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Benutzername: 
Sabsisonne
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 76 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2024
Ein falsches Wort
Hjorth, Vigdis

Ein falsches Wort


ausgezeichnet

Triggerwarnung: Depression, Alkohol, Missbrauch etc.

Nach den „Wahrheiten meiner Mutter“ nun ein beklemmendes Bild einer dysfunktionalen Familie. Vor dem Hintergrund eines Erbstreits wird um die Vergangenheit gestritten. Vier Kinder wachsen in einer Familie auf, aber alle mit sehr unterschiedlichen Beziehungen zu den Eltern. Die Ich-Erzählerin bricht mit dieser Familie, gerät aber durch das Erbe immer wieder in ihre Fänge.

Vigdis Hjorth hat hier auf ihre ganz eigene Weise und mit ihrem besonderen Schreibstil das Bild einer gar nicht so ungewöhnlichen Familie gezeichnet. Die Leser:in ist ganz fest mit der Ich-Erzählerin Berglijot verbunden, erlebt ihre Emotionen, Depressionen, Verzweiflungen mit. Sie hat zwar Freundinnen, einen Freund und Kinder die ihr wohlgesonnen sind, aber am Ende kreisen ihre Gedanken um ihre Kindheit, wiederholen sich und sie bleibt mit den Problemen allein.

Hjorth deckt hier in großartiger Weise auf, was gern verborgen geblieben wäre. Nämlich wie prägend die Kindheit ist und wie weit sie in unser Erwachsenenleben strahlt. Kurz gesagt: wie sehr Eltern ihre Kinder kaputtmachen können.
Diese Erkenntnis, die nicht wenige Menschen betrifft, ist manchmal schwer zu ertragen.

Ich habe das Buch sehr gemocht, auch wenn es psychisch teilweise belastend war.

Bewertung vom 25.01.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


sehr gut

Paris unterm Hakenkreuz
Ich hatte in letzter Zeit so viele schöne Bücher in der Hand, dass ich schon ein wenig erschrocken über dieses einfache Paperback war. Das düster gehaltene Cover passt allerdings dazu und auch zum Inhalt des historischen Krimis.

Es ist der zweite Band über Eddie Giral, der während der deutschen Besetzung Frankreichs als Ermittler bei der französischen Polizei tätig ist. Dass das nicht immer einfach ist, mit vielen Kompromissen einhergeht und einer großzügigen Auslegung des geltenden Rechts bedarf, versteht sich von selbst. Bei allen Lügen, Vertuschungen, Straftaten bleibt Eddie moralisch meist auf der richtigen Seite.
Aber nicht nur die Ohnmacht gegenüber den Besatzern wird eindrucksvoll geschildert, auch der Hunger nimmt einen großen Stellenwert ein.

Das alles wird so lebendig erzählt, dass die Leser:in sich tatsächlich in das Paris der 40er Jahre fühlen kann.

Auch wenn ich mir in der Mitte des Buches die Frage gestellt habe, wie viele Ermittlungen Eddie nebenbei noch führen möchte und ob der Autor nicht das ein oder andere zum besseren Verständnis einfach hätte weglassen sollen, hab ich diese historische Erzählung doch gern gelesen.

Wer auch Interesse an Historischem und hier besonders am 2. Weltkrieg mit all seiner Schrecklichkeit hat, dem sei diese Reihe empfohlen.

Bewertung vom 13.11.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


weniger gut

gute Idee - schlecht erzählt
Die Idee des Buches war grundsätzlich gut und hätte auch eine spannende Geschichte werden können.
In einer dystophischen Zukunft lebt Harriet am unteren Ende der Gesellschaft. Durch eine zufällige Begegnung schleichen sich fremde Erinnerungen ein, denen sie auf den Grund gehen möchte.

