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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
rewa
Wohnort: 
wien

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Insgesamt 360 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2024
Spinne und Glühwürmchen: Romantische und zerreißende Dystopie
Stehr, Jana

Spinne und Glühwürmchen: Romantische und zerreißende Dystopie


sehr gut

Eigentlich ist Juriana schon lange tot, doch als Glühwürmchen ist sie nun in einer Traumwelt genannt Nu- Era wieder erwacht und soll Wissenschaftler mit ihren künstlichen Fähigkeiten helfen die mittlerweile zerstörten Erde Alt- Era zu retten. Doch als die Simulation zusammenbricht ,,erwacht“ sie auf der alten Erde und Juri wird als Traumländerin Ziel eines skrupellosen Wissenschaftlers, nämlich Javonus der Spinne. Von nun an zappelt sie hilflos in dessen Netz, wo sie selbst nie weiß, warum sie nicht nur negative, sondern auch immer wieder positive Gefühle für die Spinne entwickelt. Als auch noch ihr für immer verloren geglaubter und geliebter Jugendfreund Aleksej auftaucht und er mit ihr fliehen möchte, stehen sie mit der Spinne einem mächtigen Feind gegenüber, der mit aller Macht dies zu verhindern sucht.
,,Spinne und Glühwürmchen- Gefangen“ ist der erste Teil einer dystopischen, romantischen und nervenaufreibenden Trilogie der Autorin Jana Stehr. Als technische Zeichnerin und Illustratorin hat sie dabei nicht nur ein eigenwilliges, aber perfekt zum Inhalt passendes Cover gestaltet, sondern auch den geschriebenen Text ungewöhnlich dargestellt.
Da Juriana immer wieder verwirrende Gedanken und Gefühle hat, sind dabei Wörter oder ganze Sätze durchgestrichen und somit erhält der Inhalt immer wieder zwei verschiedene Bedeutungen.
Der Start in den Roman fällt nicht ganz leicht, da man die verwirrte Juriana bei ihrem Erwachen begleitet und man selbst das Gefühl hat sich in einer Simulation zu befinden wo der Wahnsinn mit kalten Klauen um sich greift. Doch mit der Zeit kommt man immer besser in der Geschichte an und es ist nicht nur spannend, sondern auch unglaublich welche Geheimnisse ans Tageslicht kommen.
Juriana. Aleksej und Javonus liefern sich dabei immer wieder einen Kampf auf Leben und Tod und es ist dabei immer wieder bedrückend, wenn sich Juri dabei selbst als Monster bezeichnet, die oft unkontrolliert zu einer tickenden Zeitbombe wird und jemanden verletzt oder Dinge zerstört, wenn sie außer Kontrolle gerät.
Dass man bei dieser Geschichte, die brutal und grausam erscheint, auch Gefühle und Liebe findet , würde man nicht annehmen. Man weiß als Leser nie was einen erwartet und wenn man denkt, dass man einem Geheimnis auf die Spur gekommen ist, erwartet einem schon das nächste. Traum und Wirklichkeit geben sich in dem Roman die Hand und man weiß nie, wem man trauen kann und wem nicht.
Bis zum unerwarteten Ende, wo man nicht nur erschüttert und überrascht ist passt die bildhafte und oft zerstörend wirkende Ausdrucksweise perfekt zu dieser chaotischen und nicht ungefährlichen Welt, wo man auf den zweiten Band schon gespannt sein darf.

