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Styrmir91

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2020
Der Vorleser, 1 DVD-Video

Der Vorleser, 1 DVD-Video


schlecht

M.E. ein sehr überschätzter Film.

Ich habe den Film vor einigen Jahren ganze viermal gesehen, erst im Kino, dann auf DVD.
Dabei ist mir mit jedem Mal mehr aufgefallen, wie mies die Synchronisation ist - man sieht sehr deutlich, wie sehr der Ton von dem tatsächlich Gesagten abweicht. Freilich kann man bei einem Film niemals eine absolut perfekte Lippen-Synchronisation hinbekommen, aber was hier abgeliefert wird, ist schon richtig schlecht.

Die Thematik an sich fand ich sehr interessant, auch wenn die Bettszenen zwischen David Kross und Kate Winslet für meinen Geschmack zu sehr im Vordergrund standen. Schauspielerisch ist der Film ebenfalls Durchschnitt - ich kann den Hauptdarstellern ihre Leidenschaft und die spätere Betroffenheit im Gerichtssaal nicht abnehmen. Ganz abgesehen davon merkt man David Kross an, dass er zum Zeitpunkt des Drehs schon weit über das Spielalter von 15 hinaus ist. Natürlich kann man für so eine Rolle keinen Minderjährigen nehmen, aber es gibt auch glaubwürdige, sich jung gehaltene Darsteller, die diese Rolle besser hätten verkörpern können.

Man hätte den Film gut und gerne um mindestens eine Stunde kürzen können, denn die epische Länge von knapp zwei Stunden wird nach meinem Empfinden ungerechtfertigt ausgezehrt, ohne dass ein Mehrwert entsteht.

Bewertung vom 15.04.2020
Bis hierher und nicht weiter
Sellin, Rolf

Bis hierher und nicht weiter


gut

An sich ein ziemlich gutes Buch, aber es ist sehr von der sexistischen Sichtweise des Autors geprägt. Rolf Sellin hat viel Erfahrung in dem, was er tut - das merkt man. Allerdings sitzt er zugleich leider auch sehr festgefahrene Geschlechter-Stereotypen auf, die wir im 21. Jahrhundert so langsam mal hinter uns lassen sollten. Nicht nur, dass er als Beispiele für unangenehme Charaktere sehr gerne Frauen anführt, er schreibt auch immer wieder "insbesondere Frauen haben mit xy Probleme", wobei ich nicht nur auch bei mir selbst (als Mann) dieselben Schwierigkeiten gesehen habe, sondern solche Schwierigkeiten an anderer Stelle vom Autor selbst richtigerweise als (geschlechtsunspezifisch) typisch menschlich dargestellt werden.

Was Abgrenzung angeht, gibt Herr Sellin abseits aller sexistischer Klischees gute Tipps für Menschen, die hier ihr erstes Buch zu dem Thema in der Hand halten. Man merkt wie gesagt, dass er viel Erfahrung darin hat, Menschen zu coachen. Es geht anfangs nicht darum, Energie aus dem Universum zu beziehen, wie das oft bei anderen psychologischen Themen der Fall ist, wobei Rolf Sellin zumindest Energie aus der Erde in seine Techniken einbezieht. Ab dem letzten Drittel des Buches beginnt er dann leider doch, sich auf den Kosmos und ominöse Energien zu beziehen, die zwar kulturanthropologisch in jedem Menschen als Vorstellung verankert sein mögen, doch ich habe eigentlich genau nach einem Buch gesucht, das nicht auf solchen esoterischen Vorstellungen beruht.

Das vorliegende Buch ist keines, das man "mal eben nebenbei" liest, sondern ein Sachbuch, das man wirklich durcharbeiten muss, um Erfolge zu erleben. Die treten nicht sofort auf, sondern brauchen Zeit, um sich einzustellen und viel Übung, was die Leser jedoch nicht entmutigen sollte, sich darauf einzulassen. Für den Fall, dass bestimmte Techniken nicht für einen selbst passen, bekommt man verschiedene Varianten vorgestellt, aus denen man die für sich passende herausfinden kann. Allein das Lesen kann sich ruhig über mehrere Wochen hinziehen, da das Gelesene erst verarbeitet und ausprobiert werden muss, bis man für sich selbst ein wirklich ausgewogenes Verhältnis der Abgrenzung für jede Situation gefunden hat. Je nach Schwere der individuellen Problematik würde ich zudem eine verhaltenstherapeutische Begleitung zu dem Buch empfehlen.

