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Miris Bücherstübchen

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2017
Und wenn die Welt verbrennt
Scheler, Ulla

Und wenn die Welt verbrennt


sehr gut

Und wenn die Welt verbrennt ist mein erstes Buch von Ulla Scheler und spätestens nach diesem Buch ist mir klar geworden, warum Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen in aller Mund ist. Und allein dieses Buch ließ mich hinterfragen, warum ich bisher noch nie etwas von dieser Autorin gelesen habe.



Die Geschichte von Felix und Alisa beginnt eigentlich ziemlich offen, indem sich die beiden Leben durch Zufall überschneiden. Angetrieben von Einsamkeit läuft Alisa Felix über dem Weg, welcher in seiner Freizeit vorbeilaufende Menschen mit Kreide auf den Boden festhält. Beide Figuren haben ein Problem: Felix Problem liegt eher in der Gegenwart, denn er hat Selbstzweifel bezüglich seines Talent. Alisas Problem liegt allerdings in der Vergangenheit und wirkt sich auf die Gegenwart aus, sodass sie vereinsamt und isoliert lebt. Was dies jedoch sein mag, soll sich erst im Laufe des Buches offenbaren.



Ich bin mit den Figuren generell gut klar gekommen. Die Sichtweise wechselt sich zwischen Felix und Alisas ab, sodass man beide Seiten kennenlernen kann. Dabei schien mir Felix jedoch sympathischer, da er transparenter beschrieben wurde. Ich konnte direkt in ihn reinschauen und seine Zweifel nachvollziehen.

Bei Alisa hatte ich andererseits Schwierigkeiten, einen Zugang zu ihr zu finden. Ihre Vergangenheit ist verschleiert und man kann nur hin und wieder einen Blick auf die Ereignisse erhaschen. An manchen Stellen sprach sie auch eine zunächst unbekannte Person mit "Du" an und sie dachte über einen mysteriösen "Er" nach. All dies führt dazu, dass ich keinen Draht zu ihr gefunden habe und sie mir bis zu einem bestimmten Punkt im Buch seltsam und undurchsichtig vorkam.

Trotzdem finde ich die Kombination der beiden, die Beziehung, sehr gut gelungen. Sie helfen sich immer mehr gegenseitig mit ihren Problemen, auch wenn es oftmals nur indirekt ist. Wenn sie zusammen sind, haben sie weniger Selbstzweifel und sind weniger einsam. Dennoch muss ich zugeben, dass ich mich mit der romantischen Beziehung nicht wirklich anfreunden konnte. Sie wirkte auf mich verklemmt, gestellt und übereilt. Folglich ist die Beziehung der beiden - den romantischen Aspekt außer Acht gelassen - ein Kernpunkt der Buches für mich gewesen.



Die Atmosphäre empfand ich als entspannt und ruhig. Es ist bis zum Ende hin nicht wirklich Spannendes passiert, aber trotzdem habe ich den Lesereiz nicht verloren. Schuld daran ist der Schreibstil der Autorin, welche mit Bildern und noch so kleinen, feinen Eindrücken um sich wirft. Allein deshalb konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, auch wenn es nur dazu dienen sollte, einen Schluck aus meiner Teetasse zu nehmen. Die Art des Schreibens wiegte die ruhige Stimmung wieder auf und unterstützte diese sogar noch angenehm.



Und nicht zu Letzt möchte ich der Nebenfigur Ollie mein Wort widmen. Ollie ist die beste Freundin von Felix und wenn es einen Award für unterschätzte Nebencharaktere geben würde, hätte sie ihn schon mehrmals gewonnen. Sie kennzeichnet sich durch ihre Schlagfertigkeit, Humor und Beistand in schwierigen Situationen. All dies und noch viel weitere führte dazu, dass sie unfassbar ins Herz geschlossen hatte - hinterher sogar noch um einiges mehr als Alisa.



Insgesamt schätze ich dieses Buch als eine sehr ruhige, aber von Bilder nur so strotzende Geschichte ein, die ich noch lange in meinem Herzen tragen werde. Die Intransparenz von Alisa und die gestellt erscheinende, romantische Beziehung mit Felix wurden dabei von dem Schreibstil nahezu überwogen. Dennoch fand ich die Idee, dass man mit der Zeit mehr über Alisas Vergangenheit lernt und herausfindet wer das "Du" und das "Er" ist, einzigartig, auch wenn es leider dazu führte, dass ich mit Alisa nicht so recht warm geworden bin.

