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Glanzleistung
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Dresden

Bewertungen

Insgesamt 29 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2022
Wir entdecken Autos / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.28
Erne, Andrea

Wir entdecken Autos / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.28


ausgezeichnet

Die Kinderbuchreihe wieso, weshalb, warum von Ravensburger hat ein neues Buch „Wir entdecken Autos“ herausgebracht. Dieses Buch unterscheidet sich von den kleineren Büchern der Reihe weil es umfangreicher ist und gerade für vier bis siebenjährige ideal.

Uns hat am besten gefallen, dass man tatsächlich schwer verständliche Themen in Kindersprache verpackt hat. So wird nicht nur erklärt wie ein Motor funktioniert, sondern auch was Zylinderkolben und Kurbelwelle bewirken oder wie der Benzin von der Tanksäule ins Auto kommt. Durch einfache Abbildungen lernen Kinder auf spielerische weise, wie ein Auto zusammengebaut wird, wie es lackiert wird, oder die Bremsen in den Reifen funktionieren. Wert wird auch auf Sicherheit gelegt, so erfahren Kinder, dass sie sich im Auto anschnallen müssen, damit Ihnen im Falle eines Unfalles nichts passiert.

Am besten hat uns die geschichtliche Seite gefallen mit den Oldtimern und den Motorwagen vor über 100 Jahren.

Insgesamt eine gelungene Reise in die Welt der Fahrzeuge und ein buntes Potpourri an wissenswertem für groß und klein

Bewertung vom 21.10.2021
Die Enkelin
Schlink, Bernhard

Die Enkelin


ausgezeichnet

Ich verehre die Romane von Bernhard Schlink sehr weil sie sachlich und schonungslos sind und sehr intensiv recherchiert.
„Die Enkelin“ ist ein Gernerationenroman, wenn auch kein gewöhnlicher. Vielmehr geht es um deutsch-deutsche Geschichte, um die DDR, Flucht, die Wiedervereinigung Deutschlands und damit verbundene Schicksalsschläge.

Der Schreibstil ist sehr sachlich und klar und Schlink verwebt kunstvoll 3 Leben miteinander. Dabei übernimmt der Buchhändler Kaspar den Hauptpart. Als seine alkoholkranke Frau Birgit stirbt, sucht er nach Antworten in Gegenwart und Vergangenheit und wird komplett überrascht.

Auch die Perspektive der Frauen ist eindrücklich und subtil dargestellt, wenn man als Leser auch nicht alle Beweggründe verstehen kann, ergibt sich doch ein aufschlussreiches Gesamtbild.

Bewertung vom 07.09.2021
Der Sucher
French, Tana

Der Sucher


gut

Cal ist eigentlich Polizist in Chicago, hat den städtischen Wahnsinn allerdings satt und zieht kurzerhand in den Westen Irlands. Er kauft sich dort ein recht einsames Haus und baut sich ein neues Leben auf. Nach und nach hat er allerdings das Gefühl beobachtet zu werden und geht instinktgeführt den Dingen auf den Grund.

Ich habe schon einige Bücher von Tana French gelesen, fühle mich als Leser vom Buchrücken allerdings etwas aufs Korn genommen wenn da steht: „ bestes Buch bisher“.
Der Plot und auch die Konstruktion der Story mögen Hand und Fuß haben aber eh man sich durch die 150-seitige irische Landidylle gequält hat und zum hundertsten Mal dem Protagonisten Cal beim beizen seiner Möbel zusieht, fragt man sich wann die Autorin vorhat die Spannungskurve hochzuziehen. Sicher etwas überspitzt aber mich hat der Thriller einfach nicht gepackt.

Die Stimmung ist mystisch und geheimnisvoll und oft gibt es auch Szenen, die man so nicht erwartet hätte aber insgesamt doch eher seicht und vor sich hinschleichend. Mich hat es einfach nicht gepackt und dafür gibt es 3 gut gemeinte Sternlein.

