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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 974 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2024
Die Toten von Norderney (eBook, ePUB)
Hardinghaus, Christian

Die Toten von Norderney (eBook, ePUB)


gut

Mehr Horror als Krimi
Kriminalhauptkommissar Kummer kämpft mit seinen Depressionen, seit im letzten Sommer seine Tochter Merle ermordet wurde. Er befindet sich in Behandlung bei einem Psychologen, bisher ohne Erfolg. Um seine Arbeit weiter machen zu können, ist er sogar bereit, ein neues Medikament auszuprobieren und es scheint zu helfen. Das ist auch dringend notwendig, denn ein ein Copy Killer treibt sein Unwesen auf der Insel. Kummer gerät in immer größere Abhängigkeit und muss sich zudem mit dem Verdacht auseinandersetzen, dass der Psychologe Karlson, vom dem er sich Heilung erwartet hat, möglicherwiese bei den Taten die graue Eminenz im Hintergrund ist. Die Lösung des Falles gestaltet sich komplett anders, als erwartet.

Ich weiß immer noch nicht, ob mir das Buch gefällt. Vielleicht liegt es daran, dass ich auf einen Krimi eingestellt war und mich unvermittelt in einem Horrorszenarium wiederfinde. Dazu beigetragen hat auch, dass ich Kummer nicht mochte. Meiner Meinung nach war er nicht diensttauglich und all zu sehr mit seinen privaten Problemen beschäftigt. Der Fall gestaltet sich immer mysteriöser und mir war nicht klar, was ist real und was denkt sich Kummers kranker Geist aus. Die letzten Kapitel könnten aus einem Horrorroman stammen und ähneln einem schlechten LSD-Trip. Da war bei mir der Punkt erreicht, wo ich ärgerlich wurde und trotzdem weiter gelesen habe, weil ich auf die Auflösung gespannt war. Die war dann komplett anders als erwartet und ich war regelrecht erleichtert und auch ein wenig enttäuscht. Auf jeden Fall hat mich der Autor auf eine ungewöhnliche Lesereise mitgenommen.

Bewertung vom 03.10.2024
Das mörderische Christmas Puzzle
Benedict, Alexandra

Das mörderische Christmas Puzzle


ausgezeichnet

Mörderisch spannend und sehr berührend
Edie O`Sullivan ignoriert schon seit vielen Jahren Weihnachten. Es ist für sie mit zu vielen schrecklichen Erinnerungen von Tod und Verlust verbunden. Sie hat bis auf ihre Freundschaft mit ihrer Nachbarin Riga keine sozialen Kontakte und würgt Annäherungsversuche mit beißender Ironie ab. Ihr Lebensinhalt besteht aus ihren drei Katzen, Puzzeln und dem Erstellen von Kreuzworträtseln für Zeitungen. Ihr Leuchtturm in diesem Meer von Tristesse ist ihr Adoptivsohn Sean, der bei der Polizei arbeitet. Kurz vor Heiligabend liegen Teile eines Puzzles vor ihrer Haustür mit der Aufforderung, das Rätsel zu lösen, wenn sie Morde verhindern wolle. Was zuerst wie ein makaberer Scherz wirkt, wird zur tödlichen Gewissheit, als es kurz darauf eine Leiche gibt, bei der weitere Puzzleteile gefunden werden. Angetrieben von Neugierde, Ehrgeiz und dem Wunsch weitere Tode zu verhindern, versucht Edie das Rätsel zu lösen. Die Suche führt Edie in ihre eigene Vergangenheit und zwingt sie, sich ihrem Giftschrank der bösen Erinnerungen zu stellen.
Obwohl ich Weihnachten mit seinem Glitzer und Rührseligkeit liebe, liebe ich auch Weihnachtskrimis als perfektes Gegengewicht. Dabei sei angemerkt, dass dieser Krimi zu jeder Jahreszeit mörderische Unterhaltung bietet.
Die über 80jährige Edie hat von der ersten Seite an mein Herz berührt. Ich fand ihre Einsamkeit einfach nur traurig und ihre Bissigkeit hat mich an ein krankes Tier erinnert, das aus Angst Hilfe abwehrt.
Zwei Ideen der Autorin haben mir besonders gut gefallen. Das war die Mördersuche als Puzzle zu gestalten, was in meinen Augen mal etwas anderes war und die Umsetzung super spannend. Ein wenig erinnerte es mich an eine Schnitzeljagd aus Kindertagen. Und dann die Person des Mörders, er nennt sich R.I.P, was mir sehr gut gefallen hat. Und er kommt selbst zu Wort und lässt mich an seinen Gefühlen teilhaben.
Edies Intelligenz und Denkweise beeindruckt. So um die Ecke denken muss man erstmal können. Das hat mich immer wieder verblüfft und ein wenig neidisch gemacht. Als Sean entführt wird, ist Edie kurz davor aufzugeben. Aber wenn sie Schuld an seinem Tod wäre, das würde sie sich nicht verzeihen. Und so stellt sich ihrer eigenen alten Schuld und findet die Lösung in letzter Minute.
Der Krimi endet mit einem sehr schönen Weihnachtsfest und viel Gefühl, was ich absolut passend fand. Schließlich ist es ein Weihnachtskrimi und da darf das so sein.

