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Benutzername: 
Isabel
Wohnort: 
Bietigheim-Bissingen

Bewertungen

Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2024
Wetterschmöcker / Kommissar Eschenbach Bd.5
Theurillat, Michael

Wetterschmöcker / Kommissar Eschenbach Bd.5


sehr gut

Ein neues Abenteuer mit Kommissar Eschenbach bedeutet immer einen Ausflug in die Schweiz, literarisch natürlich immer ein Genuss! Auch diesmal darf sich der Kommissar mit einer Toten beschäftigen, die ihm jedoch einiges an Rätseln aufgibt. Bald schon führen die Ermittlungen in die Welt der Mächtigen, die sich den Rohstoffmarkt untereinander aufgeteilt zu haben scheinen. Doch wenn’s einfach wäre, könnt’s jeder machen und so ist es nicht verwunderlich, wenn ihn die Reise weit zurück in die Vergangenheit führt und scheinbar aufgeklärte Mordfälle wieder aufgerollt werden müssen. Und dann gerät da auf einmal auch noch seine Tochter Kathrin ins Visier eines Kriminellen und ich durfte hautnah miterleben, wie Eschenbach zu Höchstleistungen auffährt …

Der Autor Michael Theurillat macht es seinen Lesern nicht einfach in die Geschichte einzutauchen. So war es auch für mich erst ein wenig ein steiniger Weg, bis ich mich in dem schweizerischen Krimi zurechtfand. Verwirrend viele Charaktere in der Gegenwart und Vergangenheit wollten da erst einmal sortiert werden. Doch irgendwann war ich mittendrin im Geschehen und ich gestehe, dass das Buch durchaus noch einen Nervenkitzel auslösen konnte, besonders als dann auch noch Eschenbachs alter Wegbegleiter Lenz mit von der Partie ist. Dennoch hat es in meinen Augen diesmal leider nur für 3,5 von 5 Sternen gereicht aber trotzdem verbunden mit einer Leseempfehlung für alle Eschenbach Fans. Ich habe natürlich auch schon den nächsten Teil parat liegen …

Bewertung vom 15.05.2024
Hafenmörder
Elbern, Christoph

Hafenmörder


sehr gut

Der „Hafenmörder“ entführt mich auf eine literarische Reise in meine Geburtsstadt Hamburg, die ich natürlich gerne angetreten habe. Doch eine idyllische Rückkehr in die Vergangenheit sieht anders aus. Bevor ich mich versah, steckte ich mittendrin in Mordermittlungen der besonderen Art. Gemeinsam mit seinem Freund Martin Bucher, der der lokalen Polizeigarde angehört, versuchen dieser und der Protagonist, Bakteriologe Carl-Jakob Melcher, einen Mörder zur Strecke zu bringen. Der Gesuchte, der seine ausschließlich reichen und einflussreichen Opfer mit mysteriösen Zeichen auf der Stirn verunstaltet, gibt ihnen jedoch ein Rätsel um das andere auf. Handelt es sich überhaupt um nur einen Mann oder sind verschiedene Personen in tödlicher Mission unterwegs? Neben seinen polizeilichen Aufgaben gibt es auch eine zarte Liebesbeziehung zwischen Carl-Jakob und der jungen Carla, die als Dienstmädchen im Hause Knudsen angestellt ist. Sie hat eine schwere Vergangenheit hinter sich und scheint sich an Carl-Jakob zu klammern, koste es was es wolle. Wird er beiden Aufgaben gewachsen sein?

Bei dem Roman „Hafenmörder“ handelt es sich mal wieder um ein Buch, das ich schon lange lesen wollte und doch immer wieder zugunsten dringlicherer Lektüre opferte. Umso mehr freue ich mich, es nun endlich ans Tageslicht gezogen und gelesen zu haben. Es dauerte ein wenig, bis mich der Autor abgeholt hatte, dann wurde der flüssige und recht bildhaft geschriebene Kriminalroman aber von Seite zu Seite spannender. Eine tolle Auflösung, mit der ich so nicht gerechnet hatte, erwartete mich am Schluss und lässt mich nun auf den nächsten Band hibbeln. Ich vergebe hier gerne vier dicke, glänzende Sterne verbunden mit einer Leseempfehlung nicht nur für Hamburg Fans.