Ich habe diese Erzählung als wenig spannend empfunden. Harriet fährt nach München, wo die Umstände ihr ein ganz anderes Leben schenken. Das nimmt sie aber einfach so hin. Das bessere Essen wird mit keinem Wort erwähnt. Auch das Prozedere, wie sie an ihr Geld kommt, ist keine Erklärung wert. Sie hat es jetzt einfach. Nachdem die Leser:in Harriet so lange begleitet hat, was auch nicht wirklich spannend erzählt wird, kommt die Auflösung dann sehr schnell daher. Plötzlich taucht ein Mensch auf, der große Schuld auf sich geladen hat, aber die Konsequenzen, die daraus erwachsen, werden wieder nicht thematisiert. Vieles wird sozusagen anerzählt, aber nicht weiter verfolgt.
Während die erste Hälfte etwas langatmig, fast langweilig ist, wirkt der zweite Teil wie eine grobe Skizze, die noch nicht auserzählt ist.

Fazit: Eine gute Idee, die schlecht umgesetzt wurde.

Bewertung vom 06.11.2023
Wie Sterben geht
Pflüger, Andreas

Wie Sterben geht


ausgezeichnet

Leseempfehlung

Schon mal einen super-spannenden Agententhriller gelesen, dessen Happy-End zum Weinen schön ist? Bitte sehr, hier ist er!

Schon das Cover ist sehr gelungen. Wir sehen die Glienicker Brücke, darunter Wasser, was sich im blauen Schnitt fortsetzt.
Und dort fängt auch die Erzählung an. Bei einem Agentenaustausch auf der Brücke geschieht Unfassbares.
Die Geschichte von Nina beginnt allerdings 4 Jahre früher, als sie zur Agentin ausgebildet wird, um einen Informanten aus den inneren Kreisen des Kremls zu führen. Das gelingt ihr nicht nur sehr gut, sie entwickelt sich zu einer der besten ihrer Zunft. Es tauchen neue Mit- und Gegenspieler auf, die ein oder andere Wendung hält die Spannung hoch und bis zum Schluss ist nicht bei allen Protagonisten klar, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört. Die Leser:in lebt, liebt, friert, denkt und handelt mit Nina, taucht vollkommen in ihr Leben ein.

Die Geschichte hat mich sofort gefangen genommen. Ähnlich wie bei der Jenny Aaron Reihe wollte ich das Buch weder aus der Hand legen, noch wollte ich, dass es zu Ende geht. Darum höre ich mir die Trilogie auch regelmäßig wieder an, hervorragend gelesen von Nina Kunzendorf. Empfehlung! Jenny wird übrigens in diesem Buch hier erwähnt, was ich sehr schön finde.

Danke Andreas Pflüger für diesen sehr unterhaltsamen, spannenden und immer wieder überraschenden Agententhriller.

Bewertung vom 08.09.2023
Die Wahrheiten meiner Mutter
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


sehr gut

Sprachlosigkeit
Johanna ist ihren eigenen Weg gegangen. Sie hat nicht Jura studiert, ist nicht mit dem Anwalt verheiratet geblieben und hat ihr Leben mit der Familie verbracht. Sie ist aufgebrochen, hat ihre Leidenschaft gelebt und eine eigene Familie auf einem anderen Kontinent gegründet.
Nun verschlägt sie das Schicksal in die Stadt, wo ihre Herkunftsfamilie wohnt.
Sie möchte ihre Mutter treffen und sich erklären, aber jeder Kontakt wird unterbunden.

Wir folgen in den teilweise sehr kurzen Kapiteln den Gedanken und Erinnerungen von Johanna. Sie ist besessen von dem Wunsch, ein Gespräch mit ihrer Mutter zu führen. Die Leser:in wünscht sich immer mehr, dass es doch stattfinden möge, damit sie auch die andere Seite mal hört.

