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Favourite trash - favourite treasure

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


sehr gut

Hätte etwas mehr Spannung vertragen können

Dieses Buch hat mich in vielerlei Hinsicht positiv überrascht. Vor allem habe ich ein Ehedrama erwartet und überall anstrengende Liebesdreiecke vermutet. Die Autorin hat aber ein derart gutes psychologisches Feingefühl, dass sie solche billigen Tricks nicht nötig hat. Ihr Drama ist authentisch und aus dem Leben gegriffen. Besonders gut hat mir die Beziehung von Kiernan und Mia gefallen, wie respektvoll sie miteinander umgehen und wie sie sich ihre Liebe zeigen, auch wenn sie wegen des Babys dauermüde sind und viele Dinge nicht so gelaufen sind, wie sie es sich vorgestellt haben.

Leider hat das Buch weitaus weniger Spannung mitgebracht, als ich erwartet hatte. Es fiel mir dennoch nicht schwer, das Buch fertigzulesen, weil die Autorin sehr gut schreibt, aber es hat mich einfach nicht so mitgerissen. Die Auflösung war allerdings schon spannend. Lange war ich ganz überzeugt von einer Sache, die sich letztendlich aber als falscher Verdacht herausgestellt hat. Dass das Buch es geschafft hat, mich so in die Irre zu führen, verdient meiner Meinung nach die höhere Sternanzahl, auch wenn ich generell zwischen "mittelmäßig" und "ziemlich gut" schwanken würde.

Bewertung vom 27.11.2022
Alle Farben meines Lebens
Ahern, Cecelia

Alle Farben meines Lebens


sehr gut

Im Endeffekt ist Cecelia Ahern doch nicht meins

Ich habe immer einen Bogen um Bücher von Cecelia Ahern gemacht. Ja, sie schreibt über das Leben, aber ich mag keine Bücher, die nur um schreckliche Alltagsprobleme und Verluste zentriert sind. Dieses hier hat mich zunächst vom Gegenteil überzeugt, weil die Leseprobe vor Lebendigkeit sprühte und ein großartiges neues Leben für ein Mädchen mit großen Problemen versprach. Genau das hat mir das Buch gegeben, aber nicht auf die Art, wie ich es erwartet hatte. Das beginnt schon damit, dass die Liebesgeschichte viel später im Buch kommt als angekündigt - dem Klappentext nach hätte ich einen größeren Fokus darauf erwartet, tatsächlich geht es aber um Alice' Suche nach ihrem Platz in der Welt.

Alice, die in meinem Klappentext noch Violet heißt, war eine sympathische Figur. Ihr Umgang mit ihrer teils schwierigen Familie hat mich überrascht, aber nicht auf eine negative Weise. Im Grunde spiegelt es, so wie es letztendlich geschildert wird, viel authentischer das echte Leben wider.
Die einzelnen Episoden, die erzählt wurden, habe ich sehr genossen, aber das Ganze war in Alice' gesamtes Leben als Rahmenerzählung eingebettet, und ich hatte das Gefühl, die Distanz zu ihr nicht überwinden zu können. Dadurch wurde es stellenweise ein wenig öde, auch wenn das Buch mich 1-2 Mal auch zum Lachen gebracht hat.

Das Ende (und schon als klar war, worauf es hinausläuft) war aber typisch Cecelia Ahern und auch wenn ich ihre sprachliche Kunstfertigkeit schätzen kann, hat es mir die Geschichte bis dahin madig gemacht. Ich werde es in Zukunft halten wie bisher und nichts von der Autorin lesen.

Bewertung vom 16.10.2022
Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen
Reinhardt, Kirsten

Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen


sehr gut

Teilweise schwer zu durchschauende Symbolik

Die Autorin kreiert gleich zu Beginn des Buches eine herrlich herbstliche und gruselige Atmosphäre. Letzteres wird dadurch verstärkt, dass der Großteil der Handlung auf dem Friedhof spielt, auf dem Elvis wohnt. Man muss sich diese Atmosphäre konstant vor Augen führen und daran festhalten, denn die Handlung selbst ist gar nicht so gruselig. Damit es etwas schauriger wird, muss man ein wenig durchhalten, wird aber am Ende belohnt, wo der rote Faden sich offenbart und alles einen traurigen Sinn ergibt. So können Elvis und Dalia aber ein altes Unglück aufklären und werden richtige Freunde. Bis dahin ist die Handlung ein wenig skurril und schwer zu durchschauen und scheint teilweise vor allem aus Dalias betonter Coolness und reichlich Sauerpommes-Witzen zu bestehen.