Bewertung vom 02.10.2017
The Promise - Der goldene Hof
Mead, Richelle

The Promise - Der goldene Hof


ausgezeichnet

Richelle Mead ist bekannt für ihre Buchreihen "Vampire Academy", "Bloodlines" und vielen mehr. Doch dieser Auftakt geht in eine völlig andere Richtung und erinnerte mich beim Lesen des Klappentexts sehr an Selection, aber auch Kuss der Lüge. Doch wie viel wirklich in diesem Buch steckt, sollte ich erst im Laufe der Geschichte merken...

Die Geschichte wird damit eingeleitet, dass man Elizabeth kennenlernt. Sie ist eine angesehene Adelige, als jedoch ihr Eltern sterben muss sie schnellst möglichst zusehen, dass sie einen wohlhabenden Ehemann findet, da ihr Vermögen sich zu Grunde neigt. Die einzige Chance, dem zu entfliehen, sieht sie darin, sich als ihre Zofe in den Goldenen Hof einzuschleichen und eine neue Identität anzunehmen. Sie heißt ab da an Adelaide.

Am Goldenen Hof werden gewöhnliche Mädchen so ausgebildet, dass sie leicht mit der Oberschicht mithalten können. Am Ende ihrer Ausbildung sollen sie gegen Geld an Männer verheiratet werden, wobei Cedic und sein Vater, die Leiter, selber Gewinn machen.

Allein die Grundidee, dass Mädchen aus den unteren Schichten die Chance bekommen, zu erstrahlen, hat mich sehr bewegt. Selbstverständlich ist Elizabeth allen in Vorteil und die muss sich oft schlechter verhalten, als sie eigentlich ist. Das führte dazu, dass - besonders am Anfang - mir die Protagonistin besserwisserisch angehaucht vorkam. Ich hatte eher Schwierigkeiten, mit ihr war zu werden, obwohl sie auch offensichtlich auch mutig und mitleiderregend ist, da sie ihre alte Heimat zurücklassen muss und ihr ganzes gewohnte Leben hinter sich gelassen hat. Erst im Laufe der Zeit gewann ich sie zunehmend mehr lieb und spätestes ab der Mitte war sie mir vertraut wie meine innere Stimme.

Neben den Aufstiegschancen schimmerte im Verlauf des Buches auch immer mehr eine Gesellschaftskritik durch. Die Mädchen haben zwar am Ende die freie Wahl, mit wem sie ihr Leben verbringen wollen, aber alleine die Tatsache, dass sie - insbesondere von Cedrics Vater - wie "Wahre" behandelt werden, brachte mich zum Schaudern. Frauen wurden generell sehr minderwertig dargestellt und haben wenig Mitspracherecht. Der Kontrast durch eine starke und mutige Protagonistin machte dies noch einiges deutlicher und milderte diese Wirkung dadurch auch ab. Außerdem wird das Thema Religionsfreiheit und Toleranz angerissen, wobei ich dazu nicht mehr verraten möchte, um Spoiler zu vermeiden.

Die Stimmung in dem Buch war hauptsächlich ruhig, aber keineswegs uninteressant. Es ging alles gesittet zu und im Verlauf entwickelt sich auch noch eine herzerwärmende Liebesgeschichte, die später den Handlungslauf radikal entscheidet. Ich konnte wunderbar in dieser Welt versinken und mich mit den Eindrücken und Geschehen berieseln lassen, sodass ich mit jeder Seite immer mehr mit fiebern musste. Mir wurde Adelaides Welt schnell vertraut und ich habe mich sehr wohl daran gefühlt. Und trotz der vielen Zeitsprünge, die halfen eine große Zeitspanne zu überwinden, und langen Kapiteln, wurde ich nicht einmal aus dem Lesefluss gerissen. Großteils mag das an den leicht zu lesende Schreibstil liegen, der dies ermöglicht.

Er zum Ende hin nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung und geht in eine unerwartete Richtung. Es nimmt an Fahrt auf, allerdings hatte ich das Gefühl, als ob zu viel auf einmal passiert ist und die Autorin das Buch endlich zu Ende bringen wollte. Es überraschte mich, dass das Ende relativ glücklich und abgeschlossen ist, wobei noch ein paar Fragen zu Nebencharakteren wie Adelaides Freundinnen offen bleiben. Was es damit auf sich hat, wird man wohl erst im Folgeband erfahren...

