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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2090 Bewertungen
Bewertung vom 24.04.2025
'... ich will Euch niemals verlassen'
Hoffmeister, Barbara

'... ich will Euch niemals verlassen'


sehr gut

Thomas Mann und sein Verlag

Dieses Buch ist bei Fischer erschienen. Kein Wunder, ist dies doch der Verlag, der Thomas Mann stets herausgegeben hatte. Von den Buddenbrooks ab alle Bücher des Autors bis zu dessen Tod und darüber hinaus. Das war beiderseitige Treue, aber auch von Vorteil für beide Seiten. Es gibt viele interessante Details, aber manchmal wirkt das Buch zu gerafft. Es ist auch ziemlich kurz.

Barbara Hoffmeister hat schon eine Biografie über Samuel Fischer geschrieben und arbeitet auch in diesem Werk gut heraus, wie wichtig dieser Verleger für Thomas Mann war.

Es ist ein interessantes Buch, das viel über die Verlagswelt und Verhältnis zwischen Autor und Verlag erzählt und es macht Lust, mehr über Samuel Fischer zu lesen.

Bewertung vom 24.04.2025
Great Big Beautiful Life
Henry, Emily

Great Big Beautiful Life


sehr gut

Weder Top noch Flop

Das Buch hat mich streckenweise gelangweilt. Aber daran bin ich zum Teil selbst schuld, denn dieses Buch ist eine Romantic Comedy. Ein Genre, das ich normalerweise meide, doch mich lockte die Grundidee. Alice und Hayden, zwei Journalisten, die beide die Biografie von Marvaret Ives, einer ehemaligen Promi, schreiben wollen. Margaret erzählt beiden getrennt voneinander ihre komplizierte Lebens- und Familiengeschichte. Und es gibt die Version der anderen und ihre Version. Warum die alte Dame das so umständlich macht, erschien mir lange Zeit nicht ganz plausibel.
Dann sind die Dialoge zwischen Alice und Hayden nicht originell oder schlagfertig genug.
Und warum wird nur aus Alice Perspektive erzählt? Das schwächt Hayden als Figur.
Das Ende ist aber gelungen und das versöhnt mit dem Buch.

Great big beautiful life ist kein Flop, da Margarets Geschichte interessant genug ist.

Bewertung vom 24.04.2025
Wut und Liebe
Suter, Martin

Wut und Liebe


sehr gut

Noah und Camilla
Martin Suter hat schon viele Bücher geschrieben und er hält ein gewissen Niveau, welches er auch nicht überschreiten kann oder will.
Doch immer erzählt er eine interessante Story.
Noah ist Künstler, jedoch ohne monetären Erfolg bisher. Seine Freundin Camilla leidet darunter und will sich trennen. Für Noah sehr schmerzhaft. Er will etwas ändern und als er durch Zufall mit Betty eine Frau kennenlernt, die ihm etwas vorschlägt, überlegt er zum Mörder zu werden.
Hier geht es um eine schwierige Beziehung. Hinzu kommt ein Thrillerplot, der an Alfred Hitchcock erinnert, ohne dass das Buch dadurch zu einem Krimi wird. Es bleibt Suter pur.
Insgesamt halte ich Wut und Liebe aber für schwächer als Martin Suter Roman aus dem letzte Jahr, Melody. Hauptgrund ist ein zu verhaltenes Tempo und auch dem Plot ist leicht enttäuschend.
Gert Heidenreich ist der Sprecher des Hörbuchs und er liest ruhig und passend, für meinen Geschmack aber zu langsam.
Ich gebe dem Buch 3,5 Sterne aufgerundet zu vier.

Bewertung vom 24.04.2025
'Ich will lieber schweigen'
Quadflieg, Will;Quadflieg, Roswitha

'Ich will lieber schweigen'


sehr gut

Tagebuch mit Kommentaren

Will Quadflieg war ein bedeutender Theater- und Filmschauspieler, dessen erste Erfolge in die Kriegszeit fielen.

