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Benutzername: 
SillyT
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Heinsberg
Über mich: 
unheilbar Büchersüchtig!

Bewertungen

Insgesamt 314 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


sehr gut

Beinahe zwanzig Jahre ist es her, dass Goran seine Heimat Waldesroda verließ. Damals zerbrach seine Clique als sich seine heimliche große Liebe, die damals siebzehnjährige Norah, in einen vier Jahre älteren Mann verliebte. Dieser Mann,David, entpuppte sich als Psychopath, der eines Nachts auf einem abgelegenen Parkplatz ein Pärchen tötete und daraufhin selbst in der Ostsee ertrank. Nun erhält Norah plötzlich kleine Briefe und alles deutet darauf hin, dass diese ausgerechnet von David stammen. Auf der Bitte von Norahs Mutter Elisabeth, kehrt Goran zurück. Schon bald merkt er, dass Norah ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt hat. Doch was ist damals wirklich passiert?
Linus Geschke gehört schon seit einer ganzen Weile zu den Autoren, deren Bücher ein must read für mich sind. Auf seinen neuen Thriller, der zusätzlich mit einer tollen Optik punkten kann, war ich unglaublich gespannt.
Der Einstieg fällt leicht, Autor Linus Geschke versetzt den Leser direkt mit seinen Protagonisten in das kleine Dorf Waldesroda, in dem jeder jeden kennt. Der Thriller ist sehr flüssig zu lesen und gerade die fiesen kleinen Cliffhanger an den jeweiligen Kapitelenden halten den Lesefluss aufrecht.
Aus wechselnden Perspektiven zwischen den beiden Protagonisten Goran und Norah erleben wir die Ereignisse, aber auch hin und wieder kommt eine weitere Perspektive eines gewissen "Er" hinzu, wer dieser ist, bleibt aber selbstverständlich erst einmal nicht vorhersehbar. Zu diesen Perspektivenwechseln kommen auch immer wieder kleine Rückblicke ins Jahr 2004 und den damaligen Ereignissen.
Das als Gesamtpaket macht diesen Thriller sehr spannend. Dabei ist es auch zum großen Teil ohne viel Blutvergießen, so dass auch Leser mit eher schwachen Nerven, spannende Lesestunden erhalten. Allein das Wissen, dass Norah seit damals ein Geheimnis hat, macht neugierig, es hat dann auch lang gedauert, bis man wirklich erfährt, was damals mit ihr geschehen ist. Hin und wieder gab es kleine Längen bei der Suche, im Großen und Ganzen hab ich das Buch aber innerhalb eines Tages verschlungen, weil ich trotz rätselns nicht dahinter kam, welches Geheimnis Norah verbirgt.
Waldesroda ist der perfekte Schauplatz für diesen Thriller und sehr gut vorstellbar. Die kleine Gemeinde, die bis heute die damaligen Ereignisse nicht vergessen hat und Norah immer noch verurteilt und das am Rande eines düsteren Waldes bietet eine perfekte Atmosphäre.
Die beiden Protagonisten Goran und Norah sind soweit sympathisch. Die Chemie zwischen den beiden stimmt vom ersten Moment an und man spürt, dass sie einst miteinander vertraut waren. Sie wirken in ihren Rollen authentisch und glaubhaft. Goran ist der Typ harte Schale, weicher Kern und Norah die schöne, naive Frau vom Land. Doch vor allem bei letzterer liegen viele Geheimnisse in der Vergangenheit.
Die Nebencharaktere sind relativ überschaubar, die meisten haben mit den vergangenen Ereignissen zu tun, bleiben ansonsten aber im Hintergrund.
Mein Fazit: Mit Wenn sie lügt hat Linus Geschke einen spannenden Thriller rund um Geheimnisse der Vergangenheit geschrieben. Insgesamt blieb die Spannung durchweg erhalten und zum Ende gab es einen Showdown. Wer gute Unterhaltung sucht, kann hier bedenkenlos zugreifen.

Bewertung vom 07.06.2024
Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.
Brooks, Nick

Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.


sehr gut

Die Urban Promise Prep Highschool ist bekannt dafür, dass sie vor allem Jungs aus sozial schwachem Umfeld eine Chance bietet. Wer hier einen Abschluss erreicht, erhält auch meistens ein Stipendium. Auch die drei Schüler J.B., Trey und Ramon besuchen die Schule schon eine Weile und kennen all ihre Regeln: es darf nicht gesprochen werden, es darf nur in bestimmten Linien mit verschränkten Händen auf dem Rücken über die Flure gegangen werden, keine Musik, nur gebügelte Uniformen und nur komplett etc. Es herrscht ein Drill wie in einer altmodischen Kaserne und Direktor Moore hat alles im Griff. Als er die drei Jungs an einem Tag zum Nachsitzen verdonnert, passiert etwas Schreckliches. Moore wird getötet und der Verdacht fällt auf die drei Jungs, die alle ein Motiv gehabt hätten.