Ich kann jedem, der Selection geliebt hat, dieses Buch wirklich ans Herz legen. Dennoch steckt noch so viel mehr in diesem Buch als es bei Selection der Fall gewesen ist. Richelle Mead hat mich mit jeder Seite mehr von ihrem Schreibtalent überzeugen können und mir ist die Welt trotz anfänglicher Schwierigkeiten schnell vertraut und willkommen heißend geworden.

Bewertung vom 29.09.2017
Scherben der Dunkelheit
Schwartz, Gesa

Scherben der Dunkelheit


sehr gut

Angezogen von der magischen und doch zugleich so düsteren Zirkusatmosphäre fiel mir dieses Buch schon früh ins Auge und ich konnte es kaum erwarten, mit Anouk die wunderbar verzaubernden, aber auch die grausamen und schaurigen Seiten des Dark Circus zu entdecken.



Im Mittelpunkt steht Anouk, welche in die Fänge des Dark Circus gelangt. Er ist für die Zirkusleute dort sowohl Zufluchtsort als auch ein Käfig. Dabei kann man sich wunderbar mit den ganzen Eindrücken berieseln lassen. Denn die Autorin hat ein unglaublich gutes Talent, alles mit Magie und Leben zu füllen. Jeder noch so kleine Abschnitt ist wohlüberlegt und birgt so einiges in sich. All dies machte es mir möglich, in die Welt des Zirkus vollends einzutauchen und mich zu verlieren. Ich wurde von Zauber und atemberaubenden Vorstellungen umgeben, aber auch mit der düsteren Seite die dabei einhergeht zum Schaudern gebracht. Für mich hatte es genau die perfekte Mischung und Gesa Schwartz hat es mit unfassbar leicht gemacht, diese fremde und aufregende Welt mit Anouk zu erkunden. Gleichzeitig gibt es aber auch noch ein Rettungsseil, denn die Verbindung zu realen Welt ist noch durchaus präsent und macht alles noch umfassender und glaubwürdiger. Zusammengefasst - Ich habe mich sehr wohl in dieser Geschichtswelt gefühlt und wäre noch gerne länger dort umhergewandert - trotz der düsteren Seite.


Und trotz der Ungewöhnlichkeit dieser Welt darf man auch den Zirkusalltag erleben. Und auch hier versteckt sich überall ein Hauch von Magie und Abenteuer. Man kann dem Zauber des Buchs nur schwer entkommen. Dennoch muss ich auch leider im selben Atemzug gestehen, dass wenn ich mal nicht ganz bei der Sache war und meine Gedanken mich abgelenkt haben, ich sehr schnell aus der Handlung raus war. Man muss sich also vollends aus die Geschichte einlassen, sonst verfehlt sie seine eigentliche Wirkung.



Das ganze Buch über hatte ich die verschiedensten Emotionen, die von Gänsehaut, verträumten Träumen bis hin zu Mitfiebern gingen. Die Charaktere gewinnen in Laufe des Buchs immer mehr an Tiefe und man erfährt viel über ihre Vergangenheit, die oftmals nicht allzu rosig gewesen ist. Besonders Rhasgar, die zweite zentrale Figur, hat es mir angetan. Er ist von allen an geheimnisvollsten und tiefgründigste; ich wollte nur zu gerne erfahren, was in seinem Inneren steckt, was er erlebt hat und wie wirklich ist. Seine Geschichte zieht sich über den ganzen Verlauf des Buchs und bildet zum Schluss in einer atemberaubenden Explosion das Ende. Das Ende war mit Abstand die Sahnehaube und lässt mich immer noch fassungslos daran zurückdenken. Es gibt überraschende Wendungen der Meisterklasse, welche meinen Mund offen stehen ließen. Allein deshalb ist dieses Buch ein Muss für alle Fantasyfans, die gerne abtauchen wollen und auch neben der guten Seite auch gerne mal eine Gänsehaut bekommen wollen.

FAZIT

Wenn ich mir all diese Punkte noch einmal unter die Augen halte, wird mir noch einmal die Tiefe des Buchs bewusst. Es wird einem sehr leicht gemacht, Stunde für Stunde abzutauchen und die verzaubernde Atmosphäre des Dark Circus zu genießen. Trotzdem hatte ich an einigen Stellen das Problem, dass ich bei dem Lesen noch in Gedanken woanders war und manchmal den Faden verloren habe. Ich bin mir aber sicher, dass wenn es nicht so gewesen wäre, ich auch guten Gewissens fünf Sterne geben könnte.