Bewertung vom 29.09.2024
Das Amulett der Sekhmet 2
Schürmann, Stefanie

Das Amulett der Sekhmet 2


ausgezeichnet

Historische Fakten gepaart mit einer packenden Geschichte
Dies ist die Fortsetzung der Abenteuer von Mara, einer Chirurgin ,die durch ein ägyptisches Amulett in die Vergangenheit reist. Der Reiz der Geschichte liegt darin, dass die Autorin historische Personen lebendig werden lässt und diese überaus unterhaltsam in eine fiktive Geschichte einbindet.

Mara und Brutus hatten sich im 1. Band ineinander verliebt. Anders als in der Realität kann Mara Brutus vor dem Tod retten. und beide fliehen nach Seleukia , wo sie ein beschauliches, gemeinsames Leben planen. Das hätten die beiden sich durchaus verdient, wir Leser würden aber nichts über die weiteren historischen Ereignisse erfahren. Brutus ist mit Labienus und dem parthischen Prinzen Pakoros befreundet. Die Parther halten die Römer durch die Unruhen nach Caesars Tod für geschwächt und versuchen das alte persische Großreich wieder auferstehen zu lassen. Pakoros zwingt Mara und Brutus, ihn auf seinem Feldzug zu begleiten. Nun erlebe ich den Feldzug hautnah mit und stelle fest, Krieg war schon immer ein blutiges Geschäft zu Lasten der einfachen Leute, um Machtphantasien der Regierenden zu befriedigen. Gleichzeitig schildert die Autorin die damalige Landschaft und Städte und gibt Einblicke in die Prachtentfaltung in den Palästen. Das war sehr anschaulich und hat mich nachhaltig beeindruckt.

Der zweite Handlungsstrang befasst sich mit dem Geschehen in Rom und den Zwistigkeiten zwischen Octavius und Marcus Antonius. Das war zeitweise sehr amüsant zu lesen . Auch Octavius Verhältnis zu Frauen und seine Rolle als pater familias werden beleuchtet. Das hat mir neue Erkenntnisse beschert und mir Octavius nicht sympathischer gemacht.

Der Band endet mit Octavius erzwungener Heirat mit Scribonia und der Niederlage und Tod Labienus im Taurusgebirge. Wie bereits im ersten Band wurde Geschichte für mich erlebbar und dadurch auch begreifbarer. Anders als gewohnt erschöpft sich die Autorin nicht in der Aufzählung der bekannten Fakten, sondern erfüllt sie mit Leben und macht Geschichte damit spannend.