Bewertung vom 07.05.2024
Wenn wir wieder leben
Roth, Charlotte

Wenn wir wieder leben


ausgezeichnet

Was für eine Geschichte! Wer hier denkt „Naja, einfach noch mal eine Kriegsgeschichte zum wiederholten Male“ irrt sich in meinen Augen gewaltig, denn diese hier geht wirklich an die Nieren. Immer wenn ich gedacht hatte, nun weiß ich wirklich alles zu diesem Thema, tut sich ein neues Türchen auf und eine ganz neue Variante der Grausamkeit des Krieges präsentiert sich mir. Geschehen hier mit den vier jungen Leuten Julius, Gundi, Lore und Erik, die das Schicksal zusammengeführt hat und die ihr Möglichstes tun, ihm ein fröhliches Gesicht aufzusetzen. Sie gründen eine Band im beschaulichen Ort Zoppot bei Danzig namens die „Piroggen“, und hoffen mit ihrer Musik den großen Durchbruch zu erlangen. Beide Jungs sind in die frech-fröhliche Gundi Sonnenschein verliebt, während deren Halbschwester Lore als scheues Mauerblümchen eher im Hintergrund bleibt. Schließlich geschieht das Heißersehnte. Der Gauleiter Danzigs, Albert Forster, verliebt sich in das Vorzeigelied des Quartetts und ebnet ihnen der Weg zu einer für die Verhältnisse recht steilen Karriere. Während Gundi, die bis dato eigentlich nur ihren Pop geliebt und verehrt hatte, wie ein Schmetterling durchs Liebesleben flattert, braut sich am Horizont ein Gewitter der besonderen Art auf: der Zweite Weltkrieg bricht aus und bald wird nichts mehr so sein, wie es einmal war …

Zwanzig Jahre später wird die junge Wanda mit diesem Thema konfrontiert und versucht verzweifelt – angetrieben von dem fast schon besessenen Andras – die Wahrheit herauszufinden was damals geschah und wie es mit ihrer Familie zusammenhing. Doch für ihre Beharrlichkeit zahlt sie bald einen hohen Preis …

Die wunderbare Autorin Charlotte Roth, die viele eigene Erfahrungen und Erlebnisse in ihren Roman einfließen ließ, hatte mich schon mit den ersten Seiten abgeholt und eingefangen und bald entwickelte das Buch eine Sogwirkung, der ich mich schwerlich entziehen konnte. Danzig und Umgebung mit seiner Sonderstellung, die sich durch die Abgeschnittenheit damals ergab, muss für seine Bewohner etwas ganz Besonderes gewesen sein. Polen, wie Deutsche lebten recht friedlich miteinander bis die Nazis einen Hass zu schüren begannen, der seinesgleichen sucht. Es erschütterte mich über diese hasserfühlte Entwicklung lesen zu müssen, die bald in der friedlichen Enklave zu brodeln begann. Auch brachte die Geschichte der „Gustloff“ mir vieles an neuen Erkenntnissen, kannte ich den großen Pott bisher doch nur als untergegangenes Flüchtlingsschiff. Mit seinen über 600 recht klein bedruckten Seiten ist „Wenn wir wieder leben“ kein Roman zum eben mal nebenher weglesen. Man muss sich einlassen auf die Geschichte, die mich am Schluss sehr nachdenklich und betroffen zurückließ. Ich vergebe auf jeden Fall fünf wohlverdiente Sterne und spreche eine Leseempfehlung an alle diejenigen aus, die diesem Kapitel der Geschichte die verdiente Beachtung schenken möchten. Mal wieder ein absoluter Volltreffer, liebe Charlotte, danke schön dafür!

