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Schmökerwürmchen

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Insgesamt 77 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2020
Wings of Silver. Die Rache einer Frau endet nie / Golden Cage Bd.2
Läckberg, Camilla

Wings of Silver. Die Rache einer Frau endet nie / Golden Cage Bd.2


sehr gut

Eigentlich war für mich der erste Teil, Golden Cage, zu Ende erzählt und abgeschlossen. Umso mehr war ich gespannt, was es noch über Faye und ihre Rachepläne zu erzählen gibt.
Faye hat ihre Kosmetikfirma Revenge erfolgreich aufgebaut, die Expansion in die USA steht kurz bevor. Ihr Exmann Jack sitzt wegen Mord an seiner Tochter Julienne im Gefängnis, die jedoch an einem sicheren Ort in Italien lebt, ebenso Fayes Mutter. Doch dann geraten die Dinge aus dem Ruder. Jack gelingt die Flucht und die Revenge Aktionärinnen verkaufen nach und nach ihre Anteile. Offensichtlich will irgendjemand das Unternehmen an sich reißen und Faye ruinieren. Doch Faye schmiedet ihre eigenen Pläne und sinnt auf Rache...

Auch die Fortsetzung ließ sich wirklich spannend lesen, kam jedoch nicht ganz an den ersten Teil heran. Faye ist für mich absolut keine Sympathieträgerin, doch das ist für mich nicht immer ein ausschlaggebendes Kriterium, um mir eine Story schmackhaft zu machen.
In Rückblenden wird aus Fayes Kindheit und Jugend erzählt, die alles andere als idyllisch war. Liebe bekam sie einzig von ihrer Mutter, die jedoch zu schwach war, um Faye zu schützen. Anhand der Rückblicke versteht man immerhin, warum Frau zu der Frau geworden ist und erklärt zumindest ein wenig ihr Verhalten. Denn Faye musste schon früh lernen, stark zu sein und sich zu wehren. Notfalls geht sie auch über Leichen, um sich und andere zu schützen.
Zurück in Stockholm, setzt Faye alles daran, um die feindliche Übernahme ihres Unternehmens zu verhindern. Zur Seite stehen ihr Alice und Ilya, sie haben sich verbündet und treten gemeinsam gegen die feindliche Männerwelt an. Während dieser schwierigen Phase lernt Faye den erfolgreichen David kennen und schnell ist sie verliebt, obwohl sie ja vorsichtig sein wollte. Doch David scheint perfekt und trägt sie auf Händen. Schon zu Beginn habe ich mich bereits gefragt, wo der Haken liegt, denn alles mit David erscheint zu leicht und wirkt einfach nur zu gut.
Der Stil ist absolut fesselnd und lässt sich leicht weglesen, auch die ökonomischen Aspekte kommen hier sehr verständlich rüber, ohne dass man sich langweilt.
Faye ist eine taffe, starke Frau, die sich mit einstigen Rivalinnen solidarisiert und mit viel Frauenpower durchstartet. Wer ihr in die Quere kommt, wird eiskalt aus dem Weg geräumt. Manchmal fiel es mir wirklich schwer, Fayes Handlungen gutzuheißen, obwohl man anderseits auch nachvollziehen kann, warum sie so und nicht anders agiert.
Die letzten Sätze lassen definitiv Raum für einen dritten Teil, den ich mir keinesfalls entgehen lasse.
Insgesamt habe ich diese Fortsetzung sehr gerne gelesen, der erste Teil hat mir allerdings noch einen Ticken besser gefallen.

