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Bücherwurm

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2022
Man vergisst nicht, wie man schwimmt
Huber, Christian

Man vergisst nicht, wie man schwimmt


sehr gut

Pascal, der von allen nur "Krüger" genannt wird, ist 15 Jahre alt, ein Träumer und wohnt in einem kleinen Kaff in Bayern, in dem nie etwas spannendes passiert. Am letzten Augusttag im Jahr 1999 lernen er und sein bester Freund Viktor ein Mädchen kennen, dass zumindest Pascals Leben gehörig aus der Bahn wirft.

Das Cover und der Titel des Buches haben mich schon von vornherein sehr begeistert und da ich auch den Klappentext sehr ansprechend fand und unbedingt eine Antwort auf die drei gestellten Fragen (wieso er Krüger genannt wird, nicht mehr schwimmen kann und sich nicht verlieben darf) haben wollte, hab ich mich hineingestürzt und wurde nicht enttäuscht.

Die Fragen werden erst am Ende der Geschichte aufgelöst, was die Spannung aufrecht erhält und einen immer motiviert weiterlesen lässt. Der Autor kommt ursprünglich aus Regensburg, was nur ca. 90km von meinem Heimatort entfernt liegt. Auch ich wohne in einem kleinen Ort in Bayern und schreibe gern Geschichten bzw. träume vor mich hin, weswegen ich sowohl mit Pascal als auch mit dem lockeren, humorvollen Schreibstil des Autors sofort eine persönliche Verbindung aufbauen konnte. Ja, ich konnte mich in Pascal wahnsinnig gut hineinversetzen und das Buch hat mich zurück in meine Jugend und meine Sommer katapultiert.

Mir haben die Handlung, der Spannungsbogen, die authentischen Charaktere und deren Beziehungen zueinander und auch das Ende sehr gut gefallen und ich kann das Buch getrost jedem ans Herz legen, der sich auch gerne mal an seine Jugend zurückerinnert.

Bewertung vom 18.02.2022
Butter
Yuzuki, Asako

Butter


sehr gut

Rika, die als Reporterin bei einem Verlag arbeitet, soll einen bestimmten Fall bearbeiten.
Manako Kajii wird des Serienmordes im Großraum Tokio beschuldigt.
Die unattraktive Frau soll viele Männer mit ihren guten Kochkünsten in Bann gezogen und getötet haben.
Rika trifft sich wiederholt mit der beschuldigten Frau, um ein exklusives Interview zu bekommen.
Eine Geschichte in Spielfilmlänge, die auf der wahren Geschichte von Kanae Kijimas Serienmord im Großraum Tokio basiert.

Tatsächlich hat es anfangs etwas gedauert, bis ich mit der Geschichte warm geworden bin und ins Buch gefunden habe, aber sobald ich mich an den Schreibstil und die Charaktere gewöhnt hatte, konnte ich es nur schwer aus den Händen legen. Es hat mich doch sehr gefesselt.
Für jemanden, der nicht so mit den japanischen Gepflogenheiten bewandert ist, mag es vielleicht ein wenig langwierig und schwierig sein, aber ich fand den Mix aus Krimi, Kultur und Gesellschaftskritik sehr gelungen umgesetzt.

Bewertung vom 30.08.2021
Junge mit schwarzem Hahn
vor Schulte, Stefanie

Junge mit schwarzem Hahn


ausgezeichnet

Der junge Martin wächst allein in einem kleinen Dorf auf, nachdem seine Familie unter tragischen Umständen ums Leben kommt.
Bis auf seinen schwarzen Hahn, der gelegentlich mit ihm spricht und ihn leitet, besitzt er nichts. Die Dorfbewohner meiden ihn, da seine Güte und sein Verstand ihnen Angst und Unbehagen bereitet. Als Martin eines Tages zusammen mit einem Maler den Ort verlässt und auf der Suche nach seiner Bestimmung durch eine erbarmungslose, grausame Welt zieht, kann er nur durch sein Mitgefühl und seinen Glauben an das Gute siegen.

