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miss_atticos

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2021
Jaffa Road
Speck, Daniel

Jaffa Road


weniger gut

Nina reist nach Palermo, um das Erbe des Großvaters anzutreten. Dort trifft sie auf ihre Tante Joëlle und auf Elias, der behauptet, der Sohn ihres Großvaters zu sein. Moritz hatte drei Leben, drei verschiedene Identitäten. Jetzt wurde er erschossen aufgefunden. Hat er sich selbst umgebracht oder wurde er ermordet? In Palermo beginnen sie eine Reise in die Vergangenheit. Die Geschichte beginnt mit Joëlle‘s Vergangenheit. Warum drei Leben, warum drei Frauen, warum drei Kinder?

Abwechselnd gewährt Daniel Speck den Leser:innen Einblick in die Gegenwart und in die Vergangenheit. Die Kapitel, welche in der Vergangenheit spielen, sind ausführlich geschildert und es tauchen immer wieder neue Personen auf. Spätestens als Amal‘s Vergangenheit zum Vorschein kam, wurde mir das Buch zu langatmig. Für mich persönlich hatten einige Figuren keinen Wert bzw. Nutzen für den weiteren Verlauf. Die Gegenwart rückte in den Schatten. Immer wieder hätte ich am liebsten abgebrochen. Ich hatte mir etwas anderes und mehr Spannung erwartet. Die Personen haben mich kaum gefesselt oder auf die Palme gebracht. Erst als Joëlle dem Vater klar macht, was zuhause Sache ist und er doch die Augen nicht verschließen soll, hatte mich der Autor für einen kurzen Moment komplett erreicht. Leider zu spät. Positiv ist die Idee, verschiedene Kulturen aufeinandertreffen zu lassen und die damals vorherrschenden politischen Konflikte, die teilweise und größtenteils heute noch bestehen, aufzugreifen. Jaffa Road wird seine Leser:innen finden. Da bin ich mir sicher. Ein gewöhnlicher und detaillierter Familienroman - zu viel des Guten. 200 bis 250 Seiten weniger und das Lesevergnügen wäre auch wirklich eines gewesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.04.2021
Die Eloquenz der Sardine
François, Bill

Die Eloquenz der Sardine


ausgezeichnet

Nach wenigen Seiten hatte er mich direkt an der Angel. Als Kind hatte er Angst vor Fischen. Eine Sardine brachte ihn dazu, sich ins Meer zu wagen.

Im Vorfeld macht man sich so einige Gedanken. Vor allem der Titel hat mich total neugierig gemacht. Sardinen scheinen gewöhnliche Fische zu sein. Aber weit gefehlt. Fische und andere Meeresbewohner sind alles andere als stumm, primitiv und langweilig.

Die Faszination des Autors ist spürbar. Ich ließ mich ein auf die Unterwasserwelt, tauchte ab und entspannte mich. Welt aus, Walgesänge an. Ich war mir nicht sicher, was mich erwarten würde, wurde jedoch positiv überrascht. Ein Feuerwerk an bunten Fischschwärmen umgab mich.

Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, der Autor würde Fakten nach einer Liste abarbeiten und langweilig und stur aneinanderreihen. Wissenschaftliche Aspekte wurden vermischt mit persönlichen Anekdoten und Erlebnissen, geschichtlichen Ereignissen und Geschichten der Mythologie. Informativ und unterhaltsam. Seite für Seite, begibt man sich tiefer in diese unendlichen Weiten. Wissbegierig wie ein kleines Kind hab ich die Seiten inhaliert und jede Menge Salzwasser geschluckt. Ich bin restlos begeistert. Besonders hervorzuheben ist die Vielfältigkeit des Buches: der romantische Blick auf Mutter Natur, die poetische Sprache, das vermittelte Wissen und das Vorhalten des Spiegels unserer Zeit. Er schwärmt regelrecht für diesen Lebensraum, scheut sich aber auch nicht davor, den Finger in die Wunde zu legen. Er weckt die Sehnsucht in uns nach Freiheit und dem unendlichen Meer und er rüttelt wach.

Ein scheinbar einsamer Wal begegnet uns, Bill François erzählt vom Brudermord bei Haien, vom industriellen Fischfang. Er nimmt uns mit zu den Streetfishern in Paris. Was mit einer Sardine im Plastikeimer begann, endet mit einer solchen in der Seine.

Bewertung vom 29.03.2021
Montecrypto
Hillenbrand, Tom

Montecrypto


gut

Ed Dante ist einem Kryptoschatz auf der Spur. Unterstützung dabei bekommt er von der Bloggerin Mondego. Greg Hollister hat vermutlich nach seinem Ableben kein unbedeutendes Sümmchen hinterlassen.

