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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 985 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2024
TÖDLICHE INTELLIGENZ - KEIN NORMALER ARBEITSTAG
Maria Heinrich

TÖDLICHE INTELLIGENZ - KEIN NORMALER ARBEITSTAG


ausgezeichnet

Nieder mit der KI !
Ana Rubin hat tatsächlich den nächsten Karriereschritt geschafft und ist als Bereichsleiterin für ihr erstes Projekt verantwortlich, das auch für das Unternehmen von entscheidender Bedeutung ist. KI soll die städtischen Dienste der Stadt Korneuburg sinnvoll und effektiv koordinieren. KI ist ein Thema, das die Bevölkerung polarisiert. So ist es nicht wirklich überraschend, dass dass Proteste stattfinden. Als er zu einem Hackerangriff kommt, fühlt sich Ana in der Pflicht, die Täter zu entlarven. Zumal es auch ein Insider gewesen sein könnte. Wem kann sie noch trauen ? Notgedrungen greift sie zu nicht ganz legalen Mitteln. Auch an die Polizei kann sie sich nicht wenden, denn die verdächtigen sie, einen Mord begangen zu haben. Zu allem Überfluss sehen Neider in der Firma ihre Chance gekommen, sie in Misskredit zu bringen. Am Ende muss Ana schmerzhaft erfahren, dass sie auf das falsche Pferd gesetzt hat und riskiert dadurch ihr Leben.

Das ist nun der 2. Fall , den ich zusammen mit Ana löse und kann mit Recht behaupten, mit ihr wird es nie langweilig. Das Thema KI ist sehr aktuell und nicht mehr aus den Nachrichten wegzudenken. Ich selbst sehe dabei Licht und Schatten. Deshalb fand ich die Rahmenhandlung auch sehr realistisch . Ganz verstanden habe ich nicht, warum Ana sich keine Hilfe sucht. Selbst ist die Frau, da stimme ich ihr zu. Nur waren es einige Probleme zu viel und unter Mordverdacht zu geraten, ist kein Kinderspiel . Auf jeden Fall habe ich mit gerätselt, wer der Täter sein könnte und einige Vermutungen habe ich mit Ana geteilt. Gegen Ende war die Auflösung nicht mehr völlig überraschend, aber die Motivation des Täters und das Ausmaß seiner Verblendung waren nicht geeignet, Verständnis oder Mitgefühl zu erzeugen.
Obwohl alles dann doch gut ausgeht, mache ich mir Sorgen um Ana, denn sie scheint etwas müde. Hoffentlich gibt es dennoch bald einen neuen Fall.

