dieser Biographie kommt es nicht darauf an, ob all die Geschichten und die Erinnerung, die der Tokio Hotel Star mit uns teilt, wahr sind. Der Punkt ist: sie hätten so sein können, sie transportieren ein Gefühl. Und: sie sind vor allem überraschend gut erzählt! Bill Kaulitz führt uns kurzweilig und trotzdem eindrücklich durch sein Leben, gewährt uns Einblicke, die erst durch den Abstand auf diese Weltkarriere möglich werden. Erzählt überraschend ehrlich vom Karrieredruck, Starallüren, der Freude am finanziellen Reichtum und vielem Mehr.
Die Biographie hält durchaus einige spannende Einblicke in das Leben eines deutschen Mega-Stars bereit - nicht nur für Fans von Tokio Hotel. Für die ist das Buch wahrscheinlich sowieso ein Must-Have.

Bewertung vom 01.12.2020
Ungezähmt
Doyle, Glennon

Ungezähmt


weniger gut

Angetrieben von den positiven Rezensionen und dem großen Erfolg in den USA hatte ich hohe Erwartungen an dieses Buch. Die Geschichte bot für mich auch einiges an Potential: eine Frau, die in der Mitte ihres Lebens entscheidet sich aus den Zwängen der bürgerlichen Kleinfamilie zu befreien und sich vor allem aus ihrer Ehe zu emanzipieren. Sie beschließt sich selbst nicht mehr hinten an zustellen und mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören und zukünftig mit einer Frau und ihren 3 Kindern zusammenzuleben.

Die Idee ihre eigene Lebensgeschichte als Beispiel für die Sozialisation von Frauen in unserer Gesellschaft zu beschreiben und nach strukturellen Ursachen für ihre Unzufriedenheit zu suchen finde ich grundsätzlich super. Leider kann das Buch diese Idee nicht konsequent weiterverfolgen. Stattdessen werden kurze Anekdoten dazu genutzt einen spirituellen Ratgeber zu scheiben, indem die Autorin ausschweifend und rekursiv erklärt, dass jede Frau auf ihre eigene innere Stimme hören soll. Diese Botschaft ist schnell verstanden, wird aber wiederholend dargestellt und beschrieben. Dadurch verkommt das Buch zu einem esoterischen Ratgeber, in dem die christliche Grundhaltung der Autorin eine große Rolle spielt.
Die Analogie zur ungezähmten Raubkatze finde ich darüber hinaus nicht besonders passend. Da das Lebensziel der Autorin doch die gut situierte, bürgerliche Vorstadtfamilie bleibt. Nur eben mit Mutter, Mutter, Kind. Anstatt Vater, Mutter, Kind.

Damit bleibt das Buch leider hinter meinen Erwartungen zurück und schöpft sein emanzipatorisches Potential nicht aus.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.