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Benutzername: 
Christine
Wohnort: 
Südhessen

Bewertungen

Insgesamt 103 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2023
Anti-Girlboss
Shehadeh, Nadia

Anti-Girlboss


sehr gut

Ich habe mich hier wiedergefunden

Vorweg möchte ich sagen, dass ich mich in diesem Buch sehr wiedergefunden habe. Und es hat mir so was von gut getan, dass ich mit meiner Einstellung und Lebenssicht anscheinend nicht alleine bin.

Zudem war es für mich sehr ungewöhnlich, dass ich mich an ein Sachbuch herangewagt habe. Wobei ich denke, dass es kein typisches Sachbuch an sich ist, sondern eher ein Lebens-/Erfahrungsbericht, welcher mit entsprechendem Fachwissen zur Materie untermauert wurde. Und damit handelt es sich (zum Glück) nicht um eine hochwissenschaftliche Arbeit. Entsprechend gut lesbar war das Buch.

Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass Menschen mit anderen Sichtweisen und anderer Lebenseinstellung mit diesem Buch so gar nichts anfangen können. Meiner Meinung nach ist die Autorin mit diesem Buch auch nicht angetreten, um aus Workaholics Menschen mit einer ausgeglichenen Work-Life-Balance zu machen.

Hier wird einfach dargestellt, dass man auch ohne völlige Selbstaufgabe und mit einem gesunden Maß an Leistungsbereitschaft ein gutes und auch gesellschaftlich wertvolles Leben führt.

Bewertung vom 31.12.2022
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


ausgezeichnet

Ein überraschendes Highlight

Die Rückkehr von Albert Lintermann in sein kleines Heimatdorf in der Eifel ist für ihn wahrlich nicht einfach. Zwar hat er den ersten Weltkrieg überlebt, aber mit extremensten Gesichtsverletzungen. Nicht jeder kommt damit zurecht, so dass Albert viele Zurückweisungen ertragen muss.

Wir begleiten Albert von 1919 bis in die späten 40er Jahre und die Autorin hat mir ihn und alle anderen Menschen des Dorfes richtig nahe gebracht. Ich habe mitgelitten und mich mitgefreut. Es war eine emotionale Reise.

Auch die historischen Beschreibungen fand ich sehr gut in die Geschichte eingeflochten und ich habe wieder einiges Neues erfahren.

Besonders macht die Geschichte auch, dass es den Ort Wollseifen wirklich gibt und dieses eine ganz besondere Schicksal ereilt hat. Darauf geht die Autorin auch im Nachwort gesondert ein.

Zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder Tagebucheinträge des ortsansässigen Lehrers, der darin auch oft auf das Weltgeschehen eingeht. Das fand ich ganz besonders interessant.

Für mich war das Buch ein überraschendes Highlight zum Jahresende. Und der im Sommer 2023 erscheinende neue Roman von Anna-Maria Caspari steht schon auf meiner Wunschliste.

Bewertung vom 15.11.2022
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


ausgezeichnet

Ein großartiges Buch, in dem Geschichte lebendig wird

Kati Naumann hat mich bereits mit ihren beiden letzten Büchern begeistert, so dass ich sehr gespannt war, welches Thema sie dieses Mal wählen wird. Beim Lesen des Klappentextes war ich dann etwas ernüchtert, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass mich Bergbau interessieren wird.

Aber die Autorin kann einfach grandios schreiben. Schon nach den ersten Seiten hatte sie mich. Von wegen, dass der Bergbau ein langweiliges Thema sein würde. Die geschichtlichen Aspekte waren so spannend und lebendig beschrieben, dass ich mit mitten drin wähnte. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich mir mein Ipad geschnappt habe, um mich noch weiter in das Thema einzulesen, Dokumentationen zu suchen oder mir einfach Bilder dazu anzusehen.

Mir war z.B. überhaupt nicht klar, dass in der ehemaligen DDR Uran abgebaut wurde. Und was für Auswirkungen das auf die Menschen und das Land hatte.

Darüber hinaus fand ich den Aufbau des Romans wieder klasse. Das hin und her springen zwischen der heutigen Zeit und der Vergangenheit lässt einen nur so durch die Seiten fliegen.

Zwischenzeitlich musste ich mich regelrecht bremsen, denn ein so tolles Buch soll einen doch möglichst lange begleiten. Und am Ende konnte ich mich nur schweren Herzens von der Familie Steiner trennen.

Der nächste Roman von Kati Naumann wird auf jeden Fall wieder bei mir einziehen. Und „Die Sehnsucht nach Licht“ war ein absolutes Highlight, volle fünf Sterne.

Bewertung vom 20.10.2022
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


ausgezeichnet

Ein fremdes Land wird einem näher gebracht

Normalerweise sind Kurzgeschichten/Storys nicht ganz so meins. Aber das neue Buch von Cho Nam-Joo hat mich so angesprochen, dass es dann doch einmal mit diesem Genre probieren wollte. Und um es vorweg zu sagen, ich wurde nicht enttäuscht.