Bewertung vom 01.11.2024
Das zweite Kind
De Franchi, Marco

Das zweite Kind


ausgezeichnet

Düster wie ein skandinavischer Krimi
Es beginnt wie ein normaler Krimi. Ein Autofahrer trifft in einer kalten Nacht auf einen rennenden , nackten Jungen. Valentina von der italienischen Spezialeinheit SCO wird in die Provinz geschickt, um sich die Sache anzuschauen - reine Routine. Der Junge erzählt von einer Entführung und von einem weiteren Jungen, den er beim Entführer gesehen haben will. Nun gerät Bewegung in den Fall und entwickelt zunehmend Brisanz , als ein weiteres Kind entführt und ein Mord verübt wird. Valentina trifft bei ihren Ermittlungen auf den Vicequestore Fabio Costa, ein ehemaliger Mitarbeiter der SCO, der hier in der Provinz auf das Abstellgleist gesetzt wurde. Valentina fühlt sich Costa trotz übler Gerüchte über ihn verbunden und beide versuchen fieberhaft, das neue Opfer zu finden. Nur es fehlt jedlicher Ansatzpunkt - kein Motiv, keine Spur zum Täter, keine Verbindung zwischen den Taten. Dank ihrer akribischen Suche nach der Nadel im Heuhaufen und der wertvollen Unterstützung des IT-Mitarbeiters Loris ergibt sich eine heiße Spur und ich als Leser blicke in den Abgrund des Bösen. Als es erneut zu einer Entführung kommt, gelingt tatsächlich ein Ermittlungserfolg. Aber Valentina und Costa werden zu Bauernopfern. Ihnen werden sämtliche Ermittlungsfehler angelastet. Costa verfällt in Depression und beginnt zu trinken. Valentina soll ebenfalls in die Provinz abgeschoben werden , nachdem sie einen Abschlussbericht verfasst hat. Valentina sieht hier ihre Chance, den Fall erneut aufzurollen. Sie glaubt nicht an einen Einzeltäter. Wenn ich bisher glaubte der Schrecken könnte nicht größer werden, wurde ich gründlich vom Gegenteil überzeugt. Größenwahn und ein unfassbares Maß an Perversität zeigen ihr grausames Gesicht. Hinzu kommen Beamte, die weg schauen und sich gegen die eigenen Kollegen wenden. Wann immer Hoffnung aufkeimt, wird sie so gleich erstickt und das alles im tristen, nassen und dunklem italienischen Winter.
Der Fall entwickelt sich immer mehr zu einem Horrorszenarium. Sehr gut beschrieben wird die polizeiliche Ermittlungsarbeit, was gelegentlich auch zu einigen Längen führt. Erneut war ich schockiert über den hohen Grad an Korruption und Inkompetenz der Ermittlungsbehörden. Das hatte ich bereits in einem anderen Krimi so gelesen und neige dazu, es zu glauben.
Valentina und Costa sind Charaktere mit Brüchen. Besonders Costa hat Traumata aus der Vergangenheit nicht verarbeitet und leidet unter heftigen Schuldgefühlen. Ich fand sie beide dennoch sympathisch . Besonders für sich eingenommen , haben sie mich durch ihr tief empfundenes Bestreben, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen und die Opfer zu rehabilitieren. Durch die Atmosphäre von Verrat, Hilflosigkeit und Vertuschen passt der Thriller mit seiner Düsternis perfekt in die dunkle Jahreszeit und erinnert mich stark an skandinavische Krimis. Die Idee für das Motiv fand ich sehr gelungen und ungewöhnlich und passt mit seiner Hybris perfekt. Wenn ich etwas kritisieren wollte, dann dass das Geschehen an einigen Stellen etwas unrealistisch wirkt. Am Ende regt sich dann doch erfolgreich ein Funken Hoffnung und das hat meinem Seelenfrieden gut getan.
Für mich war das Gesamtpaket ein toller lesenswerter Thriller, der mir Gänsehaut beschert, während ich gemütlich auf dem Sofa sitze.

Bewertung vom 29.10.2024
Weihnachten - ein Fest packt aus
Böss, Gideon

Weihnachten - ein Fest packt aus


ausgezeichnet

Der lange Weg zum Erfolg
Normalerweise sind Sachbücher nicht meine erste Wahl. Hier war es aber so, dass ich Weihnachten liebe und trotzdem seine Geschichte nicht wirklich kenne . Diese Lücke wollte ich schließen.

Das Buch war aus verschiedenen Gründen dann eine helle Freude. Zum einen fand ich die Idee, das Weihnachtsfest selbst erzählen zu lassen, ungewöhnlich und das hat meine Neugierde geweckt. Der Erzählstil ist sehr unterhaltsam zu lesen mit einem wohl dosiertem Augenzwickern und dabei stets wohlwollend und nie abschätzig oder verletzend. Was mich dann wirklich verblüfft hat, waren die vielen , mir unbekannten Fakten über das Fest. Das beginnt damit, dass Weihnachten zuerst jahrhundertelang ein Schattendasein führte, dann zum Zankapfel zwischen den Katholiken und Protestanten wurde , bis hin, dass sich heute kaum noch jemand gegen seinen Charme wehren kann. Das liest sich nicht trocken, sondern sehr spannend, da der Autor die Fakten mit vielen kleinen Anekdoten auflockert. Mich hat das Weihnachtsfest mit seiner Lebensbeichte erneut für sich eingenommen. Und ehrlich, wenn alle Sachbücher so unterhaltsam und dabei so informativ wären, würde ich viel öfter eines lesen.

