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booklooker2
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Neuburg an der Donau

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 04.03.2022
Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


sehr gut

Pakt mit dem Teufel ?
Zunächst mal möchte ich das wunderbare Cover loben: in einem Bild, metallic grün, gespenstische Nacht, wirkt alles bedrohlich.. ohne ein Wort gelesen zu haben, kommt schon die Vorstellung, um was es geht.
Dies ist der zweite Teil einer Serie um den Kriminalkommissar Philipp Gerber, der sich in seinem ersten Fall das Vertrauen von Kanzler Adenauer gesichert hat. Und diesmal geht es um eines der immer noch ungeklärten Fälle der jungen Bundesrepublik: kaum ist ein Geheimdienst im neuen Westen installiert, verschwindet dessen Präsident, Otto John. Gesichtet wird er kurz darauf in Ost-Berlin, der neuen DDR. Wurde er entführt oder hat er freiwillig die Seiten gewechselt ? Gerber ( oder wie Adenauer immer sagt: "Jerber"), muss zu seinem Entsetzen feststellen, dass auch seine Geliebte Eva in den Osten gefahren ist und dort mit John gesehen wurde. Ist sie dort als Reporterin oder hat sie ihn ein Jahr lang über sich getäuscht...?
Was mir an diesem Roman vor allem gefallen hat, waren die gut recherchierten Hintergründe im Fall John. Ich habe mich - am Ende findet sich auch eine Zeittafel - nach den ersten Kapiteln bei wikipedia schlau gemacht, da mir der Einstieg etwas schwer fiel. Wäre gut gewesen, wenn ich das erste Buch gekannt hätte und mit dem Personal schon vertraut gewesen wäre. Im weiteren Verlauf steigt man aber tief in die Geschichte ein, die Anfänge nach der Gründung der Bundesrepublik, die Spionage im Kalten Krieg, der Aufbau der Ruinen - alles sehr plastisch geschildert. Wunderbar auch Adenauers Antwort , als Gerber damit hadert, dass viele ehemalige Nazis Verwaltungsstellen einnehmen: " Jetzt stellen Se sich mal vor, Se dringend auf Wasser anjewiesen, haben aber kein frisches. Würden Se dann das schmutzje, was Se haben, wegschütten ?" eine wahrlich pragmatische Einstellung...
Einen Punkt Abzug gibt es , weil mich die Art der Erzählung nicht so begeistert hat, relativ einfache Sprache, die Geschichte braucht auch länger, bis sie Fahrt aufnimmt. Wegen des geschichtlichen Hintergrunds aber doch für Leser von Spionageromanen sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 06.02.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Richard Osman ist in England eine Kultfigur als Moderator bei BBC und vor allem durch seinen Witz bekannt.
Wunderbar, dass er diesen jetzt auch in Büchern verarbeitet und vor allem im "Donnerstagsmörderclub". Im zweiten Band dieser Serie ( davon gehe ich aus.. ) haben es die rüstigen Rentner der Seniorenresidenz Coopers Chase mit mehreren Agenten des MI 5 zu tun. Denn der Ex-Mann von Elizabeth soll Diamanten im Wert von 20 Millionen Pfund mal eben von einem Verdächtigen "mitgenommen" haben und wendet sich hilfesuchend an seine Exfrau. Blöd nur, dass er tatsächlich nicht widerstehen konnte und sie bei einem "dienstlichen" Einbruch - leider unter Videoüberwachung - eingesackt hat. Jetzt ist der eigentliche Besitzer hinter ihm und seiner beschützenden Begleitung her....
Das bereits aus dem ersten Band bekannte Quartett mit Elizabeth ( clevere, tonangebende Exfrau des Gejagten und ehemalige MI 5 Agentin), Joyce ( die gute Seele der vier und immer auf Kippe zwischen naiv und scharfsinnig ), Ibrahim ( bedächtiger Psychologe, der sich selbst im Weg steht) und Ron ( Draufgänger mit Herz) wollen ihm aus der Klemme helfen, mit mehr oder weniger Erfolg....
Eine sehr gelungene und witzige Geschichte, das Buch lebt von den Dialogen, die scharfsinnig und ironisch daherkommen und wie Ping-Pong- Bälle hin und her fliegen. Ein wunderbarer Pageturner, mit dem man sich kuschelig traurige Winterabende vertreiben kann.