Bewertung vom 02.08.2020
Nur noch ein bisschen Glück
Ahrnstedt, Simona

Nur noch ein bisschen Glück


sehr gut

Stella Wallin führte bisher ein scheinbar perfektes Leben in Stockholm. Sie liebt Mode, Design und das Nähen, ihre Leidenschaft wurde zum Beruf. In einer Boutique verkauft sie ihre eigenen Kreationen. Und auch privat ist sie glücklich mit ihrem smarten Freund. Doch eines Tages verliert sie sämtliche Lebensgrundlagen. Ihr Freund betrügt sie und so steht Stella ohne Job und Wohnung da. Um ihr Studium an dem New Yorker Institut of Fashion zu finanzieren, fährt sie aufs Land, in das kleine Örtchen Laholm, um dort den Verkauf der alten Kate abzuwickeln, die sie von ihren Großeltern geerbt hatte. Seit ihrer Kindheit ist sie nicht mehr dort gewesen, ihre Mutter hat sämtliche Verbindungen zu Laholm abgebrochen. Und wer weiss, vielleicht finden sich in der Kate ja Hinweise zu ihrem indischen Vater? Um den hat ihre Mutter nämlich immer ein großes Geheimnis gemacht, bis sie plötzlich viel zu jung stirbt.
Kaum in Laholm angekommen, trifft sie auf ihren Nachbarn, den Biobauer Thor, der ihr zunächst etwas unter die Arme greift. Schnell fühlen sich die beiden zueinander hingezogen, doch sie sind sich einig, dass es nichts Ernsthaftes werden kann, zu groß sind die Unterschiede zwischen dem schicken Großstadtmädchen in ihren teuren High Heels und dem Naturburschen, der seine eigene Vergangenheit bewältigen und sich zugleich um seine beiden Teenager kümmern muss.
Zwischen Stella und Thor sprühen die Funken, doch kann das gut gehen?

Wie solche Geschichten enden, kann man ja meist zu Beginn bereits erahnen, doch der Weg dorthin liess sich sehr unterhaltsam und prickelnd lesen.
Die ersten 100 Seiten schleppten sich noch gemächlich dahin, als Leser hat man sich schnell mit dem Sonnenblumenhof und Laholm bekannt gemacht, so dass ich ständig alles sehr real vor mir gesehen habe. Bis die Story Tempo aufnahm, hat es etwas gedauert, doch dann konnte ich das Buch kaum noch zur Seite legen. Stella und Thor kommen sich immer näher. Erzählt werden die Situationen aus beiden Perspektiven, so dass man von beiden Protagonisten Einblicke in deren Gedanken und Gefühlswelt bekommt.
Stella ist eine toughe, starke Frau, die schon früh auf eigenen Beinen stehen musste und sich gut behaupten kann. Eigentlich will sie nur schnell den Kauf abwickeln, um hoffentlich bald nach New York gehen zu können.
Schon bald ergeben sich erste Verbindungen zu den Dorfbewohnern, in Nawals Laden richtet Stella sich ihr Atelier ein und ändert die ersten Hosen und Kleider für ihre Kundinnen um. Schon bald ist sie in ihrem Element und erfreut sich an dem Glück der anderen, denn Stella hat ein Auge für Kleidung, dafür, aus anderen das Beste hervorzuholen.
Auch zu den beiden Teenagern von Thor, Frans und Juni, bekommt Stella langsam Zugang.
Ihre Bindung zu Thor wird ebenfalls immer enger. Die erotischen Szenen fügen sich passend in die Handlung ein, ohne dass man das Gefühl hat, man müsste schnell weiterblättern. Diese Teile der Story werden immer wieder abwechslungsreich beschrieben. Doch ist es wirklich nur eine erotische Anziehung zwischen Stella und Thor? Soll sie ihren Traum von der NIF in New York schon wieder für einen Mann aufgeben, den sie gerade erst ein paar Tage kennt?
Und dann gibt es noch die bösen Widersacher, die nebenbei für das richtige Maß an Spannung sorgen.

Dieser neue Roman war leicht und unterhaltsam zu lesen, mit vielen prickelnden Augenblicken, ein schöner Liebesroman, der im sommerlich ländlichen Schweden angesiedelt ist und viele überraschende Momente und unvorhergesehene Ereignisse mit sich bringt.