Als Oberbegriff des Erzählbands steht das Frausein in Südkorea. An Hand von acht Frauen erhalten wir Einblick, was es bedeutet als Frau in diesem Land aufzuwachen, zu arbeiten, in einer Beziehung zu leben oder allein. In vielem erkennt man sich wieder und doch gibt es auch vieles was einem völlig fremd und oft auch schwer nachvollziehbar ist.

Ganz besonders gefallen hat mir die Story „Die Nacht der Polarlichter“, in der es um die überraschend liebevolle Beziehung zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter geht.

Ein lohnendes Buch, das ich gerne weiter empfehle. 4,5 Sterne gibt es von mir.

Bewertung vom 11.09.2022
Schlangen im Garten
vor Schulte, Stefanie

Schlangen im Garten


sehr gut

Ich bin etwas ratlos

So begeistert ich von „Junge mit schwarzem Hahn“ war, so ratlos hat mich „Schlagen im Garten“ zurückgelassen. Ich befürchte, ich habe das Buch einfach nicht verstanden. Sprachlich ist es wirklich außergewöhnlich schön geschrieben. Es gibt so viele schöne Sätze, man käme aus dem Markieren oder Herausschreiben (es gibt ja viele Leser*innen, die das machen) gar nicht mehr heraus. Nur konnte mich die Geschichte selber nicht berühren, da ich immer wieder Fragezeichen in den Augen hatte. Ja es geht um Trauerarbeit, soweit konnte ich es nachvollziehen. Aber für mich kam hier leider kein Lesefluss auf. Mehr ein Kunstwerk, als ein Roman?

Auf Grund der schönen Sprache, vergebe ich trotzdem 3,5 Sterne. Und auch den nächsten Roman würde ich mir näher ansehen, denn schreiben kann die Autorin auf jeden Fall. Nur dieses Buch war leider nichts für mich.

Bewertung vom 29.08.2022
Svendborg 1937
Jeschke, Tanja

Svendborg 1937


ausgezeichnet

Eine Flucht vor Nazideutschland – berührend geschrieben

Die Familie Dinkelspiel – bestehend aus den Eltern mit ihren drei Kindern Ricarda, Meret und Friedrich – fliehen 1937 auf Grund der immer stärker werdenden Repressalien gegenüber Juden, aus Stuttgart nach Dänemark. Sie kommen bei einer Tante unter, die ihr Deutsein schon lange abgelegt hat und die Familie eher aus Pflichtbewusstsein (und gegen eine Aufwandsentschädigung), als denn aus Hilfsbereitschaft aufnimmt. Wobei ich es mir auch als sehr schwierig vorstelle, wenn eine Eigenbrötlerin auf einmal eine fünfköpfige Familie im Haus hat. Das sie es überhaupt macht, muss man ihr trotz allem hoch anrechnen.

Wir erfahren, wie die Familie und deren einzelnen Mitglieder, mit der Situation als Flüchtling in einem fremden Land, mit einer Sprache die sich nicht sprechen, zurechtkommen. Insbesondere die Gefühle und Erlebnisse der beiden jungen Mädchen stehen dabei im Fokus.

Mich hat das Buch sehr berührt und es hat mir auch vor Augen geführt, was für die Menschen eine Flucht aus ihrem Heimatland und das Leben im Exil bedeutet. Wie hilf- und ratlos man ist. Wie man nicht verstehen kann, warum ausgerechnet einem selber das passiert. Und wie man gegen alle Widrigkeiten mit seinem Leben weiter macht, weiter machen muss. Am Ende finden viele der Flüchtlinge eine neue Heimat, auch wenn sie die alte Heimat nie ganz loslassen wird.

Ein tolles Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 21.08.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


sehr gut

Ungewöhnlich und interessant – aber keine wirkliche Dystopie

Das war wirklich ein ungewöhnliches Buch und definitiv eine interessante und stellenweise lehrreiche Lektüre. Dem Klappentext nach habe ich eine Dystopie mit dem Fokus auf eine schwimmende und selbstversorgende Insel erwartet. Das war es tatsächlich nicht.

Im Buch haben wir zunächst drei Erzählstränge. Da ist zum Einen der Teenager Jada, die sich recht isoliert auf einer Insel vor Deutschland befindet. Warum und wieso – so genau erfährt man das anfänglich nicht. Ich fand das Ganze sehr mysteriös und empfand diese Kapitel als sehr spannend.

Dann gibt es noch Helena, die auf dem Festland lebt. Das es den Menschen dort nicht unbedingt so gut geht wie aktuell, wird schnell klar. Von einer dystopischen Welt scheint man aber noch weit entfernt zu sein. Dieser Gegensatz zwischen den Geschichten von Jada und Helena haben mich zwar irritiert, aber auch immer dazu angeregt weiter zu lesen, um herauszufinden, was denn nun wirklich passiert ist.