Bewertung vom 25.04.2024
Roter Sand - Mord auf Gran Canaria
Berg, Eric

Roter Sand - Mord auf Gran Canaria


sehr gut

Fabio ,,Flaco“ Lozano war früher ein erfolgreicher Kriminalinspektor auf Gran Canaria, bis ein unbegründeter Korruptionsverdacht seinen Dienst vorzeitig beendet und er nun als Sicherheitsmann und ,,Butler“ bei der exzentrischen Hotelbesitzerin Dona Esmeralda arbeitet. Als gerade er am Strand die Leiche eines jungen Mannes findet und sein ungeliebter Ex Partner liebend gerne ihn als Mörder verhaften würde, muss Flaco selbst aktiv werden um den wahren Täter zu finden. So dauert es auch nicht lange, bis sich Flaco in einem Strudel aus Lügen, falschen Spuren und vielen Verdächtigen befindet, wo er nicht nur einmal selbst das Ziel von Verbrechern wird, die ihm das Leben schwer machen.
,, Roter Sand- Mord auf Gran Canaria“, ist der erste Fall aus der neuen Krimireihe rund um den Ex Polizisten Flaco, der mit seiner bisweilen frechen Art und Weise seine Mitmenschen immer wieder einmal zur Verzweiflung bringt, noch dazu wenn seine ,,Ermittlungsmethoden“ nicht nur ungewöhnlich, sondern auch riskant sind.
Der Autor Eric Berg schickt dabei einen neuen Protagonisten ins Rennen, der stets einen frechen Spruch auf den Lippen hat, wo man immer wieder einmal schmunzeln muss, was aber sein Gegenüber nicht immer witzig findet. Flaco wirkt zwar etwas unnahbar und gerade zu Beginn hat man das Gefühl, dass er nicht wirklich sympathisch ist, aber mit der Zeit merkt man, dass er nicht nur einen ehrlichen Charakter hat, sondern, dass sich hinter der harten Schale, hinter der er sich immer versteckt, ein weicher Kern befindet.
Dadurch dass der Roman aus der Sicht von Flaco in der ICH Form geschrieben ist, entsteht vielleicht eine gewisse Distanz zu ihm, die ihn rüpelhaft und unsensibel erscheinen lässt.
Da der Autor auf Gran Canaria lebt hat er Land und Leute gut dargestellt und Flacos Mördersuche durch die Insel hat dadurch eine gute Atmosphäre bekommen.
Spannung findet man fast durchgehend in der Geschichte, die aber manchmal etwas an Tempo verliert.
Flaco ist ein Einzelkämpfer, der selten jemanden an sich heran lässt und immer wieder mit den Schatten seiner Vergangenheit kämpft. Dadurch wirkt er manchmal etwas kratzbürstig, frech und unüberlegt in seinen Worten und Taten. Trotzdem schafft er es aber an sein Ziel zu kommen. Mit seiner Chefin Dona Esmeralda liefert er sich immer wieder herrliche Wortgefechte, die die Geschichte gut auflockern.
Bis zum Schluss tappt man als Leser im Dunkeln, weil man nie auf den wahren Täter kommen würde. Ein unterhaltsamer Krimi mit schönem Lokalkolorit und einem erfrischenden, unkomplizierten ,,Ermittler“, wo man schon gespannt sein darf, wie es mit Flaco weiter geht.

Bewertung vom 14.04.2024
Wiener Zuckerl
Loibelsberger, Gerhard

Wiener Zuckerl


sehr gut

In dem Buch ,, Wiener Zuckerl“ bietet der Autor Gerhard Loibelsberger dem Leser eine bunte und vielfältige Mischung an Kurzgeschichten, in denen zumeist mehr oder weniger brutal gemordet wird.
Die Unterteilung darin führt uns zu Geschichten aus dem alten Wien, aus dem neuen Wien und aus Österreich. Der Autor hat dabei sowohl fiktive als auch reale Kriminalgeschichten hervor gezaubert und lässt dabei auch seine bekannten Ermittler Inspector Nechyba und Lupino Severino in Erscheinung treten.
Einen besonderen Reiz machen dabei immer wieder die Dialoge die im wienerischen Dialekt gesprochen werden, wo man mit oftmals schon unbekannten Ausdrücken konfrontiert wird. Für Nicht Österreicher gibt es dafür Fußnoten und am Ende ein Glossar.
Oftmals muss man bei den verschiedenen Geschichten schmunzeln und das Kopfkino wird dabei bildhaft eingeschaltet.
Bei den wahren Kriminalgeschichten ist man sogar das eine oder andere Mal erschüttert wegen der niedrigen Beweggründen der Mörder.
Es ist eine bunte Mischung an unterschiedlichen Geschichten, wo der Autor auch autobiografisches mit einfließen hat lassen.
Ein weiteres ,,Zuckerl“ ist eine Geschichte nach einer Idee von Isabel Karajan mit dem Titel ,,Der tränende Eisberg“, wo man zwar keine menschliche Leiche findet, aber eine fabelhafte Geschichte präsentiert bekommt, wo die Natur zu sterben beginnt.
,,Wiener Zuckerl“ Krimis und andere Geschichten die humorvoll, zynisch und einfach unterhaltsam sind.

Bewertung vom 10.04.2024
Margherita und der dunkle Widerschein der Welt
Ambronn, D.G.