Bewertung vom 13.06.2020
Wozu wir fähig sind
El Omari, Laila

Wozu wir fähig sind


sehr gut

Im Mittelpunkt dieses Jugendromans stehen unter anderem Alina und Patrick, die schon lange Zeit ein Paar sind. Alles läuft perfekt, sowohl das Studium als auch ihre Beziehung. Dann tauchen eines Tages wie aus dem Nichts Alexander und Leonora auf dem Campus auf. Die beiden umgibt eine geheimnisvolle Aura, niemand weiß genaueres über die beiden. Auch die Schülerin Hannah und ihr Freund Maximilian gehören dieser Clique an. Vor allem Alina fällt es schwer, sich dem Dunstkreis Alexanders zu entziehen. Was hat es bloß mit diesem geheimnisvollen Pärchen auf sich?

Dies gilt es herauszufinden. Zunächst werden die Charaktere eingeführt, die Sprache ist absolut spannend, dramatisch und mitreißend. Doch leider werden viel zu häufig die Perspektiven gewechselt, vor allem, wenn es gerade interessant wird. Lange Zeit wird man als LeserIn hingehalten, man bekommt immer nur kryptische Happen vorgesetzt, es erfolgt ein ständiger Szenenwechsel. Das hat für mich die Story nach dem spannenden Einstieg dann doch etwas träge werden lassen, hier hätte ich mir mehr Ausarbeitung gewünscht. Zwischendurch kommt Nico zu Wort, der in der Vergangenheit eine wichtige Rolle gespielt hat. Doch auch hier rätselt man lange herum, bis die Zusammenhänge klar werden. Und doch konnte ich nicht aufhören zu lesen, weil ich immerzu wissen wollte, wie es mit den einzelnen Figuren weitergeht und wie alles miteinander verknüpft wird. Doch auch normales Alltagsleben der Charaktere wird hier gut dargestellt, mit allem was dazu gehört. Es werden Unmengen an Kaffee und Tee getrunken, was den Wunsch bestimmter Personen nach Normalität und Behaglichkeit unterstreicht.
Alles in allem war dieser Jugendroman spannend, dramatisch und gespickt mit Intrigen. Nicht nur Alexander verleiht dem Buch eine mysteriöse Aura, diese zieht sich komplett durch das gesamte Buch. Nur gelegentlich hätte ich mir etwas mehr gewünscht als immer nur kryptische Andeutungen.

Bewertung vom 06.04.2020
Rendezvous in zehn Jahren
Pinnow, Judith

Rendezvous in zehn Jahren


ausgezeichnet

Die 30-jährige Valerie verbringt mit ihrer jüngeren Schwester ein Wochenende in Amsterdam. Während Anne noch nicht im Hotel eingetroffen ist, schaut Valerie sich in wenig um und landet im Café „Bake my day“. Der Holländer Ted läd sie zu sich an seinem Tisch ein und die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch. Sie unterhalten sich über ihre Sehnsüchte. Valerie liebt das Meer, Ted die Berge. Doch statt ganz klassisch Nummern auszutauschen, verabreden sie sich spontan in zehn Jahren am selben Ort. Ob sich ihre Träume bis dahin erfüllt haben? Doch Ted und Valerie können sich gegenseitig nicht vergessen, zu spät merken sie, dass sie sich jeweils in den anderen verliebt haben. Doch Ted wohnt in Amsterdam, Valerie dagegen München, wie soll man sich da nur wiederfinden?