Das Buch enthält eine reiche Symbolik, auch wenn diese sich einem teilweise nur offenbart, wenn man die jeweilige Sprache beherrscht. Nour ist z.B. das arabische Wort ‚Licht‘ und passt zu Dalia als Schlüsselfigur, die teilweise im übertragenen Sinne und teilweise buchstäblich Licht in die Sachen bringt. Aber über sprachliche Spitzfindigkeiten hinaus wird noch viel mehr angedeutet. Eigentlich müsste man wohl dieses Buch noch ein zweites Mal lesen, um alle Ebenen der Symbolik zu verstehen. Aufgelockert wird die vernebelte Handlung durch lustige Illustrationen zu Beginn von jedem Kapitel, die die Handlung andeuten. Besonders das Eichhörnchen ist sehr gelungen – großes Lob an Tine Schulz!

An den richtigen Stellen humorvoll und sensibel ist Elvis Gursinksi ein ganz besonderes Buch in diesem Herbst und lohnt auf jeden Fall einen Blick, wenn man mal etwas anderes lesen möchte.

Bewertung vom 16.10.2022
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


ausgezeichnet

Kreativ in jeder Hinsicht und gleichzeitig im Humor total simpel

Ich muss sagen: Ich kann verstehen, dass dieses Buch vielleicht nicht für jeden ist. Aber in meinem Fall hat es meine Nostalgie und mein Bedürfnis nach richtig guter Fantasy total befriedigt. Mir reicht es nicht, wenn Fantasy kreativ ist und diese edelmütige Sprache, die besonders oft auftaucht, wenn Elfen/Elben im Spiel sind, ist nicht so mein Ding. Fantasy wird richtig gut, wenn sie witzig und frech ist.

Kinsch erinnert mich vage an Rodario aus Markus Heitz' "Die Zwerge", wobei es schon was her ist, seit ich das zuletzt gelesen habe. Aber seine freche Art, seine Frauengeschichten und ständigen Sprüche haben mich konstant zum Lachen gebracht. Zugegeben: hier jagt wirklich ein Spruch den anderen. Und normalerweise nervt mich das, wenn es schlecht geschrieben ist, aber hier nicht. Auf mich wirkte Kinsch' Sicht auf die Welt wie die Höhe der Unterhaltung. Irgendwie habe ich nie das Stadium hinter mir gelassen, wo man alles witzig findet, wenn ein Schimpfwort drin ist. Wenn die Schimpfwörter dann noch so kreativ sind wie in diesem Buch, bin ich komplett verloren.

Generell ist einfach jede Facette dieses Buches kreativ und irgendwie etwas Neues. Noch dazu finde ich das Cover wunderschön und ich hatte Spaß an der spannenden Geschichte.
Dennoch - wie eingangs gesagt - werden Leser, die die Art von Protagonist, wie Kinsch einer ist, nervig finden, mit dem Buch eher nicht glücklich. Aber ich persönlich werde den Autor definitiv im Auge behalten.

Bewertung vom 16.10.2022
Schau durchs Fenster!
Gorelik, Katerina

Schau durchs Fenster!


ausgezeichnet

Von trügerischen ersten Eindrücken

"Schau durchs Fenster!" besteht aus 13 Szenen, die jeweils so aufgebaut sind: Wir sehen zunächst auf einer Doppelseite rechts ein Haus, in das man nur durch ein Fenster hereinschauen kann, und links eine Zusammenfassung des ersten Eindrucks, den man von diesem Haus bekommen könnte. Eine rosa Fassade voller Blumen und ein weißer Zaun, hinter dem Fenster eine freundliche Omi mit Dutt – da kann man doch guten Gewissens klopfen und bekommt vielleicht sogar ein frisch gebackenes Stück Kuchen? Falsch gedacht, denn wenn man auf die nächste Doppelseite weiterblättert, sieht man: Die gute Dame ist eine Hexe und im besten Fall bekommt man von ihr eine Suppe mit Augäpfeln, im schlimmsten wird man selbst die nächste Suppe für den nächsten arglosen Besucher. Witzig ist übrigens auch der Blick aus dem Haus heraus auf der zweiten Doppelseite. Da sieht man dann durch das ausgeschnittene Fenster zum Teil die Besucher, die hereinschauen. Ein schöner Doppeleffekt!