Offen gesagt fällt es mir schwer, das Buch ohne Beschönigung zu bewerten, denn es hat seine Ecken und Kanten. Auf den letzten Seiten dreht der Autor noch mal richtig auf und gibt tatsächlich gute Ratschläge und Hinweise, auch wenn es zu gewissen Wiederholungen in Bezug auf bereits anfängliche Hinweise kommt. Am liebsten würde ich 3,5 Sterne geben, aber um in der Bewertung durch Aufrunden ganze 4 Sterne zu geben, hat das Buch dann doch noch zu viel aufzuarbeiten.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2020
The Danish Girl
Eddie Redmayne,Alicia Vikander,Amber Heard

The Danish Girl


sehr gut

Ich hatte mir den Film bei jemandem ausgeliehen, weshalb der Kauf hier nicht verifiziert ist.

Der Film beginnt ruhig und geht recht schnell zu den transidenten Empfindungen von Lili Elbe über, für meinen Geschmack ein wenig zu schnell, aber es wird später noch näher darauf eingegangen, wie sie früher damit umgegangen ist. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Empfindungen dargestellt werden, geht alles sehr schnell vonstatten, die folgenden Ereignisse geschehen ab dem Entschluss zur operativen Transition Knall auf Fall und der Film ist dann doch schneller zu Ende als erwartet.

Die schauspielerische Leistung der Darsteller*innen ist großartig, auch wenn - wie bereits in einer anderen Rezension angemerkt wurde - auf Innenansichten von Lili Elbe größtenteils verzichtet wird (entweder aus dramaturgischen Gründen oder um Dysphorie bei Betroffenen zu vermeiden?) und nur indirekt klar wird, was in ihr vorgeht.

Den Film fand ich sehr beeindruckend, auch wenn er von seiner Grundlage, der Lebensgeschichte der Lili Elbe, an einigen Stellen abweicht. Die größte Abweichung ist wohl, dass die reale Lili Elbe intergeschlechtlich war, während sie im Film als transgeschlechtlich dargestellt wird und dass sie mehr Operationen hatte als im Film dargestellt, da ihr auch Eierstöcke und eine Gebärmutter eingesetzt wurden. Wollte man das allerdings alles 1:1 historisch korrekt wiedergeben, wäre der Film wohl dreimal so lang ausgefallen. Insofern wurde hier m.E. ein guter Mittelweg gefunden.

Bewertung vom 06.04.2020
Transsexualismus - Genderdysphorie - Geschlechtsinkongruenz - Transidentität
Rauchfleisch, Udo

Transsexualismus - Genderdysphorie - Geschlechtsinkongruenz - Transidentität


ausgezeichnet

Anfangs war ich etwas skeptisch, wie viel Information man auf 70 Seiten unterbringen kann, aber Udo Rauchfleisch - seines Zeichens ein Experte auf dem Gebiet der Geschlechtsinkongruenz mit rund fünf Jahrzehnten Erfahrung - versteht es sehr gut, in der Kürze jede Menge Wissen zu vermitteln. Nach der Klärung, was Geschlechtsinkongruenz überhaupt ist und wie der aktuelle Forschungsstand ist, wird darauf eingegangen, welche Phasen Transgeschlechtliche durchlaufen und was ihnen bei den einzelnen Phasen helfen kann. Dabei beweist Udo Rauchfleisch viel Einfühlungsvermögen und gibt auch immer wieder Hinweise darauf, was die aktuelle Rechtslage vorsieht und wie sich im Laufe der Zeit die Kategorisierung nach ICD-10 verändert (hat) und noch verändern wird. Auch geht er darauf ein, wie in den einzelnen Phasen psychologische, bzw. psychotherapeutische Begleitung helfen kann, auch bei psychisch kranken transgeschlechtlichen Menschen.

Bewertung vom 27.03.2020
Ihr Persönlichkeits-Portrait
Oldham, John M.;Morris, Lois B.

