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MangoBelle

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2018
Das verflixte neue Schuljahr / Ellas Welt Bd.1
Costain, Meredith

Das verflixte neue Schuljahr / Ellas Welt Bd.1


sehr gut

„Ellas Welt“ erschien 2015 im australischen Original unter dem Titel „Ella Diaries – Double Dare you“ und liegt nun auch für Leserinnen vor, die es lieber auf Deutsch lesen wollen. Der Verlag selbst setzt das Lesealter bei 9/ 10 Jahren an. Ich selbst sehe das etwas zu hoch gegriffen. Den sowohl Thema, als auch Aufmachung könnte in diesem Alter schon langweilig oder uncool sein.
Ich selbst habe es meiner Tochter vorgelesen, die diesen Sommer in die Schule kommt – und sie hat es geliebt. Vermutlich liegt auch hier und im Erstlese-Alter die wirkliche Zielgruppe.

Worum geht es nun aber genau?

Das Buch ist in Tagebuchform – was an sich seit Gregs Tagebuch auch immer beliebter wird und wohl Lesemuffel der Smartphone-Generation ansprechen soll. So findet sich direkt neben der ziemlich großen Schrift - die mit ihren Herzen als Punkte, eindeutig auf ein Mädchen als Schreiberin verweist – verschiedene einfach gehaltene Illustrationen, die das eben Gelesene noch einmal unterstreichen sollen.
Ella fängt nach den Sommerferien mit der 4. Klasse an, doch ausgerechnet am 1. Schultag fehlt ihre beste Freundin Zoe. Das ist besonders dramatisch da nun einmal an diesen Tag die Sitzverteilung für das komplette Schuljahr festgelegt wird. Doch statt Zoe sitzt nun ausgerechnet Penny Parker neben ihr. Die, wie man später erfährt, zwar mal Ellas beste Freundin war, diese dann aber fies hintergangen hat. Und offensichtlich macht ihr das immer noch Spaß.

Wie man hier schon erahnen kann, sind die Konflikte in dem Buch eher einfach gehalten. Bei knapp 130 Seiten, die aufgrund der großen Schrift auch schnell überflogen sind, ist auch etwas anderes nicht möglich. Durch die Tagebuchform und die 10jährige Ich-Erzählerin kommt ab und an etwas Wortwitz auf, was meiner Tochter sehr gefallen hat. Ellas Probleme konnte sie sehr gut nachvollziehen und auch mit ihr mitfiebern. Um sich dann genauso zu freuen, wenn sich alles aufgelöst hatte. Mission erfüllt.
Mir selbst hat allerdings der Bezug zu typischen Mädchenthemen wie Mode etwas sauer aufgestoßen. Wieso zum Beispiel ist es so wichtig, was die Lehrerin trägt? Schließlich wird gleich mehrmals erwähnt, dass diese äußerst ausgefallen gekleidete junge Frau die absolute Lieblingslehrerin ist? Was natürlich vor allem an ihren einzigartigen Stil liegt. Und wieso ist es wichtig, dass eine Oma mit ihrer Enkelin den Kleiderschrank nach ungewöhnlichen Kombinationen durchkramt? Wieso macht sie ausgerechnet das zu einer besonders coolen Oma? Das ab und an Skizzen mit lustigen Kombinationen von Kleidung auftauchen war ja noch zu verkraften, aber dieses Frauenbild war mir dann doch nicht nur ETWAS zu einseitig. Glücklicherweise bestanden dann aber der Konflikt des Buches und die Lehre daraus aus etwas komplett anderem. So blieben die Ausflüge in die Modewelt nur eine Episode, wenn auch eine überflüssige.

Fazit: Ein durchaus gelungenes Buch für Mädchen. Wenn auch die Zielgruppe eher im Bereich 7, 8 Jahre liegen dürfte.

Bewertung vom 12.04.2018
Die letzte Reise der Meerjungfrau
Gowar, Imogen Hermes

Die letzte Reise der Meerjungfrau


sehr gut

ch habe "Die letzte Reise der Meerjungfrau" wirklich mit Begeisterung gelesen. Trotzdem tue ich mich mit einem Fazit oder einer abschließenden Meinung schwer.
Das liegt wohl vor allem daran, dass dieses Buch anders ist - sowohl in seiner Erzählweise, als auch in seiner Geschichte. Was nicht schlecht ist, nur eben ungewohnt.