Bewertung vom 27.07.2021
Tiefer Fjord
Lillegraven, Ruth

Tiefer Fjord


ausgezeichnet

Obwohl mich die politischen und rechtlichen doch sehr langatmigen anfänglichen Abschnitte über Claras Karriere doch gelangweilt haben, nahm die Story zusehends an Fahrt auf.
Es geht nicht nur um Fremdenhass und Diskriminierung, es geht auch um Selbstfindung, Selbstzweifel und das Vertrauen, das wir in uns doch sehr nah stehende Personen haben und haben sollten.
Kindesmissbrauch ist ein weitgreifendes Thema, was gern in derlei Genre Verwendung findet. Hier sind sowohl Story, Plot und Spannungsbogen sehr schlüssig und das Ende ist doch sehr überraschend. Wie es sich für einen skandinavischen Psychothriller gehört, passt alles sehr gut zusammen. Man fühlt sich als Leser unterhalten, gruselt sich, wird zum Nachdenken angeregt und erfährt nebenbei noch viel über politische und gesellschaftliche Verstrickungen.

Eine klare Leseempfehlung mit einer hoffentlich baldigen Fortsetzung.

Bewertung vom 21.07.2021
Was fehlt dir
Nunez, Sigrid

Was fehlt dir


ausgezeichnet

Tiefgründige Fragmente

Ich hatte ehrlich gesagt etwas anderes erwartet und das meine ich nicht negativ. Frau Nunez wirft uns hier in diesem Büchlein "Was fehlt dir" in einen großen Haufen bunter Gedanken und Gedankenfetzen.

Mitdenken ist angsagt, Wirken lassen und genießen. Ihre Worte sind manchmal fragmentarisch, manchmal zitiert die Ich-Erzählerin im Buch absichtlich andere Menschen um deren Meinung so ein bisschen als Ihre zu verkaufen. So getreu dem Motto: "Was halten sie als Leser eigentlich davon?".
Ich fand die Vorstellung zum Beispiel sehr wild, was wäre wenn jeder Mensch eine andere Sprach spräche.

Außerdem werden natürlich viele spezielle Themen wie Krankheit und Tod thematisiert. Die Gedanken darüber und wie sie auch die letzten Tage ihrer Freundin in Worte fast sind sehr eindringlich, emotional und berührend.

Insgesamt halte ich den Roman als ein sehr besonderes literarisches Schmankerl.

Bewertung vom 08.06.2021
Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
Green, John

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?


sehr gut

Ich kannte bisher nur das Buch „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green und bin seither von der Schreibart des Autors sehr angetan. Der neue Roman ist eine kleine Wissensschatzkiste mit der Grundidee, aus Lebensereignissen, Gedanken und Geschichte nachdenklich Anekdoten zu erzählen und diese wie bei Amazon mit Sternen zu bewerten. Teils sind diese Anekdoten sehr witzig, tiefgründig, voller Wissen aber auch traurig und nachdenklich und voller Ironie.

Die einzelnen Essays sind schnell und unterhaltsam zu lesen, man erinnert sich automatisch selbst an viele erwähnte Ereignisse zurück und erhält ziemlich viele Informationen über Natur, Politik und Zeitgeschichte. Ein bisschen erinnern mich die Kapitel an die Rubrik „unnützes Wissen“ aus so mancher Zeitschrift. Man saugt es auf, staunt und vergisst den Inhalt leider dann doch recht schnell wieder. Vielleicht lag es auch daran, dass der Autor Amerikaner ist und dadurch auf viele Details der amerikanischen Geschichte eingeht.

Manche Episoden regen zum Nachdenken und Inne halten an. Wie zum Beispiel die Aussage, dass kaum noch jemand flüstert und das Flüstern doch etwas sehr Schönes ist. Dies wird anhand von Beispielen noch ausgiebig erläutert und detailliert begründet. Außerdem lernt man etwas über das Prinzip der Mikroverkapselung und erinnert sich unweigerlich an das Sammeln von Duftstickern in der Kindheit.

Mein Lieblingssatz im Buch, zitiert aus „Der große Gatsby“: „Es ist eine Kritik der geistlosen Spielart des Kapitalismus, die mit Geld nichts Interessanteres anzufangen weiß, als zu versuchen, es zu vermehren.“

Bewertung vom 08.06.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Ich hatte vor etlichen Jahren das Buch über den Bayernkönig von Oliver Pötzsch gelesen und war von seinem Schreibstil sehr angetan.

