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zwischen.den.buchwelten
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


sehr gut

Erschrecken und realitätsnah

Ich kenne Marc-Uwe Kling von seinen Känguru-Büchern. Bereits hier hatte er, so humoristisch diese Bücher auch waren, ein untrügliches Gespür für gesellschafts-kritische Beobachtungen.
Diese „Gabe“ setzt sich auch in seinem aktuellen Roman fort.

Worum geht es? Kurz nach dem Verschwinden der 16-jährigen Lena taucht ein brutales Video im Netz auf. Dem Mädchen wird Gewalt angetan, die Täter augenscheinlich Ausländer. BKA-Kommissarin Yasira Saad wird mit dem Fall beauftragt. Schnellstmöglich soll sie Lena und die Täter finden, denn der Fall ist gefährlicher politischer Zündstoff.

Tatsächlich fällt mir eine umfangreiche Rezi dieses Buches schwer, denn jedwede Andeutungen in welche Richtungen sich der Fall entwickelt, wäre m.M.n. schon ein Spoiler.
Kling skizziert einen Kriminalfall, der mit all seinen Aspekten und Konsequenzen sehr wahrscheinlich genauso heute passieren könnte und genau das macht es so erschreckend.
Das Buch endet relativ abrupt und es bleiben viele Fragen offen. Nichtsdestotrotz ist es genau passend, denn es ließ mich als Leser bedrückt und fassungslos zurück.

Ich bin normalerweise kein schneller Leser, aber dieses Buch habe ich innerhalb von zwei Tagen gelesen. Zwar ist es mit knapp unter 300 Seiten nicht besonders lang, aber die Geschichte hat mich so gefesselt, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Das fand ich auch deshalb so erstaunlich, weil Klings Erzählweise für mich recht „nüchtern“ war, aber das passte auch gut zu diesem Thriller.

Fazit. ‚Views‘ ist ein packendes Buch, das ein erschreckend realistisches Szenario zeichnet. Der Autor verknüpft viele aktuelle Themen in seiner Geschichte und hinterlässt am Ende ein bedrückendes Gefühl. Es liegt an uns, den Lesern, etwas daraus zu machen.

Bewertung vom 12.08.2024
Die Sache mit Rachel
O'Donoghue, Caroline

Die Sache mit Rachel


sehr gut

Schöne Coming-of-Age Geschichte

Die Erzählweise ist erstmal ungewöhnlich. Wir lernen Rachel zu Beginn des Buches als Frau Anfang 30, Journalistin, verheiratet, hochschwanger, sprich mit beiden Beinen im Leben stehend, kennen. Durch eine Zufallsbegegnung während eines Rechercheauftrags beginnt Rachel die Ereignisse der letzten 10 Jahre zu reflektieren…

Die Handlung konzentriert sich dabei zu ca. ¾ des Buches auf das Jahr 2010. Rachel ist Studentin der Anglistik, kurz vor ihrem Abschluss. Die Wirtschaft in Irland ist am Boden, schlechte Aussichten für Berufsanfänger. Bei ihrem Studentenjob lernt sie James kennen, die beiden werden Freunde, ziehen zusammen und versuchen ihren Weg zu sich selbst und ins Erwachsenwerden zu finden.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Rachel erzählt, so dass man an ihrer Figur nah dran ist. Ich mochte es aber, dass alle Figuren, sehr vielschichtig waren. Rachel und James haben wenig Plan von ihrer Zukunft. James tut sich schwer damit, offen zu seiner Homosexualität zu stehen, Rachel ist in ihren Professor verschossen und beiden steht der Sinn vor allem nach Party und Spaß. Beide bauen im Laufe der Handlung viel Mist, handeln impulsiv und versuchen auch mal das Beste für sich rauzuschlagen. Das macht sie zwar nicht zu Sympathieträgern, ist aber authentisch beschrieben und irgendwie konnte ich immer mit ihnen mitfühlen. Dabei werden neben der Identitätsfindung und dem Thema Queerness auch die Auswirkungen der Finanzkrise sowie das irische Abtreibungsrecht angesprochen.

