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Quincyliest

Bewertungen

Insgesamt 95 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2023
Die Neapolitanische Saga 1: Meine geniale Freundin
Ferrante, Elena

Die Neapolitanische Saga 1: Meine geniale Freundin


sehr gut

Ich habe alle deutschsprachigen Romane von Elena Ferrante gelesen und sehr gemocht. Auf die Comic - Adaption von Chiara Lagani und Mara Cerri war ich sehr gespannt.
Insgesamt hat mir die Umsetzung gut gefallen, eine Comic - Adaption hat einen ganz eigenen Reiz. Der Inhalt wurde im Wesentlichen aufgegiffen: die beiden Mädchen Elena und Lila leben in den 50er Jahren in einem ärmlichen Vorort von Neapel, sie sind eng miteinander befreundet, mitunter spielt aber auch eine gewisse Rivalität eine Rolle. Das Buch erzählt vom Aufwachsen der beiden, von ihrer Freundschaft und umfasst die Zeitspanne von der Kindheit bis zur Jugend.
Die Comic - Adaption schafft eine eigene Atmosphäre, die meiner Meinung nach düsterer und melancholischer ist als der Roman. Gut gefallen hat mir, dass ich mir die ärmlichen Vororte Neapels plastischer vorstellen konnte, allerdings hatte ich von Elena und Lila ein anderes Bild im Kopf.
Die Illustrationen sind toll anzuschauen, haben mich aber nicht so gefesselt wie der Roman selbst. Empfehlen würde ich das Buch nur, wenn man bereits den Roman gelesen hat.

Bewertung vom 10.07.2023
Über Leben in der Klimakrise
Glimbovski, Milena

Über Leben in der Klimakrise


ausgezeichnet

Die Gründerin der Unverpackt - Läden - Bewegung und nun auch Autorin Milena Glimbovski hat ein informatives Sachbuch zum Thema Klimawandel geschrieben.
Seit Jahrzehnten fordert der Club of Rome das Ende des auf Wachstum basierenden Wirtschaftssystems bzw. eine Kehrtwende. Doch was ist geschehen? Glimbovski hinterfragt den Kapitalismus mit all seinen negativen Folgen für Mensch, Tier und Umwelt. Sie liefert in ihrem Buch viele wissenschaftlich fundierte Fakten, lässt aber auch persönliche Erfahrungen miteinfließen.
Gut gefallen hat mir, dass sie die Kraft der Gemeinschaft und Zusammenarbeit betont. Dies stimmt mich zwar zwar nicht gerade optimistisch, aber zuversichtlicher.
Die Folgen des Klimawandels wie z. B. Dürren oder Extremwetter sind längst in der Gegenwart angekommen und betreffen uns alle. Lösungen müssen gefunden werden. Selbst aktiv zu werden, scheint dabei ein Schlüssel zu sein.
Das Buch ist leicht verständlich geschrieben und eignet sich als Einstiegsbuch in die Thematik. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.06.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


sehr gut

Robert Seethaler hat einen klugen und unterhaltsamen Roman geschrieben, der im Wien der sechziger Jahre spielt. Im Mittelpunkt der Handlung steht Robert Simon, ein junger, motivierter Mann, der ein heruntergekommenes Lokal auf dem Karmelitermarkt übernimmt und schließlich nach umfangreicher Renovierung ein eigenes Cafe' eröffnet - das Cafe' ohne Namen.
Seethaler porträtiert die einfachen Leute, Marktverkäufer oder Fabrikarbeiter. Er ist ein genauer und respektvoller Beobachter, der unaufgeregt und unspektakulär erzählt, aber dennoch mit seiner klaren Sprache eine authentische Atmosphäre schafft und den Zeitgeist einfängt.
Das Cafe' ohne Namen ist ein Roman voller Episoden und Anekdoten, aber auch eine Milieustudie. Seethaler konnte mich mit diesem Roman fesseln, allerdings ist es für mich nicht sein bester, aber dies ist Kritik auf hohem Niveau.

