Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Internetmaus
Wohnort: 
Dörentrup

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2023
Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1
Janz, Tanja

Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1


gut

Das neue Buch von Tanja Janz nimmt mich wieder mit auf die Reise nach St. Peter-Ording. In diesem wunderbaren Flecken Erde auf der Halbinsel Eiderstedt. Ich liebe ihre Romane, die mich in die endlosen Weiten des Nordseestrandes entführen.
Diesmal wird es eine Trilogie.

Das Cover ist passend zur damaligen Zeit gewählt. Zurückhaltend und doch mit der Aussage, dass noch nicht alles nach dem Krieg wieder im Lot ist. Der Innenteil mit der graphischen Darstellung der Ortsteile gefällt mir. Auch macht das Buch, dank des Farbschnittes, auf sich aufmerksam. So ist es ein Leichtes die anderen Teile im Buchhandel zu entdecken.
Es ist der erste historische Nordfriesen-Roman, den ich von der Autorin lese. Einige ihrer St. Peter Ording Romane kenne ich. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und die Beschreibungen der Örtlichkeiten wie immer, sehr präzise.

Ich weiß nicht, woran es liegt. Die Figuren agieren für mich unrealistisch. Richtig zu fassen und mich in sie hinein zu versetzten gelang mir nicht.
Die Handlung beginnt im Juni 1959 im Ruhrpott. Die siebzehnjährige Sabine träumt von Italien. Sie hat gerade die Prüfung als Hauswirtschafterin an der Frauenfachschule bestanden und sich auf einige Stellen beworben. Schon bald ist eine Antwort da. In zwei Tagen hat sie ihr erstes Vorstellungsgespräch.
Doch es kommt ganz anders. Ihre verwitwete Tante Ebba braucht dringend Hilfe. Sie beherbergt Feriengäste. So muss Sabine bei ihr in Sankt Peter als helfende Hand einspringen. Es gibt viel zu tun schon dadurch, dass es kein fließendes Wasser im Ort gibt.
Als junges Fräulein in der BRD ist sie nicht volljährig und muss sich dem fügen, was die Eltern wollen.
Für fünf zusätzliche Gäste muss jeder Tropfen Wasser aus einem Brunnen geholt werden. Ebba Freese und ihre Nichte Sabine müssen im Schuppen wohnen. Das Geld der Feriengäste wird dringend gebraucht.
Ich hatte gehofft mehr geschichtliche Erkenntnisse aus diesem Roman zu gewinnen. Aber weder vom Kohlerevier noch vom neu aufflammenden Tourismus an der Nordsee erfuhr ich mehr. In der DDR, in der ich vor fast 70 Jahren geboren wurde, war die Rolle der Frau eine andere. Mit 18 war man bereits volljährig. Junge Mädchen hatten eine andere Perspektive als Küche und Kinder.
Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Die Personen blieben farblos.
Die Geschichte plätschert ohne große Ereignisse dahin. Man weiß im Voraus, was als nächstes passieren wird.
Mein Fazit, den nächsten Teil werde ich nicht lesen. Die einzelnen St. Peter Ording Romane haben wir wesentlich besser gefallen.

Bewertung vom 14.03.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


weniger gut

Das Buch stach mir mit seinem tollen Cover mit dem Schloss Bran, sofort ins Auge. Einbände mit authentischen Bildern der Handlung finde ich toll. So hat man gleich eine Vorstellung vom Handlungsort.Was wäre Siebenbürgen, auch Transsilvanien genannt, ohne den Grafen Dracula? Ob wahr oder nicht, für den Tourismus ein lohnendes Geschäft. Aber nun gibt es einen Toten auf dem berühmten Schloss.
Paul Schwarzmüller, ein Journalist, ist gebürtiger Siebenbürger Sachse. Vor 35 Jahren verließ sein Vater fluchtartig mit ihm Bukarest, wo sie zuletzt lebten. Die Ferien verbrachte er immer in einem kleinen Dorf am Fuße des Dracula Schlosses. Im Hintergrund, nicht weit entfernt, die Gebirgskette der Karpaten. Seine Tante Zinzi hatte dort einen alten Bauernhof. Für ihn war dieser ursprüngliche Ort immer ein wunderbares Abenteuer. Viel Zeit verbrachte er mit Sorin, seinem dortigen Freund.
Völlig unerwartet erhält er Post aus einem Bukarester Anwaltsbüro. Seine Tante sei kürzlich verstorben und er ist ihr Erbe. Paul´s Vater hatte erzähle ihm, sie wäre schon vor 35 Jahren gestorben als sie aus Rumänien auswanderten und nach Deutschland gingen. Der Vater hatte offensichtlich gelogen. Aber er war seit Jahren tot und nun muss Paul die Wahrheit allein herausfinden.