Seit Holly Jacksons A Good Girls Guide to Murder Reihe bin ich immer wieder neugierig auf Jugendthriller, deshalb sprachen mich die Promise Boys gleich an.
Der Aufbau dieses Jugendthrillers hat mir sehr gut gefallen, unterteilt wurde das Buch in fünf größeren Abschnitten, wobei der Einstieg zunächst nur Meinungen von Zeugen, Freunden und Verwandten der Jungs bietet. Dadurch bekommt man als Leser ab auch einen sehr guten Eindruck von den Verdächtigen, betrachtet sie so gesehen mit den Augen anderer, was immer spannende Einblicke gibt. Danach lernen wir die drei Verdächtigen kennen und begleiten sie abwechselnd durch den Tag vor und dem Tag an dem das Verbrechen stattfand und zu guter Letzt gibt es die Aufklärung. Dabei erfährt man, dass jeder der drei ein Motiv gehabt hätte, den Direktor zu töten.
Der Schreibstil des Autors Nick Brooks gefiel mir sehr gut, mich konnte er gut mit seiner Geschichte fesseln und unterhalten. Dabei schreibt er passend zur Zielgruppe jugendlich und flüssig.
Die Handlung ist über weite Teile sehr spannend, hin und wieder gab es kleinere Längen, wenn die Jungs zu detailliert ihren Tagesablauf preisgaben, doch insgesamt war ich gespannt auf die Auflösung, da ich über weite Teile nur wenig Ideen hatte, wer der Täter sein könnte.
Erschreckend fand ich die Methoden an der Schule, die mir echt Gänsehaut einjagten. Mag sein, dass Jungs, die es von Familienseite aus es eh schwer haben, etwas mehr Anweisungen brauchen, aber so war schon krass. Trotzdem konnte ich mir das irgendwie vorstellen, hier bei uns nicht, aber in den USA könnte ich diese Art der Erziehung und des Unterrichts mir regelrecht vorstellen.
Die drei Protagonisten sind wirklich gut und intensiv gezeichnet. Alle drei stammen aus sozial schwachen Familien und sind POC. J.B. lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter, der Vater sitzt im Gefängnis, Ramon lebt bei seiner Abuela, seiner Großmutter, sein Cousin gehört einer stadtbekannten Gang an, bzw. ist deren Anführer und Trey lebt bei seinem strengen Onkel, da seine Mutter drogensüchtig war. Wie man also sieht, haben alle drei keine allzu stabilen Hintergründe. Trotzdem mochte ich alle drei unheimlich gerne, denn jeder von ihnen hat ein Ziel: raus aus diesem Leben und etwas aus sich machen. Alle drei haben sich mit dem Direktor angelegt und somit auch ein Motiv, was ich aber tatsächlich nachempfinden konnte, aufgrund der Art, wie Direktor und Lehrer mit den Schülern umgehen. Ich fand, Nick Brooks hat seine Charaktere sehr authentisch und glaubwürdig gezeichnet-

Mein Fazit: Insgesamt ein sehr spannender Jugendthriller, der vom Aufbau mal etwas anderes war und damit auch Abwechslung bietet. Mir hat das gut gefallen und da ich nicht sofort auf den Täter kam, wurde ich hier auch regelrecht zum Miträtseln eingeladen. Eine Geschichte, die teilweise echt Unglaube hervorruft und den Leser fassungslos macht, wenn man sieht, wie man hier mit den Jugendlichen umgeht. Gerade auch für die Zielgruppe ein sehr aktueller, gut geschriebener Thriller.

