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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 1872 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2024
Der Gewinner
Wayne, Teddy

Der Gewinner


gut

Erlebnisse eines jungen Mannes

Schon das Cover strahlt ein gewisse Stimmung aus und Atmosphäre prägt das Buch. Es ist die Zeit der Pandemie.
Von Beginn an begleiten wir Leser Conor O´Toole beim Antritt seiner Stelle als Tennistrainer in einer gehobenen, versnobten Gesellschaft. Conor ist nicht wohlhabend und gehört nicht dieser Gesellschaftsschicht an, hat es dennoch geschafft, ein Jurastudium abzuschließen. Er steht noch ganz am Anfang, lernt für die Anwaltszulassungsprüfung.

Teddy Wayne hat einen einfachen, aber guten und ansprechenden Schreibstil. Daher lässt sich das Buch ordentlich lesen.
Es folgen einige Beziehungen, die Conor eingeht und leider auch viel Belangloses.
Es konnte mich auf Dauer nicht wirklich fesseln und ich muss es unter gehobenes Mittelmaß einordnen.

Bewertung vom 01.06.2024
Der Griff nach den Sternen (eBook, ePUB)
Wallner, Michael

Der Griff nach den Sternen (eBook, ePUB)


sehr gut

Niveauvoller Unterhaltungsroman

Michael Wallner zählt zu Recht zu den profiliertesten Autoren niveauvoller Unterhaltungsromane.
Diesmal widmet er sich einer besonderen Zeit, den Sechzigern und der US-Amerikanischen Raumfahrt mit der Mondlandung als Krönung. Neil Armstrong spielt eine große Rolle. Eigentliche Hauptfigur ist aber Katy. Die einzige Frau, die als Fliegerin in der NASA in Frage gekommen wäre, auch als Astronautin durchzustarten. Aber die Zeit war noch nicht so weit und Katy wird ausgebootet.

Wallner schreibt als erfahrener Autor routiniert und holt dabei viel raus, es fehlt aber auch nicht an Schwung und der Roman ist sehr gut lesbar.
Zeitlich wird zwar regelmäßig hin und her gesprungen, aber es kommt dennoch ein Lesefluß zustande.
Michael Wallner ist eine sicher Sache! Wer Romane dieses Genres mag, sollte sich Der Griff nach den Sternen nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 23.05.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


ausgezeichnet

Bewegender Roman über vertriebene Kinder

Isabel Allendes Roman Violeta mochte ich schon sehr und ihr neues Buch Der Wind kennt meinen Namen erscheint mir komplex und ambitioniert, so dass er Violeta nicht nachsteht.

Der Roman hat ein relevantes Thema und zeigt Menschen, insbesondere Kinder, die gezwungen sind zu fliehen. Es gibt 3 Handlungsstränge, zeitlich versetzt. Das zeigt, das Flucht universell ist und schon lange gibt.
Der jüdische Jungen Samuel Adler musst wegen Pogromen aus Wien weg.
Da die Handlung bis in die Gegenwart geht, zeigt sich, dass es für die betroffenen schwerer denn je wird.
Das wird erzählt durch das 8jährige Mädchen Anita Diaz, die sehbehindert ist und mit ihrer Mutter aus San Salvador kam, aber getrennt werden. Das ist Trumps unmenschlicher Politik geschildert. Sie ist ein kluges Mädchen, doch auf Hilfe angewiesen und da gibt es Selena Doran, die zusammen mit dem Anwalt Frank sich für sie einsetzt.
Es liest sich flüssig, abwechslungsreich und emotional.
Dadurch wird es schwer, sich dem Buch zu entziehen. Ich wünsche dem Buch viele Leser!