Das Buch erzählt vorrangig die Geschichten von Jonah Hancock und Angelica Neal. Mr. Hancock ist seit vielen Jahren Witwer und lebt zurückgezogen und fast allein im vererbten Haus der Familie. Er entstammt einer Kaufmannsfamilie, die durch den Handel mit den Kolonien zu etwas Wohlstand gekommen ist. Diesen sieht er akut gefährdet, als sein Kapitän während seiner letzten Reise sein Schiff verkauft hat um ihn eine Meerjungfrau mitzubringen.

Angelica Neal wiederum ist eine Kurtisane ersten Ranges, deren letzter Gönner gerader verschied ohne sie in seinem Testament zu bedenken. Sie sieht das jedoch vermeintlich nicht als Unglück, sondern als Chance innerhalb der Londoner Gesellschaft noch weiter aufzusteigen. Aufgrund der Meerjungfrau lernt sie eines Tages Mr. Hancock kennen, möchte aber mit den unscheinbaren, armen Kaufmann nicht wirklich etwas zu schaffen haben.

Wenn man es sich genau überlegt, passiert in dem Buch eigentlich nicht wahnsinnig viel. Es gibt zwar das eine oder andere Mal überraschende Wendungen, die einen gespannt weiterlesen lassen, aber hauptsächlich lebt das Buch von seiner fazinierenden Sprache. Zudem ist das Sittenbild des ausgehenden 18. Jahrhunderts, dass Frau Gowar hier zeichnet, nicht nur umfassend, sondern einfach nur großarti und spannend dargestellt. so zeigt sie zwar den Reichtum und die Macht, aber auch die Macht ohne Reichtum oder eben, wie es am anderen Ende der Gesellschaft zu sich ging. Fast ein bißchen wie Jane Austen, nur ohne den ganzen Kitsch.


Nachteil ist dabei sicherlich, dass man das Buch gut zur Seite legen kann um darin mehrere Tage nicht weiterzulesen. Besonders die leisen Töne und der gemähliche Einstieg zu Anfang verleiten einen dazu.
Das ändert sich gegen Ende, aber natürlich besteht die Gefahr, dass man bis dahin gar nicht erst durchhält.

Ich habe das Buch dennoch mit Genuss gelesen, gerade weil es sich von den aktuellen Neuheiten positiv abhebt. Nur das sich am Ende - für mich - nicht alles aufgelöst hat und ich mich an einigen Stellen nach den Sinn frage, lässt mich noch etwas knabbern.

Bewertung vom 02.04.2018
Wenn Martha tanzt, 6 Audio-CDs
Saller, Tom

Wenn Martha tanzt, 6 Audio-CDs


sehr gut

Normalerweise würde ich einen Roman, wie „Wenn Martha tanzt“ lesen, aber warum nicht einmal etwas Neues wagen und ihn sich vorlesen lassen? Ziemlich schnell habe ich aber die Tücke daran bemerkt, denn sich mit einem Buch auf dem Sofa entspannen ist auch gut in Gesellschaft möglich – sich einem Hörbuch ganz und gar widmen, entsprach aber so absolut nicht meinen bisherigen Gewohnheiten. Da mich die Geschichte anfangs zu stark an bereits Gelesenes erinnerte, brauchte ich auch etwas um in die Geschichte hereinzukommen. Erst am Ende konnte es mich dann soweit fesseln, dass ich mir freiwillig so häufig wie möglich Freiräume zum CD lauschen schuf.

Worum geht es nun aber genau?
Martha Wetzlaff wird im Jahr 1900 in einem kleinen Dorf in Pommern geboren. Sie wächst als Einzelkind auf, denn das erste Kind ihrer Eltern starb bereits drei Tage nach seiner Geburt. Obwohl sie die Tochter des örtlichen Kapellmeisters ist, scheint sie über keinerlei musikalisches Talent zu verfügen. Erst ein Freund der Familie entdeckt, dass Martha Töne „sehen“ kann. Er ermutigt sie, sich nach dem Krieg im neu geschaffenen staatlichen Bauhaus in Weimar zu bewerben, um herauszufinden, was sie mit ihrem seltenen Talent machen kann.