Bewertung vom 06.02.2022
Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1
Deen, Mathijs

Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Als erstes fiel mir an dem Buch die wunderbare Aufmachung auf: ein stimmungsvolles Titelbild, das schon die Ruhe, die sich durch das ganze Buch zieht, vorwegnimmt , aber mit drohender Wolkenkulisse im Hintergrund. Dann - sehr ungewöhnlich - die Nennung des Übersetzers im unteren Teil des Covers. Da hat mir schon mal sehr gefallen. Den Autor kannte ich bis dahin nicht und er hat mich als echtes Südlicht unseres Landes in eine andere Welt versetzt.
Denn es spielt an der Nordseeküste, im Herbst, wenn die Saison zu Ende ist und sich ein paar Extremwattwanderer auf den Weg machen, um vom ostfriesichen deutschen Festland nach Borkum, der letzten Ostfrieseninsel an der deutschen Grenze durch einen Priel zu wandern. Es gibt nur sehr wenige Gelegenheiten, wenn Wasser und Wind günstig sind, diese Strecke über das Watt zu durchlaufen. Zudem muss man zumindest einige Stunden in einer Art Käfig an Stangen im Meer verharren, wenn das Wasser unter einem durchläuft. Das fand ich schon sehr gruselig, aber im Grunde ist das wie bei Extrembergsteigern: für das Ziel nimmt man alles in Kauf.
Doch kurz vor dem Beginn der Wanderung kommt die Absage eines der Wanderfreunde. Da gehen die beiden Freunde los, doch nur einer kommt ans Ziel. Der andere wird tot auf einer Sandbank angeschwemmt.
Im entbrennenden Zuständigkeitsstreit zwischen der deutschen und der holländischen Polizei, wem die Leiche nun "gehört", mischt sich eher von der Außenseite Liewe Cupido ein, geborener Holländer mit deutschen Wurzeln. Von Anfang an - das hat mit Strömung und Winden zu tun - glaubt er nicht an einen Unfall. Seine größte Fähigkeit ist seine Gabe zu schweigen und logisch an die Sache heranzugehen. Schritt für Schritt deckt er die Geschehnisse in dieser Nacht auf.
Mir hat dieser Krimi unglaublich gut gefallen. Sehr literarisch geschrieben, fängt der Autor die Stimmung im hohen Norden ein. Ungewöhnlich für mich auch die Vornamen, habe ich teilweise noch nie gehört, obwohl es in einem Teil Deutschlands spielt. Der Fall ist spannend, nie langweilig und erst im letzten Drittel wird einem klar, wer hier gehandelt hat, aber man weiß noch nicht, wie es gelang.
Hilfreich war absolut die große Karte in der Innenseite des Buchumschlages. Genauso hilfreich wäre noch ein Glossar für die Fachausdrücke gewesen. Nipptide wird mal erklärt, den Fender musste ich nachschauen....
Von mir eine absolute Leseempfehlung für Freunde des ruhigen literarischen Krmis ohne überflüssige Action.

Bewertung vom 23.01.2022
Kleine Philosophie der Begegnung
Pépin, Charles

Kleine Philosophie der Begegnung


sehr gut

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir selten bei einer Buchbesprechung so schwer getan habe wie dieses Mal. " Die kleine Philosophie der Begegnung" ist gar nicht so klein, auch wenn das Buch nach einer eher kurzen Lesezeit aussieht.
Vielmehr merkt man, dass der Autor sich mit dem Thema Begegnungen ausührlichst beschäftigt hat, in allen möglichen Varianten darüber sinniert und für mich auch durchaus interessante Blickwinkel auf eine zufällige, aber auch absichtliche Begenung hat.
Zunächst beschäftigt er sich damit, die Zeichen einer Begegnung auszuloten, es geht nicht nur um Liebe, sondern vielmehr um schöpferische Begegnungen, ´vor allem solche, die einen verändern und weiterbringen. Wer sich immer nur mit Gleichgesinnten umgibt, wird stehenbleiben. Erst wenn man bewußt auf Menschen trifft, die so ganz anders sind, kann mir ein Anderer Flügel verleihen. Er inspiriert mich, wird auch mich ändern, denn ich nehme sein Anders sein wahr und übernehme Verantwortung für ihn.
Im zweiten Teil bei den Bedingungen für eine Begenung ruft er die Menschen auf, Begegnungen bewusst herbeizuführen, seine Räume und eingetretenen Pfade zu verlassen, ohne große Erwartungen auf den Anderen zuzugehen. "Gehe los und sehe" ist sein Ratschlag. Wage es und lass die Gelegenheit nicht entgehen. In diesem Sinne befürwortet er auch Dating-Apps, denn wenigstens beginnt der Teilnehmer seinen Dunstkreis zu verlassen , um Andere kenenlernen zu wollen.
Im letzten Teil geht es dann um die These, dass das wirkliche Leben Begenung ist. dies untermauert der Autor mit vielen Beispielen in veschiedenen Lesarten.
Hmmm, grs. alles sehr interessant, manchmal flüssig und für mich gut verständlich, aber dann wieder zu tief philosophisch, Gedanken, die mich aus dem Leserhythmus brachten mit unendlich vielen Beispielen, manchmal auschweifendst erzählt, vor allem wenn es um französische Dramen, Bücher und Filme geht. Von der Neuzeit in die Antike und zurück. Manchmal musste ich wieder nachlesen, in welchem Kapitel ich mich gerade befinde, so verzweigte sich der Autor in verschiedene Pfade.
Es war jetzt kein echter Genuss für mich, hat mich aber zum Nachdenken gebracht und einige wunderbare Sätze habe ich mir unterstrichen, um sie bei Bedarf wieder zu lesen. Damit hat der Autor bei mir ja doch viel erreicht....