Dadurch, dass nicht nur Freundliches sich als gruselig herausstellt, sondern auch umgekehrt zunächst gruselige Szenen plötzlich ganz harmlos werden, werden keine Ängste vor dem Fremden geschürt. Man wird vielmehr dazu angeregt, sich mit ersten Eindrücken auseinanderzusetzen und versteht, dass oft alles nicht so ist, wie es zunächst scheint. Und nicht nur der große Twist, der sich offenbart, ist interessant. Es lohnt sich generell, die Seiten näher zu betrachten, denn man kann viele lustige Details entdecken. Aber der große Twist setzt sich schließlich auch aus dem ganzen Bild zusammen, also gehören die Details ohnehin dazu!

Sehr gelungen und besonders finde ich die Illustrationen, die natürlich die ganze „Handlung“ tragen. Es handelt sich um Buntstiftzeichnungen, überwiegend in rosa und rot mit grau, teilweise mit grünen Akzenten. Einmal abgesehen davon, dass ich diese Farbwahl sehr ästhetisch finde, passt sie auch toll zu dem doppeldeutigen Charakter des Buches und je nachdem, welche Version der Farben auf einer Doppelseite variiert, ergeben sich ganz unterschiedliche Effekte. Dass Menschen so viel mit Illustrationen vermitteln können, beeindruckt mich immer sehr. Dazu kommt der ganz eigene Stil der Figuren, den man schon auf dem Cover sieht. Ein Meisterwerk in meinen Augen!

In diesem Buch stellen sich viele Fragen. In welchem Zustand findet Mama Geiß ihr Heim und ihre Geißlein vor? Was verbirgt sich hinter der Tür mit dem Haifischkopf? Neugierig geworden? Dann schaut durchs Fenster! Wenn ihr euch traut…

Bewertung vom 05.09.2022
Die Passage nach Maskat
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


gut

Nicht so gut wie seine anderen Krimis

Auf diesen Krimi habe ich mich sehr gefreut, weil ich Cay Rademacher eigentlich wahnsinnig gerne lese. Er ist besonders begabt darin, das Schicksal von Menschen in einer schweren Zeit anschaulich zu beschreiben, sodass man wirklich das Gefühl hat, man ist mittendrin und dabei. Genau das fehlte mir hier ein bisschen.

Die historische Epoche, die Rademacher für seine neue Reihe gewählt hat, ist sehr spannend, vielleicht, weil man so viele Parallelen zu heute sieht. Grenzenloser Luxus, maßlose Dekadenz und ein Zurollen auf eine Katastrophe - das ist irgendwie das Grundfeeling, das sich aktuell langsam in der Gesellschaft etabliert.
Theodor Jung ist ein sympathischer und interessanter Protagonist und es ist nicht schwer, sich in seine Verzweiflung hineinzuversetzen, zunächst, weil die Familie seiner Frau ihn überhaupt nicht akzeptiert und Dora ihm zu entgleiten scheint, und dann nach ihrem Verschwinden, wo er nicht einmal sicher sein kann, ob er sich nicht alles eingebildet hat. Soweit alles eine interessante Prämisse. Auch bei den anderen Figuren waren coole Menschen dabei, auch wenn es sich oft um erwartete Stereotypen handelte wie die gealterte und drogenabhängige Erotikdiva.

Was mich leider nicht überzeugen konnte, war der Fall selbst. Man muss positiv anmerken, dass die Auflösung so überraschend war, dass man sie wirklich nicht erwartet hat. Davor schien aber alles ganz vorhersehbar und wenig spannend, d.h. die überraschende Auflösung versteht man nicht unbedingt nach und nach und freut sich am Ermittlungserfolg, sondern sie fällt einem gewissermaßen auf den Kopf und man ist etwas perplex. Am Ende ging mir alles ein wenig zu schnell, vor allem die Entwicklungen zwischen Theodor und Dora und damit zusammenhängend der Nebenplot mit dem Dienstmädchen. Auch das Gefühl der Epoche ist nicht ganz so stark rübergekommen wie in Rademachers Nachkriegs-Hamburg-Reihe.

Insgesamt ist das hier trotzdem ein gutes Buch, aber durch meine hohen Erwartungen, die nicht erfüllt wurden, ist es für mich nur Durchschnitt.