Margherita und der dunkle Widerschein der Welt


sehr gut

Im zweiten Teil ,, Margherita und der dunkle Widerschein der Welt“ lässt der Autor D.G.Ambronn seine Protagonistin aus der Zeit von 1941 berichten. Wo Margerithas erste Liebesgefühle zu Sonny so richtig erwachen und wo der Krieg bereits mit voller Härte zugeschlagen hat.
Auch hier erinnert sich die bereits über 80 jährige Margherita an damals und der Leser erfährt in abwechselnden Kapiteln wie sie als junges Mädchen, das langsam erwachsen wird, ihre Zeit im Internat verbracht hat und wie sie merkt, dass ihre Gefühle zu Sonny immer stärker werden.
Man bekommt auch hier wieder einen guten Einblick darüber wie schwierig es für die Zivilbevölkerung war mit diversen Rationierungen über die Runden kommen zu müssen und wie jeder Tag ein Hoffen und Bangen ist, dass die Männer, die als Soldaten ihr Leben aufs Spiel setzen, wieder heil zurück kommen.
Mir hat dabei auch gefallen, dass man bei den jungen Mädchen, allen voran Margherita gemerkt hat, wie sehnsüchtig die ersten Liebesgefühle erwartet werden und wie ,,unschuldig“ dabei versucht wird auch beim anderen Geschlecht durch Kussübungen herauszufinden, wie sich Liebe wohl anfühlt. Zum Glück gibt es ja noch Sonny, der in der weiteren Geschichte für Margherita noch eine große Rolle spielen wird.
Wie auch im ersten Teil, hat hier der Autor wieder viel recherchiert bezüglich der Kriegsschauplätze und auch dem heißumkämpften Malta, wo Gino, Margheritas Bruder seine Einsätze hat. Viele Kämpfe, sowohl aus der Luft aus, als auch auf dem Meer haben tatsächlich stattgefunden, wo der Autor nur kleine Änderungen vorgenommen hat, wenn sie dadurch besser in die Geschichte gepasst haben. Es sind spannende Kampfszenen, wo man als Leser oft das Gefühl hatte, mitten drin zu sein. Für mich waren dabei ein wenig die vielen verschiedenen Namen und Abkürzungen, sowie die englischen Bezeichnungen der Flugzeuge, Schiffe.... zu ,,kompliziert“, wo ein Kenner der Materie sicherlich keine Probleme hätte.
Es gibt in der Geschichte wieder einige berührende Szenen, humorvolle Momente und vor allem den Wunsch der Protagonisten, dass der Krieg endlich zu Ende ist und dass das Leben noch vieles schönes zu bieten hat und jeder hofft, dieses mit seinem Liebsten genießen zu können.

Bewertung vom 01.04.2024
Folterknecht
Davids, Tom

Folterknecht


ausgezeichnet

Hauptkommissar Schäfer und sein Team sind verzweifelt, denn im Landkreis Bamberg treibt ein brutaler Serienkiller sein Unwesen, wo Frauen bestialisch ermordet werden. Weder Zeugen, noch verwertbare Spuren sind an den ungewöhnlichen Tatorten zu finden. Der Täter scheint immer einen Schritt voraus zu sein. Die Zeit drängt, denn die toten Frauen werden immer mehr und die Kommissare stoßen bereits an ihre Grenzen.
Der Thriller ,,Folterknecht“ von Tom Davids, ist nichts für schwache Nerven, wo bereits das Cover erahnen lässt, dass es keine harmlose Geschichte werden wird.
Der Autor schafft in seinem Thriller eine düstere und gruselige Atmosphäre, wo die Frauen durch brutale Foltermethoden wie aus dem Mittelalter qualvoll getötet werden. Dabei läuft einem beim Lesen die Gänsehaut über den Körper, da man jedes Mal denkt, dass es nicht noch blutiger werden kann und man doch wieder eines besseren belehrt wird.
Dabei läuft das Kopfkino auf Hochtouren und man kann sich bildhaft vorstellen, wie es dabei den Kommissaren ergeht.
Der Schreibstil des Autors lässt die Seiten nur so dahin fliegen und die kurzen Kapiteln steigern ständig die Vorfreude auf die nächsten, da man nicht nur Spannung, akribische Polizeiarbeit, sondern auch menschliche und empathische Protagonisten präsentiert bekommt, allen voran Schäfer. Selbst mit den Schatten seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert ist er ein sehr sympathischer Vorgesetzter, der stets für seine Mitarbeiter da ist, sie ständig motiviert, wenn sie frustriert sind und sich auch schützend vor sie stellt, wenn es zu Problemen kommt.
Der Roman bietet Spannung von Beginn weg und man fiebert bei jedem neuen Mord mit, ob die Kommissare dem Täter endlich auf die Spur kommen. So gibt es auch die eine oder andere Überraschung, die das Ende noch tragischer machen.