Die zweite Handlung spielt im Jahr 2001. Ein Germanistikstudent, der bisher mehr das Unileben genossen, denn studiert hat, entdeckt im Nachlass seiner kürzlich verstorbenen Großmutter das Tagebuch deren Mutter: Martha Wetzlaff. Diese verschwand im Jahr 1945 während der Flucht aus dem Pommern spurlos. Doch es ist nicht nur das Leben seiner Ur-Großmutter, das sich plötzlich vor ihm auftut und ihn in seinen Bann zieht. Im Tagebuch finden sich auch, bislang nicht gekannte Skizzen bedeutender Meister des Weimarer Bauhauses. Eine Entdeckung, die die Familie mit einem Schlag reich machen könnte.

Die Handlungen wechseln sich ab, wobei anfangs die Geschichte Marthas vor allem im Mittelpunkt steht. Entsprechend werden beide Stränge auch von verschiedenen Sprechern gelesen. Vom Marthas Leben erzählt Anne Ratte-Polle, vom kleinen Studenten im weiten New York berichtet Barnaby Metschurat. Letzteren gelingt es ziemlich gut, den Langzeitstudenten, der gern etwas Besonderes wäre, wiederzugeben. Frau Polle liest solide.
Wie gesagt, konnte mich die Geschichte anfangs so überhaupt nicht in ihren Bann ziehen. Es plätscherte alles vor sich hin. Selbst das Leben in Weimar war für mich jetzt nicht so spannend, wie erhofft. Ich tue mich aber generell schwer, wenn berühmte Persönlichkeiten zu sehr in einen Roman eingebunden werden. Und genau so war es hier. Denn natürlich werden alle Größen des Bauhaus mehr oder weniger auf Martha Aufmerksam. Bei knapp 200 Studenten durchaus realistischer als heute – aber für mich eben auch nicht wirklich glaubwürdig. Zumal Marthas Talent nicht unbedingt in einem Bereich liegt, den man heute mit dem Bauhaus assoziiert.
Erst nach dem Ende des Bauhauses in Weimar und Marthas Rückkehr nach Pommern nahm die Geschichte für mich an Fahrt auf. Schließlich kam sie mit einem Kind zurück und musste zudem den Widrigkeiten des beginnenden Nationalsozialismus begegnen.
Zum Ende des Buches werden dann auch die Geheimnisse um das plötzliche Verschwinden und andere Mysterien gelöst. Mehr oder weniger glaubwürdig, aber zumindest spannend. Einzig der Bogen zum 11. September war überflüssig. Das Buch hatte an sich schon genug Geschichte in sich verwoben.

Fazit: Solide und zum Ende sehr spannende (deutsche) Geschichte. Ob ich lesend das Buch bis zum Ende hin durchgehalten hätte, weiß ich allerdings nicht. Den gerade am Anfang hatte die Geschichte doch sehr viele Durststrecken, die man erst einmal überwinden muss.

Bewertung vom 25.03.2018
Zauber im Purpurwald / Die Feenschule Bd.1
Rose, Barbara

Zauber im Purpurwald / Die Feenschule Bd.1


ausgezeichnet

Rosalie ist gerade sieben Jahre alt geworden und soll, wie alle Feen in diesem Alter, auf die Blütenwaldschule gehen. Dies ist ein Internat, in dem Feen lernen sollen, was Feen eben so lernen: also hauptsächlich Fliegen und Wünsche erfüllen. Der schwere Abschied von zu Hause wird ihr dadurch erleichtert, dass in der neuen Schule alle nett zu ihr sind. Auch ihre schweigsame Zimmergenossin Nikki. Als dann aber ein älteres Mädchen Rosalie wegen ihres jungen Alters aufzieht, entschließt sich diese zu einer sehr gewagten Mutprobe. Ob das gut gehen wird?

