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*H*

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Insgesamt 60 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2021
Malen nach Zahlen, Vorschule: Erste Zahlen
Richter, Martine

Malen nach Zahlen, Vorschule: Erste Zahlen


ausgezeichnet

Die bunte Welt der Zahlen

Wenn das Lernen Freude bereitet, dann bleibt auch viel mehr im Kopf!

Bei „Malen nach Zahlen – Erste Zahlen“ handelt es sich um einen Aufgaben-Block (128 Seiten), der für Kinder der Vorschule (ca. 5 Jahre) gedacht ist. Aber auch Schüler*innen der ersten Klasse werden in der Anfangszeit ihren Nutzen haben. Die Idee des Blocks ist mal was anderes als ein Buch. Die Kinder können sich Seite für Seite durch den Block arbeiten; wenn eine Aufgabe geschafft ist, kann die Seite abgerissen werden. Auf der Rückseite des Arbeitsblattes kann sogleich kontrolliert werden, ob die Aufgabe richtig gelöst wurde. Gleichermaßen sinnvoll ist es, den Kindern zum Bearbeiten einzelne Blätter vorzulegen, um sie nicht mit einem Berg zu überfordern.
Da die Kinder der Vorschule mit dem Lesen noch nicht so vertraut sind, ist es am Anfang sinnvoll, wenn ihnen anfangs ein Erwachsener oder ein älteres Geschwisterkind zur Seite steht, um die Aufgabe zu erläutern. Da die Aufgaben sich in der Art und Weise regelmäßig wiederholen, ist schnell zu erkennen, was rechnerisch bzw. die Zahlen zu begreifen, gefordert ist. Einige Aufgaben erklären sich von selbst.
Der Aufgabenblock zeichnet sich durch wunderbare Vielfalt und Abwechslungsreichtum aus; der Schwierigkeitsgrad wächst im Laufe der Zeit.
So müssen z.B. Würfelaugen einer Anzahl von Schnecken, Käfern, Blättern oder so zugeordnet werden.
Oder es werden Kerzen auf der Geburtstagstorte oder Blumen gezählt. Außerdem dürfen bei manchen Aufgaben Dinge hinzugemalt werden, so dass auch Kreativität verlangt ist. Zudem wird auch die Feinmotorik und das Konzentrationsvermögen geschult.
Nett finde ich vor allem, wenn Aufgaben vorkommen, bei denen richtig ausgemalte Zahlenbilder einen Dinosaurier, einen Oktopus oder ein Ufo etc. ergeben.
Bäume, Blumen, Socken, Eis, Autos, Sterne, Mäuse, Katzen, Hunde – das alles und noch viel mehr findet man hier in dem handlichen Rechenblock.
In meinen Augen ist der Block eine pädagogisch sinnvolle Ergänzung für Erstklässler aber auch eine wunderbare spielerische Vorbereitung auf 'den Ernst des Lebens' für Kinder, die bald in die Schule kommen.
„Spielerisch erste Zahlen und Mengen üben“ - so heißt es im Klappentext. Und das trifft es ganz genau!

War ich anfangs erst der Meinung dass es sinnvoll wäre, wenn einzelne Zahlen einheitlich bestimmten Farben zugeordnet werden, halte ich die sich abwechselnde Zuordnung dennoch für sinnvoll, so wird nämlich nicht stur nach Farben geschaut.

Mir hat der Block sehr gut gefallen, denn die Bilder auf den vielen Seiten sind wirklich schön, farbenfroh und freundlich gezeichnet. Sinnvoll ist auch, dass pro Seite nur eine Aufgabe abverlant wird. Den Preis 6,99 Euro halte ich für angemessen.

Bewertung vom 16.11.2020
Turmschatten / Turm-Reihe Bd.1
Grandl, Peter

Turmschatten / Turm-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

…. ein grandioses atemberaubendes düsteres Thriller-Highlight, das absolut unter die Haut geht. Peter Grandl ist ein exzellenter Spannungserzeuger, bei dem selbst auf knapp 600 Seiten niemals das Gefühl aufkommt, dass etwas in die Länge gezogen wird.

Als ich den Klappentext gelesen habe, war mir klar, das Buch muss ich lesen. Ich habe vorher keine Rezensionen / Kritiken gelesen, so dass ich unvoreingenommen diese Geschichte gelesen habe.
Und gleich mit den ersten Sätzen konnte mich der gut recherchierte Polit-Thriller packen und bis zur letzten Seite festhalten. So tief war ich schon lange nicht mehr in einer Geschichte, bei der ich es oft mit der Angst zu tun bekam, drin. Denn sie zeigt auf schockierende Art und Weise sehr realitätsnah, wohin der derzeit wachsende Rechtsextremismus bringen kann. Denn es geht auch um die journalistische Verantwortung und Ethik.