Wie solche Geschichten ausgehen, kann man eigentlich bereits zu Beginn erahnen. Doch hier ist der Weg das Ziel. Wir begleiten Ted und Valerie über einen Zeitraum von zehn Jahren. Und es wurde auf keiner Seite langweilig, die Bemühungen der beiden, den jeweils anderen wiederzufinden, wurde absolut spannend und mitreißend erzählt. Nicht eine Szene hat mich gelangweilt und ich konnte es kaum erwarten, immer wieder in die Story abzutauchen.
Abwechselnd werden die Ereignisse und Emotionen aus der Sicht von Valerie und Ted geschildert. Man erlebt deren Alltag, lernt ihre Bezugspersonen kennen, die auch am Rande ihre eigene Geschichte bekommen. Valerie reist immer wieder nach Amsterdam, während Ted sein Glück in München versucht. So viele Momente, in denen sie sich nur knapp verpassen, haben mich nur so durch die Seiten fliegen lassen.
Natürlich lernen sie jeweils auch andere Menschen kennen, das Leben der beiden bringt durchaus Veränderungen mit sich. Am liebsten hätte ich manchmal direkt ins Geschenk eingegriffen.
Zudem besticht das Buch durch tolle, authentische Nebencharaktere, wie z. B. Valeries Schwester Anne, die mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat. Und Valeries Freundinnen Lena und Elli. Ted dagegen bekommt Unterstützung von seinem besten Freund Roman, der seine ganz eigene Sichtweise auf die Frauen hat.
So begleiten wir diese Charaktere durch ihr Leben, mit allen seinen Höhen und Tiefen, bis es am Ende zum großen Showdown kommt, den ich so spektakulär gar nicht erwartet hätte.
Das Buch konnte mich absolut begeistern und verströmte eine perfekte Wohlfühlatmosphäre, niemals wurde es langweilig, irgendwie ist immer etwas geschehen. Permanent wollte man wissen, wie es mit den Protagonisten, aber auch mit den Nebencharakteren weiter geht.
Am Ende gibt es noch eine Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden könnte, laut der Autorin. Drauf kann ich nur hoffen, denn ich wäre definitiv wieder dabei. „Rendezvous in zehn Jahren“ zu einem meiner Highlights unter den Liebesromanen geworden.

Bewertung vom 15.03.2020
Zu wahr, um schön zu sein
Engelmann, Gabriella

Zu wahr, um schön zu sein


ausgezeichnet

Caro wird schon lange nicht mehr von ihrem Mann Matthias richtig wahrgenommen und ausgerechnet die zwanglose Party am Elbstrand zur Silberhochzeit wartet mit einer bösen Überraschung auf, die zur Trennung führt. Caros Leben wird erstmal ordentlich durcheinander gerüttelt. Zudem verliert sie durch Einsparungsmassnahmen ihren Teilzeitjob in der Bücherei. Und Sohn Felix zieht sich immer mehr zurück, während er zeitgleich ordentlichen Mist baut baut. Caro fällt es immer schwerer, an ihren Teenager Sohn heranzukommen. Wohin soll dieses Chaos nur führen?