Ihr Persönlichkeits-Portrait


sehr gut

Dieses Buch gibt interessante Einblicke, welche Persönlichkeitsstile in welcher Ausprägung das eigene Denken und Verhalten beeinflussen. Ich kannte bereits die zugrundeliegenden klinischen Fragebögen, aber die Fragen hier sind deutlich entpathologisiert worden. Zu jedem einzelnen Stil gibt es noch ein Kapitel, in dem erklärt wird, was ihn auszeichnet und wie man mit Menschen umgehen sollte, bei denen der jeweilige Stil besonders ausgeprägt ist. Zur Verbesserung des Umgangs mit sich selbst (und seinen Mitmenschen) gibt es immer auch Übungen. Neben des Stils wird auch immer die Persönlichkeitsstörung erklärt, die bei einer extremen, unangepassten Ausprägung des jeweiligen Stils. entstehen kann.

Die Sprache ist leicht verständlich, sodass auch Laien ohne (klinisch-)psychologisches Hintergrundwissen die Erläuterungen für sich nutzen können. Der Inhalt an sich sollte m.E. bereits in allgemeinbildenden Schulen vermittelt werden, weil sich dadurch viele Probleme von vornherein durch Verständnis der dahinterliegenden Mechanismen vermeiden ließen.

Was mich tatsächlich stört, sind allerdings die vielen Schreibfehler, die nicht nur die Anwendung der alten deutschen Rechtschreibung (bei einer Auflage von 2017 kann man denke ich erwarten, dass die Rechtschreibung angepasst wurde) betrifft, sondern auch viele Tippfehler und/oder wiederholte Wörter.

Bewertung vom 27.03.2020
Meine persönlichen Warnsignale. Arbeitsbuch
Behrendt, Bernd

Meine persönlichen Warnsignale. Arbeitsbuch


sehr gut

Ich habe dieses Buch im Rahmen einer Therapie vor mehreren Jahren ausgeliehen bekommen, weshalb meine Rezension nicht als "Verifizierter Kauf" angezeigt wird. Strukturiert wird erklärt, welche Warnsignale es bei Psychosen gibt, bevor es an die Ermittlung der eigenen Warnsignale geht, um für zukünftige Schübe gut gewappnet zu sein. M. E. kann dieses Buch auch außerhalb von Therapiekontexten sehr hilfreich sein, aber es hilft ungemein, das mit therapeutischer Begleitung durchzuarbeiten, um die Inhalte richtig zuordnen zu können.

Bewertung vom 27.03.2020
Meine persönlichen Warnsignale
Behrendt, Bernd

Meine persönlichen Warnsignale


sehr gut

Ich habe dieses Buch im Rahmen einer Therapie vor mehreren Jahren ausgeliehen bekommen, weshalb meine Rezension nicht als "Verifizierter Kauf" angezeigt wird. Strukturiert wird erklärt, welche Warnsignale es bei Psychosen gibt, bevor es an die Ermittlung der eigenen Warnsignale geht, um für zukünftige Schübe gut gewappnet zu sein. M. E. kann dieses Buch auch außerhalb von Therapiekontexten sehr hilfreich sein, aber es hilft ungemein, das mit therapeutischer Begleitung durchzuarbeiten, um die Inhalte richtig zuordnen zu können.

Bewertung vom 27.03.2020
Trans. Frau. Sein.
Ewert, Felicia

Trans. Frau. Sein.


ausgezeichnet

Gerade für den Einstieg in das (gerade auch rechtlich) schwierige Thema Transgeschlechtlichkeit ist dieses Buch sehr gut geeignet. Die Autorin versteht es, autobiografische Erfahrungen mit den rechtlichen und gesellschaftlichen Begebenheiten zu vermischen, mit denen transgeschlechtliche Menschen in Deutschland jeden Tag konfrontiert werden. Dabei wird nicht vorausgesetzt, dass die gängigen Begriffe (afab, amab, enby, non-binary, Terf etc.) bereits bekannt sind, sondern nach und nach alles in leicht verständlicher Sprache vermittelt (was das Buch m.E. zugänglicher macht als so manches eher medizinisch orientiertes Sachbuch zum Thema).