Was ist das für eine perfide, abgefahrene Idee, die Peter Grandl da hatte!
Drei Neonazis wollen einen alten jüdischen Mitbürger (Ephraim Zamir) in seinem „Turm“ überfallen, um diesen als Geldgeber für den Bau einer Synagoge auszuschalten. Doch sie haben nicht damit gerechnet, dass dieser mittlerweile über 70 Jahre alte Mann ein ehemaliger Mossad-Agent und somit einst ein exzellenter Einzelkämpfer war. Nicht die Drei haben die Oberhand bei dem eigentlich durchdachten Überfall, sondern Ephraim Zamir kann einen nach dem anderen überwältigen. Aufgrund seiner Erlebnisse, die er als Kind hatte - seine Familie ist dem Holocaust zum Opfer gefallen - ist der Hass und die Wut auf die Neonazis so groß, dass er nicht davor scheut, Selbstjustiz walten zu lassen. Um aber die Verantwortung (für sich gesehen) abwälzen können, setzt er auf die Sensationslust der schaulustigen „Mitmenschen“ und streamt seine Geiselnahme und das Verhör seiner Geiseln im Internet und ruft die Bevölkerung zum Voten auf: Die Zuschauer sollen entscheiden, ob sie Angesichts ihrer ‚Untaten‘ den Tod oder das Leben verdient haben. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Ringen die Medien um Einschaltquoten (Reality-TV) versucht ein hochgradiges Einsatzkommando den Turm zu stürmen während Ephraim Zamir seine Geiseln in die Zange nimmt.

Allein der „Plot“ an sich ist ein purer Nervenkitzel! Dies könnte man zweifelsohne gradlinig erzählen. Aber Peter Grandl bringt fantastische Abwechslung in den Roman. So wird die Geschichte aus immer wechselnden Perspektiven erzählt. Nahezu jeder Protagonist erhält eine Stimme. Dies geht so weit, dass auch die Wortwahl auf die einzelnen Protagonisten abgestimmt wird, was einen den Charakter der jeweiligen Person sehr nahe bringt. Zudem gelingt es Grandl durch den Wechsel von verschiedenen Zeitebenen einen Einblick in die Biographie der einzelnen Protagonisten zu geben, so dass man nachvollziehen kann, warum zu dem geworden sind, wie/was sie sind. Es geht nicht darum, dass man Verständnis hat, aber man versteht…..
Ein weiterer Punkt, der mir sehr gefällt ist, dass Grandl eine gelungene Mischung aus Realität und Fiktion im Thriller vereinen kann, so dass er extrem glaubwürdig und authentisch rüber kommt. So wird z.B. das Geiseldrama von Gladbeck (Sommer 1988) in den Roman eingearbeitet als auch die Übergriffe auf eine Flüchtlingsunterkunft in Rostock (Sommer 1992).
Beim Lesen habe ich oft den Kopf geschüttelt, wurde wach gerüttelt und habe mich gefragt: Wo steuern wir hin mit unserer Gesellschaft. Auch habe ich es ein wenig mit der Angst zu tun bekommen, da die Macht der Medien / der sozialen Netze einen irgendwie ohnmächtig erscheinen lässt - Einschaltquoten und Sensationslust….. Und wie steht es mit unserer Verantwortung?!

Der Thriller ist echt der Hammer, denn mit diesem Debüt hat er vollkommen verdient den „Harzer Hammer“ des Mordsharz Krimifestival (2020) gewonnen und war Gewinner bei den Watty Awards 2019“ der Buchplattform wattpad.com in der Kategorie ‚Mystery & Thriller‘. Für mich ist es einer der besten Thriller, den ich je gelesen habe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2020
Nachhaltig verliebt
Schreiber, Chantal

Nachhaltig verliebt


ausgezeichnet

Achterbahn der Gefühle in einem Unverpackt-Laden

Ein Wohlfühlroman, der Sommerlaune verbreitet, ans Herz geht und das Thema Nachhaltigkeit in einer Teenie-Love-Story verpackt.