Bewertung vom 06.06.2024
Der Feind in ihrem Haus
Marrs, John

Der Feind in ihrem Haus


ausgezeichnet

Nach dem Tod ihres Vaters ist Connie von Italien, wo sie als erfolgreiche Hochzeitsplanerin gearbeitet hat, nach England zurückgekehrt. Ihr Mutter Gwen ist an Demenz erkrankt und braucht nun viel mehr Aufmerksamkeit und Connie muss nun zurückstecken. Als eines Tages ein Mann den Garten ihrer Mutter bearbeitet, ist Connie völlig perplex, doch dieser erzählt, dass er von der Kirche angeheuert wurde und als sozialen, kostenfreien Dienst Arbeiten für ihre Mutter erledigt. Zunächst ist ihr der Mann, Paul, noch sehr sympathisch, doch schnell merkt sie, dass dieser ganz andere Absichten zu haben scheint.
Der Klappentext klang absolut spannend und schon der Einstieg in diesen Thriller gelingt mühelos, denn John Marrs versteht es vom ersten Moment an, seine Leser zu fesseln.
Dabei ist das Geschehen zunächst noch ruhig, man bekommt einen Eindruck von Connie und ihrer Mutter, trifft ein paar der Nachbarn und erhält auch einen Blick auf Paul.
Alles scheint zunächst so unheimlich harmlos, auch wenn es für Protagonistin Connie extrem schwer ist, nun mit einem kleinen Geldanteil auszukommen, den sie für die Pflege der Mutter erhält. Doch ganz langsam baut Marrs hier immer mehr Spannung auf, bis man kaum noch schnell genug lesen kann, um durch diesen Thriller zu jagen.
Dieses perfide Spiel, das hier gespielt wird, machte mich sprachlos, wütend und auch traurig, denn es wirkte einfach so real und glaubwürdig und ich befürchte, dass diese Masche auch heutzutage gerne angewendet wird. Ich habe hier wirklich richtig mitgelitten und gefiebert, denn hier wird ganz schön mit der Psyche der Opfer gespielt. Allerdings schafft es Marrs auch noch mit einigen Überraschungen aufzutrumpfen, die einen mit offenem Mund zurücklassen.
Die Charaktere sind fein ausgearbeitet. Zwar begleiten wir über weite Teil Protagonistin Connie in der Ich-Perspektive, doch immer mal wieder gibt es Augenblicke, in denen die Nachbarn ihre Beobachtungen schildern. Ich bin auf jeden Fall begeistert von dieser sehr glaubwürdigen Ausarbeitungen der einzelnen Charaktere.
Mein Fazit: was für ein mega spannendes Buch. Ich habe diesen Thriller wirklich in kürzester Zeit verschlungen und konnte diesen wahren Pageturner einfach nicht aus der Hand legen. Die Handlung fand ich wirklich absolut glaubwürdig beschrieben und es machte mich wirklich fassungslos, was hier passierte. Das Ende ließ mich allerdings mit einem kleinen Schmunzeln zurück. Karma is a bitch und das passt hier perfekt. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 05.06.2024
Tempting Fate / Fighting Fate Bd.2
Dorne, Juli

Tempting Fate / Fighting Fate Bd.2


sehr gut

Vorsicht, Band 2, könnte Spoiler zu Band 1 enthalten!
Rio und Taru sind zurück von ihrer Suche nach Antworten und beide wissen überhaupt nicht, wie sie mit den Enthüllungen Pandoras umgehen sollen. Während Taru Rio völlig ignoriert, versucht diese mit der Tatsache zurechtzukommen, dass sie die Schicksalsgöttin sein soll. Kurzerhand begleitet sie ihre Schwester Klotho in den Olymp und lernt dort ihre Familie kennen. Niemand geringerer als der Göttervater Zeus nimmt sich ihrer an und Rio scheint eine zweite Familie gefunden zu haben. Das wiederum gefällt Taru überhaupt nicht und er versucht nun, Rio zu retten, was dieser wiederum gar nicht passt.
Mit Tempting Fate erschien der zweite Band der Reihe aus der Feder von Juli Dorne und da mir Fighting Fate schon unheimlich gut gefallen hat, wollte ich natürlich wissen, wie die Geschichte rund um Taru und Rio weitergeht.
Die Handlung knüpft direkt an die Ereignisse aus Band eins an und gleich vorweg, ohne Band eins zu kennen, bringt auch Band 2 nichts, da die Bücher aufeinander aufbauen.
Wie auch schon zuvor gefiel mir der frische und flüssig zu lesende Schreibstil der Autorin Juli Dorne sehr gut. Ich fand wieder sehr schnell in die Geschichte und konnte mir die Handlung während des Lesens auch gut vorstellen.
Das Setting ist dieses Mal richtig gut gelungen, denn wir befinden uns sowohl im Olymp als auch im Hades. Allein das ist ja schon ein krasses Gegenteil und die Beschreibungen fand ich gelungen. Ich habe mich auf jeden Fall bei den Göttern wohlgefühlt.
Die Spannung ist insgesamt gelungen, zwar gab es hin und wieder ein paar Sprünge darin, doch das Tempo fand ich gelungen und ließ den Leser nur so durch die Seiten fliegen. Am Ende hätte es ruhig noch etwas intensiver werden können, da fehlte mir ein kleines bisschen das Mitfiebern, aber insgesamt mochte ich das hohe Grundtempo.
Rio ist eine unheimlich sympathische Protagonistin, die mir schon in Band eins schnell ans Herz gewachsen ist. Auch hier ist eine Weiterentwicklung ab einem bestimmten Moment zu sehen, was ich stimmig fand. Taru hingegen hätte ich gerne einmal treten wollen, er stellt sich zwar schwierigen Situationen, was seine Gefühle angeht, verschließt er sich aber gerne. Nichtsdestotrotz stimmt die Chemie zwischen den beiden und ich mochte ihre Lovestory.
Die Nebencharaktere sind hier wieder recht vielzählig, gerade zu Beginn musste ich nochmal überlegen, wer wer war, aber das klappte nachher problemlos. Sie sind recht bunt und lebendig und geben der Geschichte noch einmal mehr Schwung.
Mein Fazit: Insgesamt eine gelungene Fortsetzung der Geschichte rund um Rio und Taru, die mich mit ihrem Setting und der Lovestory absolut abholen konnte. Griechische Mythologie fließt hier locker flockig mit ein und wird interessant nacherzählt. Wer Neuinterpretationen von Mythologien mag, sollte hier einmal reinlesen.