Schon gleich zu Beginn war ich direkt vom Stil und der Story eingenommen. Die Autorin schreibt hier so herzerwärmend und humorvoll, immer genau auf den Punkt. Und die einzelnen Kapitel sind durchweg mit überaus passenden, maritimen Titeln bezeichnet.
Für Caro bricht ihre heile Welt zusammen, doch so schnell lässt sie sich nicht unterkriegen. Ihre Freundin Sylvia steht ihr immer zur Seite und ist für sie da. Doch auch bei der Freundin läuft es in der Liebe nicht rund, dabei führt sie doch ein erfolgreiches Online Dating Portal.
Auch die Vermieterin, die Lotsenwitwe Hedwig, hat jederzeit ein offenes Ohr für Caro und gute Ratschläge parat. Besonders aber mochte ich die Entendame Daisy, die Hedwig keinen Schritt von der Seite gewichen ist und scheinbar die Geschehnisse auf ihre eigene Entenart kommentiert hat.
Dann wäre da noch Caros Muttee Flora, die sich ungefragt in alles einmischt und versucht, die Dinge auf ihre Weise zu lösen, was sich schon manches Mal
als ziemlich anstrengend erweist.
Das Buch besticht durch die nicht perfekten Frauencharaktere wie aus dem echten Leben, die trotz ihrer Unterschiedlichkeiten zusammenhalten und gemeinsam durch den Sturm des Lebens schippern.
Herrlich amüsant waren die Zwiegespräche mit der Espressomaschine. Der gute Renato Bialetti fand immer genau die richtigen Worte und sorgte zugleich für den perfekten Kaffee.
Und schon bald beginnt Caro sich wieder mit dem ein oder anderen Mann zu Daten. Doch ob das immer so gut läuft?
Das gilt es herauszufinden. Das Buch ist mit so viel Herz und Wärme geschrieben, manchmal scheint die Sonne, andere Tage wiederum sind nordisch grau, wie eben das echte Leben. Auch der Humor war alles andere als platt und brachte mich manches Mal zum Schmunzeln.
Und dazu gibt es jede Menge Hamburger Atmosphäre, so dass man am liebsten sofort auf Caros Spuren wandeln würde.
Absolut herzerwärmend, ich habe mit Caro mitgefiebert, geweint, gelacht und mich von der Stimmung mitreißen lassen. Für mich war es das perfekt Wohlfühlbuch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2020
Was wir sind
Hope, Anna

Was wir sind


sehr gut

Seit dem Studium sind die drei Protagonistinnen Hannah, Cate und Lissa Freundinnen. Sie leben in London Fields, in einer alten Villa und geniessen das Leben mit allen seinen Facetten. Alles scheint offen, die Möglichkeiten erscheinen den Freundinnen unendlich.
Dann macht die Geschichte einen Sprung, die Freundinnen befinden sich in den Dreißigern und deren Leben verläuft nun doch anders als erhofft.
Cate ist mit ihrem Sohn Tom überfordert, von ihrem Mann Sam bekommt sie wenig Unterstützung, ihre Schwiegermutter dagegen setzt sie unter Druck.
Hannah wünscht sich sehnlichst ein Kind. Bisher wollte es noch nicht so recht klappen und sie verliert dabei die Liebe zu ihrem Ehemann Nathan aus den Augen.
Lissa träumt weiterhin von dem Durchbruch als Schauspielerin, bisher hält sie sich allerdings mit nur kleinen Rollen und einem Job im Callcenter über Wasser. Mit der Liebe läuft es auch nicht gerade gut.

Als LeserIn begleiten wir diese drei Protagonistinnen durch ihr Leben. Abwechselnd werden die verschiedenen Perspektiven jeweils aus der Sicht von Hannah, Cate und Lissa erzählt. In kursiv gedruckten Texten wirft die Autorin immer mal wieder einen Blick zurück in die Vergangenheit. So entwickelt sich aus einzelnen Fragmenten ein Gesamtbild und man bekommt Einblicke in aller drei Leben mitsamt allen Emotionen und Niederschlägen, die diese erleben. Gerade in den Dreißigern stellt sich die Frage, Kind oder nicht? Wie kann man alles unter einen Hut bringen und trotz allem auch im Alltag glücklich werden?
Der Stil ist locker, emotional und mitreißend. Gerade die eher unscheinbaren Dinge im Alltag, einzelne Stimmungsmomente, hat die Autorin gekonnt auf poetische, einfühlsame Weise hervorgehoben, was mich wirklich beeindruckt und berührt hat. Denn genau das macht unser Leben doch aus, die vielen kleinen Alltagsmomente, die man manchmal viel mehr zu schätzen wissen sollte.
Trotz allen Unglücks und Unstimmigkeiten finden die Protagonistinnen doch immer wieder einen Weg zueinander.
Nur gelegentlich hatte ich das Gefühl, dass die Story nicht vorwärtskommt und zum Ende hin hat mir die Entwicklung gefehlt, der Zeitsprung war einfach zu groß. Zwar mag ich den Schluss, aber gerne hätte ich gerade in den letzten Jahren noch etwas über den Weg dorthin erfahren.
Alles in allem habe ich Hannah, Cate und Lissa sehr gerne auf ihren Wegen begleitet.