Bewertung vom 28.09.2024
Mordshexerei
Stadler, Marion

Mordshexerei


ausgezeichnet

Die Büchse der Pandora
Das beschauliche Essing hat Zuwachs bekommen. Die Hexe Pandora hat die ehemalige Dorfdisco gemietet und bietet ihre Dienste an. Gleichzeitig kommt es zu Grabschändungen und mysteriösen Wandschmierereien. Mary stellt zu ihrem Erstaunen fest, dass Pandora alias Dora eine alte Schulfreundin ist, über deren Familie es damals schon wilde Gerüchte gab. Als die Hexe ermordet wird, erklärt Kommissar und Ex-Kollege Erdem Mary kurzerhand zur Hauptverdächtigen. Natürlich lässt Mary das nicht auf sich sitzen. Schließlich ist sie die Inhaberin der ortsansässigen Detektei. Mary muss tief in der Vergangenheit kramen und was sie entdeckt, wirft kein gutes Licht auf Essing. Dann kommt Pandoras Vater unter merkwürdigen Umständen ums Leben und Pandoras Sohn betritt die Bühne. Beide Ereignisse werfen weitere Fragen auf, die auf Antworten warten.

Erneut muss sich Mary um einen Mord im beschaulichen Essing kümmern, seht zum Leidwesen ihres Ehemannes Toni, der um Marys Gesundheit fürchtet. Aber weil Erdem sie für die Hauptverdächtige hält und die Ermittlungen für seinen persönlichen Rachefeldzug missbraucht, hat sie keine andere Wahl. Geister, Seancen und bewusstseinserweiternde Substanzen sind nicht Marys Fachgebiet, aber wenn es der Wahrheitsfindung dient. Und dieses Mal muss Mary auf die tatkräftige Unterstützung der Familie verzichten, da alle verreist sind. Der Fall erhält eine persönliche Note, weil Mary mit Pandora befreundet war und sich nun die Frage stellt, ob sie Mitschuld trägt. Der plötzlich aufgetauchte Sohn bringt nicht nur Mary an ihre Grenzen. Ich mochte seine Art überhaupt nicht und fand ihn anstrengend. Als Mary die Zusammenhänge klar werden, muss sie einen Geist spielen, um einen weiteren Mord zu verhindern. Das war meine Lieblingsszene. Ich wusste nicht, dass Mary über so viel Schauspieltalent verfügt.

Am Ende hat alles wieder seine Ordnung und die Schuldigen erhalten ihre gerechte Strafe. Obwohl belastende Themen angesprochen wurden, war der Tenor des Krimis gewohnt heiter, ohne zu bagatellisieren. Mir hat es gut gefallen und ich freue mich auf einen weiteren Fall.

Bewertung vom 27.09.2024
Im Zeichen der Lämmer
Benedict, Emilia

Im Zeichen der Lämmer


ausgezeichnet

Der Schlachter von Jefferson City
Inspector Aidan Carter und sein Team bekommen es mit einem ungewöhnlichen Fall zu tun. Es werden Füße einer Frau auf einem Schulgelände gefunden. Kurz darauf ein Frauentorso, der aber zu einer anderen Leiche gehört. Eine gefundenes Fressen für die Presse, die dem Täter den Namen Metzger von Jefferson City verleiht. Die Tötungsweise deutet auf einen Ritualmord hin. Dafür spricht auch, dass die Opfer keine Gemeinsamkeiten zu haben scheinen. Aidans Lebensgefährtin Jessica stellt eigene Nachforschungen an, denn sie wird von ihrer Verlegerin gedrängt, einen neuen Krimi zu schreiben und hat eine Schreibblockade. Dies war die einzige Stelle im Buch, wo ich mir gewünscht habe, den Vorgängerband zu kennen. Ansonsten sind keine Vorkenntnisse notwendig.
Jessica spricht mit Familienangehörigen und Kollegen der Opfer und findet einen neuen Hinweis. Die Opfer haben die gleiche Schule besucht. Das hilft bei der Tätersuche nur bedingt weiter, denn die Morde gehen weiter. Ohne es zu ahnen, ist Jessica aber durch ihre Nachforschungen in den Focus des Mörders gerückt und wird von ihm entführt. Aidan muss alles auf eine Karte setzen, wenn er seine Lebensgefährtin retten will.