Bewertung vom 05.09.2022
Samson und Nadjeschda
Kurkow, Andrej

Samson und Nadjeschda


sehr gut

Slawischer Sarkasmus mit mystischem Ohr

Dieser Krimi hat mir große Freude bereitet, schon dadurch, dass er mal ein anderes Setting hatte - sowohl vom Handlungsort als auch von der Epoche her. Ich persönlich finde den Übergang von Kaiserzeit zu Sozialismus in der Sowjetunion wahnsinnig spannend und genau das beschreibt der Autor hier ganz nebenbei sehr gut. Man lernt in der Schule höchstens was über die großen Ereignisse und Eckdaten, aber hier erlebt man zusammen mit Samson das echte Leben, die Absurditäten des Krieges (z.B. wie schwierig Beerdigungen sind und wie die Menschen dennoch daran festhalten, weil das einfach ein so zentrales Ritual unseres Lebens ist) und der Bürokratie, die schon damals Einzug in das Leben der Menschen hielt. Man lernt, dass nichts an der Zeit glorreich war und jeder nur irgendwie ums Überleben kämpfte - jeder so, wie er konnte.

Die Rolle, die Samsons Ohr im Verlauf der Geschichte spielte, fand ich als Idee sehr originell, auch wenn dadurch das Buch etwas... na ja, ich würde nicht sagen etwas "Mystisches", aber irgendwie etwas Übernatürliches bekam. Ein bisschen in Richtung Magischer Realismus, aber eben nur als ganz kleines Element. Samson als Figur war mir sehr sympathisch, vor allem, dass er in den Beruf als Ermittler nur so reinstolpert und dann auch ganz authentisch dumme Fehler macht - weil er es eben nie gelernt hat! Auch sein unbeholfener Umgang mit Waffen passt da gut rein. Nadjeschda hatte ich mir anders vorgestellt, ich hatte etwas weniger Idealismus erwartet, aber damit fand ich sie als Figur auch irgendwie eine interessante Ergänzung zu Samson, der allem eher kritisch gegenübersteht.

Und schließlich ist da noch der Schreibstil. Ich würde nicht so weit gehen, den Autor auf ein Level mit Bulgakow zu stellen, wie es der Klappentext tut (da bin ich aber auch etwas voreingenommen, Bulgakow ist für mich unantastbar), aber es geht schon in die Richtung. Das Buch hat diesen scharfen und hoffnungslos desillusionierten, aber total subtilen Sarkasmus, den ich nur von russischsprachiger Literatur kenne und einfach nur liebe. Die Übersetzung bringt das auch sehr gut rüber, also auch da gute Arbeit.

Alles in allem ein gutes Buch, wobei mir zum letzten Stern noch ein bisschen mehr Spannung gefehlt hätte. Dennoch empfehlenswert für alle, die mal einen anderen Krimi lesen möchten!

Bewertung vom 22.06.2022
Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1
Vassena, Mascha

Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1


sehr gut

Wohlfühlkrimi mit unpassendem Ende

Mascha Vassena hat einen Krimi geschrieben, für den ich ihr wahnsinnig dankbar bin. Es ist ein absolutes Wohlfühlbuch von einem gemütlichen Urlaubssetting über liebenswerte Figuren wie ihren grummeligen Literaturprofessorvater und seine Katzen bis hin zu einer Protagonistin, mit der ich mich ausnahmsweise mal zu 100% identifizieren konnte. Bei den Katzen ist es besonders schön, dass sie 1. wirklich oft auftauchen, 2. sogar eine zentrale Rolle spielen und 3. alle irgendwie typisch Katze sind, auch wenn sie sich ganz unterschiedlich verhalten. Da ich selbst zwei derartige Exemplare zuhause habe, fiel es mir nicht schwer, mich mit Moira im heimischen Häuschen ihres Vaters mit dem überwucherten Garten wohlzufühlen. Moira selbst gefiel mir durch ihre ausgeglichene Art, ihren Humor und besonders ihre Einschätzungen zu New Age und Esoterik, ihre Vorliebe für "exotische" Sprachen und ihr psychologisches Feingefühl.

Wenn diese Art von Krimis richtig gut geschrieben sind, trifft die Handlung immer die richtige Mischung zwischen großer Spannung und dem Wissen, dass nichts Schlimmes passieren kann. Genau das ist der Autorin perfekt gelungen. Noch besser haben mir die Verwicklungen gefallen, durch die Moira - eine Übersetzerin, die mit Polizeiarbeit gar nichts am Hut hat - intensiv in die Mordermittlungen einbezogen wurde. Am Anfang schien es noch etwas konstruiert, machte dann aber nach einer Weile, nachdem man mehr über die anderen Figuren erfahren hatte, absolut Sinn.