Bewertung vom 19.05.2024
Amrum
Bohm, Hark;Winkler, Philipp

Amrum


ausgezeichnet

Das Hörbuch Amrum hat eine Laufzeit von 8 Stunden 26 Minuten und wird von Torben Kessler gelesen.
Die Handlung setzt kurz vor Kriegsende ein.
Es ist die Geschichte einer Jugend auf der nordfriesischen Insel Amrum in schwerer Zeit.
Hier versucht der 12jährige Nanning mitzuhelfen, die Familie zu versorgen, während der Vater im Krieg ist. Ein wichtiges Element im Buch ist das Thema Freundschaft. Außer seiner Familie ist Nanning die Freundschaft zu Herrmann wichtig.
Hark Bohm, der Macher von Nordsee ist Mordsee, hat zwar einen 12jährigen als Protagonisten gewählt, aber es ist nicht direkt ein Jugendbuch. Dazu ist es in seinen Beschreibungen des Alltags zu ausführlich.
Das Buch zeigt die Erfahrungen, die Nanning macht und die grundlegend und prägend für ihn werden.
Das Buch funktioniert sehr gut als Hörbuch und Torben Kessler liest es ausgezeichnet.

Bewertung vom 17.05.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


ausgezeichnet

japanische Kriegsgefangenschaft

Die Norwegische Schriftstellerin Trude Teige ist zur Zeit wohl eine der beliebtesten Autorinnen. Das liegt auch am Erfolg ihres Buches Als Großmutter im Regen tanze.
Mit Und Großvater atmete mit den Wellen wollte ich sie auch einmal lesen und kann den Hype verstehen, denn die Autorin vermag es eine starke Atmosphäre mit viel Gefühl aufzubauen.
Doch es gibt auch Härten, zum Beispiel die japanische Kriegsgefangenschaft.
Die Handlung spielt sich ab 1943 ab. Die Norweger Konrad und Sverre werden auf einem Handlungsschiff torpediert und überleben nur knapp.
Die Brüder werden getrennt. Der verletzte Konrad landet in Java verliebt sich in die Krankenschwester Sigried.
Sverre kommt ins Gefangenen lager. Später werden sich die Brüder da wiedertreffen.
Die Schilderungen der Zustände des Hungers und er Qualen sind schwer zu lesen, aber doch packend. Insbesondere auch, wenn man liest, wie die Menschen für sich und die anderen einstanden.

Bewertung vom 17.05.2024
Auf allen vieren
July, Miranda

Auf allen vieren


gut

Auf allen Vieren von Miranda July ist ein ungewöhnliches Buch.
Die Filmemacherin Miranda July ist legendär, gelesen hatte ich sie noch nicht. Überraschenderweise tat ich mich nach dem vielversprechenden Anfang schwer mit dem Roman. Das begann schon ab Kapitel 3. Die Befindlichkeiten der Protagonistin wie das ganze Künstlermilieu blieben mir fern, der Erzählton ist hoch und die expliziten Passagen mir nicht angenehm. Leider war das Buch nicht meins, obwohl einige der Beschreibungen in ihrer Detailliertheit bemerkenswert sind.
Was ich dem Buch aber gerne zugestehe, ist eine deutlich spürbare Atmosphäre und eine Individualität.

Bewertung vom 17.05.2024
Ein Sommerabend
Tlili, Cécile

Ein Sommerabend


sehr gut

Das Abendessen

Das Romandebüt einer neuen, vielversprechenden Autorin aus Frankreich.

2 befreundete Paare treffen sich zu einem Abendessen. Jeder von ihnen hat Geheimnisse und seine eigenen Erwartungen an die anderen. Am Ende des Abends muss jeder von ihnen für sich eine wichtige Entscheidung treffen.

Ein interessanter Plot mit psychologisch ausgefeilten Momenten, wenn auch von der Figurenkonstellation nicht ganz neu. Stilistisch hält die Autorin es einfach.
Es ist kammerspielartig aufgezogen. Dazu passt, dass jede der Figuren wechselnderweise mit einem der anderen Mal allein ist. Man kann dabei in die Gedanken jeder der Figuren eintauchen. Das ist das spannende an dem Buch.
Identifizieren kann man sich nicht so leicht, aber allmählich versteht man sie besser.

Für Freunde typisch französischer Literatur kann man das Buch empfehlen.