Nach den ersten Seiten und anfänglichen Orientierungsproblemen mit den verschiedenen Personen, hatte mich die Autorin am Haken. Schon allein die Tatbegehung war sehr bizarr. Und dann beginnt die gute, alte Polizeiarbeit. Zeugen befragen, Tatortspuren auswerten und mögliche Szenarien entwerfen. Ich liebe diese Art von Krimi, weil man dabei sehr gut mit ermitteln kann und eigene Theorien erstellen. Gelungen fand ich , dass ab und zu der Täter zu Wort kam und mir das einen kleinen Wissensvorsprung brachte. Die Ermittler tragen kleine Schnipsel der Lösung zusammen, sehen aber noch nicht das große Ganze. Auch ich bin auf einige Nebelkerzen der Autorin hereingefallen. Aidans Lebensgefährtin Jessica war mir zu Beginn nicht sympathisch. Ich fand sie etwas zu naiv und unvorsichtig. Tatsächlich gerät sie dadurch in eine bedrohliche Situation. Ich konnte mich aber dann doch och mit ihr anfreunden und als der Mörder sie entführt, war ich entsetzt und habe um ihr Leben gebangt.
Die Lösung des Falles war überzeugend und in meinen Augen fast schon tragisch und ich hatte, wenn schon kein Verständnis, so doch etwas Mitleid mit dem Täter. Auf jeden Fall ist es in meinen Augen ein packender Thriller, der mich mit wohl dosiertem Schrecken gut unterhalten hat.

Bewertung vom 26.09.2024
Schlafe ein, mein Mädchen (eBook, ePUB)
Dützer, Volker

Schlafe ein, mein Mädchen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gelungene Fortsetzung der Reihe um die Kommissare Ben Funke und Helen Stein
Ich war bereits vom 1. Band sehr angetan und habe den 2. mit hohen Erwartungen begonnen. Und wieder haben mich die Ereignisse schnell in ihren Bann gezogen.

Funke hat sein Leben wieder einigermaßen im Griff und sogar eine neue Liebe gefunden. Leider ist sie verheiratet und das mit einem aufstrebenden Politiker. Nach einem Rendez-vous wacht Funke neben ihr auf. Sie wurde mit seiner Waffe erschossen und er kann sich an nichts mehr erinnern. Obwohl er versucht, Spuren zu verwischen, wird er zum Hauptverdächtigen und die Hexenjagd beginnt.

Helen jagt einen vermutlichen Serienmörder, der ein Phantom zu sein scheint. Sie wird von ihrem Vorgesetzten Kain manipuliert, sich als Lockvogel zur Verfügung zu stellen. Kain ist ein Unsympath und Egoist in Reinkultur. Er möchte Stein und auch Funke unbedingt diskreditieren, um eigene Fehler zu vertuschen. Funke und Stein müssen unbedingt ihren jeweiligen Täter überführen. Dabei werden verstörende Zusammenhänge zwischen den Fällen sichtbar..

Beide Fälle laufen zu Beginn parallel. Am meisten habe ich um Funke gebangt, den ich schon im 1. Band ins Herz geschlossen hatte. Der Mörder hatte wirklich gute Arbeit geleistet und ein vollkommenes Lügengespinst um Funke gewebt. Hinzu kam, dass Kain ihn aus persönlichen Gründen lieber tot als lebendig sehen wollte.

Steins Ermittlungen waren dagegen spannend, aber nicht bedrohlich. Das ändert sich, als sie als Lockvogel agiert und tatsächlich auf den Täter trifft.. Nun war sie mein größeres Sorgenkind. Nur gut, dass beide Ermittler zäh sind und schließlich gemeinsam die Täter entlarven Die Lösung zeigt das erschreckende Ausmaß an Bösartigkeit, das Hybris und Rache entwickeln können. Der Thriller war überzeugend und hat mir einige Male Gänsehaut beschert. Ich bin begeistert.