Als Mama zweier Mädchen weiß ich eines ganz sicher: Feengeschichten gibt es wie Sand am Meer. Natürlich wollten auch diesmal die Kinder unbedingt diese Geschichte lesen. Auch wenn das Buch damit beworben wurde, anders zu sein, war ich doch zunächst skeptisch. Aber dank der schönen Illustration auf dem Cover wollte ich der Geschichte zumindest eine Chance geben. Meinen Zuhörerinnen würde sie höchstwahrscheinlich eh gefallen.

Und am Ende auch Mama ;-) Das lag nicht nur an den wirklich sehr gelungenen Illustrationen von Naeko Ishida, die die Geschichte sehr gut unterstützten und auch jeder Figur ein sehr sympathisches Erscheinen gegeben hat. Sondern auch an Ideen, die doch etwas anders waren, wie man sie gewohnt ist. So sind etwa Trolle hier nicht große dumme Wesen, sondern durchaus in der Lage nett, hilfsbereit und intelligent zu sein. Was ihnen sogar ermöglicht Feen zu heiraten (Rosalies Papa ist ein Troll). Feen werden in unzählige Kategorien eingeteilt, wie etwa Wald-, Blumen, Nebelfeen, und allesamt mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet. Und natürlich ist die Tatsache, dass auch Feen das Wünsche erfüllen lernen müssen, eine durchaus charmante Idee. Gerade weil die hauptsächliche Zielgruppe dieses Buches eben auch in die Schule kommt oder gerade gekommen ist.

Die Konflikte und auch deren Lösung fand ich ebenfalls absolut altersgerecht. Generell ist die Geschichte in ihrer Entwicklung sehr gut aufgebaut und erscheint nicht so schnell dahin geschrieben, wie es doch manchmal in diesen Genre vorzufinden ist.

Das Buch kam bei uns wirklich sehr gut an. Selbst Papa, der mal ab und an mit zugehört hat, stimmte überein, dass das Buch ok ist. Für eine Feengeschichte ist das schon fast wie die Verleihung eines Ordens ;)

Bewertung vom 11.03.2018
Die Bärenführerin
Weisz, Lea

Die Bärenführerin


weniger gut

Agnes, die älteste von zwei Töchtern des Grafen von Langerode, ist dem jungen Bernard von Hinzweiler versprochen. Was auf den ersten Blick wie der ganz große Wurf scheint, kommt der Frisch-Verlobten nach dem ersten gemeinsamen Treffen wie ein böser Traum vor. Um seine Tochter etwas aufzuheitern, lässt der Graf eine Gauklertruppe auf die Burg kommen. Unter den Gauklern ist nicht nur ein sterbender Bär, sondern auch ein junger hübscher Bärenführer namens Kilian. Die beiden verweilen eine Nacht zusammen bei dem sterbenden Bären, wobei die Beiden sich unsterblich ineinander zu verlieben scheinen.
Doch: ihre Liebe hat keinen Sinn. Nicht nur die gesellschaftlichen Schranken stehen zwischen ihnen, sondern auch die anstehende Hochzeit. Und Agnes ist viel zu pflichtbewusst um ihre Familie zu enttäuschen und sich ins Ungewisse zu stürzen. Oder etwas doch nicht?

Anhand der Inhaltsangabe hatte ich einen kurzweiligen Historischen Roman mit etwas Herzschmerz erwartet. Ich bekam für meinen Geschmack zu viel Herzschmerz und leider viel zu wenig historisches. Die Geschichte ist im 14. Jahrhundert angesiedelt. Aber bis auf die Personen, wie etwa Burggraf, einfaches Gesinde, Gaukler, Wanderprediger und eine drohende Seuche in Form der Pest erinnert leider sehr wenig an diese Zeit.

Agnes und ihre Schwester (Elisa)Beth sind für ihre Epoche sehr starke selbstbewusste Persönlichkeiten. Dies liegt natürlich auch an ihrem Vater, der ein sehr gütiger und nachsichtiger Herrscher ist. Zu Teilen des Gesindes hegen sie freundschaftliche, schon fast familiäre Beziehungen.
Auf der anderen Seite steht das absolute Böse in Form der Hinzweilers. Auch wenn ich mich erst etwas schwer tat zu verstehen, was genau denn an ihnen so schrecklich sein sollte, wurde ich doch im Laufe der Geschichte immer wieder sehr deutlich darauf verwiesen. Ähnlich verhält es sich mit den Gauklern. Auf der einen Seite steht die Gauklertruppe von Kilian im absolut sonnigen Licht, während ihre Gegenspieler um den Truppenführer Matthes vor keiner Gemeinheit und keiner Untat zurückschreckt.

