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Pflanzenfreund
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Rehfelde

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Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2023
Die Geschichte des Apfels
Juniper, Barrie E.;Mabberley, David J.

Die Geschichte des Apfels


ausgezeichnet

Bereits das Titelcover ist eine Augenweide – „Eyecatcher“ wie man heute neumodern sagt – und zeigt natürlich die herrlich filigrane Zeichnung eines Apfelzweiges mit Früchten. Das ganze Buch lebt immer wieder an verschiedenen Stellen von ganzseitigen historischen Aquarellen von verschiedenen Apfelsorten, überwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Es wird aber ebenso illustriert und ungemein bildlich bereichert durch zahlreiche Farbfotos, historische Stiche und Gemälde wie Schwarz-Weiß-Grafiken, die alle Themen in lockerer Form, abwechslungsreich und sehr attraktiv begleiten.
Die erste englischsprachige Ausgabe erschien erstmals 2006 unter dem Titel „Story oft he Apple“ und die der deutschen Ausgabe zugrundliegende Originalausgabe 2019 unter dem Titel „The Extraordinary Story oft he Apple“ und entstammt der „Werkstatt“ der Royal Botanic Gardens in Kew. B.E. Juniper war Dozent für Pflanzenwissenschaft in Oxford, D.J. Mabberly ehemaliger Leiter des Herbariums, der Bibliothek und der Kunst- und Archivsammlungen der Royal Botanic Gardens Kew, Qualität also von vornherein garantiert. Und der Haupt Verlag Bern hat dem Werk nunmehr mit der ersten deutschsprachigen Ausgabe auch einen attraktiven Platz im deutschen Buchangebot gegeben.
Ein wunderschönes Aqarell „Stillleben mit Äpfeln“ von Gustave Courbet aus dem Rijksmuseum Amsterdam eröffnet das 1. Kapitel „Was sind Äpfel?“. Ein kurzer, sehr informativer wie wissenschaftlich fundierter Exkurs in die systematische Einordnung der Gattung Malus und deren verwandtschaftliche Beziehung innerhalb der Rosengewächse (Rosaceae) werden die Unterschiede zwischen Wild- und Hausapfel textlich und bildlich sehr gut dargestellt, ebenso weitere Apfelarten der Welt. Insgesamt 36 rezente Apfel-Arten gibt es, die meisten in Zentral- und Ostasien. Sehr ausführlich wird die Ausbreitung des Apfels im Zusammenhang mit der eiszeitlichen Entwicklung und dem früher bestehenden, auf der Nordhemisphäre durchgehenden Laubwaldgürtels, von dem nur noch kleine Reste existieren. Der „Fruchtgürtel des Tienschan“ ist hierbei noch heute von besonderer Bedeutung.
Kapitel 2 widmet sich ausführlich dem Ursprung des Apfels, wie wir ihn als Frucht kennen. Der zentralasiatische Wildapfel (Malus sieversii) ist Stammvater des Kulturapfels. Für deren Einwanderung in den „Fruchtwald des Tienschan“ gibt es 3 Hypothesen. Es folgen sehr interessante Ausführungen zu den Fruchtwäldern am Tienschan, v.a. in Kasachstan mit eindrucksvollen Farbfotos der dortigen uralten Kulturlandschaft. Danach werden die verschiedenen Gruppen von Tierarten vorgestellt, die am Anfang und der Folgezeit der Ausbreitung der Samen von Äpfeln eine Rolle spielten, von Elsterarten über verschiedene Säugetiere wie Bär und schließlich Pferde und Kamele.
Informationen zu archäologischen Zusammenhängen mit dem Apfel und alten Apfelnamen finden sich im 3. Kapitel. Danach wird in einem Kapitel ausführlich die Veredlung des Apfels am Anfang und in späteren geschichtlichen Epochen und verschiedenen Regionen bis nach Europa beschrieben. Im Folgenden wird der Weg des Apfels nach Westen beschrieben, vor über 2.400 Jahren gab es wohl die ersten „Fruchtäpfel“ in China. Ausführlich werden die verschiedenen Handelswege inkl. der Seidenstraße in sehr interessanten Grafiken dargestellt, die Anteil an der Ausbreitung des Apfels hatten. Selbstverständlich findet auch „der Sündenfall“ mit Adam und Eva und dem Apfel textlichen und bildlichen Niederschlag. Ebenso wird die über 600jährige Geschichte des Apfels in Deutschland berichtet und es werden die Verwertungsmöglichkeiten des Apfels bis hin zur Verkelterung als Wein oder Cidre/Cider beschrieben. Den Abschluss des hervorragenden Buches bilden ein wissenschaftliches Kapitel zur Systematik und Verbreitung aller bekannten Apfelarten und ein umfassendes Literaturverzeichnis und Register.
Zusammenfassend: Das Buch ist kein „pomologisches“ Lehrbuch, von denen es auch mehrere gibt, sondern ein äußerst unterhaltsames wie fantastisch illustriertes Sachbuch zum Apfel, einem unverzichtbaren Kulturgut es Menschen mit langer Geschichte, uneingeschränkt zum Kauf empfohlen!
Dr. Frank Zimmermann

