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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
pajo47
Wohnort: 
Sundern

Bewertungen

Insgesamt 207 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2024
James
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

Aufrüttelnd

Ein Buch, das mich gefesselt hat. Vor allem zwei Figuren, die uns von Mark Twain her bekannt sind, spielen hier die Hauptrollen. Das ist einmal Huckleberry Finn, hier nur Huck genannt. Die zweite Figur ist Jim bzw. James, der bei Twain nur eine Nebenrolle spielte. Hier ist Jim die Hauptperson. Jim ist Sklave und soll verkauft werden. Er flieht zusammen mit Huck. Spannende, beinahe unglaubliche Erlebnisse folgen. Immer wieder wird die grausame Wirklichkeit des Sklaventums drastisch beschrieben. Es sind Abenteuer, die die Protagonisten erleben, aber lebensgefährliche Abenteuer, wobei die Hauptgefahr von Weißen droht, die die Schwarzen nur als Vieh ansehen.

Dabei ist es brandgefährlich, wenn ein Sklave wie Jim lesen und schreiben kann und sich nicht nur in der sogenannten Sklavensprache sondern in der Sprache der Weißen ausdrücken kann. Da kann man dem Übersetzer nur ein großes Kompliment machen, da er es geschafft hat, diese spezielle Sklavensprache im Deutschen nachzubilden.

Percival Everetts Roman hat, obwohl er in längst vergangenen Zeiten spielt, eine erschreckende Aktualität. Liest und hört man doch immer wieder, wie einige Menschen andere Menschen als minderwertig betrachten, z. B. wegen ihrer Hautfarbe.

Es ist ein Zwei-Tages-Roman. Das ist bei mir ein Qualitätskennzeichen. Denn ich konnte es nur schwer aus der Hand legen und hatte es nach zwei Tagen durchgelesen. Absolute Lese Empfehlung.

Bewertung vom 10.03.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Unsterblich

Maxim Leo packt ein interessantes Thema an. Wie wäre es, wenn man unsterblich sein könnte? Das Mittel zur Unsterblichkeit entwickelt in seinem Roman Professor Mosländer eher zufällig. Er will ein Medikament herstellen, das zur Regeneration des Herzmuskels gedacht ist. Doch es regeneriert nicht nur den Herzmuskel sondern den ganzen Körper. Die vier Probanden, die den Test mitmachen, fühlen sich plötzlich wieder jung und sind rein organisch 8 Jahre jünger.

Das hört sich zunächst einmal ganz toll an. Man könnte sich immer wieder ein paar Jahre jünger machen. Als dieser Erfolg publik wird, kommen natürlich sofort aus den unterschiedlichen Richtungen Begehrlichkeiten. Und es zeigen sich auch andere Probleme, was das Zusammenleben der Menschen angeht.

Das Buch ist gut zu lesen. Die Kapitel sind sinnvoll gesetzt. Am Ende bleibt es etwas offen. Aber das ist bei dem Thema auch sinnvoll.

Bewertung vom 10.03.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


ausgezeichnet

Odyssee

Elisabeth Graver hat mit diesem Roman ihrer Großmutter Rebecca Cohen ein Denkmal gesetzt. Dieses Denkmal hat Rebecca auch verdient. Ihre Odyssee ging von Istanbul über Barcelona und Havanna nach New York. Zwischendurch stirbt ihr erster Mann. Um ihren Kindern eine neue Familie zu bieten und weil es in Spanien für sie immer gefährlicher wird, trifft sie sich mit Sam, dem Ehemann ihrer verstorbenen Freundin, auf Kuba und schließt mit ihm eine neue Ehe. Sie kümmert sehr um Sams behinderte Tochter.

Das Besondere an Rebecca ist, dass sie in jeder ihrer Lebensstationen das Beste aus den Gegebenheiten zu machen weiß. Sie bekommt auch zusammen mit Sam noch weitere Kindern und versucht allen Kindern einen ihren jeweiligen Fähigkeiten entsprechenden Lebensweg zu ermöglichen.

Man merkt, mit welcher liebevollen Nähe Graver den Weg ihrer Großmutter nachzeichnet. Ein Buch das anrührt.

Bewertung vom 16.02.2024
Das Lächeln der Königin
Gerhold, Stefanie

Das Lächeln der Königin


sehr gut

Simon und Nofretete

Wie kam Nofretete nach Berlin? Nofretete ist die eigentliche Hauptfigur des Romans von Stefanie Gerhold. Die zweite Hauptfigur ist Simon, ein Unternehmer, der sein Vermögen hauptsächlich mit Baumwolle erwirtschaftet hat. Er unterstützt den Archäologen Ludwig Borchardt, der bei einer Ausgrabung in Ägypten die Büste der Nofretete findet. Simons Sohn wird nach Ägypten geschickt, um die Figur nach Berlin zu schaffen.