Die Leseprobe gefiel mir sehr gut. Voll positiver Erwartung freute ich mich auf das Buch. Zumal, es gibt kaum Romane die in Sieben Bürgen angesiedelt sind. Die Spannung, die auf den ersten Seiten aufgebaut wurde, zerfiel leider in oft unverständliche Handlungen. Dabei sollte Paul, als sehr gefragter Investigativjournalist, eine genaue und umfassende Recherchearbeit leisten können. Hier erscheint er aber als recht plan- und kopflos und nicht wie ein gefragter und zielstrebiger Recherche - Journalist.
Sein alter Freund Sorin ist im Gefängnis und soll ein Mörder sein. Aber der umständlich handelnde Paul wird zu einer komischen Figur. Als Ermittler in weiteren Kriminalromanen kann ich mir auch mir viel Fantasie, Paul Schwarzmüller, nicht vorstellen.

Das Buch offenbart viel von den Menschen in Sieben Bürgen. Die Zeit ist dort stehen geblieben. Mythen und Aberglaube herrschen bei ihnen vor. Aber mir war es zu unverständlich und langatmig geschrieben. Das störte meinen Lesefluss sehr. Leider gibt es keinen Anhang mit den Begrifflichkeiten und den regionalen Speisen, die in der Handlung erwähnt werden. Aus meiner Sicht aus, kann ich das Buch nur bedingt weiter empfehlen. Nicht als Krimi aber mit wirklich guten Beschreibungen von Land und den dort lebenden Menschen. Die waren für mich gut nach zu empfinden.

Bewertung vom 26.01.2023
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


gut

Das gebundene Buch hat eine sehr ansprechende Aufmachung. Bereits das Titelbild des Umschlages gibt dem Leser einen Eindruck vom Handlungsort, der tief im Tal liegt. Sehr hilfreich sind auch der Stammbaum beim Aufschlagen des Buches und die graphische Darstellung des Schlematals. Alles in Allem eine sehr gute Gestaltung. Eine Zeittafel des Bergbaus in diesem erzgebirgischen Abbaugebiet, trägt zu einer guten Präsentation des Romans bei.

Die Story handelt von einer Familie Steiner, die seit fünf Generationen im Bergbau tätig ist. Sie spielt auf verschiedenen Zeitebenen und ändert diese häufig. Der oft sehr abrupte Wechsel zwischen den einzelnen Zeiten störte erheblich meinen Lesefluss. Das aktuelle Geschehen nimmt einen großen Raum ein. Die Protagonistin dieser Zeitebene ist Luisa, die im Schaubergwerk mit den Besuchern ehrenamtlich in den stillgelegten Schacht einfährt. Für mich eine Frau, die sehr oberflächlich bleibt und mich mit ihren Handlungen oft nicht überzeugte. Sehr akribisch hat Kati Naumann die Geschichte des Bergbaus, die Gegebenheiten, im Ort, unter Tage und die Tätigkeiten der einzelnen Familienmitglieder geschildert. Zu detailliert . Es mag für Menschen die sich explizit mit den Bergbau, den Arbeitsmitteln, der vielseitigen Begriffe, die ein Laie nicht versteht aber auch nicht verstehen muss, interessant sein. Oftmals dachte ich ein Lehrbuch vor mir zu haben.

Gut ist die politische Situation und der Machtanspruch der damaligen Sowjetunion dargestellt. Uns DDR Bürgern waren viele Dinge rund um die Wismut nicht bekannt. Auch um die Gefährlichkeit des Abbaus von Uranerz war der Mantel des Schweigens gebreitet. Von der Autorin hatte ich erwartet, dass sie da mehr ins Detail geht. Aber auch das bleibt recht oberflächlich.