Bewertung vom 07.05.2024
Die störrische Braut
Tyler, Anne

Die störrische Braut


gut

Wie man es von Anne Tyler gewohnt ist, präsentiert sie uns auch diesmal mit „Die störrische Braut“ eine Familiengeschichte. Diesmal dreht es sich um die Familie Battista mit dem im „Mäuselabor“ forschenden, etwas schrägen Vater, und den beiden Schwestern Kate und Bunny. Die ältere der beiden Töchter, Kate, ist durch den Tod der Mutter gezwungen, die Vernünftige zu sein und den Rest der Familie so gut es geht im Zaum zu halten. Sie scheint sich mit der ihr zugeordneten Rolle engagiert zu haben, obwohl sie weder dem Kochen und der Hausarbeit, geschweige denn ihrem Job als Kinderbetreuerin etwas abgewinnen kann. Doch dann stellt ihr Vater ihr bisher gelebtes Leben auf den Kopf und verlangt von ihr, eine Ehe mit seinem weißrussischen Laboranten Pjotr einzugehen, denn dieser droht in kurzer Zeit des Landes verwiesen zu werden. Hier ist der Professor aber wohl einen Schritt zu weit gegangen …
Mit einem bei Anne Tyler nicht immer so gegeben flüssigen Schreibstil ließ mich die Autorin nur so durch die Seiten rauschen. Ich lerne die Battistas kennen, will den Vater schütteln und an seine „Erzieherrolle“ erinnern, will Kate bitten, doch ein wenig entspannter zu werden und will der aufmüpfigen Bunny am liebsten Hausarrest bis an ihr Lebensende erteilen. Doch natürlich ist das nicht möglich und so lese ich mich zügig bis zum Ende durch, das mich ein wenig unbefriedigt zurücklässt. Habe ich den tieferen Sinn hinter diesem sich an dem bekannten Shakespeare Stückt „Der Widerspenstigen Zähmung“ nicht verstanden? Ich vergebe drei Sterne im mittleren Bereich und wage mal zu behaupten, dass es wahrlich bessere Bücher von Anne Tyler gibt.

Bewertung vom 03.05.2024
Die Architektin von New York / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.3
Hucke, Petra

Die Architektin von New York / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.3


gut

Heutzutage denken die wenigsten Menschen darüber nach, was es für die Konstrukteure bedeutet haben muss, wenn wir mir wieder über eine gigantische Fluss- oder Talbrücke fahren. Doch Emily und ihr Mann Washington machen sich sehr wohl darüber Gedanken, nachdem sie mit im Winter im Jahr 1865 mit einer Fähre über den East River im Eis stecken bleiben und kaum mit dem Leben davonkommen. Wie schön wäre es doch, den breiten Fluss bequem über eine Brücke überqueren zu können. Wash, der aus einer Brückenbauer Familie kommt, fängt an Pläne zu schmieden und die intelligente und überaus interessierte Emily ist bald genauso Feuer und Flamme, nicht wissend, dass ihr ihr angeeignetes Wissen bald mehr als gut tun wird, wenn sie sich in der Männerwelt behaupten muss …
„Die Architektin von New York“ gehört in eine Reihe von Büchern über starke Frauen, die mir eigentlich außerordentlich gut gefällt. Einige der Bände hatte ich schon gelesen und freute mich so auch riesig auf Emily und ihre Geschichte. Leider muss ich sagen, dass mich diese erstaunlicherweise wenig berührt hat. Die Charaktere blieben blass und konnten mich nicht wirklich erreichen. Interessante Abzweigungen verliefen oft im Leeren, so dass mich das Buch alles in allem etwas unbefriedigt zurückließ. Lediglich die tollen Details zum Brückenbau an sich waren spannend, so dass ich mir die großen Herausforderungen oft bildhaft vorstellen konnte und nicht nur mit dem Konstrukteur, sondern auch mit den Arbeitern litt, die unter fast unmenschlichen Bedingungen Tag für Tag ihr Leben aufs Spiel setzten. Ich vergebe für diesen Roman drei von fünf möglichen Sternen verbunden mit leider nur einer eingeschränkten Leseempfehlung. Dennoch empfehle ich, sich die Autorin zu merken, denn mit ihrem Buch „Vom Gehen und Bleiben“, das außerhalb dieser „Starke Frauen“ Reihe erschien, hat sie in meinen Augen einen Volltreffer gelandet. Dafür gab es von mir die volle Punktzahl!