Für meinen Geschmack war das zu sehr schwarz-weiß. Die Figuren waren mir einfach nicht facettenreich genug um wirklich mit ihnen mitzuleiden oder mich mit ihnen zu freuen. Durch die sehr deutlichen Rollenverteilungen war leider auch die Geschichte an einigen Stellen zu vorhersehrbar.

Zudem ging mir das Ent- und Verlieben von Agnes viel zu schnell. Das kann natürlich daran liegen, dass dieses Buch mit seinen knapp 300 Seiten für einen Historischen Roman schon eher kurz ist und man daher etwas an einigen Stellen an den Details sparen musste. Leider litt dadurch bei mir sehr das Lesevergnügen. Den auf die Liebesgeschichte hatte ich mich ehrlich gesagt gefreut. Und mal ehrlich: das Verlieben ist doch gerade das Spannenste ;)

Durch seine klar auf der guten bzw. bösen Seite positionierten Figuren erinnert der Roman doch eher an ein Märchen. Das wird auch an einigen Stellen in der Geschichte deutlich, wenn die Hauptfigur aus sehr brenzligen Situationen immer wieder mit sehr viel Glück herauskommt. Oder es Situationen gibt, bei denen man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass das so hätte sein können. Vor 700 Jahren.
Auch die Tierliebe und die Verbundenheit, die Agnes zu Tieren hat, wird mir an einigen Stellen zu übertrieben dargestellt.

Wer nicht mit der Erwartung herangeht, einen Historischen Roman, sondern ein Märchen zu lesen, dem wird dieses Buch vielleicht trotzdem gefallen. Erleichtert wird das durch die sehr leichte Sprache, durch die sich die erste Hälfte des Buches sehr schnell lesen lässt. Wer bei einem Historischen Roman etwas mehr erwartet, als eine lose Rahmenhandlung, die zufällig in der Vergangenheit angesiedelt ist, wird wahrscheinlich von dem Buch ähnlich enttäuscht sein wie ich.

Bewertung vom 20.02.2018
Eisdrachen und Feuerriesen / König der Piraten Bd.2
Hainer, Lukas

Eisdrachen und Feuerriesen / König der Piraten Bd.2


ausgezeichnet

„Eisdrachen und Feuerriesen“ ist der zweite Teil vom „König der Piraten“. Ein Kinder-Piraten-Abenteuer, das in einer Phantasiewelt namens Runa spielt. Ohne Vorkenntnisse ist der Start etwas schwierig, aber Lesegenuss ist dennoch möglich.

Nach ihrem Sieg über den Schwarzen Korsaren befindet sich Freddy gemeinsam mit der restlichen Mannschaft der Bloody Mary zu Gast beim Kaiser von Runa. Wobei man schnell Zweifel bekommt, ob es sich wirklich um eine Gastfreundschaft oder doch eher um eine sehr luxuriöse Gefangenschaft mit Freigang handelt. So nutzen Freddy, die etwa gleichaltrige Tiah, sowie Wutz und Kapitän Kork auch sehr bald die Gelegenheit um sich aus dem Staub zu machen. Schließlich gilt es den Stein der Ahnen zu finden. Dieser soll Freddy helfen, seinen seit langem verschollenen Vater zu finden. Den entscheidenden Tipp für die Suche haben sie ausgerechnet vom Schwarzen Korsaren erhalten. Ob das gut gehen wird? Ihre Reise wird sie ins Eismeer führen. Wo nicht nur die Kälte, sondern auch Schatten aus der Vergangenheit zu großen Problemen werden.

Die Geschichte wird von einigen Bleistiftskizzen ergänzt, die absolut perfekt zu einem Piratenabenteuer passen. An einigen wenigen Stellen waren diese auch sehr hilfreich um sich das Ganze besser vorstellen zu können. Wie ich bereits schrieb, ist das hier eine Fortsetzung. Leider kenne ich den ersten Teil nicht, weshalb es mir manchmal schwierig war zu verstehen, in welchem Verhältnis die einzelnen Figuren zueinander stehen. Das Meiste klärt sich im Laufe der Geschichte. Dennoch ist es eindeutig besser, wenn man den ersten Teil kennt.