Bewertung vom 29.05.2024
What We Fear / Lakestone Campus of Seattle Bd.1
Flint, Alexandra

What We Fear / Lakestone Campus of Seattle Bd.1


sehr gut

Harlow wurde beim Hacken erwischt, dabei waren ihre Absichten dahinter durchaus ehrenwert, denn sie wollte nichts anderes, als ihren kleinen Bruder zu retten. Dieser litt unter einer schweren Herzkrankheit und dank Harlows Einsatz konnte er ein Spenderherz erhalten. Anstelle von Gefängnis jedoch wartet der Direktor des Lakestone Campus auf sie. Sie erhält keine Strafe, wenn sie an seine Schule kommt, an der lauter Hochbegabte studieren. Gesagt, getan, am Campus lernt Harlow schnell weitere Studenten kennen, von denen vor allem der Literaturstudent Zack, der aufgrund eines Gendefekts nicht sprechen kann, es ihr angetan hat. Doch Harlows Vergangenheit ruht nicht.
Dieses Buch ist wieder einmal wirklich wunderschön gestaltet und verführt geradezu dazu, es in die Hand zu nehmen. Auch der Klappentext klingt überzeugend und schon musste ich dieses Buch lesen.
Dank des sehr modernen und flüssigen Schreibstils der Autorin Alexandra Flint fiel es mir sehr leicht, in die Geschichte zu finden. Zwar fand ich es ein kleines bisschen an den Haaren herbeigezogen, dass Harlow anstelle von einer Straße ein Stipendium erhält, aber das verbuche ich einfach mal unter schriftstellerischer Freiheit. Ansonsten gelingt es der Autorin recht gut, Gefühle und Ereignisse gut nachvollziehbar und bildhaft darzustellen.
Der Campus als Setting ist jetzt nichts Neues, bietet aber mit all seinen Hochbegabten einen guten Ansatz. Richtig gut gefallen hat mir dann alles rund um die Gebärdensprache, die natürlich hier einen wichtigen Part einnimmt, da Protagonist Zack nicht sprechen kann. Der Umgang seiner Freunde mit ihm und auch sonst Reaktionen auf seine Besonderheit werden hier unheimlich gut und vor allem sehr natürlich dargestellt. Toller Punkt rund zum Thema Akzeptanz und Integration, was ja immer noch nicht ganz natürlich für alle ist.
Was das Thema Hacken angeht, habe ich so gar keine Ahnung ob das so alles richtig dargestellt wurde. Die Verbindung Harlows zum Darknet und aufgrund ihrer Vergangenheit entstandenen Probleme, sich von der Hackergruppe zu trennen, fand ich wiederum gut und glaubhaft gezeichnet.
Abwechselnd aus den Sichten der beiden Protagonisten Zack und Harlow erleben wir die Ereignisse in der Ich-Perspektive, so dass man diese sehr intensiv kennenlernt.
Zack ist ein sehr aufmerksamer Charakter, der ganz feine Antennen hat, was die Menschen um ihn herum empfinden. Aber auch Harlow ist sehr einfühlsam. Ich mochte es, wie sie miteinander umgingen, einfach unverfälscht und echt. Natürlich hat Harlow Geheimnisse vor Zack, ist aber ehrlich zu ihm.
Mein Fazit: Insgesamt ein schöner Roman mit sehr viel Gefühl und Emotionen. Die Charaktere fand ich sehr glaubhaft und authentisch und mochte es, wie sie untereinander agierten und sich akzeptierten und auch Rücksicht nahmen. Mein kleines Aber ist die Spannung, die hin und wieder für mich zu wenig war. Wer Geschichten rund um das Leben an einem Campus mag, wird hier auf seinen Geschmack kommen.

