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Benutzername: 
Sabsisonne
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 64 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2023
Der Bojenmann
Schlenz, Kester;Jepsen, Jan

Der Bojenmann


weniger gut

Lokalkrimi
In Hamburg tauchen mehrfach plastinierte Leichen von asiatischen Seeleuten auf. Kommissar Knudsen versucht dem mit Hilfe seiner Kollegin Dörte Eichhorn und seines besten Freundes Oke Andersen auf den Grund zu gehen.
Erzählt wird die Geschichte u.a. auch aus Sicht des Täters, beginnend mit seiner Kindheit.

Die Idee dieses Krimis ist gut, bei der Umsetzung gibt es einige Mängel. Es gibt zwar spannende Momente, ein Spannungsbogen wird nicht erzeugt. Auch erlangen die Protagonisten keine Tiefe in ihrer Beschreibung. Dass die Leserin in einem Krimi etwas Neues über den Ort, die Gegend erfährt, sollte eher unterschwellig daherkommen und nicht in der Form eines Reiseführers.
Über das Ende habe ich mich dann sogar geärgert. Ein Opfer nach so langer Zeit einfach freizulassen, das wirkt doch sehr unglaubwürdig.
Ob ich mir aufgrund des Cliffhangers noch einen zweiten Teil antue, weiß ich noch nicht.

Bewertung vom 09.03.2023
Die marmornen Träume
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


weniger gut

Nichts für zartbesaitete Leser:innen

Die sogenannten Adlonfrauen, Ehefrauen hochrangiger Nazi Funktionäre, treffen sich regelmäßig, um ihr Luxusleben zu feiern. Einige von ihnen sind Klientinnen des Psychoanalytikers und Traumforschers Simon Kraus, der sich unauffällig in ihrer Gesellschaft bewegen kann.
Als einige dieser Adlondamen Opfer eines brutalen Mörders werden, soll SS-Offizier Franz Beewen diese Verbrechen aufklären. Gemeinsam mit Kraus und der alkoholabhängigen Anstaltsleiterin Minna von Hassel begibt er sich auf falsche Fährten. Bis zur Aufklärung des Falls muss die Leser:in viel Brutalität, am Ende die ganze Grausamkeit der Nazidiktatur ertragen.

Da ich schon einige Bücher von Grangé gelesen/gehört habe, bin ich mit seiner brutalen Erzählweise vertraut. Was mich hier besonders gestört hat war, dass die Grausamkeiten so nebenbei geschehen. Juden werden auf die Straße getrieben, Roma vernichtet, Krieg begonnen und das alles hat keine Auswirkungen auf die drei Ermittler oder das Leben in Berlin. Die schönen Adlondamen feiern weiter und auch Kraus kann weiter praktizieren. Als beide Mediziner ihre Wirkungsstätten verlieren, ziehen sie einfach in die Hassel’sche Villa. Beewen wird degradiert, ist zwar nicht begeistert, geht aber weiter brav zur Arbeit. Und auch als ihnen der Fall weggenommen wird, ermitteln sie weiter. Sie fahren über weite Strecken mit dem Auto, trotzdem Benzin rationiert ist. Auch der Vorrat an Alkohol und Lebensmitteln reißt nie ab. Es gab noch einiges mehr, was mich gestört hat oder auch unlogisch war.
Und wenn das Leben einfach so weiterläuft, hätte es den grausamen Hintergrund für die Erzählung gar nicht gebraucht.

Ich werde diesen Roman nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 02.02.2023
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


gut

Schöne Sprache - schreckliche Geschichte
Das kleine, haptisch sehr angenehme Buch mit warmem Cover kommt sehr sprachgewaltig, teilweise lyrisch daher. Es ist die Geschichte von Hans, der mit seinen Eltern auf eine kleine Insel in einem See zieht, wo die Familie fast autark lebt. Allerdings ist das Verhältnis der Familienmitglieder untereinander mehr als lieblos. Hans fühlt sich zwar als König der Insel, vermisst aber einen Freund, mit dem er sein Inselleben teilen kann. Und auch wenn Hans in die Schule und später in eine Besserungsanstalt muss, bleibt er ein Leben lang für sich, bleibt Hans eine Insel. Alles, was von ihm bleibt, ist die Erzählung vom Inselmann.

Die Geschichte ist wunderschön geschrieben. Der Inhalt hat mir hingegen gar nicht gefallen. Hans hatte kein schönes Leben. Er wurde von seinen Eltern nicht geliebt und das Schicksal hat ihm sogar sehr böse mitgespielt.
Keine Leseempfehlung für sensible oder gar depressive Menschen!