Bewertung vom 05.06.2023
Leonard und Paul
Hession, Rónán

Leonard und Paul


sehr gut

R. Hession hat einen warmherzigen und unaufgeregten Roman geschrieben, in dem er die Geschichte zweier bester Freunde erzählt. Leonard und Paul sind zwei introvertierte, liebenswerte, junge Männer, Außenseiter, die in einer lauten Welt oft übersehen werden. Paul arbeitet als Aushilfsbriefträger und lebt noch bei seinen Eltern. Leonard ist als Ghostwriter für Kinderenzyklopädien tätig. Beide sind behütet aufgewachsen und werden von den übrigen Familienmitgliedern so akzeptiert wie sie sind. Die beiden Freunde treffen sich regelmäßig zu Spieleabenden. Ohne zu viel verraten zu wollen, das Leben der beiden wird von einigen Ereignissen bzw. Veränderungen durchkreuzt. Entscheidungen müssen getroffen werden.
Hession erzählt die Geschichte ruhig und authentisch. Ihm gelingt eine Beschreibung des Kleinen und Alltäglichen ohne Effekthascherei. Es ist ein Roman der leisen Töne, der klug und reflektierend über das einfache Leben erzählt. Empfehlenswert!

Bewertung vom 25.05.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

T.C. Boyle hat einen schonungslosen Roman über das Thema unserer Zeit, dem Klimawandel, geschrieben. Naturkatastrophen bedrohen zunehmend unser Leben. Brände zerstören Lebensgrundlagen in Kalifornien, Florida wird von Überschwemmungen hart getroffen. Mittendrin eine amerikanische Familie, deren Alltag nicht nur von der Klimakatastrophe betroffen ist, sondern auch von persönlichen Schicksalsschlägen.
Catherine muss sich einen Tigerpython kaufen, obwohl sie überfordert ist und zu viel Alkohol trinkt. Dies kann nicht gutgehen: die Schlange tötet ihre Tochter. Cat's Bruder Cooper verliert seinen Arm aufgrund eines Zeckenbisses. Die Mutter der beiden versucht ein bisschen die Welt zu retten, in dem sie Insekten züchtet und isst.
Der Roman ist eine Familientragödie und zugleich ein Klimaroman.
Boyle zeichnet ein düsteres und erschreckendes Bild. Erschreckend vor allem, weil die Klimakatastrophe so realistisch erscheint. Die Grundstimmung in dem Roman ist bedrückend, führt uns der Autor doch vor Augen, welche Konsequenzen unser Verhalten hat.
Die Geschichte hat mich sofort gepackt und wird noch lange nachhallen. Eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.05.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

Martin Suter erzählt in seinem unterhaltsamen Roman "Melody" von der lebenslangen Suche einer verlorenen Liebe und auch von dem Versuch, eine Lebenslüge aufrechterhalten zu wollen.
Protagonist des Romans Dr. Peter Stotz, einst ein erfolgreicher Unternehmer und eine Größe in Politik und Wirtschaft, engagiert den jungen Juristen Tom, der seinen umfangreichen Nachlass sortieren soll. Tom lebt und arbeitet in der Villa seines Arbeitgebers. Überall in der Villa hängen die Bilder einer jungen, hübschen Frau. Melody, sie war die große Liebe von Dr. Stotz. Doch seine Verlobte verschwand vor der Hochzeit, vor über 40 Jahren. Trotz intensiver Suche bleibt sie verschwunden. Doch entspricht die Geschichte über das Verschwinden von Melody der Wahrheit? Nach dem Tod von Dr. Stotz versucht Tom das Verschwinden von Melody aufzuklären. Das glanzvolle Bild, das der Nachwelt präsentiert werden soll, erhält Risse. Wahrheit und Fiktion liegen dicht beieinander und werden vom Autor geschickt miteinander verwoben.
M. Suter hat eine spannende, authentische Geschichte konstruiert, die mich von Anbeginn gefesselt hat. Er ist ein meisterhafter Erzähler, seine Sprache ist elegant und voller Bilder. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.04.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