Bewertung vom 06.01.2022
Perfect Day
Hausmann, Romy

Perfect Day


ausgezeichnet

Das ist das erste Buch, das ich von Romy Hausmann gelesen habe. Und war sehr überrascht: eine deutsche Autorin und so ein Pageturner ! Spannend von der ersten Minute an. Allein schon die Ausgangssituation wird aus ungewöhnlicher Persepektive erzählt: der kreuzbrave Professor der Philisophie, Dozent und treusorgender Vater, etwas lebensfremd, wird des Mordes an zehn sehr jungen Mädchen angeklagt, noch dazu mit einer höchst blutigen Mordmethode und roten Schleifen an Bäumen. Seine Tochter Ann glaubt fest an seine Unschuld und will diese im Alleingang beweisen, als sogar sein Verteidiger, der alte Freund Ludwig, eine Verurteilung kommen sieht. Zudem wird Ann bedrängt als Tochter des Verdächtigen, der Vater eines Opfers hetzt in diversen Medien gegen den Professor und seine Familie.
Die Geschichte fand ich sehr gut geschrieben, einfach und klar ohne zu viele Beschreibungen, die den Lesefluss in einem Thriller gerne unterbrechen. Ein bisschen wacklig wird für mich die Geschichte, als zu viele Zufälle für mich zusammen kommen, doch die Spannung bleibt stabil, die Figuren sind interessant gezeichnet .
Auch das Cover, das bei dem dritten Buch von Romy Hausmann einen deutlichen Wiedererkennungswert signalisiert, ist gut gemacht und anziehend. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für Thrillerfreunde !

Bewertung vom 03.12.2021
In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10
Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10


sehr gut

Das Cover - als Wiedererkennungswert der Nele Neuhaus Romane wieder in blau gehalten - zeigt uns die Villa Winterscheid, deren Bewohner Teil der Geschichte sind, geheimnisvoll in Nachtlicht getaucht mit dunklen Wolken darüber, sehr stimmungsvoll im Herbst.
Die Story dieses zehnten Falls spielt in der Verlagswelt und hat mir mit einem Zwinkern vieles über den Hintergrund der jährlichen Buchprogramme und den Kampf um gute und auch neue Autoren erzählt. Zu diesem Kampf gehört auch, dass die langjährige Programmleiterin des renommierten, aber etwas angestaubten Winterscheid-Verlages ihren eigenen kleinen Verlag gründen und einige der Bestseller Stars dorthin mitnehmen wollte. Doch dann wird sie vermisst und da sie ihren alten dementen Vater im Haus zurücklässt, war dieser Abgang wohl nicht freiwillig. Pia und Bodenstein, altbekanntes Personal der Neuhauskrimis, machen sich auf die Suche nach ihrer Leiche und treffen bei ihren Ermittlungen auf viele langjährige Wegbegleiter . Heike Wersch war überaus erfolgreich, aber bei vielen im Verlag nicht beliebt. Auch privat war nicht alles rosig, so dass sich schnell viele Verdächtige einfinden.
Daneben spielt das Privatleben der Ermittler wie immer eine große Rolle. Dazu nur so viel: Bodenstein scheint wirklich großartig darin, sich immer an die falschen Frauen zu halten.... dieser persönliche Teil mit sehr ernstem Hintergrund nimmt einen großen Teil des Buches ein, so dass ich mich tatsächlich durch die erste Hälfte ziemlich durchkämpfen musste. Die Krimihandlung gerät fast in den Hintergrund. Das Auftauchen einer zweiten Leiche hätte dem Roman bereits hier gut getan....
Dann habe ich mich aber doch festgelesen, als Schicht um Schicht der Tragödie aufgedeckt wird und sich Fäden entwirren. Mit einem guten Glas Rotwein am Abend habe ich mich doch wieder gut unterhalten gefühlt und hoffe auf einen elften Roman mit dem altbewährten Team. Ich würde sie doch sehrvermissen !