Bewertung vom 26.05.2024
Dangerous Relations
Cohen, Jennieke

Dangerous Relations


ausgezeichnet

Als Lady Viktoria ganz unverhofft heiraten soll, ist sie zwar nicht wirklich begeistert von der Idee, muss aber einwilligen, denn ohne einen Ehemann an ihrer Seite, würde ihre Familie ihr Anwesen verlieren. Kurzerhand reist sie nach London zur Ballsaison und kann sich auch kaum vor Verehrern retten. Doch in ihrer engeren Auswahl kommen nur zwei, der äußerst charmanten Mr. Carmichael und ihr ehemals bester Freund Tom. Während die Männer um Vicky buhlen, passiert aber noch unheimlich viel mehr.
Dieser Roman klang einfach nur schön und da ich zwischendurch gerne in die Regency Zeit versinke, brachte er noch gleich die passende Atmosphäre.
Den Schreibstil der Autorin mochte ich sehr, sie schafft es, die Waage zu halten zwischen der damaligen Zeit und deren Redensweise und doch so modern zu bleiben, dass man es flüssig lesen kann. Damit schafft sie einfach ein lebendiges Kopfkino, bei dem die Bälle der damaligen Zeit genauso lebendig wurden, wie alle anderen Handlungen und Charaktere.
Die Geschichte beginnt recht spannend. Der Leser wird hier schnell in die Handlung geworfen, bei der man erste kleine Eindrücke von den Protagonisten erhält.
Die Spannungskurve ist zu Beginn also hoch, flacht dann leicht ab und nimmt dann wieder immer mehr Fahrt auf. Es gibt hier unterschiedliche Konflikte, die immer wieder für Plottwists sorgten und das Lesetempo recht hoch hielten.
Was mir gut gefallen hat, ist die glaubwürdige Darstellung der Zeit, insbesondere auch wieder die Stellung der Frau. Was mich nur wieder denken lässt, dass diese Zeit zwar sehr romantisch wirkt, aber ich doch froh bin, nicht mit all diesen Vorurteilen kämpfen zu müssen oder eher nicht so kämpfen zu müssen wie damals.
Vicky fand ich klasse, man merkt schon auf den ersten Seiten, dass sie einen eigenen Kopf hat und sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Mir hat es unheimlich gut gefallen, wie sie mutig ihren Weg geht. Schmunzeln ließen mich ihre Schlagabtäusche und ihre daraus resultierenden schlagfertigen Art. Zwar versucht sie sich gedanklich zusammenzureißen, indem sie daran denkt, wie wohl die Hauptfiguren in ihren geliebten Jane Austen Romanen handeln würde, wirklich gelingen tut ihr das aber nicht. Aber genau das machte sie für mich umso liebenswerter.
Die beiden Herren Tom und Carmichael wirken ein wenig vorhersehbar für mich. Während Tom ein scheinbar dunkles Geheimnis verbirgt, schmeichelt sich Carmichael gerne ein. Also so ein bisschen Bad Boy und Sonnyboy, doch die Autorin schafft es durchaus ihre Sympathien passend zu verteilen.
Mein Fazit: Ein schöner, spannender und zwischendurch auch zum Schmunzeln bringender Roman aus der Regency Zeit, der gut zu unterhalten weiß und viel Spaß macht beim Lesen. Gerade durch die Protagonistin Vicky, mit der man sich schnell verbunden fühlt, wird diese Geschichte noch lebendiger. Wer Regency Romane mag, wird um Dangerous Relations nicht drumherum kommen.

Bewertung vom 26.05.2024
Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1
Piontek, Sia

Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Auf einer Bank mitten im Wendland wird die Leiche des achtzehnjährigen Justus Libermann gefunden. Die Tat an sich ist schon grausam, doch die Leiche des jungen Mannes wurde noch zusätzlich verstümmelt. Als Ermittlerin wird Clara Seidel hinzugezogen, die sich bereits vor zwei Jahren aufgrund von persönlichen Erlebnissen von Hamburg ins Wendland hat versetzen lassen. Doch ihre Erfahrungen als Ermittlerin sind unabkömmlich bei der eh schon knapp besetzten SoKo. Doch Carla hat selbst noch mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, häusliche Gewalt und ein ständiges Herabwürdigen haben sie dazu gebracht, zu Alkohol zu greifen und Panikattacken zu erleben. Auch ihr Verhältnis zu ihrer hochsensiblen Tochter Lana ist seitdem etwas angespannt.
Allein der Titel dieses Krimis hat mich unheimlich neugierig gemacht und schon der Einstieg fiel mir sehr leicht. Einen kurzen Blick im Prolog auf den Täter und dann steigen wir auch umgehend in die Ermittlungen ein. Der Schreibstil liest sich sehr angenehm und flüssig. Die Umgebung des Wendlands wird hier wunderbar beschrieben, so dass man ein wenig Sehnsucht nach dem Norden und dessen Ruhe in diesem Gebiet bekommt.
Doch ganz so ruhig ist es derzeit im Wendland natürlich nicht. Der Fall rund um den gerade einmal achtzehnjährigen Justus erweist sich als wesentlich komplizierter als gedacht, denn Justus selbst hatte einiges zu verbergen. Mir hat das Tempo und die Wendungen die dieser Krimi aufgenommen hat, richtig gut gefallen und ich fand alles insgesamt wirklich unterhaltsam und spannend. Die Ermittlungen und die dabei entstandenen Dialoge waren gelungen und auf die Lösung des Falls wäre ich letzten Endes gar nicht gekommen.
Wie ich schon sagte, haben mir auch die Beschreibungen der Umgebung sehr gut gefallen, es hatte ein bisschen was von kleinem Dorf mitten im Nirgendwo. Kein Wunder also, dass Carla hier einen Neuanfang starten wollte.
Ungewöhnlich war hier, dass neben Carla auch ihre Tochter Lana, natürlich ohne das Wissen der Mutter, heimlich mit ermittelt.
Clara hat durch ihre Vergangenheit jede Menge Ecken und Kanten, reagiert schnell über und kämpft immer wieder gegen ihre inneren Dämonen. Das macht sie aber wiederum äußerst menschlich und glaubhaft und ich fand sie auch sehr sympathisch, denn sie ist ein grundehrlicher, loyaler Mensch.
Auch Lana fand ich unglaublich gut gezeichnet, ihre Besonderheiten waren wirklich fein ausgefeilt und machten sie auch dadurch zu jemand ungewöhnlich. Mit ihrer Art schafft sie es immer wieder, ihre Mutter bei ihren Ermittlungen in die richtige Richtung zu schubsen.
Alle weiteren Nebencharaktere waren, zwar teilweise stereotyp, aber trotzdem glaubhaft und sie sorgten für Abwechslung und spannende, manchmal auch witzige Dialoge.
Mein Fazit: Mit Die Sehenden und die Toten konnte mich Autorin Sia Piontek durchweg sehr gut unterhalten. Die Spannung war eigentlich durchweg hoch und die Charaktere authentisch und sympathisch. Ich freu mich auf weitere Ermittlungen für Carla und ihr Team. Lesenswert!

Bewertung vom 26.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Der Kinderbuchautor Henrik, seine Frau Nora und sein Sohn Fynn sind zusammen in das kleine Haus seines Großvaters, mitten in einem Wald in Schweden gezogen. In dieser Ruhe und Abgeschiedenheit möchten sie als Familie wieder zueinander finden, ausserdem verbindet Henrik viele schöne Kindheitserinnerungen an seinen Großvater. Während Nora versucht, vor ihrem Stalker, mit dem sie zuvor eine Affäre hatte zu fliehen, erwachen in Henrik immer mehr Erinnerungen an seine Tage in Schweden. Denn mitten im Wald entdeckte er ein Baumhaus und in diesem lebte ein Mädchen, dem er einst versprach, wieder zurückzukommen und sie zu befreien. Allerdings wurde Henrik nie geglaubt und alles seiner lebhaften Fantasie zugeordnet. Doch als Henrik bei einem Spaziergang das Baumhaus wieder findet, scheint es, als wären seine Erinnerungen doch wahr.
Schon mit ihrem letzten Thriller, Wolfskinder, konnte mich Autorin Vera Buck absolut fesseln und überzeugen, denn sie hat eine ganz besondere Art des Erzählens. Durch ihre sehr bildhafte Sprache werden Umgebungen und Ereignisse lebendig und man fühlte sich hier gleich mitten in einem Urwald in Schweden versetzt. Das bringt natürlich auch eine ganz besondere Atmosphäre, leicht düster, leicht beängstigend und auch einsam, denn wer hört einen schon in der Abgeschiedenheit, wenn außer dem eigenen Haus weit und breit nichts zu sehen ist. Allein damit konnte Vera Buck hier bei mir punkten und so manches Mal schlich sich eine Gänsehaut ein.
Spannend ist der Thriller vom ersten Augenblick an, denn der Prolog zeigt schon, dass hier mit vielen Ängsten der Leser, insbesondere Eltern, gespielt wird. Für mich als Mutter waren hier auf jeden Fall einige wirklich schlimme Momente enthalten, bei denen ich am eigenen Leib nachspüren konnte, was die Charaktere im Buch mitmachen. Die Kapitel sind recht kurz gehalten und enden auch immer wieder mit fiesen Cliffhangern, die den Leser regelrecht durch die Seiten treiben.
Was ein klein bisschen verwirrend war, waren die einzelnen Zeitsprünge in Marlas Kindheit, da musste man durchaus aufpassen, in welcher Zeit man sich befand, weil es nicht direkt angezeigt wurde. Das wurde aber dann innerhalb des Buches leicht durchschaubar.
Ungewöhnlich sind die vielen, verschiedenen Perspektiven, aus denen die Handlung erzählt wird, was mir aber schon aus Wolfskinder bekannt war und dem Buch noch einmal zusätzlich einen besonderen Reiz gibt. Wir begleiten Henrik, Nora, Rosa, die in Schweden lebt und Marla, ein kleines Mädchen, das einst entführt und im Baumhaus gefangen gehalten wurde. Durch all diese wechselnden Sichten bekommt der Leser natürlich in vieles Einblicke, die die Charaktere im Buch natürlich nicht erahnen. Aber auch der Leser gerät hier immer wieder an neue Überraschungen, die man einfach nicht erahnen konnte und die Auflösung letzten Endes ließ mich sprachlos zurück.
Auf die einzelnen Charaktere möchte ich nicht im Detail eingehen, denn die sind echt absolut facettenreich gezeichnet. Jeder hat hier Geheimnisse und etwas zu verbergen und ob und wem man hier trauen kann, wird lange Zeit nicht klar.
Mein Fazit: Das Baumhaus ist ein temporeicher Thriller voller Plottwists und einer wirklich beängstigenden Geschichte. Als Leser wird man hier regelrecht durch die Seiten getrieben und man kann das Buch erst aus der Hand legen, wenn man es beendet hat. Für mich gehört Autorin Vera Buck mittlerweile zu den must reads unter den Thrillerautoren. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 26.05.2024
Die Tote am Kai / WaPo Cuxhaven Bd.2
Storm, Bente