Der Grund, weshalb ich einen Stern abziehen muss, ist das Ende und die Auflösung des Falles, die in meinen Augen unnötig und unpassend skandalöse und dramatische Ausmaße annahmen. Vielleicht hätte ich das der Autorin eher abgenommen, wenn sie mehr in die Richtung angedeutet hätte. So bleibt es ein irgendwie unwürdiges Ende, das nicht so recht zu dem Buch passen mag, das eher eine Art von intelligenter und mit Humor durchsetzter Spannung aufbaut und sonst auf horrorhaftes Leid verzichtet.

Trotz des Endes warte ich gespannt auf weitere Bände mit Moira und Luca, Moiras Vater und natürlich Herta, Ingeborg, Luise, Marlen und die scheue Elfriede!

Bewertung vom 31.05.2022
Das rätselhafte Universum
Bohnet, Ilja;Naumann, Thomas

Das rätselhafte Universum


gut

Durchschnittlich gut verständlich

Dieses Buch beginnt sehr stark und lässt dann leider nach. "Das rätselhafte Universum" beginnt vom Stil her so, als wäre es wirklich für alle unabhängig vom Hintergrund. Für den Anfang, wo die Geschichte der Physik und die frühen großen Fragen skizziert werden, stimmt das auch, in Teil 2 - "Die sieben Welträtsel heute" - konnte ich an einigen Stellen nur schwer folgen.

Um Vergleichswerte zu liefern: Ich bin selbst wissenschaftlich tätig und interessiert, würde mich aber speziell im Bereich der Physik zu den Laien zählen. Ich lese sehr gerne Michio Kaku zu dem Thema und seine simple, verständliche und fesselnde Ausdrucksweise habe ich hier auf Dauer vermisst (ganz zu schweigen von seiner unterhaltsamen Art).

Die Struktur dieses Buches ist gut durchdacht, es ist auch an vielen Stellen angemessen durch Grafiken ergänzt, aber leider ist es, wie die meisten anderen, die ich gelesen habe, nicht das Wunderbuch, das mir den miserablen Physikunterricht in der Schule wiedergutmacht. Vielleicht waren das zu hohe Erwartungen, aber die Lektüre hat mich irgendwie enttäuscht zurückgelassen.

Bewertung vom 26.05.2022
Die dunklen Geheimnisse von Heap House
Carey, Edward

Die dunklen Geheimnisse von Heap House


ausgezeichnet

"Müll"-Highlight des Jahres

"Heap House" ist jetzt schon ein Jahreshighlight für mich. Ich weiß noch, wie ich die Leseprobe gelesen habe und mich gefragt habe, was zum Teufel das mit den Geburtsgegenständen soll. Ich hatte ehrlich gesagt Angst, dass die Erklärung so simpel ausfällt, dass es am Ende nicht mehr spannend ist. Oder aber, dass sie zu abgedreht ist und damit irgendwie nicht glaubwürdig. Beides ist nicht der Fall! Im Verlauf der Geschichte legen sich alle Fakten so passend und elegant zu einer gruseligen, aber funktionierenden Welt zusammen, dass ich beim Lesen Gänsehaut hatte. Ich habe das Buch verschlungen und werde mir die englische Fortsetzung besorgen, weil der erste Band an einer richtig miesen Stelle endet – daher auch eine Warnung: Cliffhanger!

An diesem Buch ist einfach nichts gewöhnlich. Die beiden Hauptfiguren – der kränkliche Clod, der sich die ganze Zeit vor seinem brutalen Cousin verstecken muss und die aufmüpfige Lucy Pennant, die sich einfach nicht in die Identitätslosigkeit der Dienerschaft fügen möchte und dann auch noch klaut wie die Raben – sind originell und auf eine seltsame Weise liebenswürdig. Ich mag es auch, wenn in einer Story jedes Detail wichtig ist, gerade wenn man erst ganz spät bemerkt, wieso. Das ist hier der Fall. Bis zum Schluss kann man nicht erahnen, in welche Richtung die Handlung sich entwickeln wird.

"Heap House" ist bestimmt nicht für alle was, aber wenn man das Düster-Skurrile mag, ist es einen Versuch wert. Das ganze auf Müll gebaute Imperium der Iremongers ist schmutziger viktorianischer Gothic-Roman auf die Spitze getrieben – ich liebe es!