Bewertung vom 26.10.2024
Die Vernehmung
Hebesberger, Roland

Die Vernehmung


ausgezeichnet

Spannendes Katz-und Maus-Spiel
Berlin, November 1999. das Millennium steht vor der Tür und Weltuntergangspropheten feiern Urstände. Stimmen der Vernunft bleiben oft ungehört oder finden den Tod. Genau mit so einer Mordserie hat es Kommissarin Lisa zu tun. Besonderes Aufsehen erregen die Fälle , weil eine junge Frau, Ivonne Becker, die Morde Detail reich voraussagt. Sie spricht von Visionen, die selbst ihr Angst machen und die sie so noch nie hatte.. Lisa und der Profiler Jan glauben nicht an Visionen, aber Ivonne hat für jede Tatzeit ein wasserdichtes Alibi. Jan dürfte eigentlich gar nicht an dem Fall arbeiten - Verbot vom Chef - , aber er kann nicht anders. Er scheint die einzige Chance zu sein, hinter die Maske von Ivonne zu blicken. Das ist die einzige Möglichkeit, um das Morden zu beenden .
Ich mag Krimis, die ihre Spannung durch eine rasante Handlung , aber auch durch persönliche Rededuelle erzeugen. Bei diesem Thriller hatte ich das Glück, auf beides zu treffen. Da ist die hektische Suche nach dem Mörder und die verzweifelten Versuche, die Todesvisionen nicht wahr werden zu lassen. Das bedeutet akribische Polizeiarbeit, bei der ich den Polizisten über die Schultern schauen konnte. Weitere Dynamik ergibt sich aus den Versuchen, die Morde zu verhindern. Ich fand , der Autor hat die Frustration und auch die Wut der Beamten gut dargestellt. Ivonne ist eine interessante Persönlichkeit. Jeder weiß , dass sie lügt, aber es gibt nichts greifbares. Mein persönliches Highlight war die Vernehmung Ivonnes durch Jan. Das gegenseitige Belauern, die Wahl der Worte und das Achten auf die kleinste Körperbewegung war für mich super spannend. Jan selbst war mir sehr sympathisch. Um so mehr fand ich Lisas und Jans Vorgesetzten Wolf widerwärtig, der offensichtlich privates und dienstliches nicht trennen kann und sich all zu oft im Ton vergreift. Gegen Ende des Falles kommt es zu einem packenden Showdown, der alle offenen Fragen klärt und mir auch ein Gefühl der Genugtuung verschafft.
Für mich ist das Buch eine gelungene Kombination aus Action und ruhigen, psychologischen Spannungselementen.