Die knapp 15-jährige Zoe muss ihren ersten Liebeskummer nach der Trennung von ihrem Freund Milo verarbeiten, als ihre Mutter plötzlich wegen einer Erbschaftsangelegenheit in die USA muss. Da ist es eine willkommende Abwechslung, dass sie nun mit ihrem Bruder Jack den kleinen Familienbetrieb, den Zero-Waste-Laden, das „Fill Up“, in den Sommerferien weiterführen soll.
Doch schon bald taucht ein junger, gutaussehender Kerl namens Leon im Laden auf, der sich nicht nur für die leckeren Punschtörchen interessiert und ihr Gefühlsleben recht durcheinander bringt.
Zoe ist verunsichert, die Verletzungen durch ihren Ex Milo sitzen tief und fest in ihrer Seele und haben ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl ordentlich beeinträchtigt.
Und dann muss Zoe auch noch eine schwere Enttäuschung durch ihre beste Freundin Reggie wegstecken. Auch scheint es, dass sich ihr Vater - die Eltern leben getrennt - nicht mehr richtig für sie interessiert. Puh, das ist eine Menge, die Zoe zu verarbeiten hat!
Aber zum Glück trifft sie beim Spaziergang mit ihrem Hund Bowie Nico, die auch mit ihrem Hund unterwegs ist. Normalerweise hätte sie einen Bogen um das „strange-wirkende“ Mädchen, das mit ‚komischen Typen‘ abhängt, gemacht. Aber dank der Hunde finden sie zueinander und freundschaftliche Bande werden zwischen Mensch und Mensch sowie Hund und Hund geknüpft.

Die Geschichte ist absolut lesenswert, da sie wirklich sehr realistisch aufgebaut ist. Die Protagonisten sind alle sehr glaubhaft charakterisiert und weisen eine sehr nachvollziehbare Entwicklung in Laufe der Geschichte auf.
Chantal Schreiber hat einen wunderbar leichten und humorvollen lockeren Schreibstil in dem man so richtig durch die Geschichte getragen wird. Man fliegt so durch die Geschichte, ohne etwas zu überfliegen. Man ist immer mitten drin und immer dabei. Ich hatte dann auch das Gefühl, mit im Zero-Wast-Laden dem „Fill Up“ zu sitzen und Punschtörchen zu genießen. Die Autorin hat es drauf, Gefühle sehr bildhaft zu beschreiben. Was soll ich sagen…. Wenn es heißt: „Schmetterlinge legen einen Senkrechtstart hin“, dann kann einem doch nur warm ums Herz werden, oder?

Der Roman ist für Jugendliche ab 12 / 13 Jahren geeignet, da schließlich auch das Grand der Hauptcharaktere im Teenie-Alter angesiedelt ist. Im Roman werden zudem genau die Themen angesprochen, die heranwachsende Jugendliche betreffen: Erste Liebe und Liebeskummer, Selbstbewusstsein bei „Zweifel am äußeren Erscheinungsbild“, Umgang mit Enttäuschung bei guten Freunden, Eifersucht, Zusammenhalt der Familie, Verantwortung übernehmen sowie Vorurteile überwinden.
Der leicht-lockere Roman, der in der zweiten Hälfte so richtig Fahrt aufnimmt, schafft es aber auch, gezielt den Umweltschutzgedanken dem Leser zu vermitteln, ohne aber bestimmend mit erhobenen Zeigefinger daherzukommen. So erfährt man z.B. so nebenbei etwas über den ‚ökologischen Fußabdruck’. Auch das Thema „Vegan“ spielt hier eine Rolle.

Toll finde ich zudem folgende Tatsache: Das Thema Nachhaltigkeit wird in dem Buch nicht nur theoretisiert, sondern es ist auch in der Praxis umgesetzt worden: Das Buch, erschienen ihn Schneiderbuch Verlag, wurde klimaneutral hergestellt; und für jedes verkaufte Buch wird 1,00 Euro an „PrimaKlima“ gespendet. Durch das Lesen bin ich selber - erneut - auf solche Unverpackt-Läden aufmerksam geworden und schätze das Konzept, hier auch kleine Mengen an Lebensmitteln oder auch Waschmitteln etc. sich in bereitgestellten oder mitgebrachten Gefäßen abfüllen zu können.
Mein Appell: Unterstützt auch diese Läden - Vermeidet Müll!

In meinen Augen ist dieses Buch ein absolutes Highlight!