Die Handlung versprich aber auch ohne Vorkenntnisse Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Die Kapitel sind übersichtlich gehalten, haben aber meistens einen fiesen Cliffhanger. So kann man zwar theoretisch die Lesezeit sehr gut einteilen, wird aber doch immer wieder gezwungen weiterzulesen. Ein Buch ab acht Jahren und durchaus auch für Mädchen.

Bewertung vom 20.02.2018
Quatsch mit Soße / Ziemlich beste Schwestern Bd.1
Welk, Sarah

Quatsch mit Soße / Ziemlich beste Schwestern Bd.1


ausgezeichnet

Mimi (7) und Flo (5) leben auf dem Land und haben offenbar zu oft Langeweile. Gleich das erste Kapitel erzählt von dieser Langeweile dann auch sehr ausführlich! Und wer nichts zu tun hat, hat Zeit nachzudenken. Was dabei alles für Chaos rauskommen kann, davon erzählt dieses Buch.

Da werden zum Beispiel vier Mäuse ins Puppenhaus einquartiert in der Hoffnung, dass sie sich dort häuslich einrichten. Oder der große Cousin wird angestiftet im Garten ein großes Loch zu buddeln. Schließlich benötigt das Nilpferdbaby, das man im Zoo abholen will, noch einen Badesee.

Klingt abgedreht? Ist es auch. Ich, als Vorleserin, habe mich an einigen Stellen schon gefragt, ob Mädchen in dem Alter wirklich noch auf solche Ideen kommen können. Meine beiden Mädchen (etwas jünger) jedoch, fanden es saukomisch und haben immer wieder herzlich gelacht. Meiner Jüngeren, gerade dem Kleinkindalter entwachsen, war nämlich klar, dass Mäuse auf keine Toilette gehen. Auch nicht, wenn diese die für sie passende (Puppenhaus-)Größe haben.

Ursprünglich wollte ich dieses Buch nur meiner älteren Tochter (Vorschülerin) vorlesen. Aber nach dem ersten Kapitel gesellte sich die 3-Jährige Schwester dazu und wollte unbedingt auch mitlachen.

Wir hatten einige lustige Momente. Denn einiges war so absurd, dass selbst ich mir das Lachen nicht verkneifen konnte. Aller vier, fünf Seiten gibt es dazu auch schöne bunte Illustrationen. Die besonders der jüngeren Zuhörerin sehr gefallen haben. Die Geschichte wird von Mimi erzählt, weshalb die Sprache sehr einfach und verständlich ist. Faszinierend fand ich es, wie Sarah Welk es geschafft hat, das Ganze so zu schreiben, dass man denken kann, das Ganze käme tatsächlich aus der Feder einer 7-Jährigen. Das liegt nicht nur an der Sprache, sondern eben an den Blickwinkel, den sie auf einige Dinge hat. Zweifel kamen wie gesagt nur manchmal auf, weil ich mir eine 7-Jährige an einigen Stellen doch "vernünftiger" vorstellen würde. Aber, ich habe auch noch keine Erfahrung mit der Altersklasse gemacht ;)

Fazit: Ein super Buch. Lustig und absolut ideal zum Vorlesen. Wenn man sich Zeit zum Erklären und Lachen lässt, durchaus auch schon ab 3 Jahren.
Ob - wie angekündigt - das Buch für Erstleser noch spannend ist, kann ich leider schwer einschätzen.

Auf den letzten Seiten wird übrigens Werbung für Teil 2 "So ein Affentheater" gemacht. Das wird sich hier vom Osterhasen gewünscht.