Bewertung vom 24.10.2024
Am Fluss der Zeiten
Renk, Ulrike

Am Fluss der Zeiten


ausgezeichnet

Elze vom Kalmulehof
Die Autorin breitet mit Elzes Geschichte einen Bilderbogen bäuerlichen Lebens und wichtigen Zeitgeschehens um 1551 vor mir aus. Normalerweise werden Geschichten von Adligen, reichen Kaufleuten und kriegerischen Auseinandersetzungen erzählt. Die Obrigkeit hat auch hier ihren Platz in der Geschichte . Zwar taucht sie nur punktuell auf, aber da Elze und ihre Familie Eigenbehörige sind, haben diese Begegnungen jedes Mal fundamentale Bedeutung. Mit Elze durchlaufe ich ein ganzes Jahr auf dem Hof. Ich lerne viel über das landwirtschaftliche Arbeiten im Einklang mit den Jahreszeiten und die große Abhängigkeit vom Wetter. Die Zage sind angefüllt mit Arbeit und scheinen nie lang genug zu sein. Deshalb liebt Elze den sonntäglichen Kirchgang, weil sie Zeit zum Träumen hat. Beeindruckend war das damalige Kräuterwissen und die Kenntnisse von Krankheitsbildern. Trotzdem gab es oft genug Fälle, bei denen die damaligen Fähigkeiten nicht ausreichten. Besonders betroffen hat mich Käthes Schicksal, die Frau von Elzes Bruder Drees, die nach einer schweren Geburt an einer Depression erkrankt. Manche mögen die ausführlichen Beschreibungen der täglichen Mühsal als langweilig empfinden, ich fand sie unglaublich interessant.
Elze ist Eigenbehörige und deshalb kann der Amtmann über sie verfügen, wie er will. So muss sie ihren Gesindedienst in Münster ableisten. Das war für Elze ein schwerer Gang, denn sie hatte den Hof noch nie verlassen und dann noch in die große, fremde Stadt, die sie nur aus Erzählungen ihrer Tante Stine kennt. Diese war zur Zeit der Täufer in Münster und durch sie lerne ich ein wenig über die damalige Aufbruchstimmung dort und den anschließenden Schrecken und die Hungersnot während der Belagerung. Elze findet sich schnell ein, sieht viel neues und erfährt durch ihren Dienst beim Domherrn einiges über die politische Lage. Gerade als sie anfängt, sich heimisch zu fühlen, greift die Obrigkeit wieder in ihr Leben ein. Sie wird ohne Vorwarnung auf die Burg Kakesbeck geschickt. Nun ist sie zwar wieder in unmittelbarer Nähe ihrer Familie, kann aber nicht zu ihr zurück, denn sie gehört nun dem Herrn von Oer, der sie gegen eine andere Magd eingetauscht hat. Einziger Lichtblick ,dass Elze dort den Müller Jakob trifft, dem sie sehr zugetan ist.
Ich habe Elze bewundert, die die Eigenschaft besitzt, sich den jeweiligen Umständen anzupassen, ohne ihre Persönlichkeit aufzugeben. Sie ist intelligent, wissbegierig und eine gute Beobachterin. Für mich unfassbar und eine schreiende Ungerechtigkeit, was das Ausgeliefertsein an den jeweiligen Grundherrn für den Einzelnen bedeutet. Menschen werden wie Gegenstände hin und her geschoben und müssen hohe Abgaben leisten.
Zwar fand ich die eingestreuten Informationen über die politische Lage interessant, aber meine Lesefreude hatte ich durch die Schilderungen des täglichen Lebens. Die waren anschaulich und haben mir die Lebensbedingungen der Landbevölkerung nahegebracht. Mit Elze hatte ich eine starke Frauenpersönlichkeit, mir der ich mich identifizieren konnte. Das Buch ist in sich abgeschlossen, hat bei mir aber den Wunsch geweckt, Elze in den Folgebänden weiter zu begleiten.