Bewertung vom 01.04.2024
Stoltz - das Attentat
Kruger, Edward

Stoltz - das Attentat


sehr gut

Zum Geburtstag im September 1857 lädt Wilhelm I. viele gekrönte Häupter ein, darunter den französischen Kaiser und den russischen Zar. Da ein Attentat befürchtet wird, wird der Polizeipräfekt Wulberer beauftragt, dies zu verhindern. Da kommt ihm Richard Stoltz gerade recht, der nach einer gescheiterten Revolution von 1848 nach Amerika geflohen ist und sich gerade in einer geheimen Mission in Württemberg aufhält. Da er als erfolgreicher Detektiv in der legendären Agentur Pinkerton gearbeitet hat, wird er zu seiner neuen Aufgabe von Wulberer ,,gezwungen“ ihm zu helfen. Bald schon findet das erste Attentat statt und beide wissen nun, dass sie nur gemeinsam erfolgreich sein können, wenn sie Wilhelms Gäste und ihn selbst beschützen wollen. Bald schon merkt Stoltz, dass ihn die Schatten seiner Vergangenheit einholen und vieles ans Tageslicht kommt, mit dem er nicht gerechnet hätte.
Im seinem Debüt ,, Stoltz- Das Attentat“ lässt der Autor Edward Kruger seinen Protagonisten Richard Stoltz das erste Mal ,,ermitteln“. Der historische Kriminalroman entführt den Leser in eine fiktive Geschichte zu dem tatsächlichen Stuttgarter Zwei- Kaiser Treffen, wo er spannende und interessante Ereignisse eingefügt hat.
Stoltz und Wulberer sind dabei ein besonderes Team, wo neben der Ermittler Arbeit auch der Humor nicht zu kurz kommt, wo zumeist Wulberer nicht merkt, wenn er von seinem ,,Partner“ auf den Arm genommen wird.
Es ist eine Geschichte die auch erahnen lässt, wie die damalige Weltpolitik mit Intrigen und strengen Protokollen gearbeitet hat, wo vieles hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde.
Die Geschichte ist leicht zu lesen und bietet auch immer wieder kleine Überraschungsmomente. Stoltz ist ein Mann mit Geheimnissen, die ihm selbst sein bester Freund und Weggefährte Aristide, den er aus einer Sklavenhaltung damals befreit hat, nicht entlocken kann, somit bleibt er auch immer für den Leser ein Mann, bei dem man auf alles gefasst sein muss.
Das Eintauchen in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse werden ebenfalls gut rüber gebracht und dabei werden auch die verschiedenen Protagonisten gut dargestellt.
Die Mischung zwischen Spannung und Humor ist ausgewogen und passt zu der Geschichte. Der erste Fall ist zwar abgeschlossen, aber das Ende lässt schon erahnen, dass Stoltz und Aristide für neue Abenteuer bereit sind.