Bewertung vom 20.01.2018
Die maskierte Stadt / Die unsichtbare Bibliothek Bd.2
Cogman, Genevieve

Die maskierte Stadt / Die unsichtbare Bibliothek Bd.2


sehr gut

„Die maskierte Stadt“ ist der zweite Teil aus der bald vierteiligen Reihe um die unsichtbare Bibliothek. Um das Buch zu verstehen ist es besser, wenn man den ersten Teil schon kennt. Es ist allerdings kein Muss. Die Handlung als solche ist in sich geschlossen. Die unsichtbare Bibliothek ist jene Instituition, die außerhalb von Zeit und Raum Bücher aus verschiedenen Welten sammelt um diese zu bewahren, aber um gleichzeitig auch diese Welten fester an sich zu binden und daran zu hindern ins Chaos zu stürzen.

Dieses Chaos wiederum nimmt einen sehr großen Raum im zweiten Teil ein. Was ungeheuer hilfreich ist, denn so erfährt der Leser endlich, was es denn nun genau damit auf sich hat. Bisher wusste man zum Beispiel nur, dass Elfen sich im Chaos besonders wohl fühlen. Drachen eher nicht. Und so beginnt das Buch gleich mit einem Paukenschlag: Kai, ein Bibliothekar in Ausbildung aber gleichzeitig auch ein Drachen königlichen Geblüts, wird von Elfen in eine Welt entführt, die absolut Chaos verseucht ist. Irene – die Hauptfigur – will alles daran setzen ihn wieder zu befreien. Dabei muss sie einige Regeln brechen. Nicht nur, dass sie nun verbotenerweise in eine Welt reisen muss, die so sehr vom Chaos verseucht ist, dass eigentlich kein Bibliothekar sie betreten sollte. Sie bricht auch mit der obersten Regel, dass man sich niemals auf einen Pakt mit einen Elfen einlassen sollte.

Die Welt als solche besteht eigentlich nur aus Venedig. Aber nicht einem, wie wir sie kennen, sondern wie sie in unzähligen Romanen beschrieben wurden. Denn hier fühlen sich Elfen wohl: und Elfen mögen es dramatisch!

Wie schon im ersten Teil ist auch hier die Handlung sehr dynamisch. Es passiert eigentlich ständig etwas Neues. Dennoch hat man auch mal einige Seiten um Luft zu holen und um mal nach links und rechts zu schauen. Die Welt(en), aber auch die Personen werden endlich etwas genauer beschrieben, als es noch in „Die unsichtbare Bibliothek“ der Fall war. Ein sehr großer Pluspunkt, denn was da geschaffen wurde, hat mir sehr gefallen. Wesentlich besser als das bloße Steam Punk aus Teil 1. Auch mit überraschenden Wendungen weiß die Autorin nicht zu geizen. Manche kommen in der Tat sehr überraschend, aber sie schafft es dennoch, es gerade noch glaubwürdig erscheinen zu lassen. Am Ende ist eben nicht alles schwarz und weiß (böse Elfen, gute Drachen), sondern es gibt eben auch Grautöne, die man erst nicht sehen wollte.


Der Schluss ist leider etwas offen gehalten. Aber glücklicherweise ist Teil 3 bereits erschienen und wird wohl auch bald bei mir landen. Denn nach dieser fantastischen Lektüre möchte ich unbedingt weiter lesen.

Bewertung vom 07.01.2018
Die flinken Füchse - Unser Bandenbuch mit vielen Geheimtipps
Schindler, Anna

Die flinken Füchse - Unser Bandenbuch mit vielen Geheimtipps


ausgezeichnet

Sommerferien können verdammt lang sein, wenn man keine Freunde hat. Wenn man aber Mitglied der Flinken-Füchse ist, hat man fünf Freundinnen und einen Kater mit denen man allerhand erleben kann. Und das Allerbeste: man hat genug Schreiberinnen mit denen man gemeinsam ein spannendes Bandenbuch füllen kann. In Wirklichkeit waren es allerdings nicht sechs Mädchen zwischen zehn und zwölf Jahren, die dieses Buch verfasst haben, sondern Anna Schindler (Autorin) und Billy Bock (Illustratorin).