Das Cover, der Titel und der Klappentext haben mich sehr angesprochen und ich wurde definitiv nicht von der Handlung enttäuscht. Martins Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen und sich trotz all der Ungerechtigkeit in der Welt die Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit zu behalten, haben mich durchaus zum Denken angeregt und beeindruckt. Ich mochte das Charakterdesign und den poetischen Schreibstil sehr, weswegen ich das Buch an einem Stück verschlungen habe.
Auch Mittelalter- und Märchenfans werden hier auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 24.08.2021
Shuggie Bain
Stuart, Douglas

Shuggie Bain


ausgezeichnet

Glasgow in den 80er Jahren.
Der fünfjährige Shuggie lebt zusammen mit seiner Mutter Agnes und seinem Vater Hugh "Shug" Bain bei seinen Großeltern mütterlicherseits in Sighthill.
Auch sein Halbbruder Leek und seine Halbschwester Catherine leben bei ihnen.
Shuggies Vater ist Taxifahrer, hat Affären mit anderen Frauen und ist größtenteils abwesend. Agnes ist unglücklich mit ihrer Beziehung, trinkt gerne und zieht nach einem Streit mit ihren Eltern und auf Shugs Drängen hin mit ihrer Familie nach Pithead. Agnes wünscht sich ein besseres Leben, aber die Armut und die Tristesse in der Arbeitersiedlung treiben sie immer mehr in die Alkoholsucht.
Catherine heiratet jung und verschwindet mit ihrem Mann nach Südafrika um ihrem Umfeld zu entfliehen. Shuggie wird von seinen Mitschülern und Nachbarn gehänselt, da er feminin wirkt und nicht zu ihnen passt. Auch nachdem Agnes einen neuen Mann kennen lernt, einen Job findet und ein Jahr lang trocken ist, fällt sie nach einiger Zeit wieder zurück in ihre Sucht.
Immer mehr Menschen wenden sich von ihr ab, das Verhältnis zu ihren Kindern wird mit den Jahren nur noch angespannter, bis auch Leek seinen eigenen Weg geht.
Shuggie und Agnes ziehen in eine neue Nachbarschaft in der Hoffnung ein neues Leben zu beginnen, scheitern aber schließlich daran.

Dem Autor gelingt es problemlos das Leben in der Arbeiterklasse der Thatcher-Ära im postindustriellen Glasgow zu beschreiben. Im Laufe der Geschichte sehen wir, wie die einzelnen Protagonisten sich von Agnes Sucht mehr und mehr in den Abgrund ziehen lassen und wie hoffnungslos und grau sich ihre Zukunft gestaltet. Als Leser wünscht man sich einfach nur, dass sich am Ende alles zum Guten wendet und sowohl Agnes als auch ihre Kinder aus dem Teufelskreis ausbrechen können und erkennen, dass sie nur sich selbst retten können.

Mir haben die vielschichtigen Charaktere und glaubhaften Beschreibungen der damaligen Zeit besonders gefallen. Da das Buch autobiographische Bezüge aufweist, war es umso spannender und herzzerreißender zu lesen. Auch der flüssige Schreibstil und der eingebaute Glasgower Stahlarbeitderdialekt, machen das Lesen zu einem besonderen Erlebnis.
Den Booker Prize hat der Autor zurecht für dieses Erstlingswerk erhalten.

"Shuggie Bain" ist ein Muss für alle, die sich nicht von gewagten, ehrlichen und erschreckenden Beschreibungen vergraulen lassen und nicht auf Happy Ends hoffen.

Bewertung vom 21.11.2020
Mr. Crane
Kollender, Andreas

Mr. Crane


sehr gut

Ich wusste bereits wegen des ansprechenden Covers und dem interessanten Klappentext, dass das ein Buch ganz nach meinem Geschmack werden würde, aber hätte nicht erwartet, dass es mich tatsächlich so sehr in den Bann ziehen würde, wie es es letztendlich getan hat.
War ein richtiger Page-Turner und ich konnte es manchmal nur schwer aus der Hand legen.
Stephen Crane ist ein Autor, den ich auch sehr bewundere und dessen Arbeit und Leben ich auch schon mit großem Interesse verschlungen hab.
Umso mehr hat mir deswegen dieser kleine Ausflug nach Badenweiler gefallen und ich fand die kurze Liebesgeschichte zwischen ihm und der Krankenschwester Elisabeth wirklich fantastisch gelungen.
Ebenso die Sprünge zwischen den Jahren 1900 und 1914. Wahnsinn was man alles in insgesamt 8 Tage packen kann.
Es ist auf jeden Fall eine Leseerfahrung gewesen, die ich nicht missen wollen würde und die mir bestimmt lange in Erinnerung bleiben wird.
Das war mal etwas anderes und mir hat angefangen beim Schreibstil bis hin zu den Charakteren und dem Plot alles daran gefallen.