Hier wird eine sprach- und lieblose Mutter-Tochter-Beziehung beschrieben. Die Mutter hält grundsätzlich zum strengen Vater, zeigt Verständnis und Bewunderung für die Tochter nur in der Zweisamkeit. Die Tochter wünscht sich eine immer liebevolle Mutter, die sie aber über die ganze Kindheit nicht bekommt.
Das ein oder andere ist von Wiedererkennungswert….

Das Cover des Buches hat mich gar nicht angesprochen.
Ansonsten habe ich es an zwei Tagen verschlungen und kann es jedem empfehlen, der in die Gedankenwelt einer unglücklichen Tochter eintauchen möchte.

Bewertung vom 30.08.2023
Skorpion / David Keller Bd.1
Basanisi, Matt;Schneider, Gerd

Skorpion / David Keller Bd.1


sehr gut

Anspruchsvoller Thriller
Die Geschichte ist nichts für Freunde des einfachen Krimis. Hier ist Mitdenken und Erinnern gefragt. Viele Namen und viele Orte sind zu merken und zu unterscheiden. Sehr gut und flüssig geschrieben, lässt sich dem Thriller eigentlich gut folgen, wenn sich die Leser:in all die Namen und Orte merken kann.
Die Fälle sind spannend und umso interessanter, da sie realen Ereignissen nachempfunden sind. Die bekannten (realen) Personen machen die Geschichte realistisch.

Der Spannungsbogen wird die ganze Zeit hoch gehalten, die Sprache ist verständlich, flüssig und leicht lesbar. Mitdenken ist gefragt, aber für den geübten Krimileser kein Problem.

Ich mag solche Kriminalgeschichten, die an die Realität angebunden bzw. von ihr inspiriert sind. Daher von mir eine absolute Empfehlung, wenn auch nicht für jedermann.
Ich freue mich auf weitere Mafiageschichten der beiden Autoren, die in diesem Genre zu Hause sind.

Bewertung vom 14.08.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


gut

Achtung: Vergewaltigungen!
Sara Linton führt ein schönes Leben als Ärztin, wenn sie ihre Karriere und ihr Leben auch mal anders geplant hatte. Sie wurde vergewaltigt und durch eine anschließende Eileiterschwangerschaft kann sie keine Kinder bekommen. Nun lebt sie mit Will Trent und drei Hunden zusammen. Nachdem sie einem sterbenden Vergewaltigungsopfer verspricht, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen, muss sich Sara auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen. Dazu arbeitet sie mit Will, seiner Kollegin Faith und später auch deren Vorgesetzer Amanda zusammen.

Der Thriller von Karin Slaughter ist handwerklich gut gemacht. Auch wenn das Buch gute 500 Seiten hat, liest es sich schnell weg. Die Hauptfiguren werden gut gezeichnet; manchmal wird die Psyche allerdings zu sehr in den Vordergrund gerückt.
Die Geschichte erzählt von toxischer Männlichkeit, Vergewaltigung als Zeitvertreib und dem Leben von reichen Menschen in ihrem Überfluss. Das ist teilweise sehr harter Tobak und sollte von Menschen, die damit Probleme haben könnten, nicht gelesen werden.
Es gibt immer wieder spannende Momente, am Ende passiert allerdings nichts wirklich Unvorhersehbares oder besonders Spannendes. Damit plätschert der Thriller eher seinem Ende entgegen. Dafür gute 3 Sterne!

Bewertung vom 13.06.2023
Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1
Wacker, Florian

Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1


gut

fehlende Spannung
Das düstere Cover hat mich angesprochen.
Und die Geschichte beginnt auch vielversprechend mit dem Tod eines Zollfahnders, der Staatsanwältin vor Ort und dem versierten Polizeikollegen.
Dann werden noch weitere Handlungsorte in Frankfurt, Hongkong und Nantes aufgemacht mit dem Versuch, auch die Personen dort etwas näher zu beschreiben. Das gelingt im Fall von Paul und Mian ganz gut.
Zum Showdown treffen dann alle zusammen, was nicht für jeden gut ausgeht.