Bewertung vom 19.09.2020
Sila's Orientküche
Sahin, Sila

Sila's Orientküche


ausgezeichnet

Orient - so excellent

Allein schon die Aufmachung hat mich angelacht, dass ich einfach in das Buch schauen musste. Und prompt ist mir auch schon dieses Kochbuch ans Herz gewachsen.
Auch das Vorwort hat Freude gemacht zu lesen, da man so etwas von der Kochliebe der Schauspielerin - bekannt z.B.: aus „Lindenstraße“ und „GZSZ“ - auf lockere Art und Weise erfährt. Eine Einführung in Besonderheiten der orientalischen Zutaten und Gewürze sind ein guter Einstieg, eine wunderbare ‚Vorfreude‘ aufs anschließende Rezepte-Schmökern und -Ausprobieren.

Bei diesem Kochbuch soll der Leser immer vor Augen haben, dass ‚Liebe durch den Magen geht‘, dass Kochen und Essen vor allem Freude machen soll und etwas Sinnliches ist. So heißen die Kapitel z.B.: „Kochen für den Liebsten“ oder „Love-Diner“. Tradition und Gesundheit stehen ebenso im Vordergrund, so dass „Rezepte meiner Mutter“ nicht fehlen dürfen. Und wer auf Gesundheit bedacht ist, der findet in der Kategorie „Healthy Week“ passende bunte Salate und leckere Suppen. Aber was wäre die arabische Küche ohne das Zuckersüße!? Zum Abschluss eines Essens oder als Beigabe zum Kaffee oder Tee sind kleine Küchlein oder Desserts - „Süße Sünden“ - genau das Richtige.

In diesem Buch finden sich in erster Linie vegetarische Rezepte. Es gibt ein paar Rezepte mit Hähnchen, Lamm, Garnelen und Fisch. Aber wer Auberginen, Tomaten, Bohnen, Kichererbsen, Möhren und Paprika (…) sowie Linsen, Bulger aber auch Feta und Joghurt liebt, der wird sich durch das Buch durchkochen.

Die Bilder zu jedem Rezept sind fantastisch gelungen, so dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Die Anleitungen sind schrittweise gut und verständlich erklärt. Die Zubereitung ist nicht sehr aufwendig und erfordert keine großen Profi-Kenntnisse und ist für jeden ‚Normalo’ machbar bzw. kochbar. Mir gefällt besonders, dass bei vielen Rezepten unten ein kleiner Tipp in andersfarbiger Schrift hervorgehoben wird. Hier geht es dann um alternative Zubereitungsarten, alternative Zutaten oder besondere Anrichtungsvorschläge. Eine spezielle und herzliche Note bekommen die Rezepte durch ‚kleine Anekdoten‘ oder persönliche Hinweise der Autorin.

Nicht unwichtig finde ich, dass bei den Rezepten auch die Zubereitungszeit, die Rezeptmenge (für wieviel Personen) und die Kalorienzahl gennant werden.
Ich habe mich gleich in das orientalische Granola-Müsli verliebt, das ich gerne als Topping auf meinen Joghurt streue. Und der Melonen-Gurken-Salat ist der knallige Sommerhit - einfach, aber einfach gut und leckerleicht!

Ich kann das Kochbuch wärmstens empfehlen. Das ein oder andere Gewürz wird man zwar nicht standardmäßig zuhause haben, aber einen Laden, in dem es türkische / arabische Gewürze gibt, werden die meisten sicherlich in der Nähe haben. Ansonsten, denke ich, kann man bei der ein oder anderen Zutat auch ein wenig schummeln und fantasievoll eine adäquate Alternative wählen.

In meinen Augen hat dieses Kochbuch 5 Sterne verdient.

Bewertung vom 01.09.2020
Die Wahnsinnige
Hennig von Lange, Alexa

Die Wahnsinnige


sehr gut

Weil ich die Bücher „Kampfsterne“ und „Die Weihnachtsgeschwister“ dieser Autorin bereits mit Vergnügen gelesen habe, musste ich auch hier bei der Neuerscheinung gleich zugreifen. Milieustudien und Charakterstudien liegen Alexa Hennig von Lange, und so hat sie auch hier einen wunderbaren Roman zustande gebracht. Waren es bei den o.g. Bücher wohl eher fiktive Personen, die im Mittelpunkt ihrer Geschichten stehen, haben wir es diesmal mit einer historisch realen existierenden Person zu tun: Johanna von Kastalien, die auch Johanna die Wahnsinnige genannt wurde.