Bewertung vom 21.10.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


ausgezeichnet

Drei Schwestern im politischen Widerstreit
Auf`s neue überrascht mich die Autorin mit der Schilderung bedeutender Frauen, die mir bisher nicht bekannt waren, obwohl sie in diesem Fall eng mit unserer neuern Geschichte verbunden sind.
Worum geht es ? Die Mitford-Schwestern Nancy, die älteste und Diana, die unumstrittene Schönheit sind der Mittelpunkt der jungen englischen High Society. Die jüngste Unity ist mehr das hässliche Entlein, das im Schatten der gefeierten Schwestern steht. Bis hier hin für sich schon interessant, aber ob man ein Buch darüber schreiben musste ? Diana ist mit dem Erben der Guinness- Brauerei verheiratet, hat zwei Kinder und langweilt sich. Da trifft sie den Führer der britischen Faschistenpartei, BUF, Oswald Mosley und verfällt seiner Ausstrahlung. Sie gibt ihr bisheriges Leben auf und wird seine Geliebte. Um M , wie Diana ihn nennt, fester an sich zu binden, versucht sie seiner Partei BUF zu mehr Bedeutung zu verhelfen. Sie reist nach Deutschland, sucht Hitlers Nähe und es gelingt ihr, Hitlers Unterstützung zu gewinnen. Unity hat schon als Kind Hitler verehrt und war eine glühende Faschistin. Auch sie reist nach Deutschland und schaffte es in den inneren Kreis um Hitler. Beide Frauen träumen von einem faschistischen Großbritannien unter Hitlers Schutzschild.
Nancy gehört zum Freundeskreis um Evelyn Waugh und schreibt selber Bücher. Nancy versteht die Begeisterung ihrer Schwestern für Hitler und den Faschismus nicht. Sie lehnt beides vehement ab. Hilflos erlebt sie, wie weitere Familienmitglieder Hitlers Charme erliegen. Als Großbritannien Deutschland den Krieg erklärt, muss sie sich zwischen der Familie und ihren politischen Überzeugungen entscheiden.
Sowohl Diana als auch Unity waren unbekannte Größen für mich. Sie sind gute Beispiele dafür, wie gerade Frauen sich stark von Hitler und seinen Ideen angezogen fühlten. Unity stalkt Hitler geradezu und ihre Beziehung nimmt schnell krankhafte Züge an. Endlich sieht sie eine Möglichkeit, ihrer Familie ihren Wert zu beweisen. Obwohl ich ihr Verhalten nicht billige, hatte ich mit ihr Mitleid und konnte sie ansatzweise verstehen. Dagegen war mir Diana ein Rätsel und später auch von Herzen unsympathisch. Ich habe nicht verstanden, was sie an M fasziniert. Sie benutzt Unity für ihre Zwecke , Hitlers Unterstützung zu gewinnen. Sie ist für mich intrigant, dabei sehr intelligent und egoistisch. Am Ende hatte ich den Eindruck, es geht ihr mehr um ihre Reputation als um alles andere. Nancy nimmt das Verhalten ihrer Schwestern trotz ihrer Ablehnung hin. Ihr eigenes Privatleben ist in meinen Augen nur traurig. Am Ende habe ich ihren Mut bewundert, sich gegen die Familie zu stellen.
Der Roman war für mich spannend wie ein Krimi. Dazu beigetragen hat die Erzählweise. Die drei Schwestern kommen in wechselnden Kapiteln zu Wort. Kaum zu ertragen waren die Zusammentreffen der Schwestern mit Hitler. Diese Demut gepaart mit Angst und Hingabe an Hitler haben Übelkeit bei mir ausgelöst. Die Informationen im Buch waren für mich weitere Puzzleteile für mein Geschichtsverständnis. Durch die lebendige und packende Erzählweise der Autorin wurde ich zudem bestens unterhalten.

Bewertung vom 16.10.2024
Vino, Mord und Bella Italia! Folge 4: Ein Mörder zu viel (eBook, ePUB)
Homma, Christian; Frank, Elisabeth

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 4: Ein Mörder zu viel (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zum Gelde drängt es, am Gelde hängt es
Anna hat ihre Stelle bei der Polizei mit großer Begeisterung angetreten, die schnell einen Dämpfer erhält. Commissario Martinelli schließt sie weiterhin von aller Polizeiarbeit aus. Um finanziell über die Runden zu kommen, muss sie weiterhin für die Zeitung arbeiten. Als sie zufällig drei alte Damen kennenlernt, die schon seit Kindertagen befreundet sind, scheint das ein guter Aufhänger für eine Zeitungsstory zu sein. Nur ist kurz darauf eine der drei Damen tot. Ist sonst die Suche nach einem möglichen Täter das Problem, ist es hier andersrum. Jeder scheint darauf versessen, den Mord zu gestehen. Was zu Beginn so aussieht, als könnte Anna endlich ihren kriminalistischen Spürsinn unter Beweis stellen, entwickelt sich für Anna zur persönlichen Katastrophe. Sie entzweit sich mit ihrer Freundin Amalia, verärgert ihren Chef bei der Zeitung und sogar den Bürgermeister. Die Tote soll über ein Millionenvermögen verfügt haben und offensichtlich haben einige damit gerechnet, dass sie im Testament bedacht wurden. Anna versucht den Möchte-gern-Erben eine Falle zu stellen und sieht sich schon als erfolgreiche Polizistin. Aber das geht gründlich schief und führt Anna in eine mehr als unangenehme Situation. Die Lösung des Falles hat mich dann doch überrascht. Es geht tatsächlich um das Erbe, aber ganz anders als gedacht und mit diesem Täter hatte ich auch nicht gerechnet..

