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Quincyliest

Bewertungen

Insgesamt 100 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2023
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


ausgezeichnet

Jeannette Walls hat einen sehr unterhaltsamen Roman geschrieben, der teilweise von realen Ereignissen und Personen inspiriert wurde. Er spielt in den 20er des vergangenen Jahrhunderts im Bundesstaat Virginia. Es ist die Zeit der Prohibition.
Protagonistin des Romans ist Sallie Kincaid. Sie hat mit 5 Jahren ihre Mutter verloren. Ihr Vater, der mächtige Duke, heiratet erneut. Als ihr Stiefbruder Eddie tödlich verunglückt, muss Sallie das Familienanwesen verlassen, sie wächst bei ihrer Tante Faye auf und kehrt erst nach dem Tod der Stiefmutter zurück. Doch als auch der Duke stirbt, muss sie ihren eigenen Weg suchen und finden.
Sallie Kincaid wird als mutige und starke Frau beschrieben. Die turbulente Handlung wird von der Autorin lebendig und authentisch erzählt. Der Spannungsbogen hält bis zum Schluss. Walls umreißt viele Themen, etwa Selbstjustiz, Rassismus oder die Rolle der Frau. Ihr Roman ist zugleich ein Porträt der damaligen Zeit.
Für diese fesselnde Familiensaga mit viel Tragik und Action vergebe ich gern die volle Punktzahl.

Bewertung vom 04.09.2023
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe


sehr gut

Doris Knecht erzählt in ihrem neuen Roman über eine Frau in den Fünfzigern, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben steht. Die Ich - Erzählerin zieht Bilanz, sie sortiert ihr Leben, ihre Erinnerungen, ihre Gedanken. Ist sie gescheitert?
Doris Knecht umreißt in ihrem Roman viele Themen, es geht um die Beziehung von Kindern zu den Eltern, um das Muttersein, das Äterwerden und auch um sich verändernde Frauenbilder. Sie reflektiert klug über die Vergangenheit, hinterfragt Erinnerungen, die nicht unbedingt objektiv gespeichert sein müssen. Welche Dinge wurden umgedeutet, gerieten in Vergessenheit?
Der Roman lädt dazu ein, über Lebenswege, über Veränderungen und daraus resultierenden Chancen nachzudenken.
Der Text klagt nicht an und lässt jedem Freiräume. Er kann als ein Plädoyer fürs Loslassen verstanden werden. Doris Knecht schreibt über Alltägliches, über Dinge, die jeder kennt. Dies macht sie gut, es ist aber nicht unbedingt originell oder spannend. Sie hat einen unterhaltsamen Roman geschrieben, der mich allerdings nicht durchgängig fesseln konnte.

Bewertung vom 09.08.2023
Mein großes Sachen suchen: Alle Tiere der Welt
Gernhäuser, Susanne

Mein großes Sachen suchen: Alle Tiere der Welt


ausgezeichnet

Das Wimmelbuch "Mein großes Sachen suchen - Alle Tiere der Welt" ist ein wunderbarer Entdeckerspaß - nicht nur für die Kleinsten.
Das Buch überzeugt bereits beim ersten Durchblättern, es hat eine sehr schöne Aufmachung, die Seiten sind robust und stabil, die Illustrationen sind farbenfroh und detailliert. Das Buch hat ein gutes Format und ist handlich.
Vorgestellt werden einheimische Tierarten, die auf der Wiese, im Wald, in den Bergen oder am Wasser leben, aber auch wildlebende Tiere der Savanne, der Wüste oder des Regenwaldes werden thematisiert. Die Auswahl der verschiedenen Tierarten ist sehr gelungen.
Die Wimmelbilder laden zum genauen Hinsehen ein und fördern somit die Konzentration. Die kurzen Vorlesetexte sind altersgerecht.
Das Buch bereitet einfach Freude und eignet sich hervorragend als kleines Geschenk.