Für mich war der Roman, diese Charakterstudie so eine Art „Fallbeispiel“, wie ein Mensch auf einmal in eine Rolle ‚gestoßen‘ wird, die er unter anderen Umständen nicht eingenommen hätte, denn so heißt es auch im Klappentext: „Wie können wir werden, die wir sind, wenn das nicht für uns vorgesehen ist?“
Nur aufgrund der Tatsache, dass sämtliche Thronerben sterben, wird Johanna Thronfolgerin eines gigantischen Weltreiches. Johanna möchte aber nicht die grausamen Machenschaften ihrer Eltern, für die Inquisition und Ausbeutung Ausdruck ihrer Macht sind, fortsetzen. Sie hat andere Vorstellungen von der Welt, eine ‚liebevolle Welt‘ und sie kann sich mit der damaligen Rolle der Frau in Ehe nicht abfinden, denn „Frauen haben in der Ehe keine Eigenständig (S.58)“. Johanna hegt zu der damaligen Zeit revolutionäre Gedanken, denn sie fordert „eine komplette Neuordnung des altbekannten Verhältnisses zwischen Mann und Frau“ (S.58). Und sie will über sich selbst bestimmen. Doch das ist zu der damaligen Zeit, in der patriarchalische Machtstrukturen dominieren, nicht möglich. Johanna, die aufgrund ihrer sozialen Rolle auch eine einsame Frau ist, hat auch keine Freunde / Vertraute und somit auch keine Verbündete. Somit ist es ein leichtes, sie als verrückt zu erklären. Auch aufgrund bestimmter Verhaltensweisen, die sie als Ehefrau an der Seite von Philipp dem Schönen an den Tag legt, trägt sie selbst dazu bei, dass ihr gesellschaftliches Umfeld sie als „Wahnsinnige“ tituliert. Aus unserem heutigen Verständnis ist es befremdlich, aber damals war es nicht unüblich, dass der Ehemann (vor allem in der gehobenen Gesellschaft) seine Maitressen hatte und seine sexuellen Gelüste anderweitig auslebte. Johanna will dies nicht akzeptieren, sie ist verliebt; ihr Mann ist ihr Mann, und kann dieses Verhalten ihres Mannes nicht dulden. Ausschreitungen mit den Liebschaften sind daher nicht selten.
Im Roman wird gut veranschaulicht, wie die Welt damals gestrickt war: Ehen werden aufgrund politischer und herrschaftlicher Ansprüche geschlossen, Intrigen werden gesponnen, Angehörige - wie auch Johanna - werden zum Spielball im Konflikt verschiedner konkurrierender Interessenvertreter. Auch hat die Kirche einen enormen Macht-Einfluss auf Entscheidungen aller Art. Und Mutter-Kind-Beziehungen waren eher nur faktisch.

Da wir es hier aber nicht mit einem klassischen historischen Roman zu haben, darf man sich hier auch nicht einen tiefen Einblick in die Biographie von Johanna erwarten. Für mich war es daher hilfreich, mich vorab über diese Person - von der ich bis dato noch nichts gehört hatte - zu informieren, um auch einen Einblick in bzw. einen Überblick über die historischen, politischen und gesellschaftlichen Hintergründe zu bekommen. So bekam der Roman eine Basis, so dass ich einen guten Zugang zur Geschichte und zu den Personen - insb. zu Johanna bekam.

Mir hat das Buch gut gefallen, da in meinen Augen Johanna mit ihrem Verhalten und Gedanken gut dargestellt wird. In meinen Augen ist sie mutig, sich gegen das System zu stellen. Der Brief, mit dem der Roman beginnt, hat mich extrem mitgenommen, da hier gleich am Anfang veranschaulicht wird, wie viel Leid diese starke - wenn auch sture - Frau ertragen musste und wie zäh und widerstandsfähig sie trotz dieser Erniedrigungen geblieben ist.

Nachwörter werden von mir oft überflogen, aber hier ist es ein wirklich gutes „Kapitel“, das ich zugegebener Wei

Bewertung vom 18.08.2020
Ich liebe die Frau, die ich bin
Jarosch, Linda

Ich liebe die Frau, die ich bin


ausgezeichnet

Mutmach-Buch!
Das Buch habe ich mit Vergnügen gelesen und ich habe auch wichtige Impulse für ein liebevolleres Umgehen mit mir selbst gelernt.
Es ist ein echtes Mutmach-Buch für Frauen!