Im dritten Erzählstrang (Archiv genannt) erfahren wir historische Begebenheiten, in denen es immer um kuriose Gründungen von Staaten geht – in der Regel auf kleinen Inseln. Diese Kapitel fand ich am Besten, zudem es sich um wahre Begebenheiten handelte.

Wie diese drei Perspektiven zusammenhängen, wird in der zweiten Buchhälfte aufgeklärt und ich war stellenweise überrascht.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, auch wenn die Verwendung von (recht unbekannten) Fremdwörtern ungewöhnlich zahlreich war. Da musste ich ab und zu auch mal Google bemühen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, so dass ich es mit vier Sternen bewerten möchte.

Bewertung vom 13.08.2022
Sanfte Einführung ins Chaos
Orriols, Marta

Sanfte Einführung ins Chaos


ausgezeichnet

Eindringlich und berührend

Ein Mann und eine Frau, beide Anfang 30, zusammenlebend und doch sind sie in ihrer Beziehung noch nicht angekommen. Und auch die Erwartungen an das Leben sind unterschiedlich. Er (Daniel) hat der frühe Verlust seines Vaters geprägt. Dieses Gefühl des Verlassenwerdens ist immer im Hinterkopf und als Junge schwor er sich, sein Kind niemals zu verlassen. Sie (Marta) hat genaue Zukunftspläne – aber ein Kind gehört definitiv nicht dazu.
Er fürchtet die Veränderung und will seine Vergangenheit festhalten. Sie will Neues und plant schon eine berufliche Änderung, die sich in eine andere Stadt führt. Er will ankommen, sie ist auf dem Sprung.
Die Zerrissenheit von Daniel und Marta in der neuen Situation einer ungewollten Schwangerschaft hat die Autorin sehr gut herausgearbeitet. Das Buch war eindringlich und berührend. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für Leser von zeitgenössischer Literatur.

Bewertung vom 25.07.2022
Eine Feder auf dem Atem Gottes
Nunez, Sigrid

Eine Feder auf dem Atem Gottes


ausgezeichnet

Schwer einzuordnen

Dies war mein zweites Buch von Sigrid Nunez. Und genauso wie bei „Was fehlt dir“, fällt es mir auch bei „Eine Feder auf dem Atem Gottes“ schwer, es einzuordnen. Was genau habe ich da eigentlich gelesen? Eine fiktive Geschichte oder doch ein autobiographischer Roman? Ich bin mir nicht sicher, zudem es auch kein Nachwort gibt, welches diese Frage klären würde.

In Bruchstücken erzählt die Autorin zunächst die Geschichte ihrer Eltern. Gerade diese beiden Kapitel über Chang und Christa (was für eine ungewöhnliche Namenskonstellation) haben mir außerordentlich gut gefallen. Die Sprache war lebendig und bildhaft, die Figuren zum Greifen nah. In der zweiten Hälfte lernen wir dann die junge Sigrid kennen, ihre Träume und Ängste. Auch hier war ich noch ganz gefesselt von diesem ungewöhnlichen Roman. Der vierte Abschnitt hat mich dann leider etwas enttäuscht. Die Liebesgeschichte mit Vadim war nicht ganz so meins.

Insgesamt war es aber eine tolle Lektüre und für Liebhaber zeitgenössischer Literatur absolut zu empfehlen. Insbesondere dieses „Fremdsein“ in der eigenen Familie ist mir sehr Nahe gegangen. Frau Nunez hat wirklich einen großartigen Erzählstil und ich freue mich schon auf den nächsten Roman von ihr.

Bewertung vom 17.07.2022
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Bervoets, Hanna

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ausgezeichnet

Ungewöhnlich

Das Buch behandelt ein Thema, über das ich bisher noch nie nachgedacht habe. Wer ist das eigentlich, der die Posts auf unseren unzähligen Plattformen kontrolliert und nach welchen Richtlinien? Und was macht das mit einem?

Die Umsetzung fand ich spannend und ungewöhnlich gemacht. Es war vielleicht nicht unbedingt, das was ich erwartet habe – aber gelohnt hat es sich trotzdem.

Ich hätte mir aber durchaus mehr Seiten gewünscht. Das dünne Büchlein war ruck zuck durchgelesen und am Ende war ich leider nicht schlauer als vorher. Aus der Thematik hätte man noch so viel mehr machen können. Zudem mir der Schreibstil von Hanna Bervoets außerordentlich gut gefallen hat.

Vielleicht noch kurz zum Cover. Optisch wirklich schön – nur finde ich es absolut nichtssagend. Schade, dass die Verlage aktuell so in Pastellfarben schwelgen. Leider sagt so ein Cover so gar nichts über ein Buch aus.