Die Gestaltung und der Klappentext haben mich total angesprochen und auf einen rasanten und modernen Thriller hoffen lassen. Bekommen habe ich eine Detektivgeschichte mit etwas Action am Ende à la Cobra 11.

Bereits zum zweiten Mal habe ich ein Buch gelesen, das als Thriller bezeichnet wird, aber keiner ist. Lassen sich Thriller besser verkaufen als Krimis?

Ed Dante und Mondego blieben mir unbekannte Figuren. Einzig allein Dante's ausgefallener Alkoholkonsum sorgen dafür, dass er im Gedächtnis haften bleibt. Die Geschichte geht sehr "amerikanisch" los, die Atmosphäre war sofort da. Die Idee der Geschichte finde ich gut und auch das Wissen über Kryptowährungen, Bezahl-Apps und digitale Fingerabdrücke. Das Buch hat Potential und gute Ansätze, jedoch wurden diese zu wenig und eher mittelmäßig ausgearbeitet. Wenn so etwas wie Spannung aufkam, dann verlief diese zu schnell im Sand. Anfang und Ende der Geschichte waren ok, im Mittelteil hab ich einfach Spannung und Tempo vermisst. Alles blieb blass. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum man so wild hinter diesem Schatz her ist. Dante war auch kein Detektiv, der unsichtbar war, sondern ständig präsent. Er wirkte schon etwas naiv, weil er viel zu schnell Vertrauen zu Personen aufgebaut hat. Komischerweise war er auch nie irgendwelchen Gefahren ausgesetzt, obwohl er im Lauf der Geschichte bekannt wurde wie ein bunter Hund. Der ganzen Handlung fehlte es etwas an Authentizität. Die frechen Witze hier und da ließen mich schmunzeln. Punkte vergebe ich für die Idee des Autors, für die Wissensvermittlung und das Cover. Der Rest konnte unglücklicherweise kaum bei mir punkten, was ich persönlich sehr schade finde.

Bewertung vom 27.03.2021
Der große Sommer
Arenz, Ewald

Der große Sommer


ausgezeichnet

Frieder verkackt die Schule. Anstatt mit seiner Familie in den Urlaub zu fahren, darf er die Ferien bei den Großeltern verbringen und für die Nachprüfungen lernen. Zu seiner Großmutter hat er ein gutes und inniges Verhältnis, nur das zum Großvater ist angespannt. Zwischen Büffeln, Freibad und arbeiten in der Klinik, in der der Großvater Arzt ist, gibt es auch noch einige unvorhergesehene Turbulenzen und Schicksalsschläge. Da ist plötzlich Beate in ihrem flaschengrünen Badeanzug, die mit einem beherzten Sprung ins kühle Nass nicht nur das Wasser aufwühlt, sondern auch Frieders Herz. Zusammen mit ihr, seinem besten Freund Johann und seiner Schwester Alma erlebt er einen aufregenden Sommer, der es in sich hat.

Ich finde kaum Worte. Kann ich mit meiner Wortwahl Ewald Arenz' Talent, Leser zu fesseln, gerecht werden? Vermutlich nicht. Wie bereits in "Alte Sorten" hat es mich beeindruckt wie authentisch die Figuren sprechen, handeln und leben. Man durchlebt eine Zeitreise, wünscht sich eine Zeit zurück, in der Smartphones noch nicht präsent waren.

Die Stimmungen verleihen dem Buch seine Individualität. Trotz Trauer und Tiefe gibt es auch Leichtigkeit. Wenn jemand Gefühle einfangen und konservieren kann, dann Ewald Arenz. Man riecht, fühlt und spürt den Sommer. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit hat mir sehr gut gefallen, ebenso der Wechsel zwischen Lebensfreude und schweren Zeiten. Man liest, schmunzelt, lacht, in der nächsten Sekunde kann es auch schon wieder ernst und traurig werden.

Nach der letzten Seite hat mich echt die Wehmut gepackt. Von der ersten bis zur letzten Seite durchlebt man nochmal eigene Erlebnisse in der Schule und in der Ferienzeit. Herrlich erfrischend die Erinnerung an meinen Lateinunterricht - ich muss schon wieder innerlich lachen. Der Geruch nach Sommer, nach Freibad macht sich breit. Ich rieche frisch gemähte Grünflächen im Freibad, Pommes und spüre das von der Sonne aufgewärmte Badetuch an meinem Rücken. In der Ferne Donnergrollen.