Bewertung vom 20.11.2022
EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1
Jensen, Jens Henrik

EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1


weniger gut

Agententhriller
Jan Jordis Kazanzki ist ein kaltgestellter CIA-Agent, der nach dem Verlust seiner Familie zum Alkoholiker wird.
Überraschend soll er eine Mission in Krakau durchführen, wo ihm gleich mehrfach nach dem Leben getrachtet wird. Auf der Suche nach der ominösen Witwe kreuzen zwei Frauen, die sich beide in ihn verlieben, seinen Weg.

Mir ist es schwer gefallen, Kazanski überhaupt sympathisch zu finden. Egal ob er saufend am offenen Fenster sitzt oder mit komplett nassen Klamotten im Bett liegt, er hat es mir nicht leicht gemacht. Eigentlich schleppt er sich nur durch die Handlung, der die Leser:in das Alter doch sehr anmerkt. Autoschiebereien und gekidnappte Atomwissenschaftler sind Themen aus vergangenen Zeiten.
Und dann noch der Verräter in den eigenen Reihen und ein doch nicht Toter, das ist alles so vorhersehbar, dass die Spannung auf der Strecke bleibt.
Über den Epilog hab ich mich dann sogar geärgert. Darin wird jeder Handlungsstrang so abschließend behandelt, dass auch nicht der kleinste Fitzel für die Fantasie übrig bleibt.
Ich hab keine Lust auf weitere Teile.

Bewertung vom 05.11.2022
Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
Sträter, Torsten

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen


ausgezeichnet

Gute Laune

Jeden Tag einer dieser launigen kleinen Geschichten und der Tag ist gerettet. Wir haben zur Zeit alle wenig zu lachen, da ist der Herr Sträter sehr hilfreich.
Zwischen qualifiziertem Unsinn und berechtigter Gesellschaftskritik fühlte ich mich jederzeit gut unterhalten, kleine und große Lacher inclusive. Auch wenn ich nicht immer mit ihm einer Meinung bin, da ich zum Beispiel gern und fast ausschließlich dunkle Schokolade esse, kann ich mich trotzdem amüsieren.

Da ich sowohl gerade in seinem Programm „Schnee, der auf Caren fällt“ war als auch seine Sendung im TV verfolge, höre ich ihn natürlich in meinem inneren Ohr jede Geschichte vorlesen, was nochmal einen besonderen Effekt hat.

Schön auch, dass ich hier mal wieder ein gebundenes Buch in den Händen halten konnte. Im Zeitalter der Paperbacks ein Hochgenuss.

Wer gern mal wieder etwas zu lachen haben möchte, sollte hier unbedingt zugreifen. Auch als Geschenk bestens geeignet.

Bewertung vom 16.10.2022
Meine Grenze ist dein Halt
Imlau, Nora

Meine Grenze ist dein Halt


ausgezeichnet

Guter Einstieg

Hätte es so ein Buch früher gegeben als meine Kinder noch klein waren, ich wäre mehr als dankbar gewesen.
Ich wurde nach dem alten Schema Strafen, Prügel und Konsequenz erzogen. Wenn ich nun versuchte, eher auf Augenhöhe zu erziehen, kamen von außen viel Unverständnis und vor allem gute Ratschläge.
Diese Buch hätte mich in meiner Position unterstützt und mich resilient gegen Widerstand von außen machen können. Und es hätte mich vor allem angeleitet, meine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen
Hier wird nicht nur erklärt, es werden auch praktische Tipps im täglichen Umgang mit den Kindern aber auch mit sich selbst gegeben. Letzteres macht das Buch so wertvoll.
Und ja, hier werden nicht die großen Probleme besprochen. Aber dafür gibt es eine Liste im Anhang, die Bücher zum Weiterlesen empfiehlt.

Wer seine Kinder Bedürfnis orientiert erziehen möchte, für den ist dieses Buch der richtige Einstieg.

Bewertung vom 13.09.2022
Die Wolkenstürmerin
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


sehr gut

Starke Frau
Marlene ist eine junge Frau in den 50er Jahren, in denen Kanzler Adenauer die Frauen an den Herd zurückruft. Aber sie und ihre Freundin Cleo verkörpern schon zu dieser Zeit erstaunlicherweise das neue Frauenbild: selbstbestimmt, ehrgeizig und selbstbewusst. Das fällt Marlene auch deshalb leicht, weil ihr Vater sie schon früh in seinem Kleinflugzeug mitgenommen hat, sie den Pilotenschein hat machen lassen und ihr 50% der Firmenanteile vermacht hat.
Um die Firma wieder voranzubringen, gründet sie ein Flugtaxiunternehmen, das trotz einiger Hindernisse gut angenommen wird. Wer ihr aus der eigenen Familie dabei schaden will, ist von Anfang an klar.

Gleichzeitig wird eine Liebesgeschichte erzählt, die auch mit Widrigkeiten zu kämpfen hat.