Roswitha Quadflieg hat ihr Buch aufgrund gefundener Briefe und einem Tagebuch aus den Jahren 1945/46 ihres Vaters geschrieben. Die Abschnitte des Tagebuches werden von Roswitha Quadflieg unmittelbar kommentiert und diskutiert.
Durch diese Form hat man als Leser wenig den Eindruck eines kompletten Tagebuchs, das ich eigentlich auch gerne am Stück gelesen hätte. Aber es ist verständlich, dass Roswitha Quadflieg so vorgeht, denn sie will ihren überwiegend fremden Vater dadurch ein Stück verstehen. Es ist der Versuch eines Gesprächs.
Wills stimmungsvollen Tagebuchtext sind Roswitha eher nüchterne Bemerkungen entgegengesetzt. Auch eine Spur Bitterkeit ist zu spüren.
Es ist ein nachdenkliches Buch, dass ich mit Interesse gelesen habe.

Bewertung vom 18.04.2025
Prinzip Ungefähr
Russo, Caspar-Maria

Prinzip Ungefähr


sehr gut

Prinzip ungefähr ist ein kleiner, lustiger Roman über ein leicht ausgeflipptes Paar. Die Icherzählerin Masha und Iggy lernen sich im ICE kennen und mögen sich auf Anhieb. Sie sind unterschiedlich, haben aber auch Gemeinsamkeiten.
Das Buch ist stark geprägt von der Selbstironie der Ich-Erzählerin, der sich überwiegend durch ihre Gedanken mitteilt, aber auch durch die witzigen, pointierten Dialoge. Dennoch, so ganz nahe fühlte ich mich den beiden nicht. Der Handlungsverlauf war mir manchmal zu übertrieben, die Gags auch zu platt, anderes zu oberflächlich. Nicht jeder Einfall trifft ins Schwarze. Auffällig das Ausmaß an Namedropping mit Referenzen auf Filme und Literatur.
Aber eigentlich schon ein beachtlicher Debütroman. Mal sehen, was von Caspar-Maria Russo noch folgen wird.

Bewertung vom 17.04.2025
Wir spielen Alltag
Doron, Lizzie

Wir spielen Alltag


ausgezeichnet

Ein Text voller Empathie

Leben in Israel seit dem 7.Oktober.
Der 7.Oktober 2023 mit dem heimtückischen Anschlag der Hamas auf Israel veränderte die Welt. Nach dem Massaker: Luftangriffe, Luftschutzkeller, Krieg im Gaza bestimmen das Leben und die Menschen Israel können nur versuchen, eine Alltag aufrechtzuerhalten. Doch es bleibt das Gefühl, diesen Alltag nur zu spielen, denn der Krieg ist allbeherrschend.

Lizzie Doron, die in Tel Aviv lebt, schildert in diesem Bericht ihre Beobachtungen und Emotionen unmittelbar nach diesem Ereignis. Es ist eine düstere Zeit. Viele sind traumatisiert. Und die Verhärtungen nehmen zu. Wer noch nach Toleranz und Verständnis strebte, sieht sich getäuscht. Lizzie Doron war immer eine Frau und Autorin, die für Ausgleich kämpfe.
Mit Schrecken nimmt sie die Veränderungen wahr.
Das Buch ist trotz des harten Themas nicht verkrampft, es lässt sich flüssig lesen und als Leser nimmt man Anteil.
Es erinnert mich an Dror Mishanis Buch Fenster ohne Aussicht. Beides sind sehr gute Bücher. Unbedingt lesenswert.

Bewertung vom 14.04.2025
Im Wind der Freiheit
Kinkel, Tanja

Im Wind der Freiheit


ausgezeichnet

Die Deutsche Revolution 1848

Von Tanja Kinkels historischen Romanen habe ich immer viel gehalten, da sie ein gutes Niveau hält, was nicht selbstverständlich ist im Genre historischer Roman. Zudem recherchiert sie gut für ihre Bücher.
Ihr lang ersehnter neuer Roman Im Wind der Freiheit erfüllt diese Kriterien erfreulicherweise auch. Zugleich lässt sich der Roman gut lesen.
Die Handlung erstreckt sich von 1835 bis 1849 und zeigt u.a. die Deutsche Revolution 1848.
Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen. Zum einen die sozialkritische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Louise Otto (1819-1895) sowie die in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsene Arbeiterin Susanne.
Beide Frauen treffen aufeinander. Die eine etwas hochmütig, aber gerecht. Die andere forsch, aber auch verbittert.
Tanja Kinkel wird beiden Figuren gerecht und zeichnet sie unter den Bedingungen, die die Frauen geprägt hat.
Ein großartiger historischer Roman.