Bewertung vom 12.02.2020
Je tiefer das Wasser
Apekina, Katya

Je tiefer das Wasser


sehr gut

Die beiden Schwestern Edith und Mae wachsen bei ihrer alleinerziehenden Mutter Marianne in Louisiana auf. Doch Marianne ist aufgrund ihrer psychischen Erkrankung nicht gerade die fürsorgliche Mutter, die man sich wünschen würde. Nach einem Selbstmordversuch wird Marianne in einer Klinik aufgenommen und die Mädchen müssen im Alter von 14 und 16 Jahren nach New York zu ihrem Vater Dennis Lomack umziehen, den sie seit 12 Jahren nicht mehr gesehen haben und sich so gut wie gar nicht an ihn erinnern können. Dennis hat sich inzwischen zu einem etablierten Schriftsteller entwickelt, der auch nicht gerade frei von psychischen Störungen lebt. Dieses neue Leben nehmen beide Schwestern sehr unterschiedlich auf. Während Mae sich schnell einlebt und einfach nur froh ist, sich aus den erdrückenden Fängen der Mutter befreien zu können, fühlt sich Edith hilflos und möchte am liebsten sofort zurück, zu ihrem Freund und für ihre Mutter da sein. Dafür setzt sie sämtliche Hebel in Bewegung.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich von dem Ganzen halten soll. Definitiv hat mich die Geschichte auf Anhieb gefesselt. Der Stil ließ sich angenehm lesen und die Ahnung, dass sich die Protagonisten auf eine Katastrophe zu bewegen, brachte für mich die entsprechende Sogwirkung mit sich.
Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und auf verschiedenen Zeitebenen, wobei die einzelnen Kapitel recht kurz gehalten wurden. Auch Nebenfiguren schilderten ihre Sicht der Dinge, so dass sich die Ereignisse wie ein Puzzle zusammenfügten, das für mich aber gelegentlich nicht so richtig passen wollte. Vor allem zum Ende hin konnte ich mit einigen Passagen überhaupt nichts anfangen. Als Leser erfährt man auch nicht die Grundlagen, welche zu den psychischen Störungen geführt haben, obwohl die Autorin auch Blicke in die Vergangenheit wirft. Dabei werden das Kennenlernen und die ungesunde Beziehung, die obsessive Hörigkeit von Marianne und Dennis ausführlich thematisiert. Man erfährt jeweils die Emotionen, die Gedanken der erzählenden Person, so bekommt man als LeserIn eine Art Sozialstudie der gestörten Protagonisten, jedoch keine Hintergründe, wieso, weshalb, warum. Und genau darauf hatte ich irgendwann gehofft. Auch mit dem Ende konnte ich leider nicht so viel anfangen. Und dennoch hat mich Katya Apekinas Debütroman auf eine besondere Art gefesselt und die Figuren haben mich so schnell nicht losgelassen.

Bewertung vom 12.01.2020
Diabolic - Fatales Vergehen / Wyoming Bd.2
Jackson, Lisa;Bush, Nancy;Noonan, Rosalind