Bewertung vom 14.05.2024
Zauberhafte Aussichten / rororo Entdeckungen Bd.6
Benson, Stella

Zauberhafte Aussichten / rororo Entdeckungen Bd.6


sehr gut

Die Autorin Stella Benson schreibt eigenwillig. Vor allen hat sie ihre eigene Art von Humor, mal feine Ironie, passsagenweise auch derber. Es ist eine Art von Sprachwitz.
Figuren werden zum Teil über die Dialoge charakterisiert. Kapitel 3 ist zum Beispiel fast vollständig Dialekt.
Eine Frau des nächsten Kapitels sagt häufig schröcklich. Das ist putzig, aber eine realistische Figur wird sie dadurch auch nicht gerade.
Das ist aber auf jeden Fall die Hauptfigur Sarah Brown, die vielleicht auch ein wenig die Alter Ego der Autorin ist.
Sie trifft eine Hexe, mit der sie sich anfreundet. Überraschend, dass das Thema Magie hier wirklich ernst genommen wird. Komplett überzeugt hat mich das nicht.
Dafür hat Stella Benson immer wieder ausgezeichnete Beschreibungen zu bieten.

Zum Teil liegt es vielleicht auch am Alter des Buches, doch die Zeit des ersten Weltkriegs, wie ihn  die Frauen der Mittelschicht in England erlebten, wird nachvollziehbar. Als Schlüsselroman kann ich das Buch aber nicht sehen.
Eher ist es ein kleiner, sehr lesenswerter Roman und ein sensibel erzähltes Frauenporträt.

Bewertung vom 14.05.2024
Familienglück / rororo Entdeckungen Bd.4
Colwin, Laurie

Familienglück / rororo Entdeckungen Bd.4


sehr gut

Die vielen Facetten des Familienlebens

Laura Colwin war eine US-Amerikanische Autorin, die diesen Roman 1982 geschrieben hat.
Die findigen Madga Birkmann und Nicole Seifert haben das Buch für die Reihe Entdeckungen aufgetan und den deutschen Lesern zugänglich gemacht.
Es ist ein etwas harmloser Roman, im plaudernden Stil über eine schräge Familie. Im Mittelpunkt Polly, Ehefrau und Mutter von 2 Kindern sowie ihren Geschwistern und den Eltern, den Solo-Millers. Fast schon ein Clan, wohlhabend und viele sind Juristen.
Bei den vielen exzentrischen Familienmitgliedern wirkt die vernünftige Polly ausgleichend. Doch auch sie hat ein Geheimnis ihren Geliebten Lincoln.

Es ist ein amüsanter Roman, den ich gern gelesen habe. Er zeigt einen klugen Blick auf die Vielfältigkeit von Beziehungen.
Die Herausgeberin Nicole Seifert hat in ihrem klugen Nachwort auch noch einige Aspekte gefunden, die für den Roman und die jung verstorbene Autorin sprechen.

Bewertung vom 14.05.2024
Der Rabbi und die Braut (eBook, ePUB)
Tuil, Karine

Der Rabbi und die Braut (eBook, ePUB)


gut

Eine Frage der Identität

Der Rabbi und die Braut ist ein alter Roman des französischen Superstars Karine Tuil, schon 2001 geschrieben. Dem Buch ist deshalb nicht die Brillanz im Stil zu eigen, der die neueren Bücher kennzeichnet.
Stattdessen wird auf schelmische Art geschrieben. Das hat eine lange, große Tradition. Hier glückt es nicht durchgehend. Dieser parodistische Ansatz hat den Nachteil, dass die Figuren Stereotype bleiben.
Das gilt vor allen für die Braut, deren körperliche und charakterliche Schwächen auf drastische, abstoßende Art beschrieben werden. auch unser Held, der um seine jüdische Identität kämpft, bleibt leider eindimensional.
Das Buch ist relativ kurz, dafür aber dicht gestaltet.
Immerhin werden einige heikle Themen bearbeitet und das Ende überzeugt durch die Ironie.