Der Fall war wieder spannend mit amüsanten Situationen. So musste ich schmunzeln, als die vermeintlichen Täter und ihre Verteidiger das Polizeirevier regelrecht stürmen und laut durcheinander schreien. So stellt man sich Italien vor. Anna hat es dieses Mal wirklich nicht leicht und tritt in jedes Fettnäpfchen, das sie finden kann. Und natürlich kommt es am Ende zu einer bedrohlichen Situation für sie. Zum Glück kommt Rettung von ungewohnter Seite. Und es wäre kein Cosy Crime, wenn sich am Schluss nicht alle wieder vertragen würden. Mir hat die Folge sehr gut gefallen, die im Gegensatz zu den Vorgängern sehr auf Anna und den Fall fokussiert war. Lieb gewonnene Nebenfiguren durften sich ausruhen und ich freue mich um so mehr, wenn ich sie im nächsten Band wieder treffe.

Bewertung vom 15.10.2024
Die Amato-Schwestern: Die Naht der Liebe (eBook, ePUB)
Kommer, Jo

Die Amato-Schwestern: Die Naht der Liebe (eBook, ePUB)


sehr gut

Auf die Familie ist Verlass
Sara hat ihren Wunsch wahr gemacht und ist von Chile nach Mailand übersiedelt, um ihren Traum von einer erfolgreichen eigenen Modelinie zu verwirklichen. Alles läuft perfekt. Auch ihr Bruder Felipe, das einstige Sorgenkind der Familie, ist erfolgreich. Sara steht kurz davor, ihre erste Lingerie -Kollektion auf der Mailänder Modewoche zu präsentieren., da schlägt das Schicksal erbarmungslos zu. Sara hat einen schweren Unfall und muss zu einer langwierigen Reha. Alle Mühe umsonst ? Ihre Mutter reist aus Chile an und alle versuchen Sara aufzumuntern, aber keiner kann Sara in ihrer Dunkelheit zu erreichen. Nur Leonardo, der sie in der Reha betreut, scheint zu ihr durchzudringen. Sara muss ihr weiteres Leben überdenken und endlich Entscheidungen treffen.

Dies ist der dritte Band, der die Geschichte der Familie Amato, die schwere Schicksalsschläge verkraften muss, erzählt. Zu Beginn scheint das Nesthäkchen der Familie auf der Sonnenseite zu stehen.. Wenn ich ehrlich bin, mag ich Sara nicht besonders. Für mich ist sie die typische verwöhnte Tochter aus reichem Hause., die falsche Vorstellungen von der Wirklichkeit hat. Trotzdem fand ich den Unfall ungerecht und habe Sara bedauert. Auch konnte ich nachvollziehen, dass sie zuerst in ein tiefes schwarzes Loch fällt. Wie sich die ganze Familie um sie kümmert, ist bewundernswert, deshalb habe ich ab einem gewissen Punkt, ihre Ablehnung gegenüber allen Vorschlägen nicht mehr nachvollziehen können. Nur gut, dass sie Leonardo getroffen hat, der ihre Sicht auf die Dinge zurecht rückt.

Die Trilogie endet fast schon märchenhaft positiv und das war mir etwas zu viel des guten. Bis zu diesem Punkt hat mich das Buch gut unterhalten und ich hatte einige interessante Einblicke in die Modewelt.

Bewertung vom 13.10.2024
Nach Ibiza
Hessenthaler, Julian

Nach Ibiza


sehr gut

Der Mann hinter dem Ibiza-Video
Nachdem viele andere, die mehr oder weniger eng mit den Ereignissen rund um den Ibiza-Video-Skandal zu tun hatten, ihre Sicht der Dinge dargelegt haben, meldet sich nun der Macher mit diesem Buch selbst zu Wort.