Bewertung vom 24.09.2024
Familienbande
Fossum, Karin

Familienbande


sehr gut

Die Mutter - die Wurzel allen Übels
Der Roman firmiert unter der Rubrik " Kriminalroman " und weckt dadurch Erwartungen, die das Buch für mich nur bedingt erfüllt. Die Autorin schildert im überwiegenden Teil der Geschichte, das Leben und die Befindlichkeiten der Geschwister Aksel und Ellinor, die der Hass auf die Eltern zusammenschweißt. Aksel ist Lokalreporter und schreibt einfühlsame Reportagen, die bei den Lesern beliebt sind. Aksel selbst nimmt sich nicht als beachtenswerte Person wahr, hat kein Selbstwertgefühl und neidet anderen ein glückliches Familienleben, weil ihm dies seiner Ansicht nach von den Eltern vorenthalten wurde. Seine Eltern wollten ihn und seine Schwester nicht, haben sie nie geliebt , sondern nur klein gemacht und kritisiert. Diese Einschätzung teilt er mit seiner Schwester Ellinor, die psychisch krank ist durch die Schuld der Eltern, Drogen nimmt und fachliche Hilfe torpediert.

Die Ereignisse werden aus Aksels Sicht erzählt und ich lerne auch die Mutter kennen, die mir nicht so schrecklich erscheint, wie die Geschwister sie sehen. Aksel trifft sogar Menschen, die die Familie früher kannten und alle äußern sich positiv über Aksels Eltern. War ich zu Beginn meiner Lektüre voller Mitgefühl für die beiden, bemerke ich, wie langsam Ärger und Wut in mir aufwallte. Beide sind nicht bereit, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen und machen für ihr Scheitern allein die Eltern verantwortlich, interpretieren jede Handlung und Äußerung von ihnen nur negativ. Für mich war das krank und ja auch ungerecht und eine einfache Ausrede, um selbst nichts zu tun. Ich habe die Mutter auch nicht als so negativ empfunden. Sie hatte sicher ihre Fehler, aber wer hat die nicht. Als die Mutter ermordet aufgefunden wird, scheint endlich die lang ersehnte Befreiung greifbar. Aber Träume sind das eine, die Wirklichkeit hat eigene Regeln.

Das Buch entwickelt einen Sog, der mich immer weiter lesen ließ und hat dabei unterschiedliche Emotionen geweckt. Dabei ist die Stimmung im Buch düster und ohne Hoffnung auf Erlösung. Das muss man aushalten und man muss sich von den Erwartungen an einen herkömmlichen Krimi lösen, dann bekommt man ein unerwartetes , packendes Leseerlebnis, das nachhallt.

Bewertung vom 20.09.2024
Captain Nelson - Unter der Flagge des Königs / Lord Nelson - Über alle Meere Bd.1
Lorne, Mac P.

Captain Nelson - Unter der Flagge des Königs / Lord Nelson - Über alle Meere Bd.1


ausgezeichnet

Gut historisch recherchiert und dabei spannend wie ein Abenteuerroman
Horatio Nelson, der Held der Seeschlacht bei Trafalgar, begraben in der St Pauls Cathedral - dies sind die Fakten, die mir spontan einfallen und nicht zu vergessen sein skandalöses Verhältnis mit Lady Hamilton. Doch was war Nelson für ein Mensch ? Auf diese Frage gibt der Autor in seiner Dilogie über diese interessante Persönlichkeit historisch fundierte Antworten. Der erste Band beleuchtet schlaglichtartig seine Karriere bis zu seiner Erhebung in den Adelsstand und der Ernennung zum Admiral.

Nelson ist der Sohn eines Landpfarrers. Seine Liebe und Loyalität galt stets England und der Seefahrt. Bereits mit 20 Jahren erhält er sein erstes selbstständiges Kommando und steigt Schritt für Schritt die Karriereleiter hinauf. Er ist ein begnadeter Seefahrer und Stratege und hält sich strikt an seine Order. Das führt zu seinem ersten großen persönlichen Rückschlag, als er er den Schmuggel in den Gewässern um die Westindischen Inseln bekämpfen soll. Die dortigen Pflanzer sind davon wenig begeistert und er macht sich bei ihnen einflussreiche Feinde bis nach London. Das führt dazu, dass er trotz seiner anerkannten nautischen Fähigkeiten 5 Jahre lang kein neues Schiff zugewiesen bekommt. Erst als der Krieg mit Frankreich beginnt, erinnert man sich seiner und beendet sein Landrattendasein. Nun agiert er vorsichtiger und bemüht sich, sich unterzuordnen. Nur wenn er eine Entscheidung für erfolgsgefährdend hält, geht er seinen eigenen Weg. Zu seinem Glück behält er Recht und ermöglicht seinen Vorgesetzten erfolgreiche Schlachten. Als Vorgesetzter verhält sich Nelson so, wie man es sich heute noch wünscht. Er erwartet hervorragende Leistungen, die er aber auch anerkennt. Er übernimmt Verantwortung für sein Tun und scheut nicht die Gefahren der Schlacht.