Die Tote am Kai / WaPo Cuxhaven Bd.2


ausgezeichnet

Als Agatha die Nachricht erhält, dass ausgerechnet ihr Kollege Ingmar, der für sie den Dienst bei der WaPo, der Wasserschutzpolizei Cuxhaven, übernommen hat, angeschossen wurde, ist sie fassungslos. Ob der Schuss eigentlich ihr gegolten hätte? Kurze Zeit später findet Agathas Vater in einem Krabbencontainer am Hafen, die Leiche einer jungen Frau. Ebenfalls bei ihr befindet sich ein Zettel mit Name und Anschrift. Alle Spuren führen zu einem Restaurant, dass nicht nur Essen in seinem Angebot hat. Als sich dann noch herausstellt, dass die Tote keinesfalls Selbstmord begangen hat, wird es brisant. Kann es sein, dass der Schuss auf den Kollegen etwas mit der Toten zu tun hat?
Mit Die Tote am Kai erschien der bereits zweite Fall für die WaPo Cuxhaven. Allerdings denke ich, dass man, was den Fall betrifft, keine Verständnisprobleme bekommen wird, auch wenn hier ein wenig auch das Privatleben der Ermittler mit einspielt.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und liest sich leicht und flüssig. Da hier viel Lokalkolorit mit einfließt, fühlte man sich mitten im Krimi. Sowohl der Dialekt, als auch die Landschaft kommen hier zur Geltung. Wer also kurz mal gedanklich in den Norden reisen möchte und kein Problem mit einer Leiche hat, bekommt hier gelungenes Kopfkino.
Der Fall ist spannend aufgebaut, die Ermittlungen schlüssig und glaubhaft. Es geht, wie so oft, um Betrug und Lügen, die Ermittler befinden sich so manches mal in der Zwickmühle, was das Geschehen nochmal spannender werden lässt. Durch kurze Kapitel und immer wieder wechselnden Perspektiven kommt man dann auch schnell durch die Seiten. Was mich allerdings etwas störte, waren die recht typischen Krimiklichees, wie ein Rezept, was alles reingehört, ein paar Plottwists, etwas Liebe und facettenreiche Charaktere. Trotzdem war es natürlich gute Unterhaltung.
Die Ermittler sind dieselben wie schon aus dem ersten Band. Sowohl Agatha Christensen von der WaPo als auch Hauptkommissar Viktor Carvalho sorgen auch hier wieder für interessante Ermittlungen. Insgesamt sind sie facettenreich. Ich konnte mir hier die Charaktere wirklich gut vorstellen und habe sie gerne bei ihren Ermittlungen begleitet.
Mein Fazit: Auch der zweite Fall für die WaPo Cuxhaven liest sich leicht und fesselnd, die wechselnden Perspektiven bieten dem Leser einen guten Rumdumblick und sorgen für Abwechslung. Das Ende des Buches lässt auf eine Fortsetzung schließen, die ich mit Sicherheit auch wieder lesen werde. Ein Krimi mit Lokalkolirit für unterhaltsame Lesestunden.