Herausgekommen ist es vielseitiges Büchlein, garniert zum einen mit einer sehr spannende Geschichte um Freundschaft, Vertrauen, Vertrauensbrüche, Abenteuerlust, Zusammenhalt, aber auch Zweifel und Zwietracht. Auch wenn diese Geschichte anfangs etwas dahinplätscherte, wurde sie doch zum Ende hin so spannend, dass man gar nicht mehr mit Lesen aufhören wollte. Das Ganze hatte dann aber auch ein Happy-End; versteht sich bei dem Genre aber auch von selbst. Zum anderen lädt das Buch aber auch zum immer mal wieder blättern ein, um die Witze, Back-und Bastelanleitungen und die dazu passenden Zeichnungen noch einmal anzuschauen oder eben auszuprobieren.



Am spannendsten ist das Buch wohl ab 8 Jahren. Die interessierte Leserschaft dürfte dabei hauptsächlich weiblich sein. Und auch wenn es zunächst ähnlich wie eine Vielzahl anderer Bücher erscheint, die momentan auf dem Markt sind, so macht es die Vielfalt eben doch einmalig. Positiv fand ich außerdem das die Geschichte und die Konflikte absolut nachvollziehbar waren und am Ende auch super und logisch gelöst wurden. Sowohl für Mama, als auch für die junge Leserin. Wir Zwei würden uns auf alle Fälle über einen weiteren Band freuen.

Bewertung vom 14.12.2017
Olga
Schlink, Bernhard

Olga


ausgezeichnet

Olga... oder was alles hätte sein können. Wäre die Armut nicht gewesen, in die sie hineingeboren wurde, wäre die Oma, die sie aufgezogen hatte, nur mit mehr Liebe zu ihr, wäre der Liebste nicht so ein Träumer gewesen. Wäre da der Krieg nicht gewesen.
Obwohl es die Namensgeberin des Romans selbst in ihrem langen Leben nicht so gesehen zu haben schien, blieb mir beim Lesen immer wieder dieses Gefühl. Überhaupt zog sich durch den ganzen Roman eine große Melancholie und Sehnsucht nach dem, was für immer verloren ist.

Olga wuchs während der Zeit des Deutschen Kaiserreichs in Pommern bei ihrer Großmutter auf, nachdem ihre Eltern verstorben waren. Sie lebte in Armut, fand aber Freundschaft und später auch Liebe in dem Sohn des Gutsbesitzers: Herbert. Wissend, dass ihre Liebe wohl nie eine Zukunft hat, verbrachten sie viele schöne und innige Stunden miteinander. Doch es waren nicht nur die unterschiedlichen Stände, die sie trennten, sondern auch Herberts Sehnsucht nach der Ferne. Am Ende sollte diese nie zu stillende Sehnsucht auch ihr Schicksal sein.

Das erste Drittel des Buches hatte ich mich gewundert, warum die Lebensgeschichte Olgas - auf knapp 100 Seiten waren über 50 Jahre ihres sehr bewegten Lebens zusammengefasst - so distanziert geschrieben zu sein scheinen. Im zweiten Teil des Buches wird dann klar, dass der Erzähler - nach dem 2. Weltkrieg geboren - Olga eben erst da kennengelernt hatte. Sie, die in der Familie nähte, wird für ihn zu einem Omaersatz. Einer Frau, mit der er gern Zeit verbringt und die ihm immer mit Rat und Tat zur Zeite stand. Und mit der er viel und gerne sprach. Über ihr Leben, über Politik und Zeitgeschehen. Bis zu ihrem Tod.

Nach ihrem Tod nahm er weitere Recherchen auf. Und kommt zu Erkenntnissen, die alles woran er und auch der Leser geglaubt hatte, auf den Kopf stellen.

Mir hat die Lektüre große Freude gemacht. Auch wenn es mich von der ersten bis zur letzten Seite traurig und nachdenklich gestimmt hatte. Ob das Schlink wollte, weiß ich nicht, aber wie sonst will man auf ein solches Leben, dass von vielen Umbrüchen und Neuanfängen gekennzeichnet war - wie viele in dieser Zeit - auch anders beschreiben? Sollte man nicht darüber nachdenken, warum sich so viele Menschen für den jeweiligen Zeitgeist begeistern konnten? Was es mit denen, die es überlebt hatten, gemacht hat? Was sollte man auch beschönigen?

Eine großartige Lektüre, ein Buch, das sehr nachdenklich macht. Und das ich sicher noch einmal lesen werde. Auch wenn ich jetzt erstmal etwas fröhlicheres brauche!