Bewertung vom 01.05.2024
Elizabeth II. - Als junge Frau wurde sie zur Königin, als Königin wurde sie zur Legende / Die Queen Bd.1
Bast, Eva-Maria

Elizabeth II. - Als junge Frau wurde sie zur Königin, als Königin wurde sie zur Legende / Die Queen Bd.1


ausgezeichnet

Tja, was soll ich hier zusammenfassen? Die Geschichte der Queen ist ja vielen, inklusive mir, hinlänglich bekannt und dennoch wollte ich noch ein wenig tiefer eintauchen. In diesem ersten Band der Trilogie rund um „Lililbet“, wie sie von ihren Eltern und dem Kindermädchen liebevoll genannt wurde, lernen wir die junge Elizabeth kennen, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden steht und durchaus ihren eigenen Kopf hat. Nicht ganz so temperamentvoll wie ihre jüngere Schwester Margret, weiß sie doch sich zu behaupten und setzt nicht nur ihre militärische Ausbildung, sondern auch die Heirat zu ihrem geliebten Phillip durch. Doch das Leben wird schwierig für die Beiden nachdem der König stirbt und Elizabeth an seine Stelle treten muss. Denn auf einmal ist sie Queen und da muss sich auch „Prinz Charming“ vielem gegenüber beugen. Aus heutiger Sicht ein dickes „Chapeau“ von mir, wenn er es auch nicht immer klaglos tat.
Alles in allem ist das Hörbuch angenehm gelesen und auch interessant und manchmal sogar spannend vorgetragen. Von mir gibt es für diesen Abschnitt aus Lilibeths Leben wohlverdiente vier Sterne und ich freue mich schon auf Teil zwei und drei. Für alle royal interessierten Leser und Hörer natürlich eine absolute Empfehlung!

Bewertung vom 01.05.2024
Der Traum vom Leben
Fuchs, Katharina

Der Traum vom Leben


ausgezeichnet

„Der Traum vom Leben“ … eigentlich dachte Luise sie hätte sich in ihrem kleinen Heimatort in Ostfriesland schon erfüllt. Sie ist glücklich auf dem Hof der Eltern, liebt Nils, den Sohn des benachbarten Großbauern, und vor allem liebt sie ihre Arbeit als Friseurin im ortsansässigen Salon, wo man so schön mit den Nachbarsfrauen schnacken kann. Doch da tritt Udo, ein etwas in die Jahre gekommener Starfriseur, in ihr Leben, fegt sie von den Füßen und nimmt sie mit nach Paris, wo sie die Haare der kleinen und großen Models in Kunstwerke verwandeln soll. Sie hat kaum Zeit nervös zu sein, denn der Job ist anstrengend, die Models nicht immer einfach und so sinkt sie abends einfach nur todmüde ins Bett. Da kommt auf einmal ihre große Chance. Ein Model fällt aus und Luise, mit ihrer perfekten Figur und den längsten Beinen darf, kann, muss einspringen. Mit soviel Glück auf einmal beginnt ihr Leben schnell zu pulsieren und sie muss aufpassen, nicht die Bodenhaftung zu verlieren …
„Liest sich ein wenig banal und kitschig!“ sagt ihr? Jep, das dachte ich auch als ich den Klappentext las, doch dann kam alles ganz anders und ich steckte bald mitten drin in Luises Leben in Paris und fühlte mich pudelwohl. Wunderbar gelesen von Tanja Fornaro und aufgrund selbsterlebter Geschichte zudem auch perfekt in Szene gesetzt von der Autorin Katharina Fuchs, vergebe ich hier gerne fünf Sterne. Ich habe mich wohl gefühlt auf den Brettern, die die Welt bedeuten aber auch im zugigen Ostfriesland, wo die Arbeit hart aber ehrlich ist. Sympathische Protagonistin gepaart mit gekonnter Erzählung, ich vergebe gerne eine Empfehlung für dieses (Hörbuch).