Am Ende des Buches kehrt der Leser zu der nun „erwachsenen“ Rachel zurück und diese ist immer noch geprägt, durch das war sie erlebt hat. Lange habe ich mich darüber gewundert, warum das Buch den Titel ‚Die Sache mit Rachel‘ trägt. Tatsächlich wird die Antwort darauf erst auf den letzten Seiten gegeben und ab da hätte es für mich keinen passenderen Titel geben können. Ein etwas offenes, aber schönes rundes Ende.

Fazit. ‚Die Sache mit Rachel‘ ist eine tollen Coming-of-Age Geschichte mit interessanten und vielschichtigen Charakteren. Das Setting in Irland, die gesellschaftliche und wirtschaftlich Lage der Zeit werden authentisch und lebendig erzählt. Ein Buch, dass mir wirklich gut gefallen hat.

Bewertung vom 30.07.2024
Der Vertraute
Bardugo, Leigh

Der Vertraute


sehr gut

Spannender Fantasyroman im historischen Setting

Leigh Bardugos‘ Grisha-Trilogie habe ich sehr gemocht und den Krähen-Zweiteiler noch mehr geliebt! ‚Der Vertraute‘ hat mich nicht ganz so mitgerissen, aber es war trotzdem ein schönes Buch.

Die Handlung spielt diesmal nicht in einer fiktiven Fantasiewelt, sondern im „realen“ Madrid zur Zeit der spanischen Inquisition. Leider kenne ich mich mit der Geschichte Spaniens nicht so gut aus, aber man merkt, dass die Autorin hier sehr gut recherchiert hat und die Geschichte dadurch eine tolles historisches Setting bekommt.
Überhaupt mag ich Bardugos‘ Schreibstil sehr, auch wenn ich ihn in diesem Roman aufgrund der vielen spanischen Namen und Begriffe, bei denen ich erst einmal überlegen musste, wie man sie wohl ausspricht, etwas anspruchsvoller fand.

Die Handlung um das Küchenmädchen Luzia, das plötzlich die Chance bekommt, an einer Art magischem Wettbewerb teilzunehmen und so ihrem tristen Leben zu entkommen, hat für meinen Geschmack etwas gebraucht, um richtig in Fahrt zu kommen. Ab der Hälfte des Buches hat mich die Geschichte dann aber richtig gepackt. Mir gefiel, wie gut die Handlung aufgebaut war und sich bis zum spannenden Finale immer mehr steigerte - und das ganz ohne „krassen“ Plottwist. Alles war nachvollziehbar.
Gut gefallen haben mir auch die Figuren, die alle ihre Ambivalenzen aufwiesen und dadurch vielschichtig charakterisiert waren, insbesondere die Hauptfiguren Luzia und Santangel. Etwas blass blieben dagegen die antagonistischen Figuren - vor allem der im Klappentext erwähnte Antonio Pérez trat kaum in Erscheinung. Auch gab es in dieser Geschichte sehr viele Nebenfiguren, die leider nicht alle gleich gut ausgearbeitet waren.

Fazit. ‚Der Vertraute‘ hat für mich gezeigt, dass man eine Geschichte auch ohne den fast schon obligatorischen Plottwist spannend erzählen kann. Das Setting ist authentisch beschrieben und die Hauptfiguren interessant charakterisiert. Es dauert ein wenig, bis die Geschichte in Fahrt kommt und bei einigen Figuren hat mir die Tiefe gefehlt. Dennoch ein tolles standalone Fantasybuch!

Bewertung vom 15.07.2024
Mitte des Lebens
Bleisch, Barbara

Mitte des Lebens


gut

Landkarte für das Leben

Da ich altersmäßig in der "Mitte" meines Lebens stehe und sich mir tatsächlich schon einige Orientierungsfragen gestellt haben, hat mich das Buch sofort angesprochen. Auch das Cover ist ansprechend gestaltet und das einleitende erste Kapitel nimmt Bezug darauf, warum hier ein Berg als Motiv gewählt wurde. Die Idee, kein Ratgeber, sondern eher ein Berater bzw. Wegweiser zu sein, hat mir gut gefallen, ebenso der Vergleich mit einer Landkarte, die einem nur die Typografie der Landschaft wiedergibt - den Weg muss man aber selber finden.