Bewertung vom 29.05.2017
Das Herz des Verräters / Die Chroniken der Verbliebenen Bd.2
Pearson, Mary E.

Das Herz des Verräters / Die Chroniken der Verbliebenen Bd.2


sehr gut

Nach dem gemeinen Cliffhanger am Ende des ersten Bandes, ist es und endlich möglich, Lia auf ihrer Reise zu folgen. Sie ist zwar nun bei den vermeidlich grausamen Vendanern gefangen, alles scheint verloren, dennoch überrascht uns die Autorin wieder einmal gekonnt.



Besonders in diesem Band ist mir noch einmal klar geworden, was Lia doch für eine starke und tapfere Protagonistin ist. Sie verschweigt dem Leser zwar auch weiterhin gewisse Dinge, aber das macht es gerade so spannend. Dadurch überrascht und führt die Autorin den Leser an der Nase herum. Im ersten Band hat sie mich schon einmal in die Irre geführt und es ist ihr hier in der Fortsetzung noch um einiges häufiger gelungen. Man kann sich also wieder auf einige Plottwists und Überraschungen gefasst machen, obwohl alles schon in Stein gemeißelt schient. Das führt allerdings auch dazu, dass man stets mitdenken muss, für alles offen sein muss und sich auf nichts hundertprozentig verlassen. Ich musste das Buch sogar des Öfteren bei Seite legen, um meine Gedanken zu ordnen.

Immer mehr Zusammenhänge und Rätsel auf Band 1 werden aufgelöst oder auch nur fortgeführt. Neue Teilhandlungsstränge und Geheimnisse werden angebrochen und warten darauf in Band 3 gelüftet zu werden. So lässt uns die Autorin wieder einmal am Ende des Buches im Dunkeln - Allein und einsam mit einem schon gewohnten Cliffhanger.



Wir bewegen und das ganze Buch über in Venda selbst und lassen und gemeinsam mit Lia von Kaden seine Welt zeigen. Es ist wunderbar, mehr über dieses mysteriöse Volk kennen zu lernen und ihre Bräuche und Sichtweisen nachvollziehen zu können. Mit der Zeit wurde mir klar, dass es sich bei den Vendanern um ein missverstandenes Volk handelt und dass andere sie völlig anders wahrnehmen.

Neben Bräuchen, der Sprache und den Orten entdeckt man auch neue Personen - Manche, die von Beginn an sympathisch sind und manche, die ich schon von Anfang an verabscheut habe. Zum einen hätten wir da die kleine Aster, die ich schnell ins Herz geschlossen habe. Der namenlose Kommissar bildet den Gegenpol dazu: Mal ist er freundlich, mal verräterisch. Ich habe ihn von Anfang an misstraut und gehasst. Zudem erfährt man von einigen Figuren, auch den schon bereits bekannten, mehr von deren Vergangenheit. Mir hat dies geholfen, nachzuvollziehen, warum sie so handeln und empfinden.



Dann wäre noch das Dilemma zwischen Kaden und Rafe. Nachdem in letzten Band endlich geklärt wurde, wer wer ist und wer von den beiden nun Attentäter und wer Prinz ist, sollte es mir nun eigentlich leichter fallen, einen Favoriten zu wählen. Doch genauso wie Lia fällt mir das nicht leicht und ich bin immer noch hin und hergerissen zwischen den beiden.



Insgesamt bietet auch dieses Buch wieder einmal eine äußerst plastische und komplexe Welt, die sehr umfassend und weitgehend ist. Alles ist schön von der Autorin geplant worden und ich als Leser liebe es in ihrer Welt zu wandeln. Die Buchwelt ist wieder einmal wunderbar plastisch und zu dahin schwelgen.



Dennoch muss ich auch zugeben, dass mir manche Stellen etwas trocken vorgekommen sind. Da wird und durchgehend als in Venda befinden und Lia eine Gefangene ist, ist nur wenig Bewegung in der Geschichte. Der Fokus liegt diesmal besonders auf den Zusammenhängen und Venda selbst. Es ist zwar schön, endlich etwas mehr Klarheit zu erlangen, aber mehrmals war ich überfordert. Da man stets mitdenken muss, ist es schon etwas anstrengen zu lesen.



Zusammenfassend kann ich auch diesen Teil mit seinen Höhen und Tiefen empfehlen. Wer diese Reihe noch nicht angefangen hat, sollte dies schleunigst nachholen, da auch dieser Band einen mit Empfindungen, Rätseln, Charakteren und einer neuen Welt überflutet. Dennoch sollte man stets mitdenken und für alle Erwägungen offen sein.