Bewertung vom 01.05.2024
Drei sind ein Dorf
Nayeri, Dina

Drei sind ein Dorf


ausgezeichnet

Für mich ein absolutes Highlight! Ein interessantes Zusammenspiel einer persischen Familie, bestehend aus den Eltern und zwei Kindern, die beschließen dem Iran den Rücken zuzukehren. Die Mutter Pari, eine praktizierende Ärztin, wird wegen ihres christlichen Glaubens nicht nur angefeindet, sondern offen angegriffen und beschließt, dass eine Flucht aus dem Land, das alles verurteilt, was scheinbar nicht dem islamischen Glauben entspricht. Der Vater weigert sich und so nimmt sie die beschwerliche Reise alleine mit ihren beiden Kindern Nilou und Kian auf sich um zuerst in Europa und dann schließlich in Oklahoma in der tiefsten Provinz zu landen. Hier versuchen die drei eine neue Heimat zu finden, sind ehrgeizig und strebsam aber doch immer einsam. Der Vater Baba, ein Zahnarzt scheint derweil in der alten Heimat immer mehr den Drogen und der damit einhergehenden Sehnsucht nach Drama aber auch Liebe und Geborgenheit zu verfallen, die ihm von seiner Familie nicht mehr gegeben werden kann. Es entsteht ein Teufelskreis aus gewollter Zugehörigkeit und tiefer Traurigkeit, denn Heimat bleibt Heimat und besonders Nilou leidet stark unter Heimweh. Es folgen mehr oder weniger gescheiterte Treffen mit dem Vater bis sie eines Tages Anschluss an eine Gruppe iranischer Exilanten findet und ihre Wurzeln wiederentdecken kann …

Ich gestehe, ich musste mich ein wenig selbst überreden, mich diesem Buch zu widmen, denn ich ahnte, dass es sich hierbei um keine einfache Lektüre handeln würde. Umso begeisterter wurde ich mit jeder Seite, die ich am Ende gemeinsam mit den Düften Persiens in mich wahrlich aufgesaugt habe. Immer tiefer stieg ich ein in den Roman, der durchaus autobiografische Züge zeigte, denn das Schicksal der Autorin ist dem Nilous nicht unähnlich. Ich empfehle diese Geschichte allen, die sich einlassen möchten auf die Nöte von Flüchtlingen aber auch auf ihren Ehrgeiz, Fleiß und vielleicht ein bisschen Glück sich wider aller Konventionen in ihrer neuen Heimat ein Zuhause zu schaffen. Von mir gibt es mit fünf Punkten die Bestnote und ich bin gespannt, ob wir bald wieder was von Dina Nayeri hören werden.