Linda Jarosch nimmt sich dem Thema Selbstliebe und Selbstachtung so feinfühlig an, dass man meint, eine gute Freundin spricht mit einem. Die Ratschläge sind stets wohlwollend, nie bevormundend, so dass ich das Gefühl hatte, auf Augenhöhe zu stehen. Selbst schwierige Fragen und Lösungsansätze bei zwischenmenschlichen Beziehungen wie Ehe oder Freundschaft - sei es z.B. eine Trennung - werden nie mit „erhobenen Zeigefinger“ angegangen. Linda Jarosch hat eine wunderbare diplomatische, feinfühlige und verständnisvolle Art mit den inneren Ängsten, Unsicherheiten als auch inneren Zwängen von Frauen umzugehen.
Den Begriff „Dämonen“ finde ich sehr passend. Ich bin fasziniert und auch berührt, weil Linda Jarosch treffend diese ‚bösen Mächte‘ (z.B.: Komplexe, Ängste, Verletzungen, Schuldgefühle, Neid, Überforderungen ), die viele Frauen seit ihrer frühesten Kindheit aufgrund unserer (noch) weitgehend vorherrschenden patriarchalischen Gesellschaftsstruktur und Ansichten mit auf den Weg bekommen und verinnerlichen, anschaulich erläutert.
Besonders gefallen mir in diesem Zusammenhang die zahlreichen Fallbeispiele aus ihren (Frauen-)Seminaren, die zeigen, wie gut es Frauen tut, sich mit ihrer inneren Befangenheit auseinanderzusetzen und sich von diesen Hemmnissen zu befreien, um ein positives, kraftbeladenes Selbstbild zu entwickeln. Die Beispiele geben dem Buch Lebendigkeit und Authentizität, denn ein „Ratgeber“ darf sich nicht nur im Theoretischen verlieren. Erfahrungen aus der Praxis sind da eine große Hilfe.
Sehr schön ist auch, dass sich die Lebensgeschichte der biblischen Maria Magdalena mit ihrer Wandlungsgeschichte zur selbstbestimmten, starken Frau sowie ihre besondere Freundschaft mit Jesus wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht. Irgendwie hat es meinem Herzen gut getan, dass ihr als eigenständige Frau eine solch wichtige Rolle zukommt. Zu sehen, wie sie Liebe erfährt und durch diese bedingungslose Liebe auch selber die Fähigkeit - ohne wenn und aber - zu lieben entwickelt, lässt einen zuversichtlich zurück und hilft, an sich zu glauben und sich so anzunehmen, wie man ist - mit seinen ganzen Stärken und Schwächen.
Nach dem Lesen fällt es einem leichter, sich nicht mehr von ‚dummen Sprüchen‘ und Gedanken wie: „Das ist nichts für Dich“, „Das steht Dir nicht zu“, „Ich bin es nicht wert“ beeinflussen zu lassen.

Dieser Ratgeber hilft, patriarchalische Denkmuster zu hinterfragen und dagegen anzugehen. Frauen haben das Potential für sich zu kämpfen, für ihren von sich selbst gewünschten und geplanten Lebensweg und sich nicht immer an den Vorstellungen anderer, einem fremdbestimmten Bild von Weiblichkeit zu orientieren.
Ziel soll es sein, weg vom hartherzigen „Du musst“ - damit wir anderen gefallen - zum für uns Frauen wohlwollenden / bejahenden / warmherzigen „Ich will (möchte)“, weil es (auch) mir gut tut, zu kommen.

Dieses Buch ist absolut lesenswert!