Die Autorin widmet sich in den folgenden sechs Kapiteln verschiedenen Fragen/Gedanken, die sich einem möglicherweise in der Lebensmitte stellen. Jedes Kapitel hat so einen Themenschwerpunkt, der aus dem Blickwinkel verschiedener philosophischer Ansätze beleuchtet wird. Diese Herangehensweise fand ich interessant. Viele Gedankengänge haben mich angesprochen und einen Anstoß zur Reflexion gegeben.

Die Kapitel sind essayistisch geschrieben, beziehen sich zwar hier und da aufeinander, müssen aber nicht unbedingt in der vorgegebenen Reihenfolge gelesen werden. Das Buch hat grundsätzlich einen angenehmen Schreibstil, dennoch musste ich mich beim Lesen mehr konzentrieren als bei einem Roman.

Insgesamt war mir die philosophische Aufarbeitung der jeweiligen Themen etwas zu „verkopft“ und zu ausschweifend. Gerade das Beleuchten eines Themas aus verschiedenen (philosophischen) Sichtweisen habe ich teilweise als repetitiv empfunden. Dadurch wirkte das Buch auf mich etwas langatmig.

Bewertung vom 08.07.2024
Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze
Konrad, Maja

Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze


sehr gut

Eine Pflanze, die rechnen kann…

Ich gebe zu, dass mich das Buchcover zunächst nicht angesprochen hat - die Pflanze sieht irgendwie creepy aus - aber der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Zum Glück! Denn ‚Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze‘ ist eine tolle, originelle und liebenswerte Geschichte, die auch mir, als erwachsene (Vor-)Leserin, viel Freude bereitet hat.

Herr Pula, die (vegetarische!) fleischfressende Pflanze, die nicht nur sprechen, sondern auch rechnen und kochen kann, ist eine wunderbare skurrile Idee! Die Geschichte wird kindgerecht erzählt und hat einen angenehmen Spannungsbogen. Nach aufregenden Kapiteln folgen auch ruhige, in denen man die Figuren besser kennenlernt. Die Kapitel haben dabei eine gute Länge und der Humor kommt auch nicht zu kurz. Im letzten Drittel wird es nochmal richtig spannend, bis alles ein gutes und rundes Ende nimmt. Die Geschichte scheint als Einzelband angelegt zu sein, ich hätte aber nichts gegen weitere Abenteuer mit Herrn Pula einzuwenden.

Sehr gefallen haben mir im Übrigen auch die Botschaften, die die Geschichte vermittelt, nämlich dass „anders sein“ gut ist und man mit Freundschaft und Zusammenhalt zum Ziel kommt. Auch fand ich es schön, mal eine Geschichte zu lesen, in der ein Kind beim alleinerziehenden Vater lebt.

Fazit. ‚Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze‘ ist ein bezauberndes Kinderbuch mit einer originellen Story, liebenswerten Figuren und einer schönen Botschaft. Die Illustrationen im Buch ergänzen die Geschichte gut, auch wenn mir der Zeichenstil nicht so richtig gefällt - aber das ist ja zum Glück Geschmackssache :-) .

Bewertung vom 24.06.2024
Wie man ein Monster zum Leben erweckt / Prometheus Highschool Bd.1
Wilson, Stuart

Wie man ein Monster zum Leben erweckt / Prometheus Highschool Bd.1


sehr gut

Frankenstein Highschool

Buchcover und Klappentext machten mich von Anfang an neugierig und versprachen eine etwas andere Highschool-Geschichte. Ich wurde nicht enttäuscht, denn die 'Prometheus Highschool' ist alles andere als eine „normale“ Schule. Hier werden nicht die üblichen Fächer unterrichtet. Vielmehr versuchen die Lehrer, auch Schöpfer genannt, ihren Schülern beizubringen, wie man tote Körper wieder zum Leben erweckt! Athena wird in die Schule aufgenommen, nachdem das wissbegierige Mädchen den toten Kater der Nachbarin wiederbelebt hat.
Der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm. Obwohl es sich um ein Kinderbuch handelt, war auch ich als Erwachsene sofort gefesselt.