Ich wollte nie, dass diese Geschichte endet, habe sicher über zwei Wochen daran gelesen, als wäre sie das letzte Stück Danziger Marzipan.

Bewertung vom 24.02.2021
Aus der Mitte des Sees
Heger, Moritz

Aus der Mitte des Sees


weniger gut

Lukas am See sitzend, im See schwimmend. Er philosophiert meist über andere, selten über sich selbst. Neid, Zweifel, er schwankt, Wellengang. Das Leben als Mönch wird Schicht für Schicht abgetragen.

Er ist der einzige junge Mönch in der Benediktinerabtei. Gerade erst hat Andreas das Kloster hinter sich gelassen und eine Familie gegründet. Dies bringt Lukas ganz schön durcheinander. Am See trifft er auf die aufgeschlossene Sarah und schon verliert er sich wieder.

Er denkt so viel, vieles ist ungeordnet und für mich nicht mehr greifbar. Nach rund 80 Seiten verlor ich den roten Faden. Die Idee der Geschichte an sich fand ich sehr gut, jedoch haperte es für mich an der Umsetzung. Es fehlte ein Hauptstrang, dann wären die ganzen Nebenstränge kein Problem gewesen. Lukas' Irrungen und Wirrungen spiegeln sich im Aufbau wieder. Ich fragte mich, wann es denn endlich zum eigentlichen Thema des Klappentextes kommt. Ich habe mir Tiefe gewünscht, dies bekommt man als Leser auch. Was davon lesenswert und wichtig ist, entscheidet jeder für sich selbst. Ich habe mir Struktur gewünscht - die habe ich meistens nur erahnen können. Erst im letzten Abschnitt wurde der rote Faden wieder aufgenommen. Schade, dass mich "Aus der Mitte des Sees" nicht überzeugen konnte. Die Leseprobe und das wunderschöne Cover konnten noch Begeisterung auslösen. Die Punkte vergebe ich für die Idee, aus Sicht eines Mönches zu erzählen, für die poetische, feine und weiche Sprache und für das gelungene Cover.

Bewertung vom 24.02.2021
Die Harpyie
Hunter, Megan

Die Harpyie


ausgezeichnet

Wie im Theater geht der Vorhang auf. Ein Schnitt der Rache. Lucy und Jake. Jake und Lucy. Vanessa. V. Jake und Vanessa.

Jake geht Lucy fremd. Die perfekte Familienidylle zerbricht. Mechanisch, wie einem Roboter gleich, funktioniert Lucy, kümmert sich um beide Söhne. Dreimal darf sie sich rächen. Jake spürt, dass sie ihm weh tun will. Eine Metamorphose beginnt, ein Zurückgleiten in frühere Tage, eine Verwandlung in eine frühere, vergangene Form, die eine neue Zukunft sucht. Sturmwinde und Gewitter ziehen auf. Dunkelheit breitet sich aus, bricht sich Bahn.

Ich betrachte das geschlossene Buch, würde gerne noch einmal die ungewöhnlichen und unheimlichen Atmosphären einatmen, fürchte jedoch die Finsternis. Ein Inferno entfacht, Selbstzerstörung trifft auf Selbstfindung. Es geht unter die Haut, es schnürt einem die Kehle zu und man vergisst zu atmen. Schauer überkamen mich immer wieder, während ich Zeile um Zeile in dieser Geschichte gefangen war, weil mich die Harpyie hineinzog mit ihren Krallen.

Die Harpyie - ein Mischwesen aus Frau und Vogel. Ein Fabelwesen der griechischen Mythologie.

"Ein Blackout. Doch ich stellte fest, dass dieses Dunkel voller Löcher war, winzige Erinnerungssplitter quollen hervor, einer nach dem anderen. Ein scharfer Geruch, das Drehen eines Kopfes. Hände an meiner Hüfte, auf meiner Kehle. Meine Schuld."

Eine herausragende Lektüre, die ich gerne weiterempfehle. Intensiv, düster, beklemmend, außergewöhnlich und gefährlich. "Die Harpyie" besticht durch ihre Optik und ihren Inhalt. Schwarz wie meine Seele - dachte ich noch leichtsinnig. Die Harpyie bewies mir, dass es viele Nuancen von Schwarz gibt und mein Schwarz das Rosa aller Nuancen ist.

Bewertung vom 14.02.2021
2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


gut

Die Welt ist aus den Fugen geraten. Der Klimawandel schreitet unaufhörlich voran ohne Wenn und Aber. Überschwemmungen in Deutschland, Trockenheit und Dürre in Afrika, verheerende Brände in Australien. Leela, 24 Jahre alt, verliert ihren Freund Jakob, als in der Antarktis ein Unglück geschieht. Kurz vor seinem Tod hat er ihr noch geheime Dateien zukommen lassen. War es vielleicht doch kein Unglück? Die Dateien sprechen Bände.