Gern wäre ich tiefer in die einzelnen Charaktere der Steiners eingedrungen. Diese jedoch blieben mir fremd und konnten mich nicht erreichen. Schon die ersten Seiten machten mir den Einstieg in die Handlung beschwerlich. Eine Szene gab es, da wurde ich in meine Vergangenheit versetzt. Auch meine Oma hielt das Essen unter der Federbettdecke warm.

Ich finde es schade aber mich konnte dieses Buch nicht überzeugen. Es ist mir zu weitschweifig und bleibt farblos. Durch die vielen Zeitsprünge wirkt das Buch auf mich sehr konstruiert.

Bewertung vom 30.10.2022
Ihr könnt doch noch nicht satt sein!
Bergmann, Renate

Ihr könnt doch noch nicht satt sein!


ausgezeichnet

Nun ist es soweit. Von der Online-Omit gibt es ein Kochbuch. Nach vielen anderen Themen des Alltags, derer sie sich annahm, passt das sehr gut zu ihr. Die beliebten Bücher von Torsten Rohde, der als Renate Bergmann schreibt, sind einfach köstlich.
Das das Leben so gelebt werden muss, wie es kommt, zeigt uns die Online-Omi. Ohne ihren Berliner Humor wären die vielen Bücher nicht so erfolgreich.

Ihr neustes Werk liegt nun vor. Nachdem ich es in den Händen halte, muss ich sagen, dass das nostalgisch aufgemachte Cover passend zum Buch und der humorvollen Omi ist. Rotkariert waren in vergangenen Zeiten viele Geschirrtücher und Wachtuchtischdecken. Ein Lesebändchen rundet die Aufmachung ab.
Es ist eine Auswahl alter Rezepte, die fast ins Vergessen geraten sind. Einfach, bodenständig und regional. Ohne viel Firlefanz. Dafür aber zum satt werden. Für Jedermann geeignet, der gern einmal Speisen nach kochen möchte, die seine Großeltern schon mochten. Ob eine kräftige Suppe oder ein guter Sonntagsbraten, alles ist im Buch enthalten. Natürlich fehlen auch Süßspeisen und Kuchen nicht. Und gefeiert wird auch. Es ist mehr als nur eine aufgelistete Sammlung guter Hausmannskost. Leicht verständliche Anleitungen, jede versehen mit guten Tipps und oft humorvollen Kommentaren. Wir haben auch schon festgestellt, dass sich in unserer langjährigen Ehe die Kochgewohnheiten geändert haben. Aber eins haben wir nie vergessen, alle Reste werden verwertet. In eine Soljanka, die auch Renate Bergmann im Buch beschreibt, passt vieles hervorragend hinein. Frei nach dem Motto, alles was rumliegt und fort muss. Bei der Lektüre musste ich oft schmunzeln. Weil es oft genauso war, wie es im Buche steht. Die Butter ans Gemüse gibt es bei mir heute noch. Oft ist mir das Wasser im Munde zusammen gelaufen als ich diese alten Rezepte las.

Diese Kochbuch ist ein Highlight. Es hat mich sofort inspiriert. Heute gab es Gulasch. Allerdings mit mehlig kochenden Salzkartoffeln. Morgen gibt es ihn nochmal. Der Rest wird eingefroren.

Gern empfehle ich dieses liebes- und lesenswerte Buch weiter. Ich vergebe die volle Sternzahl.

Bewertung vom 20.10.2022
Wintermeer und Bernsteinherzen
Janz, Tanja

Wintermeer und Bernsteinherzen


sehr gut

Klappentext
„Ein nordfriesischer Winter voll Herz und Hoffnung“

Ein harmonisches Buch zur Weihnachtszeit

Mit seinem Cover springt dieser neue Roman von Tanja Janz sofort ins Auge.
Das ist wieder in zauberhaften zarten Farben, gestaltet. Ein paar glitzernde Schneeflocken fehlen auch nicht.
Es ist ihr dreizehnter Roman, der wieder in St. Peter Ording spielt.

Dieses Mal verbringen wir mit den Protagonisten die Vorweihnachtszeit. Finja kennt den Ort aus ihrer Kindheit. Nun hat sie den Auftrag für einen ganz speziellen Kunden ein altes uriges Reetdachhaus zu finden. Da ihre neu eröffnete Naturheilpraxis in Hamburg noch nicht läuft und sie in Geldnöten ist, kehrt sie übergangsweise in ihren alten Beruf als Maklerin zurück.