Bewertung vom 08.08.2023
Nichts in den Pflanzen
Haddada, Nora

Nichts in den Pflanzen


sehr gut

Die Autorin Nora Haddada schreibt in ihrem Debütroman über die scheinbar glänzende und glamouröse Welt der Filmindustrie.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge Drehbuchautorin Leila. Gleich zu Beginn des Romans tötet Leila die Katze ihres Freundes Leon und wurde mir allein dadurch unsympathisch. Leila unterschreibt ihren ersten, großen Vertrag bei einer Produktionsfirma, muss aber noch ein paar Ergänzungen und Änderungen vornehmen. Doch sie fühlt sich innerlich leer und ist einsam, sie verbringt viel Zeit in Kneipen und auf Partys. Natürlich lässt die Konkurrenz nicht lange auf sich warten, Leilas Erzfeindin Aischa schreibt ebenfalls an einem Drehbuch. Das Ende soll hier nicht vorweggenommen werden, es war zumindest anders als angenommen.
Die Autorin schildert authentisch die oberflächliche Welt der Fimindustrie. Auch die Darstellung Leilas ist realistisch und treffend. Überzeugt hat mich der Roman aber nicht wirklich, da der Inhalt mich nicht fesseln konnte.

Bewertung vom 30.07.2023
Der Trost der Schönheit
Arnim, Gabriele von

Der Trost der Schönheit


ausgezeichnet

Gabriele von Arnim schreibt wortgewandt und sprachgewaltig über die Schönheit, die sich überall finden lässt, nicht nur in der Kunst, auch in der Natur, im Alltäglichen, im Großen wie im Kleinen. Dabei verlässt die Autorin oft die abstrakte Betrachtungsebene und lässt Erlebtes und persönliche Erfahrungen des Älterwerdens oder des Alleinseins miteinfließen.
Sie reflektiert über das Leben in der Gegenwart, das manchmal kaum aushaltbar ist, besonders wenn man Krisen oder Kriege vor Augen hat. Schönheit leugnet nicht die Realität, die mitunter grausam ist, sie bietet auch Trost.
Doch auf Schönheit muss man sich einlassen können, sie liegt nicht nur im Auge des Betrachters, sie befindet sich auch in der Phantasie des Betrachters und manchmal erfordert Schönheit auch Mut, sie zu entdecken.
Gabriele von Arnim nimmt uns mit auf diese Entdeckungsreise, klug, tiefsinnig und erkenntnisreich sind ihre Gedanken.
Sie hat ein außergewöhnliches Buch geschrieben, das keine eindeutigen Antworten liefert, sondern dazu einlädt, uns selbst auf die Suche nach Schönheit zu begeben.

Bewertung vom 18.07.2023
Die Neapolitanische Saga 1: Meine geniale Freundin
Ferrante, Elena

Die Neapolitanische Saga 1: Meine geniale Freundin


sehr gut

Ich habe alle deutschsprachigen Romane von Elena Ferrante gelesen und sehr gemocht. Auf die Comic - Adaption von Chiara Lagani und Mara Cerri war ich sehr gespannt.
Insgesamt hat mir die Umsetzung gut gefallen, eine Comic - Adaption hat einen ganz eigenen Reiz. Der Inhalt wurde im Wesentlichen aufgegiffen: die beiden Mädchen Elena und Lila leben in den 50er Jahren in einem ärmlichen Vorort von Neapel, sie sind eng miteinander befreundet, mitunter spielt aber auch eine gewisse Rivalität eine Rolle. Das Buch erzählt vom Aufwachsen der beiden, von ihrer Freundschaft und umfasst die Zeitspanne von der Kindheit bis zur Jugend.
Die Comic - Adaption schafft eine eigene Atmosphäre, die meiner Meinung nach düsterer und melancholischer ist als der Roman. Gut gefallen hat mir, dass ich mir die ärmlichen Vororte Neapels plastischer vorstellen konnte, allerdings hatte ich von Elena und Lila ein anderes Bild im Kopf.
Die Illustrationen sind toll anzuschauen, haben mich aber nicht so gefesselt wie der Roman selbst. Empfehlen würde ich das Buch nur, wenn man bereits den Roman gelesen hat.