ausgezeichnet

Das farbenfrohe und wunderbar gestaltete Buchcover fällt einem sofort ins Auge, es zaubert eine tolle Atmosphäre, die sich inhaltlich im Buch fortsetzt.
Die junge Protagonistin Takako erfährt völlig überraschend, dass ihr Freund heiraten wird, allerdings nicht sie, sondern eine gemeinsame Arbeitskollegin. Diesen Schock begreift sie als Chance, um Grundlegendes in ihrem Leben zu ändern. Sie zieht zu ihrem Onkel und jobt in einem Antiquariat. Dort entdeckt sie ihre Liebe zu den Büchern und findet schließlich auch wieder zurück ins Leben. Eine große Rolle spielt dabei auch die Beziehung zu ihrer Tante, zu der sich im Laufe der Zeit eine tiefe Freundschaft entwickelt.
Der Roman wird ganz leicht und unaufgeregt erzählt. Es passiert eigentlich auch gar nicht so viel, etwas mehr Spannung wäre auch gut gewesen.
Es ist ein schönes Buch für einen verregneten Sonntagnachmittag, das einfach Spaß macht.

Bewertung vom 26.03.2023
Fatmanurs fabelhafte Backwelt
Kilic, Fatmanur

Fatmanurs fabelhafte Backwelt


ausgezeichnet

Die gelernte Konditorin, bekannte Tiktokerin und nun auch Autorin präsentiert in diesem äußerst gelungenem Backbuch ihre Lieblingsrezepte.
Am Anfang erfährt man etwas über die Autorin, die ich zugegebenermaßen bisher nicht kannte. Sie stellt 60 tolle Rezepte vor, deren Auswahl sehr vielseitig ist. Hier dürfte für jeden Geschmack von süß bis herzhaft und auch für jeden festlichen Anlass etwas dabei sein. Inspirierend finde ich die optisch ansprechenden Verzierungen und zauberhaften Dekorationen. Mit den richtigen Tricks lässt sich wirklich viel zaubern. Die tollen Fotos motivieren zum Nachbacken.
Alle Rezepte sind gelingsicher erklärt, zusätzlich gibt es noch QR - Codes, die zu einer Videoanleitung führen.
Dieses Backbuch eignet sich für Anfänger, aber auch fortgeschrittene Bäckermeister werden hier noch ein paar nette Anregungen und Ideen finden.

Bewertung vom 30.01.2023
Homefarming: Das Kochbuch
Rakers, Judith

Homefarming: Das Kochbuch


ausgezeichnet

Mit großer Begeisterung habe ich das erste Buch "Homefarming" von Judith Rakers gelesen. Nun folgt der zweite Teil, bei dem die Rezepte im Mittelpunkt stehen.
Die gesamte Aufmachung des Buches ist hochwertig und sehr gelungen, die vielen Fotos sehen ansprechend aus. Es ist ein Buch zum Nachschlagen und Schmökern, es enthält auch viele Informationen über Aussaat und Ernte verschiedener Gemüsesorten. Das vielseitige Kochbuch wird auch durch die Interviews mit verschiedenen Sternenköchen bereichert. Es enthält viele Basisrezepte wie z.B. Suppen, aber auch besondere, spezielle Rezepte bspw. Rosenkohl mit getrockneten Kirschen und Schafskäse. Auf die wenigen fleischhaltigen Rezepte hätte ich gerne verzichtet, dies wäre auch aus meiner Sicht konsequenter gewesen.
Insgesamt ist es ein sehr gelungenes, authentisches Kochbuch mit Liebe zum Detail, das zum Nachkochen inspiriert.

Bewertung vom 25.01.2023
Macht
Furre, Heidi

Macht


ausgezeichnet

Die norwegische Autorin Heidi Furre hat einen fesselnden und ergreifenden Roman geschrieben, in dem eine junge, moderne Frau im Mittelpunkt der Handlung steht. Liv hat einen erfolgreichen Mann, zwei Kinder, die sie liebt und ein hübsches Heim. Doch die perfekte Fassade täuscht, in der psychischen Verfassung von Liv offenbaren sich tiefe Abgründe, denn sie wurde vor Jahren Opfer einer Vergewaltigung. Es ist genau diese Opferrolle, die sie nicht annehmen kann und will. Ihre Gedanken kreisen ständig und überall um das erlebte Trauma. Sie sucht nach Schuld, auch bei sich, hinterfragt sich selbst immer wieder.
Heidi Furre erzählt kurzweilig, ihre Gedanken sind klug, scharfsinnig und mitunter auch bissig.
"Macht" wurde 2021 von der Organisation NORLA empfohlen und dies völlig zu Recht. Es ist ein wunderbares Buch, dem ich viele Leser wünsche.