Bewertung vom 24.03.2023
Miteinander
Brandstetter, Johann;Zippel, Elke

Miteinander


ausgezeichnet

Es ist das zweite gemeinsam Buch der beiden Autoren, in denen Elke Zippel wieder den Text und Johann Brandstetter die Illustration übernommen hat. Und es kann gleich am Anfang vorweggenommen werden, dass dieses mindestens genauso gut gelungen ist. Und wenn sonst beim Haupt Verlag auffällt, das kaum ein Buch in Format, Layout, Papier und Schriftsatz dem anderen gleicht, was bitte nicht als Kritik aufzufassen ist, ist dieses hier sozusagen die Fortsetzung einer Reihe (hoffentlich?) mit nahezu gleicher Aufmachung. Das Buch kommt wie auch das erste der Autoren völlig ohne Hochglanzfotografien aus, sondern lebt von den ausgezeichneten farbigen Illustrationen des mehrfach ausgezeichneten Illustrators J. Brandstetter. Die handschriftlichen Beschriftungen sind wohltuend und fast ebenfalls künstlerisch, auch wenn manche längere Texte auf den Grafiktafeln durchaus nicht ganz leicht entzifferbar sind. Die Texte kennzeichnen die Textautorin wiederum als hervorragende Kennerin unserer heimischen Natur und ihrer Tier- und Pflanzenwelt, einschließlich zahlreicher ökologischer Zusammenhänge. Aber auch die sehr gute Beobachtungsgabe der Autoren merkt man den beiden in Bild und Text an. Das Buch ist gegliedert in fünf Kapitel zu verschiedenen Lebensraumkomplexen. Das erste Kapitel widmet sich unserer Agrarlandschaft und einigen ihrer Bewohner, Lebensräume und Strukturen. Dabei werden einige Arten vorgestellt, die vor allem weniger intensiv genutzte Agrarlebensräume benötigen und in dauerhaft „vergifteten“ Industrieäckern keinen Platz mehr haben. Mit dem Acker-Stiefmütterchen und dem Kleinen Perlmutterfalter sind es Arten, die eng miteinander in ihrem Lebenszyklus verbunden sind – Miteinander, der Titel des Buches, der sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht. Und natürlich gehört neben der Vorstellung heimischer Arten und ihrer Lebenszyklen auch ein Exkurs zu Neubürgern unter den Pflanzen in unserer Kulturlandschaft, die diese teilweise auch schon seit Jahrhunderten mit prägen. Das zweite Kapitel ist den „Hotspots unserer Kulturlandschaft“, unseren heimischen Trockenrasen und artenreicher Feuchtwiesen gewidmet. Auch hier gibt es wieder interessante Ausflüge ins „Miteinander“, z.B. des Ölkäfers mit Erdhummeln oder Bienen, die mit Pollen und Nektar die Nahrungsgrundlage für die Ölkäferlarven liefern, in dem Fall eher kein Miteinander, denn die Hummeln oder Bienen haben nichts von diesem „Zusammenleben“. Danach werden einige Beispiele der „Co-Evolution“ von Pflanzen und Tieren wissenschaftlich fundiert und dennoch unterhaltsam dargestellt. Ein weiterer Ausflug in das Reich der klassischen „Täuschblumen“, den Orchideen, ist ebenfalls ausgezeichnet gelungen. Blüten, die Insekten vortäuschen wie bei den Ragwurz-Arten oder solche, die durch einen betörenden Duft oder einfach nur einen verführerisch langen Sporn Insekten in der Hoffnung auf Nektar anlocken, allerdings diesbezüglich nichts zu bieten haben, aber dennoch die Insekten als Bestäuber durch diesen Trick nutzen. Auch die wiesenbrütenden Vogelarten, von den nicht wenige bei uns vor dem Aussterben stehen, und die Schmetterlinge bekommen ihren Platz in Text und Bild. Ein weiteres Kapitel stellt uns die Lebewelt der Gewässer und der sie begleitenden Feuchtwälder mit Blicken unter und über die Wasserfläche vor. Fantastische Bildstudien von Kranichen, dem Pirol beim Nestbau oder der Jagd des Eisvogels zeigen einmal mehr J. Brandstetters meisterliches Können und die Texte sind wie dafür geschaffen, dies noch zu unterstreichen. Filigrane Schönheiten der Moore wie Sonnentau oder das Sumpfglanzkraut und die extrem seltene Sumpf-Weichwurz als fast zwergenhafte Orchideen oder die aus Nordamerika eingeschleppte, an etablierten Standorten invasive Kannenpflanze finden ebenso Platz wie die Unterwasserwelt der Fische, Libellen, Wasserkäfer und Krebse. Sehr schön ist auch das folgende Kapitel über den Wald gelungen, mit tollen Illustrationen zu den Pilzen des Waldes unter dem Titel „Weder Tier noch Pflanze“ und natürlich den herrlichen Abbildungen und textlichen Ausführungen zu den mit den Pilzen „verbundenen“ saprophytischen Pflanzen des Waldes, aber auch den parasitisch lebenden Arten. Schön, dass immer wieder auch den Orchideenarten reichlich Raum gegeben wird. Auch das abschließende Kapitel zu den Hochgebirgen fasziniert in Bild und Text. Herrliche Biotopzeichnungen mit den darin lebenden Pflanzen erinnern mich an das tolle, leider längst vergriffene Buch von H. Reisigl & R. Keller „Alpenpflanzen im Lebensraum“, dort mit Schwarz-Weiß-Zeichnungen und Farbfotos in Kombination dargestellt. Ein rundum gelungenes Sachbuch mit unterhaltsam vermitteltem, exaktem Fachwissen, welches ohne Einschränkungen zu empfehlen ist und seinen Preis unbedingt wert ist.
Dr. Frank Zimmermann