Zuerst gibt er einen kurzen Rückblick auf seinen Werdegang und erzählt von aus seiner Sicht nicht ganz einfachen Jugend und seinem beruflichen Anfängen in der Sicherheitsbranche. Bereits hier konnte ich oft den Kopf schütteln, darüber wie geradezu naiv Hessenthaler durchs Leben stolpert gepaart mit einer in meinen Augen unterirdischen Menschenkenntnis . Dann wechselt er zu dem Geschehen, das mich als Leser am meisten interessiert. Auch hier haben mich einige Aussagen überrascht und lassen Hessenthaler für mich nicht allzu glaubwürdig erscheinen, was seine Person und Motivation betrifft. Er sei mehr oder weniger zufällig in die Sache hinein geraten. Er wollte zusammen mit dem Rechtsanwalt Mirfakhrai , der das Geld für die Aktion gab, den Personenschützer Straches, Ribarich, eine Rückversicherung verschaffen, falls er im Zusammenhang mit seiner Arbeit für Strache Probleme mit der Justiz bekäme. Alles rein freundschaftlich und ohne Absicht, sich finanzielle Vorteile zu verschaffen. Das erscheint in Hinblick auf die damit verbundenen Risiken wenig glaubwürdig . Das schmälert aber für mich die Bedeutung des Videos und seine Folgen für den Kampf gegen Korruption und für eine saubere Politik in keiner Weise. Dieser Teil des Buches liest zudem spannend und führte bei mir manchmal zu ungläubigen Kopfschütteln in Anbetracht des Dilettantismus und Naivität aller Beteiligten. Was nach der Veröffentlichung passierte, war mir zum Teil aus der Presse bekannt und wirft kein gutes Licht auf die juristische Aufarbeitung und die Zustand der politischen Parteien. Den Versuch in erster Linie, Hessenthaler zu diskreditieren, fand ich beschämend, was aber nicht dazu führt, dass mir Hessenthaler sympathisch ist . Ich musste während der gesamten Lektüre gedanklich die Person vom Skandal und dessen positive Folgen trennen. Hessenthaler betreibt in meinen Augen im letzten Teil des Buches all zu sehr Heldenverehrung in eigner Sache und stilisiert sich zum, Retter der westlichen Demokratie hoch, was ihn in meinen Augen beschädigt und seinen Verdienst schmälert.
Trotzdem fand ich es interessant, die Geschehnisse aus seiner Sicht geschildert bekommen zu haben.



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Bewertung vom 13.10.2024
Schatten über dem Moor (eBook, ePUB)
Ellis, Joy

Schatten über dem Moor (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Überzeugende Fortsetzung der Reihe
Endlich ist DS Joseph Easter von seiner schweren Verletzung aus dem letzten Fall genesen und kann seine Arbeit unter der Führung von Nikki Galena wieder aufnehmen. Eigentlich sollte er es ruhig angehen lassen, aber die Ereignisse überschlagen sich und bringen Easter an einen Punkt, an dem viele um seiner geistigen Gesundheit fürchten.

Es beginnt ganz harmlos. Die Selbstmordrate vor Ort scheint überdurchschnittlich hoch und Easter soll sich die Zahlen genauer anschauen. Ausgerechnet jetzt bringt sich ein alter und geschätzter Nachbar von Galena um. Wirklich Selbstmord ? Und wäre das nicht schon an Aufregung genug, wird eine Leiche gefunden, die regelrecht hingerichtet wurde. Easter glaubt , die Art der Tötung zu kennen und wird von Erinnerungen aus seiner Militärzeit geflasht.

Die Lösung des Falles war für mich geradezu herzzerreißend und zwar aus zwei Gründen. Die Motive für die Taten und die Vorgeschichte dazu sind bösartig und menschenverachtend. Der zweite Grund sind , die persönlichen Verletzungen von Easter , den ich zusammen mit Galena ins Herz geschlossen habe.

Die Ereignisse bis zum Höhepunkt am Ende sind packend und ich hatte keine Ahnung, wie alles zusammenhängt. Im Mittelpunkt steht dieses Mal Easter und seine Vorgeschichte. Easter hat die Traumata aus seiner Militärzeit immer noch nicht aufgearbeitet und die Ereignisse und der hingerichtete Tote triggern ihn. Er glaubt ,einen alten Bekannten aus dieser Zeit zu sehen, leider wirklich nur er. Das alles bringt ihn aus dem emotionalen Gleichgewicht , was seiner Umwelt nicht verborgen bleibt. Ich habe aufrichtig mit ihm gelitten und habe befürchtet , ihn zu verlieren. Beindruckend hier wie das Team sowohl beruflich als auch menschlich sehr gute Arbeit leistet . Nun hoffe ich auf weitere spannende Fälle aus der Feder der Autorin.