Simon engagiert sich nicht nur für die Ausgrabungen in Ägypten sondern auch für Kunst und Kultur und unterstützt ein Waisenhaus. Auch die Angestellten und Arbeiter seines Unternehmens sind ihm ans Herz gewachsen. Gerhold stellt Simon als universellen Wohltäter dar. Vielleicht etwas zu idealisiert?

Ich hatte vorher das das Buch "Die Königin" von Sebastian Conrad gelesen. Das hat sich als sehr günstig erwiesen. Denn Conrad hat ein Sachbuch über Nofretete geschrieben. Dadurch ließen sich die Ereignisse in Gerholds Roman sehr gut geschichtlich einordnen.

Bewertung vom 13.02.2024
Die Spiele
Schmidt, Stephan

Die Spiele


gut

Zäh

Es geht um Spiele, genauer um die Vergabe der Olympischen Spiele 2032. Werden sie in China, in Afrika oder in Europa stattfinden? Der entsprechende Kongress des IOC findet in China statt. Da wird Charles Murandi, der mosambikanische IOC-Funktionär, ermordet in seinem Hotelzimmer aufgefunden.

Alles klar soweit! Jetzt könnte es spannend werden. Aber die Spannung bleibt aus. Die Handlung zieht sich zäh dahin. Für ein spannendes Buch von diesem Umfang brauche ich normalerweise zwei Tage. Dieser Roman beschäftigte mich etwa eine Woche, weil ich jeweils wenig Lust hatte, weiter zu lesen. Das dauernde Hin- und Herspringen zwischen vergangenen Zeiten in Afrika und in der DDR, den Tagen vor dem Mord, dem Mord-Tag und den Tagen nach dem Mord tragen nicht gerade zum besseren Durchschauen der Zusammenhänge bei.

Doch! Ganz zum Schluss erhebt sich die dahin dümpelnde Spannungskurve etwas. Kein Krimi, eher eine Geschichte um und über die politischen Verhältnisse in China, wo sich der Autor offensichtlich bestens auskennt.

Bewertung vom 03.02.2024
Die Königin
Conrad, Sebastian

Die Königin


ausgezeichnet

Wissenswertes über eine Königin

Was verbindet man oft mit einem wissenschaftlichen Buch? Genau! Unverständliche lange Sätze, viele Fremdworte und wissenschaftliche Fachausdrücke. Dabei kann man schon mal den Eindruck haben, dass Autoren der Meinung sind, je mehr Fremdworte desto besser und wissenschaftlicher.

Sebastian Conrad schafft es, ein wissenschaftliches Sachbuch vorzulegen, dass man gern liest, weil es leicht zu lesen ist. Es ist keine Trivialliteratur. Er erhebt schon einen guten wissenschaftlichen Anspruch. Das merkt man auch am Umfang der Fußnoten und des Literurverzeichnisses. Es sind mehr als 80 Seiten. Da kann man nur sagen: Conrad legt eine richtige Fleißarbeit vor. Das Ergebnis ist also nicht einfach so dahin geschrieben sondern fußt auf vielen literarischen Quellen. Was will man mehr. Ich kann die Lektüre nur sehr empfehlen.

Bewertung vom 11.01.2024
Pilgrim / Oxen Bd.6
Jensen, Jens Henrik

Pilgrim / Oxen Bd.6


ausgezeichnet

Auf ein Neues

Als Pilger ist Niels Oxen unterwegs. Er hat sich auf eine lange Wanderung gemacht, um den Kopf wieder klar zu bekommen nach den grausamen Erlebnissen im Vorgängerband "Noctis". Dabei findet er eine neue emotionale Verbindung zu seinem Sohn Markus, die auf Gegenseitigkeit beruht. Das hört sich bisher nicht nach einem Thriller an. Aber der kommt in gewohnt spannender Weise. Dabei ist nicht nur vor allem Oxen als Hauptakteur aktiv, wie zum Beispiel im Vorgängerband, sondern Margarethe Frank ist in einer sehr tragenden Rolle dabei. Auch Axel Mossmann spielt wieder mit und hat eine sehr undurchsichtige Rolle.

Jens Henrik Jensens Roman ist wie gewohnt gut lesbar, ohne dass man die Übersicht über die handelnden Personen verliert. Was sich im Laufe des Romans an Undurchsichtigem und Rätselhaften aufbaut, wird in einer genialen Schlussszene aufgeklärt.