Insbesondere die positiven Affirmationen gleich zu Beginn, die auch zwischendrin immer wieder vermittelt werden, fand ich sehr wohltuend. Einige Dinge werden im Buch wiederholt angesprochen, was sich aber nicht störend auswirkt, denn es ist wichtig, sie ins Bewusstsein zu holen. Sehr wichtig finde ich auch, dass darauf hingewiesen wird, dass auch trans Menschen oftmals, so wie alle in unserer Gesellschaft, heteronormative Vorstellungen tief verinnerlicht haben, die spätestens durch Kontakt mit Medien eingeschleift werden und das Leben als transgeschlechtliche Person und das Bewusstsein für die eigene Transgeschlechtlichkeit erschweren können (sic!), wenn man sich dessen nicht bewusst wird.

Wer ein komplett sachliches Buch erwartet, in dem unumstößliche medizinische und psychologische Erkenntnisse präsentiert werden, wird von diesem Buch vermutlich enttäuscht sein, aber wer lernen möchte, transgeschlechtliche Menschen besser zu verstehen und den Umgang mit ihnen für alle angenehmer zu gestalten, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Auch, wenn der Titel suggeriert, es sei vor allem für trans Frauen wichtig, kann ich nach der Lektüre guten Gewissens dieses Buch allen trans und cis Menschen ans Herz legen, die sich über das Spektrum der Transgeschlechtlichkeit informieren möchten.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2020
Menschenkenntnis
Adler, Alfred

Menschenkenntnis


ausgezeichnet

"Menschenkenntnis" von Alfred Adler ist ein sehr interessantes Werk, in dem Alfred Adler darstellt, wie wichtig die Beherrschung der Fähigkeit zur "Menschenkenntnis" im gesellschaftlichen Zusammenleben ist. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellt er dar, wie sehr sich die Menschen im Vergleich zu früheren Gemeinschaften durch das Leben in Städten voneinander entfremdet und dadurch an Möglichkeiten verloren haben, die Fähigkeit zur "Menschenkenntnis" intuitiv zu erlernen. Adler prägte mit seiner Arbeit bspw. auch den Begriff des "Minderwertigkeitskomplexes" im psychologischen Kontext.

Manches, was Adler beschreibt, erscheint aus heutiger Sicht geradezu selbstverständlich, allerdings ist zu bedenken, dass er seinerzeit - als Zeitgenosse von Sigmund Freud und Carl Gustav Jung - den Grundstein für die Tiefenpsychologie und deren Strömungen legte und damit eine ganz neue Sicht auf psychische Erkrankungen und Vorgänge prägte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2020
Vergiftete Kindheit
Forward, Susan

Vergiftete Kindheit


ausgezeichnet

Dieses Buch hatte ich schon seit einigen Jahren im Auge, aber habe mich bislang nicht herangewagt an die Aufarbeitung dessen, was ich mich auch in Therapien bislang nicht zu bearbeiten wagte. Inzwischen weiß ich, dank dieses Buches, welche Konsequenzen sich aus dem erlebten Missbrauch ergeben und wie ich mich selbst endgültig davon befreien kann.

Wie die Autorin bereits im Vorwort anmerkt, sehe ich es ebenfalls als absolut empfehlenswert an, alle Kapitel zu lesen, nicht nur die, die den eigenen erlebten Missbrauch betreffen. Es finden sich nämlich Informationen in den anderen Kapiteln, die auch in Bezug auf den eigenen elterlichen Missbrauch sehr hilfreich sein können (bzw. in meinem Fall definitiv hilfreich zum Verständnis sind).

Auch, wenn dieses Buch 2020 bereits 27 Jahre alt wird, hat es nichts an seiner Aktualität eingebüßt. Sicher hat das auch etwas mit Johanna Haarer und deren NS-Erziehungsratgebern zu tun, die bis weit in die 80er-Jahre hinein noch sehr weit verbreitet waren und in neuen Auflagen "leicht entschärft" (in Bezug auf die NS-Ideologie) erschienen waren, genauso wie die immer noch weit verbreitete Einstellung, ein "Klaps" sei keine Gewalt und schadete einem Kleinkind nicht und verbale Gewalt existiere nicht oder wenn, dann schade sie nicht so sehr wie physische. Daher ist dieses Buch auch 2020 noch absolut wichtig!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.