Und Nelson privat ? Da war er wohl ein typischer Vertreter des männlichen Geschlechts seiner Zeit. Er war gutaussehend und einer Liebschaft nicht abgeneigt. Seine Ehe mit Francis Nisbet war zum großen Teil eine Verstandesheirat. Nelson war in Geldnöten. Nicht weil er den gängigen Laster der Spielsucht und Trunksucht gefrönt hätte, sondern weil der Sold gering und die Seeleute auf Prisengelder angewiesen waren. Frances schien eine reiche Erbin zu sein und er mochte sie. Das Erbe zerschlug sich . Seine Beziehung zur verheirateten Lady Hamilton ist legendär und wird im 2. Band Thema sein.

Der Roman liest sich fesselnd. Der Autor lässt Bilder im Kopf entstehen und schildert die Seeschlachten so anschaulich, dass ich als Laie eine gute Vorstellung davon bekommen habe. Und er schildert Nelson als Mensch mit Fehlern und Vorzügen, was mir persönlich Nelson sehr sympathisch macht. Ich freue mich bereits auf die Fortsetzung und die Möglichkeit , Nelson auf seiner weiteren Reise zu begleiten.

Bewertung vom 17.09.2024
In Zeiten des Todes
D'Andrea, Luca

In Zeiten des Todes


ausgezeichnet

Chronologie einer Mördersuche
Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt, dachte ich, über 700 Seiten, das könnte eine Herausforderung werden. Weit gefehlt , es war ein absolutes Vergnügen und für mich viel zu schnell vorbei.
Der Autor schildert die Suche nach einem Serienmörder Anfang der 90ziger in Bozen nach einem wahren Kriminalfall. Es ist in meinen Augen kein Thriller im herkömmlichen Sinne, der den Fokus auf die konkrete Mördersuche legt. Es sind viel mehr die Zustände bei der Bozener Polizei und die beruflichen Anfänge und Karrieren des Kriminalbeamten Krupp sowie des Journalisten Milla. Beide nehmen ihren Beruf sehr ernst, sind voller Empathie und Tatendrang und werden schmerzhaft mit dem realen Leben konfrontiert. Ein Mörder tötet drogensüchtige Prostituierte. Bei der Polizei hat der allmächtige Commissario Capo Levada das Sagen und die Bulldogen - Polizisten - sind ihm treu ergeben. Wen kümmert schon der Mord am Müll der Gesellschaft ? Krupp sieht das anders. Für ihn sind die Opfer Menschen mit Angehörigen, die leiden . Er beginnt die Suche nach dem Mörder mit einer Besessenheit, die den üblichen Rahmen sprengt und gerät in Konflikt mit Levada. Die Jagd nach dem Mörder erstreckt sich über mehrere Jahre und fällt mit dem beruflichen Aufstieg von Krupp und Milla zusammen.
Milla wird vom altgedienten und desillusionierten Jo unter die Fittiche genommen. Milla soll Bildern liefern, die Angehörige in ihren intimsten Momenten zeigen und reißerische Artikel, um die Auflage zu erhöhen. Milla lehnt das ab, aber er braucht das Geld.
Nach der Verurteilung des Serienmörders gibt es neue Morde, deren Tatumstände mit den alten Verbrechen nahezu identisch sind. Milla und Krupp erinnern sich, welche Ideale sie früher hatten und treffen Entscheidungen, die ihr weiteres Leben verändern.
Mich hat die Entwicklung der beiden Charaktere stark gefesselt. Zeitweise habe ich vergessen, dass wir einen Mörder suchen, der ohne Skrupel Frauen tötet. Obwohl sie unterschiedliche Wege gehen, habe ich beide gemocht - trotz mancher falschen Entscheidung. Ich hatte aber immer den Eindruck, dass es beiden um die Menschen geht, sie sich aber aus unterschiedlichen Gründen den realen Bedingungen unterordnen.
Die Erzählweise erweckte oft das Gefühl von Dringlichkeit, indem sich der Autor kurzer Sätze und Wiederholungen bedient, besonders wenn er die inneren Qualen der beiden Akteure schildert. Das war oft kaum auszuhalten. Fand ich das Ende gerecht ? Ich bin mir nicht sicher. Letzten Endes zahlen alle Beteiligten einen Preis für ihr Handeln. Mir hat der Thriller sehr gut gefallen. Er hat mich in Atem gehalten und die etwas ruhigeren Passagen fand ich angenehm, auch wenn mir bewusst war, dass sie nur all zu oft Vorboten neuer Schrecken waren. Was der Handlung in meinen Augen zusätzliche Dramatik verliehen hat, ist die Tatsache, dass sich der Autor an einen wahren Fall anlehnt.