"Das Buch des Totengräbers" ist im Grunde genommen ähnlich. Wieder geht es um authentische Geschichte und einen grausamen Kriminalfall im Wien des des 19. Jahrhunderts.

Die Geschichte besticht mit wissenswerten Details wie dem Wiener Zentralfriedhof oder der Entwicklung der Fotografie. Dem Zeitgeschichtlichen wurde in allen Belangen Genüge getan und man fühlt förmlich auf jeder Seite diesen österreichischen Charme und die schroffe Schrulligkeit einiger Charaktere.

Die kursiven Anmerkungen als dem Almanach für Totengräber fand ich ein tolles Detail und man kann sich gut vorstellen wie die Wissenschaft damals voranschritt.

Am allerbesten hat mir die Verknüpfung von Kriminalistik und Geschichte gefallen. Das sich weltstädterische Wien und der Zeitgeist von damals sind, wie von Pötzsch nicht anders zu erwarten, wunderbar eingefangen wurden.

Die Figuren sind meines Erachtens ganz wunderbar herausgearbeitet und haben ihren ganz eigenen Charme. Bei Inspektor von Herzfeldt merkt man von Anfang bis Ende eine kontinuierliche Entwicklung und als Leser kann man insgeheim vielleicht auf eine Fortsesetzung hoffen. Aber am sympathischsten war mir vor allem der schrullige Totengräber Augustin Rothmayer. Er hat nicht nur jede Menge Sachverstand sondern auch ein großes Herz. Ich mochte die Kombi beim Lesen sehr.

Definitiv lesenwert und sehr informativ.

Bewertung vom 01.03.2021
Die Erfindung der Welt
Sautner, Thomas

Die Erfindung der Welt


ausgezeichnet

Mitlaute eines Schriftstehlers

„Ein Buch, in dem sich Raum, Zeit und Bewegung durchblättern lassen.“ Nur einer meiner liebsten Sätze aus dieser kleinen literarischen Perle, die uns Thomas Sautner hier vorsetzt. Eine Aneinanderreihung von Buchstabenfreuden.

Inhalt:
Aliza Berg ist Schriftstellerin und bekommt eines Tages einen Brief mit unbekanntem Absender zugeschickt. Darin steht, dass sie ein Buch über das Leben schreiben soll, Budget ist genügend vorhanden jedoch an kleine Vorgaben muss sie sich halten. So ist der Landstrich, in dem sie recherchieren soll doch recht übersichtlich. Und mit den wenigen Menschen, die dort tatsächlich wohnen, kommt sie mehr oder weniger leicht in Kontakt.
Erwähnenswert ist da z. B. die Gräfin Elisabeth, die ihr gleich zu Beginn ihrer Recherchen ein Domizil anbietet und sich auf Anhieb mit ihr verbunden fühlt oder die männerverschlingende Waldeinsiedlerin oder der aberwitziger Kleinwüchsige.

Wer jetzt denkt der Roman verläuft in eine ganz bestimmte Richtung hat sich nach über 200 Seiten geirrt. Auch nach der Hälfte des Buches weiß man als Leser nicht wohin die Reise geht und ist sogar ein wenig enttäuscht von anfangs unerfüllten falschen Erwartungen. Und Erwartungen hat schließlich jeder. Am Ende siegt die Liebe oder es gewinnt immer das Gute oder so ähnlich. Einer meiner Lieblingssätze aus dem Buch: „Sie missverstanden einander blind.“ Ich glaube man darf das Buch nicht als zusammenhängende Geschichte verstehen, sondern muss es fast wie einen poetischen Gedichtband auf sich wirken lassen. Die Gedanken fahren Karussell und die wahrharft bildhaften Beschreibungen beflügeln den Leser aufs Offenkundigste. Da gibt es so viel zu entdecken und zu hinterfragen aber schlussendlich bekommt man trotzdem viel zu wenig Antworten.

Fazit: Eine Schatzkiste zum Mitdenken, philosophieren, sich fallen lassen, genießen und erkennen.

„In diesem Moment und immer!“