Ich kann mir allerdings vorstellen, dass Leserinnen und Leser, die den Vorgängerband "Noctis" nicht gelesen haben, Schwierigkeiten haben könnten, manche Zusammenhänge zu erkennen. Es wird sich in diesem Fall lohnen, erst "Noctis" zu lesen, da sich der vorliegende Roman sehr dicht daran anschließt.

Bewertung vom 10.01.2024
White Zero (eBook, ePUB)
Falk, Thilo

White Zero (eBook, ePUB)


sehr gut

Raffiniertes Szenario

Was ist die Ursache für die eiszeitlichen Temperaturen in Mitteleuropa besonders in Deutschland? Vieles, was man bisher für normal gehalten hatte, funktioniert nicht mehr. Verkehrsverbindungen kommen zum Erliegen. Heizkosten steigen in ungeahnte Höhen. Nachschub von gewohnten Lebensmitteln wird schwierig. Wer nicht raus muss, bleibt lieber zu Hause.

Da wird von der Bundesregierung ein Krisenstab eingerichtet, der die Ursachen der Kälte herausfinden und Vorschläge erarbeiten soll, wie man damit umgehen kann. Geophysikerin Dr. Jana Hollmer ist eines der Mitglieder. Sie versucht zusammen mit ihrem Partner Clemens Bach und dem Reederei-Chef Titus van Dijk nicht nur leere Phrasen zu dreschen sondern Lösungen zu finden.

Einen interessanten Plot hat Thilo Falk entworfen. Ob die von ihm entwickelte wissenschaftliche Ursache auch wirklich wissenschaftlich haltbar ist, bleibt dahin gestellt. Aber darum geht es auch nicht. Sehr schön wird dargestellt, wie die verschiedenen Personen und Institutionen auf die Situation reagieren. An einigen Stellen verliert sich Falk allerdings meiner Meinung nach zu sehr dabei, wie er durch Zeitungstexte, Interview Mitschriften usw. diese oft hilflosen Reaktionen seitenweise ausbreitet. Da wäre weniger mehr gewesen.

Bewertung vom 01.01.2024
Kaltblütige Lügen / Die San-Diego-Reihe Bd.1
Rose, Karen

Kaltblütige Lügen / Die San-Diego-Reihe Bd.1


sehr gut

Zwei Genres

Detective Kit McKittrick, genannt Kit, und der Psychologe Sam Reeves sind die beiden Hauptprotagonisten in diesem Roman. Es geht um eine Mordserie an jungen Frauen, deren Leichen in Parks begraben wurden und später zufällig zum Beispiel von Sondengängern entdeckt wurden. Pinke Handschellen sind dabei das gemeinsame Kennzeichen, das die Polizei zurückhält, um dadurch den Täter identifizieren zu können.

Als Thriller ist dieser Roman gekennzeichnet. Aber dabei bleibt es nicht. Der gesamte Roman besteht eigentlich aus zwei Genres. Zum Thriller kommt eine Liebesgeschichte hinzu. Dadurch wird der Fortgang der Handlung immer wieder gehemmt und die Spannung zwischendurch auf Null gefahren. Natürlich möchte man auch in einem Krimi oder Thriller etwas Persönliches über die handelnden Personen erfahren, damit sie einem näher kommen. Aber hier übertreibt Karen Rose meiner Meinung nach den "persönlichen Teil". Wer es mag. Ok. Aber ich mag stringentere Thriller lieber.

Bewertung vom 27.11.2023
Stunde um Stunde
Fox, Candice

Stunde um Stunde


ausgezeichnet

Spannung

Fast 500 Seiten teils subtile Spannung, das muss man erstmal schaffen. "Stunde um Stunde" bedeutet, dass ein Ehepaar ein paar Geiseln genommen hat und sich mit ihnen im forensischen Labor verbarrikadiert hat. Sie sind der Meinung, dass sich die Polizei vor zwei Jahren, als ihre Tochter verschwunden ist, nicht genügend darum gekümmert hat. Jetzt wollen sie die Polizei dadurch dazu zwingen sich zu kümmern. Sie drohen, Stunde um Stunde forensische Proben zu vernichten, bis ihre Tochter gefunden ist.

Wie schon bei bei ihrem Roman "606" hat sich Candice Fox auch hier wieder einen ungewöhnlichen Plot überlegt. Darin eingewoben ist eine weitere Geschichte über Charlie Hoskins, der bei einer Undercover Operation aufgeflogen ist, und Lynette Lamb, die bereits einen Tag nach ihrem Dienstantritt bei der Polizei wieder gefeuert worden ist. Dieses ungleiche Paar macht sich daran, den Fall des verschwundenen Mädchens auf unkonventionelle Weise zu klären.

Flüssig zu lesen und sehr spannend. Eine unbedingte Leseempfehlung.