Eine leicht zu lesende und liebevolle Handlung, die gut in die Winterzeit passt. Einen großen Spannungsbogen gibt es in diesem Buch nicht. Vielmehr geht es um Nächstenliebe, Verständnis für menschliche Schicksale und einer fast selbstverständlichen Hilfsbereitschaft, die man sich viel öfter wünscht. So hat Finja ein altes Barnsteenhus entdeckt, wie ihr Klient es sich ersehnt. Sein Standpunkt ist, für Geld bekomme ich, was ich will. Doch als sie recherchiert, wer der Eigentümer der Immobilie ist, melden sich bei ihr bald Bedenken an. Dieses alte frühere Pfarrhaus hat schon viele Jahre eine Bestimmung und die sollte erhalten bleiben. Aber auch von den freundlichen, warmherzigen und mitfühlenden Menschen ist Finja eingenommen. Wie selbstverständlich wird sie in die Weihnachtsvorbereitungen auf dem Reiterhof, wo sie sich eingemietet hat, mit einbezogen. Und dann ist da noch Jesper, dieser gut aussehende Zahnarzt. Alles Zutaten für einen winterlichen Wohlfühlroman.
Der sehr bildhafte Schreibstil ist unterhaltsam und nahm mich wieder sofort gefangen. Gedanklich ging ich mit, durch diese kühle, stürmische Winterlandschaft. Die Liebe der Autorin zu Sankt Peter Ording, diesem traumhaften Flecken Erde, ist jederzeit spürbar.
Gern empfehle ich dieses Buch weiter. Es erhält von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 13.10.2022
Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3
Blum, Antonia

Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3


sehr gut

Der dritte Band der Serie führt uns in die Zeit des langsamen Verfalls der Weimarer Republik. Der Wirtschaftsaufschwung der goldenen Zwanziger ist vorbei. Das Geld wird bei den Menschen knapp. Eine schwierige Zeit, die von den unterschiedlichsten Lebenserfahrungen geprägt ist. Auch für die beiden Schwestern, Marlene und Emma, ein schwieriger Lebensabschnitt. Sie müssen mit vielen Turbulenzen und Herausforderungen kämpfen.
33 Jahre nach dem Tod ihrer Mutter haben die beiden Waisenmädchen viel erreicht. Immer ihre Ziele verfolgt, gekämpft und zahlreiche Hürden genommen. Mittlerweile ist Emma Oberschwester an der Kinderklinik, Marlene eine erfolgreiche Kinderärztin.
Obwohl Marlene und Maximilian schon 10 Jahre verheiratet sind, hat sich ihr Kinderwunsch noch nicht erfüllt. Sie will endlich kürzer treten. Aber nun wurde das Penicillin entdeckt. Dieses neue Antibiotikum könnte für viele Kinder lebensrettend sein. Sie ist mir Leib und Seele Forscherin. So gerät ihr Vorsatz wieder ins Wanken.

Das Cover passt sich sich den beiden Vorgängerbänden an. Die Farben werden von Buch zu Buch freundlicher. Strahlender Himmel und grüne Wiese, passend zum Buchtitel, verheißen Hoffnung. Viele Bekannte aus den beiden ersten Teilen begegnen uns wieder. In gewohnter Weise ist der Schreibstil von Antonia Blum gut und flüssig zu lesen. Teilweise fand ich es trotzdem langarmig. Die persönlichen Konflikte zwischen Emma und ihrem Sohn Theodor, der in die falschen Kreise gerät, zu ihrem Mann Kurt, dem seine Arbeit beim Radio wichtiger ist, als die Familie, und die Zwistigkeiten zu ihrer alten Feindin Marie Louise Fischer. Die unruhigen Zeiten der Weltwirtschaftskrise, die auch an der Kinderklinik Weißensee nicht spurlos vorbei gehen, die immer mehr an Zuwachs gewinnende NSDAP. Sehr viel historischer, gut recherchierter Hintergrund wird in die Handlung eingeflochten. Manchmal war es zu viel, so dass mir die Spannung der eigentlichen Handlung, verloren ging.
Leider muss ich auch sagen, dass ich in diesem Teil die Handlungen der Protagonisten oft nicht nachvollziehen konnte. Ich begleite sie nun schon eine lange Zeit aber jetzt haben sie sich charakterlich teilweise stark verändert.