Bewertung vom 17.10.2021
Das Geheimnis des Bücherschranks
Skybäck, Frida

Das Geheimnis des Bücherschranks


gut

Das Cover des Buches mit Bücherschrank, Katze und Lesesofa fand ich sehr einladend und doch wurde ich davon getäuscht. Denn eigentlich ist das keine gemütliche Geschichte über Geheimnisse im vollgestopften Bücherschrank seines lesefreudigen Eigentümers, sondern eine richtig traurige und ernsthafte Geschichte um den Italiener Luca, der als Widerständler in Schweden jüdischen Dänen zur Flucht verhalf und eines Tages verschollen blieb. Anna, seine junge große Liebe aus besserem Haus bleibt in ihrem Schmerz nichts anderes, als den von den Eltern ausgewählten Sohn mit reichem Hintegrund zu heiraten. Als Anna Großmutter ist und im Krankenhaus landet, kümmert sich ihre Enkelin Rebecka liebevoll um sie und entdeckt Briefe und ein Foto von Luca in diesem Bücherschrank. Sie recherchiert und entdeckt die schmerzliche Geschichte dahinter. Im Buch wird dies parallel zur heutigen Liebesgeschichte von Rebecka und ihrer Beziehung mit Joar erzählt . Rebeckas Probleme sind eher beziehungstechnischer Natur und beide Erzählstränge passen für mich von ihrer Tiefe her einfach nicht zusammen. Ich finde auch den Erzählstil eher flach und einfach gehalten, passend zum Cover. Diese Geschichte hätte auch ganz anders und viel gehaltvoller erzählt werden können. Alles in allem ganz nett, aber eher nicht meins.

Bewertung vom 11.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Das Cover finde ich schon mal grandios: weiß wie der Schnee, der gegen Ende des Buches fällt, die Vögel und die schwarzen Bäume symboliseiren die Ruhe, die Sue sucht, die Wurzeln stehen für die Familie, die einem eigentlich Halt geben soll. Und dazu ein markantes Rot: Dramatik pur. Ein besonderes Lob für den Grafiker!

Dazu ein haarsträubendes - und das meine ich wörtlich - Psychodrama. Eigentlich geht ja alles harmlos an: wie in vielen Familien bereitet sich Esther mit ihren Lieben auf Weihnachten vor. Alles soll perfekt sein, der Baum , die Geschenke, das Essen. Das macht schon mal Druck, doch dann steht auch noch ein Besuch bei ihrer Schwester Sue an, den Esther damit begründet, dass diese allein in einem großen Haus im Wald lebt und psychisch labil ist. Ein Besuch von Sue bei ihrer Schwester und deren Familie endete wohl ziemlich ungut, so dass sich Esther verpflichtet fühlt , dieses Jahr vor dem Fest vorbeizuschauen.
Und auch dem Leser suggeriert diese Begegnung, dass mit Sue wohl einiges nicht stimmt. Sie verbarrikadiert sich in ihrem Haus, scheint krank , in sich gekehrt. Esther kümmert sich als große Schwester besorgt, ihre Gedanken werden in den einzelnen Kapiteln glaubhaft dargestellt, da würden wir doch alle versuchen, Sue aus ihrem Elend zu holen, oder ? Nach ein paar Kapiteln ändert sich die Waagschale, denn auch Sue beschreibt, wie sie das Verhalten ihrer wohl doch überbesorgten Schwester empfindet. Da hat sich wohl seit Kindheitstagen einiges angestaut, die Perspektive ändert sich und wir werden Teilnehmer eines unglaublich raffiniert aufgebauten Kammerspiels. Es gibt kaum Mitwirkende, hauptsächlich Familienmitglieder. Bis zuum Ende weiß man nicht, wo, in welcher Stadt oder wo auf dem Land das Buch spielt. Und das ist auch nicht nötig, denn die Geschichte ist absolut unabhängig von einem Ort.
Von Kapitel zu Kapitel habe ich mich immer mehr gefragt, wer denn nun der psychisch Kranke ist und konnte mich lange nicht entscheiden. Eine Abwärtsspirale wird in Gang gesetzt, als Leser fühle ich, dass es mit einem Knall enden muss, aber in welcher Form und wann wird immer wieder getwistet, immer wieder kommen neue Elemente dazu, die die Spannung hochtreiben. Noch dazu heißt es im Klappentext, dass eine der beiden zum Messer greift. Wer verliert die Nerven in diesem nervenaufreibenden Krimi ? Dazu die Schreibweise , so steril wie das Haus und die Umgebung, ohne Schnörkel, ein Pageturner der allerbesten Art !!