Bewertung vom 12.09.2024
Dunkle Wolken über Norfolk (eBook, ePUB)
Daykin, Judi

Dunkle Wolken über Norfolk (eBook, ePUB)


sehr gut

Mord in ländlicher Idylle

Sara Hirst, Detective jamaikanischer Abstammung, tritt ihre neue Stelle in Norfolk an. Doch Norfolk hat nicht auf sie gewartet und die neuen Kollegen sind nicht begeistert und begegnen ihr mit Abneigung. Auch mit den Vorurteilen der überwiegend ländlichen Bevölkerung hat die dunkelhäutige Großstädterin nicht gerechnet. Hatte Sara mit einem ruhigen Arbeitsalltag gerechnet, lernt sie gleich am ersten Tag, dass auch im beschaulichen Norfolk das Verbrechen zu hause ist. Man findet einen unbekannten Toten in einem Entwässerungsgraben . Motiv, Tatumstände sind nicht erkennbar. Schließlich stellt sich heraus, der Tote war möglicherweise einer Diebesbande von Landwirtschaftsgeräten auf der Spur. Saras Ermittlungen werden durch Rassismus, Misstrauen und eigene persönliche Geheimnisse zusätzlich erschwert.

Die Idee, eine dunkelhäutige Großstädterin auf dem platten Land ermitteln zu lassen, fand ich interessant. Sara kennt sich mit Landwirtschaft nicht aus, kennt die gesellschaftlichen Strukturen nicht und wird selbst als störender Fremdkörper gesehen. Ich fand es mutig, sich dem auszusetzen. Ich vermute, Sara hat mit all dem nicht gerechnet. In meinen Augen schlägt sie sich gut bis zu dem Punkt, als der Mordfall persönlich wird. Sie behält ihre Geheimnisse für sich, gefährdet die Ermittlungen, überschreitet ihre eigenen Grenzen und riskiert ihren Arbeitsplatz. Die emotionale Achterbahn, die sie erlebt, habe ich nachempfinden können, aber dennoch hätte ich mehr Professionalität erwartet, denn Sara ist eine gute Polizistin , die ihren Beruf aus Überzeugung gewählt hat. Der Fall nimmt immer monströsere Ausmaße an und bleibt dabei in weiten Teilen realistisch. Manches mag der Dramatik geschuldet sein, um mehr Spannung zu erzielen. Das gelingt der Autorin gut. Der Krimi ist spannend, emotional und thematisiert dabei aktuelle Themen. Die Auflösung ist logisch und es bleiben keine losen Enden. Mir war der Schluss dann doch etwas zu glatt. Mein Fazit ist dennoch positiv, weil der Krimi sehr gut unterhält, Emotionen anspricht und auch den einen oder anderen Denkanstoß gibt.