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Bewertung vom 12.04.2016
Skin - Das Lied der Kendra
Tampke, Ilka

Skin - Das Lied der Kendra


sehr gut

Unerwartet schwer war das Einfinden in die Geschichte. Durch die vielen neuen Bräuche und die Kultur war dies kein Leichtes, auch die Sprachweise und Sichtweise auf bestimmte Sachen haben mich zu Beginn etwas irritiert. Alles schreit förmlich nach "Mittelalter". Normalerweise lese ich Bücher von dieser Art ehr selten, aber der Klappentext und das Cover haben mich dann doch überzeugt, bevor es später auch der Inhalt getan hat.

Dadurch kam es auch, dass Ailia mir erst komisch vorkam, da sie viele Dinge anders sieht, als ich tun würde. Das wird wohl daran liegen, dass wir in der heuteigen Zeit eine andere Vorstellung von Moral und anderem haben, als damals kurz nach Christi Geburt.
Davon abgesehen, tat mir die Protagonistin leid, da sie im Grunde ein so gutes Herz hat und in der Kultur - die im Buch eine große Rolle spielt - vollkommen aufgeht und überzeugt ist. Trotz allem muss sie ein hartes Leben als Küchenmädchen und Dienerin führen, sich mit dem Nötigsten zufrieden geben und in Ungewissheit bezüglich ihrer Haut und Familie leben.

Die Haut. Sie gehört zur Religion und Kultur des Volkes und kategorisiert die Menschen praktisch in Gruppen. Da wären zum Beispiel die Haut des Lachses, die des Hundes und so weiter. Sie spielen eine große Rolle in dem Buch, da sie den Menschen viel bedeutet und eine Art Status ist. Und gerade die ist bei Ailia unbekannt und macht sie zu einem Außenseiter. Diese fremde Kultur im Allgemeinen (einschließlich der "Mütter" und der "Haut") konnte man erst Stück für Stück nachvollziehen und so verbrachte an den Großteil des Anfangs mit aufmerksamen Lesen und Nachvollziehen.

Einen Figur, die mir zu Beginn ehr nicht gefallen hat, war Kochmutter, die Ziehmutter von Ailia, die mir zu grob und lieblos vorkam. Doch ich musste ihr im Laufe der Geschichte einfach noch eine Chance geben, mich zu überzeugen. Und das hat sie auch getan. Zwar nicht ganz, aber ich konnte sie nachvollziehen und etwas lieb gewinnen.
Ailia hingegen entpuppte sich für mich als eine starke junge Dame, die jedoch im weiteren Verlauf oftmals Selbstzweifel hat.

Bei dieser Geschichte lernt man viel über diese fremde Kultur und von den "Müttern" auch teilweise etwas über das Leben, was man auf die jetzige Zeit widerspiegeln kann. Und trotzdem wurde ich gut unterhalten, von Charakteren berührt und konnte für eine kurze Zeit ein Teil von Ailias Welt sein.

Laut der Anmerkung der Autorin basieren Teile der Geschichte auf wahren Gegebenheiten, die von Forschern belegt wurden, was für mich persönlich noch eine ganz anderen Blickwinkel auf die Geschichte werfen ließ.
Das Ende ist trauriger Weise offen geblieben und es hört mit einem fiesen Cliffhanger auf. Ob es einen weiteren Band geben wird oder ob es bei einem bleibt, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Fazit:

Zusammengefasst ist es ein ehr ungewöhnliches Buch, dem man eine Chance geben muss, damit es einen überzeugen kann. Empfehlen würde ich es aber ehr an ältere Leser oder frühestens ab 14-15 Jahren, da es an manchen Stellen etwas brutaler zugeht.
Ansonsten kann man durch dieses Buch für ein paar Lesestunden in eine fremde Zeit und Kultur entfliehen und gleichzeitig wundervolle Charaktere kennen lernen, lieb gewinnen und später schweren Herzens gehen lassen.

Vielen Dank an den Penhaligon Verlag für das Bereitstellen der Rezensionsexemplars und die netten Leseproben.