Dieses Buch hat mich an einem Urlaubstag gut unterhalten. Die Geschichte ist schön erzählt, kurz vor dem Ende sogar richtig spannend. Wer einfach nur mal unterhalten werden will, sollte hier zugreifen.

Bewertung vom 25.08.2022
Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1
Goldammer, Frank

Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1


ausgezeichnet

Zwiespältig
Nicole Schauer lässt sich von Hamburg nach Dresden versetzen und bekommt sofort einen Vermisstenfall auf den Tisch. Ihr Partner ist Felix Bruch, der autistische Züge aufweist, wortkarg, nicht empathisch und eigenbrödlerisch ist.
Aber auch Nicole kämpft mit Dämonen, die sie in Aggressivität umwandelt.

Diese beiden komplizierten Charaktere sollen nun ein verschwundenes Mädchen finden. Der nicht sehr feinfühlige Bruch zieht sich dabei häufig den Zorn seiner Partnerin zu. Aber irgendwie raufen sich die beiden auf ihre jeweils sehr eigene Art zusammen.

Zu Anfang ist die Leser:in erstaunt über die vielen merkwürdigen Typen, die in diesem Buch auftauchen. Auch hat die Geschichte einige Längen. Die ausufernden Schilderungen über die nächtlichen Durchsuchungen des einsturzgefährdeten Anwesens fand ich eher langweilig als spannend.

Und doch möchte ich wissen, was Felix Bruch Schreckliches passiert ist, wer ihm seine Psychopharmaka besorgt und warum er so ist, wie er ist. Daher gebe ich dem Autor eine zweite Chance und werde mir auch den zweiten Teil antun.

Bewertung vom 18.08.2022
Aufbruch
Blum, Susann

Aufbruch


ausgezeichnet

Achtung Suchtgefahr!
Das Cover fasst den Inhalt schon gut zusammen: Die Gefangene, die doch frei ist wie der Schmetterling, wenn auch nur durch Verdrängung und in Gedanken.
Gefangen sind Elly, Lenny, Freya und Loris bei den Blings. Warum das so ist, wie sie dahin gekommen sind, was vorher war, all das weiß Elly, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, nicht.
Aber die Gefangenen brechen auf in Richtung Freiheit. Obwohl jeder Kontakt zwischen ihnen unterbunden wird, schafft es Elly, die anderen von ihren Fluchtplänen in Kenntnis zu setzen und sie davon zu überzeugen. Und auch später ist sie mit ihren Intuitionen und Visionen ein wertvoller Teil der Gemeinschaft, in der jeder seinen Platz findet.

Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie ein Mensch, der weitestgehend isoliert gehalten wird, so viele kluge Gedanken, fast schon philosophischer Art entwickeln und dabei auch noch reflektieren kann. Oder liegt es gerade an der Isolierung, die wenig Ablenkung bietet?

Auf jeden Fall ist das Buch so spannend geschrieben, dass ich es nicht zur Seite legen konnte und es an einem Tag quasi weggesuchtet habe. Und natürlich bin ich gespannt auf Lichtspiel und Freigeist.
Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.08.2022
Die Ewigkeit ist ein guter Ort
Noort, Tamar

Die Ewigkeit ist ein guter Ort


ausgezeichnet

von Liebe und Sinn

Schon das Cover dieses Buches ist ansprechend: eine junge Frau geht auf einem Seil, dessen Ende nicht sichtbar ist.
Elke hat Theologie studiert und soll nach dem Wunsch der Eltern die Gemeinde des Vaters übernehmen. Aber plötzlich leidet sie an “Gottesdemenz”: Sie kann weder Gebete sprechen noch aus der Bibel vorlesen.
Sie lebt bei Jan, dem sie sich zwar nah fühlt, es aber nicht ist. Eigentlich leben sie nebeneinander. Jan arbeitet selbstständig zu Hause, kocht gern und viel und geht nebenbei in seinem Schrebergarten auf. Aber abgesehen davon, dass Elke Jans hervorragend zubereitete Speisen isst, nimmt sie an seinem Leben nicht teil. Und genauso wenig teilt sie ihr Leben mit ihm.
Als ihr Leben durch die “Gottesdemenz” aus den Fugen gerät, schließt sie sich einer Truppe von Motorrad-Steilwand-Fahrern an. Aber auch hier versagt sie.

Am Ende geht es für mich in diesem Buch um die Liebe: die Liebe zu den Eltern, Geschwistern, Freunden aber auch die zum Leben, zur Arbeit, zu Gott.
Und speziell im letzten Fall auch um ihre Abwesenheit.

Auf jeden Fall ein Buch für alle Menschen: für Liebende, für Zweifler, für Suchende, für Gläubige, für Ungläubige und für die, die einfach mal wieder gut unterhalten werden wollen.