Bewertung vom 07.03.2024
In dunklen Wäldern
Jost, Rieke

In dunklen Wäldern


sehr gut

Aufgrund eines Kindheitstraumas ist es für Kommissarin Lodi Lenke klar, dass sie nie wieder einen Wald betreten würde. Doch ausgerechnet dort wird nun eine Frauenleiche entdeckt und so wird Lodi ständig mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und auch ihr langjähriger Kollege Thomas merkt, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Beide versuchen nun den Mörder zu fassen, was aber nicht wirklich leicht ist, da es schon bald mehrere Verdächtige gibt. Auch Lodis immer wiederkehrende Panikattacken erweisen sich dabei nicht als hilfreich und so gestaltet sich die Ermittlungsarbeit nicht gerade einfach.
Der Debütroman ,, In dunklen Wäldern“ ist der Auftaktband rund um die Kommissarin Lodi Lenke, wo die Autorin Rieke Jost einen soliden Krimi geschrieben hat.
Der Schreibstil ist einfach zu lesen, wo sie manchmal etwas zu ausführlich etwas beschrieben hat, so muss man nicht unbedingt jeden Straßennamen kennen, durch den jemand geht oder fährt. Ein wenig fließt auch Lokalkolorit ein, was angenehm zu lesen war.
Lodi erscheint in der Geschichte so, als ob sie selbst noch nicht genau weiß, welche Stellung sie einnimmt und was sie gerne möchte. Sie sitzt oft auf ihrer Dachterrasse und dabei trinkt Wein, den Grund von ihrer Panikattacke erzählt sie Thomas erst nach einer Amtshandlung, obwohl sie sich schon viele Jahre kennen und somit bleibt sie auch für den Leser etwas unnahbar und farblos. Da hätte man ihr ein wenig mehr an Leben ,,einhauchen“ können. Aber auch von Thomas weiß man im Grunde gar nichts, wo ich mir gewünscht hätte, dass beide ein wenig ,,menschlicher“ sein hätten können.
Der Fall an sich ist interessant und wie es zur Auflösung kommt ist spannend erzählt. Manchmal handeln dabei die Kommissare etwas unvorsichtig, was eigentlich nicht passieren dürfte, aber vielleicht ist das ja so gewollt von der Autorin oder sie braucht noch ein wenig Zeit um in die Materie richtig einzutauchen, damit solche Szenen glaubwürdiger rüber kommen.
Ansonsten hat mir der Roman gut gefallen und ich bin schon gespannt, wie es mit Lodi weiter geht.

Bewertung vom 24.02.2024
Menschlichkeit 2.0
Berg, Ed

Menschlichkeit 2.0


gut

Im Jahr 2750 leben die Menschen ohne Krieg, schwere Krankheiten sind verschwunden und auch sonst geht es ihnen gut, da die KI VOROS für sie sorgt. Doch was sie nicht mehr besitzen ist die Fähigkeit selbständig zu denken, zu handeln und all das zu tun, was die Menschen früher einmal eigenständig getan haben. Nach einem Kryoschlaf, der ungeplanterweise über 700 Jahre gedauert hat erwacht Alex in dieser unbekannten Welt, wo vorerst alles unglaublich klingt um wahr zu sein. Doch bald merkt Alex, dass diese von der KI gesteuerte Leben die Menschen zu Marionetten gemacht hat, die ohne VOROS scheinbar nicht wirklich lebensfähig sind. Also muss schleunigst ein Plan her um das zu ändern.
In dem dystopischen Roman ,, Menschlichkeit 2.0- Aufstand gegen VOROS, taucht der Leser in eine besondere Welt ein, wo man Alex bei einer schier unglaublichen Mission begleiten kann. Der Autor Ed Berg, lässt dabei auch den Leser selbst entscheiden, ob Alex ein Mann oder eine Frau ist, weil das den ganzen Roman über nicht geklärt wird.
Eingeteilt in drei Kapiteln bekommt man besonders im ersten einen sehr humorvollen Vorgeschmack, was in dieser neuen Welt alles anders ist und Alex stolpert dabei von einer komischen Situation in die nächste.
Es gibt dabei vieles Szenen wo man sieht, dass der Autor sich Gedanken darüber gemacht hat, was eine KI alles den Menschen abnehmen kann und wie jemand, so wie Alex der gewohnt ist selbständig zu agieren, damit überfordert sein kann.
In den beiden anderen Kapiteln wird man damit konfrontiert, wie Alex versucht all die Eigenschaften, die die Menschen in der Vergangenheit besessen haben, auch hier in die KI gesteuerte Welt zu bringen. Dabei hat er es leider für mich etwas zu gut gemeint mit gewissen Schlagworten wie Freiheit, Unabhängigkeit, Fähigkeiten.... die auf jeder Seite einzeln oder gemeinsam auftreten. Da habe ich als Leser mit der Zeit das Gefühl gehabt, unmündig zu sein, da mir immer wieder alles ,,erklärt“ wird, was Alex erreichen möchte .
Trotz vieler witziger und origineller Szenen, stellt sich mit der Zeit auch eine Art Gewöhnungseffekt ein. Alex möchte etwas Neues ausprobieren wie z.b gemeinsames Kochen, es geht vieles schief, aber am Ende sind alle glücklich und so passiert es mit vielen anderen Dingen wie mit einem Werkzeug hantieren oder die ungewohnte Gartenarbeit....
Es läuft dabei jede Handlung und jede Situation immer wieder ähnlich ab, sodass man
keinen wirklichen Überraschungsmoment mehr hat.
Anstrengend für mich war dabei auch, dass alles lachend erklärt und beschrieben wird. Es ist zwar schön, dass die Menschen Freude am Experimentieren und Neues entdecken haben, aber auf jeder Seite zu lesen, wie alle immer dabei lachen müssen, nervt mit der Zeit.
Man merkt in dem Roman, dass viel an Herzblut des Autors drinnen steckt und es sind auch interessante Gedanken dabei, wenn man überlegt, wie weit die technischen Fähigkeiten einer KI eines Tages vielleicht gehen können. Spannend dabei war auch, was die Menschen alles ,,verlernt“ haben und wie abhängig sie dabei geworden sind, was eigentlich ein beängstigender Gedanke ist und zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 21.02.2024
Margherita und der dunkle Widerschein der Welt
Ambronn, D.G.