Bewertung vom 26.05.2024
i fell in love with hope
Lancali

i fell in love with hope


ausgezeichnet

Schon immer hat Sam im Krankenhaus gelebt und war irgendwie immer allein, bis es jemanden gab, der ihm zeigte, was es heißt zu leben. Doch als Sam ausgerechnet diesen Menschen verliert, glaubt Sam, dass er nie mehr jemanden lieben möchte. Bis eines Tages vier Jugendliche auf die Station kommen, von denen jeder eine furchtbare Krankheit in sich trägt. Neo leidet an Anorexie, Sony hat nur noch ein halbe Lunge, Hikari Depressionen und Coeur, genannt C, ein schwaches Herz. Diese vier nehmen Sam mit auf ihren Abenteuern und beweisen immer wieder aufs Neue, dass es viel mehr gibt, für das es sich zu leben lohnt, denn es gibt die Hoffnung.
Die Gestaltung des Buches ist einfach wunderschön geworden und macht natürlich jeden Coverliebhaber neugierig.
Allerdings ist die Geschichte darin nicht ganz so leicht, denn die Autorin Lancali hat einen sehr ungewöhnlichen Schreibstil, der es nicht immer ganz leicht machte, dem Geschehen folgen zu können. Sie schreibt nicht nur mit einem sehr poetischen Schreibstil, sondern nutzt auch unglaublich viele Metaphern, die mich immer wieder zum Innehalten und Nachdenken brachten. Definitiv ist dieses Buch kein locker-leichtes Leseerlebnis für zwischendurch, sondern fordert in jedem Fall Aufmerksamkeit beim Lesen. Die Geschichte ist berührend und einfühlsam, aber auch verworren und anders, dabei spürt man hier, dass die Autorin mit ihrer Geschichte versucht, etwas aus ihrer eigenen Vergangenheit zu verarbeiten.
Die Handlung ist nicht leicht zu durchschauen, gerade auch weil Protagonist Sam so gar nicht greifbar ist, weder vorstellbar noch sonst wie zu fassen. Dadurch wird aber auch das Geschehen etwas unübersichtlich und drückte, zumindest bei mir, auf die Spannung. Trotzdem war ich irgendwie fasziniert von dem Ganzen, wollte wissen wie es endet und überhaupt wollte ich mehr zu den Charakteren erfahren.
Das Setting ist in erster Linie zwar das Krankenhaus, aber wir begleiten die Jugendlichen auch noch bei unerlaubten Ausflügen. Dabei macht die Handlung allerdings auch immer wieder Zeitsprünge und versetzt den Leser sowohl in Sams als auch in die Vergangenheit der anderen Jugendlichen.
Die Charaktere waren völlig unterschiedlich und doch hatten sie alle eins, auf gewisse Art und Weise, gemeinsam, die Hoffnung. Sam, Erzähler der Geschichte und irgendwie auch die Hauptfigur, hatte ich ja bereits erwähnt. Ich hatte auch Ideen beim Lesen, was Sam verbirgt und doch fällt es mir auch nach dem Beenden schwer, das Zusammenzufügen und zu begreifen.
Meine liebste Figur war die lebhafte Sony, in die man sich beim Lesen einfach verlieben musste. Sie sprudelt nur so vor Ideen und doch ist sie durch ihre Krankheit eingeschränkt. Dabei gelingt es ihr aber auch immer wieder die anderen Jugendlichen in ihren Bann zu ziehen und am Leben teilzuhaben.
Die anderen drei erhalten ebenfalls den nötigen Raum, um sie glaubhaft zu zeichnen und sich mit ihnen zu arrangieren. Ich mochte die Kids unheimlich gern und ihr Schicksal ist so bewegend.
Mein Fazit: Mit I fell in love with Hope hat Lancali eine ungewöhnliche Geschichte erzählt, über die ich länger noch gegrübelt habe. In diesem Sinne hat die Autorin wohl auch bei mir genau das erreicht, was sie erreichen wollte. Trotzdem fällt es mir schwer, Sam hier zu integrieren, kann es aber ohne zu spoilern leider nicht beschreiben. Im Endeffekt hat es mir doch gut gefallen und mein Tipp: lest einfach mal rein, denn man erhält durchaus einen guten Einblick auf die Erzählart der Autorin.