Bewertung vom 17.08.2020
Die Sommer
Othmann, Ronya

Die Sommer


ausgezeichnet

Kultur-Spagat
Leyla ist die einzige Tochter eines ezidischen Kurden, der seit 1980 in Deutschland lebt, und einer Deutschen. Die Famile wohnt in einer Reihenhaussiedlung in einem kleinen Ort bei München. Mit drei oder vier Jahren fährt Leyla zum ersten Mal mit ihren Eltern in das Heimatdorf ihres Vaters, um dort zwei Monate des Sommers zu verbringen; es liegt im Norden Syriens nahe der türkischen Grenze. Eigentlich ist es Kurdistan, ein Land, das sich über vier Staaten erstreckt (Syrien, Türkei, Iran und Irak) - aber offiziell gibt es dieses Land nicht, und zu Hause muss sie feststellen, das kaum jemand mit Kurdistan oder Kurden etwas anfangen kann.
Leyla ist immer hin und her gerissen, seit Kindesbeinen muss sie einen Kulturspagat machen. Ihr Herz schlägt für das geordnete Deutschland, wo man auch für sich alleine sein kann, wo die Türen geschlossen sind, wo Privatsphäre dominiert, wo sie selber Entscheidungen treffen kann. Aber sie fühlt sich auch in dem kleinen kurdischen, einfachen Dorf bei den Großeltern wohl, wo die Großfamilie ein- und ausgeht, wo man auf dem Boden sitzt und Tee trinkt, wo man im Innenhof auf Hochbetten schläft, damit die Schlangen einem nichts anhaben können, auch wenn man nie so richtig alleine / für sich sein kann. Ein ruhiges, unaufgeregtes Leben, das einen irgendwann vergessen lässt, was für ein Wochentag ist. Dieses Sowohl als Auch ist schwer für ihre Identifikationsfindung. Und sie hat niemanden, mit dem sie darüber reden kann!
„Die Sommer“ von Ronya Othmann ist in meinen Augen kein klassischer Roman. Im Buch dreht sich alles um Ronyas Erleben und Fühlen dieser zwei unterschiedlichen Welten.
Die Geschichte ist sehr detailliert geschrieben, so dass man alle Figuren vor Augen hat, von denen oder über die erzählt wird. Besonders gut gefallen hat mir, dass der Vater von Leyla - Silo - viel über die Geschichte Kurdistans und die der Kurden erzählt hat, so dass man in die Problematik dieser Bevölkerungsgruppe eindringlich eingeführt wird. Erlebnisse aus seiner Kind- und Jugendzeit machen sehr betroffen und haben mich oft mit einem „Das darf doch wohl nicht wahr sein“ zurückgelassen. Besonders ans Herz gewachsen ist mir Leylas Großmutter, die auch viel durchgemacht hat, die dennoch stets gutmütig und gut gelaunt ist. Durch sie erfährt man Besonderheiten über deren Religion und Bräuche. Die kleine, zierliche, sehnige Frau besitzt eine unwahrscheinliche Größe; sie hat zu Leyla auch ein wahnsinnig liebenswürdiges Verhältnis.

Betroffen von der Vergangenheit wird man aber mit der nächsten (aktuellen) Katastrophe konfrontiert: Der Syrienkrieg mit all seinen Grausamkeiten! Man fühlt nahezu, wie der Krieg im entfernten Syrien der Familie extrem nahe geht; der Vater verfolgt das Geschehen auf sämtlichen kurdischen Kanälen und ist ständig in Kontakt zur Familie.
Ach Leyla - es ist die Zeit, in der sie ihr Abitur macht und zum Studieren nach Leipzig geht - nimmt dieser Krieg mehr und mehr mit, findet keine Ruhe mehr. Sie kann nicht verstehen, wie hier in Deutschland unbekümmert getanzt wird, während in ihrer ‚anderen Heimat‘ so viel Blut vergossen wird. Ein innerer Konflikt, der letztendlich eine Entscheidung von ihr abverlangt…..
Das Buch ist sehr auf aufwühlend - kein leichter Stoff! Es macht einen nachdenklich und sensibilisiert einen, sich mit dem Thema Kurden / Kurdistan auseinanderzusetzen. Gerade dass hier die Thematik anhand einer Familie erzählt hat, schafft Nähe und Authentizität. Ich kann das Buch nur empfehlen, da das Buch nicht nur aktuell ist, sondern auch viel Wissen einfühlsam vermittelt.

Bewertung vom 01.08.2020
Edition Piepmatz: Es war einmal ...: Meine Märchen
Grimm, Sandra

Edition Piepmatz: Es war einmal ...: Meine Märchen


sehr gut

Erzähl doch feine Märchen!