Bewertung vom 20.03.2016
Okeaniden
Tenbieg, Edith

Okeaniden


sehr gut

Schon ab den ersten paar Seiten fiel mir der ungewöhnliche Schreibstil der Autorin auf, welcher mir bisher so noch nicht über den Weg gelaufen ist. Er lässt sich nämlich sehr flüssig lesen und versprüht dabei seinen ganz eigenen Charme. Das einig "Störende" war die Erzählperspektive, die sich zwar auf den Hauptcharakter Luke fokussiert, allerdings hin und wieder zu anderen - auch Nebencharakteren - wechselt. Aber nach einer kurzen Gewöhnungszeit hat sich das auch erledigt und ich konnte in der Geschichte richtig aufgehen und mit fiebern. Denn (zumindest zu Beginn der Geschichte) ist Lukes Welt relativ unkompliziert. Er hat sich zwar nach seinen Umzug nach Gerbersheim relativ schnell Feinde gemacht und hat hier uns da Probleme, aber es gibt nichts, wo sich nicht schnell eine Lösung finden lässt. An diese unkomplizierte Atmosphäre merkt man, dass dieses Buch speziell für jüngere Leser gedacht ist.

Ebenfalls markant ist das Thema um dass es sich bei dieser Geschichte handelt. Wie der Titel schon verrät handelt es sich um Okeaniden und den Gerbersee. Da ich persönlich Mythologie spannend finde und es bei diesem Buch eindeutig Wurzeln dazu gibt, ich aber über dieses spezielle Thema "Okeanide" nicht so viel wusste, war es für mich sehr interessant mehr über diese mythischen Kreaturen zu erfahren. Doch dies wird den Leser nicht Stück für Stück bei gebracht, sondern geballt an gewissen Stellen zusammengefasst, sodass es sehr viel Infos auf einmal sind und man sich nicht alles merken kann.
Dazu kommt noch, dass man spüren kann, dass die Autorin sehr viele Ideen umsetzten wollte und das zu dazu führte, dass viele Handlungen innerhalb kurzer Zeit passieren und manche auch einfach zu kurz kommen oder zu schnell abgehandelt. Manchmal hatte ich auch ein Déjà-vu-Gefühl, da manche Szenen einander ähneln.

Zu Beginn empfand ist das Spannungslevel und den Reiz zu lesen ehr schwach, was sich allerdings ab einen bestimmten Punkt schlagartig ändert. Im Laufe der Seiten kommt zu den einen Handlungsstrang noch ein Zweiter hinzu. Ab dem Zeitpunkt, an dem die beiden Stränge anfangen sich zu vermischen, wurde die Geschichte deutlich spannender.
Die beiden Handlungsstränge sorgen für Abwechslung, auf der anderen Seite aber auch für viele Charaktere, die oftmals sehr schwer zu merkende Namen haben (z.B. Galaxaure). Erst war diese Flut von Namen beängstigend und unübersichtlich, doch die Autorin hat es wirklich wohlwollend gemeint und meistens eine kurze Erläuterung angehängt.

Die Figuren haben wirklich einzigartige Charakterzüge. Zum Beispiel könnte sich Luke von seinem neuen Freund Kajo nicht mehr unterscheiden. Wo Luke Selbstbewusstsein hat, ist Kajo ehr vorsichtig und unsicher. Aus diesen ganzen Figuren ergibt sich mit der Zeit ein dichte Konstellation und es kommen Verbindungen zum Vorschein, die man nur erahnen konnte. Besonders vom Charakter her hat mir der Protagonist gefallen, da er einen wunderbaren Gesamtcharme hat.

Hin und wieder begegnen einen Fehler oder kleine Denklücken, allerdings, wenn man bedenkt, dass dieses Buch ein Selfpublished-Werk und dazu noch das Erste der Autorin ist und sie noch nicht ml ein Lektorat hatte, ist es schon beachtlich, was die Autorin auf die Beine gestellt hat. Das Ende ist zwar offen, hat aber im großen Ganzen ein gutes Ende und ein zweiter Teil wäre möglich, über den ich mich sehr freuen würde.

Fazit:

Insgesamt hat dieses Buch einen sehr guten Eindruck gemacht, allerdings würd ich ehr jüngeren Lesern um die 12 Jahre zu diesem Buch raten. Trotz anfänglicher Startschwierigkeiten bezüglich der Erzählperspektive und den Namenüberschwemmungen, fand ich mich schnell zurecht und habe die von der Geschichte versprühte Atmosphäre genossen. An manchen Stellen wurden die Handlungen sehr knapp gehalten, was mich etwas gestört hat, doch dafür konnte das Buch mit seiner einzigartigen Idee punkten.