Bewertung vom 15.02.2023
Tiere in meinem Garten
Kremer, Bruno P.;Richarz, Klaus

Tiere in meinem Garten


ausgezeichnet

Der Rückseitentext dieses 2021 in 2. Auflage im HAUPT Verlag Bern erschienen Buches von Bruno P. Kremer und Klaus Richarz sagt schon viel über das schöne und informative Buch. Es ist eine Einladung zum Mitmachen, wildlebenden Tieren auch im eigenen Garten ein zu Hause zu bieten, was oft mit geringer Mühe gut erreichbar ist. Im fast 120-seitigen ersten Teil des Buches stellen die Autoren zahlreiche Möglichkeiten vor, wie man einen Hausgarten zu einem kleinen „Naturparadies“ entwickeln kann. Weg vom monotonen „Sportrasen“ und Thuja-Hecken hin zu reich gegliederten und mit verschiedenen Lebensraumelementen angereicherten Gärten. Dabei wird zunächst auf die Auswahl und Anordnung von Gehölzen in Hecken, Gehölzgruppen oder auch als Solitäre sowie Obstgehölze eingegangen und dabei in erster Linie auf heimische Arten gesetzt. Das ist sicher wichtig, aber ich finde, verschiedene nicht heimische Arten verdienen es, auch im Garten zur Bereicherung und Verschönerung beizutragen. Mich ärgert es immer wieder etwas, wenn in manchen Büchern „Exoten“ wie Rhododendren oder Koniferen nahezu verteufelt werden. Denn ein Garten soll nach meiner Meinung nicht nur „Ersatznatur“ sein, sondern möglichst auch über das ganze Jahr etwas mit Blüten oder Strukturen für's Auge bieten. Aber das lässt sich ja mit Augenmaß mit den Zielen der Autoren gut verbinden. So setzen die Autoren natürlich auch bei den im Anschluss behandelten Blütenpflanzen in erster Linie auf heimische Arten. Bei Kräuterbeeten lässt sich das freilich kaum umsetzen, denn die meisten, teils seit Jahrhunderten bei uns kultivierten Küchenkräuter entstammen nicht der heimischen Pflanzenwelt. Weitere Themen sind die Anlage artenreicher Blumenwiesen und -rasen und - recht ausführlich – von Trockenmauern, deren unverfugte Zwischenräume ein Dorado für zahlreiche Kleintiere und geeignete Polsterpflanzen und Sukkulenten sein können. In den Artenvorschlägen müssen die Autoren natürlich auch auf nichtheimische Pflanzenarten zurückgreifen, denn sonst würde es nicht wirklich bunt und vielfältig. Bei dem abschließenden Kapitel im ersten Teil des Buches zu Anlage und Bepflanzung von Gartenteichen fällt das leichter, viele heimische Arten einzubringen. Doch wer dazu in Gartenmärkten eine Auswahl sucht, wird leider zumeist eher auf nicht heimische Arten stoßen. Der 2. Teil des Buches beschäftigt sich mit den verschiedenen tierischen Bewohnern der Gärten, einzelnen Arten