Die Charaktere im Buch sind gut beschrieben. Hauptfigur Athena wirkt anfangs etwas arrogant und unnahbar. Der Umgang mit Gleichaltrigen fällt ihr schwer. Im weiteren Verlauf der Geschichte erkennt man jedoch, dass ihre vermeintliche Arroganz aus einer tiefen Unsicherheit und Einsamkeit resultiert. Umso schöner ist es, dass sie sich mit ihrem Mitschüler Godfrey anfreundet. Die Szenen zwischen den beiden Kindern haben mir sehr gut gefallen, da die beiden ein tolles Team sind. Überhaupt mochte ich Godfrey sehr und ich fand es großartig, dass das Thema Inklusion bei seiner Figur berücksichtigt wurde. Denn Godfrey sitzt zwar im Rollstuhl ist aber alles andere als hilflos.

Der Schauplatz der Geschichte, ein altes ausgedientes Kreuzfahrtschiff, das der titelgebenden Schule als Zuhause dient, wird bildhaft und atmosphärisch beschrieben – Gruselfaktor inklusive! Das Schiff ist heruntergekommen, viele Bereiche sind verlassen und etwas Unheimliches geht an Bord vor. Mir hat das alles sehr gefallen, ist aber eher nichts für ängstliche Kinder. Auch muss man mit dem Morbiden der Geschichte zurechtkommen, denn die Schüler – allen voran Athena – arbeiten mit Leichenteilen. Der Verlag empfiehlt das Buch ab 10 Jahren – ich würde die Altersempfehlung eher höher ansetzen.

Abgesehen davon ist ‚Prometheus Highschool‘ eine wirklich tolle Geschichte, die trotz ihrer schrägen Handlung auch schöne Botschaften enthält. Nämlich, dass man durch Zusammenarbeit, Hilfsbereitschaft und Freundschaft mehr erreicht als durch Alleingänge und auch, dass man Verantwortung für sein Handeln (und seine Schöpfung) übernehmen muss.

Fazit. ‚Prometheus Highschool‘ ist ein spannendes Buch mit einer herrlich schrägen Geschichte. Hauptfigur Athena ist nachvollziehbar beschrieben und macht eine schöne Entwicklung durch. Aufgrund des gruseligen Settings und der morbiden Handlungselemente würde ich das Buch aber eher älteren Kindern oder Jugendlichen empfehlen.

Bewertung vom 07.06.2024
Funny Story
Henry, Emily

Funny Story


gut

Kurzweilige Liebesgeschichte mit Schwächen

‚Funny Story‘ ist mein zweites Buch von Emily Henry. Und genau wie ‚Book Lovers‘ hat mich auch dieses Buch nicht vollständig überzeugt.

Zum einen spricht mich der Schreibstil der Autorin nicht wirklich an. Er ist sehr locker, was ich eigentlich auch schätze. Aber - auch wenn es die eine oder andere Situation gab, über die ich schmunzeln musste – empfand ich den Humor leider oft als bemüht und aufgesetzt.
Das Setting des Buches und die Beschreibung der Schauplätze fand ich hingegen sehr gelungen. Dafür hat die Autorin definitiv ein Händchen.
Auch Hauptfigur Daphne habe ich gemocht. Zum einen hat mir ihr beruflicher Kontext (Bibliothekarin) gefallen. Außerdem wirkte sie authentisch und, da die Geschichte aus ihrer Ich-Perspektive erzählt wird, waren ihre Emotionen für mich nachvollziehbar.
Miles fand ich anfänglich auch ganz in Ordnung. Das Hin und Her zwischen den beiden fand ich aber irgendwann recht zäh und so zieht sich die Handlung leider ziemlich. Auch trifft Miles zwischendurch eine Entscheidung, die ich nur bedingt nachvollziehen konnte und ihn für mich unsympathisch machte. Zum Ende hat er zwar nochmal ein bisschen die Kurve gekriegt, aber so richtig habe ich den Vibe zwischen den beiden Figuren nicht gespürt.

Fazit. ‚Funny Story‘ war für mich insgesamt ein Roman der Kategorie „ganz nett“. Ich denke, für Fans von Rom-Coms ist es eine kurzweilige Geschichte mit einer sympathischen Hauptfigur und einem schön beschriebenen Setting. Leider empfand ich die Handlung als langatmig und die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren kam für mich nicht richtig rüber.