Diabolic - Fatales Vergehen / Wyoming Bd.2


sehr gut

Das Buch ist in vier Abschnitte gegliedert.
Die Story beginnt vor 15 Jahren. Die 3 Teenager Shiloh, Kat und Ruth schleichen sich in der Nacht heimlich von zu Hause weg, um nackt in einem nahe gelegenen See zu baden. Vor einiger Zeit sind bereits zwei Mädchen verschwunden und bislang nicht wieder aufgetaucht, was diesem nächtlichen Ausflug den zusätzlichen Kick verleiht. Doch schnell ist es mit dem Spaß vorbei, sie werden von einem Fremden beobachtet, heimlich fotografiert und Ruthie, die nicht schnell genug fliehen konnte, vergewaltigt. Ihre Freundinnen können ihr gerade noch zur Hilfe eilen und nur knapp entkommen sie dem Täter.
15 Jahre später führen die Wege der Frauen erneut in Prairie Creek zusammen. Wieder verschwindet ein junges Mädchen, eine Frau wird tot aufgefunden und die Freundinnen fühlen sich bedroht, insbesondere, als sie unabhängig voneinander Nacktaufnahmen vom damaligen Badeausflug erhalten. Offensichtlich treibt der Täter von damals immer noch sein Unwesen in Prairie Creek.

Nach dem Prolog bekommen jeweils Shiloh, Ruth und Kat ihren Teil der Geschichte. Zunächst wird über deren Leben erzählt, dass sie sich seit dem Vorfall am See aufgebaut haben, bis dann aus der jeweiligen Perspektive das Geschehen erzählt wird. Keine der drei Frauen hatte es leicht in ihrem Leben, keine der Frauen wuchs in einer intakten, fürsorglichen Familie auf. Als diese drei Frauen nach 15 Jahren wieder aufeinander treffen, begegnen sie zufälligerweise nebenbei dem richtigen Mann, der sie jeweils beschützt und zu dem sie sich hingezogen fühlen. An Sexszenen wurde nicht gespart. Das ganze Liebesgedöns war mir für einen Thriller doch etwas zu viel. Zwar mag ich es auch bei spannenden Büchern, wenn man etwas aus dem Privatleben der Protagonisten erfährt, doch hier hatte ich das Gefühl, dass der Thriller selbst mehrmals in den Hintergrund rückte. Zudem wirkten die Männer in diesem Buch auf mich eher stereotyp und austauschbar. Die Sprache war sehr einfach gehalten und mir für dieses Genre gelegentlich zu derb und unpassend.
Allerdings ging es wirklich spannend und rasant los. Diese Spannung hielt lange an, doch zum Ende hin zog sich die Story eher in die Länge. Zu viele oberflächliche Nebencharaktere tauchten auf und überhaupt wirkte die Männerwelt in Prairie Creek eher grob und hinterwäldlerisch.
Doch trotz der Kritikpunkte konnte mich das Buch über die Hälfte fesseln. Bis fast zum Schluss hatte ich keine Ahnung, wer der Täter sein könnte. Dann jedoch spielte sich das Geschehen zu schnell und für meinen Geschmack zu überzogen ab. Alles in allem konnte mich der Thriller dennoch gut unterhalten.

Bewertung vom 08.12.2019
Draußen
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Draußen


sehr gut

Die beiden Teenager Cayenne und Joshua leben mit ihrem Ziehvater Stephan draußen in der brandenburgischen Wildnis. Immer auf der Flucht, bereitet Stephan die beiden auf den Ernstfall vor. Sie lernen von ihm, wie man schießt, richtig kämpft und überlebt. Doch die Gefahr ist zu Beginn noch unsichtbar. Gerade Cayenne stellt ihre Lebensweise immer mehr in Frage. Sie sehnt sich nach einem völlig normalen Teenagerleben. Doch Stephan weicht ihren Fragen aus. Nebenbei verdient er sich etwas Geld mit Survivalkursen dazu. Eines Tages jedoch wird Cayenne angegriffen und verletzt. Ist nun der Ernstfall eingetreten, auf den Stephan seine Ziehkinder vorbereitet hat?