Margherita und der dunkle Widerschein der Welt


ausgezeichnet

Über 80 Jahre alt ist Margherita Civitella, als sie ihre Erinnerungen aufschreibt wie sie als 13 jähriges Mädchen den Beginn des Zweiten Weltkrieges miterlebt hat, nachdem die Deutschen in Polen einmarschiert sind und kurz darauf die englische Regierung Deutschland den Krieg erklärt hat. Es beginnt für alle eine schwierige Zeit, wo gerade Margherita mit vielen Dingen konfrontiert wird, die ihr damals noch unverständlich waren und die sie erst im Laufe der Zeit besser verstanden hat.
Im 1. Teil des Romans ,, Margherita und der dunkle Widerschein der Welt“ begleitet man die Protagonistin in der Zeit zwischen 1939- 1940.
Der Autor D.G. Ambronn lässt dabei die Ich- Erzählerin eintauchen in eine Welt, die von einem Tag auf den anderen nicht mehr so ist wie zuvor. Er hat dabei gut recherchiert und hat dadurch nicht nur tatsächliche geschichtliche Ereignisse oder Personen von damals mit einfließen lassen, sondern er hat auch eine atmosphärische Dichte geschaffen, wo man nicht nur die Bilder von damals vor Augen hat, sondern, dass man auch das Gefühl hat, jede Emotion der Menschen zu spüren.
Da der Autor Anglistik, Germanistik und Philosophie studiert hat denke ich, dass es ihm deshalb so gut gelungen ist die Stimmung der Menschen, ihre Ängste und Sorgen wieder zu geben. Es ist ein Eintauchen in eine Zeit, die für viele von uns unbekannt ist und wo man mit Begebenheiten konfrontiert wird, die für die damalige Zeit normal waren, für uns aber jetzt unvorstellbar sind.
Das Leben der Hausangestellten wird gut beschrieben, die kaum Rechte hatten und wo das eine oder andere ,,Missgeschick“ besonders bei den weiblichen Dienstboten schnell und auf ,,elegante“ Weise gelöst wurde, in dem man sie schnellstens weggeschickt hat.
Aber auch die Zeit Margheritas im Internat bietet einen intensiven Einblick in das Leben der jungen Mädchen, die nach strengen Richtlinien erzogen wurden und wo es Ereignisse gegeben hat, die für Margherita in schmerzlicher Erinnerung geblieben sind.
Der Autor findet in seiner Geschichte nicht nur spannendes und berührendes zu erzählen, sondern es sind auch kleine humorvolle Szenen, die die Geschichte immer wieder etwas auflockern.
Er schafft es aber auch immer wieder, dass man mit den Protagonisten mitleidet, wenn sie schwere Entscheidungen treffen müssen, wo auch das eine oder andere Geheimnis sogar innerhalb zum Schutz der Familie bestehen muss.
Während Margherita vieles in ihrem jungen Leben noch nicht versteht, wo so manches noch aufregend und geheimnisvoll erscheint, so sind es Gino ihr älterer Bruder und seine Freunde, die sich mit der neuen Situation des Krieges zurecht finden müssen. So gibt es auch für sie immer wieder Ereignisse als Soldaten, wo sie mit ihrem Gewissen hadern und sie zwischen Schuld, Vergeltung und ,,Absolution“ ihre Entscheidungen treffen müssen.
Es ist ein berührender Roman wo Angst und Verzweiflung, aber auch Hoffnung und Neugierde auf das, was das Leben noch bereit hält, zu spüren ist. Wo man vieles aus einer unbekannten Zeit kennen lernt und man aber durchaus Parallelen zu unsere Gegenwart finden kann und man hofft, dass wir noch lange in Frieden und Sicherheit leben können.