Bewertung vom 25.04.2024
Das verlorene Kleid
Beer, Jade

Das verlorene Kleid


ausgezeichnet

Mit „Das verlorene Kleid“ werde ich diesen Monat schon zum zweiten Mal nach Paris und in die Welt der Mode entführt, was eigentlich eher ungewöhnlich für mich ist. Aber auch zum zweiten Mal bin ich wirklich glücklich darüber, denn dieses Buch ist etwas ganz Besonderes. In zwei Erzählstränge aufgeteilt, lerne ich in der Gegenwart Lucille und ihre kleine Familie bestehend aus ihr, ihrer Mutter Genévieve und ihrer betagten Großmutter Sylvie, kennen. Letztere hat für Lucille, zu der sie eine innige Beziehung hegt, einen Auftrag der besonderen Art. Sie soll nach Paris reisen, um dort ein ganz spezielles Kleid aufzustöbern, das Sylvie einst in der Stadt der Liebe trug. Im zweiten Erzählstrang, der in die frühen fünfziger Jahre zurückreicht, treffe ich Alice, die jung verheiratet ihre Rolle an der Seite ihres Mannes Albert, der als englischer Botschafter in Paris eingesetzt ist, einnimmt. Schnell wird klar, dass Albert Alice gegenüber nicht mit Geld wohl aber mit seinen Gefühlen geizt. Er sieht in ihr die hübsche Frau an seinem Arm, die funktioniert, von Liebe ist keine Spur geblieben. Alice fühlt sich im Stich gelassen und betrogen und als Antoine in ihr Leben tritt, scheint es um sie geschehen …

Fasziniert lese ich mich von Kapitel zu Kapitel und tauche immer tiefer ein in die Geschichte der Frauen. Ich bewundere die schönen Kleider von Christian Dior und nehme Anteil an dem Schicksal ihrer Trägerin. Gleichzeitig genieße ich die „Jagd“ durch das heutige Paris auf der Suche nach dem verlorenen Kleid. Der eingängliche Schreibstil scheint mit jedem Kapitel spannender zu werden und am Schluss konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Erst auf den letzten wenigen Seiten fiel mir der Zusammenhang wie Schuppen von den Augen und das Ende der Geschichte ließ mich das Buch mehr als befriedigt zuklappen. Ich vergebe hier mit fünf Sternen sehr gerne die volle Punktzahl und spreche eine Empfehlung aus, die von Herzen kommt!

Bewertung vom 24.04.2024
Das Mädchen mit dem Drachen
Colombani, Laëtitia

Das Mädchen mit dem Drachen


ausgezeichnet

In „Das Mädchen mit dem Drachen“, dem inzwischen dritten Buch der Autorin, knüpft sie locker an ihren Debütroman „Der Zopf“ an, der mir übrigens sehr gut gefallen hatte. Wir treffen das Mädchen Lalita wieder, deren Mutter sich so sehr ein besseres Leben für ihre Tochter gewünscht hatte. Dieser Wunsch scheint leider nicht in Erfüllung gegangen zu sein, denn die Kleine muss hart bei ihren Zieheltern arbeiten und an Schule oder gar eine Ausbildung ist nicht zu denken. Da tritt, bedingt durch einen doch recht leichtsinnig herbeigerufenen Unfall, die Französin Léna in ihr Leben. Léna ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit und versucht ihren tiefen Verlust in Indien zu verarbeiten und zu vergessen. Sofort ist die Lehrerin Léna, deren Leben sie nun tatsächlich der schnellen Eingabe der kleinen Lalita zu verdanken hat, eingenommen von dem Mädchen und beschließt, dass sie ihr und all den anderen unterjochten kleinen Mädchen in ihrem Umfeld etwas zurückgeben will. Sie verspricht Schule und Bildung und weckt damit Begeisterungen, die sie vielleicht besser zugedeckt gelassen hätte …

Die Autorin Leatitia Colombani zeigt uns in diesem Roman eine dunkle, brutale und ungerechte Seite Indiens, die das Leben der armen weiblichen Bevölkerung mit Füßen tritt. Während das Buch wunderbar gesprochen und auch geschrieben ist, fand ich es stellenweise doch ein wenig zu einseitig betrachtet. Sicher, die Autorin will aufrütteln, schockieren und die Menschen an ihrem Ehrgefühl packen, aber auch sie muss sich am Schluss eingestehen, dass es Grenzen gibt, die nicht überschnitten werden können. Dieser Bogen ist ihr wiederum gut gelungen und dafür vergebe ich sehr gerne verdiente vier von fünf Sternen. Zu meiner Freude habe ich gesehen, dass „Der Zopf“, ein Buch in dem auch die kleine Lalita vorkam, inzwischen verfilmt wurde. Den werde ich mir auf jeden Fall schnell möglichst gönnen!