Bewertung vom 03.06.2024
In unserer Schule spukt's - Das Geheimnis der Villa Einsiedel
Niessen, Susan

In unserer Schule spukt's - Das Geheimnis der Villa Einsiedel


sehr gut

Humorvolle Geistergeschichte

Das Cover des Buches ist liebevoll und ansprechend gestaltet. Das Schulgespenst Otto ist nicht gruselig, sondern sieht aus wie ein normales Kind, nur etwas durchsichtig. Seine Figur und die Gespensterkatze auf dem Buchrücken sind haptisch etwas anders gedruckt. Das fand ich ein schönes Detail.
Auch innen ist das Buch sehr schön illustriert Die Zeichnungen sind lebendig, humorvoll und passend zur Handlung ausgewählt.
Die Geschichte ist angenehm geschrieben und die Kapitel haben eine gute Länge. Der Schreibstil ist altersgerecht, aber so, dass auch erwachsene (Vor-)Leser sich nicht langweilen. Die „Namensspielereien“ (z.B. „Frau von Einsiedel“ für eine alleinstehende Dame, „Herr Knödel“ für den korpulenten Schuldirektor) treffen zwar nicht meinen Humor, aber ich denke, Kinder werden ihren Spaß daran haben.
Die Handlung ist meiner Meinung nach gut aufgebaut und bietet ein Szenario, das vielen Kindern gefallen dürfte - eine Grundschule in einer alten Villa, in der es viel zu entdecken gibt. Auch die merkwürdigen Vorfälle, die sich plötzlich in der Schule ereignen, sind spannend beschrieben. Besonders gut hat mir gefallen, wie die vier Freunde Johanna, Sylvie, Lukas und Ravi dem Rätsel auf die Spur kommen und gemeinsam an der Lösung arbeiten. Jedes der Kinder hat hier seinen Anteil und seine Stärken und die vier wurden insgesamt gut charakterisiert.
Man merkt allerdings, dass es sich um den Auftakt einer Reihe handelt. Das Schulgespenst Otto taucht erst in den letzten Kapiteln des Buches auf und leider endet die Geschichte hier etwas abrupt. Ich hätte mir einen etwas „runderen“ Abschluss gewünscht. Dennoch darf man auf die weiteren Abenteuer gespannt sein.

Bewertung vom 29.05.2024
Hunting Souls Bd.1 (MP3-Download)
Köpke, Tina

Hunting Souls Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

Bekannte Tropes, originell umsetzt

Die Grundidee der Geschichte fand ich toll. Hexen und Vampire kennt man ja, aber einen Roman mit einem Zombie - pardon - einer Untoten als Hauptfigur habe ich noch nicht gelesen. Mit der Protagonistin Katrina hatte ich allerdings meine Schwierigkeiten. Sie ist arrogant und herablassend. Wenn das der Versuch war, die Figur möglichst „edgy“ zu erzählen, dann hat das für mich nicht so gut funktioniert. Mit der Zeit konnte ich aber verstehen, warum Katrina so tickt.
Tate, der andere Protagonist des Buches, schien zwar auf den ersten Blick ein angenehmerer Zeitgenosse zu sein, aber auch er war mir zunächst nicht besonders sympathisch. Die Dynamik zwischen Katrina und Tate gefiel mir dagegen recht schnell. Zum einen waren ihre verbalen Auseinandersetzungen witzig, aber auch nachvollziehbar - beide stehen auf unterschiedlichen Seiten, sind aber gezwungen zusammenzuarbeiten.
Der Beziehung zwischen Katrina und Tate wird in der Handlung sehr viel Raum gegeben. Das hat mir einerseits gut gefallen, weil nichts überstürzt wurde. Die beiden entwickeln nach und nach Verständnis füreinander und wurden mir als Leser (bzw. Hörer) dadurch immer sympathischer. M.M.n. wird auch die Liebesgeschichte nicht übers Knie gebrochen, sondern entwickelt sich entsprechend behutsam. Leider geht dies auf Kosten der restlichen Handlung. Es werden im Buch mehrere Handlungsstränge aufgemacht und keiner kommt so richtig voran. Letztendlich passiert in der zweiten Hälfte des Buches nicht mehr viel. Trotzdem hat mir die Geschichte gefallen, gerade weil ich Katrina und Tate irgendwie ins Herz geschlossen habe.
Bei der Umsetzung als Hörbuch bin ich zwiegespalten. Die Sprecherin Rebecca Veil hat mir sehr gut gefallen. Sie bringt Katrinas Distanziertheit und (vermeintliche) Gefühlskälte gut rüber, dennoch merkt man im Lauf der Handlung, dass da noch mehr ist. Sprecher Louis Friedemann Thiele konnte mich leider nicht überzeugen. Seine Parts als Tate sind zwar gut gelesen, aber sobald wörtliche Rede hinzukommt und er andere Figuren intonieren muss, wurde es (für mich!) schrecklich. Die Art, mit der er Katrina vertont hat, gefiel mir überhaupt nicht – es klang blasiert und total drüber. Auch die anderen weiblichen Figuren klangen mit seiner Stimme sehr unnatürlich. Aufgrund dessen habe ich mir das Buch aus der Bibliothek ausgeliehen und Tates Abschnitte überwiegend gelesen.