Gefallen haben mir die verschiedenen Perspektiven. Gut gegen Böse, die Opfer des Klimawandels und der Politik, Klimaflüchtlinge, Einzelschicksale. Leela ist beinahe auf sich alleine gestellt. Ihr Vater trinkt, ihre Mutter ist mit der kleinen Schwester in eine Sekte geflüchtet. Sie pocht auf Rache seit sie weiß, was wirklich gespielt wird. Positiv fand ich anfangs noch die kurzen Kapitel. Sie erzeugten eine Art Spannung. Später verlor ich dadurch den roten Faden. Manche Geschichte hätte mehr an Ausarbeitung verdient, vor allem auch die der Flüchtlinge. Man erhält als Leser:in eine Bandbreite an aktuellen und wirklich sehr brenzligen Themen. Noah Richter wollte sicher aufrütteln und das hat er hauptsächlich im ersten Teil des Buches geschafft. Ich war geschockt wie nah das Buch an der Realität ist. Wie sehr sich die Welt bereits verändert hat und wie viel Böses in ihr steckt. Später entwickelte sich die Geschichte eher in einen Actionthriller. Leela, anfangs noch eher ein graues Mäuschen und trauernd, wird zur Terroristin. Sie hat alles im Griff, plant wie eine Irre und lässt sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Diese Wesensveränderung wirkt unglaubwürdig und wirkt, als wollte der Autor das Nonplusultra herausholen. Teilweise ist er für mich etwas über das Ziel hinausgeschossen. Ein solider Klimaroman mit Thrillerelementen, nicht mehr und nicht weniger. Von mir gibt es 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 25.01.2021
Killing November Bd.1
Mather, Adriana

Killing November Bd.1


sehr gut

November landet von heute auf morgen auf einem seltsamen Internat, in einer für sie völlig fremden Welt. Dunkle Gänge, Kerzenlicht, Wächter und eigenartige Unterrichtsfächer (Giftkunde, Täuschung, Schwertkampf). Warum hat ihr Dad ihr das eingebrockt? Kaum ist sie dort, spürt sie schon einige Abneigungen gegen sich. Was hat es mit dieser neuen Welt auf sich? Wer sind die Stratega? Wie viel Macht besitzen sie und ist sie etwa Teil davon? Es dauert nicht lange als sie nach einem nächtlichen Ausflug auf einem der Gänge eine Leiche entdeckt. Steckt etwa Ash dahinter, der sich zuvor im Rankengarten mit ihr getroffen hat? Hat er sie in eine Falle gelockt? Schnell wird November klar, dass nichts so ist wie es scheint. Vermeintliche Freunde sind vielleicht schon bald Feinde. Auch sie befindet sich bald in ernstzunehmender Gefahr.

Adriana Mather hat eine besonders spannende und andere Internatsgeschichte geschrieben. Düster, hinterhältig und zu aller Gewalt bereit. Die Spannungskurve hat mich überzeugt und auch überrascht. Das Tempo der Geschichte war gut. Es ist immer etwas passiert, sodass keine Langeweile aufkommen konnte.

Es ist eindeutig der Kategorie Jugendbuch zuzuordnen. Aber ob es bereits alle 14 jährigen verkraften, wage ich zu bezweifeln.
Der Anfang war nicht ganz nach meinem Geschmack. Etwas mehr Infos über November's normales Leben hätte ich mir gewünscht und auch einige Holprigkeiten bezüglich der Sprache haben mich sehr gestört (zwei- bis dreimal kam es im Buch vor: "ich kriege das hin", "ich habe das hingekriegt"). Ich finde diese Umgangssprache gar nicht passend.

Die Charaktere fand ich durchaus gelungen, einige von ihnen nahmen gleich Gestalt an, andere blieben vorerst blasser. Hier hätte an der ein oder anderen Stelle mehr Tiefgang sein dürfen, um diese besondere Geschichte noch mehr hervorzuheben. Gefallen haben mir auch die verschiedenen Unterrichtseinheiten und Rückblicke in ihr vorheriges Leben mit ihrer besten Freundin, ihrem Dad und ihrer Tante Jo. Ich bin total neugierig auf Band 2 und erhoffe mir, auch mehr über ihre Mutter zu erfahren und mehr Internatsleben miterleben zu dürfen. In Band 1 gab es ja gefühlt nur Intrigen. Trotz mancher Schwäche ist es ein Pageturner, lesenswert und lenkt schön vom Alltag ab.