Nun bin ich gespannt auf den nächsten Teil der Reihe, der nach dem Krieg weiter geführt werden soll. Da gibt es ein großes Spannungspotential, da die Kinderklinik Weißensee im sowjetischen Sektor liegt. Meine Neugier ist geweckt und ich erwarte ein sehr emotionales Buch.
Jahre des Lichts empfehle ich gern weiter und vergebe 4 Sterne. Man sollte aber am besten alle Teile nacheinander lesen.

Bewertung vom 04.10.2022
Hinter dem hellen Schein / Schloss Liebenberg Bd.1
Caspian, Hanna

Hinter dem hellen Schein / Schloss Liebenberg Bd.1


gut

Es ist das erste Werk, das ich von der Autorin las. Ich sah es in vielen Anzeigen und so machte mich der Titel, hinter dem hellen Schein, neugierig.

Das Taschenbuch ist hochwertig, als Klappenbroschur gestaltet. Mit dem Bildaufbau, den ruhigen Farben des glänzenden Covers, sticht es aus anderen Büchern hervor. Im Innenteil gibt es historische Bilder von dem Schloss, das sich im brandenburgischen befindet. Leider wurde es Opfer von Plünderungen durch die sowjetischen Besatzer im Jahre 1945. Es war dem Verfall preisgegeben. Heute ist es umfassend restauriert und ein Hotel.
Eine umfangreiche Liste der handelnden fiktiven und historischen Personen lädt zum Nachschlagen ein. Durch die Fülle der Personen ist das recht hilfreich.

Das Buch spielt vor dem Hintergrund des größten politischen Skandals im damaligen Kaiserreich. Als enger Duzfreund und Berater von Wilhelm II. lud Philipp Fürst zu Eulenburg und Hertefeld den Kaiser regelmäßig zur Jagd in seine Wälder ein. Dazu kamen auch einflussreiche Männer, wie Kuno von Moltke und Bernhard von Bülow als Gäste. Diese Treffen gingen unter dem Namen »Liebenberger Tafelrunde« in die Geschichte ein.

Hauptschauplatz ist das fürstliche Schloss mit der adligen Familie und deren Bediensteten. Ich hatte von dem Buch erwartet, dass dieser Skandal beleuchtet wird. Aber leider war von diesen sicher sehr spannenden Ereignissen wenig zu lesen. Die ersten, über 200 Seiten der Handlung befassen sich mit den Dienstboten, deren Aufgaben und und wann etwas wie zu tun ist. Sehr explizit wurden die einzelnen Arbeitsgänge beschrieben. Das war sehr langatmig und ich habe mich durch diese Seiten gequält. Ständig das Gleiche. Das Personal musste unsichtbar im Hintergrund agieren. Wie sie das anstellten, wird immer wieder ausführlich beschrieben. Fast alle kommen aus teils sehr ärmlichen Verhältnissen. Aber auch unter ihnen gibt es Neid und Missgunst. Jeder gegen jeden. Es müssen doch Fehler bei anderen zu finden sein. Einfach furchtbar.

Meine Vorstellungen waren anders geartet. Als Besonderheit sollten die Geschehnisse um die Harden- Eulenburg-Affaire, aus dem Blickwinkel der Dienerschaf, geschildert werden. Im ersten Teil der Trilogie vermisse ich das noch. Es wurden sehr viele kleine einzelne Geschichten angefangen, deren Ende noch nicht absehbar ist. Am meisten bewegt mich die Frage, wie kam Adelheid, die Tochter eines Tagelöhners, zu dieser Anstellung. Es kann nicht nur ihre Schönheit sein, mit der sich der Fürst angeblich umgeben will. Nach den Regeln des Hauses, hat sie für die Herrschaften und deren Besucher unsichtbar zu bleiben.

Es gibt ein umfangreiches Nachwort mit sehr auführlichen Erläuterungen der Autorin. Diesen ersten Teil der Trilogie kann ich nur mit gut bewerten, was drei Sternen entspricht. Auf die Fortsetzung der Reihe bin ich nun sehr gespannt. Es ist am Ende noch alles offen.