Fazit. ‚Hunting Souls‘ hat mich positiv überrascht. Die beiden Hauptfiguren sind zwar anfangs eher unsympathisch, machen aber im Laufe der Handlung eine schöne Entwicklung durch und haben eine tolle Beziehungsdynamik. Leider geht dies auf Kosten der Handlung, die lange Zeit auf der Stelle tritt. Dank eines wirklich fiesen Cliffhangers bin ich gespannt auf den zweiten Band, den ich aber wahrscheinlich lieber lesen als hören werde.

Bewertung vom 21.05.2024
A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1
Faizal, Hafsah

A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1


gut

Interessante Geschichte, tolles Worldbuilding, unnahbare Figuren

Meine Vorfreude auf diesen Roman war sehr groß. Wurde das Buch doch mit dem Vergleich mit Leigh Bardugos ‚Krähen‘-Diologie – eine meiner liebsten Buchreihen – beworben. Ich verstehe den Gedanken hinter dem Marketing auch, aber leider hat sich bei mir dadurch eine Erwartungshaltung aufgebaut, die ‚A Tempest of Tea‘ nicht ganz erfüllen konnte.

Der Schreibstil der Autorin ist besonders und sticht auf jeden Fall heraus. Faizals Art zu erzählen und Atmosphäre aufzubauen mochte ich sehr. Schwierigkeiten hatte ich aber mit den Dialogen, die öfters hölzern und irgendwie „unfertig“ auf mich wirkten. Ich hatte an mehreren Stellen das Gefühl „Häh? Worum ging’s jetzt grad?“.
Das Worldbuilding des Romans ist für mich hingegen großartig gelungen. Die Welt ist interessant und bildhaft erzählt. Auch wenn wir es mit einer fiktiven Welt zu tun haben, fühlte ich mich an das viktorianische London erinnert. Die Idee, dass Vampire Teil der Gesellschaft sind sowie die Ausgestaltung dieses Zusammenlebens haben mir gefallen. Außerdem finde ich es toll, wie die Autorin Themen wie Kolonialismus, Rassismus und Klassismus aufgreift. Die Figuren sind divers charakterisiert und haben entsprechende „Kerben“ in ihrer Biografie.

Und damit kommen wir zum – für mich (!) – größten Manko der Geschichte… die Charaktere. Ich bin mit den Hauptfiguren einfach nicht warm geworden. Die Kapitel werden jeweils aus der (Erzähl-)Perspektive der Figuren Arthie, Jin und Flink erzählt. Man erfährt zwar viel über sie und ihre jeweilige Vergangenheit, trotzdem ist mir keine Figur wirklich ans Herz gewachsen. Vor allem Arthie, die Hauptprotagonistin, ist für mich bis zum Schluss recht unnahbar geblieben.

Positiv hervorheben möchte ich hingegen noch die Gestaltung des Buchs. Unter dem (wirklich hübschen) Schutzumschlag ist der Einband mit folierter Schrift und Ornamenten geprägt. Auch im Innenteil gibt es Details wie eine Karte sowie schön gestaltete Abschnittstrenner. Diese Liebe zum Detail schätze ich sehr.

Fazit. ‚A Tempest of Tea‘ konnte meine Erwartungen leider nicht gänzlich erfüllen. Neben einer tollen Optik punktet das Buch bei mir vor allem durch das stimmige und atmosphärische Worldbuilding. Bei der Handlung war zwar das Pacing nicht optimal, das spannende Ende hat hier aber entschädigt. Leider habe ich zu den Charakteren, insbesondere der Hauptfigur, keinen guten Zugang gefunden.