Bewertung vom 10.07.2023
Über Leben in der Klimakrise
Glimbovski, Milena

Über Leben in der Klimakrise


ausgezeichnet

Die Gründerin der Unverpackt - Läden - Bewegung und nun auch Autorin Milena Glimbovski hat ein informatives Sachbuch zum Thema Klimawandel geschrieben.
Seit Jahrzehnten fordert der Club of Rome das Ende des auf Wachstum basierenden Wirtschaftssystems bzw. eine Kehrtwende. Doch was ist geschehen? Glimbovski hinterfragt den Kapitalismus mit all seinen negativen Folgen für Mensch, Tier und Umwelt. Sie liefert in ihrem Buch viele wissenschaftlich fundierte Fakten, lässt aber auch persönliche Erfahrungen miteinfließen.
Gut gefallen hat mir, dass sie die Kraft der Gemeinschaft und Zusammenarbeit betont. Dies stimmt mich zwar zwar nicht gerade optimistisch, aber zuversichtlicher.
Die Folgen des Klimawandels wie z. B. Dürren oder Extremwetter sind längst in der Gegenwart angekommen und betreffen uns alle. Lösungen müssen gefunden werden. Selbst aktiv zu werden, scheint dabei ein Schlüssel zu sein.
Das Buch ist leicht verständlich geschrieben und eignet sich als Einstiegsbuch in die Thematik. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.06.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


sehr gut

Robert Seethaler hat einen klugen und unterhaltsamen Roman geschrieben, der im Wien der sechziger Jahre spielt. Im Mittelpunkt der Handlung steht Robert Simon, ein junger, motivierter Mann, der ein heruntergekommenes Lokal auf dem Karmelitermarkt übernimmt und schließlich nach umfangreicher Renovierung ein eigenes Cafe' eröffnet - das Cafe' ohne Namen.
Seethaler porträtiert die einfachen Leute, Marktverkäufer oder Fabrikarbeiter. Er ist ein genauer und respektvoller Beobachter, der unaufgeregt und unspektakulär erzählt, aber dennoch mit seiner klaren Sprache eine authentische Atmosphäre schafft und den Zeitgeist einfängt.
Das Cafe' ohne Namen ist ein Roman voller Episoden und Anekdoten, aber auch eine Milieustudie. Seethaler konnte mich mit diesem Roman fesseln, allerdings ist es für mich nicht sein bester, aber dies ist Kritik auf hohem Niveau.

Bewertung vom 05.06.2023
Leonard und Paul
Hession, Rónán

Leonard und Paul


sehr gut

R. Hession hat einen warmherzigen und unaufgeregten Roman geschrieben, in dem er die Geschichte zweier bester Freunde erzählt. Leonard und Paul sind zwei introvertierte, liebenswerte, junge Männer, Außenseiter, die in einer lauten Welt oft übersehen werden. Paul arbeitet als Aushilfsbriefträger und lebt noch bei seinen Eltern. Leonard ist als Ghostwriter für Kinderenzyklopädien tätig. Beide sind behütet aufgewachsen und werden von den übrigen Familienmitgliedern so akzeptiert wie sie sind. Die beiden Freunde treffen sich regelmäßig zu Spieleabenden. Ohne zu viel verraten zu wollen, das Leben der beiden wird von einigen Ereignissen bzw. Veränderungen durchkreuzt. Entscheidungen müssen getroffen werden.
Hession erzählt die Geschichte ruhig und authentisch. Ihm gelingt eine Beschreibung des Kleinen und Alltäglichen ohne Effekthascherei. Es ist ein Roman der leisen Töne, der klug und reflektierend über das einfache Leben erzählt. Empfehlenswert!

Bewertung vom 25.05.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

T.C. Boyle hat einen schonungslosen Roman über das Thema unserer Zeit, dem Klimawandel, geschrieben. Naturkatastrophen bedrohen zunehmend unser Leben. Brände zerstören Lebensgrundlagen in Kalifornien, Florida wird von Überschwemmungen hart getroffen. Mittendrin eine amerikanische Familie, deren Alltag nicht nur von der Klimakatastrophe betroffen ist, sondern auch von persönlichen Schicksalsschlägen.
Catherine muss sich einen Tigerpython kaufen, obwohl sie überfordert ist und zu viel Alkohol trinkt. Dies kann nicht gutgehen: die Schlange tötet ihre Tochter. Cat's Bruder Cooper verliert seinen Arm aufgrund eines Zeckenbisses. Die Mutter der beiden versucht ein bisschen die Welt zu retten, in dem sie Insekten züchtet und isst.
Der Roman ist eine Familientragödie und zugleich ein Klimaroman.
Boyle zeichnet ein düsteres und erschreckendes Bild. Erschreckend vor allem, weil die Klimakatastrophe so realistisch erscheint. Die Grundstimmung in dem Roman ist bedrückend, führt uns der Autor doch vor Augen, welche Konsequenzen unser Verhalten hat.
Die Geschichte hat mich sofort gepackt und wird noch lange nachhallen. Eine ganz klare Leseempfehlung!