Das Buch ist wirklich sehr spannend geschrieben, der Stil flüssig und bildhaft, so dass es leicht fällt, am Ball zu bleiben. Das Leben im Wald konnte ich förmlich vor mir sehen, die Gerüche einatmen und die typischen Waldgeräusche klangen in meinen Ohren. Zudem enden die kurzen Kapitel mit Cliffhängern. Ständig hat mich die Frage beschäftigt, weshalb die kleine Gruppe nicht in Zivilisation lebt und vor wem sie sich eigentlich verstecken müssen. Und was ist mit den Eltern der Kinder? Diese Fragen machten die Story fesselnd und ließen mich am Ball bleiben.
Hinzu kommen kursive Einschübe, hierbei handelt es sich um die Tagebucheinträge des Fremdenlegionärs Étienne Lefevre.
Und dann gibt es noch den Erzählstrang um den Lobbyisten der Energiekonzerne Jürgen Wagner und seinen vietnamischen Handlanger Chu.
Zunächst hat man als Leser/In keine Ahnung, wie diese Stränge zusammenhängen. Erst zum Schluss führen die Fäden zusammen.
Die Kluftinger Krimis kenne ich bisher nicht, doch dieser Thriller war rasant und hat mich wirklich gut unterhalten. Einzig die politischen Debatten, internen Ränke- und Machtspiele haben mich etwas gelangweilt, damit konnte ich zunächst gar nichts anfangen und letztendlich wäre die Story auch ohne dem ausgekommen. Thematisch wurde hier einiges von dem Autorenduo geboten. Das Überleben im Wald, die sogenannte Prepper Szene, der große Blackout, die Machenschaften der Fremdenlegion.
Zum Ende hin kam es dann actionreich zum großen Showdown. Letztendlich konnten alle Fragen geklärt werden. Allerdings hätte ich zu gerne noch mehr über Cayenne erfahren.

Bewertung vom 24.11.2019
Das Geheimnis von Shadowbrook
Fletcher, Susan

Das Geheimnis von Shadowbrook


gut

Das Buch ist optisch wunderschön gestaltet und ein absoluter Hingucker im Bücherregal, was ich vom Inhalt jedoch leider nicht behaupten kann. Erwartet hatte ich eine gruselige, mysteriöse Story, die mich mit Spannung und entsprechend geisterhafter Atmosphäre in den Bann zieht. Dies war leider gar nicht der Fall. Dabei ging es es zu Beginn vielversprechend los. Doch das Geschehen plätscherte immer weiter vor sich hin, Clara beteiligte sich kaum an den Ermittlungen. Von der Wissenschaft überzeugt, änderte sie mir für meine. Geschmack viel zu schnell ihre Ansichten und ließ sich auch kaum anderweitig überzeugen. Die Aufklärung erfährt man als LeserIn durch die Aussage eines Nebencharakters. Überhaupt hat mir die Auflösung gar nicht zugesagt und die Hintergründe waren mir doch zu sehr an den Haaren herbeigezogen.
Obwohl ich schon neugierig war, was sich hinter den mysteriösen Vorgängen verbirgt, mochte Spannung nicht so recht aufkommen, da sich die Autorin immer wieder ausschweifend in Nebensächlichkeiten verlor. Immer wenn ich das Gefühl hatte, jetzt kommt endlich Fahrt auf, schweifte die Autorin wieder viel zu blumig, aufwendig und langwierig ab, so dass ich manches Mal zum weiterlesen zwingen musste
Einzig die Protagonistin selbst war für mich ein kleines Highlight. Für die damalige Zeit doch recht ungewöhnlich, gab sie sich forsch, direkt und blieb sich selbst treu, unabhängig davon, was die Dorfbewohner von ihrer unverblümten Art halten mögen.
Behandelt werden hier viele Themen wie Krankheit, Familienzugehörigkeit, Verstoß gegen die Konventionen. Vor allem aber der Glaube und die Seele im Kontrast zur Wissenschaft spielen die tragende Rolle. Leider konnte mich keines davon in diesem Zusammenhang komplett überzeugen.
Alles in allem empfand ich persönlich die Story als durchschnittlich, es fehlte mir an Spannung und der erwartete Gruselfaktor, den Titel und Klappentext versprachen, blieben dabei vollkommen auf der Strecke.