Das hier vorliegende Kinderbilderbuch ist im Ravensburger Verlag in der Reihe ‚Edition Piepmatz‘ erschienen. Auf 30 stabilen Papp-Seiten werden hier bekannte Märchen der Gebrüder Grimm und von Hans Christian Andersen in einer kindgerechten Sprache erzählt. In dem wunderschönen mit farbenfrohen Bildern ausgestatteten Buch finden sich zehn Märchen: Rotkäppchen, Die Prinzessin auf der Erbse, Frau Holle, das hässliche Entlein, Schneewittchen und die sieben Zwerge, der Froschkönig, Hänsel und Gretel, die Bremer Stadtmusikanten, Dornröschen und Aschenputtel.
Auf zwei bis vier Seiten werden die Kernelemente des jeweiligen Märchens herausgepickt und kurz und bündig erzählt. Auch wenn manche Gegebenheiten ausgelassen oder leicht geändert erzählt werden, tut es der Bedeutung des jeweiligen Märchens keinen Abbruch, da die „Moral von der Geschicht’“ zum Ausdruck kommt.
Allein schon der Buchumschlag - Vorder- und Rückseite - zeigt, auf welche Märchen wir uns freuen dürfen: Eine wunderbare Bildkomposition, bei der man bei Betrachtung schon auf die Märchenreise gehen kann. Ebenso sprechen die Bilder zu den einzelnen Märchen schon für sich und sind äußerst herzlich und freundlich gemalt. Sie unterstreichen die Charaktere der Akteure und geben diesen ein Gesicht. So finde ich den salopp und schelmisch am Baum stehenden Wolf bei Rotkäppchen äußerst klasse getroffen. Und Frau Holle sieht mit ihrer riesigen Brille äußerst liebenswert aus. Dem hässlichen Entlein sieht man seine Bedröppeltheit wirklich an. Auch das Knusperhäuschen sieht zum Anbeißen aus….
Gut finde ich auch, dass in den Märchen hell- und dunkelhäutige Menschen gezeigt werden.
Was ich vermisse ist allerdings, dass hinter den jeweiligen Märchen nicht steht, wer sie geschrieben hat. Auch wenn es für zweijährige Kinder nicht wichtig ist, ist es doch nicht unwichtig für die Eltern oder größere Kinder, die dieses fantastische Buch als Erstleser-Buch hernehmen.
Dieses Buch ist ein schönes Vorlesebuch für die Kleinsten, aber auch als Erwachsener hat man durchaus seine Freude, da man wirklich den Kern des jeweiligen Märchens ins Gedächtnis gerufen bekommt.
Ich fände es gut, wenn auch weiteren Märchen die Ehre erteilt werden würde, Platz in einem solch wunderbaren Märchenbilderbuch zu bekommen.
Und…. wenn sie immer wieder Lust drauf haben, dann lesen sie noch heute!

Bewertung vom 15.07.2020
Im Wald / Lotta entdeckt die Welt Bd.1
Grimm, Sandra

Im Wald / Lotta entdeckt die Welt Bd.1


ausgezeichnet

Naturwunder Wald

In diesem wunderbaren lehrreichen Bilderbuch begleiten wir Lotta, ihren Opa und Hund Zottel auf einem Spaziergang durch einen heimischen Wald. Auf 16 farbenfrohen Seiten mit kindgerechtem Text wird hier eine schöne kleine Alltags-Abenteuer-Geschichte erzählt. Viele Waldtiere wie Eichhörnchen, Rehe, Igel, Waldmäuse gilt es hier zu entdecken.
Besonders gelungen finde ich, dass der Handlungsort - der Wald - fotografisch dargestellt ist, die Protagonisten auf diesen realen Hintergrund gezeichnet sind. Ich habe die Protagonisten, Lotta, das aufgeweckte kleine Mädchen mit ihrer knalligen gelben Jacke und dem süßen Lächeln gleich ins Herz geschlossen. Auch Zottel, der Hund, ist ein echt knuffiges Kerlchen. Und der Opa mit seinem Fernglas, der Lotta viel erklärt, ist echt klasse.
Neben der Tatsache, dass der Text gut verständlich geschrieben ist, ist dieser auch in der optischen Darstellung oftmals verspielt dargestellt - passend zur Wortbedeutung: klein (kleine Schrift), groß (große Schrift), hochgestellt, wortmalerisch halt!
Die Bilder laden auch immer ein, selbst Tiere in den Bäumen, auf Stämmen oder so zu suchen.
Nach dem Lesen dieses Buches wird die Lust auf einen Spaziergang durch die Natur bestimmt geweckt. Lottas Tatendrang ist echt ansteckend und animierend!

Das Buch ist im Ravensburger Verlag (Reihe: Mein NaturStart) erschienen und richtet sich an junge Leser ab 18 Monate. Dadurch dass das Buch ein mit abgerundeten Ecken quadratisches Format hat, es sich um dicke, stabile Pappseiten handelt, können auch schon die Kleinsten darin blättern, was zudem auch die Feinmotorik schult.
Ich bin gespannt, wie viele Entdeckungsreisen Lotta noch macht.

Für das Buch gebe ich die absolute Leseempfehlung mit 5 Sternen!

Ein fantastisches Bilderbuch: Da will man doch sofort in den Wald!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.