Auch wenn die Leser: innen viel über Greta Vogelsang erfahren, speziell was ihre Familiensituation betrifft, bleiben wichtige Teile ihrer Vergangenheit im Dunkeln. Das ist ganz sicher dazu gedacht, die Neugier auf weitere Teile der Reihe zu schüren.

Aber genau da liegt das Problem. Auch wenn der Krimi recht flüssig geschrieben ist, eine Spannung wird hier nicht aufgebaut. Es ist eher eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die zu einem gemeinsamen Ende führen.
Die anschließende Zusammenkunft der verschiedenen Ermittler ist langatmig und endet mit der Ankündigung von Ermittlungen in den eigenen Reihen.

Hier ist also noch deutlich Luft nach oben, um Frau Vogelsang eine erfolgreiche Reihe zu bescheren.

Bewertung vom 05.06.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


sehr gut

Realität und Fiktion spannend verwoben
Es ist ein wirklich schönes Buch. Nicht nur das Cover ist rot-gelb mit einem Anblick von Stockholm, Farben und Ansicht setzen sich auch im Schnitt fort, was dem Buch etwas besonderes gibt.

Die eine Hauptfigur ist Tomas Wolf, ein Polizist mit rechter Vergangenheit, Familienvater, ehemaliger Soldat mit einer bosnischen Geliebten und einem sehr engen Freund und Kollegen, dem er viel zu verdanken hat.
Die zweite Protagonistin ist Vera Berg, auch sie mit einer nicht so blitzsauberen Vergangenheit, Journalistin mit neuer Anstellung in Stockholm, einem Ziehsohn, den sie vor dem kriminellen Vater versteckt und permanenten Geldproblemen.
Diese beiden ermitteln in dem Fall einer Toten, der sich zu einer Serie ausweitet.
Dabei werden reale Ereignisse mit fiktiven so verwoben, dass es eine Freude ist, diesen Kriminalroman zu lesen. Die Spannung wird dauerhaft hochgehalten, da immer neue Nebenschauplätze interessante Einblicke geben. Auch als der Täter schon feststeht, bleiben seine Ergreifung und die Entwicklungen beider Protagonisten weiter spannend.

Auch wenn die Sprache, das Gebaren und der übermäßige Tabak- und Alkoholkonsum sicher in Zeit und Milieu passen, haben mich die beiden letzteren doch sehr gestört. Wer ein Suchtproblem hat, sollte dieses Buch auf keinen Fall lesen.

Ich freue mich schon auf den nächsten Teil, da gleich zwei Cliffhanger die Spannung weiterhin hoch halten.

Bewertung vom 01.06.2023
Die Sache mit dem Wald
Herzog, Sven

Die Sache mit dem Wald


sehr gut

Gespräche über Bäume
Dieses Buch befasst sich mit neuen Perspektiven und Konzepten für das Ökosystem Wald. Dazu wird in die Geschichte des Waldes und seine Entwicklung geschaut. Aufgelockert wird das durch viele Fotos, Erklärungen in Kästen und das ein oder andere Diagramm. Daher liest es sich auch als Laie sehr gut und verständlich.
Dass sich vieles im Bereich des Waldes und von Naturschutzgebieten ändern muss, ist sicher jedem klar und wird hier noch einmal verdeutlicht.
Allerdings bleibt es zwischendurch auch bei einem „Könnte-so-sein“. Sicher hat kein Wissenschaftler die Weisheit für sich gepachtet und vieles ist im Verlauf der Jahre zu betrachten. Aber genau deshalb müssen wir ins Tun kommen. Egal, wer oder was hier Schäden verursacht hat, wir müssen den für unser Überleben so wichtigen Wald mit allen Mitteln schützen.

Zu diesem Fazit kommt am Ende auch Sven Herzog: „So können viele Gespräche über Bäume dazu beitragen, dass auch Generationen nach uns herrliche Wälder…….erleben dürfen.“