wie auch Artengruppen. Als Nicht-Katzenfreund übergehe ich mal geflissentlich das Kapitel zu Katzen im Garten, zu oft habe ich mich schon über angeknabberte Zauneidechsen oder Blindschleichen in meinem Garten geärgert. Bei den Insekten geben die Autoren zahlreiche Tipps sowohl zur Gestaltung künstlicher Lebensstätten als auch kleiner naturnaher Refugien. Die in Baumärkten oft teuer angebotenen Mini-Insektenhotels“ erfüllen diesen Zweck kaum, viel besser ist es, selbst geeignete Hilfen zu schaffen. Seien dies aufgestapeltes Holz oder Natur- oder auch Ziegelsteine. Im Folgenden werden die „Top Twelve“ der heimischen Wildpflanzen sowie auch weiterer Gartenpflanzen für Schmetterlinge vorgestellt. Stets ist darauf zu achten, dass es sich nicht nur um „bunte Blumen“ handeln muss, sondern auch um solche, die den Faltern wie auch anderen Insekten auch entsprechenden Nektar bieten. Gefülltblütige Sorten sind dabei fast ausschließlich völlig ungeeignet, dürfen aber meiner Meinung nach dennoch das Ensemble „für's Auge“ ergänzen. Dem folgen Kapitel zur Errichtung von „Lebenshilfen“ für Amphibien, für die eben nicht nur ein richtig angelegter Gartenteich gehört, sondern auch passende Übersommerungs- wie Überwinterungsstrukturen. Ähnliches gilt für Reptilienarten, von denen Zauneidechsen und Blindschleichen am ehesten von alleine zuwandern, für Ringelnattern bedarf es schon der Nähe geeigneter feuchtlebensräume in der Umgebung. Aber alte Holz- oder Reißighaufen, gern gemischt mit lesesteinen werden auch von diesen dankend als Unterschlupf angenommen.
Ausführlich fällt verständlicherweise das Kapitel zu den Vögeln aus, sind sie doch die mobilsten und nicht selten die vielfältigste Artengruppe in Gärten. Dabei werden geeignete natürliche Strukturen wie Bäume und Sträucher sowie Nisthilfen unterschiedlichster Art an Bäumen oder auch an Gebäuden vorgestellt. Desgleichen geschieht das beim Kapitel zu Fledermäusen, für die man mit einfachen Mitteln recht viel selbst tun kann, wenn man nicht jede Fuge an Haus oder Dach sorgfältig versperrt. Auch geeignete Kleinhabitate für andere Kleinsäuger wie Igel, Spitzmäuse, Bilche und weitere Arten werden vorgestellt. Im Anhang kann man in einer Liste etwas mehr als 30 Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung von Gärten selbst durch ankreuzen bewerten, wie es um den eigenen Garten steht. In 5 Klassen wird die unterschiedliche Wertigkeit erläutert. Ein Literaturverzeichnis zum „Weiterlesen“, ein sauber dargestellter Bildnachweis und ein Register runden das sehr gute Buch ab.