Bewertung vom 13.01.2021
Erkental
Bender, A. K.

Erkental


ausgezeichnet

Weit nach 2026 ist ein Leben ohne Lifetracker, Navigation und entsprechende Maßnahmen gegen den Klimawandel kaum mehr vorstellbar. Bis Endri nach einem üblen Streich seiner Mitschüler Besuch von zwei sonderbaren Personen erhält.

Er verfügt über ein besonderes Talent, welches eingehender Förderung bedarf. Die neue Umgebung und die neue Schule in Erkental sollen dabei helfen. Ein Tal voller Alchemisten, Biologen, Physikern und Verwandlern. Feuer, Wasser, Erde, Luft. In einer phantastischen Welt mit besonderen Pflanzen, einzigartigen Persönlichkeiten, allerlei Leckereien und vielen geheimnisvollen und interessanten Ecken wächst er über sich selbst hinaus. Ein kunterbuntes Abenteuer inmitten angriffslustiger Bäume und kampferprobter Tierchen hier und da.

Wie lange hat man auf so ein Buch gewartet. Gefühlt eine Ewigkeit. Und jetzt ist es endlich da. Diese Welt, die man sich selbst immer vorgestellt bzw. gewünscht hat. Bunte Girlanden, köstliches Essen, tolle Menschen, zauberhafte Ecken, Natur so weit das Auge reicht und eine riesige Bibliothek. Die Umsetzung ist der Autorin mehr als gelungen. Die Figuren und die Umgebung werden vor dem inneren Auge lebendig. Am liebsten wäre man selbst Teil der Geschichte. An mancher Stelle habe ich mich selbst noch einmal 20 Jahre jünger gewünscht, um das Buch mit Kinderaugen zu lesen. Ich bin schlichtweg begeistert.

Eine zauberhafte, liebevolle, witzige und spannende Welt. Ich würde mich freiwillig in die Nähe der Würgekastanie wagen oder in den Gang mit den versteckten Krokodilen. Danke für diese schöne Lesezeit. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2020
Der Bruder
Katzenbach, John

Der Bruder


sehr gut

Sloane, angehende Architektin, erhält nach dem Verschwinden ihrer Mutter einen mehr als lukrativen Job. Für einen exzentrischen und ihr bislang unbekannten Auftraggeber soll sie Denkmäler für sechs Personen entwerfen, die ihm selbst von großer bzw. besonderer Bedeutung waren/sind. Sie soll sich auf die Spuren dieser Personen begeben und möglichst viel über sie in Erfahrung bringen. Am Ende dieser Reise erwartet Sloane eine böse Überraschung, die tief in die Vergangenheit hineinreicht. Nicht nur dieser Job setzt ihr zu, sondern auch ihr psychopathischer Ex Roger, der sie bedroht und ihr nachstellt, wo er nur kann.

Die ersten 200 bis 300 Seiten waren teilweise schwer für mich. Ich verstand nicht ganz, warum so viel Zeit in diese sechs Personen investiert wurde. Ich hätte mir schneller Spannung und Wendungen gewünscht. Dann hat man natürlich auch gerätselt, warum ihre Mutter verschwunden ist und ob sie noch lebt? Was Roger betrifft, habe ich mich ernsthaft gefragt, wie er in diese Geschichte passt. Es lagen so einige Puzzleteile vor. Je öfter Sloane Roger ausgesetzt war, desto mehr Psychothriller-Elemente tauchten endlich auf. Man befand sich mittendrin und konnte die Panik vor Roger sehr gut nachempfinden.

Katzenbachs großes Talent besteht darin, die Bösen auch wirklich böse darzustellen. Es gibt so kaltblütige und perfide Stellen, die mir schon fast das Blut in den Adern gefrieren ließen. Auch ist Sloane durch ihre Recherchearbeiten immer wieder an abscheuliche und ängstliche Menschen geraten. Zur Mitte hin hat sich dann Katzenbachs komplettes Können ausgebreitet und bis zum Ende hin entfaltet, in einem Tempo, mit solch einer Spannung - ich war fassungslos, gefesselt. Eine Info toppte die Nächste. Ich habe Zeile für Zeile nur so in mich aufgesaugt und hätte mich vor lauter gierigem Lesen fast selbst verloren. Manch Stimme sagte, das Ende sei an einer Stelle zu sehr in die Länge gezogen: für mich ist es eine Art Stilmittel, um der Zeitspanne gerecht zu werden (mehr verrate ich aber nicht). Lest es selbst!