Bewertung vom 02.09.2021
Die Zeit der Kirschen
Barreau, Nicolas

Die Zeit der Kirschen


sehr gut

Dieses wunderbare kleine Buch hat alles, was ein luftig leichter Frühlingsroman braucht: Paris , die Liebe , gutes Essen, Eifersucht... viele Leser haben die Romanze im ersten Buch über Aurélie und André von Nicolas Barreau verfolgt, was geschickt immer wieder in der Fortsetzung genannt wird und auf dessen Erfolg die weitere zweite Geschichte basiert. Die Liebe der Beiden hat sich gefestigt, doch Unbill bedroht den Alltag: Aurélie, die erfolgreiche Köchin und Besitzerin eines Bistros in Paris wird - in Andrés Augen offensichtlich ! - von einem Sternekoch umgarnt, während Aurélie - wiederum sicher ! - weiß, dass André von einer überambitionierten jungen Buchhändlerin angeschmachtet wird. Dies leugnet er hartnäckig und so werden auf beiden Seiten Zweifel gesät. Die Liebe wird auf eine äußerst amüsante Geduldsprobe gestellt, die auch tränenreiche Momente hervorruft.
Trotzdem ist dies kein Abklatsch des erfolgreichen Erstlings, sondern durchaus wert, eigenständig gesehen und gelesen zu werden. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, Figuren wie der Sternekoch und Andrés Freund Adam sind dazu das Salz in der Suppe.
Der Erzählstil ist witzig, leicht, amüsant, er passt zu einer Komödie und einem Liebesroman, so dass das ganze Buch ein echter Pageturner wird, den man am besten mit raffinierten Häppchen und einem Glas prickelnden Champagner genießt...

Bewertung vom 01.08.2021
Julius oder die Schönheit des Spiels
Saller, Tom

Julius oder die Schönheit des Spiels


ausgezeichnet

Noch bevor ich eine einzige Zeile gelesen hatte, war ich vom Cover des Buches fasziniert. Gut gestylt sitzt da eine Runde Sportler, offensichtlich Tennispieler, ganz im Stil der 20er Jahre, sehr lebendig in Szene gesetzt. Das katapulitierte mich sozusagen in diese goldenen Jahre hinein, als alles leicht und offen schien, auch das Verhältnis zwischen Mann und Frau, geradezu modern. Denn die kommenden dunklen Jahre sollten Deutschland hier jahrzehnte-, wenn nicht jahrhundertelang zurückwerfen.
Ich wusste, die Geschichte handelt von dem Jungen Julius, angelehnt an das Leben Gottfried von Cramms, dessen Name auch ein Nicht-Tennisspieler wie ich schon mal gehört hatte, mehr nicht. Tom Saller erzählt uns dessen Leben in Romanform nach, von der priviligierten Jugend als Adelsspross auf einer Burg samt Tennisplatz, den der Opa kurzerhand mit dem Traktor aus einer Wiese herauspflügt. Die Leidenschaft fürs Tennis verlässt Julius nie, aus dem geplanten Jurastudium wird schnell doch eine Tenniskarriere, die ihresgleichen sucht. Doch die Goldenen Zwanziger verdunkeln sich, als das Dritte Reich anbricht und Julius mit seiner latenten Homosexualität konfrontiert wird.....
Dieses Buch hat mich begeistert. Denn keinesfalls langweilt es durch seitenweise beschriebene Tennismatches , sondern diese sind für mich wohldosiert, um die Person des Julius zu verstehen und die Leidenschaft, die er bei dieser Sportart verspürt. Daneben erfahren wir viele drumrum, auch die Zeit , in der die Handlung spielt , wird für mich plastisch, die vielen interessanten Begegnungen sind wunderbare Einsprengsel. Der Autor konnte mich begeistern , hat mich in die Geschichte reingezogen. Ich werde sicher weitere Bücher von Tom Saller lesen.
Für mich eine wunderbare, nicht allzu literarisch verkopfte Lektüre, nicht nur für Tennisfans sehr empfehlenswert !