Bewertung vom 08.08.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


sehr gut

Hamburg, diese stolze Stadt an der Elbe, ist in der neuen Dilogie von Miriam Georg abermals Hauptschauplatz. Der historischen Roman führt uns in die Auswandererhallen, auf die Elbinsel Veddel. Einem Stadtteil in Hafennähe. In ihr kommen die Menschen in Massen zusammen, die davon träumen, nach Übersee zu emigrieren. Errichtet wurden sie von dem Generaldirektor einer noch heute großen Schifffahrtslinie, Albert Ballin.
Ava, ein Moorbauernkind, wird als 5- jährige von ihren Eltern im Alten Land zurückgelassen. Sie lebt in bitterer Armut bei Zieheltern, wo sie schwer schuften muss. Ihre Pflegefamilie erhofft sich einige Jahre später auch ein besseres Leben in Amerika. Ava möchte endlich ihre Eltern wiedersehen, die sie nicht, wie versprochen, nachholten. Gemeinsam wollen sie auswandern. Es ist die Zeit, in der in Hamburg die Cholera Epidemie ausbricht. Viele Opfer sind zu beklagen. Ava überlebt als einige ihrer jetzigen Familie und ist auf sich allein gestellt. Sie will auf ein Auswandererschiff und muss sich das Geld für ihre Passage verdienen. Verwoben mit der historischen Vergangenheit der Stadt, die das Tor zur Welt genannt wird, begleiten wir die junge Frau auf ihrem Weg.
Sehr vielschichtig sind die Menschen. Arm und reich. Jeder hat seinen ganz persönlichen Traum. Ava tut alles dafür, dass sich ihrer erfüllt.
Claire dagegen kommt aus einer reichen Hamburger Familie. Sie ist das, was man eine verwöhnte Tochter nennt. Starrköpfig und eigensinnig, borniert und dabei von auffallender Schönheit. Ein alter Freund des Hauses diagnostiziert bei ihr Hysterie. Mit Arbeit, will er diese therapieren. Sie muss sie sich in der Auswandererstadt betätigen. So kommt es, dass diese beiden gegensätzlichen jungen Frauen zusammentreffen und sich anfreunden.
Miriam Georg beschreibt sehr gekonnt und emotional des Leben dieser unterschiedlichen Frauen. Auch Claire will nach Amerika. Mit beiden Protagonistinnen erfährt der Leser, viele historische Details aus der Zeit, in der Menschen sich aus den unterschiedlichsten Gründen auf die lange Reise in die neue Welt machten.
Ein wunderbarer historischer Roman von Träumen und Hoffnungen, den ich an einigen Stellen langatmig fand. Insgesamt jedoch ein Roman, der viele Einblicke in das Leben der Menschen um die Jahrhundertwende und die Geschichte Hamburgs vermittelt. Nun warte ich gespannt auf den zweiten Teil, da am Ende des Buches noch viel offen geblieben ist. Gern empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 05.08.2022
Tage der Entscheidung / Palais Heiligendamm Bd.3
Grünig, Michaela

Tage der Entscheidung / Palais Heiligendamm Bd.3


ausgezeichnet

Dunkle Zeiten brechen auch für das Palais Heiligendamm in Bad Doberan an. Der dritte Teil über die Hoteliersfamilie Kuhlmann, beginnt im Februar 1933 und endet 1939.

Wieder stehen wichtige Entscheidungen im Palais an. Es ist kaum zu ertragen, was Elisabeth, ihr Mann und ihre Geschwister alles erleben und schon erlebten. Ihr Leben ist ein Kampf, der hauptsächlich um den Erhalt ihres Hotels geführt wird.
Wenn ich daran denke, das im ersten Band Julius Falkenhayn, als Fotograf an der Front, die blutige Katastrophe dokumentierte, damit zukünftig nie wieder jemand in einen sinnlosen Krieg ziehen muss, steht der nächste bevor. Die Zeichen sind untrüglich.
Die Handlung knüpft an den Vorgängerband an. Die Familien Kuhlmann und Falkenhayn stehen ständig vor neuen Herausforderungen. Sie sind mir alle sehr sympathisch, da ich sie schon lange begleiten darf. Ihre Handlungen sind sehr realistisch dargestellt. Dem Schreibstil von Michaela Grünig kann man sich schwer entziehen. Er ist bildlich und glaubhaft. Man fühlt sich ins Geschehen eingebunden.
Die Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Mit dem Nationalsozialismus und der Ernennung des größenwahnsinnigen Hitlers zum Reichskanzler, beansprucht dieser mit seinen Gefolgsleuten den absoluten Führungsanspruch. In ihren Anfängen eine unbedeutende Partei wächst die NSDAP rasant und steht unter anderem für Terror, Antisemitismus, Verfolgung von Homosexuellen.