Bewertung vom 14.04.2025
Cinema Love
Tang, Jiaming

Cinema Love


sehr gut

Brokeback Cinema

Cinema Love ist das Debüt des chinesisch-amerikanischen Schriftstellers Jiaming Tang und es vermag von Anfang an durch einen wunderbaren Stil zu beeindrucken. Die Handlung umspannt lange Jahre, von der Jugend des Protagonisten Old Second und Bei Mao in China der achtziger Jahre. Der Handlungsstrang in den USA, in der sich die Protagonisten wiederfinden ist Jahrzehnte später, bis hin zum Lockdown. Und doch sind die Abschnitte literarisch gleichwertig und unverzichtbar.
Zu einem Teil wird es aber doch auch zu einem New York-Porträt.
Es entstehen Erinnerungen an den großen Hollywoodfilm Brokeback Mountain. Hier wie da gibt es den inneren wie äußeren Zwang zur Verstellung, um gesellschaftlichen Erwartungen zu erfüllen oder überhaupt zu überleben.
Bei der Thematik des Buches ist es erstaunlich, dass die Ehefrauen dieser Männer viel im Mittelpunkt stehen. Ihre Charakterisierungen gehen tiefer als die der Männer. Es ist ein sensibel erzählter Roman.

Bewertung vom 13.04.2025
Frau im Mond
Jarawan, Pierre

Frau im Mond


sehr gut

Montreal / Beirut
Es ist die Geschichte einer Familie in Kanada mit Wurzeln aus dem Libanon.
Erzählerin ist Lilit, die Dokumentarfilmerin ist. Die Erzählweise ist daher auch recherchierend, suchend und erinnernd gestaltet.
Lilit ist mit ihrer Zwillingsschwester Lina 1986 geboren.
Außer den Eltern ist besonders der Großvater Maroun eine zentrale Figur im Roman. Nicht anwesend ist die Großmutter. Die Suche nach ihrem Schicksal wird Lilit wichtig. Offenbar war sie armenischer Herkunft und im Sinne des Genozid an den Armeniern ihrer Herkunft schon als Kind beraubt.
Es gibt Rückblicke, z.B. auch die (etwas blasse) Liebesgeschichte als Maroun und Manoush sich kennen lernten.
Die Romanhandlung springt in den Zeiten und schafft es durchaus jeweils ein Gefühl für die Zeiten zu schaffen.
Das Buch ist themenreich und vielfältig. Pierre Jarawan ist außerdem stark bei den Details.
Kritisch kann man sagen, dass sich die anfangs gut angelegten Figuren im Laufe der Handlung nicht allzu viel weiterentwickeln. Es gibt nach meinem Empfinden in der Mitte zudem ein paar Längen.
Im Großen und Ganzen ein lesenswerter Roman.

Bewertung vom 11.04.2025
Die Straßenkatzen von Manila

Die Straßenkatzen von Manila


sehr gut

Auf der Straße

Die Straßenkatzen von Manila

Anhand von 6 gezeichneten Geschichten mit wenigen beigefügten Schlagwörtern entwirft der Autor Archie Oclos ein Porträt der philippinischen Stadt.
Die Katzen sind faszinierend gezeichnet. Das ganze Spektrum an charakterizierenden Merkmalen und Gesten von Katzen sind zu bestaunen. Gleichzeitig ist ein sozialkritisches Element beigefügt, indem gesellschaftliche Probleme in der Stadt gezeigt werden.
Das erhöht das Buch über die üblichen Katzenbücher.