Elisabeth spielt nun eine untergeordnete Rolle. Ihre Tochter ist in den Vordergrund gerückt. Julia arbeitet mit im familieneigenen Palais, das einst von ihrem Großvater gegründet wurde. Ava ist ihre beste Freundin. Eine Jüdin, was in dieser Zeit Diskriminierung, Verfolgung und Hass bedeutet. Johanna, Elisabeths ältere Schwester ist mit einem jüdischen Arzt verheiratet. Auch ihr schwuler Bruder Paul, der wieder einen festen Freund hat, muss mit vielen Kompromissen leben. Wenn auch nur ein Verdacht besteht, dass er homosexuell sein könnte, reicht dies aus um in zu inhaftieren. Er ist mir in diesem Teil, dadurch das er Einblicke in seine Gefühlswelt zulässt, sehr ans Herz gewachsen. Für sie alle, brechen finstere Zeiten an, die fatale Folgen haben können.

Michaela Grünig lässt uns hautnah die Ereignisse dieser Zeit erleben. Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, die Reichskristallnacht in Deutschland vom 9. November 1938. Geschickt werden historische Ereignisse in den Roman eingeflochten.

Für mich ist es der beste Teil der Trilogie, den ich mit 5 Sternen bewerte. Gern empfehle ich alle Teile dieser sehr emotionalen Saga weiter.

Bewertung vom 24.07.2022
Die Champagnerfürstin
Fabiani, Annette

Die Champagnerfürstin


weniger gut

Das Buch spielt in Reims, einer französischen Stadt in der Champagne und deren Umland. Um diesen berühmten Schaumwein, der den Namen Champagner, trägt geht es in dem Buch. Zwei Frauen, beide in jungen Jahren verwitwet haben sich der Herstellung und dem Handel dieses edlen Getränkes verschrieben.

Das Cover ist ein Traum. In wunderbaren Farben gehalten lädt es dazu ein, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Die weite Landschaft mit den Weinfeldern, die untergehende Sonne und die hübschen Reben machen neugierig. Laut Klappentext sollte dieses Buch von Jeanne Pommery handeln. Sie wurde überraschend Witwe. Gemeinsam mit ihrem Mann verwirklichte sie dessen Traum, neben dem Tuchhandel, in den Weinhandel einzusteigen. Nun steht sie vor einer wichtigen Entscheidung.
Ich hatte eine historischen Roman erwartet, der vom Leben und Wirken der Jeanne Pommery handelt. Das trifft aber nicht zu. Im Nachwort wird erklärt, dass über diese Frau zu wenig bekannt ist. So war es der Autorin nur möglich, eine Geschichte um diese Dame zu erfinden. Viele Zeitsprünge lassen ein flüssiges Lesen nicht zu. Hauptsächlich wird im Buch über das Leben der Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin berichtet. Diese erzählt der jungen Witwe ihre Geschichte als Geschäftsfrau im Weinhandel. Sie war die erste Frau, die ein Champagnerhaus leitete. Bereits als junges Mädchen interessierte sie sich für das Geschäftsleben ihres Vater. Aber über diese Grande Dame des Champagners, las ich bereits ein sehr gutes Buch. So war mir vieles schon bekannt. Aus diesem Buch konnte ich nichts neues erfahren. Sehr viel, bis ins kleinste Detail, erzählte Kriegsgeschichten, manchmal eingestreute historische Persönlichkeiten. Alles sehr verkrampft. Ich musste mich oft zwingen das Buch weiter zu lesen. Für mich war es sehr zäh zumal ich eine andere Geschichte erwartet hatte.